Nothing about us without us

Sonia Nandzik-Herman ist Mitbegründerin und Geschäftsführerin von der Stiftung ReFOCUS Media Labs Foundation, die Geflüchtete in Griechenland und Polen Kompetenzen zur Medienproduktion vermittelt.

Lesedauer: max. 2 min. 

Durch die Vermittlung von Medienkompetenzen gemeinsam mit ihrem Mann, Douglas Herman, ihr humanitäres Engagement und die Kooperation mit Personen mit Fluchterfahrung, entstanden ein Podcast, sowie mehrere Filme wie „Even After Death“, „Nothing About us without us“ und „Dancing Bells“.  Sie arbeiten sozusagen in einen der Hotspots, die unsere aktuellen sozialen Probleme widerspiegelt und berichtet über ihre Stiftung ReFOCUS Media Labs als potentielles Vorzeigeprojekt für nichtkommerzielle Medien, sowie Journalismus im allgemeinen.

In ihrer Arbeit bemerkte Sonia eine große Kluft an Bildungsmöglichkeiten für Menschen ab 12 Jahren. Standardmäßig sind sämtliche Ressourcen in Flüchtlingslagern für die Grundversorgung (Lebensmittel, warme Kleidung, Decken, Unterkünfte, …) vorbehalten. Es wird kein Fokus darauf gelegt, auch in die Zukunft der Menschen zu investieren. Diese Bildungskluft ist nicht nur ein Problem für geflüchtete Menschen, sondern auch ein Problem für Europa. Denn was macht man mit Personen, die keine Ausbildung haben? Nachdem Geflüchtete einen positiven Asylbescheid bekommen, landen diese meist in einer unterbezahlten, harten Arbeit. Sonia und ihr Mann sahen diese Tatsache als Verschwendung von Potenzial und fingen an, Medienkompetenz in unterschiedlichen Sparten wie Fotografie, Filmproduktion, Videobearbeitung,… zu vermitteln. Junge Menschen konnten sich technische Kompetenzen im Medienbereich aneignen konnten, um somit bessere Chancen am Arbeitsmarkt zu haben und, als positiver Nebeneffekt, eine Stimme zu bekommen und gehört zu werden. Flüchtlinge kreierten Filme und berichteten vom Leben in einem Flüchtlingslager wie z.B. in Moria - und das auch während der Corona-Pandemie.

Medienagenturen wie The Guardian, BBC, CNN, … wurden auf ihre Idee aufmerksam. Da ihre Korrespondent*innen aufgrund der Lockdowns nicht einreisen konnten, engagierten sie die Bürgerjournalisten für ihre Berichterstattung. Doch kommerzielle Medien sind interessiert an schnellen, kurzlebigen und schockierenden bzw. aufrüttelnden Neuigkeiten. Die Oberflächlichkeit dieser Berichterstattung passte nicht zur Arbeitsweise von Sonias Team in den Flüchtlingslagern.

Warum Sonia dieses Konzept vorstellt ist, dass sich der Standard von Journalismus und Berichterstattung durch diese Vorgangsweise ändern könnte. Nicht kommerzielle Medien könnten der Motor dafür sein, ein neues Narrativ zu erzeugen, ein Bewusstsein für Zusammenarbeit, faire Bezahlung, sowie Kompetenzen schaffen und zu fördern. Ein weitere Kernaspekt, der die Änderung von Narrativen mitbringt, ist Diversität und das Aufzeigen ganz anderer Blickwinkel durch die Themennähe der Protagonist*innen. Dies könnte der Unterschied zwischen kommerzielle und nicht kommerzielle Medien werden. Die Medien müssen sich an die ständig ändernden, immer individueller werdenden Anforderungen unserer Zeit anpassen, um eine professionelle Berichterstattung gewährleisten zu können.

Den vollständigen Vortrag gibt es hier.

Autorin: Marie-Therese Jahn
Verfasst am: 31.04.2023