Barbara Zinhobler ist Juristin bei der Kinder- und Jugendanwaltschaft Oberösterreich (KIJA). Ihre Arbeit besteht darin, die Rechte und Interessen von Kindern und Jugendlichen zu vertreten sowie sie zu beraten und zu informieren. Grundlage dieser Arbeit sind stets die Kinderrechte, die auch beim Thema unbegleitete minderjährige Flüchtlinge (UmF) den Maßstab bilden. Gemäß Artikel 1 des Bundesverfassungsgesetzes über die Rechte von Kindern (BVG Kinderrechte) steht dabei das Wohl des Kindes an erster Stelle.

Die UN-Kinderrechtskonvention schützt Kinder vor Diskriminierung und verpflichtet die Vertragsstaaten, dafür zu sorgen, dass Flüchtlingskinder angemessenen Schutz erhalten. Um dies sicherzustellen, fordert die KIJA, dass die Obsorge für UmF unmittelbar auf die Kinder- und Jugendhilfe übergeht, sobald diese ohne Begleitung in Österreich ankommen. Eine gesetzliche Regelung, die dies verbindlich regelt, müsse rasch abgeschlossen werden, um den betroffenen Jugendlichen altersgerechte Betreuung in einer geeigneten Wohnform zu ermöglichen.

Eine monatelange Unterbringung in Einrichtungen ohne Betreuung, Schulbesuch oder Tagesstruktur beeinträchtigt die Entwicklung der Jugendlichen und stehe ihrer Integration im Weg. Stattdessen benötigen sie einen sicheren und diskriminierungsfreien Alltag, der ihnen hilft, traumatische Erlebnisse zu verarbeiten, so Zinhobler. Auch in Österreich seien viele UmF in einer schwierigen Situation. Sie befinden sich allein in einem fremden Land, oftmals in Sorge um ihre Familien. Einige wissen nicht, ob es ihren Angehörigen gut geht. Hinzu komme die belastend lange Dauer der Asylverfahren, die sich negativ auf die psychische Gesundheit auswirke, sowie die niedrigen Tagsätze, die soziale Teilhabe und Mobilität erschweren, erklärt Zinhobler. 

Daher sei es entscheidend, den Jugendlichen positive Perspektiven zu eröffnen. Ein schneller Zugang zu Deutschkursen sei dabei ein wichtiger Schritt. Die KIJA begrüßt daher die geplante Ausweitung von Deutschkursen im Jahr 2025, ergänzt um Inhalte zu Werten und Respekt, um den Jugendlichen die Integration in die Gesellschaft zu erleichtern. Entscheidungen, die UmF betreffen, müssen stets das Wohl des Kindes berücksichtigen, fordert Zinhobler. Nur so könne gewährleistet werden, dass diese Kinder und Jugendlichen in einer sicheren Umgebung leben, angemessen unterstützt werden und Perspektiven für eine bessere Zukunft erhalten. Bildung, gesellschaftliche Teilhabe und ein unterstützendes Umfeld sind essenziell, damit sie ihr Leben sinnvoll und selbstbestimmt gestalten können.