Julian Hessenthaler: Ibiza und die Folgen für die Demokratie Anlässlich der Erscheinung seines neuen Buches „Nach Ibiza: Der lange Schatten eines Skandalvideos – Warum unsere Demokratie in Gefahr ist“, war Julian Hessenthaler zu Gespräch bei DORFTV. Es wurde dabei über die Hinter- und Bewegründe des Skandalvideos gesprochen, sowie über dessen Folgen für Österreich. Im Sommer 2017 wollte Hessenthaler eigentlich nur einem befreundeten Anwalt einen Gefallen erweisen und wurde letzten Endes doch so involviert, dass ihm heute die Aufdeckung des Skandals anzurechnen ist. Mit dessen Ergebnis ist er jedoch nicht so zufrieden, denn sein Ziel war es, strafrechtliches Material zu produzieren, was jedoch misslungen ist. Er kritisiert, dass die ganze Sache nicht weiter verfolgt wurde und behauptet außerdem, es gäbe viel relevantere Materialien als die Ausschnitte des Videos, die letzten Endes der Öffentlichkeit präsentiert wurden. Das Skandalvideo zeigt aus Sicht Julian Hessenthalers zum einen österreichische Politiker, die möglichweise korrupt sind und zum anderen österreichische Politiker, die möglicherweise bereitwillig russisches Schwarzgeld akzeptieren würden. Er behauptet, dass mit dem Ibiza-Skandal womöglich eine russische Einflussnahme durch die Nachrichtendienste verhindert wurde. Hessenthaler kritisiert weiters, dass dieses Thema jedoch wenig Fragen in Österreich aufgeworfen hätte und liefert Erklärungen, wieso es scheint, als ob das Land nichts gelernt habe in den sechs Jahren seit der Veröffentlichung des Videos. Einerseits wirft er der Politik vor, sich mit Korruption viel zu wenig auseinanderzusetzen, und andererseits meint er, dass die Bevölkerung mit den sich anhäufenden politischen Skandalen schon so überlastet wurde, dass Korruption bereits einen gewissen Grad an Normalität, beziehungsweise Gleichgültigkeit erreicht habe. Auch habe ihn die Art überrascht, mit der H.C. Strache im Ibiza-Video gewisse Dinge einfach verbalisiert hat. Es kam ihm vor, als würde der ehemalige Politiker nicht damit rechnen, Konsequenzen erfahren zu können, und Hessenthaler geht damit auf das Thema der Strafrechtlichkeit ein. Er spricht davon, dass nur allzu oft die Grenzen des Strafrechts in Österreich ausgetestet werden, erst das Gefängnis würde als wirkliche Abschreckung gelten. Zudem kritisiert er die mangelnden Konsequenzen für Politiker*innen, die strafrechtlich verfolgt werden. Außerdem wird im Gespräch über Hessenthalers Idee gesprochen, eine seriöse Anlaufstelle für Whistleblower zu bieten. Diese würden einen wichtigen Beitrag zur Demokratie leisten, da sie das Einzige seien, „was Sand ins Getriebe bringt in solchen sich verfestigten Systemen“.