[ Educ@tion ] von 0-99 Bildung entfalten & gestalten

Marie-Edwige Hartig vom Verein JAAPO wirft gemeinsam mit Journalist, Medienmacher und Bildungsaktivist Simon Inou einen Blick auf das österreichische Bildungssystem mit dem Fokus auf Vorurteilsbewusstsein und Rassismuskritik.

Lesedauer: 1:30 Min.

Fakt ist, dass nach wie vor Stereotype und Klischees seitens Menschen anderer Ethnie ausgehend von veralteten Unterrichtsmaterial verbreitet werden. Simon Inou begründetet dies mit einer sog. „strukturellen Diskriminierung“. Diese hat in Österreich ihren Ursprung durch Vorurteile innerhalb der europäischen Geschichte, die ohne zu hinterfragen, Jahrhunderte lang immer wieder übernommen und weitergegeben wurden. Derartige Klischees sind bekannt und als Klischees deklariert, gegen die seit mehr als 15 Jahren aktiv versucht wird anzukämpfen. Dennoch wird seitens vom Staat nichts unternommen, diese zu beseitigen oder die österreichische Kultur, in der sehr wohl auch Migrant*innen leben, adaptiert, sodass diese ebenso in Schulbüchern repräsentiert werden. Dunkelhäutige Schüler*innen werden als „die Afrika-Expert*innen“ abgestempelt. Hinsichtlich der Bildung über Afrika wird der Fokus auf die schöne Natur des Landes gelegt, die Errungenschaften von Afrikaner*innen aber zur Gänze weggelassen. Und Wörter schaffen eben einmal Taten.

Seit mind. 30 Jahren gibt es Initiativen die dagegen vorgehen. Die Black Lives Matter- Bewegung 2020 hat dies nochmal vorangetrieben. „Diversity Conent“ innerhalb des Curriculums für Lehrpersonal oder Initiativen, wie „Advancing Equality within the Austrian School System“, ein Verein der sich intensiv damit beschäftigt, wie Afrika in Schulbüchern repräsentiert wird, sind schon seit Jahren fixer Bestandteil.  Ebenso gibt es engagierte Pädagog*innen, die sich eigens über das Thema weiterbilden möchten, weil sie merken, dass es auf Schüler*innen, so wie auf Lehrer*innen Seite ein großes Afrika-Defizit gibt– so Inou. Dafür gibt es auch viele Angebote. Es ist nachvollziehbar, dass Schüler*innen sich nicht unbedingt freiwillig die Kolonialgeschichte Afrikas in ihrer Freizeit durchlesen. Auf der anderen Seite, zeigen sich diese aufgeschlossen und interessiert, wenn derartige Themen auf Social Media behandelt werden. Trotz aller Macht der Schulbücher, darf man deshalb nicht darauf vergessen, Social Media auf diese Art und Weise zusätzlich nutzen zu können.

In diesem Kontext nehmen die Verlage von Schulbüchern die Rolle des Exekutors ein. Demnach sollte eher das Bildungsministerium und diesem Fall der Staat zur Rechenschaft gezogen werden, warum eine noch immer manisch-depressive Haltung gegenüber Menschen afrikanischer Herkunft existiert und dies gravierende Auswirkungen auf Schüler*innen und ihrem späteren Leben hat. Wales, ein Positivbeispiel welches genannt wird, hat innerhalb eines Jahres ein funktionierendes, anti-diskriminierendes Curriculum einführen können, womit Inou in Österreich erst in 20 bis 30 Jahren damit rechnet. Grund dafür könnte eine gewisse Angst vor Rassismus und Diskriminierung innerhalb der Institutionen sein, die politische Einstellung der Machthabenden, sowie den finanziellen Fokus auf andere Dinge, wie eine diskriminierungsfreie Bildung. „ Das heißt, die Arbeit ruht hier auf den Schultern der Zivilgesellschaft. Ab dem Zeitpunkt, wo der Staat aufgehört hat, uns zu verstehen, sollten wir es selber machen“, meint Simon Inou.

Hier geht's zum vollständigen Beitrag!

Autorin: Marie-Therese Jahn
Verfasst am: 22.05.2023