Klima und Du Die Verantwortung für die globale Erwärmung wird seit Jahrzehnten zwischen Politik, Industrie und Konsumentinnen und Konsumenten hin- und hergeschoben. Was können wir Einzelne wirklich zur Bewältigung der Klimakrise beitragen? Gemeinsam mit Expertinnen und Experten suchen wir nach Auswegen und Lösungen. Die wöchentliche Informations- und Diskussionssendung der Freien Medien in Oberösterreich. Die nachfolgende Sendung ist mit Unterstützung des Umwelt- und Klimaresorts des Landes Oberösterreich entstanden. Liebe Zuseherinnen und Zuseher, wenn Sie an das Wort Boden denken, denken Sie dann zuerst an graue Betonflächen oder doch eher an grüne Wiesenflächen. In Österreich würde es vielleicht nicht verwundern, wenn bei vielen zuerst ein graues Bild aufscheint im Kopf. Darüber wollen wir heute sprechen, über Böden, die verschiedenen Böden, die Qualität von Böden für unser Format Klima und Du. Mein Name ist Natalia Traxler und ich habe mir heute zwei Gäste ins Studio geholt, nämlich zum einen Ulrike Böker, ehemalige Bürgermeisterin von Ottensheim, außerdem zwischen 2015 und 2021 oberösterreichische Landtagsabgeordnete für die Grünen. Sie haben für diese Zeit für ihr politisches Engagement auch Preise erhalten, zahlreich, etwa einen Baukulturpreis 2012 oder einen Landespreis für Umwelt und Natur. Also sie sind da im Thema schon sehr tief drinnen. Außerdem zu meiner Linken Johann Schauer. Sie bewirtschaften gemeinsam mit ihrer Partnerin einen 70 Hektar großen Bio-Rindermastbetrieb in Oberösterreich und sind außerdem oberösterreichischer Botschafter für Biodiversität bei der landwirtschaftlichen Netzwerkvereinigung oder Plattform Farming for Nature. Danke für Ihre Zeit, danke fürs Kommen. Wie gesagt, wir wollen heute über Böden sprechen. Ich könnte wahrscheinlich Sie beide jetzt zu Beginn gleich ansprechen, aber ich beginne vielleicht mit Ihnen, Herr Schauer. Warum ist der Boden gerade in einem Land wie Oberösterreich so eine zentrale, aber gleichzeitig auch unterschätzte Ressource? Ja, ganz klar, der Boden wird unterschätzt. Der Boden kann sehr viel, nämlich auch schon ganz von alleine, ohne großes. Wo unser ganzes, das ist unser Lebensraum und auch der Lebensraum unserer ganzen Umwelt. Und ich als Bauherr siegt das eben so, dass ich mit dem Boden interagiere. Das heißt, ich siege den Boden jeden Tag, ich lasse mich darauf ein, ich schaue, wie kann ich den am besten bewirtschaften, ich sehe, was wächst am Feld heran, wie kann ich das pflegen, wie kann ich das düngen und nach meinem Selbstverständnis mache ich das eben in diesen Kreisläufen, wie man es in einem Bilderbuch auch sieht, wie das Bauern machen oder auch machen sollten, denke ich mir, nämlich mit dem, was man selber zur Verfügung hat. Und ich glaube, der Bioverband Bio Austria, wo ich auch Mitglied bin, der erklärt das ganz gut an der Klimapyramide, wo man einfach sieht, dass die Basis unser Boden ist. Und mit einem gesunden Boden können wir CO2 speichern, da können wir gute Pflanzen ernähren, das wäre dann die zweite Stufe eben, dass man schaut, dass man vielfältige Fruchtfolgen, Leguminosen hat, die den Boden aufbessern und ernähren. Und dann kommt darüber die Tierhaltung und da ist es auch ganz wichtig, wie mache ich das, wenn jetzt da die Weidetiere auf der Wiese stehen und dort auch Kot und Harn absetzen, gibt es viel weniger Emissionen. Ich habe viel weniger technischen Aufwand, bis gar keinen technischen Aufwand in dieser Zeit. Und dann als letztes Glied in der Pyramide, das sind wir, das sind die Konsumenten und wir können uns eben dafür entscheiden, was wollen wir. Und dementsprechend können wir dann auch unsere Entscheidungen treffen. Diese Baukultur, diese Art zu arbeiten und zu leben, die Sie da schildern, wie bringt man das dann wirklich in die politischen Entscheidungen hinein, beziehungsweise welche Rahmenbedingungen bedarf es da? Ein großes Instrument ist derzeit das österreichische Programm für umweltgerechte Landwirtschaft. Das klingt ein bisschen sperrig und ein bisschen technisch. Das gibt es eigentlich seit Österreich der EU beigetreten ist, wird das kofinanziert durch die Europäische Union und den Bund. Und so können wir das als Gesellschaft steuern, wenn wir den Landwirten Anreize schaffen, dass sie entsprechend sorgsam mit der Ressource Boden umgehen. Insbesondere, wenn sie dann die höherwertigste Maßnahme, nämlich biologische Landwirtschaft, wählen, höherwertigste Maßnahme, nämlich biologische Landwirtschaft wählen, dann schützen sie den Boden bestmöglich und erhalten dafür eben auch eine entsprechende Geldleistung für die Umweltleistung, die sie dabei erbringen. Nun haben Sie ja täglich damit zu tun, aber eine Durchschnittsbürger, Bürgerin, für die ist ein Boden vielleicht doch eher etwas Abstraktes, um auch anzuspielen auf meine Einleitung vorhin. Frau Böker, wie sehen Sie das? Also Bodenqualität, wie betrifft uns das im Alltag? Ja, der Boden ist einmal fürs Erste einmal vorhanden. Das heißt, er ist nicht vermehrbar. Und das ist eben genau das Problem, jetzt nicht nur auf Oberösterreich bezogen, sondern auf Gesamtösterreich, dass wir immer mehr Flächenverbrauch haben nicht alles versiegelt, aber wir müssen einfach schauen, gerade der steigende Flächenverbrauch, insbesondere was den Verkehr betrifft, Straßenbau, Autobahnenbau, aber auch Wohnen und Gewerbe. Und wir sind ständig steigend. Wenngleich, ich dazu sagen muss, in den letzten Jahren hat sich ein bisschen was verbessert. Aber wenn man bedenkt, dass dieser einmal vorhandene Boden, hat die Bundesregierung damals 2002 beschlossen, dass wir bis 2010 nur mehr 2,5 Hektar täglich verbrauchen. Das ist jetzt auch im aktuellen nationalen Regierungsprogramm so drinnen, dass wir 2,5 Hektar bis 2030 nun erreichen. Wir sind aber noch weit weg von diesem Ziel. Das heißt, wir haben derzeit circa elf Hektar täglichen Bodenverbrauch. Und das ist also ein Riesenthema, dem wir irgendwie nicht wirklich näher kommen. Und wie sieht die politische Realität da aus? Es gibt ja verschiedene Interessen, weil man könnte ja jetzt zunächst meinen, warum schützen wir nicht den Boden? Aber es gibt verschiedene Interessen. Was sind die Hürden, die Herausforderungen? Also da muss man dazu sagen, es gibt die verschiedenen Interessen. Es gibt Menschen, die Immobilien, Menschen, die bauen wollen. Es gibt auch Menschen, die Wohnungen brauchen. Es gibt natürlich auch nicht nur den Wunsch, sondern auch den Bedarf nach Wohnen. Es gibt den Bedarf nach Straßenbau, nach Autobahnbau. Hier gilt es einfach auch die politischen Interessen, die eben hier sehr unterschiedlich sind, weil es gibt auch Interessen, dass wir sagen, Grünland muss verbindlich erhalten bleiben. Streuobstwiesen müssen erhalten bleiben, ökologisch wertvolle Flächen müssen erhalten bleiben, zum Beispiel Moore, saure Wiesen etc., die jetzt nicht nur für den Ackerbau bestimmt sind. All dieses ist eben sehr breit gestreut in der Politik und man muss verbindliche Maßnahmen setzen und nicht nur immer Ziele haben. Ziel ist gut, aber es braucht nur verbindliche Maßnahmen, um auch wirklich dorthin zu kommen. Und vielleicht noch eins zum Boden. Der Boden ist ein ganz wichtiger Bereich zum Beispiel für den Wasserspeicher oder für den CO2-Speicher. Das heißt Hochwässer und so weiter. Wir kennen das ja auch über die Klimakrise, über den Klimawandel, der ganz klar vorherrscht. Auch hier hat der Boden eine ganz wesentliche Funktion. Und je mehr wir versiegeln, je mehr wir verbrauchen, umso weniger wird er diese Funktion erfüllen. Schauer, wie sehen Sie das? Schützen Sie ja Ihren Boden täglich, das ist Ihre Arbeit, aber fühlen Sie sich da auch bedroht in Ihrer Arbeit oder mit Ihren Flächen? Dadurch, dass das mein Grund und Boden ist, mit dem ich wirtschafte, brauche ich mir da keine großen Sorgen machen, dass mir den jemand wegnimmt in Österreich. Oder was die Klimakrise betrifft? nimmt in Österreich. Oder was die Klimakrise betrifft. Ich würde gerne erzählen von meiner Tätigkeit als Gemeinderat bei uns im Ort in Natternbach, wo ich meinen Hof habe. Da sehe ich einfach, es wird nach wie vor umgewidmet und das Bewusstsein ist jetzt noch nicht vorgedrungen bis zu allen Grundstückseigentümern und allen, die dort mit der Fläche etwas anstellen wollen. Ich glaube, es muss noch viel mehr kommuniziert werden, dass wir eben nur diese Flächen haben für die Grundwasserneubildung, für unsere Natur, für eine intakte Natur vor allem. Und dass wir eben schauen sollten, wie wir damit haushalten. Und wenn wir, so wie es die Frau Böcker gesagt hat, in dieser Geschwindigkeit voranschreiten, dann werden wir in ein paar Jahrzehnten nichts mehr haben. Also selbst wenn wir jetzt nur uns auf diese 2 Hektar pro Jahr, oder täglich pro Tag, extrem schwer vorstellbar, dann wäre das trotzdem ein Riesenverlust. Eigentlich sollten wir auf ein Netto-Null zusteuern und uns Gedanken darüber machen, wie können wir das, was wir jetzt noch haben, erhalten und nicht, wie können wir das irgendwie trotzdem noch voranschreiten lassen. Was versuchen Sie da Ihren Menschen, Nachbarn im Ort zu vermitteln? Sie können ja da sehr viel Wissen auch transportieren. Was ist denn das, was Sie Ort zu vermitteln? Weil Sie können ja da sehr viel Wissen auch transportieren. Was ist denn das, was Sie versuchen zu vermitteln? Also mir war es ein Anliegen, dass wir in der Gemeinde dem Bodenbündnis beitreten, damit wir da ein bisschen eine Bewusstseinsbildung schaffen. Wir können dann eben bei gezielten Maßnahmen mitmachen, wo wir die Schulen einbinden, wo man einfach aufzeigen kann, warum es wichtig ist, dass wir unsere am Boden schützen. Wir sind dann auch der bienenfreundlichen Gemeinde beigetreten und das ist ein bisschen zu einem Steckenpferd für mich geworden. Ich habe auf eigenen Betriebsflächen und auf öffentlichen Gut Blühflächen angelegt und das ist in der Bevölkerung eigentlich sehr gut angekommen. Das heißt, man sieht, dass man die öffentlichen Flächen, Freizeitflächen oder auch landwirtschaftliche Flächen gezielt als Lebensraum nutzen kann oder gestalten kann, sodass wieder vermehrt Schmetterlinge, Insekten dort anzutreffen sind, dass wieder eine größere Artenvielfalt auch an Pflanzen dort aufzufinden ist. Weil ein gesunder Lebensraum ja auch mehr Arten wieder anlockt und damit der Lebensraum ganz anders auch aufblüht und aussieht, oder? Also ich glaube, das ist nämlich vielen auch nicht so bewusst, was so die wirklichen Vorteile und Effekte sind vom Bodenschutz etwa. Das war meine Art und Weise, wie ich das wieder ein bisschen näher zu den Menschen gebracht habe und herzeigen kann, dass Landwirtschaft und Naturschutz Hand in Hand gehen können. Das ist auch durch dieses Engagement bin ich dann eben zum Biodiversitätsbotschafter heuer ernannt worden, zum einen von fünf, Zum einen von fünf, weil ich einfach da ein bisschen was herzeigen darf jetzt und da Interesse dafür da ist. Also das ist mir immer ein persönliches Anliegen, dass ich das vermittelt, dass ich sage, was eigentlich geht, was wir mit unseren Flächen tun können und wie wir die Natur und die Lebensräume in unseren Alltag und in unsere Siedlungen integrieren können und genauso auch in unsere Agrarlandschaften. Das heißt, es geht sehr stark auch um Informations- und Aufklärungskampagnen. Welche Verantwortung, Frau Böker, trägt denn da die Politik, die politischen Entscheidungsträger? Die politischen Entscheidungsträger, insbesondere auch die, die in den Gemeinderäten sitzen, haben hier eine ganz große Verantwortung, denn Flächenwidmung liegt im Hoheitsgebiet der Gemeinden. Das heißt, die Gemeinde entscheidet, welche Flächen werden Wohngebiet, welche Flächen werden Grünland bleiben, welche Flächen werden Verkehrsflächen etc. Und da hat der Gemeinderat eine wirklich große Entscheidungsmacht und natürlich auch die Landesaufsicht. Also es ist immer so, dass die Gemeinde einen Beschluss fasst und dann geht es aber nur zur Landesaufsicht in der Raumordnung, die dann auch noch ihre Kritik oder auch Zustimmung abgeben. Und da ist es ganz wichtig, es ist nämlich schon sehr komplex, also das Thema Bauen, Flächen widmen oder auch das Thema der Bebauungspläne, wie kann ich auf einer Fläche bauen, ist so komplex, dass man oft als Gemeinde, als kleine Gemeinde vielleicht auch überfordert ist. Und dazu ist es notwendig, dass man sich Experten und Expertinnen von außen herein holt, die beratend tätig sind oder auch das Land Oberösterreich hat wirklich auch sehr qualifizierte, kompetente Mitarbeiterinnen in der Raumordnung, dass die auch die Zeitressourcen haben, kriegen, um auch die Gemeinderäte zu beraten. Immer ein Ansatz von mir ist auch, um diese Komplexität der Bauaufgaben, der Flächenwidmungen wirklich in den Griff zu kriegen, was kleine Gemeinden betrifft, dass man nicht Gemeinden zusammenlegt, sondern Bauabteilungen zusammenlegt, um dort wirklich kompetente Mitarbeiterinnen zu haben, die die Gemeinderäte bei ihren Entscheidungen bestmöglichst unterstützen, um das Ziel, Boden zu schützen, auch wirklich zu verwirklichen. Ich finde den Aspekt, der mir da jetzt einfällt, nämlich das Böden, wenn sie einmal zu betoniert werden und wenn man das wieder entsiegelt, dass die nicht automatisch wieder nutzbar sind. Das finde ich sehr wichtig, diesen Aspekt und interessant. Vielleicht können Sie da noch ein paar Worte verlieren, was denn die Gefahren sind, wenn man unverantwortlich bebaut. Vielleicht nur ganz kurz von mir, aber vielleicht kannst du dann auch was dazu sagen. Also grundsätzlich, wenn ein Boden einmal lange Zeit versiegelt ist und man nimmt diese Schicht sozusagen weg, dann ist da drunter aber der Humus nicht da. Das heißt, es muss wieder Humus aufgebracht werden, aber ich glaube, da ist vielleicht die Kompetenz bei meinem Kollegen hier besser da, aber auf jeden Fall dauert es unglaublich lange, bis ein Boden wirklich wieder fruchtbar wird. Und vielleicht noch ein Satz dazu. Es gibt ja den oberösterreichischen Bodeninformationsbericht, der jetzt 2025 wieder herausgekommen ist. Und da ist dann immer der Eigenversorgungsgrad unserer Kulturarten, also sprich vom Weizen bis zum Erdöpfel oder Kartoffel drinnen. Und zum Beispiel im vorletzten war drinnen, jetzt nehme ich nur das Beispiel Erdäpfel her, wir derzeit 80 Prozent Eigenversorgung beim Kartoffel haben in Österreich oder in Oberösterreich. Und wenn wir aber so weitermachen mit der Versiegelung und dem Flächenverbrauch, 2050 bis 2060 nur noch 30 Prozent haben. Und da habe ich dann immer wieder auch in meinen Reden im Landtag gefragt, wollen wir das so oder sollten wir da wirklich einmal ganz rigorose Maßnahmen setzen, damit das nicht passiert? Aber jetzt zur Entsiegelung. Ja, bitte. Die Entsiegelung, das ist leider noch nicht das große Thema. Ich stelle mir das jetzt so vor, oder ich versuche es jetzt plakativ darzustellen, wenn ich da jetzt große Backflächen habe und die sind versiegelt, das Wasser flirst ab auf schnellsten Wege. Meist, es sei denn, es gibt ein Retentionsbecken. Jedenfalls wird das ansonsten im Vorflutern und an den Flüssen zugeleitet. Und wir haben schon gesehen, wie viele Hochwasserproblematiken wir gehabt haben. Auch hier in Linz möchte ich daran erinnern. Ich glaube, 2013 war das oder schon ein bisschen früher. Jedenfalls hätte der Boden, wenn man ihn so beläst, wie er normalerweise bewachsen ist, entweder durch die Baum- und Strauchschicht und dann insbesondere auch durch den Humus im Boden selbst, eine große Wasserspeicherfähigkeit und wie bereits auch genannt, die Fruchtbarkeit des Bodens. Das heißt, der Boden erfüllt die Funktion, dass er uns ernährt, dass er, wie ich heute schon einmal erwähnt habe, für die Grundwasserneubildung sorgt, dass er eben auch ein Lebensraum ist. Und wenn ich all das beseitige, dann braucht es Jahrzehnte, bis sich das wieder natürlich aufgebaut hat. Also ich bin überzeugt, man wird da nachhelfen müssen, wenn ich jetzt im großen Stil entziegle. Ich glaube, wenn es jetzt um Entziegelung geht bei uns in Österreich, dann sind das Projekte, das können auch Kunstprojekte sein, wo man vielleicht das einfach demonstriert und aufzeigt, dass man vielleicht einmal einen Ortsplatz wieder öffnet, dass man dort wieder Bäume sitzt, dass man vielleicht irgendwo einen Ocker macht oder einen Gemeinschaftsgarten in der Stadt, dass man einfach für das Thema die Leute sensibel macht und für Inspirationsquellen sorgt. Wahrscheinlich wird das Thema in größeren Stile kommen. Und da bin ich selber neugierig, wie wir das dann anstellen werden. Man muss sich dessen halt einfach bewusst sein, was wir da eigentlich verlieren. Was sozusagen am Spiel steht, mir fällt daraufhin ein Beispiel ein aus Linz am Froschberg, im Stadtteil Froschberg. Da soll jetzt eine große neue Wohnsiedlung gebaut werden und eine Bürgerinitiative hat sich daraufhin gegründet, die sich recht dagegen stellt und dagegen haltet, weil es sehr stark verdichtet werden soll. Und ich habe mir das dann einmal näher angesehen im Zuge eines Beitrags. Was mir bis heute nicht ganz einleuchtet, ist der Aspekt, dass natürlich es schwierig ist abzuwägen zwischen den verschiedenen Interessen, aber was ist mit dem Aspekt der neuen Parkplätze, die dort zum Beispiel geschaffen werden sollen? Während nämlich es gibt einen alten Platz dort, der genutzt werden könnte, aber er wird nicht genutzt, sondern es wird einfach neu versiegelt. Und das ist doch dann genau sowas, wo man sich auch Laie Laien fragt. Aber warum gibt es da nicht andere Wege? Wie wird denn da argumentiert? Warum ist die Versiegelung weiterhin scheinbar der einfachere Weg? Also vielleicht greife ich ganz kurz das Thema der Verdichtung auf, weil das jetzt gerade als Beispiel genannt wurde. Also wir haben in den Gemeinden oder in unserer Gemeinde ein örtliches Entwicklungskonzept beschlossen, das gemeinsam mit den Bürgern und Bürgerinnen erarbeitet wurde über einige Jahre, wo wir ganz klar festgelegt haben, keine neuen Siedlungsgebiete mehr, absolute Baulandgrenzen, also dass das nicht immer so ausfransen kann und auch das Thema des Einfamilienhaus, uns genauer angeschaut haben, das heißt Einfamilienhaus zurückdrängen. Das heißt jetzt nicht, dass es keins mehr geben soll, aber zurückdrängen. Und das heißt aber auf der anderen Seite eine maßvolle Verdichtung. Und das maßvoll sage ich jetzt ganz besonders dazu, denn es gibt da wunderbare Wohnformen, die gemeinschaftliches Wohnen, Co-Housing, Baugruppen. Also da sind wir so ein bisschen jetzt bei dem Thema Baukultur, was aber zugleich wirksam wird, was Bodenschutz betrifft. Ich meine, ich habe da zwei Beispiele mitgebracht. Also zum Beispiel das Wachküssen der Innenstadt. Das heißt, nach innen entwickeln und nicht nach außen entwickeln. Das geht in der Stadt wie auch am Land, auch in den kleinen Dörfern. Und das ist ein ganz wichtiges Thema. Und in diesem Buch drinnen, Besser bauen in der Mitte, ist ein sehr klares Schema aufgezeichnet, wie viel Fläche ich verbrauche, wenn ich für 200 Personen Einfamilienhäuser baue oder wenn ich verdichtete Flachbauten mache. Also das ist ein Riesenunterschied. Ich kann das gerne auch hier zeigen, wenn man das auch hier in den das ist nämlich sehr klar ersichtlich, ich brauche so und so viel 40.000 Quadratmeter bei Einfamilienhäusern, ich brauche 12.500 bei verdichteten Flachbau und ich brauche, wenn ich einen mehrgeschossigen Bau mache, der auch qualitätsvoll sein kann, mit Schrebergärten dabei, brauche ich nur 5.500 Quadratmeter. Also man muss einfach kreativer sein und diesen Gewohnheitseffekt, ich brauche ein Einfamilienhaus, wo ich rundherum gehen kann, einmal hinterfragen. Das wird nicht von heute auf morgen gehen. Und darum ist es so wichtig, Bewusstsein zu schaffen und das Bildungssystem auch zu verändern, indem man schon bereits in den Schulen über das Thema Boden, über das Thema Bau Es gibt da schreckliche Verdichtungen, die also wirklich nur ausnützend sind, um halt nachher auch finanziell eine gute Rendite zu machen. Ich wollte das jetzt unterstellen, dieser Bauinitiative. Das weckt den Anschein, weil man sich denkt, warum nutzt man nicht den bereits vorhandenen Platz? Und vielleicht noch, was das Thema Parkplätze betrifft, auch das ist so ein Thema. Man kann auch beispielsweise, wir haben ja in Österreich die höchste Supermarktdichte Europas oder die fast höchste mit 1,67 Quadratmeter pro Person. Und da sind ja meistens eingeschossige Gebäude und hunderte versiegelte Parkplätze vor der Tür. Und genau da hat jetzt das Raumordnungsgesetz in Oberösterreich schon ein bisschen was zum Besseren geregelt. Es ist noch immer nicht so gut, dass ich da zustimmen hätte können. Aber wir müssen aufhören mit diesem Bauen von beispielsweise Einkaufszentren. Wir haben genug. Frau Böckers, glauben Sie, welche Anreize braucht es? Also genau, um das zu ermöglichen, was du jetzt gerade gesagt hast, Frau Böckers, glauben Sie, welche Anreize braucht es? Also genau, um das zu ermöglichen, was du jetzt gerade gesagt hast, ist es ganz wichtig, eben im Sinne der Raumordnung, also die Raumordnungsinstrumente, die es ja bereits gibt, auch dementsprechend in den Gemeinden zu nutzen. Beispielsweise das Nachverdichten von bestehenden Siedlungen Oder es gibt ganz viele Leerstände in den Ortszentren. Wir müssen schauen, dass wir diese Leerstände wieder zu neuen Nutzungen führen. Wir müssen Baulücken schließen oder die Baulandreserven. Das heißt, es gibt sehr viel gewidmetes Bauland. Bevor wir wieder Neues widmen und dem Acker oder der Ernährungssicherheit entziehen, dass wir diese wieder in Nutzung bringen. Und dazu braucht es einfach auch Anreize von Seiten der Politik, beispielsweise eine Leerstandsabgabe. Das heißt, es ist zwar nicht unbedingt ein Anreiz, aber wenn ich etwas zahlen muss, weil ich einen Leerstand besitze, dann überlege ich mir, ob ich ihn doch vermiete oder saniiere, umbaue, nachnutze. Und es gibt wirklich in Österreich mittlerweile auch sehr, sehr gute Beispiele, was eben der Verein Landluft mit dem Baukulturgemeindepreis alle vier bis fünf Jahre ausschreibt. Und da kann man sich anschauen, wie Gemeinden arbeiten. Also das heißt, es ist auch für Gemeinden, die noch nicht so weit sind, eine sehr gute Möglichkeit, wohin zu fahren, mit den Leuten zu sprechen, wie sie denn ihre Gemeinde entwickelt haben. Der neue Baukulturgemeindepreis heißt nämlich Nutzen, was da ist, der jetzt gerade im Herbst ausgeschrieben wurde. Also genau um das Thema geht es, brauchen wir nicht mehr, sondern schauen wir, was haben wir denn alles, um diese Flächen für unsere Ernährung, für den Wasserspeicher, für den CO2-Speichericher wirklich auch für die nächsten Generationen zu erhalten. in eigenen Worten, was wünschen Sie sich, wo glauben Sie, dass Österreich steht, ob er noch hin muss? Ja, gerne Frau Böker zuerst. Also Österreich muss auf jeden Fall das Ziel bis 2030 erreichen, nur mehr zweieinhalb Hektar täglich zu verbrauchen. Und das Netto-Null-Ziel, das ist ja schon in der EU verankert bis 2050. Es ist noch ein weiter Weg dorthin und ich glaube aber, dass wir, wenn wir erkennen, was der Boden für unsere Gesundheit, was es für eine Lebensgrundlage ist, dann kann ich nur denken, alle Politikerinnen und Politiker müssen an diesem Ziel arbeiten. Ich wünsche mir sehr. Herr Schauer. Ich glaube, wir sollten unsere Umwelt auch als Lebensraum begreifen. Und da möchte ich insbesondere auch jetzt das für die Landwirtschaft mir wünschen, dass wir einfach schauen, dass es Strukturen gibt, dass wir da eine Lebensraumvernetzung herstellen, dass wir Hecken, Baumreihen, Blühflächen haben als Rückzugsorte und dass wir mit dem wirtschaften, was wir da haben, dass wir uns möglichst saisonal und regional ernähren. Herzlichen Dank. Vielen Dank für Ihre Zeit, Herr Johann Schauer und Ulrike Böcker. Für dieses Gespräch bedanke ich mich auch an alle Zuseherinnen und Zuseher für das Interesse. Bis zum nächsten Mal. Die Sendung Klima und Du ist mit Unterstützung des Umwelt- und Klimaresorts des Landes Oberösterreich entstanden. Klima und Du Die Verantwortung für die globale Erwärmung wird seit Jahrzehnten zwischen Politik, Industrie und Konsumentinnen und Konsumenten hin und her geschoben. Was können wir Einzelne wirklich zur Bewältigung der Klimakrise beitragen? Gemeinsam mit Expertinnen und Experten suchen wir nach Auswegen und Lösungen. Die wöchentliche Informations- und Diskussionssendung der Freien Medien in Oberösterreich.