Gender Pay Gap in Österreich - woran liegt es? Der Gender Pay Day (GPD) markiert jene Tage, bis zu denen Frauen im Jahr gratis arbeiten. 2023 war der GPD in Österreich am 16. Februar. Katharina Mader ist Ökonomin, Referentin in der Abteilung Frauen – Familie der AK Wien und wissenschaftliche Mitarbeiterin an der WU Wien. Sie bietet einen weitreichenden Überblick über den GPD in Österreich und welche Gründe es dafür gibt, mit anschließender Fragerunde aus dem Publikum.

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Als ob ein Euqal Pay Day (EPD) nicht schon genug ist, gibt es einen zweiten Tag im Jahr, wo Frauen bis dahin gratis gearbeitet haben. Der erste ist im Februar, worin alle erwerbstätigen Frauen, egal ob teil – oder vollzeitbeschäftigt, zur Berechnung hinzugezogen werden. Der zweite EPD ist im Herbst, worin nur die Vollzeiterwerbstätigen berechnet werden. Daraus ergeben sich die Daten für die EUROSTAT – europäische Statistikbehörde. Österreich liegt an vorletzter Stelle vor Estland, mit satte 19% weniger Einkommen für erwerbstätige Frauen.

Ohne Teilzeitbeschäftigung würde es viel weniger Frauen überhaupt in einer beruflichen Anstellung geben. Dennoch trägt der Gender Pay Gap einen großen Nachteil dazu bei, der sich auf ein ganzes Erwerbsleben auswirkt und später in der Pension problematisch sein wird. Österreich hat eine der höchsten Teilzeitquoten von Müttern mit Kinder unter 15 Jahren. Mittlerweile ist jede zweite Frau mit einem Kind unter 15 teilzeitbeschäftigt. Bei Männern wiederum heißt Teilzeit ausschließlich eine Aus – oder Weiterbildung zu machen. Daher ist ein wesentlicher Grund für einen hohen Gender Pay Gap, eine hohe Frauen-Erwerbsquote, die auf Basis einer hohen Teilzeitquote passiert ist.

Frauen entscheiden sich selten freiwillig für eine Teilzeitbeschäftigung. Ein Hintergrund ist die fehlende Kinderbetreuung. Beispielsweise in Oberösterreich ermöglichen nur 14% aller Kindergarteneinrichtungen eine Vollzeitbeschäftigung der Eltern. Das bedeutet der Kindergarten müsste grundsätzlich 9,5 bis 10 Stunden offen haben, damit beide Elternteile Vollzeit arbeiten gehen können. Oberösterreich hat so schlechte Zahlen, vor allem seit die Kostenbeiträge für die Nachmittagsbetreuung eingeführt worden sind. Also Nachmittagsbetreuung für die explizit bezahlt werden muss. Normalerweise schafft die Nachfrage das Angebot. Bei der Kinderbetreuung ist es umgekehrt. Ausgehend der Analyse erklärt Katharina Mader: „ …erst wenn ein Kindergarten öffnet und die Plätze da sind, sagen die Eltern auch, wir brauchen einen davon.“ Davor versuchen die Mütter woanders Alternativen, z.B. bei den Großeltern, zu finden.

Eine weitere genauso wesentliche Erklärung für den Gender Pay Gap, ist die tatsächliche grundsätzliche Minderbewertung von typischen Frauenberufen, sowie die fehlende Wertschätzung von Betreuungs- und Pflegeberufe. Ein gängiges Gegenargument dazu ist, dass Frauen wieder mehr in die MINT (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) – Berufe wechseln sollen, um dies auszugleichen. Es wird nicht helfen, Frauen in bestimmte Branchen umzuschichten, weil die Branchen wieder abgewertet werden. Die Geschichte zeigt uns aber, dass es in bestimmte Branchen abgewertet werden, wenn viele Frauen diesen Job ergreifen. Diese Fälle gab es bei Sekretär*innen, Programmierer*innen, Lehrer*innen usw.

Betreuungsberufe sind schlecht bezahlt, weil viel davon im unbezahlten, privaten Bereich geleistet wird, was die Corona-Pandemie wieder aufs Neue gezeigt hat. Katharina Mader erwähnt noch einige weitere Beispiele wie, es bereits beim Taschengeld-Gap anfängt, Karenzzeiten der Eltern oder schlicht und weg die simple Diskriminierung am Arbeitsplatz. Als Schlussfolgerung müsste man sich allgemein darüber verständigen, was eine gesellschaftlich wichtige und wertvolle Arbeit ist und wie sie bezahlt werden wird, ohne die Reduzierung auf das eigene Geschlecht.

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Geschrieben von Marie-Therese Jahn am 21.07.2023