Feminismus, Kunst und Diskurs What the Fem*? & female*upgrade Am 11. Mai 2023 startete die neue feministische Veranstaltungsreihe „female*upgrade“, die von der Künstler*innenvereinigung MAERZ ins Leben gerufen wurde, mit einem Diskursabend zum Thema feministische Kunst. Das „female*upgrade“ findet in Kooperation mit dem Nordico Stadtmuseum statt und so begann die Veranstaltung mit einer Führung durch die Ausstellung „What the Fem*?“. Lesedauer: 1 min. Abena Twumasi vom Frauenbüro Linz moderierte das Gespräch der Gäste. Anwesend waren: Gabriele Schor (Gründungsdirektorin der SAMMLUNG VERBUND), Karin Schneider (Leitung Kunstvermittlung Museen der Stadt Linz), Monika Pichler (Künstlerin/MAERZ & A.Univ. Prof./Kunstuni Linz) und Elisa Andessner (Künstlerin/MAERZ). Zunächst ging es um die Definition von Feminismus und feministischer Kunst – eine nahezu unmögliche Aufgabe, doch betonen lässt sich, dass es nicht DEN Feminismus gibt, sondern verschiedene Feminismen, die je unterschiedliche Schwerpunkte setzen. Und so lässt sich auch feministische Kunst keineswegs klar festlegen; Karin Schneider zumindest sieht in der Kunst das Potenzial, Diskurse anzuregen und Kommunikation zu ermöglichen. Außerdem wurde viel über die Geschichte der feministischen Kunst reflektiert, insbesondere die feministische Avantgarde der 70er, welche laut Gabriele Schor noch heute nicht vollständig gewürdigt wird. Sie als Gründungsdirektorin der SAMMLUNG VERBUND habe öfter die Erfahrung gemacht, dass viele Künstlerinnen ihre feministischen Werke von damals schon fast vergessen haben und sehr überrascht waren, als Schor darum bat, diese zu kaufen und auszustellen. Künstlerin Elisa Andessner brachte außerdem ihre Perspektive als Stimm-und Sprechtrainerin ein: Frauen hätten öfter ein Problem damit, in öffentlichen Settings ihre Stimme zu erheben und auf sich aufmerksam zu machen. Sie rief dazu auf, mit Mitteln wie feministischer Kunst „die Öffentlichkeit zu erobern“ und keine Angst zu haben, dabei jemandem etwas wegzunehmen. Doch die Künstlerinnen setzten sich auch mit ihren eigenen, vergleichsweise privilegierten Positionen als weiße Frauen in der Kulturbranche auseinander und nahmen sich vor, auch die MAERZ diverser und intersektionaler zu gestalten, um das Museum selbst zu einem Ort des Austauschs und der Inspiration zu machen. Dann wurde die Runde geöffnet für Fragen aus dem Publikum: dabei entstand ein dermaßen lebhafter Austausch, dass es unmöglich ist, diesen vollständig inhaltlich zusammenzufassen. Es ging unter anderem um weibliche Solidarität und die Macht von feministischen Netzwerken beim Aufbrechen von Männerdomänen, die Zugänge verschiedener Generationen zum Thema Feminismus, die Prozesshaftigkeit von gesellschaftlicher Entwicklung sowie die Perspektiven von Frauen, die gern Künstlerinnen und Mütter zugleich wären. Abgerundet wurde das Gespräch mit der Frage nach den Wünschen der Teilnehmerinnen für die Zukunft: Neben den ganz großen Zielen wie Weltfrieden und dem Ende der globalen Unterdrückung von Frauen gab es auch direkte Vorschläge. Mehr Diskursabende, viele weitere Treffen und ein gutes, solidarisches Miteinander zum Beispiel. Und Moderatorin Twumasi? Sie wünschte sich, dass alle FLINTA-Personen in Linz mit ihren Anliegen zum Frauenbüro kommen. Hier geht's zum vollständigen Gespräch. Verfasst von Vivian Grabowski am 10.06.2023