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Mont Real

Created at 2. May. 2018

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by archiv001

Peter Putz; 1988/89, Montréal/CAN, 20. min., 16 mm, color, Realfilm und Animation. © Peter Putz, 2018
Concept, direction, artwork, animation, camera, sound editing, Austrian voice of Gumbo YaYa: Peter Putz; Collaboration, editing, painting: Barbara Putz-Plecko; Traduction, la voix francaise de Gumbo YaYa: Anne-Marie Smith. Music: Romeo Alavi Kia, Ingo Petry.
Dieser 20-minütige Kurzfilm wurde während eines 9-monatigen Aufenthaltes als artist in residence an der Concordia University in Montréal/CDN realisiert.
Mont Real ist eine satirische Betrachtung unserer westlichen Zivilisation, eine assoziativ montierte Kombination aus Real- und Animationsfilm, in der sich Bezüge zu Facetten nordamerikanischer Tradition und amerikanischen Alltagslebens mit klischeehaften Haltungsmustern europäischer und speziell österreichischer Provenienz verbinden. Verschiedene Spielarten unserer Allmachtsphantasien, unserer Verdrängungstendenzen und unserer Konsumorientiertheit werden dabei auf oft kontrapunktisch sich entwickelnden Bild- und Tonebenen ironisch thematisiert.
Der Protagonist Gumbo YaYa – eine Person, die für sich in Anspruch nehmen würde, einen „gesunden Menschenverstand“ zu besitzen – führt dreisprachig (englisch, französisch und deutsch) durch seine Welt, wobei diese Mehrsprachigkeit des Films einerseits in der Zweisprachigkeit seines Entstehungslandes begründet liegt, sich aber zudem bewußt im Widerspruch zu der in Österreich wie auch in vielen anderen Teilen der Welt so weit verbreiteten Einschätzung anderer Sprachen und Kulturen als in erster Linie bedrohliche Kräfte versteht.
Bild- und Tonebene setzen sich aus einer Vielzahl dem Alltagsleben entstammender „Fundstücke“ zusammen. So etwa verschneidet die Textvorlage des Erzählers Originalzitate verschiedener Politiker und Personen des öffentlichen Lebens mit Textfragmenten der so oft beschworenen „Volksmeinung“, oder verschränkt sich österreichische neue Musik mit indianischen Pow-Wow-Gesängen.
Die extrem rasch sich entwickelnden verschiedenen Schienen der Bildebene entsprechen der Hastigkeit und Flüchtigkeit der ständig auf uns einwirkenden Reiz- und Informationsflut, der Simultaneität unterschiedlicher Lebenswelten und Argumentationsebenen, rühren bewußt an Grenzen der Aufnahmefähigkeit und bestimmter Sehgewohnheiten. Erst ein Sich-Arrangieren mit dem „Versäumen“, die Aufgabe des Zwanges, alles sehen zu müssen, ein Akzeptieren des Beschränktseins im Aufnehmen-Können bei gleichzeitigem Wissen um die Ausschnitthaftigkeit des jeweils Wahrgenommenen, ermöglicht ein „Mehr-Erkennen“, in einer Haltung eines offenen, zwanglosen Schauens.

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