Die Volkshochschule Linz und SOS-Menschenrechte widmeten den jüngsten Salon für Menschenrechte einer Frage, die drängender nicht sein könnte: Wie eng hängen Klimakrise und Menschenrechte zusammen? Hauptredner war der Jurist und Menschenrechtsberater Walter Sundinger, moderiert wurde der Abend von Walter Ötsch.

Sundinger macht klar, dass die Klimakrise nicht nur ein ökologisches, sondern immer stärker auch ein menschenrechtliches Problem ist. Sie bedroht Leben, Gesundheit, Wohnen und Privatleben – und trifft besonders jene, die ohnehin verletzlich sind, etwa Menschen im globalen Süden. Daraus leitet er eine klare Verantwortung der Staaten ab. Regierungen seien nicht nur verpflichtet, selbst keine Menschenrechte zu verletzen, sondern müssten aktiv Maßnahmen zum Schutz ergreifen. Eine konsequente Klimapolitik sei daher nicht nur politische Entscheidung, sondern menschenrechtliche Pflicht.

Dass Gerichte dabei eine wachsende Rolle spielen, zeigen Beispiele aus verschiedenen Ländern. Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte gab den sogenannten Klimasenior*innen aus der Schweiz recht und stellte fest, dass der Staat seine Bürger*innen nicht ausreichend vor den Folgen der Klimakrise schützt. In den Niederlanden führte ein Urteil zur Schließung von Kohlekraftwerken, und auch Großkonzerne wie Shell wurden erfolgreich verklagt. Für Sundinger sind solche Präzedenzfälle ein Signal, dass Zivilgesellschaft und NGOs rechtlich immer mehr Handlungsspielräume nutzen können.

Er spricht auch über die Idee, Rechte nicht nur Menschen, sondern auch der Natur zuzusprechen. In Ecuador und Neuseeland genießen Flüsse und Ökosysteme bereits eigenen Rechtsschutz. Diese Perspektive, so Sundinger, müsse auch in Europa stärker berücksichtigt werden. Klimaschutz brauche allerdings nicht allein technische Lösungen, sondern auch einen kulturellen Wandel. Notwendig sei ein Freiheitsverständnis, das Verantwortung und Solidarität einschließt.

Warum dennoch so viel Untätigkeit herrscht, erklärt Sundinger mit der „zeitlichen Distanz“ zur Bedrohung. Viele Menschen spüren die unmittelbaren Folgen noch nicht und reagieren ablehnend, wenn sie sich durch moralisierende Sprache belehrt fühlen. Deshalb sei respektvolle Kommunikation entscheidend, gerade auch gegenüber Arbeiter*innenmilieus, die sich von der Klimadebatte oft ausgeschlossen fühlen.

Ein weiterer Punkt ist die globale Gerechtigkeit. Klimaschutz dürfe nicht auf Kosten ärmerer Länder gehen. Sundinger verweist auf Vorschläge wie progressive Besteuerung multinationaler Konzerne oder ein globales Grundeinkommen, die für mehr Fairness sorgen könnten.

Am Ende zieht er ein klares Fazit: Die Klimakrise zwingt Gesellschaften zu tiefgreifenden Veränderungen, und die Menschenrechte bilden dabei den Schutzrahmen – sowohl für die Schwächsten als auch für die demokratische Zukunft insgesamt. Er ruft zu einer „Revolution der Denkungsart“ auf: weg von einem Verständnis der Welt als bloßer Umwelt, hin zu einer Mitwelt, in der die Rechte von Menschen und Natur gemeinsam gedacht werden.

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Verfasst von Nuria Tomaschek am 18.09.2025