Verflechtn – eine Konferenz über Kunst- und Kulturarbeit

"Wenn der ländliche Raum seiner Kulturinstitutionen beraubt wird, dann gibt es soziale Schwierigkeiten. Da gibt es reichlich Studien darüber, wie Kultur ein maßgeblicher Faktor ist, um zivile Gesellschaften zu bauen und zu ermöglichen. Das heißt, wenn die Kunst irgendwie fehlt in einer Region, dann haben wir ein Problem.“

Lesedauer: ca. 2:30 min.

- ein Zitat von Elisabeth Schweeger, derzeitige künstlerische Geschäftsführerin der Kulturhauptstadt Salzkammergut 2024.

Katharina Spanlang, Moderatorin und Organisatorin der Konferenz „verflechtn“, hat Künstler*innen und Kulturarbeiter*innen unterschiedlichster Sparten aus Österreich eingeladen. Neben Mehreren Impulsvorträgen von Martin Fritz oder Elisabeth Schweeger, gab es auch einige Diskussionspanels unter den Gäst*innen, die entweder untereinander oder dann auch in größeren Gruppen stattgefunden haben. Die ersten Redner waren Otto Tremetzberger, GF. des Festivals der Regionen (FdR), Margot Nazzal, Leiterin der Kulturdirektion Oberösterreich und Thomas Diesenreiter, GF. der KUPF (Kulturplattform Oberösterreich), die ihre Sicht auf die Kunst und Kultur in Oberösterreich schilderten. Da das FdR 2023 sein 30 jähriges Jubiläum feierte, wurde diese Jahr sozusagen Bilanz über die letzten 30 Jahre gezogen und hinterfragt, ob und was durch Kulturarbeit in Oberösterreich erreicht wird.

Das hob ebenso Martin Fritz, der aktuelle Geschäftsführer der österreichischen UNESCO-Kommission und eng verbunden mit dem FdR, in seinem Vortrag nochmal hervor. Seine Conclusio: ein Format wie das FdR ist deshalb zukunftsfähig, weil es mit den Menschen in der Region, zwar ortsspezifisch und künstlerisch zusammenarbeitet, der Hauptfokus aber nie auf den Projekten, sondern auf den Themen liegt, die im Ort unter den Nägeln der Menschen brennen.

Ebenso Elisabeth Schweeger muss sich im Rahmen der Kulturhauptstadt 2024 mit den kulturellen Gegebenheiten im ländlichen Raum auseinandersetzen. Erst durch die Auseinandersetzung und Kommunikation mit der Region, wird sichtbar, wo die größten Defizite einer Gesellschaft und deren Potenzial liegen. Eine Kulturhauptstadt hat die Möglichkeit die internationale Öffentlichkeit darauf aufmerksam zu machen und dadurch Druck auf Entscheidungsträger*innen auszuüben, etwas zu ändern. So wird eine Region reicher.

Nach den Impulsvorträgen eröffneten Rainer Zendron, Mitbegründer des FdRs und Gitti Vasicek, Vizedirektorin der Kunstuniversität Linz, die erste Diskussion mit Otto Tremetzberger, Rainer Rossegger, Ulrike Böker, Tobias Spinka, Martin Fritz und Elisabeth Schimana.

Ulrike Böker, ehemalige Bürgermeisterin von Ottensheim und langjährige Kulturarbeiterin, konnte an dem Schnittpunkt zwischen Kultur und Politik, eine handelnde Position einnehmen und lernen, „Kunst und Kultur sind der Humus in der Gemeindeentwicklung. Ohne dem geht es gar nicht.“ Das Festival der Regionen war Impulsgeber für das Rostfest in Eisenerz, Steiermark, welches Rainer Rossegger gegründet hat und sich ebenso mit Kunst und Kultur im ländlichen Raum auseinandersetzt - ein weiteres Festival für regionale Impulse.

Kunst- und Kulturschaffende brauchen Nachfolger*innen um ihr Bestreben fortzusetzen. Tobias Spinka ist Mitbegründer und Obmann des Jugendkulturvereins „KURVE“ in Gallneukirchen. Kunst ist für ihn das Aufgreifen und Sichtbarmachen von Missständen in der Gesellschaft und dies mit einem ästhetisch, künstlerischen Blick verbinden zu können. Elisabeth Schimana, warnt davor aber genau dann für sozialpolitische Themen zu sehr missbraucht zu werden. Als Künstler*in hat man Fähigkeiten „Dinge anzugehen, in den Raum zu stellen oder in irgendeine Form zu bringen, die andere Player in unserer Gesellschaft so nicht können…“ und „ … die Freiheit trotzdem alles behaupten zu können, was man will.“ Spinka setzte fort: da die Jugend die Zukunft ist, sollte man diese auch mitreden und mitbestimmen lassen. Ebenso einen Raum zum Ausprobieren und Scheitern, sowie eine offenen Austausch auf Augenhöhe zwischen den Generation bieten. So kann Kultur gedeihen.

Verfasst von Marie-Therese Jahn am 14. Juli 2023
Hier geht es zum vollständigen Beitrag: https://dorftv.at/video/42382

Teil 2 der Konferenz können Interessierte unter https://dorftv.at/video/42457 Nachsehen.