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Kreative Regeln - oder kann sich Bürokratie "lockern"?

Created at 6. Mar. 2021

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by Terrazza Corona

Jetzt wird also gelockert.

Bürokratien sind Trivialisierungsanstalten. Sie stellen Ordnung her - durch Etablierung von Regeln und Prozeduren. Auf Chaos reagieren Bürokratien deswegen mit Ordnung. Und auf Ordnung reagieren sie mit noch mehr Ordnung. Weil, dafür sind sie da, das ist ihre Aufgabe. - Im Konflikt zwischen Chaos und Ordnung stehen Bürokratien damit ambivalenzfrei auf der Seite der Ordnung. - Im Konflikt zwischen Stabilisierung und Flexibilisierung stehen sie ambivalenzfrei auf der Seite der Stabilität und Generalisierung. - Im Konflikt zwischen Risiko und Sicherheit stehen sie ambivalenzfrei auf der Seite der Sicherheit. Kreative Lösungen sind (meistens) Regelverletzungen. Von Bürokratien riskante und kreative Lösungen oder Flexibilität zu verlangen, entspricht damit der Aufforderung an die Bürokratien, sie sollten ihren Dienst verweigern. Da könnte jetzt die Politik die Lücke schließen. Dort ist es allerdings so, dass im Konflikt zwischen der Richtigkeit einer Entscheidung einerseits (weil wissenschaftlich begründet, ökonomisch notwendig, moralisch geboten) und der Mehrheitsfähigkeit einer Entscheidung andererseits, am Ende die Mehrheitsfähigkeit den bedeutenderen Einfluss erhält. Im Oszillieren zwischen diesen beiden Seiten entstehen schräge Kompromisse. Was man der Politik nicht zum Vorwurf machen kann, weil so funktioniert sie – zumindest dort, wo gewählt wird. Flexible Organisation zeichnet sich durch ein konstruktives Verhandeln in diesen Konflikten aus, ohne kompromisslerisch die Seiten der Ambivalenzen zu nivellieren. So können einerseits kreative und flexible Lösungen entstehen, damit zum Beispiel möglich wird, Dinge einfach mal auszuprobieren. Gleichzeitig ist aber sichergestellt, dass ordentlich gearbeitet wird. In konkreten Organisationen funktioniert das in der Regel immer dann gut, wenn einerseits Menschen (miteinander) Verantwortung übernehmen, über Zuständigkeitsgrenzen hinweg. In diesem Blick über den Tellerrand, treffen sie riskante, mutige, vielleicht sogar mutwillige Entscheidungen, bei gleichzeitiger Vergewisserung, dass Prozesse auch dann prima funktionieren, wenn das Vertrauen in diese menschliche Verantwortungsübernahme gerade mal auf Urlaub ist. Wie so etwas dann heißt; agil, dynamisch, flexibel, resilient oder systemisch ist komplett wurscht. Hauptsache, es heißt nicht „Lockerung“.

https://youtu.be/lmk3HUunn2A

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