Integration braucht Klarheit - Ahmad Mansour bei der Integrationskonferenz 2025 „Demokratie lebt nicht von Harmonie, sondern vom Streit – aber mit Respekt.“ So beginnt Ahmad Mansour seinen Vortrag bei der Integrationskonferenz des Landes Oberösterreich 2025. Für den israelisch-deutschen Autor und Psychologen arabisch-palästinensischer Herkunft ist das Thema Respekt der Kern jeder demokratischen Gesellschaft. Doch genau diese Fähigkeit, andere Meinungen auszuhalten, gehe verloren, behauptet er. Ein Grund dafür sind die Sozialen Medien. Sie leben von Zuspitzung, Polarisierung und schnellen Urteilen. Daher warnt Mansour: „Wir sehen eine Gesellschaft, die weniger zuhört, weniger Geduld hat und weniger Empathie zeigt.“ Das betreffe nicht nur politische Debatten, sondern auch den Umgang mit Migration und Integration. Hier sieht Mansour ein zentrales Problem, nämlich dass es an einer klaren Definition fehle. Unsere genauen Erwartungen seien zu unklar. Für Viele laute die Formel, die Sprache zu lernen, einen Job zu finden und nicht straffällig werden. Mansour sagt: „Das ist ein Anfang, aber Integration ist mehr.“ Sie bedeutet emotionale Zugehörigkeit und das Verständnis, dass die Grundwerte dieser Gesellschaft kein Risiko, sondern eine Chance sind. Er benennt dabei vier große Herausforderungen. Erstens die patriarchalen Strukturen – Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau ist nicht verhandelbar. Gewalt in der Erziehung oder Zwangsheirat haben keinen Platz. Zweitens die Religionsfreiheit. Sie gilt für alle – aber sie endet dort, wo Druck auf andere beginnt. Gebetsräume oder Fasten sind in Ordnung, solange niemand gezwungen wird. Drittens die Meinungsfreiheit: Wer „hier“ lebt, muss lernen, andere Ansichten zu ertragen. „Demokratie misst sich nicht daran, dass ich meine Meinung sagen kann, sondern dass die anderen ihre sagen dürfen“, so Ahmad Mansour. Schließlich viertens: Antisemitismus – ein klarer Punkt für ihn ist, wer Israel das Existenzrecht abspricht oder antisemitische Vorurteile hat, ist nicht integriert. Viele Schulen und Lehrkräfte seien mit dem Thema der Integration überfordert. Häufig werde geschwiegen, vor allem aus Unsicherheit. „Aber Schweigen löst nichts“, sagt Mansour. Stattdessen brauche es offene Worte, klare Erwartungen und Unterstützung. Einen Schlüssel sieht er in der Begegnung miteinander, denn Integration findet vor Ort statt. In Schulen, Vereinen und Nachbarschaften. Mansour verweist auf das dänische Modell, bei dem keine Klasse oder kein Bezirk mehr als 40 Prozent Kinder mit gleichem Migrationshintergrund haben soll. Das fördere Austausch und verhindere Parallelgesellschaften. Sein Appell lautet abschließend, Migration „vom Ende her denken“. Es gehe nicht um Zahlen, sondern um Menschen. Wer hierherkommt, dürfe nicht allein gelassen werden, denn Integration braucht Begleitung und Ressourcen. Zugleich fordert Mansour klare Regeln: „Willkommen, ja – aber mit Erwartungen. Kein Platz für Zwang, Antisemitismus oder Homophobie.“ Seinen Vortrag endet er mit dem Fazit: „Integration gelingt nur in einer Gesellschaft, die selbstbewusst auftritt, Orientierung gibt und bereit ist, unbequeme Wahrheiten auszusprechen.“ Hier gehts zum vollständigen Beitrag! Verfasst von Nuria Tomaschek am 04.08.2025