Die neu errichtete Westringbrücke ist zwar ein technisch beeindruckendes Bauwerk, bietet für die Bevölkerung aber nur begrenzten praktischen Nutzen. Zwar wird der Verkehrsstau von der Rudolfstraße und der Nibelungenbrücke auf die Südseite der Donau verlagert, was lokal für diese Bereiche eine gewisse Erleichterung bringt. Doch für Linz insgesamt bedeutet dies eine erhebliche Mehrbelastung. Der Verkehrsstau wird nicht beseitigt, sondern in die südlichen Stadtgebiete und die Innenstadt verschoben. Hinzu kommt eine immense finanzielle Belastung: Die Brücke kostete bereits rund 300 Millionen Euro, und sie war nur der erste Bauabschnitt. Der geplante zweite Abschnitt, eine Tunnelautobahn zum Bahnhof, wird mit weiteren 900 Millionen bis zu einer Milliarde Euro veranschlagt. Dennoch bleibt das Grundproblem bestehen: Der Stau wird lediglich verlagert, nicht gelöst.

Berechnungen der ASFINAG bestätigen, dass die Linzer Innenstadt durch diese Verlagerung um über 80% stärker belastet wird, in manchen Bereichen sogar um mehr als 100%. Nur etwa 6–7% der Innenstadt, etwa die Rudolfstraße oder die Nibelungenbrücke, erfahren eine geringfügige Entlastung.

Umweltpolitisch bringt die Westringbrücke ebenfalls keine Vorteile. Der Autoverkehr bleibt bestehen, und die für den Bau verwendeten Gelder fehlen im öffentlichen Verkehr. Dabei zeigen aktuelle Erhebungen der Landesregierung, dass der Autoverkehr um 16% zurückgegangen ist, während die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel um 20% gestiegen ist. Dennoch wurden kaum Investitionen in den Ausbau des öffentlichen Verkehrs getätigt.

Besonders unverständlich ist die Blockade der seit Jahrzehnten versprochenen Einbindung der Mühlkreisbahn über die Hafenbahn in den Linzer Hauptbahnhof. Stattdessen werden lieber Hunderte Millionen Euro in Projekte wie den Westring-Tunnel oder eine umstrittene Stadtbahn unter der Erde investiert – Maßnahmen, die primär dazu dienen, den Autoverkehr oberirdisch aufrechtzuerhalten. Diese Prioritäten sind aus umwelt- und verkehrspolitischer Sicht schwer nachvollziehbar, insbesondere da der tatsächliche Nutzen für Pendlerinnen und Pendler minimal bleibt.

Die aktuellen Planungen und Investitionen zeigen deutlich, dass der Fokus stärker auf Prestigeprojekten als auf nachhaltigen Lösungen liegt – ein Ansatz, der Linz langfristig mehr schadet als nützt.

Kommentar von Rudolf Schober