Zu Gast bei Marie – Edwige Hartig, in einer weiteren Ausgabe von „[ Educ@tion ] von 0-99 Bildung entfalten & gestalten“ ist Gerlinde Haas. Sie hat Sonderschulpädagogik gelernt und unterrichtet jetzt im Krankenhaus.

Um als Lehrer*in in einem Krankenhaus unterrichten zu können, benötigte es keine großartigen zusätzlichen Kenntnisse - man durchläuft einen normalen Bewerbungsprozess. Beispielsweise in Linz gibt es die Heilstättenschule, wo Kinder mit Verhaltensschwierigkeiten oder aus sozial schwierigen Verhältnissen unterrichtet werden. Diese - als Sonderschule gekennzeichnet - hat mehrere Standorte, wovon 3 in Linzer Krankenhäusern zu finden sind. Bewirbt man sich als Sonderschullehrerin an der Heilstättenschule, ist es möglich ebenso im Krankenhaus zu arbeiten.

Kinder und Jugendliche im Pflichtschulalter können also nicht mal im Krankenhaus vorm Pauken fliehen. Der Hintergrund davon ist jedoch gut und simpel. Auch junge Menschen brauchen leider immer wieder längere Krankenhausaufenthalte. Wenn sie zum Beispiel aufgrund einer Krebserkrankung auf der Onkologie stationiert sein müssen. Gerlinde Haas unterrichtet auf der Jugendpsychiatrie, wo ebenso der Heilungsprozess von jungen Menschen und somit ihr Aufenthalt länger dauert. Sie werden unterrichtet, damit sie den Anschluss in ihrer gewöhnlichen Schule nicht verlieren, wenn sie wieder aus dem Krankenhaus entlassen werden. Für Sonderschullehrer*innen in Krankenhäusern ist es das Bestreben eines nahtlosen Wiedereinstieg von Schüler*innen in ihren gewöhnlichen Klassenverband.

Glücklicherweise gibt es nicht so viele kranke Kinder und Jugendliche, wie Schüler*innen in einer Durschnittsklasse. Gerlinde Haas unterrichtet Schüler*innen in der Sekundarstufe 1, in Deutsch und Englisch, mit einer weiteren Kollegin. Das heißt, zu ihnen kommen alle Kinder und Jugendliche im Alter von 10 bis 15 Jahren, welche normalerweise die Unterstufe des Gymnasiums, die Mittelschule bis zur 9. Schulstufe oder die polytechnische Schule besuchen.

In eigenen Klassenräumen bzw. eher umfunktionierte Krankenzimmer, werden für ein paar Stunden pro Tag die Hauptgegenstände unterrichtet. Dazwischen haben Schüler*innen von z.B. 4 Stunden Unterricht, 2 Stunden Therapien. Für jede*n Schüler*in wird ein eigener Lehrplan erstellt. In Absprache mit den Erziehungsberechtigten und der Stammschule, die den Lehrplan zur Verfügung stellt, der relevant für den*die Schüler*in ist, beginnt bereits ab 3 Tagen Aufenthalt der Unterricht im Krankenhaus.

Gerlinde Haas kann aus ihrer Erfahrung berichten, dass der Unterricht im Krankenhaus um einiges entspannter abläuft, da die Schüler*innen weniger belastbar sind und die Klassen kleiner. Man könne sich mehr Zeit für eine*n einzige*n Jugendliche*n nehmen und ihm*ihr besondere Unterstützung z.B. in Mathematik zukommen lassen. Auch komme es immer wieder vor, dass eine generelle Abneigung gegen Schule abgelegt werden kann, da Schüler*innen sehen, Lernen kann auch anders funktionieren. Das Krankenhaus biete zumeist auch ein wertschätzendes Umfeld und ermögliche einen geschützten Rahmen zum Lernen. Dies komme vielen zu Gute, die sonst Mobbing-Situationen ausgesetzt sind.

Den allgemeinen Lehrer*innenmangel gibt es auch in der Heilstättenschule. Somit sieht Gerlinde Haas auch in ihrer Position, dass es an Ressourcen fehle und wünsche sich eine bessere technische Ausstattung sowie mit Unterrichtsmaterialien.  Außerdem mehr Kolleg*innen und kleinere Gruppen, um noch besser auf Schüler*innen eingehen zu können.

Verfasst am 15.09. von Marie-Therese Jahn 
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