Ich benutze täglich Instagram, Google und WhatsApp. Das habe ich zumindest gedacht, bis mir bewusst wurde, dass ich von diesen Plattformen benutzt werde. Warum ein Boykott nicht die Lösung ist und was wir stattdessen tun können, dazu gleich mehr, aber beginnen wir von vorne.

Mehr Freiheit, Austausch und Transparenz! Das war das Versprechen der Tech-Revolution in den frühen 70er Jahren. Ein neuer Ort wurde geschaffen, an dem über den gesamten Globus vernetzt Informationen ausgetauscht werden können: das Internet. Binnen weniger Jahrzehnte wurde diese digitale Welt für die meisten von uns zu einem unverzichtbaren Ort. Freier Zugang zu Informationen und Austausch von Ideen und Gedanken: grob betrachtet scheint das Internet die Grundwerte unserer Demokratie zu unterstützen.

Angesichts von Fake News, Radikalisierung im Netz und Hassrede zeichnet sich aber aktuell ein völlig konträres Bild ab. Verantwortlich dafür sind „The Big Five“. Die großem Fünf also: Alphabet (Google, Youtube), Amazon, Apple, Meta Plattforms (Facebook, Instagram, WhatsApp) und Microsoft sind die größten IT Unternehmen der Welt. Im Suchmaschinenmarkt hat Google einen Anteil von ca. 80 Prozent. Meta hat mit ungefähr 85 Prozent Marktanteil ein Quasi-Monopol auf dem Feld der sozialen Medien. YouTube macht 90 Prozent des Gratis-Bewegtbilds aus. Ein derartiges Monopol wäre für ein klassisches Medium wie das Fernsehen undenkbar. Wir vertrauen unsere mediale Grundversorgung ein paar wenigen gewinnorientierten Tech-Giganten an. Und uns sollte bewusst sein dass, die digitalen Medien unsere Demokratie ins Wanken bringen. Aufmerksamkeit wird ständig manipuliert, Inhalte können versteckt oder hervorgehoben werden und Fake News verbreiten sich laut einer Studie des MIT sechsmal schneller als wahre Fakten. Die Programmierung der Plattformen zielt darauf ab, uns möglichst süchtig zu machen, um den Gewinn zu maximieren. Vom anfänglichen Traum des unabhängigen Meinungsaustausches und der Transparenz ist hier kaum etwas übriggeblieben.

Diese Konzerne sind noch dazu nicht in Europa situiert, sondern in den USA. Wir haben keinen Zugriff auf diese Internetgiganten. Wie sie arbeiten und unsere Daten verarbeiten bleibt intransparent.

Wie gehen wir nun damit um? Wir alle nutzen Instagram, Google und YouTube, sollten wir diese Plattformen jetzt boykottieren? Das dürfte nur schwer umzusetzen sein, da das gesamte mediale Geschehen auf den Netzwerken der Tech-Giganten stattfindet. Wer keine persönlichen und beruflichen Nachteile erleiden möchte, ist weiterhin auf die Big Five angewiesen.

Was wir brauchen, ist eine Liberalisierung des Internets. Wir dürfen nicht akzeptieren, dass die größten zehn Domains 70 Prozent des Internetverkehrs ausmachen. Es braucht eine Vielfalt an Unternehmen auf die sich der Traffic verteilt. Damit würde die Monopolstellung einiger weniger Konzerne zerschlagen und unsere Abhängigkeit von den Internetgiganten minimiert werden. Durch die entstehende Konkurrenz am Markt können außerdem wieder bessere Bedingungen am digitalen Markt geschaffen werden. Wenn ein besseres Netzwerk auf den Markt kommt, das transparenter mit Daten umgeht und tatsächlichen Meinungsaustausch fördert, werden die Nutzer*innen gerne auf diese Alternative umsteigen.

Ein Schritt wurde bereits mit dem 2022 von der EU verabschiedeten „Digital Markets Act“ gegangen. Dieser muss aber noch verschärft werden und die Debatte um das digitale Monopol der Big Tech Konzerne laut bleiben. Damit wir das Internet wieder für, nicht gegen uns nutzen können.