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misz SPUTNIK in der Performance „Horten“

Created at 3. Apr. 2024

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by dorf

ARISIERUNG UND RESTITUTION ,in Causa Heidi und Helmut Horten

In Ergänzung zur Ausstellung „Die Reise der Bilder“ – Beutekunst der NS -Diktatur inszeniert das Medienkunstkollektiv misz SPUTNIK in der Performance „Horten“ die Institution Heidi Horten als Ariseurs-Gattin, Großwildjägerin, Schmuck- und Kunsttrophäensammlerin.

„Helmut Horten arbeitete als Textilkaufmann im jüdischen Kaufhaus der Gebrüder Alsberg in Duisberg. Bei der Machtübernahme der Nationalsozialisten erwarb er 1936 das Kaufhaus zu einem Spottprei.
Dabei nutzte er die damaligen Rassengesetze der „Entjudung“ und „Arisierung“ aus, mit dem jüdische Geschäftsleute gezwungen wurden, ihre Geschäfte an Deutsche für weit unter Wert zu verkaufen. Ein Vorgehen, das vom Naziregime gedeckt und befördert wurde.

Nach der Übernahme entließ Horten alle jüdischen Mitarbeiter. In der NS-Parteizeitung ließ er vermelden, dass das „Kaufhaus seinen Hausherren gewechselt hat und in arischen Besitz über gegangen ist. Im Zuge der „Entjudung“ erwarb Horten weitere 6 Geschäfte und wurde von den Nazis zum Reichsverteiler für Textilien ernannt. Wer nicht spurte, dem drohte Horten mit der Einweisung ins KZ Mauthausen– dass jedenfalls könne man in den eidestattlichen Erklärungen der Eigentümer des niederländischen Modekonzerns Gebrüder Gerson nachlesen, so die Tochter eines ehemaligen Geron-Vorstandsmitglieds gegenüber dem österreichischen Magazin „Profil“. Dass er nach dem Krieg trotz Internierung wegen seiner braunen Vergangenheit sein Kaufhaus-Imperium Horten & Co wiederaufbauen konnte, lag vor allem daran, dass er vor Kriegsende große Lager vor den Alliierten in den August- Thyssen Werken versteckte. In diesen wurde während der NS-Zeit Zwangsarbeit im großen Stil betrieben.

Dass Horten auch nach Ende des Krieges keine Einsicht in seine Vergangenheit an den Tag legte, zeigt sich darin, dass einen Ex-Gauleiter-Adjutanten in führender Position in seine Firma holte. Horten beschäftigte auch Dr. Walter Mattner als Jagdaufseher seines Reviers im oberen Mürztal. SS-Obersturmbannführer Mattner war Kreisamtsleiter des Rassenpolitischen Amtes der NSDAP und SS-Arzt im KZ Mauthausen. Auch beim 50ig-jährigen Jubiläum der Horten-Kaufhäuser fälschte Horten noch 1986 die Firmengeschichte, in dem er die „Arisierungen“ seiner Warenhauskette in seiner Jubelchronik verschwieg. 

Wie andere Profiteure der NS-Zeit, die zu Reichtum auf Kosten der Juden gekommen sind, begann Horten sich als Förderer und Gönner zu engagieren. Nachdem er Heidi in einer Hotelbar am Wörthersee kennen gelernt hatte, heiratete er sie und verlegte seinen Wohnsitz ins Tessin. Horten verkaufte darauf seinen Konzern für 1,2 Milliarden Mark und nützte eine Gesetzeslücke aus, um das Geld steuerfrei in der Schweiz zu deponieren. 1971 gründete er die Helmut Horten Stiftung deren Vermögen er als Nazi-Profiteur und Steuerflüchtling anhäufte.

Neben seinem neu aufgebauten Image als Wohltäter, frönte das Ehepaar vor allem dem Luxus : Man entspannte sich bei Großwildjagden und sammelte eifrig Schmuck – und Kunstobjekte.

Heidi Horten, die Helmut 1966 geheiratet hatte, galt als absolut medienscheu und mied stets die Öffentlichkeit. Sehr wohl aber feilte sie an ihrem Image als Liebhaberin der schönen Künste. Sie erwarb alles, was der Markt hergab, darunter Bilder von Schiele, Klimt ,Warhol, Basquiat. Dazu kamen eine legendäre Handtaschenkollektion, reichlich Immobilien, sowie die knapp 100 Meter lange Luxusjacht „Carintia VII“. Kurzum, mit einem geschätzten Vermögen von – laut „Forbes“-3,1 Milliarden Dollar belegte Heidi 2019 Platz eins unter den reichsten Österreicherinnen.

2018 ließ sie unter dem Titel “WOW! The Heidi Horten Collection“ erstmals mehr als 150 der von ihr gesammelten Gemälde im Wiener Leopoldmuseum zeigen, woraufhin 2022, nur wenige Tage vor ihrem Tod, die Eröffnung eines eigenen Museums in der Wiener Innenstadt ihren Ruf als Kunsttrophäensammlerin festigte. 

Nachdem 2022 bei Christie´s Juwelen im Wert von 202 Millionen US-Dollar versteigert wurden, war die für November 2023 angesetzte Auktion abgeblasen worden, da die Versteigerung von jüdischen Organisationen als „Reinwaschung“ vom Arisierungs-Vorwurf kritisiert worden war.Auch die französisch -jüdische Dachorganisation Conseil Representatif des Institutions Juives de France (CRIF) führte Bedenkenan. „Dieser Verkauf ist in zweifacher Hinsicht unmoralisch“ , betonte ihr Präsident Yonathan Arfi.“Nicht nur, weil die Mittel, die den Kauf dieses Schmucks ermöglichten,zum Teil aus der von Nazi-Deutschland durchgeführten Arisierung jüdischen Eigentums stammen, sondern seine Veräußerung ebenfalls der Finanzierung einer Stiftung dient, deren Zweck es ist, den Namen eines ehemaligen Nazis für die Nachwelt zu schützen.

Erst 2022 sah sich die Horten-Stiftung genötigt, auf ihrer Web Seite doch noch die braune Vergangenheit ihres Stifters zu erwähnen. Die verstorbene Heidi Horten hatte Wissenschaftler beauftragt, die Rolle ihres Mannes während der NS-Zeit aufzuarbeiten gegen ein Honorar von 300.000 Euro, in der Hoffnung, dass er entlastet werden würde. Aber all die Vorwürfe vom Profiteur der „Entjudung- und Arier-Gesetze“ bis zum Eintritt in die NSDAP wurden bestätigt. Neu wurde zudem bekannt, dass Horten auch beim Rüstungskonzern Flugzeugwerke Johannisthal involviert war, und dass er und sein Geschäftspartner dort nach seinem Einstieg 1943 die Zwangsarbeit intensivierten.“

QUELLEN : 

„ETH erhielt Millionen von Nazi-Profiteur“ ,INFO Sperber , 29.2.2024

„Horten und die schmutzigen Diamanten“, JÜDISCHE ALLGEMEINE , 29.2.2024

Impressum : Hubert Sommerauer, Mauracherstr.4 /22, 5020 Salzburg,

Eigendruck : Hubert Sommerauer,Mauracherstr.4 7 22, 5020 Salzburg

 

 

 

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