TREFF ICH DICH INS HERZ, Elisa Andessner

TREFF ICH DICH INS HERZ
aus dem Projekt FRAUEN*ZIMMERSCHIESSEN
Video, 2025
Konzept, Performance, künstlerische Umsetzung: Elisa Andessner
Regie, Schnitt: Alenka Maly
Kamera Roland: Freinschlag

Die performative Videoarbeit Treff ich dich ins Herz thematisiert Besitzansprüche in Liebesbeziehungen und die Gewalt romantischer Narrative.
Im Zentrum steht eine eigens gestaltete Schützenscheibe, auf die die Künstlerin eine Schusswaffe richtet und mehrere Schüsse abgibt. Der Schuss durchbricht die romantische Oberfläche – bildlich und symbolisch. Weitere Schüsse folgen, bis die Scheibe von mehreren Einschusslöchern durchzogen
ist. Elisa Andessners Entscheidung, in ihrer Performance auf ihr eigenes Porträt zu schießen, ist ein bewusster Akt, eingebettet in eine längerfristige Auseinandersetzung mit der Tradition der Schützenscheiben. Historisch waren diese häufig mit idealisierten Frauenbildern bemalt; als museale Objekte erscheinen sie heute ästhetisch aufgeladen und folkloristisch verklärt. Der ursprüngliche Gewaltakt – der Schuss – bleibt dabei unsicht- und unhörbar. Die dargestellten Frauen bleiben passive Zielscheiben, Sinnbilder einer patriarchalen Bildtradition. Andessner bricht dieses Verhältnis radikal auf: Indem sie selbst zur Zielscheibe wird und sich zugleich als aktive Schützin positioniert, kritisiert sie die passive Darstellung des weiblichen Körpers im historischen Kontext. Ihr Schuss zielt nicht auf ein fremdes Frauenbild, sondern auf ihr eigenes – als Akt der Identifikation und der Konfrontation. Diese Geste ist ambivalent: Einerseits solidarisiert sie sich mit den abgebildeten Frauen vergangener Zeiten, deren Antlitz durchlöchert wurde – im Sinne eines visuellen „Ich bin auch diese Frau“. Andererseits übernimmt sie
Handlungsmacht, sprengt die Rolle der bloßen Zielscheibe und zeigt, wie traditionelle Bilder durch performative Interventionen hinterfragt und
überschrieben werden können.