In einer weiteren Ausgabe der Sendung „Der Stachel im Fleisch – Politikgespräche mit Vorwärtsdrang“ waren dieses mal bei Martin Wassermair, Verena Mischitz, freie Journalistin und Sprecherin des Netzwerk Klimajournalismus, sowie Klaus Buttinger, langjähriger Wissenschaftsredakteur der Oberösterreichischen Nachrichten (OÖN), zu Gast.

Das Netzwerk Klimajournalismus wurde 2020 ins Leben gerufen, mit der Intention vieler Journalist*innen Klimajournalismus verstärkt in der österreichischen Berichterstattung zu verankern. Weiters ist es dem Verein wichtig, eine Plattform der Vernetzung und Weiterbildungsmöglichkeiten für Journalist*innen zu bieten.

Der Besuch von Verena Mischitz wurde auch dafür genutzt, vor laufender Kamera die vertragliche Vereinbarung „Klimakodex“ auszutauschen und somit DORFTV im Netzwerk Klimajournalismus offiziell aufzunehmen. Der Klimakodex ist eine Art Leitfaden für konstruktive Klimaberichterstattung. Darin steht beispielsweise, dass Klimathemen dimensionsübergreifend in jeder Form der Berichterstattung mitgedacht werden sollen, es Strukturen und Weiterbildungsmöglichkeiten für Journalist*innen braucht oder ausschließlich über Katastrophen zu berichten nicht sinnvoll ist.

Grundsätzlich folgt der Großteil der Berichterstattung momentan den Narrativen der Politik. Große Aufhänger, die in der Sendung genannt werden, sind die E-Fuels- und die Schnitzel-Debatte seitens Bundeskanzler Karl Nehammer. Stellt man das eigentliche Ausmaß des Klimawandels dem gegenüber, kommen die Gesprächspartner*innen zu dem Punkt, dass die Diskussion eher wie eine Ablenkung aussehe und in dem Fall die Klimakrise, einseitig zu wenig und sehr realitätsfern dargestellt wird.

Mischitz legt das Faktum auf den Tisch, dass die Rede von einer ökologischen Transformation, die alle Lebensbereiche (Mobilität, Kleidung, Wohnen, Ernährung, usw.) betreffen und welche ebenso eine politische Diskussion sein wird. Die Rolle der Wissenschaft fungiert dabei als Basis für guten Klimajournalismus. Im Klimakodex ist fest verankert, dass Journalist*innen enger mit der Wissenschaft zusammenarbeiten sollten, um deren Erkenntnisse immer wieder einzubringen, sowie Politiker*innen damit zu konfrontieren. In der öffentlichen Debatte ist dieser Aspekt noch zu wenig angekommen.

Da Medien und Journalist*innen nicht über sondern mitten im gesellschaftlichen Geschehen sitzen, ist deren Objektivität eine Gratwanderung und wird von kritischen Stimmen schnell als „Alarmismus“ oder „Aktivismus“ abgewertet. Artikel mit den Klimathemen wie heute, gab es bereits vor mindestens 50 Jahren, behauptet Buttinger. Alarmierend darf Klimajournalismus durchaus wirken, da damit nochmal zusätzlich auf die Dringlichkeit hingewiesen wird. „...guter Klimajournalismus steht auf Basis wissenschaftlicher Fakten und Fakten zu kommunizieren ist kein Aktivismus“ – so Mischitz.

Das Thema Einschränkungen in Lebensbereichen und die Verzichts -debatte, hat besonders mit Framing und Storytelling etwas zu tun. Das Wort „Verzicht“ ist bereits schon sehr negativ behaftet und ein gefundenes Fressen für Klimaskeptiker*innen. Aus einer anderen Perspektive betrachtet, kann Verzicht jedoch eine Steigerung der Lebensqualität bedeuten. Vergleicht man einen Stau in Linz im Privat-PKW mit einer stressfreien Zugfahrt in die Stadt oder den Verzicht auf sichere Radfahrwege und Grünanlagen, tendiert man sehr schnell zu einer Erhöhung der Lebensqualität im Sinne des Klimaschutzes.

Verfasst von Marie-Therese Jahn am 29.09.2023

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