Was ist die Zukunft der Journalismus? Also um den Journalismus an sich steht es ja gar nicht so schlecht. Es gibt nach wie vor tolle Journalistinnen und Journalisten, die gute Arbeit machen und die von ihren Fertigkeiten vielleicht viel besser sind, viel zukunftsorientierter, viel innovativer als wir das vor 20 Jahren waren, wo wir es uns vielleicht noch ein bisschen bequem gemacht haben. Wenn du aber fragst, wie steht es um den Medienstandort und um die finanzielle Zukunft des Journalismus in Österreich, dann ist es natürlich fünf nach zwölf. Heute in der Früh gab es auch eine Session mit dem Martin André, dem deutschen Medienwissenschaftler. Der hat aber den schönen Satz gesagt, das war sozusagen sein Hauptthema, man kann den Journalismus noch retten, aber alle zusammen müssen jetzt handeln. Also die Medien selbst, die Journalisten und Journalistinnen selbst, die Politik, die Verwaltung, die Zivilgesellschaft, die Unternehmen und nicht nur in Österreich. Also man kann in einem nationalen Markt sehr viel machen. Viel von der Regulierung ist eine nationale Gesetzgebung, da könnte man viel machen. Aber natürlich muss man das europaweit synchronisieren. Wenn sich da alle wirklich zusammentun, dann kann man den Journalismus retten. Und es geht ja dabei nicht nur darum, den Journalismus zu retten, sondern es geht darum, auch die Demokratie zu retten. Also unterschiedliche Quellen sind für die Medienhäuser müssen sich halt auch überlegen, wie sie den anbieten. Also eine Lösung dafür ist zum Beispiel, dass man in die Supernische hinuntergeht und viele sehr spezielle, enge Angebote macht. Natürlich nicht nur eins, sondern viele nebeneinander. Und dann gesamthaft wiederum dann sozusagen auch Geld damit verdienen kann. Also das ist zum Beispiel eine Möglichkeit. Und das heißt auch nicht, dass man dann, ja, ich meine, es heißt natürlich auch, dass man teilweise der Fragmentierung der Gesellschaft dann noch mehr Vorschub leistet. Aber zum Beispiel habe ich jetzt ein sehr schmales Nischenabo beim Wirtschaftsmagazin Brand 1 abgeschlossen, das ich seit 25 Jahren ab und zu lese, aber ich habe mich nicht genötigt gefühlt, ein Abo abzuschließen. Jetzt habe ich diese spitze Nische, kriege aber das ganze Abo und dann lese ich auch Geschichten, die mich jetzt nicht von vornherein interessiert hätten über die Silicon Savannah in Kenia oder weiß ich nicht, irgendwo die neuesten Entwicklungen beim grünen Erdgas. Also sehr breit gestreut sozusagen. Also in der Nische wäre ich bedient, aber ich kann auch, in der Breite bekomme ich auch etwas. Also das wäre jetzt nur ein Beispiel. Also das heißt, das ist der eine. Also mal quasi, es müssen leider schon die Konsumentinnen und Konsumenten müssen das bezahlen. Ohne die geht es halt auch nicht und zumindest in Österreich gibt es noch eine höhere Bereitschaft als in anderen Ländern. Und zuletzt im letzten Digital News Report des Reuters Institute for the Study of Journalism von der Universität Oxford ist es zumindest die Zahlungsbereitschaft da in Österreich eine kleine Spur gestiegen. Das ist die gute Nachricht, aber es ist natürlich schwer. Dann gibt es das große Thema staatliche Förderung. Auch da, glaube ich, gibt es fast niemand mehr in Österreich, der dagegen ist. Die Frage ist, wie setzt man das so ein, dass es wirklich sinnvoll verteilt ist, dass ich nicht nur die Vertriebsförderung für totes Holz sozusagen betreibe, sondern dass ich den Medienhäusern die Möglichkeit gebe, sich ihren Journalismus zu verbessern, eben neue Felder zu besetzen, neue Nischen zu besetzen und da gut zu überleben. Das ist die zweite Schiene. Die dritte Schiene ist damit natürlich auch verwandt, denn wir haben auch, also quasi, das ist dann nicht nur eine Medienförderung, sondern das ist eben dann der öffentlich-rechtliche Journalismus, die öffentlich-rechtlichen Medienplattformen, die es auch zum Glück noch immer in dieser Stärke gibt, muss man auch aufpassen, dass man das so erhält. Sonst quasi, wenn es einmal weg ist, kann man die Uhr zurückdrehen, das wird wahrscheinlich nicht gehen. Also auch da, das ist in dem Fall in Österreich keine staatliche Förderung, aber quasi ist es wie eine kleine Steuer, die jeder zahlen muss, also so gesehen, ist es auch Geld der öffentlichen Hand oder von allen Bürgerinnen und Bürgern zusammen. Und dann gibt es natürlich noch die Werbung. Das wird immer schwieriger. Also das ist tatsächlich ein schwieriges Feld, aber auch da wiederum, wenn ich wirklich gut in der Nische die Needs von Userinnen und Usern bedienen kann mit gutem Journalismus, dann kann ich dort vielleicht auch noch Werbegelder allokieren. Wie ist die Situation in Wien immer, da gibt es ja ein Zitat, das wird Karl Kraus zugeschrieben, ich weiß nicht, ob es stimmt, Weltuntergang immer zehn Jahre nach dem Rest der Welt oder hundert Jahre ist die andere Version, woran es wirklich liegt, außer an uns allen gemeinsam, die offensichtlich nicht innovativ genug sind. Es gibt keinen Grund, warum wir darin schlechter sein sollten. Eigentlich sind wir ja erfinderisch, eigentlich sind wir eigentlich tatkräftig und schnell in den Lösungen und gar nicht so ein kompliziertes Volk, aber ja, es liegt an jedem von uns.