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100kmh sind zuviel, 100 Fahrräder zuwenig

Created at 14. Apr. 2025

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by Solidarwerkstatt

Am Tag des Marathons ist die Linzer Innenstadt vom Autoverkehr befreit. Die „Initiative Verkehrswende jetzt!“ lud deshalb zum RADELN AUF DER AUTOBAHN ein, das von Dutzenden RadlerInnen zu einem nicht alltäglichen Radfahrerlebens auf der autoleeren Stadtautobahn genutzt wurde.
 

Motto des diesjährigen „Radeln auf der Autobahn“ war: „100 km/h sind zu viel, 100 Radeln sind zu wenig“ – eine Anspielung auf die Forderung des Linzer FP-Stadtrat Raml, das Tempolimit auf der Stadtautobahn von 80 auf 100 km/h in den Nachtstunden zu erhöhen. Das würde 1 ½ Minuten Zeitersparnis auf den 10 Kilometer Stadtautobahn bringen. Dafür würden für dieselbe Strecke der Spritverbrauch – und damit die klimaschädlichen Treibhausemissionen – um 10 Prozent, die gesundheitsschädlichen Stickoxide um bis zu 30 Prozent steigen und die gefühlte Lärmbelästigung um fast das Doppelte anwachsen, auch das Unfallrisiko wäre unvergleichlich höher. Stadtrat Ramls Vorstoß sollte daher unter der Rubrik der ganz, ganz dumme Ideen abgelegt werden.

Wichtiger wäre es, das Hauptradrouten-Konzept endlich ambitioniert umzusetzen. Wenn der Bau der ca. 70 bis 80 Kilometer geplanter Hauptradrouten in und um Linz in demselben Schneckentempo wie derzeit fortgesetzt wird, braucht es 100 Jahre für die Realisierung.

Ein kleiner Fortschritt ist auf der Nibelungenbrücke gelungen. Immerhin zwei Autofahrspuren wurden für den Radfahrverkehr umgewidmet. Aber auch hier geht die Politik offensichtlich nach dem Motto „Zwei Schritt nach vorn, acht zurück“ vor: Denn für die zwei zusätzlichen Radfahrwege wurde zusätzlich acht (!) neue Autofahrstreifen über die Donau geschaffen: vier auf der neuen Donautalbrücke und vier als Bypass auf der Voestbrücke. Zusätzlich wurden die Autofahrstreifen auf der Eisenbahnbrücke verbreitert. Nun macht das Land sogar Druck, einen der beiden zusätzlichen Radfahrstreifen auf den Nibelungenbrücke wieder dem Autoverkehr zurückzugeben. Dieses Einknicken vor der Auto(industrie)lobby wäre ungemein kurzsichtig. Wenn alle, die schon jetzt dazu die Möglichkeit haben, auf den öffentlichen Verkehr oder das Rad umsteigen oder Fahrgemeinschaften bilden würden, wäre der Stau auf der Stelle verschwunden. Offensichtlich braucht es eine gewissen Leidensdruck, bis sich diese Erkenntnis durchsetzt.

Im Sinne eine nachhaltigen, ökologischen und sozialen Verkehr in Linz muss daher die Forderung sein:

  • Weitere Verkehrsberuhigung auf der Nibelungenbrücke mit der Perspektive zwischen Hauptplatz in Linz und Hauptstraße in Urfahr eine durchgehende Fußgängerzone zu errichten und die Nibelungenbrücke weitgehend nur mehr für Busse, Taxis, Einsatzfahrzeuge und Lieferverkehr zu nutzen.
  • Kein Bau der A26-Tunnelautobahn, da diese - nach Schätzungen der ASFINAG - 30.000 zusätzlichen KFZs täglich in die Innenstadt bringen würde. Ein Supergau!
  • Durchbindung der Mühlkreisbahn über die neue Eisenbahnbrücke zum Linzer Hauptbahnhof – über die Hafenbahn kann das rasch, günstig und klimafreundlich geschehen.
  • Der Autoverkehr auf der Eisenbahnbrücke hat nichts zu suchen – diese Brücke soll ausschließlich Öffis, RadfahrerInnen und FußgeherInnen zur Verfügung stehen.

Diese Forderungen sind alles andere als radikal. In Summe würde dem Autoverkehr keine einzige Fahrspur in Linz über die Donau weggenommen. Es wäre aber ein Anfang dafür, endlich den Anstieg des Autoverkehrs zu stoppen und die ökologische Mobilität zu fördern. Das ist sowohl für den Staatshaushalt und als auch für den Einzelnen billiger, das hilft unserer Gesundheit, schützt den Linzer Grüngürtel und ist in Zeiten der drohenden Klimakatastrophe dringend geboten. Es ist schlicht und einfach ein Gebot der Vernunft. Das durchzusetzen erfordert in unvernünftigen Zeiten besonders viel Engagement.

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