Einen schönen guten Abend. Ich darf Sie recht herzlich im Namen des Hauses der Volkshochschule Linz hier bei unserem herbstlichen Geschichtesschwerpunkt begrüßen. Wir haben uns heuer das Thema Protest, wie Aufbegehren die Welt verändert, vorgenommen. Wir, das sind Professor Markus Gräser und Professor Ernst Langthaler vom Institut für Neuere Geschichte und Zeitgeschichte und vom Institut für Wirtschafts-, Sozial Sozial und Umweltgeschichte der Johannes Kepler Universität und mein Name ist Katja Fischer. Ich bin hier im Haus für die Konzeption und Durchführung der Veranstaltungen im gesellschaftspolitischen Bereich verantwortlich. Also eben, wie gesagt, eine langjährige Kooperation zwischen der Johannes Kepler Universität und der Volkshochschule und ich möchte die Gelegenheit nutzen, hier am Anfang der Reihe bei meinen beiden Kooperationspartnern sehr herzlich für die wirklich gute Zusammenarbeit, langjährige Zusammenarbeit zu bedanken. Vielen, vielen Dank. Ein herzliches Dankeschön auch an DorfTV. Es werden die vier Abende der Reihe wieder aufgezeichnet und im Wissensturm Channel auf DorfTV nachzusehen sein. Großes Dankeschön auch an die Kollegen von DorfTV. Wir beginnen die Reihe heute mit einem Vortrag zu den Bauernkriegen und ich darf recht herzlich Herrn Prof. Dr. Ulrich Nickemann bei uns in Linz begrüßen. Herzlich willkommen. Ulrich Niggemann bei uns in Linz begrüßen. Herzlich willkommen. Begrüßen darf ich auch Ernst Langthaler. Er wird die Reihe heute für uns moderieren. Herzlich willkommen. Es freut mich, dass Sie alle heute den Weg in den Wissensturm gefunden haben und gemeinsam mit uns einen Blick in die Geschichte und aber auch in die Gegenwart, also heute in die Geschichte, im letzten Vortrag auch in die Gegenwart des Protests zu machen, auf jene Momente, in denen Menschen aufgestanden sind, um auf Missstände hinzuweisen und um Veränderungen einzufordern. zu weisen und um Veränderungen einzufordern. Protest ist ein Ausdruck von Unzufriedenheit, es ist aber auch ein Zeichen der Hoffnung, insofern als Menschen nicht bereit sind, Gegegenheiten hinzunehmen und dagegen aufstehen. Und darüber hinaus ist Protest auch immer ein Zeichen seiner Zeit, ein Spiegel seiner Zeit. Es ist Ausdruck von politischen, sozialen und kulturellen Spannungen, die gerade in einer Kerlgesellschaft vorherrschen. Und es war uns daher wichtig, so wie in den vergangenen Vortragsreihen auch, dass wir aus der Vergangenheit in die Gegenwart blicken. Es war auch bei den letzten Reihen immer so, dass wir die ersten drei Vorträge meistens sich mit der Vergangenheit beschäftigt haben, dass wir in die Geschichte geblickt haben und dann im letzten Vortrag eben aus den Erfahrungen mit den Beispielen der Vergangenheit in die Gegenwart geschaut haben, wie schaut es heute aus, eben mit dem Ziel aus der Vergangenheit für heute zu lernen. Und das ist gerade in Zeiten, in denen die Demokratie, in denen der demokratische Werte zunehmend unter Druck stellen, sehr, sehr wichtig. Denn Protest ist nicht nur ein Zeichen von Widerstand, es ist ein demokratisches Recht, es ist die Möglichkeit für Menschen teilzuhaben und es ist ein Motor des Wandels. Und umso mehr freue ich mich, dass Sie heute hier sind. Ich lade Sie ein, an den vier kommenden Montagabenden gemeinsam mit uns eben verschiedene Protestformen aus verschiedenen Perspektiven kennenzulernen, zu reflektieren und zu diskutieren. Und in diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine erkenntnisreiche, inspirierende Vortragsreihe. Ich bedanke mich nochmals für Ihr Kommen und die Bereitschaft, sich auf ein Thema einzulassen, das die Welt verändert hat und in Zukunft auch die Welt immer noch verändern wird. Vielen Dank. Ja, geschätzte Damen und Herren, schön, dass Sie wieder zu unserer Vortragsreihe gekommen sind. Wir freuen uns, altbekannte Gesichter zu sehen. Es gibt ja hier schon ein gewisses Stammpublikum, das uns die Treue hält, schon über viele Jahre hinweg. Immer wieder aber auch neue Gesichter, auch junge Gesichter, die Studierenden eines Seminars an der Johannes Kepler Universität, die zwar nicht ganz freiwillig da sind, aber sicher mit viel Belehrung heute diesen Saal verlassen werden. Sie sind Teilnehmer und Teilnehmerinnen eines Seminars zum Thema Bauernkriege. Ja, ich möchte mich zunächst einmal bedanken, den Dank zurückgeben, Ich möchte mich zunächst einmal bedanken, den Dank zurückgeben, liebe Katja Fischer von der VHS und lieber Markus Gräser vom Institut für Neuere Geschichten und Zeitgeschichte für die langjährige Kooperation. Ich glaube, wir feiern dann bald einmal zehn Jahre. Es fehlt wahrscheinlich nicht mehr viel, um auch ein kleines Jubiläum hier zu begehen. Es ist immer wieder schön für uns von der JKU, die ein bisschen abseits des Stadtzentrums situiert ist, in die Stadt zu kommen und dort mit Menschen Kontakt zu knüpfen, die wir wahrscheinlich nicht so leicht auf die JKU bringen würden. Das Thema dieser Vortragsreihe hat ja Katja Fischer schon angesprochen, Protest, wie Aufbegehren die Welt verändert. Das ist beileibe kein Randthema der Geschichte, sondern soziale Bewegungen, die verschiedene Formen von Protest erzeugen, sind wahrscheinlich eine der wichtigsten Triebkräfte der Geschichte. Das können Proteste sein, die eher auf die Reform eines bestehenden Systems ausgelegt sind, die verschiedene Spitzen abschleifen wollen. Es können aber auch Protestbewegungen sein, die auf eine grundlegende Umwälzung eines Systems ausgelegt sind. Das wären dann die Revolutionen. Aber alle Bewegungen haben auch ihre Gegenbewegungen. Es gibt auch konservative Bewegungen, die sich dann gegen Veränderungen jeglicher Art stemmen. Und in diesem großen Rahmen haben wir uns überlegt, ja, was kann man da jetzt an Schwerpunkten setzen, dass es um den Bauerkrieg gehen wird. Da mussten wir nicht lange nachdenken. Das 500. Jubiläum des Deutschen Bauernkriegs, das heuer zelebriert wird, das geht ja nicht spurlos an uns vorbei und aller Orten sieht man verschiedene Aktivitäten. Aber auch hier in Oberösterreich gibt es ja dann nächstes Jahr 400 Jahre Bauernkrieg von 1626 mit einer kommunalen, also einer Serie von verschiedenen Aktivitäten zu diesem Thema. Und von daher war mal klar, der Bauernkrieg ist dabei. Dann haben wir heute versucht, auch Protestphänomene mit einzubeziehen, die auch andere soziale Gruppen der Gesellschaft in den Mittelpunkt rücken. So sind wir dann auf die Revolution von 1848 gekommen, wo wir uns eben dann die verschiedenen Forderungen demokratischer und sozialer Art und auch nationalistischer Art anschauen wollen. Das dritte Thema wird dann der 1968er-Bewegung gewidmet sein, die ganz stark von der Studierendenbewegung her getragen wurde. Und ganz zum Schluss, da landen wir dann auch, wie es bei uns Tradition ist in der Gegenwart, mit verschiedenen Protestformen im Internet. Ja, heute geht es um den Bauernkrieg oder um einen der Bauernkriege. Das werden wir ja heute noch hören, dass es nicht den Bauernkrieg gibt, sondern eine ganze Kette größerer und kleinerer Protestphänomene in der frühen Neuzeit, von denen eben der Deutsche Bauernkrieg von 1525 die Spitze des Eisbergs ist. Wir sind ein bisschen stolz, dass wir die Ersten sind, die dieses Thema hier in Linz beackern. Aber knapp danach folgen uns die Kollegen und Kolleginnen aus Ottensheim. Ich darf hier eine kurze Werbeeinschaltung auch machen, wo am 11. November ein Vortrag von Hannes Leidinger stattfindet zur Geschichte und auch zur Gegenwart des oberösterreichischen Bauernkriegs von 1626. Also wenn Sie das Thema interessiert, kommen Sie auch nach Ottensheim. Heute, wie gesagt, geht es um 1525 und für dieses Thema konnten wir einen ausgewiesenen Experten, den Kollegen Ulrich Niggemann, gewinnen aus Augsburg. Er ist dort seit 2016 Direktor und geschäftsführender wissenschaftlicher Sekretär am Institut für Europäische Kulturgeschichte und war zuvor nach dem Studium in Göttingen und Bonn als wissenschaftlicher Mitarbeiter und akademischer Rat anrationsgeschichte der frühen Neuzeit, mit Revolten und Revolutionen sowie mit Erinnerungskulturen und Rezeptionsgeschichte. Herr Niggemann, wir sind ganz gespannt auf Ihren Vortrag und freuen uns dann auch schon auf die anschließende Diskussion. Ja, ganz herzlichen Dank für die Einladung und dass ich hier sein darf. Ich bin tatsächlich zum ersten Mal in Linz und habe mich schon gefreut, dass ich hier am Nachmittag die Stadt schon ein wenig genießen konnte. Und ich steige nun auch direkt ein. Und ich steige nun auch direkt ein. Ich habe vorhin schon gesagt, eigentlich bin ich eher so durch das Jubiläum überhaupt so richtig zu einer intensiveren Auseinandersetzung mit dem Bauernkrieg gekommen, aber das dann eben tatsächlich in diesem Jubiläumsjahr recht dicht mit zahlreichen Veranstaltungen. Aufruhr, Empörung, Plünderung von Klöstern und Burgen, eine Welle der Gewalt, das war in der Wahrnehmung vieler Zeitgenossen die Situation im Südwesten des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation im Frühjahr 1525. Als ein unsinniges, rasendes, ja teuflisches Werk beschrieb Petrus Nodalius den schon von Zeitgenossen sogenannten Bauernkrieg in seinem 1570 erstmals in Latein erschienenen und dann 1573 ins Deutsche übersetzten Werk »Der peurisch und protestierende Krieg«. Es handele sich, so Nodalius, um treulose und glaubbrüchige Empörung der Untertanen wider ihr Obrigkeit, gräuliche Plünderung und Verwüstung Dörfer, Schlösser, Klöster und Städt, wütige und unrichtige Handlung, wieder geistliche und weltliche, hohe und niedrige Personen und erbärmliches Mörden an allen Örtern im Deutschland. Die Bilder, die Nodalius heraufbeschwört, Bilder von eher lose organisierten, wütenden Bauernhaufen, die mit simplen Waffen, Sensen, Dreschf gehalten haben, sind die Werte, die sich in den Köpfen gehalten haben. Die Wertungen hingegen haben sich im Laufe der Jahrhunderte immer wieder verschoben. Schon im 19. Jahrhundert war teilweise von einem Kampf um Freiheit die Rede oder mit Friedrich Engels von der größten Revolution auf deutschem Boden. In der DDR herrschte das Bild eines Kampfes der arbeitenden Klassen gegen den Feudalismus vor, das Bild einer frühbürgerlichen Revolution, wie man es nannte. in Westdeutschland, teilweise noch fußend auf Günter Franz von völkischer Ideologie beeinflussten Arbeit von 1933. Da herrschte also sozusagen das Bild des Bauernkriegs als politische Bewegung für eine tiefgreifende Reform des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation vor. Andere, nicht zuletzt Kirchenhistoriker, haben den Zusammenhang zwischen Reformation und Bauernkrieg in den Mittelpunkt gerückt. Einerseits die sozioökonomische Krise als Auslöser des Bauernkriegs, andererseits verbindet er diese sozioökonomische Krise mit einer politischen und und die reformatorische Bewegung in Form der Gemeindereformation auf der anderen Seite, das zusammenbildete laut Blickle wesentliche Elemente des bäuerlichen Denkens, wie es gerade in Südwestdeutschland unter dem Einfluss der Schweizer Kantone natürlich immer auch zu denken, sich entwickelt habe, wie es aber sich auch in anderen Aufstandsgebieten, etwa in Franken, in Thüringen, aber auch in Tirol und Salzburg feststellen lasse. In jüngster Zeit, und ich zeige Ihnen hier mal eine kleine Auswahl der Literatur, die jetzt hier im Zusammenhang mit dem Bauernkriegsjubiläum neu erschienen ist, also in jüngster Zeit werden wieder Zweifel an solchen Großthesen laut. Gerd Schwerhoff hat zuletzt von einer wilden Handlung gesprochen und damit sozusagen das Einzelgeschehen in den unterschiedlichen Regionen hervorgehoben und sozusagen als das Eigentliche des Bauernkriegs betont. Und Thomas Kaufmann hat vor allem die mediale Dimension hervorgehoben. Den Bauernkrieg als Bauernkrieg und nicht als irgendwie kaum miteinander verbundene kleine lokale Aufstände, diesen Bauernkrieg habe es nur aufgrund der Druckmedien überhaupt gegeben. Andere Aspekte kommen hinzu. David von Mainburg und Martin Schenach haben den Bauernkrieg aus rechtshistorischer Perspektive in den Blick genommen. Und Lindl Roper hat in ihrem Buch auch die umweltgeschichtliche Dimension hervorgehoben als sozusagen Kampf um natürliche Ressourcen, aber auch als Kampf der in bestimmten Umwelten, in geografischen Räumen und unter bestimmten klimatischen Bedingungen stattgefunden habe. Roper und andere haben zudem geschlechtergeschichtliche Aspekte stark gemacht. Sie sehen bereits an diesem Schnelldurchgang, wie sehr der Bauernkrieg von unseren eigenen Problemen und aktuellen Bedürfnissen her interpretiert wird, zwischen Liberalismus und frühsozialistischer Bewegung, zwischen Marktwirtschaft und real existierendem Sozialismus, zwischen Protestforschung und Klimaforschung und feministischen Anliegen. Ich werde heute weder versuchen, Ihnen eine weitere Deutung anzubieten, noch Ihnen erklären, welche von den genannten Interpretationen denn nun eigentlich die richtige ist. Vielmehr bin ich der Überzeugung, dass unser Gegenwartshorizont stets einen Einfluss darauf haben wird, welche Fragen wir an die Geschichte stellen und welche Antworten wir in ihr finden. Nicht im Sinne einer Beliebigkeit oder gar einer bewussten Instrumentalisierung, sondern in dem Sinne, dass wir in einem methodischen und gewissenhaften Umgang mit unserem Quellenmaterial dennoch keine Eindeutigkeit finden werden, sondern unsere eigene Interpretationsleistung immer ein Teil der Auseinandersetzung mit Geschichte sein wird. Teil der Auseinandersetzung mit Geschichte sein wird. Was ich also heute versuchen werde, ist Ihnen erstens einen Eindruck vom Geschehen 1524 bis 1526 zu vermitteln, zweitens Ihnen einige der Ursachen zu erörtern, drittens dann auch die Folgen dieses Geschehens zumindest anzureißen und schließlich viertens noch einmal auf die sich verändernden Deutungen hinzuweisen und sowohl die Erinnerungskultur als auch die Geschichtsschreibung des Bauernkriegs ein wenig in den Blick zu bekommen. Das ist schon komplex genug, schon weil sich sowohl das Geschehen als auch die Folgen und die Erinnerungskulturen regional sehr unterschiedlich darstellen und nicht selten werde ich gezwungen sein, die Dinge zu vereinfachen, Regionales zugunsten eines Gesamtbildes außer Acht zu lassen, weil man die vielen Verästelungen sonst in einem Vortrag gar nicht vernünftig darstellen kann. Und ich bitte auch um Nachsicht, dass meine Schwerpunkte eher im südwestdeutschen Raum, vielleicht noch im mitteldeutschen Raum, weit weniger aber in Tirol und Salzburg liegen werden. Das ist auch ein bisschen der Forschungslage geschuldet, wenn Sie sich noch mal die Bücher, die hier vorhin an die Wand projiziert worden sind, in Erinnerung rufen. Es ist eigentlich nur Gerd Schwerhoffs Buch, das intensiver auch auf Tirol und Salzburg eingeht. Das ist also immer noch so ein bisschen das, was aus der Gesamtschau so ein bisschen rausfällt, während es natürlich durchaus Spezialstudien dazu gibt. Ja, schauen wir zunächst mal auf die Ereignisse. Im Juni 1525 begannen einige Gemeinden am Oberrhein, den kirchlichen und adeligen Grundherren Dienste und Abgaben zu verweigern. Gleichzeitig wählten sie selbstständig und ohne Rücksicht auf grundherrliche Rechte, also Patronatsrechte, neue Pfarrer, stürmten sogar die Kirchen und zerstörten Heiligenbilder. und zerstörten Heiligenbilder. Die Aktionen wurden bald in weiten Teilen Südwestdeutschlands, etwa im Hegau und im Klettgau, bald auch in Oberschwaben und auch im Elsass aufgegriffen. Zum Jahreswechsel 1524-1525 entwickelten sich neue Unruhen. Bauern bildeten nach dem Vorbild von Landnächten bewaffnete Haufen. In Baltringen, in Oberschwaben schlossen sie sich im Dezember 1524 zu einem Bund zusammen, zu einer christlichen Vereinigung, der bald schon 10.000 Menschen angehörten, also so die Schätzungen. Im Februar 1525 trafen sich die Allgäuer Bauern in Sonthofen. Schon länger schwelende Konflikte mit dem Kloster Kempten brachen offen aus. Weite Teile des Bodenseeraums, des Oberrheingebiets sowie Oberschwabens befanden sich im Frühjahr 1525 im Aufruhr. Jedenfalls war das die Interpretation der Herrschaften und Obrigkeiten. Im März versammelten sich Abgeordnete des Baltringer Haufens, des Seehaufens und des Allgäuer Haufens in der Reichsstadt Memmingen, gründeten dort eine gemeinsame christliche Vereinigung und berieten über das weitere Vorgehen. Ein Ergebnis dieser Verhandlungen war die Bundesordnung bzw. wie der Originaltitel lautet Handlungen, Artikel und Instruktion sowie wahrscheinlich auch die grundlichen und rechten Hauptartikel aller Bauerschaft, die sogenannten Zwölfartikel, die von dem Kirschner und Laienprediger Sebastian Lotzer vielleicht unter Mithilfe des Memminger Pfarrers Christoph Schappeler verfasst und in Augsburg bei Melchior Ramminger gedruckt wurden. Es gab dann noch viele, viele Nachdrucke. Das war sozusagen ein Verkaufsschlager, diese zwölf Artikel. Aber der Erstdruck war eben in Augsburg. Können Sie mich gut verstehen? Ich merke selbst, dass immer je nachdem, wie ich ins Mikrofon spreche, der Ton sich so ein bisschen verändert. Ich hoffe, das ist in Ordnung so. Obwohl sowohl die Bundesordnung als auch die zwölf Artikel eher auf Verhandlungen zielten, das ist ein ganz wichtiger Aspekt, dass diese Texte eigentlich als Verhandlungsgrundlagen gedacht waren, also trotz dieser Tatsache brach bald Gewalt aus. Dabei muss differenziert werden. Zunächst einmal waren die Versammlungen und die Organisationsform des Haufens ja keine Gewalt in unserem Sinne. Aber sie wurden eben von den Obrigkeiten als bedrohliche Zusammenrottung und bereits als Aufruhr wahrgenommen und auch dargestellt. Das heißt, allein die Tatsache, dass die Bauern sich bewaffneten und versammelten, konnte somit als Gewaltpotenzial und Bedrohung der Ordnung verstanden werden. So dann kam es tatsächlich auch zu Übergriffen, Gewalt gegen Sachen vor allem. Bauernhaufen erstürmten teilweise Burgen und Klöster, um an Proviant und an Waffen zu kommen, aber auch um Burgherren zur Anerkennung der zwölf Artikel zu zwingen oder auch um symbolisch die empfundene Ungerechtigkeit zu beseitigen. Und eine ungerechtigkeit zu beseitigen symbolisches handeln spielte eine große rolle dabei etwa wenn von bäumen bäuerin den nonnen von heckbach androhten diese würden in schlechter kleidung zum kühlmelken geschickt während die bäuerinnen selbst sozusagen in feinen stoffen und gutes essen genießen würden. Also sozusagen eine hier nur verbal angekündigte symbolische Umkehrung der sozialen Verhältnisse. Das sind so karnevaleske Elemente, die der Bauernkrieg an verschiedenen Stellen hat. Der Karneval selbst war ja in der Vormoderne immer auch ein soziales Ventil, der sozusagen symbolisch, spielerisch die geltende Ordnung umkehrte. Oft wird vergessen, dass in einigen Regionen, vor allem aber auch in den Städten, die Anfangsphase der Aufstände mit Gewalt gegen die jüdische Bevölkerung einherging. Wie so oft in der Geschichte spielten anti-jüdische Stereotype, hier in diesem Zusammenhang ganz wichtig das Klischee vom jüdischen Getreidespekulanten, eine mobilisierende Rolle. Dieser Aspekt ist meines Erachtens viel zu oft ausgeblendet worden, auch deshalb, weil die aufständischen Bauern seit dem 19. Jahrhundert immer wieder heroisiert worden sind und weil sozusagen diese Schattenseiten dann nicht in das Bild passten. Wir benötigen aber das vollständige Bild, um den Bauernkrieg wirklich verstehen zu können. Und schließlich ist natürlich im Zusammenhang mit der von den Bauern ausgehenden Gewalt auch auf die sogenannte Weinsberger Bluttat vom Ostermontag 1525 hinzuweisen, als der adelige Festungskommandant Ludwig von Helfenstein zusammen mit anderen Adligen im Spießrutenlauf ums Leben kam. Das ist aber sozusagen eigentlich ein absoluter Ausnahmefall, dass hier Adlige auf diese Weise umgebracht wurden. Weitaus heftiger und vor allem systematischer war zweifellos die Gegengewalt durch die Obrigkeiten. Zwar konnte am 17. April 1525 noch ein Vertrag zwischen den Anführern des Bodenseehaufens und Georg III. Truchsess von Waldburg-Zeil als Herrführer des Schwäbischen Bundes geschlossen werden, doch bald sprachen eben trotz der durchaus erkennbaren Strategie vieler Bauernhaufen, Schlachten zu vermeiden, dann doch die Waffen. Die durch von der Schlacht von Pavia heimkehrenden Soldaten verstärkten Truppen des Schwäbischen Bundes, das heißt also hier sind Soldaten sozusagen aus dem italienischen Schlachtfeld abgezogen worden und sozusagen dem Schwäbischen Bund zur Verfügung gestellt wurden. Also durch solche Soldaten verstärkte Truppen des Schwäbischen Bundes schlugen dann in der Folgezeit unter der Führung des Truchsessen von Waldburg-Zeil, dem sogenannten Bauernjörg, in der Folge die Aufstände in Südwestdeutschland nach und nach blutig nieder, so bereits bei Leipheim am 4. April 1525, dann bei Böblingen 10.11. Mai 1525 und Leubers Ende Juni 1525. 1925 weiteten sich die Aufstände aber eben auch weiter aus, also über diesen südwestdeutschen Raum hinaus nach Franken, wo etwa Bürger in Rotenburg ob der Tauber denen mithelfen, sozusagen diesen Taubertaler Haufen zu bilden. Im Odenwald und im Neckartal entstanden ebenfalls Zusammenschlüsse. Bauern, teils unter der militärischen Führung von Rittern wie Götz von Berlichingen, besetzten acht Städte im Oberstift Mainz und griffen sogar Würzburg an. In Teilen der Schweiz, Tirols und Salzburgs brachen ebenfalls Unruhen aus, an denen gerade in Tirol auch Bergleute beteiligt waren, und auch im Elsass und in der Pfalz und in Thüringen entwickelten sich größere Aufstände. Auch hier ging es nicht gut für die Bauern aus. In Franken und Thüringen wurden die Bauern relativ schnell militärisch besiegt. In Neckarsulm, bei Königshofen und vor Würzburg schlug der Bauernjörg, also der Schwäbische Bund, die Bauern im Mai und Juni 1525. Und die Bauern im Mai und Juni 1525 bei Frankenhausen fügte Landgraf Philipp von Hessen den Thüringer Bauern schon am 15. Mai 1525 eine vernichtende Niederlage zu. Bis September 1525 war reichsweit die Mehrheit der Bauernhaufen besiegt, wurden die Anführer hingerichtet. Lediglich in Tirol, wo es zunächst eine Einigung in der Tiroler Landesordnung gab und im Salzburger Land, gab es noch verspätete Aufstände bis Juli 1526, die insbesondere mit dem Namen Michael Geismeier verbunden sind. Im Mittelrheingebiet entwickelten sich zudem Stadtrevolten, das ist also auch ein wichtiger Aspekt des Bauernkriegs, so etwa in Frankfurt am Main, in Speyer, in Worms, Limburg, Gießen, Wetzlar und bis nach Fulda. Der sogenannte Bauernkrieg war also keineswegs nur ein Aufstand der Bauern, das muss man sich also klar machen. Andere Gruppen, Handwerker, Ackerbürger, Bergleute, waren beteiligt oder schlossen sich an. Der durchaus zeitgenöss den Begriff von der Revolution des gemeinen Mannes vorgeschlagen, um sowohl den revolutionären Charakter des Aufstands als auch die über Bauern hinausgehende soziale Trägerschaft zu betonen. So richtig durchgesetzt hat er sich damit nicht. Der Begriff Bauernkrieg ist bis heute geblieben und man kann sogar sagen, in der jüngsten Literatur wird Blickles Vorschlag eher wieder mit Skepsis begegnet. Lassen Sie uns diesen zugegebenermaßen sehr knapp skizzierten Überblick über die Ereignisse hinter uns lassen und uns vielmehr der Frage nach den Ursachen zuwenden. Wieso kommt es hier zu diesem großen Aufstand, der eben über die vielen lokalen Aufstände, die es das ganze Mittelalter hindurch immer wieder gegeben hat, hinausging? Beginnen wir bei den bäuerlichen Forderungen selbst, also bei den Beschwerden und Artikeln, die die Aufständischen aufgestellt haben. Das waren keineswegs nur die zwölf Artikel, sondern wir haben eine Vielzahl auch von regionalen und lokalen Bauernartikeln, also solchen Forderungskatalogen, Beschwerdekatalogen. Zusammenfassung dieser vielen regionalen Forderungen. Also das nur ganz wichtig. Also es gibt nicht nur die zwölf Artikel, auch wenn ich mich im Folgenden hauptsächlich daran orientieren werde. Natürlich sind diese Forderungen und Beschwerden nicht identisch mit den Ursachen. Sie sind vielmehr ein Reflex der wahrgenommenen Missstände und Probleme. Und mehr noch, es handelt sich ja auch um strategische Dokumente, um Texte, die ein bestimmtes Ziel verfolgten. Das gilt in besonderer Weise für die zwölf Artikel, die sicher vom Augenblick ihrer Niederschrift an für die Publikation bestimmt waren. Das zeigt allein schon die dichte Begründung aller Aussagen aus der Bibel. Also wir haben da quasi immer so Randnotizen, ähnlich wie unsere Fußnoten heutzutage, wo also genau die Belegstellen aus der Bibel angeführt werden. Dieser Text war dafür gedacht, zu mobilisieren und zugleich auch die Gegner von der Legitimität der eigenen Anliegen zu überzeugen, zu werben, gerade auch im reformatorischen Lager. Wenn man sich Texte wie die zwölf Artikel, aber auch andere Beschwerde und Forderungskataloge der Bauern anschaut, etwa die sehr ausführlichen Stühlinger Artikel vom April 1525, dann lassen sich grob fünf Themenbereiche zusammenfassen. Erstens religiöse beziehungsweise kirchliche Beschwerden und Forderungen. 2. Forderungen, die Leibeigenschaft betreffend. 3. Dienste und Abgaben. 4. Zugang zu natürlichen Ressourcen. 5. Forderungen in Bezug auf das Rechtssystem. Ich will versuchen, diese fünf Felder als Ausgangspunkt zu nehmen, um ein wenig in die Probleme der Zeit einzutauchen. Beginnen wir beim Religiösen. Zunächst hielt schon mal die Präambel der zwölf Artikel fest, dass eine Grundforderung der Bauern sei, ich zitiere, das Evangelium zu hören und demgemäß zu leben. Das Evangelium sei aber nicht die Ursache von Aufstand und Unfrieden, sondern allein die Unterdrückung des Evangeliums verursache die Unruhen. So schon in der Präambel die Argumentation der Bauern. Also ich sage immer Argumentation der Bauern. Wir wissen, derjenige, der diese zwölf Artikel geschrieben hat, war kein Bauer. Das heißt also, inwieweit er hier tatsächlich ein Sprachrohr der Bauern war oder eben doch eigene Vorstellungen hier mit eingebracht hat, das ist viel diskutiert worden. Ich will mich auf diese Diskussion heute gar nicht einlassen. heute gar nicht einlassen. Ich vereinfache alsoarrer selbst erwöhnen und kiesen und der erwöhnt Pfarrer soll uns das Heilige Evangelie lauter und klar predigen ohne allen menschlichen Zusatz. Zunächst einmal wird damit der Wille erkennbar, die seelsorgerische Betreuung der Gemeinden stärker selbst mitzubestimmen, Zum anderen ist die Formulierung von der lauteren und klaren Predigt des Evangeliums ohne menschliche Zusätze eine stehende Wendung der frühen Reformationszeit und deutet somit auf die Forderung nach reformatorischer Predigt hin. Auch wenn wir hier noch nicht von Konfessionen sprechen können oder von einer klaren Unterscheidung zwischen einer altgläubigen und einer reformatorischen Position. Das war also alles noch sehr im Fluss in den frühen 1520er Jahren. Und dann kommt natürlich noch hinzu, dass zwar jemand wie Sebastian Lotzer vermutlich die theologischen Unterschiede kannte, die Mehrheit der Bauern vermutlich eher nicht. Bauern vermutlich eher nicht. Entscheidend ist aber, dass ein reformatorischer Impuls, der bereits einerseits in den großen Städten wie Augsburg, Kempten, Memmingen natürlich und andererseits teils von der Schweiz ausgehend auch im ländlichen Raum greifbar war, hier durchaus Wirkung zeigte, dass also die Forderungen der Bauern etwas damit zu tun hatten mit dem reformatorischen Geschehen im Reich. Das kam freilich nicht aus dem Nichts, sondern vielmehr waren bereits in den Jahren zuvor religiöse Unzufriedenheit, Unruhen aufgetreten, nicht nur in Franken, wo der sogenannte Pfeifer von Niklas Hausen mit seinen Predigten schon 1476 Unruhen ausgelöst hatte, sondern auch in den Bundschuhverschwörungen und dem armen Konrad, wo seit dem ausgehenden 15. Jahrhundert auch antiklerikale Muster eine Rolle gespielt hatten. von den Problemen der einfachen Leute weit entfernten Klerus waren verbreitete Phänomene und spiegelten sich auch in populären Figuren wie etwa dem Karstanz, der als gewitzter Bauer so manchen Kleriker als Prediger und Redner in den Schatten stellen sollte. Der Ärger über Abgaben an die Kirchen kam hinzu, ebenso wie Streitigkeiten mit kirchlichen Grundherren über Frohendienste oder eben auch die Leibeigenschaft. Auf diese Themen komme ich gleich zurück, sie wurden aber gerade beim Klerus als besonders heuchlerisch empfunden. Zum Dritten ist der Brauch bisher gewesen, dass man uns für Eigenleut, für ihr Eigenleut gehalten haben, welch zu erbarmen ist. Angesehen, dass uns Christus all mit seinem kostbarlichen Blutvergießen erlöst und erkauft hat, den Hirten gleich als wohl den Höchsten kein ausgenommen. Darum erfindet sich mit der Geschrift, dass wir frei sein und wollen sein. So lauten die ersten Sätze des berühmten dritten Artikels, der zwölf Artikel. Und es gibt durchaus ähnliche Formulierungen in anderen Bauernartikeln aus Schwaben und Südwestdeutschland, wo die Leibeigenschaft anders als etwa in Franken oder Thüringen noch eine durchaus spürbare Rolle spielte. Der Text betont auch gleich im Anschluss, dass es nicht darum gehe, keine Obrigkeit mehr haben zu wollen. Das heißt, hier wurde durchaus defensiv dem Eindruck vorgebeugt, man wolle jede Herrschaft abschütteln, sondern der Bezug war eindeutig die persönliche Freiheit, die hier aus dem Wirken Christi begründet wurde. Es ist immer wieder hervorgehoben worden, dass hier der Einfluss der Reformation, besonders von Luthers Schrift, von der Freiheit eines Christenmenschen im Hintergrund stand. Dabei spielt es keine Rolle, dass Luther selbst leugnete, jemals einer solchen, gewissermaßen irdischen Deutung, Vorschub geleistet zu haben. Vielmehr habe er stets die spirituelle Freiheit gemeint, also ganz im Sinne der sogenannten Zwei-Reiche-Lehre, eine geistige Sphäre, unterschieden von einer weltlichen. In letzterer galten die Gesetze, die sozialen Rahmenbedingungen, in die jeder geworfen sei. Im Sinne des Römerbriefs von Paulus sei jeder der Obrigkeit untertan, ganz gleich, um was für eine Obrigkeit es sich handele. Nur im Geistigen sei der Christ frei und nur diese Freiheit sei letztlich wichtig. Wir brauchen jetzt hier gar nicht auf die theologischen Feinheiten einzugehen, auch nicht darauf, ob Luther wirklich von Anfang an diesen Kurs verfolgt hatte oder ob es hier nicht auch einen Wandel in seinen Auffassungen gab. Entscheidend ist nur, dass eine bestimmte Interpretation, eine in sozusagen die soziale Lebenswelt der ländlichen Bevölkerung hineinwirkende Deutung existierte und im Umlauf war. Und diese Deutung war wirkmächtig. Und da Luther hat sich sozusagen in mehreren berühmten Schriften, das hier sind seine drei bekannten Bauernkriegsschriften, dagegen Stellung bezogen, hat sich also gegen die Bauern gewandt und gegen die Deutung seines Freiheitsbegriffs im Sinne der Bauern. Aber das ändert nichts daran, dass dieser Freiheitsbegriff hier in den bäuerlichen Diskussionen und auch in den Medien, in den ja nicht allzu häufigen, also allzu zahlreichen Medien, die die Bauern selbst in den Druck gebracht haben, dass hier eine andere Freiheitsdefinition vorherrschend war, als die, die Luther propagierte. Und eben deshalb konnte diese Argumentation von Freiheit, wie sie durch Christus, so die Interpretation der Bauern, gegeben war, eine solche Wirkmacht entfalten. Ich habe an anderer Stelle betont und wiederhole das hier auch, dass wir aufpassen müssen, dass wir hier nicht moderne Freiheitsvorstellungen leichtfertig rückprojizieren. Sicher ist hier ein Moment der individuellen persönlichen Freiheit enthalten, ein emanzipatorischer Impuls, der sich gegen die mit der Leibeigenschaft verbundene Abhängigkeit wendet und sich eben nicht nur auf Ökonomisches reduzieren lässt. Schon deswegen nicht, weil Leibeigenschaft über die ökonomischen Verhältnisse recht wenig aussagt. Wir haben im Spätmittelalter und am Beginn der Das hat also sozusagen nicht zwingend was miteinander zu tun. an die Scholle gebunden waren und das Grundherrn, gerade auch kirchliche Grundherren wie der Abt von Gemten, versuchten, auch die Eheleute und Kinder von Leibeigenen in die Leibeigenschaft zu zwingen. Das Problem oder der Konflikt bestand schon früher, aber die Reformation und ihr Freiheitsbegriff schufen eine neue Argumentationsbasis. Dienste und Abgaben spielten eine große Rolle in den Auseinandersetzungen, wie nicht nur aus den zwölf Artikeln, sondern aus einer ganzen Reihe weiterer Beschwerden deutlich wird. Grundsätzlich müssen wir uns da begrifflich einige Unterscheidungen klar machen. Steuern sind noch kaum das Problem. Steuern sind Abgaben, die an territoriale Obrigkeiten, also in der Regel an Fürsten, zu entrichten sind, die ja je nach Definition von Staatlichkeit gerade erst beginnen, so etwas wie Staaten aufzubauen. Ich benutze diesen Begriff für diese Zeit mit allergrößter Vorsicht. Dementsprechend sind Steuern eigentlich eher der Ausnahmefall. In der Regel sind es die Landstände, die Steuern bewilligen, etwa im Kriegsfall. Dauerhafte Steuern, eine staatliche Finanzverwaltung etc. existierten bestenfalls rudimentär und dann auch eher in größeren Territorien wie zum Beispiel Bayern, wo es ja keinen Bauernkrieg gab zu diesem Zeitpunkt. Viel entscheidender für die Bauern waren also jene Abgaben, die sich aus der Grundherrschaft ergaben. Naturalabgaben, Frohendienste und zunehmend Geldzahlungen fielen vor allem deswegen an, weil die Bauern in der Regel nicht Eigentümer des von ihnen bewirtschafteten Landes waren, sondern das Land in unterschiedlichen Formen von Pachtverträgen den Bauern zur Verfügung gestellt wurde. Land zur Bewirtschaftung und gegebenenfalls Schutz und Rechtsbeistand durch den Grundherrn standen eine Reihe von Verpflichtungen gegenüber. Nun war der Schutz und der Rechtsbeistand immer auch prekär, zumal bei Konflikten mit der Grundherrschaft selbst. Dagegen standen Verpflichtungen, die von vielen Bauern als drückend empfunden wurden. Preise führten zu einer Konkurrenz zwischen Grundherren und Bauern um Verteilungskämpfe und die Frage, wer in welchem Maße Gewinne abschöpfen konnte. Die Grundherren saßen dabei zumeist am längeren Hebel. Wie stark die Belastung der Bauern tatsächlich anstieg, ist umstritten, sicher ist, dass es den Bauern nicht durchgängig schlecht ging, dass unter den Aufständischen oft gerade auch sehr wohlhabende Bauern vertreten waren. Schließlich müssen wir uns ganz kurz auch noch mit dem Zehnten beschäftigen, der ursprünglich vor allem eine Abgabe an die Kirchen war, also vor allem an die Pfarrkirchen. Also vor allem an die Pfarrkirchen. Unterschieden wurde zwischen dem großen Zehnten, der vor allem in Getreideabgaben bestand, und dem kleinen Zehnten, also etwa Hühner und andere Kleintiere. Die Bauern hielten den großen Zehnten für biblisch begründet und wollten ihn weiter zahlen. Aber er sollte eben vor allem wieder dazu da sein, die Pfarrkirche zu unterhalten, den Pfarrer zu unterhalten, den möglichst selbstgewählten Pfarrer zu unterhalten und gegebenenfalls sollte er auch den Armen zur Verfügung gestellt werden. Der kleine Zehnt wurde hingegen strikt abgelehnt. Hier zeigt sich erneut, dass es gar nicht um so radikale Forderungen ging, wohl aber um empfundene Belastungen und die Angst vor immer weiter steigenden Lasten. Kann man mich verstehen? Georg Schmidt hat zuletzt den Begriff der Reaktanz ins Spiel gebracht, um auf einer psychologischen Ebene einen Abwehrmechanismus gegen vermeintlichen Kontrollverlust zu beschreiben. Gewissermaßen eine Reaktion auf wahrgenommene Ungerechtigkeiten, das heißt also Proteste gegen Dienste und Abgaben, die über lange Zeiträume relativ widerstandslos hingenommen worden seien, brachen in Situationen der Krise aus, in der dann Schuldige gesucht wurden, gerade auch angesichts vorhandener sozialer Abstiegsängste. Das erklärt nicht nur die Wut gegenüber den Herren, sondern auch die schon erwähnten antijüdischen Ausschreitungen. Freilich sollte man hier nicht zu weit gehen. Dass Grundherren, gerade auch klösterliche Grundherren, in den Jahrenösterliche Grundherren, in den Jahren um 1500 versuchten, bäuerliche Abhängigkeiten zu erhöhen, Dienste und Abgaben zu ihren Gunsten umzugestalten, gerade auch die Geldabgaben oft zum Nachteil der Bauern waren, die oft ja nur über minderwertige Scheidemünzen verfügten, das dürfte wohl unbestreitbar sein. minderwertige Scheidemünzen verfügten, das dürfte wohl unbestreitbar sein. Ähnliche Entwicklungen lassen sich auch mit Blick auf den Zugang zu natürlichen Ressourcen feststellen, zu Wäldern und zu Gewässern etwa. Der Wald war für die bäuerliche Wirtschaft immens wichtig. Er deckte den Bedarf an Brennholz, dem wichtigsten Energieträger der Vormoderne, aber auch an Bauholz. Er lieferte Lebensmittel, etwa in Form von Niederwild, von Pilzen, Nüssen, Kräutern und diente im Herbst auch der Schweinemast. Der Wald wurde seit dem Spätmittelalter zum umkämpften Raum. Mit Holz ließ sich zunehmend Geld verdienen, zumal es in manchen Regionen knapp wurde. Holz wurde im großen Stil benötigt, mit der beginnenden europäischen Expansion nach Übersee zunehmend für den Schiffsbau, wofür etwa aus den Alpen und aus dem Schwarzwald in großer Menge Holz über den Rhein in die Niederlande geflößt wurde. Holz wurde aber auch für den Krieg benötigt, für Belagerungsmaschinen, für den Festungsbau. Und Holz wurde im expandierenden Bergbau gebraucht, für die Stollen und Gruben, aber auch für die Metallverarbeitung. Der Zugriff der zumeist adeligen Eigentümer von Wäldern steigerte sich mit den wachsenden Gewinnmöglichkeiten, die Bauern wurden zunehmend aus dem Wald herausgedrängt. Auch die adelige Jagd spielte eine Rolle. Der Wald wurde zum Freizeitpark der Adligen, das Wild wurde gehegt und gepflegt, das Jagdrecht der Bauern mehr und mehr eingeschränkt. und mehr eingeschränkt. Gleiches gilt für die Gewässer. Fisch wurde rar, Klöster und Adelssitze versuchten sich das Fischereirecht zu sichern, während die Bauern keinen Zugang mehr erhielten. Hier waren also Konflikte vorprogrammiert. So forderten die Stühlinger Bauern im Artikel 41, dass das Wildbret frei sein solle. Wie wohl von gottlichen und gemeinen geschriebenen Rechte alle fließende Wässer mit Fischen und anderen derselben Nutzung gemein und frei seiend, so haben doch unsere Herrschaft soll ich's einzogen gleich dem Wild. So lautete die Beschwerde der Stühlinger Bauern und die Forderung, dass solche Gewässer und ihre Nutzungen wieder freigelassen werden sollten, folgte gleich hinterher. Auch die Baltringer-Beschwerden gegen die Fugtei Mittelbibrach forderten ein freies Wasser. Wildbrat, Vogel und Wasser soll frei sein, war ebenso auch eine Forderung der bischöflichen augsburgischen Bauern. Freiheit der Gewässer wie auch der Holznutzung tauchte demnach auch in den Zwölfartikeln als Forderung auf. Hier sind durchaus Ansätze, den Bauernkrieg auch umwelthistorisch zu deuten, als Konflikt um die Nutzung der Natur, zumal ja auch Weiden und Wiesen unter Druck gerieten, also alles das, was als Almende galt, der also mehr oder weniger herrschaftsfreie Raum der Natur, der allen frei zugänglich sein sollte, aber im deutschsprachigen Raum ebenso wie auch in Frankreich oder England zunehmend einer Privatisierungslogik unterworfen wurde. Dabei waren gerade die Kleinbauern und die Angehörigen unterbäuerlicher Schichten, also die Gruppen der ländlichen Gesellschaft, die nur über kleine Acker- und Gartenflächen verfügten und die in der Regel auch kein eigenes Spannvieh hatten, gerade diese Gruppen waren auf die Nutzung der Almenden angewiesen. Diese Flächen auf Feuchtwiesen, etwa in den Flussniederungen, unterlagen im Laufe der frühen Neuzeit einer tiefgreifenden Transformation. Getreideanbau, aber auch der Anbau von Nutzpflanzen, etwa für die Textilproduktion, verdrängte die Vieh- und Weidewirtschaft. Feuchtgebiete wurden trockengelegt, das bis dahin freie Land eingehegt. Daraus ergaben sich immer wieder neue Konflikte, auf die ich hier nicht eingehen will, die ich aber andeuten wollte, weil es eben auch Konflikte um die natürliche Umwelt waren, die dann im Laufe der frühen Neuzeit auch noch zunehmen sollten, die also hier 1525 eigentlich noch am Anfang stehen, aber durchaus schon erkennbar sind. Kommen wir zum letzten Punkt bei den Ursachen, den ich nur noch kurz andeuten will. In den zwölf Artikeln forderten die Bauern, dass man uns nach alter geschriebener Straf strafen solle. Sie beschwerten sich darüber, dass man stets neue Satzung macht, also immer wieder neues Recht verändere, immer wieder das Recht verändere, die Justiz damit intransparent werde. Das ist ein ganz interessanter Punkt. Zum einen, weil zugleich gefordert wurde, nach dem göttlichen Recht zu urteilen. Das heißt, man verlangte ein mit der Bibel übereinstimmendes Recht, aus heutiger Sicht eigentlich eine ziemlich fundamentalistische Forderung. heutiger Sicht eigentlich eine ziemlich fundamentalistische Forderung. Zugleich forderte man ein schriftliches Recht. Das ist insofern interessant, als man in der älteren Forschung den Bauernkrieg in rechtshistorischer Hinsicht auch als Abwehrkampf gegen das römische Recht gedeutet hat. Römisches Recht heißt vor allem die Rezeption des unter Kaiser Justinian gesammelten Corpus Juris Civilis, ein Prozess, der schon im Spätmittelalter einsetzte und sich mit unterschiedlicher Geschwindigkeit durchsetzte. Wir haben beispielsweise in Teilen Italiens, aber auch Frankreichs, also vor allem Südfrankreich, eine relativ konsequente Rezeption des römischen Zivilrechts. Wir sprechen hier über das weltliche Recht. Das kanonische Recht war ja im Grunde das ganze Mittelalter hindurch römisch-rechtlich. Während etwa in Nordfrankreich, im Reich und in England sich dieser Prozess länger hinzog, in England sich eigentlich gar nicht durchsetzte. Das ist bis heute das Common Law eigentlich nicht römisch-rechtlich. David von Mainburg hat deutlich gemacht, dass man jedenfalls von einem solchen Abwehrkampf, sondern eben auf die römisch-rechtliche Praxis der Statutensetzung, also einer schriftlichen Rechtsetzung. Schriftlichkeit, das ist der entscheidende Punkt, schützte vor Willkür. Und genau um diese Willkür, die damit einhergehende Rechtsunsicherheit, ging es in den zwölf Artikeln. Und das gilt eben auch mit Blick auf Dienste und Abgaben, sowie auf die Nutzung von natürlichen Ressourcen oder die Leibeigenschaft. Dort zum Beispiel, wo die Grundherren einen rechtsgültigen Anspruch auf Gewässer und Wälder geltend machen konnten, wollte man diesen akzeptieren. Das schreibt man also ganz ausdrücklich. Wo also der Grundherr nachweisen kann, dass er Rechte an bestimmten Gewässern, an bestimmten Almenden und so weiter hat, da ist das in Ordnung. dafür, dass den Bauern die Bedeutung der Schriftlichkeit und schriftlicher Nachweise durchaus bewusst war, dass sie also ganz gezielt auch Dokumente zerstörten, die ihnen zum Nachteil gereichen konnten. Ich habe jetzt versucht, ausgehend von den wahrgenommenen Missständen und den intentionalen bäuerlichen Beschwerden einige Ursachenkomplexe hervorzuheben. Insgesamt ergibt sich daraus ein heterogenes Bild. Einerseits waren die Jahre vor dem Bauernkrieg eine Zeit des Aufschwungs, in demografischer Hinsicht etwa, aber auch in Bezug auf die klimatischen Verhältnisse. Wir müssen ja bedenken, dass sich die mittelalterliche Warmperiode schon im 14. Jahrhundert abschwächte, es Kälteeinbrüche schon in den Jahren um 1315 gab mit einer großen Hungersnot, also sozusagen das 14. Jahrhundert mit einleitet und dass das spätere 16. Jahrhundert als einer der Höhepunkte der sogenannten kleinen Eiszeit gelten muss, das aber ausgerechnet die Jahre und Jahrzehnte um den Bauernkrieg eigentlich eine eher günstige Phase waren. Der Bauernkrieg wurde nicht, jedenfalls nicht überwiegend, aus einer akuten Not geboren. Vielmehr waren es die sich aus dem demografischen Aufschwung wie auch aus den Gewinnchancen durch Holz- und Getreidewirtschaft ergebenden Verteilungskämpfe, die die Situation verschärften, Abstiegsängste beflügelten und die Macht der Grundherren tendenziell verstärkten, was wiederum Reaktanz und Gegenwehr auf Seiten der Bauern wie auch der anderen nicht herrschaftsfähigen Gruppen, also der Bergleute, der Ackerbürger und so weiter hervorrief. also der Bergleute, der Ackerbürger usw. hervorrief. Ganz entscheidend ist aber sicher der Impuls der Reformation, der einerseits auf einen bereits vorhandenen Antiklerikalismus traf, andererseits aber den sozialen Ängsten und Beschwerden das Vokabular und die Argumente lieferte. Hinzu kam, dass die reformatorische Bewegung ja alles andere als homogen war und sich innerhalb der Reformation Flügel herausbildeten, die aus der erhofften spirituellen Befreiung auch eine soziale Emanzipation ableiten wollten. Dazu gehörten neben Thomas Münzer, der eben vor einem Thüringer Raum wirkte, sicher auch der im süddeutschen Raum aktive Walter Saubmeier, der später noch in der frühen Täuferbewegung eine Rolle spielte. Während Luther und Melanchthon sich strikt gegen die aufständischen Wanden, gab es also durchaus innerhalb der Reformationsbewegung, das gilt ganz bedingt auch für Zwingli, durchaus Prediger, die für die Bauern agierten. Die Reformation bzw. die reformatorischen Impulse sind zuletzt wieder verstärkt als das eigentlich Verbindende im Bauernkrieg diskutiert worden. Bei aller Heterogenität des Geschehens scheint das gewissermaßen der kleinste gemeinsame Nenner zu sein. Verstehen lässt sich das aber nur im Zusammenspiel mit den sozioökonomischen Verhältnissen und ihrer Wahrnehmung durch die Aufständischen. Das ist mir ganz wichtig. Es gibt keinen Determinismus, der sozusagen besagt, es gibt eine sozioökonomische Krise, also folgt der Aufstand, sondern dazwischen gestaltet ist immer die Wahrnehmung der Verhältnisse durch die Akteure und ihre Thematisierung und Kommunikation über diese Verhältnisse, die dann sozusagen den entscheidenden Punkt machen. In den Jahren nach 1500 war offenbar ein Punkt erreicht, an dem viele die Verhältnisse als ungerecht und unmoralisch wahrnahmen. Da spielt diese Idee von der Moral Economy eine gewisse Rolle. Schauen wir uns noch kurz die Folgen des Bauernkriegs an. Dabei geht es zum einen um die unmittelbaren Folgen der Aufstände, zum anderen aber auch um längerfristige Perspektiven, vor allem im Hinblick auf die bäuerlichen Forderungen und die historischen Entwicklungen insgesamt. Die unmittelbare Bilanz muss wohl als verheerend angesehen werden. Ich hatte das Thema der Gewalt schon angesprochen. Auf der einen Seite steht eine Vielzahl zerstörter und geplünderter Klöster und Burgen und auf der anderen Seite eine enorme Zahl Toter. Man geht von circa 70.000 toten Bauern aus, die auf den Schlachtfeldern, aber auch durch die anschließenden Hinrichtungen ums Leben gekommen sind. Einige Hochrechnungen fallen auch noch höher aus, also 70.000 ist wahrscheinlich schon eher die vorsichtige Schätzung. Die Schlachten Leipheim, Böblingen, Leubers, Zabern, Frankenhausen, um nur einige zu nennen, weisen ein enormes Ungleichgewicht der Verluste auf. Es gab auf Seiten des Schwäbischen Bundes sowie der Fürstlichen Heere kaum Tote, während die Verlustzahlen bei den Bauern enorm hoch waren. Neuere Forschungen haben sich an Erklärungen dafür versucht. Es muss wohl davon ausgegangen werden, dass sich die unterlegenen Bauernhaufen meist sehr schnell auflösten und in Unordnung die Flucht antraten. Und das ist genau der kritische Moment, insbesondere in diesen Situationen, in denen sozusagen das Bauernheer sich ungeordnet auflöst und die Flucht antritt und in denen dann vor allem die adelige Kavallerie den Flüchtenden nachsetzte, kam es zu massiver Gewaltanwendung. Es war also gerade die Flucht und der Angriff von Reitern auf Flüchtende, die zu Massakern an den Bauern führten. Gleiches gilt auch für die zum Teil heftigen Vergeltungsmaßnahmen, in denen ganze Dörfer einfach niedergebrannt wurden, bisweilen auch die nicht an den Kampfhandlungen beteiligten Dorfbewohner vertrieben oder eben auch getötet wurden. Auch hier also eine massive Gewaltanwendung auf obrigkeitlicher Seite, die in diesem Ausmaß durchaus erklärungsbedürftig bleibt, gerade weil es sich ja oftmals um die eigenen Untertanen handelte, also auch um diejenigen, die man ja eigentlich für die Arbeit auf den Feldern brauchte. also diejenigen, die aus Sicht der Obrigkeiten die anderen zum Aufstand angestachelt hatten. Als einer der bekanntesten wurde Thomas Münzer nach der Schlacht von Frankenhausen am 27. Mai 1525 hingerichtet. Er wurde in der Schlacht zwei Tage zuvor gefangen genommen und anschließend gefoltert. Auch andernorts wurden die Anführer der Bauern hingerichtet, oftmals nach Folterung, teilweise ist auch von Massenhinrichtungen die Rede, die aber wohl die Ausnahme geblieben sein dürften. In welchem Umfang auch Verstümmelungsstrafen, also der Verlust von Händen oder des Augenlichts zur Anwendung kamen, dürfte sich kaum eruieren lassen. Dass solche Strafen vorkamen, ist allerdings belegt. dass solche Strafen vorkamen, ist allerdings belegt. Hinzu kommen zahlreiche Vertreibungen von den Höfen sowie zum Teil sehr hohe Brandschatzungen in den am Aufstand beteiligten Dörfern und Städten. Das heißt, die mussten also sozusagen Lösegeld bezahlen, um nicht niedergebrannt zu werden. Bisher sind, soweit ich das einschätzen kann, die daraus resultierenden Folgen für die Demografie wie auch für die ländliche Ökonomie nicht hinreichend erforscht. Natürlich sind 70.000 Tote kein demografischer Einbruch, wie wir ihn von der großen Pest 1347 bis 1349 oder auch aus dem Dreißigjährigen Krieg kennen. Aber regional dürfte das doch spürbar gewesen sein, zumal wenn man Vertreibungen hinzunimmt. Die entsprechenden Hofstellen und Äcker mussten wieder besiedelt und wieder bewirtschaftet werden. Wie genau das vonstatten ging, wäre durchaus noch eine interessante Forschungsfrage. Der Bauernkrieg gilt jedenfalls vielfach als gescheiterter Aufstand, ja, als gescheiterte Revolution. Ich erlaube mir kurz einige Bemerkungen zum Revolutionsbegriff. Wenn man einen eher normativen Revolutionsbegriff, wie ihn etwa Hannah Arendt formuliert hat, also einen erfolgreichen politisch-sozialen Umsturz, der zu einer Zunahme von Freiheit im modernen Sinne führt, wenn man einen solchen Begriff zugrunde legt, einen Revolutionsbegriff, der Revolution sozusagen vom Ende, von den Ergebnissen her versteht, dann wird man den Bauernkrieg wohl kaum als Revolution bezeichnen dürfen. Ich würde diese Frage allerdings etwas anders angehen, denn was nützt uns ein anachronistischer Revolutionsbegriff, der, wenn überhaupt, erst auf die französische Revolution von 1789 anwendbar ist? Dementsprechend habe ich versucht, einen für die frühe Neuzeit nutzbaren Revolutionsbegriff zu entwickeln, der weniger von den Ergebnissen her denkt als von den revolutionären Situationen und Dynamiken. Das Revolutionäre in der frühen Neuzeit ist folglich vor allem ein kulturelles Phänomen, das sich dynamisch aus bestimmten Situationen entfaltet, die dadurch gekennzeichnet sind, dass verschiedene gesellschaftliche Gruppen und verschiedene wahrgenommene Missstände zusammenkommen, die dann in einem größeren Aufstand eskalieren und sich ausweiten. Mediale Kommunikation spielt dabei eine entscheidende Rolle, weil erst durch Medien regionenübergreifend Menschen mobilisiert werden. Genau das ist im Bauernkrieg passiert. mobilisiert werden. Genau das ist im Bauernkrieg passiert. Wir haben mit dem Zusammentreffen reformatorischer Impulse sowie sozialer, ökonomischer und rechtlicher Missstände, die jedenfalls als solche wahrgenommen wurden, sowie mit dem Zusammenwirken unterschiedlicher sozialer Gruppen eine revolutionäre Situation, die tatsächlich in einen Aufstand mündete oder in mehrere lokale, regionale Aufstände. Die sich entwickelnde mediale Debatte, etwa die in vielen Auflagen gedruckten zwölf Artikel, führten zu einer Mobilisierung weit über die Ursprungsgebiete am Oberrhein und den Oberschwaben hinaus. Ob diese revolutionäre Entwicklung tatsächlich in jeder Hinsicht als gescheitert zu betrachten ist, ist insofern schwierig zu beurteilen, als wir ja weder einheitliche Zielsetzungen noch einheitliche Ergebnisse haben. Insgesamt wird man indes sagen müssen, dass weder die Leibeigenschaft in Südwestdeutschland gänzlich verschwand, noch die Almentaufhebungen wieder zurückgenommen wurden oder Dienste und Abgaben spürbar leichter wurden. Dennoch finden wir teilweise ein gewisses Entgegenkommen, Zugeständnisse an die Bauern, dort, wo sie wie etwa in der Tiroler Landesordnung von 1526 auch größere Partizipationsrechte erhielten oder wo es Verträge gab, etwa den Weingartnervertrag von 1525. Ansonsten sind es vielfach kleinere Lokale zu Beständnisse, abhängig von einzelnen Grundherren, die Angst vor erneuten Aufständen hatten. Das ist ohnehin ein wichtiger Punkt, diese Angst als Triebfeder, die dann doch sozusagen das grundherrliche Verhalten ein Stück weit reguliert. Zu den Verbesserungen zählte auch, dass bäuerlich grundherrliche Konflikte in den folgenden Jahrzehnten vermehrt vor dem Reichskammergericht ausgetragen werden konnten, sodass teilweise von einer Verrechtlichung ländlicher Konflikte gesprochen wird, die große Flächenbrände wie den Bauernkrieg in der Zukunft weitgehend verhindert hätten, auch wenn es teilweise durchaus größere Konflikte gab, die auch als Bauernkriege bezeichnet wurden. Der oberösterreichische Bauernkrieg von 1626 ist vorhin schon erwähnt worden oder auch der bayerische Bauernkrieg von 1705. Mit diesen Bezeichnungen von Konflikten, die durchaus ganz andere Ursachen hatten, also in Oberösterreich insbesondere die bayerische Besatzung im Dreißigjährigen Krieg und die damit einhergehende Rekatholisierungspolitik, die aber eben mit einem Begriff belegt wurden, der für die Ereignisse von 1524 bis 1526 fest etabliert war. Ereignisse von 1524 bis 1526 fest etabliert war. Damit jedenfalls sind wir bereits mitten drin im letzten thematischen Punkt, den ich heute noch ansprechen wollte, nämlich dem der Rezeption und der Erinnerungskultur. Die Erinnerungskultur des Bauernkriegs ist insgesamt eher schwer zu greifen, weil sie sich nur begrenzt schriftlich niedergeschlagen hat. Ganz sicher gab es lokale Erinnerungen, auch noch in den Folgegenerationen, Erinnerungen, die mündlich weitergegeben wurden, die vielleicht auch dazu beitrugen, andere Wege der Konfliktlösung zu versuchen, weil die gewaltsame Niederschlagung des Aufstands im Gedächtnis geblieben war. weil die gewaltsame Niederschlagung des Aufstands im Gedächtnis geblieben war. Daneben gab es aber auch eine schriftlich fixierte Erinnerungskultur, die mehr oder weniger deckungsgleich ist mit einer Historiografie des Bauernkriegs, die sich aber vereinzelt auch in medialen Debatten in jeweils tagesaktuellen Kontexten niederschlug. Ausgangspunkt dafür war einerseits die mediale Kommunikation des Bauernkriegs selbst, Schriften für und wider die aufständischen Bauern, Stadtbürger, Bergleute, die auch nach dem Ende der Kampfhandlungen noch vorlagen und rezipiert wurden. Andererseits aber auch zahlreiche Chroniken, die entsprechende Einträge enthielten. Zu nennen wären hier etwa die Augsburger Chroniken des Clemens Sender und des Wilhelm Rehm. So heißt es bei Sender, es sind in relativ trockenen Chronikstilen, es sind in Februario schier alle Bauern in Schwaben, Hegai, Allgai, Elsass, Franken und am Rhein aufrierig worden, wieder ihre eigene Herrschaft und Oberkeit. Oder bei Wilhelm Rehm, der von einer großen Aufruhr, die in deutschen Landen gewesen ist, von den Pauren an allen Orten spricht. Auch in Klosterchroniken wurden Erinnerungen festgeschrieben, gerade dann, wenn die Klöster geplündert und zerstört worden sind, dann wird das sozusagen in der lokalen Erinnerungskultur memoriert. In Einzelfällen hielten auch fürstliche Sekretäre die Ereignisse in Chronikform fest. So am wichtigsten sicher die Notizen des kurpfälzischen Sekretärs Peter Hara. Zu den wichtigsten historiografischen Verarbeitungen des Bauernkriegs im 16. Jahrhundert gehörten aber zwei Werke. Zum einen Johannes Sleidans' Destatu Religiones et Repubbliche Carolo Quinto Cesare Commentarii, also ein Kommentar zum Zustand von Religion und Gemeinwesen unter Karl V. Ein vielfach nachgedrucktes und wieder aufgelegtes Werk, das sich der sozusagen sich entwickelnden protestantischen Kirchengeschichtsschreibung erstmals 1562 erschien. Und zum anderen der schon erwähnte peurisch und protestierende Krieg von Petrus Nodalius in deutscher Sprache erstmals 1573 erschienen. Beide Werke blieben über lange Zeit die entscheidenden Referenzen für alle gelehrten Auseinandersetzungen mit dem Bauernkrieg. Und beide Werke sind von einer gewissen Ambiguität geprägt. Im Vordergrund steht sicher die klare Verurteilung des Aufstands als widerrechtliche Empörung und als sündhafte Auflehnung gegen die Obrigkeit. Das heißt, der Aufstand wird sowohl religiös als auch rechtlich verworfen und verurteilt. Ganz im Sinne Luthers wird jede Obrigkeit als von Gott eingesetzt betrachtet und der Christ habe sich Wie Luther selbst in seinen Bauernkriegsschriften versuchten also auch Slydan und Nodalius, die Obrigkeitstreue der wahren lutherischen Lehre zuammenden Geschichtswerke. Folglich waren es bei Sleidan wie auch bei Nodalius einzelne irregeleitete Verführer wie Thomas Münzer gewesen, die die reformatorische Lehre verraten und die Bauern mit falschen Argumenten zum Aufruhr angestiftet hätten. Es ist auffällig, wie hier bereits Thomas Münzer ins Zentrum gerückt wurde, eine Tendenz, die lange Nachwirkungen zeigen sollte. In diesem Sinne blieben diese Texte Teil der nunmehr konfessionellen Auseinandersetzung. Freilich haben beide Bauernkriegsgeschichten auch eine andere Seite. In beiden Fällen wird durchaus auch Verständnis für die Lage der Bauern deutlich. So gestand Nodalius zu, dass, ich zitiere, dass sie, also die Bauern, durch Klerisei unträgliche Schatzung der Amtleuten Geiz und unerhörte Ränke und Unbilligkeit die Gemeine zu beschweren, zum Widersatz und Rebellion verursacht worden seien. Und auch die Schilderung der Strafaktionen im Anschluss an den Bauernkrieg ließen Sympathien für die Bauern und Kritik an der Obrigkeit erkennen. In einer Zeit, die bereits den Schmalkaldischen Krieg erlebt hatte und mit Blick auf Frankreich und die Niederlande große, nicht zuletzt auch von der Konfessionsspaltung geprägte Bürgerkriege in ihren Anfängen wahrnahm, müssen diese Texte vielleicht auch als Mahnung verstanden werden, an die Untertanen sich nicht auf Aufstände und Empörung einzulassen, aber auch an die Herrschenden, an die Obrigkeiten nicht zu Tyrannen zu werden. Obrigkeiten, nicht zu Tyrannen zu werden. Ein hundertjähriges Jubiläum des Bauernkriegs gab es nicht, im Gegensatz zum Reformationsjubiläum, das 1617 groß gefeiert wurde. Es ist aber vielleicht kein Zufall, dass 1625 der Text von Peter Hara, der bis dahin nur handschriftlich zugänglich gewesen war, erstmals gedruckt wurde und 1626, wohl im Kontext des Oberösterreichischen Bauernkriegs, erschien ein weiterer Druck dieser Schrift. Vereinzelt gab es im Kontext der Ereignisse in Oberösterreich, aber auch des Dreißigjährigen Kriegs insgesamt, Hinweise auf den Bauernkrieg, etwa in Druckgrafiken, die eine Beziehung zu den Ereignissen 100 Jahre zuvor herstellten. Ansonsten blieben aber im Laufe der frühen Neuzeit die Auseinandersetzungen mit dem Bauernkrieg rar. Er ist nie vergessen worden, aber er spielte eben doch in der sozusagen überlokalen Erinnerungskultur keine große Rolle. Wie gesagt, lokal mag das zum Teil ganz anders aussehen. Die große Abhandlung des Göttinger Bibliothekars Georg Sartorius von 1795, die ganz im Zeichen der Aufklärung der französischen Revolution stand, bildete dann gewissermaßen einen Neuanfang der Beschäftigung mit der Thematik. Dabei ist das Werk von Sartorius selbst noch sehr stark den frühneuzeitlichen Deutungen verhaftet, wenn auch immer wieder mit aufklärerisch-pädagogischen Hinweisen auf die Barbarei der Bauernkriegszeit und den seither vollzogenen zivilisatorischen Fortschritten. zivilisatorischen Fortschritten. Sartorius' Werk bildete eine der wichtigsten Grundlagen für die editorischen Arbeiten des 19. Jahrhunderts, aber auch für die großen Werke von Wilhelm Zimmermann, der aus liberaler Perspektive den Bauernkrieg als Kampf für die Freiheit umdeutete, oder Friedrich Engels, der aus sozialistischer Perspektive die Grundlage für das Klassenkampfparadigma legte, das dann sozusagen grundlegend werden sollte für die Bauernkriegsdeutungen in der Sowjetunion und der DDR. Ich komme zu einem knappen Fazit. Was können wir aus der Beschäftigung mit dem Bauernkrieg lernen? Der Blick auf die Erinnerungskultur und Historiografie macht eines deutlich. Die Beschäftigung mit dem Bauernkrieg bleibt standortgebunden, sie bleibt geprägt von jeweils aktuellen Bedürfnissen, so sehr sich die heutige Geschichtswissenschaft auch bemüht, solche präsentistischen Deutungen kritisch zu hinterfragen. Und das müssen wir natürlich. Schauen wir uns das Gedenken dieses Jahres an, wie es sich etwa in den großen Ausstellungen präsentiert, so fällt auf, dass Begriffe wie Freiheit, Menschenrechte, Demokratie im Zentrum stehen. Politisch, gesellschaftlich ist das nachvollziehbar. Erleben wir doch gerade Zeiten, in denen diese Werte massiv unter Druck geraten. Leben wir doch gerade Zeiten, in denen diese Werte massiv unter Druck geraten. Historisch hingegen ist das auch fragwürdig, weil diese modernen Wertbegriffe kaum etwas mit den Verhältnissen des 16. Jahrhunderts zu tun haben, weil wir damit etwas in die Geschichte hinein projizieren, was den damaligen Akteuren fremd geblieben wäre. Am Ende steht immer die Frage, was unser Ziel sein soll. Die Geschichte als Lehrstück zu nutzen, um unsere eigenen Probleme zu lösen? Oder eben doch eher, die Vergangenheit zu verstehen, um die Komplexität menschlicher Interaktion, die Vielfalt der Sichtweisen und Perspektiven zu verstehen und damit die eigenen Standpunkte ein wenig zu hinterfragen. Zu erkennen, dass es problematisch ist, auf absoluten Wahrheiten zu bestehen und dabei zu vergessen, dass menschliches Miteinander nur funktionieren kann, wenn wir nicht verlernen, miteinander konstruktiv zu kommunizieren, ja auch zu streiten, und dass am Ende die Gewalt nur Verlierer kennt. Das wären meine Fragen am Ende. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. Ja, für Sie bitten, Platz zu nennen. Vielen Dank. nicht nur das historische Phänomen an sich samt seiner Ursachen und Folgen uns vor Augen geführt hat, sondern auch auf die Rezeption eingegangen ist. Also was Akteure, Akteurinnen aus folgenden Jahrhunderten dann mit diesem Thema gemacht haben und wie sie von ihren jeweiligen Standpunkten aus die Bilder des Bauernkrieges konstruiert haben. Es fällt ja auf, um jetzt bei Ihrem Fazit anzuknüpfen, dass bei diesen gegenwärtigen Aktivitäten wahrscheinlich neben der Freiheit eines der häufigsten Wörter, das der Revolution ist. Sie haben ja hier versucht, eine sehr differenzierte Position zu entwickeln. War es eine Revolution oder nicht? aus in Anspruch genommen worden, also von ganz links, beginnend mit Engels und seiner frühbürgerlichen Revolution, bis zu ganz rechts, wo im Nationalsozialismus ja auch der Bauernkrieg als eine Volksrevolution gegen eine illegitime Herrschaft gedeutet wurde. Also was, lassen Sie mich vielleicht damit beginnen, was wäre sozusagen jetzt die historische Erkenntnis, die man solchen standortgebundenen Inanspruchnahmen des Revolutionsbegriffs entgegensetzen könnte? Ja, das ist natürlich eine sehr weite Frage, die weit über den Bauernkrieg hinausgeht, weil sie natürlich grundsätzlich die Frage stellt, wie gehen wir eigentlich mit unseren Begriffen um? Und was verbirgt sich sozusagen hinter diesen Begriffen? Was schwingt alles mit in diesen Begriffen? Sie haben bereits das Spektrum angedeutet. Das kann ja sozusagen das gesamte politische Spektrum sein. Von sehr linken Inanspruchnahmen, das liegt quasi auf der Hand, bis hin eben auch zu den nationalsozialistischen Deutungen, wie sie etwa bei Günter Franz, das hat Wolfgang Behringer ja sehr, sehr deutlich auch herausgearbeitet, eben ganz klar auch eine ideologische Dimension haben. Und dass wir genau überlegen müssen, was sind eigentlich unsere Bedürfnisse dabei? Meine Antwort auf die Frage, war der Bauernkrieg eine Revolution, ist eigentlich immer der Versuch, sozusagen diesen Revolutionsbegriff ein bisschen auszuklammern und zu sagen, der Bauernkrieg war vielleicht keine Revolution, aber es gibt Revolutionäres im Bauernkrieg. Und das kann man, glaube ich, durchaus an einigen Punkten auch festmachen. Aber das heißt eben nicht, sozusagen, jetzt das mit einem modernen Freiheitspathos nachträglich aufzuladen. Also es gibt diesen Freiheitsbegriff zeitgenössisch, aber er heißt oft noch was ganz anderes. Freiheit hat im 16. Jahrhundert ganz viel zu tun mit ganz bestimmten Rechten und Privilegien. Das ist also eigentlich nicht das, was wir heute unter Freiheit verstehen, weil wir ja da sehr stark eine individuelle Freiheit, die individuelle Entfaltung jedes Einzelnen meinen. Ja, ich möchte an dieser Stelle den Ball ins Publikum spielen und gerne Wortmeldungen, Fragen oder Kommentare aufnehmen. In der letzten Reihe hinten gibt es schon eine erste Wortmeldung. Warten Sie bitte kurz aufs Mikro, das ist wichtig, damit man Sie nicht nur hier im Saal hört, sondern dann auch auf dem Video hört, das hier aufgezeichnet wird? Ich habe eine Frage an die Rechtssicherheit, die Sie da genannt haben, den Wunsch, das bestehende Recht so bestehen zu lassen, dass die Obrigkeit an denen stehen bleibt und verharrt. Jetzt ist es aber so, dass die Obrigkeit, die zu dieser Zeit eine gebildete Schicht war, wesentlich gebildeter war als die der Bauern und der Leibeigenen. Wie haben denn die diese Wildkühe auserkoren, dass es einfach in Bereiche gebracht hat, dass so ein Widerstand oder so eine Rebellion dann entstanden ist? Ja, sehr stark darauf antworten. Wir müssen glaube ich unterscheiden, über wen wir hier sprechen. unterscheiden, über wen wir hier sprechen. Wenn wir über adelige Grundherren sprechen, dann sprechen wir in der Regel nicht über allzu sehr gebildete, vor allem rechtlich gebildete Leute. Die haben manchmal ihre eigenen juristischen Berater, aber hier geht es natürlich ganz stark um Interessen. Das heißt, die setzen das durch, was sie durchsetzen können und schreiben dafür das Recht um, beziehungsweise gehen sehr willkürlich mit dem Recht um. Und das merken auch die Bauern. Die merken, dass sozusagen nicht immer dasselbe gilt. Der Nachbar wird sozusagen nach einem anderen Rechtssatz abgeurteilt oder bestimmte Dinge werden ihm genommen und für einen selbst gilt plötzlich was anderes. Das ist ja offensichtlich flächendeckend passiert. Und zwar in einem kurzen Zeitraum. Was ist die Ursache, dass die jetzt auf einmal so eine Rebellion hervorrufen? Ja, das schaukelt sich eben hoch. Wir haben ja auch nicht plötzlich diese neue große Rebellion. Wir haben ja durchaus vorher immer wieder Aufstände. Es gibt gerade in Südwestdeutschland ja eine gewisse Aufstandstradition. Ich habe den armen Konrad und die Bundschuhverschwörungen kurz erwähnt. Das sind ja sozusagen seit dem Ausgehen im 15. Jahrhundert immer wieder hochköchelnde kleinere Erhebungen, die eben durchaus zeigen, hier wird schon über einen längeren Zeitraum auch ein Missstand wahrgenommen, zeigen, hier wird schon über einen längeren Zeitraum auch ein Missstand wahrgenommen, der aber dann eben kulminiert. Und plötzlich eben auch aufgrund von Schriftlichkeit, also wir haben sozusagen den Buchdruck, der sozusagen dafür sorgt, dass sehr schnell auch diese Wahrnehmungen in die Breite vervielfältigt und kommuniziert werden können. Wir haben aber eben auch, und das halte ich schon für wichtig, diesen reformatorischen Impuls, der sozusagen auch in das Rechtsdenken einen neuen Aspekt hineinbringt, also ein neues Empfinden, was moralisch ist, was gerecht ist oder eben auch nicht. Und ich glaube, das kommt alles zusammen und führt dann sozusagen zu dieser Explosion. Ja, wir haben die nächste Wortmeldung auf der anderen Seite in der letzten Reihe, bitte. Ich hätte jetzt eine Frage dazu, weil Sie haben ja zuerst gesagt, wegen der Reformation, das wirkt auch mit, und ich glaube nicht, dass die Leute nur durch die Reformation auf die Straßen gegangen sind. Wenn man jetzt in jetzigen Zeiten sieht, in Serbien, wo das Vortag ist einbrochen, in Marokko ist das das große Stadion für die Wurstfußball-WM. Es muss ja damals auch irgendwie Konkrete, und es ist ja nicht schlecht gegangen, es hat keine Hungersnöte gegeben, haben sie gesagt, das widerspricht meinem Denken. Jede Revolution muss durch einen gewissen Anlass ausgelöst werden, der was nicht direkt mit dem Anlass zu tun hat, warum die Revolution eigentlich dann ist. Das wäre genau der Punkt. Es ist der wahrgenommene Missstand, der durchaus vorhanden ist. Also man ist sozusagen zu sagen, wir haben Forschungen, die zeigen, also wirtschaftshistorische Forschungen, die zeigen, dass es den Bauern nicht flächendeckend schlecht ging, sondern eigentlich sogar verhältnismäßig gut, sagt ja erstmal noch nichts darüber aus, wie die Bauern das selbst empfunden haben. Also der empfundene Missstand ist erstmal das Entscheidende. Ansonsten wäre ich ein bisschen vorsichtig, sozusagen hier wäre so ein Beispiel, moderne Verhältnisse nicht zu schnell auf 16. Jahrhundert zu projizieren. Im 16. Jahrhundert war die Reformation etwas Neues und brachte einen neuen Impuls. Und zwar ganz unabhängig von der Frage, ob die Regionen, die das betrifft, dann hinterher tatsächlich protestantisch sind oder nicht. Das spielt erstmal gerade in dieser Frühphase gar nicht so eine entscheidende Rolle, sondern das Thema wird diskutiert und zwar überall. Also auch in den Gebieten, die nachher altgläubig geblieben sind. die nachher altgläubig geblieben sind. Da ist also sozusagen etwas, zunächst mal eine Ver Spiel gebracht. Und dazu gehört durchaus auch die Vokabelfreiheit. Die kommt sozusagen rein in den Diskurs, wird wirkmächtig und erzeugt eine Eigendynamik. Und das ist, glaube ich, etwas, was sozusagen in einer ohnehin schwierigen Zeit, in der vieles als schlechter werdend empfunden wird, unabhängig davon, ob es das objektiv ist oder nicht, eine Wirkung entfaltet. Ja, ich schaue nach weiteren Wortmeldungen. Bitteschön, ganz außen. Eine unserer Studierenden? Es sind eigentlich zwei Fragen, aber sie haben miteinander zu tun, weil es hat vor den Aufständen oder vor dem Deutschen Bauernkrieg hat es eben die Bundschuhbewegungen gegeben, eine Art der Tradition der Aufstände und dann danach ist es noch weitergegangen mit mehreren, also später dann die Französische Revolution und so weiter. Da würde mich interessieren, ob sich die Menschen von damals eben an die Aufstände davor orientiert haben, ein gewisses Verhalten übernommen haben und wie das eben dann auch danach weitergegangen ist. Also ob man halt dann damals schon zurückgeblickt hat und sich gedacht hat, okay, das ist gut verlaufen bei den Aufständen, das ist schlecht, das kopieren wir, das machen wir nach. Und auch, ich sehe jetzt Protest eben eigentlich eben nicht unbedingt als etwas Schlechtes, sondern als etwas, was vielleicht auch etwas vorantreibt. Und können wir uns eigentlich auch gewisse Dinge, die damals passiert sind, auch für Proteste der heutigen Zeit mitnehmen oder wollen wir heute darauf zurückblicken? Also gerade der erste Teil. Ich habe immer so ein bisschen die Idee gehabt, dass man eigentlich nochmal genauer gucken müsste in frühneuzeitlichen Revolten, dass zum Beispiel bestimmtes Liedgut immer wieder auftaucht. Das haben wir so für den Bauernkrieg kaum greifbar. Wir haben aber so ein paar wenige Indizien, wie zum Beispiel die Bundschuhfahne, die sozusagen im Kontext des Bauernkriegs wieder aufgenommen wird und die so ein bisschen darauf verweist, ja, man erinnert sich an das, was davor passiert ist. Das ist ja auch alles noch gar nicht so lange her. Das heißt, dass es durchaus im Bereich sozusagen, dass beträchtlicher Teil der Akteure und Akteurinnen, sind ja auch Frauen beteiligt am Bauern ein paar Jahren, hatten wir das doch schon mal. Also da kann man es mal festmachen, aber wir haben nicht in der Dichte Zeugnisse, um das wirklich gut beantworten zu können. Das ist das eine. Das andere ist die Frage, wie es dann weiter wirkt. Und auch das ist ein Thema, das mich sehr beschäftigt, das sich aber auch quellenmäßig oft schwergreifend ist. Es gibt zwei, drei Drucke aus dem oberösterreichischen Bauernkrieg, wo ich meine Verweise auf den Bauernkrieg von 1525 finden zu können. Da ist aber natürlich, wir haben vorhin schon kurz drüber gesprochen, da ist aber sozusagen auch noch ein großer Aufstand aus den 1590er Jahren mit drin, der sozusagen das Ganze auch wieder bricht und sozusagen dieses Traditionselement neu aktualisiert. Das ist also sehr schwierig, das zu fassen. Was Positives, die Welt irgendwie voranbringendes wahrgenommen wird, sehe ich kaum. Ich bin auf eine Schrift, die ich mal kurz an die Wand geworfen hatte, nicht näher eingegangen. Das ist die Schrift von Neumeier von Ramsla, mitten im 30-jährigen Krieg erschienen, so 500 Seiten Wälzer, der im Grunde als Mahnung an die Obrigkeiten, nicht zu Tyrannen zu werden, zahlreiche Beispiele aus diversen Aufständen, also sozusagen da bedient er sich aus dem Alten Testament, aus der Römischen Republik, aber eben auch aus den näherliegenden Zeiten, unter anderem dem Bauernkrieg. Und da bringt er eben so eine Exempelsammlung. Da ist so ein bisschen die Tendenz erkennbar, dass er also wirklich sagt, so, wenn die Obrigkeiten zu Tyranneien werden, dann passiert zwangsläufig das und das. Also Aufstände, Unmut und so weiter. Aber das ist eine ganz exzeptionelle Schrift. Ja. Ich schaue in die Runde. rezeptionelle Schrift. Ja, ich schaue in die Runde. Bitte. Vielleicht zuerst hinten und dann in der zweiten Reihe vorne haben wir eine weitere Meldung. Ich hätte eine Frage, eine kleine Unklarheit von mir, zur schriftlichen Bildung, zur Lesekompetenz damals, weil Sie haben in mehreren Punkten betont, dass ja so schriftliche Medien, also zum Beispiel eben wie bei der Archiv, also von einigen Klösterarchiven, die eben mutwillig zerstört wurden und so und auch die Kommunikation, wo dann trotzdem auch diese schriftlichen Medien unter den Bauern sehr wichtig waren. Wie war damals die Lesekompetenz? Ich persönlich habe eigentlich immer das Bild gehabt, Bildung sehr niedrig, also meistens Analphabeten, nur in seltensten Ausnahmefällen. Hat sich das irgendwie vom Mittelalter zur frühen Neuzeit schon geändert gehabt oder war das dann eher durch Einzelpersonen, wie das eben weitergegeben wurde und war das dann zum Beispiel bei den Zerstörungen mit Willkür oder doch gezielter? Ja, vielen Dank. Also das muss man in der Tat klarstellen. Sie haben völlig recht. Die ganz, ganz überwiegende Zahl der Bauern war nicht lesefähig. Das ist völlig klar. die eine ganz wichtige Rolle spielen. In einigen Fällen auch Stadtschreiber, Juristen, die sich in den Dienst von Bauern gestellt haben. Teilweise wurden bei der Eroberung von Städten auch sozusagen einfach die städtischen Beamten quasi mitgenommen und sozusagen zwangsverpflichtet. Das heißt, über die bekommt man sozusagen die Lesefähigkeit rein. Was man aber sehr wohl offenbar weiß, auch wenn man nicht selbst lesen kann, ist, dass schriftliche Dokumente Beweiskraft haben, dass sie eine Bedeutung haben, dass sie wichtig sind. Und deswegen zerstört man sie, jedenfalls wenn man den Verdacht hat, die könnten uns eher zum Nachteil gereichen. Also dieses Bewusstsein ist da, unabhängig von der eigenen Lesefähigkeit. Aber völlig richtig, also wir dürfen nicht davon ausgehen, dass diese Flugschriften jetzt von den Bauern selbst gelesen werden konnten, sondern das funktioniert nur durch Vorlesen in größeren Runden, wenn dann einer lesen kann. lesen kann. Aber diese Flugschriften enthalten ja oft visuelle Elemente, also Holzschnitte. War das ein Versuch sozusagen, die mangelnde Schriftlichkeit der Adressaten oder Adressatinnen zu umschiffen, um sozusagen mit ihnen visuell zu kommunizieren? Diese begleitenden Bilder kann man viel diskutieren, Das ist ganz spannend. Die sind natürlich zunächst mal ein Verkaufsargument. Also, bebilderte Schrift verkauft sich besser. Ist heute noch so. Ansprechendes Cover-Design ist immer gut für ein Buch. Das heißt, man benutzt ganz oft auch vorliegende Holzschnitte, später auch Kupferstiche, die schon mal in einem anderen Kontext benutzt worden sind. Die passen gar nicht zum Text, jedenfalls nicht so richtig. Manchmal werden sie grob abgeändert. Das ist das eine. Das heißt also, das, was dargestellt wird bildlich, passt nicht immer unbedingt sauber zum Text. Abgesehen davon ist aber tatsächlich das natürlich auch ein Versuch zu visualisieren und damit sozusagen die Nicht-Lesefähigkeit ein Stück weit zu kompensieren. Das heißt, man kann sich über solche Bilder, wenn man irgendwo, man kann sich so klischeehaft so eine Wirtshaus-Szene vorstellen, dann spricht man über ein Bild und irgendwer hat vielleicht auch mal den Text vorgelesen bekommen und kann auch grob sagen, was da drin steht. Und dann kann man das zu dem Bild irgendwie in Bezug setzen. Also insofern funktioniert das schon sozusagen als Unterstützungsmedium. Bitteschön. Ja, ich möchte gerne Bezug nehmen auf die kartografische Darstellung, die Sie gezeigt haben. Wenn man da ein bisschen noch weiter nach Osten gegangen wäre, dann hätte man gesehen, dass man in Oberösterreich auch so einen kleinen Brandherd, nämlich in St. Georgen im Adergau, gehabt hat, dass sich die Aufstandsbewegungen aber auch Richtung Norden, also bis Freistaat, gezogen haben. Und wenn man sich das ganze Bild dann vorstellt, dann merkt man genau, da liegt als quasi weißer Fleck mittendrin das Herzogtum Bayern, das ganz offensichtlich von den Aufstehenden 1525 so gut wie gar nicht betroffen war. Sie haben es ganz kurz erwähnt. Man erfährt auch bei Frank und bei Blickle nur immer so am Rand nicht ganz konkret, dass im Herzogtum Bayern die Leibeigenschaft quasi nicht mehr existiert hat, ist eine mögliche Erklärung. Aber haben Sie noch eine andere Erklärung dafür? Das ist doch ein Phänomen. In der Tat und Ihr Eindruck ist richtig. Die Forschung hat so richtig keine Antwort drauf. Leibeigenschaft ist meines Erachtens nicht das Argument, denn die gab es auch in anderen Aufstandsregionen nicht. Also in Franken haben wir praktisch keine Leibeigenschaft, auch im thüringischen Raum spielt es eigentlich keine Rolle. Das kann es also eigentlich nicht sein. Was ist es dann? Man hat sozusagen in so einer bayerischen, landesgeschichtlichen Tradition immer gesagt, naja, das hat auch was mit der schon relativ entwickelten Staatlichkeit zu tun. Also sozusagen Bayern als Flächenstaat, der sich schon relativ institutionalisiert hat, so eine offene Frage, warum eigentlich nicht Bayern. Es gab Versuche von Bauernhaufen sozusagen auch nach Bayern rüber zu gehen und dort gab es auch Versammlungen so im Bereich hin zur Grenze nach Schwaben. Schwaben, man hat versucht, da Einfluss zu nehmen, aber es hat nicht so richtig funktioniert. Also das heißt, es gab, wenn es Versammlungen gab, offenbar doch auch einen gewissen Bedarf, sich auszutauschen, über Missstände zu debattieren, aber man ist nicht in den Aufstand gegangen. Das ist in der Tat auffällig, aber eine richtige Antwort habe ich auch nicht. Ja, gelegentlich müssen wir zur Kenntnis nehmen, dass die Forschung auch nicht alle Fragen beantworten kann. Das ist zunächst einmal schlecht, aber das ist natürlich auch gut für uns, weil da haben wir was zu tun, es gibt noch was zu tun, auch bei diesem Thema, das ja vergleichsweise gut erforscht ist, aber es gibt trotzdem noch Lücken. gut erforscht ist, aber es gibt trotzdem noch Lücken. Ich sehe jetzt keine, ah ja, ganz hinten in der Ecke der Studierenden gibt es noch eine Wortmeldung. inwiefern waren eigentlich ideologische Differenzen zwischen den Bauernhaufen präsent? Hat es da zum Beispiel ideologische Spaltungen gegeben oder Ähnliches? Oder haben sie vielleicht sogar Bauernhaufen praktisch zerworfen wegen ideologischen Uneinigkeiten? Und das Zweite ist, so ziemlich jede Revolution und jede Protestbewegung hat so ihre Lieder, ihren kunsthistorischen Abdruck auf die Geschichte. Gibt es Vergleichbares, was aus dem Bauernkrieg in die heutige Zeit übermittelt ist? etwas Vergleichbares, was aus dem Bauernkrieg in die heutige Zeit übermittelt ist? Ich fange mal beim letzten an. Lieder gibt es. Selten sind sie uns überliefert. Es gibt so ein paar wenige Lieddrucke, die wir haben. Zum Beispiel ist der Erstbeleg des Begriffs Bauernkrieg in so einem Lieddruck. Aber das sind nur ganz wenige Beispiele. Aber das heißt nicht, dass es sie nicht gab. Die wurden eben oral tradiert. In späteren Revolten und Revolutionen haben wir natürlich ein viel höheres Maß dann an auch gedruckter Schriftlichkeit, sodass da viel mehr festgehalten wird. Das gleiche gilt im Grunde auch für das Künstlerische. Wir haben diese relativ einfachen Holzschnitte. Wir haben zum Teil Zeichnungen in Chroniken. Wir haben aber nicht die große Kunst. Wenn man jetzt mal von Dürers sehr schwer zu interpretierendem Entwurf eines Bauernkriegsmonuments absieht, dass diese Bauernkriegsmonuments absieht, dass diese Bauernkriegssäule, die er da gezeichnet hat, wo nicht so ganz klar ist, was er damit eigentlich wollte, ist auch nicht verwirklicht worden. Aber das wäre so das Einzige aus dem Bereich der kanonischen größeren Kunst, was mir jetzt einfiele. Also da fehlen uns einfach vor allem die Zeugnisse. Ich glaube, das ist das Hauptproblem. Also es wird mit Sicherheit Lieder gegeben haben. Jetzt muss ich nochmal überlegen, Ihre erste Frage ist mir gerade wieder entfallen. Also ob es zwischen den Bahnhofen, innerhalb der Bahnhofen ideologische Differenzen geben muss. bekannt ist, hauptsächlich um Fragen der Vorgehensweise. Also schon in der Memminger-Versammlung diskutiert man tagelang darüber, ob Gewaltanwendung legitim ist oder nicht. Es gibt also sozusagen Gruppen, die sagen, nee, also Gewalt wollen wir auf keinen Fall. Wir wollen hier zwar protestieren, aber wir wollen keine Gewalt anwenden. Und andere sagen, wir müssen aber, weil man wird uns sowieso niederschlagen, also müssen wir uns auch wehren mit Waffengewalt. Das ist so ein Konflikt, der zieht sich durch. Es gibt aber auch andere Konflikte, was zum Beispiel die Mobilität dieser Haufen angeht. an einem bestimmten Ort verbleiben. Es ist zu dem Zeitpunkt noch nicht Erntezeit. Wir kennen viele Bauernaufstände, die enden einfach, weil die Erntezeit anbricht und die Leute nach Hause gehen. Aus ganz simplen wirtschaftlichen Gründen. Also auch das gibt es. Aber das sind eigentlich keine Konflikte auf der Ebene der Ideologie, sondern eher Konflikte, die das Vorgehen betreffen, würde ich sagen. Gut, willkommen. Gibt es noch eine Wortmeldung? Ja, ich hätte noch eine Frage zur Symbolik aus heutiger Sicht. Wir haben am Dorfbrunnen einen Morgenstern als Allerheiligstes in der Mitte des Platzes und der wird dann im Advent als Adventkranz geschmückt und zu Ostern mit Eiern behängt, was irgendwie eine gewisse pittoreske, groteske, skurrile Erscheinung liefert. Sie haben ja gesagt, das ist also weder jetzt nach rechts noch links sozusagen das Einordenbar. Aber wie sehen Sie da den Umgang mit diesem Symbol der damaligen Zeit in dieser Form? Fällt Ihnen da spontan was dazu ein? Ich habe es unter Skurrilitäten abgelegt und mir gedacht, das muss ich heute mitnehmen. Ja, sehr schön. Vielen Dank. Um das beantworten zu können, müsste man wissen, von wann dieser Brunnen ist und aus welchem Kontext der stammt, denn es geht ja immer um die Frage, was will man eigentlich erinnern, was will man erreichen mit der Erinnerung, also warum wird sozusagen an einem bestimmten Punkt in der Geschichte, an einen früheren Punkt erinnert. auch als Adventskranz und Osterschmuck erdient, ist ja auch so ein bisschen die, wissen die Menschen vor Ort eigentlich noch, um was es geht? Also insofern, da sind viele offene Fragen, die sehr, sehr spannend sind, weil sie eben Erinnerungskulturen betreffen, wo man aber im Grunde die Kontexte der Erinnerung sich genau angucken müsste. Stichwort offene Frage. Ich hätte auch noch eine offene Frage, die noch nicht beantwortet ist. Sie haben den Aspekt heute kurz angesprochen, aber dann nicht näher ausgeführt, nämlich die Frage des Geschlechts in den Bauernkriegen. Sie haben ja darauf verwiesen, dass es in der jüngeren Forschung, Stichwort Lyndall Roper, hier durchaus Versuche gibt, auch den Bauernkrieg geschlechterhistorisch zu durchleuchten. So die gängige These ist, das war eine Revolution des gemeinen Mannes. Um das berühmte Diktum von Blickler zu zitieren, was ist mit den Frauen? Und analytischer gefragt, welche Rolle spielt Geschlecht im deutschen Bauernkrieg? Letzteres halte ich für die interessantere Frage, ehrlich gesagt. Die Frage nach den Frauen zunächst mal, wie so oft, sind sie ganz schwer zu greifen. Sie waren mit Sicherheit beteiligt. Wir wissen von einigen Fällen, also ich hatte dieses Beispiel Kloster Heckbach genannt, wo also die Bäuerinnen die Nonnen sozusagen die Nonnen, sozusagen den Nonnen androhen, sie müssten Kühe melden gehen. Da sind es also die Bäuerinnen, die da tätig werden. Solche Fälle wird es öfter gegeben haben. Sie sind aber kaum dokumentiert. Wir wissen aus frühneuzeitlichen Aufständen, gerade auch aus ländlichen Aufständen, dass oft die Frauen vorangeschickt wurden. Und zwar deshalb, und das ist dann geschlechtergeschichtlich durchaus interessant, weil sie sozusagen rechtlich nicht für voll genommen wurden. sozusagen dann zu so einer Aufgabenteilung geführt. Also dass dann sozusagen die Frauen zum Teil wirklich vorangehen. Aber dokumentiert ist das immer nur ganz dünn. Und das macht es für uns so schwierig, das zu greifen. Die andere Frage, die allgemeinere Frage nach der Rolle von Geschlecht, ist eine sehr interessante, weil sie natürlich sehr, sehr viele Facetten hat. Da geht es ja nicht nur um die Frage, waren Frauen aktiv beteiligt oder nicht. Eine Frage, die ich aus dem Bauch heraus ja bejahen würde, die wir aber eben nicht greifen können, sondern da geht es auch um Fragen wie, welche Geschlechtervorstellungen werden eigentlich deutlich. den ich Anfang des Jahres herausgegeben habe, hat Britta Kekler mit einem Mitarbeiter zusammen einen sehr spannenden Aufsatz beigetragen, wo es um die Frage geht, wie wird eigentlich Weiblichkeit im Bauernkrieg konstruiert? Und da hat sie sehr viele Lagerordnungen, Ordnungen aus den Bauernhaufen entdeckt, in denen halt sozusagen die Tugendhaftigkeit sozusagen zu so einem Aspekt gemacht wird. Auch da merkt man übrigens die reformatorische Aufladung. Es werden also sozusagen reformatorische Weiblichkeitskonstrukte ganz stark nach vorne gespielt. Also sowas, wenn wir solche Spuren finden, ist das hochinteressant. Genauso wie natürlich die Frage, die bisher eigentlich meines Wissens auch kaum diskutiert worden ist, welche Rolle spielt Männlichkeit etwa bei der Ausübung von Gewalt? Also das sind Fragen, die eigentlich in Bezug auf den Bauernkrieg noch wenig beantwortet sind. Wir kennen solche Themen etwa aus dem Kontext der französischen Revolution, wo wir natürlich vielfaches mehr an Quellen haben, wo man natürlich ganz anders damit arbeiten kann. Aber ich halte das für eine spannende Frage und wenn wir da noch Quellen auftun, dann sollte man sich auch unbedingt auseinandersetzen. Also auf diesem Gebiet gibt es auch noch einiges zu tun. Gut, damit bleibt mir jetzt nur noch die Aufgabe, diese heutige Veranstaltung zu schließen. Ich danke Ihnen, Herr Niggemann, ganz herzlich für Ihre Ausführungen. Ich danke Ihnen, geschätzte Damen und Herren, für Ihr Dabeisein und für die Beteiligung an der Diskussion. für die Beteiligung an der Diskussion. Und wir alle würden uns freuen, wenn Sie uns die Treue halten und auch bei den nächsten Ausgaben dieser Vortragsreihe wieder uns besuchen. Für heute wünsche ich noch eine gute Heimkehr und einen schönen Abend. Auf Wiedersehen. Thank you.