Was ist das, was Sie als Bürgerinitiative für die Zukunft der Welt haben? Dass wir quasi mit zu viel Information jeden Tag konfrontiert sind. Und ich habe es kurz gezögert, weil ich extra nicht überflutet gesagt habe, weil ich nicht viel halte von solchen Naturmetaphern. Aber schon lange ist es so, dass unser Leben aus Feeds besteht. In diesen Feeds sind Informationen. Unser Job ist, diese Informationen zu sichten, zu verwerfen, zu beurteilen. Und ja, traditionelle, klassische Medien, klassische Medienmarken und Qualitätsmedienmarken sind in diesen Feeds auch ein Element. Was sagt das für die APA als unabhängige Nachrichtenagentur? Das ist mir sehr wichtig. Die APA steht für eine von ganz wenigen Nachrichtenagenturen weltweit, ungefähr 20, die unabhängig sind. Unabhängig von Staat. Da redet niemand mit. Für uns ist diese Situation, seit wir ihre gewahr geworden sind, auch ein zusätzlicher Auftrag. Ein Auftrag, das Nachrichtenrückgrat zu sein in einer Zeit, wo gar nicht klar ist, wo vorne und hinten ist, wenn ich meine Filze durchschaue. Ganz oft wird gesagt, diese Situation kann für Medien mit Qualitätsanspruch auch eine Chance sein. Ich glaube, das stimmt. Ich glaube, wir gehen mehr denn je in Zeiten, in denen User und Userinnen sagen, ich weiß überhaupt nicht mehr, was ich glauben kann. Und dann Quellen zu haben, wo ich weiß, dass ich dem glauben kann, wo bei Glauben ein bisschen ein schwieriger Begriff ist. Das ist eine Chance. Wir müssen es aber auch schaffen, sie wahrzunehmen. Und das ist wahrscheinlich nicht einfacher geworden als vor fünf Jahren. als vor fünf Jahren. Ich bin mir nicht sicher, ob wir beim Thema Vertrauensverlust in Medien überhaupt etwas tun können. Warum? Dieser Vertrauensverlust beschränkt sich nicht auf Medien. Der Vertrauensverlust in Medien und in Journalismus ist quasi ein weiteres Symptom, ist wie Pass pro Toto für ein generelles Schwinden des Vertrauens in Institutionen, in gesellschaftliche Institutionen. Der wird teilweise im Medienbereich nochmal spezifisch befeuert durch die Frage Fake-News-Diskussion. Was ist eigentlich echt, was nicht? Werden Fake-News auch von traditionellen, auch von Qualitätsmedien verbreitet? Das wird natürlich auch gesellschaftlich befeuert. Da gibt es Polemiken, da findet eine Polarisierung statt. Und in dieser generellen gesellschaftlichen Stimmung, in der sehr viel konfrontativ abgehandelt wird, in der sehr viel auch argumentiert wird, das, was du sagst, will ich nicht hören und deswegen sage ich, es ist falsch, was ja nicht unbedingt der Fall sein muss. Ich glaube, es wäre fast ein bisschen viel verlangt von Medien zu sagen, das müsst ihr jetzt lösen für euch, weil das ist eben, wie gesagt, eher ein Symptom für eine generelle Entwicklung. Was tun wir nach Kräften schon lange zu erklären und immer besser zu erklären, was wir tun und wie wir es tun. Es ist natürlich auch schon lange die Zeit vorbei, wo Journalistinnen und Journalisten quasi von der Kanzlerabkraft ihrer Autorität als was auch immer die Wahrheit für sich gepachtet haben und dann ihren Usern und Userinnen erklären, wie es läuft. Das geht nicht mehr. Journalismus auf Augenhöhe, Journalismus, der erklärt, was er tut und wie er es tut, das ist wahrscheinlich eines der wenigen Mittel, die wir wirklich gut umsetzen können. Beides. Wenn heutzutage über künstliche Intelligenz gesprochen wird, generell, aber natürlich auch im Bereich Medien und Journalismus, dann befinden wir uns oft ein bisschen zwischen zwei Extremen. Also entweder ich fürchte mich zu Tode, die KI kommt und wir werden alle sterben oder auch nicht sterben, aber es wird uns nicht gut gehen. Furcht als eine Extremposition oder Euphorie und Enthusiasmus auf der anderen Seite. Das eine ist sehr von Nichtwissen geprägt und das andere ist sehr, ich würde mal fast sagen, industriegetrieben. Ja, wow, wie toll, die neue KI. Das ist nicht unser Job als Journalistinnen. Wir sollten weder begeistert sein, noch uns fürchten. Fürchten sollte man sich sowieso nie als Journalistin. Unser Job ist es, in der Mitte zu stehen und einfach zu schauen, was ist, die Fakten zu erkennen, die Fakten zu recherchieren, zu kontextualisieren und dann daraus die Schlüsse zu ziehen. Für mein Unternehmen, für meine Redaktion, für die APA kann ich zum Beispiel sagen, wir haben ein paar ganz klare strategische Leitlinien erarbeitet, was geht und was geht nicht. Und das Wichtigste für uns ist, die Entscheidung, KI zu verwenden, muss gut begründet sein. Warum entscheide ich mich für den oder diesen oder jenen Anwendungsfall KI einzusetzen? Nicht, weil es lässig ist, nicht, weil wir es können, wir können sehr viel mit KI, sondern weil es ein Problem gibt und wir sind der Ansicht, wir können es mit KI am besten lösen oder nur mit KI. Und das ist der erste Schritt. Ich sehe sehr viel blinde Euphorie für KI ohne einen strategischen Background. Und das, dann wird es gefährlich und dann fürchte sogar ich mich, wenn Medien, die da halt immer noch einen gesellschaftlichen Auftrag haben, anfangen, KI euphorisch zu verwenden und nicht hinzuschauen.