Musik Wir befinden uns in der Ausstellung Sehnsucht Frieden, 80 Jahre Kriegsende in Linz 1945-2025. Diese Ausstellung haben wir anlässlich der Fünfer Gedenkjahre hier im Nordicu Stadtmuseum umgesetzt. Das war mir ein sehr großes Anliegen. Dieses Thema Kriegsende, Nachkriegszeit, haben wir schon zweimal in sogenannten Fünferjahren umgesetzt. Einmal hat eben mein Vorgänger Willibald Katzinger gemeinsam mit Herrn Mayrhofer vom Stadtarchiv eine erste große umfassende Ausstellung mit dem Namen Prinzip Hoffnung gemacht und damit die Basis der damaligen Zeit, der Kriegszeit, Nachkriegszeit geforscht. Diese Publikation befindet sich in jeder wohl sortierten Bibliothek. Vor zehn Jahren haben wir uns der geteilten Stadt gewidmet. Hier ging es um den Wiederaufbau, um das Erstarken einer Wohlstandsgesellschaft. Und in diesem Jahr 2025 ist unser großes Thema die Erinnerungskultur. Und wir haben um den Titel gerungen, aber nachdem 80 Jahre Friedenszeit die längste sind, die es je mal in der Menschheitsgeschichte gegeben hat und diese Sehnsucht weiterhin bestehen zu lassen, diesen Frieden, hat uns davon veranlasst, dass wir eben diesen Titel gewählt haben und ich bin ganz glücklich damit. Wir feiern ja nicht nur 80 Jahre Kriegsende, sondern eben auch 70 Jahre Staatsvertrag und 30 Jahre EU-Beitritt Österreichs. Das heißt, es ist einfach ein großes Gedenken, in dem sehr viele Dinge für die österreichische Geschichte wichtig sind, gefeiert werden. Und genau, für uns war es wichtig, dass wir uns heute wieder diesem Anfängen der Zweiten Republik widmen. Und das ist eben das Kriegsende mit der Nachkriegszeit mit Schwerpunkt in dem Fall auf Linz. Ein zweiter Hintergrund sozusagen auch für diesen Frieden ist, was viele Menschen hier in Linz auch bis jetzt nicht wissen, dass Linz eben seit 1986 eine Friedensstadt ist und damit auch eine Verantwortung übernommen hat in diesem Bereich. Und auch da eben nächstes Jahr ein Jubiläum sein wird, das wir eben mit dieser Ausstellung parallel gut abdecken und begleiten können. Naja, natürlich getragen vom kritischen Zugang, also von Perspektive von heute, aus der Sicht eines Historikers, der sich sehr viel mit Quellenmaterial aus dieser Zeit beschäftigt hat, der immer einen Gesamtblick versucht zu dem Thema herzustellen. Gleichzeitig war es für uns aber auch ein Anliegen, speziell für mich, dass wir nicht unbedingt nur aus heutiger Sicht uns diesem Thema nähern, sondern versuchen nachzufühlen, wie die Gesellschaft damals vor 80 Jahren unmittelbar quasi das Kriegsende erlebt hat und sich quasi dieser Zeit erinnert hat. Unter der Verwaltung der Alliierten erlässt Österreich nach dem Krieg Gesetze, auf deren Grundlage NSDAP-Mitglieder ausgeforscht, Verbrechen aufgedeckt und Opfer entschädigt werden sollen. Häufig müssen jedoch die Opfer selbst für Gerechtigkeit kämpfen, wie Simon Wiesenthal in Linz. Also das Konzept für die Ausstellung ist durch den Titel eigentlich schon vorgegeben gewesen. Also Sehnsucht Frieden ist ein schwieriger Titel gewesen, muss ich zugeben, mit dem ich ganz lange gebraucht habe, warm zu werden. Wir haben uns dann die Frage gestellt, was bedeutet Frieden für uns in einer Demokratie? Und ist, wie man es sieht in der Ausstellung, durch die Themenräume. Wir haben keine chronologisch aufgebaute Ausstellung, sondern eben thematisch gegliedert. Und Frieden ist für uns eben ein Leben unter größtmöglicher Freiheit, in größtmöglicher Gerechtigkeit, Sicherheit, unter den Maßstäben der Vernunft. Und so ist die Ausstellung auch aufgebaut. Simon Wiesenthal überlebt mehrere Konzentrationslager, bevor er 1945 von der US-Armee aus dem KZ Mauthausen befreit wird und in das Linzer DP-Lager Bindermichl gelangt. Er bleibt in Linz und baut die jüdische historische Dokumentation mit Sitz in der Goethe-Straße auf. Diese hilft Opfern und forscht NS-VerbrecherInnen aus, was Wiesenthal den Beinamen Nazi-Jäger einbringt. Sein Eintreten gegen das Vergessen und für Wiedergutmachung stößt in Österreich wiederholt auf Ablehnung und Anfeindung. Insbesondere sein Protest gegen die Regierungsbeteiligung von Politikern mit NS-Vergangenheit, führt zu offenen Konflikten mit Bundeskanzler Bruno Kreisky. Also gegliedert ist sie in fünf Themenräumen. Also die Erinnerung, die draußen ist, dieser Längsraum, der ist quasi der Scharnierraum, durch den man immer muss, wenn man durch die Ausstellung geht. Die Erinnerung ist deshalb für uns ein zentraler Begriff und ein zentrales Thema, weil es einfach etwas ist, was wirklich bis heute hineinspielt. Und genau, die Gliederung selbst dann ist, wir haben in diesem Raum hier Freiheit, hinter mir ist die Gerechtigkeit, dann geht man durch den Erinnerungsraum, ist dann in der Sicherheit, also im Vermittlungsraum angelangt, muss man dazu sagen. Das ist quasi für uns sehr wichtig gewesen, dass wir die Vermittlung mit dem eigenen Raum ins Boot holen, weil wir gesagt haben, das Thema ist so wichtig für uns als Gesellschaft, vor allem aber auch für Schülerinnen und Schüler, dass wir da die Vermittlung, die eben auf die Menschen zugeht, die mit den Menschen mit dem Thema auch arbeitet. Also wir kuratieren es zwar, aber wir arbeiten mit den Menschen dann nur selten. Das erledigt dann die Vermittlung und insofern war es für uns ein großes Anliegen, dass die Platz kriegen, in der Ausstellung da mitzuarbeiten. Die Alleehrkassieren allmählich und sehr bald, eigentlich schon 1945, wieder, also im November, die ersten Grundrechte, also die ersten Freiheiten wieder ein. Leidungsfreiheit, Religionsfreiheit, zur Ausübung der Grundrechte und Freiheiten werden sehr bald wieder in die Wege geleitet. Wirklich frei fühlt sich Linz wie das westliche Österreich, aber erst mit dem Staatsvertrag 1955, als dann auch die letzten alliierten Truppen Österreich verlassen. Wir zeigen hier auch das ikonische Bild von Lagershauptmann Heilberg-Kleisner und Elmire Korgers, die 1953, als die Kontrollen auf der Nibelungenbrücke aufgelassen worden sind, vor Freude tanzen auf dieser Brücke. Also das Freiheitsgefühl wird eben, je größer, je mehr Eigenverantwortung und Selbstständigkeit Linz und ganz Österreich wieder bekommen. Linz ist frei. Linz wird 1953 vereint, indem die Kontrollen auf der Nibelungenbrücke eingestellt werden. Die Unterzeichnung des Staatsvertrages am 15. Mai 1955 in Wien wird als Tag der Freiheit und Unabhängigkeit gefeiert. Österreich präsentiert sich offiziell als das erste Opfer des Deutschen Reiches und spricht sich selbst von seiner Vergangenheit frei. Seine Mitschuld am NS-Regime wurde aus dem Vertrag gestrichen. Wenn man sich eingehend damit beschäftigt, wie man auch bewusst wie viele Parallelen zur heutigen Zeit oder zu den letzten zehn Jahren eigentlich auch auftreten im Vergleich zu damals. Also eben sehr angesprochen die Flüchtlingsthematik. Die Politik wird wieder rauer, also der Ton quasi, das wie man miteinander redet, der Diskurs verschärft sich. Genau und deswegen haben wir auch in dieser Ausstellung diese Gegenwartsebene eingebaut, die eben heutige Diskussionen, heutige Fragestellungen, die die Gesellschaft beschäftigen, thematisieren und wo auch die Besucher eingeladen sind, dass sie ihre Gedanken dazu in der Ausstellung hinterlassen. Die Mannsehnsucht ist einfach ein sehr stark aufgeladener Begriff. Warum es für mich problematisch war zu Beginn, ist einfach die Tatsache, dass wir 1945 mit dem Kriegsende nicht davon reden können, dass sich wirklich alle Menschen in dieser Gesellschaft, in der österreichischen wie in der deutschen, noch Frieden in dem Sinn gesehnt haben, dass sie gesagt haben, gleichzeitig sehnen wir auch das Ende des NS-Regimes herbei. Also das ist natürlich nicht so, dass jeder Mensch quasi sich darüber gefreut hat, dass der Nationalsozialismus untergeht und verschwindet. Die Erinnerungstage sind ein zweitägiges Symposium, wo wir Fachvorträge einerseits veranstalten und andererseits eben auch das Publikum emotional zu diesem Thema abholen möchten. Heute als Eröffnungsvortrag oder Moderation wird eben Tarek Leitner bei uns sein, der einen persönlichen Streifzug durch die Zweite Republik gemacht hat in Form einer Publikation. Karin Schneider habe ich noch dazu eingeladen, da es wichtig ist, auch die Kunstvermittlung in diesem Kontext an Bord zu holen, auch zu schauen, wie steht es um das Demokratieverständnis der jungen Menschen, was können wir als Museum anbieten an Schulveranstaltungen. Morgen wird Christian Rapp, Leiter Haus der Geschichte St. Pölten, zum Thema Kriegskinder berichten. Es gibt in St. Pölten gerade eine Ausstellung dazu. Das ist ja auch eine relativ junge Forschung, die ausgehend vom Boltzmann-Institut in Graz von Frau Stelzl-Marx vor einigen Jahren begonnen wurde. Dann wird Michael John, der emeritierte Universitätsprofessor in Linz, zu Linz in der Nachkriegszeit als Durchgangskorridor sprechen und dann Hertha Neis eben zum Wirtschaftswunder Linz nach dem Zweiten Weltkrieg. Im Januar ist unser Eröffnungsredner Karl Markus Gauss, der ein Buch zum Antisemitismus geschrieben hat. Dann habe ich noch eingeladen Gerhard Zeilinger. Er ist der Herausgeber vom letzten Buch Zeiten der Scham von Martin Pollack. Und Martin Pollack soll hier auch im Zentrum stehen, weil er eigentlich im Jahr 2009 derjenige war, der mit der Publikation Der Tote im Bunker eine ganz wichtige Basis für Erinnerungskultur, wie man den Umgang damit schafft, ohne auch jemand anderen zu verletzen, das fand ich sehr berührend. Er hat den Tod seiner Mutter abgewartet, um dann über seinen leiblichen Vater zu recherchieren, in die Archive forschen zu gehen. Gerhard Zeilinger ist der Herausgeber seines letzten Buches oder seiner gesammelten Schriften, Zeiten der Scham. Hannes Leidinger, ein Zeithistoriker von der Universität Wien, wird zum Thema sprechen, ist Antisemitismus Volkskultur. Und ja, das ist unser Programm für den Jänner. Wir haben natürlich ein umfangreiches Führungsprogramm und eben auch für die Schulklassen vieles anzubieten. Führungsprogramm und eben auch für die Schulklassen vieles anzubieten und nicht zu vergessen die zweite große Schiene, die wir im Bereich der Zeitgeschichte fahren mit dem Namen Wir öffnen die Box. Hier haben wir Veranstaltungen, die Karin Schneider von der Kunstvermittlung durchführt, wo wir Exkursionen in den Stadtraum machen, wo wir Gäste in der Ausstellung haben, uns Denkmäler anschauen, uns die Nibelungenbrücke anschauen. Ja, also hervorzuheben ist für meine Begriffe im Raum, also im Erinnerungsraum, einfach dieser Unterschied zum Rest der Ausstellung. Also der funktioniert ein bisschen anders. Da ist eben eben anders als in diesen anderen Räumen, sind die Objekte dort an den Wänden, die Tafeln direkt an den Wänden auch angebracht. Warum das so ist, die Erinnerung hat nicht wirklich dieses NS-Fundament, den man da überall mit diesen schwarzen Böden sieht und das macht es auch einfach ein bisschen anders, diesen Zugang. Und die Erinnerung war bei uns oder für mich persönlich so dieses ganz zentrale Anliegen, weil es das ist, was uns als Menschen ja wirklich prägt. Also wenn wir uns mit Geschichte beschäftigen, dann ist die Erinnerung immer das, was stark mit hineinspielt, die persönliche Erinnerung, aber eben auch das gesellschaftliche Erinnern und Und das zeigen wir im Raum Erinnerung eben, wie sehr sich das im Laufe dieser 80 Jahre ändert, wie lange Österreich sich schwer tut, überhaupt an diese Zeit zu erinnern, kritisch zu erinnern. Und wir zeigen eben auch Täterinnerungen. Also das für mich eigentlich hervorhebendste Objekt in der Ausstellung ist das SS-Fotoalbum, das eben zeigt, dass nicht alle Menschen diese Zeit negativ sehen und auch nicht negativ sehen wollen. Der Museumspreis, der Österreichische große Museumspreis 2025, der dem Nordicco Stadtmuseum zugesprochen wurde und mir als Person letzten Donnerstag in Bozen von Seiten des Ministeriums überreicht wurde, erfüllt uns mit großem Stolz und zugleich mit Demut. Es ist natürlich immer auch eine Anstrengung, gute, innovative und seriöse Museumsarbeit zu vermitteln. Wir versuchen das seit geraumer Zeit als Stadtmuseum. Unsere Protagonistin ist Linz, die wir nach allen Facetten sozusagen absuchen. Und dazu gehört eben Ausstellung im Bereich der Kunst, der Zeitgeschichte, der Gesellschaftskritik, Politik und eben auch volkskundlich zu sehen. Wir widmen uns eben auch vielen Themen, die in der Luft schwirrende liegen. Man erinnert sich an Wirtshaus, Uferanermarkt, das sind manchmal Jubiläen. Wir versuchen mit sehr vielen Themen Menschen emotional zu erreichen. vielen Themen Menschen emotional zu erreichen. Und deswegen freut es mich besonders, dass wir diese Ausstellung im Moment zeigen, die von der Gastkuratorin Martina Zerownik und von unserem Hauskurator Sebastian Bieringer umgesetzt wurde. Ich finde die Gestaltung sehr ansprechend mit den drei Ebenen des Nationalsozialismus, der Nachkriegszeit und der Zeitgeschichte, die sich an den Wänden sozusagen entwickelt mit verschiedenen Statements, umgesetzt von Kurt Otej. Und das Buch, das zum ersten Mal in unserer Museumszeit die Texte und die Fotos eins zu eins in der Publikation abgebildet sind, das hat Clarissa Czerne gemacht und das ist für mich eine insofern spannende Ausstellung, weil es inhaltlich sehr gut aufbereitet ist, visuell gut aufbereitet ist und einfach auch dem Kern der Zeit vieler unserer Fragen auch nachgeht, beantworten kann weiß ich nicht, aber zumindest Fragen aufwirft und eine eigene Überprüfung möglich ist. © BF-WATCH TV 2021