Applaus Danke. Was für ein herzlich wunderschöner Programmabend heute Sie erwartet. Wir sind einfach voller Freude, dass Sie so zahlreich mit Ihnen sind, liebes Publikum. Herzlich willkommen hier in der schönsten Buchhandlung Österreichs. Ich erwähne das immer wieder. Buchhandlung Kulirex und die Zusammenarbeit mit euch, lieber Alex, liebe Tanja, liebe Johanna, lieber Uli. Einfach alle, es ist so wunderbar, so unkompliziert, schön, einfach atemberaubend. Und wir sind sehr, sehr dankbar, immer nach der Tisch zurückkehren zu dürfen. Ich sage das nicht nur so daher, sondern ich meine das wirklich ganz klar und deutlich und deshalb ist es uns auch wichtig, immer wieder zu erwähnen. Ganz ein großartiges Team und ihr seid das Herzstück dieser Buchhandlung, Kühldirektion. Schön, dass wir hier sind. Genau. Ja, diesen Abend haben wir uns schon sehr, sehr lange gefreut. Ich glaube, jetzt knifft es. Ich mich auch. Genau. Aber bevor wir in den Abend hineinsteigen, erlauben Sie mir noch ein paar Hinweise. Jetzt einmal Dankesworte an alle sponsoren und sponsorinnen ohne die das literatur schiff programm in dieser intensität in dieser gestaltungsform einfach nicht möglich wäre das muss man auch soll muss man immer wieder betonen wenn auch wir gefördert werden von lernobelösterreich vom bund von der der Stadt Speyer und von der Stadt Linz, hätten wir die Sponsoren nicht, hätten wir ungefähr, nur damit sie ein Vorstellungsvermögen, liebe Gäste, auch haben, davon hätten wir ungefähr 50 Prozent des Programms weniger. Also das ist viel, das ist sehr, sehr viel. Und womit ich auch schon beim Thema bin. Wir haben uns heute erlaubt, vor allem weil diese Woche sehr, sehr anstrengend war und wir uns mit Finanzierungsfragen auseinandersetzen haben müssen. Und wir wollen uns ja viel mehr mit den Texten auseinandersetzen, auch in der Programmverantwortung. Und es ist sehr, sehr mühsam, immer wieder natürlich auch neue Sponsoren ins Boot zu holen. sehr mühsam, immer wieder natürlich auch neue Sponsoren ins Boot zu holen und es wäre eine große Erleichterung für das Literaturschiff und natürlich für die Literaturbühnen und alle Formen dazu, wenn wir mehr und mehr Mitglieder gewinnen. Wir sehen das dann auch als Solidarbeitrag. Viele Mitglieder sind auch schon hier. Wir waren heute ein bisschen aufdringlich, aber bitte gestatten Sie uns diese Aufdringlichkeit. Es geht um die Literatur, es geht um tiefgehende Gespräche, um kluges Amüsement. Und wenn Sie die Möglichkeit haben, Schreiber liegen dort oder Stifte liegen dort auf beim Ausgang, füllen Sie es aus bitte und legen Sie es dorthin. Und wenn Sie die Adresse dann auch notiert haben, bekommen Sie das November-Dezember-Programm, das wir jetzt dieses Wochenende veröffentlichen werden, als Drucksorte zugeschickt. Herzlichen Dank dazu und ich hoffe, dass ich mich nicht verzerrte. Einen Termin wollte ich noch kurz ankündigen. Am 8. Oktober geht es hier weiter, Medjenko Jerkovic kommt nach Bad Esch in die Buchhandlung Kultdirektion und wenn Sie sich hier einfinden, freuen wir uns auch wieder ganz, ganz besonders, große Übersetzungsliteratur, ein Schriftsteller, der in Saarland lebt und schreibt. Und Karl Markus Gauss findet Worte zu ihm wie ein meisterhafter Erzähler, der voller Magie die Stunden und Orte zu finden vermag. Ein wirklich großer Erzähler. Wir freuen uns, hier zu sein. Und der Herbst hier in Bad Ischl zwischen Literaturschiff und Bibliothek, also Buchhandlung und Kurdirektion, wird besonders heiß. Wir freuen uns auf Sie. Und jetzt zum heutigen Abend. Doris Knecht war schon sehr, sehr oft auf den Literaturbühnen aus guten und großartigen Gründen. Wir lieben ihre Texte, wir lieben ihre Bücher. Sie sind einerseits tiefgehend, sorgen für sehr, sehr viel Nachdenken, andererseits klug, amüsierend. Und wenn ich jetzt an den Text denke, um den es heute geht, ja, nein, vielleicht, den ich genauso lieb gelernt habe, wenn ich dann an Situationen denke, wie beim Zahnarzt, ich habe es ja vorhin erzählt, die wir da haben habe, dann wow, ja, man sieht sich auch als Mann, der sich, wie auch immer, ja, und ein wirklich großartiger Text und es zeigt einfach auch, dieses Buch zeigt, dass das Leben ständig beständig umgeschrieben wird. Liebe Doris, ich will jetzt gar nicht mehr weitere Worte finden. Es ist so großartig, dass wir dich heute hier haben dürfen, begrüßen dürfen. Danke für die Einladung. Hin der Buchhandlung Kultdirektion zum zweiten Mal. Und schön, dass du hier bist. Einen herzlichen Applaus bitte. Danke für die Einladung. Die heutige Moderation gestaltet Barbara Jani auch immer wieder bei uns auf der Literaturschichtbühne sichtbar. Sie gestaltet Moderationen, ist in der Organisationsentwicklung tätig, lebt und arbeitet in Ottensheim als auch in Seeberg am Abdersee. Genau und schön, dass wir immer wieder miteinander zu tun haben dürfen. Barbara, herzlich willkommen hier in Bad Ische in der Buchhalle Kuhdirektion. Applaus Ja, dann, hallo und herzlich willkommen auch von mir. Ich freue mich sehr, in dieser so gut gefüllten Buchhandlung heute hier zu sein mit Doris Knecht. Ja, wir haben jetzt schon einiges gehört über das, wie du schreibst. Ich möchte dich, auch wenn es vielleicht für viele obsolet ist, trotzdem auch kurz vorstellen. Doris Knecht ist gebürtige Vorarlbergerin, die aber schon seit vielen, vielen Jahren in Wien lebt und auch seit einigen Jahren im Waldviertel, also verteilt da ihre Zeit, genau, hat auch so zwei Wohnorte und hat als Journalistin gestartet, das war so Ende der 80er Jahre, von Falter. Da war sie auch einige Jahre lang in den 90er Jahren stellvertretende Chefredakteurin. Sie ist dann journalistisch weitergewandert zum Profil, aber auch in der Schweiz zum Tagesanzeigemagazin. Und 2002 hat sie sich dann aber selbstständig gemacht als freie Journalistin. hat vor allem Kolumnen geschrieben. Also das ist so deine Textform, genau. Und das ist ja auch jetzt noch ein großer Teil deiner Tätigkeit. In den Vorarlberger Nachrichten hast du seit einigen Jahren eine regelmäßige Kolumne und in Falter eine wöchentliche Kolumne seit 25 Jahren ununterbrochen. Das ist schon intensiv. Und einige dieser Kolumnen sind dann als Bücher erschienen und 2011 ist dann der erste Roman gekommen. Das war Gruber geht. Der Watt hat dann gleich Nominierung für den Deutschen Buchpreis bekommen und ist auch verfilmt worden. Das war, um nachzuschauen, in in Zahlen habe ich nicht zu. Mittlerweile, so zwischen waren es sechs weitere Romane, die ich nicht erzählt habe, ein Essay, zahlreiche Auszeichnungen, ein weiteres Buch ist verfilmt worden, Wald, vor zwei Jahren von Elisabeth Scharrang. Genau und nun ist der achte Roman erschienen. Ja, nein, vielleicht. Kann man klar zeigen. Genau. Und um den soll es ja auch heute gehen. Ja, für mich ist Doris Knecht eine Person, die Mut hat, Stellung zu beziehen und die auch unangenehme oder nicht so gefällige Wahrheiten oder Wahrnehmungen vor allem ausspricht. Wahrheit gibt es glaube ich nicht, aber so Wahrnehmungen. Und sie macht es, indem sie uns oft so an scheinbar ungefilterten Gedanken teilnehmen lässt. Also man hat oft so das Gefühl, man liest im Tagebuch einer Person. Und damit ist sie aber für mich eine Sensoren- und Chronistin schon unserer Zeit, auch wahrscheinlich an einer bestimmten Gesellschaftsschicht, wo man ja nicht für alle sprechen kann, denke ich. Und das macht es aber besonders und wertvoll. Danke. Gehen wir zum Buch. Worum geht es diesmal? Ja, das Buch ist so eine sehr eigenstellige Fortsetzung vom letzten Buch. Man kann das letzte für sich lesen und dieses auch für sich lesen, aber es ist eigentlich dieselbe Figur. Es ist ein autofiktionaler Roman. Das heißt, teilweise ist es aus dem wahren Leben gegriffen, teilweise ist es erfunden. Ungefähr würde ich sagen 30 zu 70, wobei ich nicht so gut gewählt habe. Und ich rate auch immer davon ab, herausfinden zu wollen, was davon wahr ist und was wirklich aus meinem Leben ist und was erfunden. Weil letztlich geht es nur darum, eine gute Geschichte zu erzählen und eine Geschichte, die eben das mit der Gegenwart zu tun hat. Und das habe ich auch in diesem Buch versucht. In dem Buch geht es um diese Frau, deren Kinder im letzten Buch ausgezogen sind und die jetzt die Freiheit ihres Lebens wirklich rauslegt, indem sie zwischen Stadt und Land hin und her pendelt. Und vor allem ist sie auch Schriftstellerin, kann sie jetzt endlich wieder ihre Gedanken zu Ende denken und ihre Bücher in Ruhe schreiben und weiß das jetzt schätzen. Und dann passieren ein paar Sachen gleichzeitig. Sie hat ein Problem mit einem Zahn, ein Problem mit ihrer Schwester, die ihre Wohnung in der Stadt kapert und besetzt und dann ihre beste Freundin heiratet und sie ist trauzeugig und dann kommt auch noch ein Typ von früher daher plötzlich unerwartet im Supermarkt. Und all diese Sachen verschlingen sich zu einer Geschichte. Okay, ich würde sagen, wir starten rein. Machen wir. Wir fangen gleich mit dem Zahn an. Ich bin sauer und frustriert, dass die Sache mit meinem Zahn nicht schon viel früher aufgefallen ist. In der Zahnarztpraxis, in die ich seit Jahrzehnten gehe. Das müsste doch jemandem aufgefallen sein, dass es meinem Zahnfleisch so schlecht geht. Ich war doch erst vor ein paar Monaten dort, zur großen Mundhygiene, doppelt so teuer wie die kleine und davor auch regelmäßig. Nie hat mir jemand gesagt, dass ich ein Parodontitis-Problem habe, so etwas wie, übrigens, Sie zeigen da Anzeichen von Parodontitis, machen Sie doch mal unbedingt dies und jenes, putzen Sie öfter, putzen Sie damit, putzen Sie so. Nichts dergleichen wurde mir erklärt. Sie sagt nur, 140 Euro in bar bitte. Paradontitis, das Wort habe ich immer nur in der Zahnpasta-Werbung gehört. Das hatte mit mir gar nichts zu tun und jetzt habe ich das plötzlich. Warum hat man das nicht früher bemerkt, fragte ich. Nun, das sieht man nur auf dem großen Röntgen, sagte der Zahnarzt. Und hier letztes großes Röntgen war, lassen Sie mal sehen, vor vier Jahren. Eine blonde Assistentin wuselte herum, reinigte Dinge, hatte mit diesem Gespräch nichts zu tun. Es hat nie jemand gesagt, dass ich dringend ein großes Röntgen brauche. Ich weiß noch genau, was der Dentalhygieniker letztes Mal bei der Mundhygiene sagte. Alles in Ordnung, sonst, sagte er, beim nächsten Termin machen Sie dann mal ein Röntgen. Nicht, es sollte dringend umgehend ein Röntgen, ein großes Röntgen gemacht werden. Kommen Sie unbedingt schnell zum nächsten möglichen Zeitpunkt oder wir machen jetzt gleich ein großes Röntgen. Ja, stimmt. Ich hätte öfter zum Zahnarzt gehen sollen, man könnte immer öfter zum Zahnarzt gehen. Aber nachdem jahrelang so viel in meinem Mund repariert und ersetzt wurde, war endlich mein Hohr, nichts war kaputt, nichts tat weh, nirgends ein Loch, bis dieser Zahn rechts oben sich zu bewegen anfing. Ich dachte mir erst nichts dabei, beziehungsweise ich dachte schon, Mist, es ist nicht gut, wenn sich rechts oben ein Backenzahn bewegt. Aber ich dachte auch, das sei nicht sicher, dieser Wurzelkanal behandelte Zahn, da hatte mich der Zahnarzt mal gewarnt, dass der nicht ewig halten würde. Ich ließ ihn wackeln, weil ich gerade nicht hunderte Euro für einen neuen Zahn ausgeben wollte und als ich in der Nacht anfing zu träumen, dass meine Zähne ausfallen, ging ich zum Zahnarzt. Es war nicht der wurzelbehandelte Zahn, leider, es war der gesunde daneben. Ich hatte meiner engsten Freundin Therese von dem Traum erzählt, in der Früh in meiner Küche. Therese war mit mir aufs Land gekommen, um mit mir im Haus Sachen zu streichen. Therese liebt es, Sachen zu streichen und bei ihr in ihrer Wohnung ist alles schon fertig gestrichen. Ich liebe das Meilen nicht so, nur mit ihr. Therese hatte schlecht geschlafen und schlecht geträumt. Mir fiel mein Zahntraum ein. Ich habe auch was geträumt, sagte ich, und ich kann mich sogar daran erinnern. Gratuliere, sagte Therese. Aber dann sagte sie, um Gottes Willen, was für ein furchtbarer Traum. Du träumst doch sonst nie. Therese hat sich erst kürzlich ihre Zähne in einem Spezialkirch reparieren lassen. Ich sagte, war ja nur ein Traum, Gott sei Dank. Ich sagte, war ja nur ein Traum, Gott sei Dank. War leider nicht nur ein Traum. Und jetzt denke ich, ich hätte besser ebenfalls zu so einem Super-Zahnarzt gehen sollen. Ich hätte mich mehr kümmern müssen. Ist natürlich auch meine Schuld. Na was heißt, ist meine Schuld. Und jetzt bin ich ein beginnender Reparaturfall, beziehungsweise ein Fall, bei dem sich das Reparieren nicht mehr lohnt. Es gingen schon früher Sachen kaputt bei mir. Mit fünf brach ich mir einen Oberschenkel, mit zehn brach ich mir einen Daumen, später riss mir erst ein Band in einem Knöchel, dann am anderen. Dann wurde mir, um meine Babys rauszuholen, der Bauch aufgeschnitten und sehr dilettantisch wieder zugenäht. Dann brach ich mir den linken Knöchel, dann, dann nichts mehr. Das war der letzte Bruch schon elf Jahre her, seither halte ich mich einigermaßen intakt. Nicht nur deshalb ist es natürlich lächerlich, wegen einem Zahn ein Fass aufzumachen. Mein restlicher Körper ist intakt, ordentlich genährt, gut gewartet. Tritt ein Wehwehchen auf, gibt es dagegen eine Pille, ein Spray oder eine Emulsion. Man muss eine Person mit einem Zahnproblem nicht mal in den Kontext der aktuellen Weltpolitik stellen. Es genügt, den Fokus auf die unmittelbare Umgebung zu richten, auf den eigenen Freundeskreis, um zu sehen, dass es im Vergleich ein sehr kleines Problem ist. Brustkrebs, Prostatakrebs, Diabetes 1, Diabetes 2, COPD, Long Covid, HIV, Herzinfarkt, Herzinfarkt, Lungenkrebs, Lungenkrebs, Arthrose, Arthritis, Blutkrebs in Remission, Multiple Sklerose, METFS, beginnender Alzheimer, Herzinfarkt, Hirnschlag, verstorben, verstorben, tot. Was ist da ein Zahn, dessen Fehler man kaum bemerkt? Nichts ist das. In einem Kubikzentimeter meines Körpers wird eine nicht im geringsten lebensbedrohliche Lücke klaffen. Es ist wie immer ein Jammern auf allerhöchstem Niveau, aus einem umsorgten, gut versicherten Körper heraus, einem Körper, dem viel Wert zugemessen wird. Dieser Körper soll funktionieren. Er soll gesund sein. Um diesen Körper kümmert sich ein hocheffizienter Medizinapparat. Er ist gut abgesichert durch ein funktionierendes Sozialsystem. Für jeden Teil dieses Körpers gibt es eine eigene, fantastisch ausgebildete Spezialistin. Ich habe eine Hausärztin, einen Augenarzt, eine HNO-Ärztin, einen Internisten, eine Lungenfachärztin, einen Gynäkologen, eine Rheumatologin, eine Allergieambulanz, eine Psychotherapeutin. Dieser Körper ist ein oberster 10.000 Körper, ein Premiumorganismus. Im Vergleich dazu gibt es auf der Welt nicht viele Körper, die derart gehegt und gehätschelt werden. Vor allem nicht, wenn es erst schon so alt ist wie meiner. wenn es erst schon so alt ist wie meiner. Und trotzdem, all das zu wissen verhindert nicht mein Selbstmitleid, meine bizarre Wehleidigkeit. Ich verliere einen Zahn, es ist eine Katastrophe. Vielen Dank. Warum kann uns so ein Zahn, es ist der Zahn, aber es kann ja etwas anderes sein, warum kann uns das so aushebeln? Ja, weil es ist natürlich das Zeichen, dass wir vergänglich sind. Und darum geht es dann letztlich immer. Man glaubt ja doch eine Zeit lang, es würde einen selbst nicht treffen, diese Vergänglichkeit. Und dann fängt es irgendwo an zu bröseln und dann geht es los. irgendwo anzubröseln und dann geht's los. Und dann kann man nicht mehr raus, raus in dieses Problem. Wobei ich darf jetzt sagen, heute hat mir eine Freundin, die Anna Jung, auch eine Verlegerin, geschrieben, sie hätte mein Buch gelesen und sie wäre sofort zum Zahnarzt gegangen und Gott sei Dank, weil man hätte sie gerade noch rechtzeitig erwischt, ihre Zähne werden gerade kurz vorm Wackeln, aber es ist noch alles gut geworden. Danke, hat sie gesagt. Kann das nur jedem empfehlen. Ja, weil er einfach auch nicht mehr zu retten ist, dieser Zahn. Bisher war alles irgendwie noch behebbar. Einige haben natürlich Kratzer im Arm und so, aber dieser Zahn, wenn er weg ist, ist er weg. Das ist ja auch das, was sie da entfährt. Es kommt ja eine andere Szene. Es geht ja auch so um dieses, wenn man älter ist, geht es um, wie der Brunnen nicht verloren. Und sie erinnert sich ja an das, wo sie früher schon mal was aufgeben musste, nämlich den Gedanken an die Karriere als Fünftelistin. Also das sind ja immer so Punkte, wo man plötzlich merkt, okay, da ist jetzt was, das ist nicht mehr. Ja, also eine Zeit lang, wenn man jung ist, glaubt man, ja, man hat noch so viel Zeit, man kann alles noch machen. Und dann auf einmal, und bei dieser Sache mit diesem Gitarrestil, es kommt einem eh vor, ist ein Punkt irgendwo, man steht gerade irgendwo und es wird einem klar, dass wir das nie wieder machen. Wahrscheinlich nicht. Und das ist schon, aha, okay. Das ist das eine, einmal das zu erkennen und dann es aber zu akzeptieren. Ja, ganz akzeptiert man es nie. Wahrscheinlich nie. Ich habe da nicht das Gefühl, dass dir das mit den Zahnen so wichtig ist. Im Roman bleibt er dann immer noch drin. Ich habe da nicht das Gefühl, dass dir das mit den Zahnen so wichtig ist. Nicht so viel des Romans. Er bleibt ja dann immer noch drin. Im Roman bleibt er noch drin. Ja, genau. Okay, ich würde sagen, passen wir weiter? Ja, machen wir weiter. Da geht es dann auch, ein Zahn kommt dann auch noch einmal vor. Jetzt geht es aber um den Mann, den sie im Supermarkt trifft. Da war ein... Jetzt habe ich ein Stück Wasser. den sie im Supermarkt trifft. Da war ein Mann mit grauen Haaren, der grinsend mit zwei großen Flaschen Cola durch einen Gang des Supermarkts federte, zu einem Einkaufswagen, der lässig gehalten von einem gelangweilt wirkenden Teenager männlichen Geschlechts vor den Milchprodukten stand. Der Teenager blickte dem Mann entgegen, wie ein Kind, das es gewohnt war, von seinem Vater in Verlegenheit gebracht zu werden. Um seinen Hals baumelten fette Kopfhörer. Als ich wieder zu dem Mann schaute, wie er dem Teenager euphorisch grinsend mit den Colaflaschen winkte, wurde mir klar, ich kannte dieses Grinsen. Nur einer grinste so. Dieser Mann in den labbrigen Jeans und der verwaschenen Jeansjacke, das war Friedrich. Ich erstarrte hinter meinem Einkaufswagen, in dem Proseccoflaschen lagen Hundefutter, Mehl, Julien, Kekse, Reinigungsmittel. Das war Friedrich, der die beiden Flaschen in einen schon gut gefüllten Einkaufswagen stellte, während er auf den Teenager einredete, mit dieser Begeisterung im Gesicht, die ich so gut kannte und so lange nicht gesehen hatte. Nun, da sie völlig unvermutet vor mir auftauchte, in meinem Supermarkt am Land, weit weg von dem Ort, an dem ich Friedrich vor endlos vielen Jahren zuletzt gesehen hatte, war sie mir schlagartig so vertraut wie meine Lammfellpantoffeln, wenn ich in der Früh aus dem Bett steige, direkt in sie rein. Direkt rein, so schlüpfte ich nun in den Raum, der sich zwischen Friedrich und mir in dieser kühlen, grellen Halle auftat. Und der Raum war warm und leuchtete in schönen Farben. Was machst du hier, Friedrich? Weißt du noch, Friedrich, wie wir uns küssten in einer schädigen wg wohnung in brooklyn in der nacht als der 1000 wechselte es kann sein dass ich vergaß zu atmen während ich vor dem weichkäse regal stand und friedrich anstarrte der das nun bemerkte sein begeistert ist grinsen wie ich kurz einem verwundeten ausruck, nur um dann erneut und noch wilder aufzuleuchten. Jetzt kam er auf mich zu, sein Oberkörper, wie immer schneller als seine kurzen Beine, immer in der Haltung von einem, der jemanden vom Bahnhof abholen muss und zu spät dran ist. Lass dir Zeit für mich, keine Eile, wir sind 24 Jahre zu spät, es macht nichts mehr. Was ich jetzt, einen Tag später, wieder an meinem Arbeitstisch weiß, das war Friedrichs 17-jähriger Sohn Ferdinand, gerade auf Ferienbesuch bei seinem Vater. Friedrich hat auch noch zwei Töchter, Fiona und Felicitas. Sie sind älter als Ferdinand und studieren längst. Ferdinand lebt normalerweise bei seiner Mutter in einer deutschen Stadt. Ich habe vergessen, welcher. Darmstadt oder Bielefeld oder Siegburg, ich weiß es nicht mehr. Die Mutter ist dort Professorin an einer Hochschule. Ich weiß, dass Friedrich sie, die Deutsche, in New York kennengelernt hat, dass er mit ihr nach Deutschland ging, als das erste Kind geboren war. Und dort lebte er bis zur Scheidung und dann auch eine Zeit lang. Die wichtigste Info, die Friedrich mir vor dem Kühlregal zur Kenntnis brachte, er wohnt hier in der Nähe, in jeder vom Wein, der rund um ihre Hänge wächst, wohlhabend gewordenen Kleinstadt, in der er geboren wurde. Nur ein paar Kilometer südlich von diesem Supermarkt. Wie lange lebte er da schon? Im September waren es drei Jahre. Und das ist insofern interessant, als ich manchmal in diese Stadt fahre, um in der Binothek einzukaufen und dabei jedes einzelne Mal an Friedrich denke, weil er mir irgendwann gesagt hat, dass er von hier stammt. Er sagte mir aber auch, dass er sicher nie wieder an diesem Ort leben wird und ich wäre nie auf die Idee gekommen, ihn dort zu suchen. Damals waren wir in einem Alter, in dem unsere Träume für uns ganz konkrete Zukunft waren, in der wir vieles kategorisch ausschlossen, was uns später, was uns jetzt ganz vernünftig erscheint. Wie die Idee, an dem Ort seiner Herkunft zurückzukehren, um dort gemütlicher alt zu werden. Herkunft zurückzukehren, um dort gemütlicher alt zu werden. Und du, hatte Friedrich gefragt, ich habe deine Hütte in der Nähe, ein paar Kilometer in diese Richtung, hatte ich gesagt, während ich in eine Richtung zeigte, die ich dann korrigierte, eher da. Da bin ich sicher schon vorbeigeradelt, eine Hütte, sagte Friedrich, naja, okay, ein kleines Haus. Du kommst doch von ganz woanders, sagte Friedrich. Wie bist du denn in diese Pampa geraten? Und ich erzählte sie nur kurz in Schlagworten. Ich erwähnte, dass ich mich von dem Mann, mit dem ich das Haus kaufte, schon lange getrennt hatte. Dass ich Kinder habe. Dass das Haus früher ein reines Wochenendhaus war. Aber seit die Kinder erwachsen sind, verbringe ich viel mehr Zeit da. Wegen dem Hund, wollte ich sagen, wie meistens. Aber dann dachte ich, dass das zu viel Information sei fürs Erste. Und zweitens bin ich mir schon länger nicht mehr sicher, ob es wirklich wegen des Hundes ist und nicht doch, weil es mir dort am besten geht. Ich nannte ihm den Namen des Ortes, in dem mein Haus steht und Friedrich nickte. Schon länger? Ja, schon länger. 15 Jahre, nein, 16 sind es jetzt schon. Er tippte mir seine Telefonnummer in mein Handy und ich ließ es kurz bei ihm klingeln. Und als ich am Tag darauf in meinem Bett erwachte und auf meinem Handy die Uhrzeit checkte, bemerkte ich darauf eine Nachricht von Friedrich. Erst jetzt kickte die Erinnerung an unsere Begegnung vom Vortag wieder in mein Bewusstsein. Ich klickte Friedrichs Nachricht nicht an. Jetzt noch nicht später. Ich legte das Handy wieder neben meinen Kissen und während ich leicht am Wach wurde, dachte ich über unsere Begegnung nach. Wie ich ihn bemerkt, wie ich ihn erkannt hatte. Ich zuckte mich in einzelne Momente unseres Gesprächs, hielt den Film an, versuchte mich zu erinnern, wie er es gesagt, wie er ausgesehen, was er angehabt hatte. Ich erinnerte mich nicht. Ich hatte keine Zeit gehabt, alles zu erfassen, was sich unterhalb seines Gesichtes abgespielt hatte, das, wie mir erst jetzt auffällt, ein bisschen verlebt aussah, mit tiefen Falten von der Nase zu den Mundwinkeln. Ich erinnerte mich an keine fehlenden Zähne in seinem Lächeln, das wäre mir fix aufgefallen. Die Jeansjacke, darunter ein Hemd oder ein Bandshirt wie früher oder doch ein guter erwachsener Pullover? Ich versuchte zu erraten, was Friedrich geschrieben haben könnte und ob ich es mit dem alten Friedrich zu tun hatte oder mit einem, der im Laufe der Jahre zu einem anderen geworden war. Was würde der alte Friedrich schreiben? Ich versuchte mich an unsere Nachrichten von früher zu erinnern, die wir uns von Tastenhandys geschickt hatten. Er würde irgendwas geschrieben haben, dass man, wenn man ihn nicht so gut kannte, wie ich, als zudringlich oder grenzüberschreitend empfunden hätte. Oder dass jetzt, 24 später, klar als grenzüberschreitend gelte. Damals war sowas noch normal. Es hätte verlässlich eine sexuelle Anspielung beinhaltet, dann regneträne dich heute nicht. Dafür hatten wir uns zu lange nicht gesehen und waren zu alt. Der Hund kratzte an der Tür. Ich stand auf, der Hund streckte sich auf der Türschwelle und trottete dann die enge Stiege hinunter. Ich ließ ihn durch die Verwandertür raus, schaltete die Espressomaschine ein und ging duschen. Ich hatte das Bedürfnis, sauber zu sein, ordentlich gekleidet, bevor ich Friedrichs Nachricht las. Was, das war mir klar, ein übertriebener, geradezu liturgischer Aufwand war nur, um eine SMS zu lesen. Ich ließ mein Espresso aus der Maschine, schmierte zwei Honigbrote, setzte mich mit meinem MacBook an den Tisch und öffnete Friedrichs Nachricht. Sie war typisch Friedrich, ihr ein paar Zeilen in ihr ein vergnügtes, nur angedeutet übergriffiges Kompliment gepackt hatte und andeutete, dass er gern meine Hütte sehen würde. Verbrachte einen Teil des Tages damit, an einer cleveren Antwort zu fallen. Zwischendurch arbeitete ich an meinem Roman, ging mit dem Hund spazieren, malte endlich die Haustür in der lindgrünen Farbe an, die ich schon vor Monaten bestellt hatte und schickte Therese ein Foto davon. Dann schrieb ich meiner Schwester Paula eine WhatsApp, die sie offenbar las, aber nicht beantwortete, wie schon zwei Nachrichten vorher. sie offenbar las, aber nicht beantwortete, wie schon zwei Nachrichten vorher, was ich langsam beunruhigend genug fand, um meine andere Schwester Alexandra anzurufen, aber ich erreichte es in der Arbeit, sie hatte gerade keine Zeit, mit mir zu telefonieren. Als ich schon im Bett vor dem Fernseher lag, feilte ich noch einmal an der Nachricht an Friedrich, er setzte einen Punkt durch ein Semikolon und ein Hoffen durch ein Freuen. Dann schickte ich sie ab, klappte den Computer zu und widerstand dem Drang vor dem Einschlafen nochmal nachzusehen, ob er sie gelesen oder vielleicht schon geantwortet hatte. Am nächsten Morgen wache ich auf und finde mich plötzlich wieder an diesem inneren Ort, an den ich nie wieder hin wollte. An dem Ort, wo ich die Nachricht eines Mannes erhoffe. Ich kenne diesen Ort gut. Es ist ein Ort, dessen Landschaft sich von heute auf morgen von einem blühenden Hügel mit idyllischem Ausblick in ein kaltes, schlammiges Tal verwandeln kann. Dort geht die Sonne mit einem Anruf auf und mit einer nicht beantworteten Nachricht unter. Dort verknüpfen sich mein Wohlbefinden, mein Aussehen, mein Selbstwert untrennbar mit dem Blick eines Menschen auf mich, der nicht ich bin. Dort fange ich an, mich den möglichen Erwartungen eines Mannes entgegenzubiegen. Ich weiß nicht, ob ich bereit bin, die Tür zu diesem Ort wieder aufzumachen. Ich war dort schon zu oft. Ich weiß nicht, ob ich da nochmal hin will, Friedrich, ich weiß es nicht. Ja, jetzt ist sie da eine sehr lebenserfahrene Frau, sie wirkt auch sehr reflektiert und trotzdem passiert es ihr, dass sie durch eine zufällige Begegnung so ausgehebelt wird und wieder komplett in alte Muster zurückfällt. Sie bekommt es zwar mit, das ist vielleicht ein Unterschied, aber sie ist drin gefangen. Warum passiert das immer? Sie ist nicht gefangen, sie kann entscheiden. Und das kann sie unter anderem deswegen, weil sie ja alle diese Sachen, für die man Männer braucht, und wie der sich hat. Und jetzt kann sie sich einen Mann quasi zum Spaß nehmen. Und da kann sie sich wirklich viel freier überlegen. Also sie steht in ihrer Küche und überlegt, wenn der da steht und spricht, ist das gut oder ist das schlecht? Und das ist natürlich was anderes, als wenn man jung ist und Kinder möchte zum Beispiel, oder eine Existenz aufbauen, was zu zweit besser geht als alleine. Also, so würde ich sagen, jedenfalls, sie kann entscheiden, aber sie spürt wieder auch diese alten Muster, die sie schon gehabt hat. Indem sie sich anzieht und herrichtet, um die Nachricht zu beantworten. Zum Beispiel. Zum Beispiel, dass man später noch Szenen nehmen muss, in denen sie schon die ganze Zeit das Haus putzt, weil er ja mit ihr raus kommt. Genau, also es passiert uns schon immer wieder, auch wenn wir es wissen und auch wenn wir es nicht mehr brauchen, um unsere Lebenspläne oder Ziele oder Wünsche zu erfüllen. Aber in dem Buch ist tatsächlich, also es ist ein Buch über eine, das war mir auch wichtig, das so zu schreiben, über eine glückliche, allein lebende Frau. Keine unzufriedene, keine frustrierte, keine, die auf der Suche ist, sondern eine, die wirklich sehr zufrieden in ihrem Leben ist. Ich finde, es gibt viel zu wenig Bücher über solche Frauen. Aber es ist kein Buch, das dieses Alleinleben propagieren will. Es gibt eben auch noch die Freundin, die heiratet, die große Liebe. Also es ist, was ich erzählen möchte, ist und das ist ja schön in unserer Generation und in unseren Kreisen, dass Frauen jetzt endlich auch entscheiden können, wie sie leben wollen. Und dass sie eben nicht mehr so abhängig sind von Männern. Also natürlich noch, wenn man sich anschaut, wie viel weniger Pension Frauen kriegen, ist es natürlich immer noch schwierig. Und es gibt natürlich auch Kritik an der romantischen Liebe in diesem Buch, weil die romantische Liebe toll ist, aber halt oft eine Falle, vor allem für die Frauen, die ein Gefühl oder eine Idee, das auch vom Patriarchat natürlich sehr stützt wird, die ganz bei vielen Frauen immer noch und früher ganz besonders leider immer noch direkt in so eine Art, das klingt jetzt brutal, in Care-Arbeitslager führt, in dem man sie halt auch lebenslänglich befangen hat. in dem man sie halt oft lebenslänglich gefangen hat. Und das wird schon auch reflektiert in diesem Buch. Es ist kein Buch, das ein Lebensmodell propagieren würde. Aber es ist ein Buch, das sehr reflektiert über alle Lebensmuster, in denen sich Frauen gefangen werden können, nachdenkt. Ja, und sie geht ja dann doch sehr überlegt ran und beobachtet ihn und reflektiert ihn und überlegt. Also dass sie sich auch unterschiedlich fühlt, weil er ist wieder da. Ja, es ist eben kein Buch über einen Mann, der kommt und das Leben einer Frau, aber es ist eine sehr starke Buch über einen Mann, der kommt und das Leben einer Frau. Besser gesagt, es ist ein Buch über Freundschaften. Und darüber, dass die oft Freundschaften, Frau und Freundschaften zu Männern, oft tragfähiger sind als Partnerschaften und sicherer. Also diese Therese ist ja genau diese Freundin. Aber da wird es dann auch schwieriger, als sie heiraten will, weil diese Beziehung wird sich wahrscheinlich verändern. Das macht Sorge, wie das wohl werden wird. Aber ich würde sagen, wir schauen weiter, oder? Ja, wir lesen weiter. Also jetzt geht es um das Haus, in dem sie wohnt. Es geht eigentlich um Tiere. Wo ist es denn? 29. Da sind wir. In meinem Haus auf dem Land zieht sich ein Riss quer über die Decke meines Schlafzimmers. Der Riss setzt auf der linken Wand an, dann fährt er schnurgerade mittig über die Decke und verebbt schließlich im oberen Drittel der rechten Wand in einer zarten Verästelung. Auch an der Wand hinter meinem Bett klafft ein Riss schräg unter der Ecke, etwas krumm und ohne System. Diese Risse sind schon lange da, sie beunruhigen mich nicht besonders. Ich rede mir ein, sie seien oberflächlich und bedeutungslos. Ich sage mir, dass diese Risse nur die Putzschicht der Wand betreffen, nicht die Mauer. Die Mauer ist bestimmt intakt. Die Risse an der Wand in dem ausgebauten Dachboden, in dem die Kinder und ihre Freunde schlafen, wenn sie auf Besuch sind, beunruhigen mich dagegen schon. Ich glaube, sie sind frisch, jedenfalls sind sie mir nie zuvor aufgefallen. Sie ziehen sich über eine Mauer, hinter der der Kamin verläuft. Vielleicht ist er zu heiß geworden und hat nun einen Sprung. Ich werde die Rauchfangkehrerin fragen, wenn sie demnächst kommt. Die Rauchfangkehrerin fragen, wenn sie demnächst kommt. Die Rauchfangkehrerin ist neu. Sie hat vom bisherigen Rauchfangkehrer übernommen, der offenbar in Rente ging und der, seit ich das Haus gekauft hatte, einmal im Jahr aufgetaucht war, immer unangekündigt. Er war mir unheimlich, er war riesig und sehr kräftig. Seine männliche Präsenz dehnte sich in meiner gesamten Küche aus. Während er den Auftragsschein ausfüllte und mich dabei ausfragte mit säuselnder Stimme. Ich habe Ihren Mann schon lange nicht mehr gesehen. Ist er nicht mehr da? Leben Sie jetzt ganz alleine hier? Ich glaube nicht, dass er meinen Lügen glaubte. Mein Mann sei gerade in der Stadt. Ich komme am Abend wieder. Der Rauchfangkehrer war ja in jedem Haus im Dorf. Er wusste alles über jeden. Ganz sicher wusste er, dass ich getrennt war, dass mein Mann nicht mehr da war und nicht mehr kommen würde. Und dass da zwar ein Typ hin und wieder bei mir auftauchte, aber immer nur für ein paar Tage. Die reden doch alle, ich kenne mein Dorf. Ich bin mir ziemlich sicher, dass der Rauchfangkehrer harmlos war. Trotzdem war ich jedes Mal erleichtert, wenn er mein Haus wieder verlassen und ich die Tür hinter ihm versperrt hatte. Ich fühlte mich erst etwas sicherer, als ich den Hund hatte, der ihn nicht mochte. Braver Hund. Der Rauchfangkehrer säuselte den Hund an und erklärte mir, dass er immer Hunde gehabt habe und wie sehr er Hunde liebe. Aber mein Hund liebte ihn nicht. Er bellte und knurrte, ich musste ihn einsperren, bis der mächtige Rauchfangkehrer das Haus und den Garten schließlich verlassen und seinen Wagen gestiegen war. Und wenn ich den Hund dann rausließ, galoppierte er nach vorne zur Straße und bellte dem Rauchfangkehrer noch durchs Gartentor hinterher. Ich habe dem Rauchfangkehrer nie einen Kaffee angeboten. Ich wollte, dass er so schnell wie möglich mein Haus verlässt, aber seine Nachfolgerin fragte ich gleich beim ersten Mal, ob sie einen Kaffee möchte. Milch habe ich leider nicht. Auch der Hund machte die neue Rauchfangkehrerin. Wenn sie kommt, bellt er nur sein kurzes Warnbellen und sobald er sich erkennt, macht er sich rund und wedelt für ihr herum. Nächstes Mal werde ich die Rauchfangkirche nach dem Riss an meiner Kaminwand fragen. Auch sonst macht mein Haus Sachen. Im Vorzimmer bricht der Estrich neue Dings an den Rändern ein. Der Schuppen kommt mir schiefer vor als früher. Die hölzernen Treppenstufen, die ins Dachgeschoss führen, scheinen sich aus ihrer Verankerung zu schieben. Das macht mir Sorgen. Und der letzte Sturm knickte den hohlen Apfelbaum, in dem immer die Bundspechte nisteten, und fegte ein paar Dachziegel in den Hof. Ich mache mir Sorgen um mein Haus, sagte ich, als Alfred mir Holz brachte. Alfred ist mein Nachbar, er ist Bauer, er hat Kühe, er hat Felder, er hat Wald, er kümmert sich um all das allein, ich weiß nicht, wie er das schafft. Ich zeigte ihm die Dachziegel und er nickte. Brauchst einen Dachdecker, sagte Alfred. Ich weiß, sagte ich. Ich zeigte Alfred auch den kaputten, hohlen Baum, von dem er noch ein paar Wochen behauptet hatte, der sei hier schon hohl gestanden, als er noch ein Kind gewesen war. Der werde hier noch hohl stehen, wenn er ein Kreis sei. Aber die Stürme sind stärker geworden in den vielen Jahren, seit Alfred und ich Kinder waren. Der Sturm hat den Baum unter der Krone geknickt und die Krone ragte nun schief über meine Hängematte. Gefährlich, sagte Alfred und ging um den Baum herum. So kann man das nicht lassen. Ich hole die Säge. Kommst du nicht zu spät zum Mittagessen, sagte ich. Ich habe noch 20 Minuten, sagte Alfred, während er auf sein Handy sah. Passt schon. Und dass ich ihm inzwischen eine Trittleiter bringen soll. Er staffte weg und kam mit einer kleinen Kettensäge zurück, kaum größer als die, die ich selbst besitze. Er ruckelte die Trittleiter in eine stabile Position, stieg rauf und sägte den oberen Teil des Baumes weg. Ich schaute ihm zu, wie er das machte. Er brauchte nicht einmal Schutzkleidung oder so einen Gesichtsschirm, wie ich einen habe. Er weiß, wie das geht. Er hat das schon tausende Male gemacht. Während Alfred sägte, dachte ich an eine Szene, die ich einmal in einem Roman geschrieben hatte, in der eine Frau einen Ast absägt mit einer Säge, die sie aus einer Akkuhalterung nimmt. So macht man das nicht. Mittlerweile weiß ich das. Es gibt keine Akkuhalterung. Der Akku steckt auf der Säge, wenn man sie benutzt. Weiß jeder, weiß ich jetzt auch, seit ich selbst so eine Säge besitze. Sie liegt im Schuppen auf dem obersten Regal. Ich fürchte mich ein wenig vor der Säge, trotz der Schutzkleidung. Mir ist es lieber, Alfred macht das. Der kann es. Alfred sägte den Baum so zurecht, dass ich die Hängematte weiter dranhängen konnte, dann zersägte er den am Boden liegenden Rest in kurze Stücke. Der erholt sich, sagte Alfred. Glaubst, sagte ich, sieht traurig aus, wirst schon sehen, in ein paar Wochen. Äpfel wirst du heuer keine mehr haben, nächstes Jahr vielleicht. Dann zeigte er mir seine Kettensäge und den neuen Super-Akku, den er sich gerade gegönnt hatte. Rat, was der gekostet hat. Ich betrachtete die Säge und den Akku, ich riet einen Betrag, 250 Euro, und weil ich jetzt selber eine ähnliche Säge habe, lag ich mit meiner Schätzung gar nicht so weit daneben. So gewinnt man als Städterin den Respekt der ländlichen Bevölkerung. Es war anstrengend, die Baumstücke wegzuschleppen. Ich brauchte ein paar Stunden dafür, in denen ich über meinen Text nachdachte und darüber, dass ich einen Maurer kommen lassen muss, der sich die Statik meines Hauses anschaut und einen Dachdecker, der sich um das Dach kümmert. Im Dach liegen Tiere. Auch das beunruhigt mich. Und ich würde gerne darüber schreiben, aber das ist nicht möglich. Ich glaubte erst, es seien sieben Schläfer, aber dann lasse ich Judith Hermanns Buch daheim. Nun denke ich, es ist der Marder, wie im Haus von Hermanns Ich-Erzählerin. Doch weil Hermann über einen Marder in einem Dach geschrieben hat, kann ich meine Marder jetzt nicht mehr verwenden. Alfred sagt auch vermutlich der Marder. Der Schweizer Schriftsteller Alex Cabu hat einen Teil seines letzten Romans einem Siebenschläfer im Gebälk seines Hauses in Piedmont gewidmet. Das scheint ein Thema der älter werdenden deutschsprachigen Autorinnen meiner Generation zu sein. Unsichtbare Tiere, die in ihren Dächern rummuren. Sie verängstigen uns und rauben uns den Schlaf. Vielleicht wollen wir uns symbolisch versichern, dass in unseren Oberschuben noch Leben ist. Ja, und überraschende, unberechenbare, manchmal erschreckende Dinge geschehen da. Ich schrieb das Kapu, mit dem ich eine Zeit lang einen Mailwechsel unterhielt. Und Capu schrieb zurück, meinst du Sex? Nein, ich meine nicht Sex, Herrgott. Capu schreibt mir jetzt nicht mehr, das überrascht mich nicht. Das ist meistens so mit Männern, die sich wegen meiner Texte für mich interessieren. Bald fällt ihnen auf, dass ich in Wahrheit langweilig bin und sie mahnen sich vom Acker. Ein Schriftsteller sollte doch wissen, dass die meisten anderen Schriftsteller auch langweilig sind. Aber es ist nun mal so, dass ich auch einen Marder habe. Einmal im Winter, als er eigentlich Winterschlaf halten sollte, rannte der Marder mitten in der Nacht schreiend quer über die Decke meines Schlafzimmers. Es klang als seien es mehrere Tiere, die sie stritten, vielleicht kämpften sie, es war ein plötzlicher, irrsinniger Krach unmittelbar über meinem Bett. Ich schreckte hoch, der Hund sprang von seinem Polster, wir starrten beide nach oben auf die weiße Decke mit dem Riss, der man sonst nichts ansah und über der man nun auch nichts mehr hörte. Der Hund blickte mich an und ich den Hund. Wir sind ein eingespieltes Team in Sachen, komische Geräusche. Wir entscheiden gemeinsam. Es war nur der Marder. Der Hund legte sich wieder hin und ich mich auch. Keine Gefahr und wir konnten ohnehin nichts machen. Wenn der Marder nicht gerade, wie vor ein paar Jahren, einmal das Kabel des Solarpaneels am Dach durchbeißt, das mein Wasser erhitzt, tue ich so, als sei der Marder nicht gerade, wie vor ein paar Jahren einmal das Kabel des Solarpaneels am Dach durchbeißt, das mein Wasser erhitzt, tue ich so, als sei der Marder gar nicht da. Und solange das funktioniert, mache ich damit weiter. In seinem Roman schießt Cabu am Ende auf den Siegenschläfer, was ich ihm nicht glaubte, aber er behauptet, er hat es wirklich getan. Und auch Hermanns Buch endet damit, dass etwas Lebendiges in der Marderfalle ist. Meine Marder werden vermutlich als natürlichen Todessterben, wie jener, der letzten Winter eine Woche lang tiefgefroren am Rande des Spazierwegs lag. Der Hund beschnupperte ihn interessiert. Dann war er auf einmal nicht mehr da, jemand hat ihn beseitigt. Vielleicht war es mein Marder, aber das glaube ich nicht, er lag zu weit von meinem Haus weg. Und ich bin sicher, jedes Haus hier hat seinen eigenen Marder. Du hast auch einen Marder, hast du gesagt. Ja, genau, wir haben einen Marder. Wir hatten auch ähnliche Überlegungen. Ist das nicht dein Siebenschläfer? Ja, ich glaube, bei mir ist das ein Siebenschläfer. Ich glaube, bei uns ist es ein Mara. Die Kinder haben plötzlich was in ihrem Zimmer gesehen und haben gesagt, es sind Mäuse im Haus. Dann habe ich mir diese Maus beschreiben lassen, weil ich keine Spuren von Mäusen entdeckt hatte. Und dann haben wir im Internet nachgeschaut und es war offenbar ein Siebenschläfer. Ja, also ich gehe jetzt vom Mann aus, es ist ja wie es ist. Es ist ja egal, ich erwische es sowieso. Aber er beschäftigt und dieses Haus beschäftigt. Die Städterin, die da das Haus hat, ist belebt. Genau, und sie hat Mitbewohner und das Haus lebt. Es verändert sich auch. Man braucht dann manchmal auch Hinfelder. Genau. Und sie hat da diesen feinen Nachbarn, mit dem sie gut zurechtkommt. Genau. Ja, das ist auch so eine Sache, dass man hat ja eh, diese Frau hat eh rundherum Männer, die helfen, wenn es drauf ankommt, wenn es nicht auf einen einbraucht. Aber sie schaut sich sich auch gut an. Also dieser Rauchfanghera, der geht dann nicht. Und das ist eher auch, wenn du vorher gesprochen hast, diese Frauen, die andere Lebensmodelle leben können, für sich leben können, macht es einen Unterschied, ob ich da in Wien bin oder irgendwo im Land. Ich weiß es nicht, ich glaube, es geht eher darum, dass sie es machen. Nein, das kann ich gar nicht beantworten, weiß ich gar nicht. Nein, ich glaube, es macht keinen Unterschied. Aber ich sehe halt natürlich, dass es für ältere Frauen, zum Beispiel in der Generation meiner Mutter, schwieriger ist, in so einem publizären Lebensumfeld sich aus dieser Rolle zu befreien, die sie ihr Leben lang inne hatten und die dann wirklich oft im Alter zu Dienerinnen ihrer gebrechlicheren Männer werden. Das ist nicht schön anzuschauen, finde ich. Passt, können wir weitergehen? Ja, und jetzt geht es ein bisschen darum, was in diesem Buch auch noch ist. Dieses Buch handelt wahnsinnig viel von seiner eigenen Entstehung. Und auch in dieser Stelle kann man quasi so ein bisschen in den Maschinenraum hineinschauen, wo dieses Buch erzeugt wird. Und da geht es um diese Johnny-Figur, die im letzten Kapitel auch vorkam und im letzten Buch viel vorkam. Und ja, meine Lektorin mäkelt an der Johnny-Figur herum. Auch die Agentin ist kein großer Johnny-Fan. Die Figur sei zu blass, etwas blutleer. Ich merke, dass sie gerne hätten, dass Johnny die Geschichte verlässt, aus der Geschichte verschwindet, keine Kräfte bindet, nicht den Saft aus der Friedrich-Figur saugt. All eyes on Friedrich. Ich weiß nicht. Ich weiß, was sie will, aber ich weiß nicht, ob ich es ihr geben möchte. Die Johnny-Figur opfern, Johnny aus dem Leben der Protagonistin hinausschreiben, die Leserin mit nicht zu vielen Figuren überfordern, näher beim Kammerspiel bleiben. Tür auf, Tür zu, der eine verschwindet von der Bühne und macht Platz für den anderen. Ich versuche der Verlegerin zu erklären, was ich an Johnny mag, dass ich genau das etwas Blasse an ihm mag. Er stellt keine Raumforderung. Er zieht nicht alle Blicke auf sich. Er beansprucht keinen Platz, nicht im Leben der Protagonistin, nicht in ihrem Denken, nicht in ihrem Haus. Er will nicht geliebt werden und er nervt nicht mit Verliebtheit und den immer damit verknüpften Erwartungen, aus denen dann Ansprüche werden. Die Erzählerin muss nicht zu Johnny passen und er nicht zu ihr. Sie muss seine Leidenschaften nicht teilen. Johnny sammelt alte E-Gitarren, das interessiert die Erzählerin nicht. Sie sitzt eine Gitarre, die in ihrer Hülle in einer Ecke eines selten genutzten Zimmers steht. Johnnys Wohnung ist voller Gitarren, sie hängen an den Wänden, stehen auf Ständern. Ich glaube, die meisten davon spielt er nicht. Er hat zwei oder drei, die er bei Bandproben mit seinen Freunden spielt. In einer Band, die, soweit ich weiß, nur selten auftritt. Bei runden Geburtstagen oder Hochzeiten im Freundeskreis. Die Erzählerin sammelt nicht. Sammelt nichts. Sie macht das Gegenteil. Sie entfernt alles aus ihrem Leben, ihrer Wohnung, ihrem Haus, das sie nicht braucht. Es sind zwei völlig verschiedene Ansätze, mit der Vergangenheit umzugehen und mit Erinnerungen. Das wäre ein Problem, wenn Johnny und die Erzählerin ein Paar wären oder wenn sie verliebt wären in Johnny oder Johnny in sie. Aber so ist es egal. Es steht nicht zwischen ihnen. Er lebt so, sie lebt anders. Man sieht sich den Entwurf des anderen mit Interesse an, fragt auch mal nach, was liegt dir daran, warum machst du es so nicht anders. Aber stellt sich nicht die Frage, ob man es zum eigenen Durf machen muss, machen soll. Es ist ihr egal, wie weit seine Hosen und wie lang die Ärmel seiner Hände sind. Er ist nicht ihr Mann, sie hat an seiner Erscheinung kein Mitspracherecht und auch kein Interesse daran. Er sieht aus, wie er aussieht. Sie akzeptiert das ohne Urteil. Nichts an ihm stört sie, nichts braucht sie zu stören. Ihr Blick auf ihn ist neutral. Sie weiß nicht, wie er auf sie schaut, aber er hält dieselben Grenzen ein wie sie. Ob er lieber kleine dicke Frauen mag, große dünne oder große dicke, spielt in ihrer Beziehung keine Rolle. mag, große, dünne oder große, dicke, spielt in Ihrer Beziehung keine Rolle. An den Tagen, die Sie zusammen verbringen, macht jeder an einem Ende des langen Tisches seine Arbeit, dann gehen Sie mit dem Hund spazieren, dann kochen Sie und trinken auf der Bank vor dem Haus ein paar Gläser Wein, Sie lieber Rot, Sie lieber Sprudel. Wie ein altes Ehepaar sitzen Sie da und unterhalten sich, Sie rufen den Hund zurück, wenn er zur Straße rennt, um jemanden anzupämmen. Dann gehen sie rein, gehen früh zu Betsy in ihres, in sein Gästezimmer, wo er in seinem Buch weiterliest, um ihr am nächsten Tag beim Frühstück davon zu erzählen. Nach ein paar Tagen fährt er wieder ab. Johnny ist da und gleichzeitig nicht. Er ist so was wie Schrödingers Johnny. Natürlich hilft es, dass Johnny nicht auf der Suche zu sein scheint. Was, wenn er plötzlich eine Freundin hätte? Was, wenn er sich der Erzählerin vorstellen, sie gar mitbringen wollte in ihr Haus? Das würde der Geschichte eine spannende Wendung geben. Vielleicht eine, die sich die Lektoren oder die Agentin wünschen. Dann würde Johnny mit ziemlicher Sicherheit aus ihrem Leben und aus diesem Buch verschwinden, entfernt werden, weil er seine Funktion eines friedlichen, unauffälligen Teilzeitgefährten verloren hätte, weil sie das nicht brauchen kann, noch ein Paar in ihrem Haus. Sie hat schon genug Paare um sich herum. Aber solange das nicht der Fall ist, kommt er immer wieder. Ich finde es sehr fein, dass du da so gut erklärst, warum diese Johnefigur wichtig ist. Diese entspannte Beziehung, die einfach sein kann. Egal ob Mann, Frau oder es sind einfach Freunde, die da sind. Und darum ist sie wichtig. Aber eben dieses Thema ist schon auch stark drinnen. Literatur ist ein Wirtschaftsbetrieb. Es geht darum, auch Bücher zu verkaufen. Und das ist schon auch die Aufgabe des Verlages, da drauf zu schauen. Wie geht es dir da als Autorin zu sagen, das ist aber mein Anliegen und das ist mein Buch und das ist mir wichtig und gleichzeitig doch auch solche Ansprüche zu erfüllen? Also hast du das irgendwie im Hinterkopf, wenn du nicht gerade so perfekt bist drüber wie da? Also wir haben tatsächlich da überhaupt keine Probleme miteinander, meine Verlegerin, meine Agentin und ich. Das ist total super, weil ich bin jetzt seit drei Büchern bei Hansa Berlin und das ist total super, weil ich so das Gefühl habe, dass ich diese Bücher nicht alleine mache, sondern wir machen das gemeinsam. Und das ist total toll und wir haben total ähnliche Ansprüche dran. Ich will auch, dass ich die Bücher verkaufe, aber ich möchte auch meine Verrücktheiten da drin ausleben können. Und das Schöne an dem Bücherschreiben ist ja, im Unterschied zum Kolumnenschreiben, dass man sich eben so ein bisschen gehen lassen darf beim Erzählen und beim Schreiben. Und dass man eben sich nicht an Fakten halten muss, sondern sich so in der Erfindung so ein bisschen suhlen darf auch. Und das möchte ich natürlich auch weiterhin so machen und so halten. Und das macht auch Spaß. Aber wir kommen da alle gut miteinander klar. Wir wollen da alle dasselbe. Obwohl meine Lektorin schon sehr, sehr streng mit mir ist. Also es fließen schon auch Tränen da. Aber vielleicht ist es auch manchmal dann besser. Ja, auf jeden Fall. Also ich sehe auch, dass es besser ist. Weil wenn meine Lektororen sich langweilt, dann langweilt ihr euch auch. Genau. Vielleicht noch eine Frage, die ein bisschen in eine andere Richtung geht, aber die mir auch in den Sinn gekommen ist, wenn ich so in das Buch denke und an seine Inhalte, aber auch an deine Arbeit als Kolumnistin. Also du beziehst schon Stellung und sprichst Dinge aus, die vielleicht nicht jeder aussprechen würde. Wie gelingt es da, diese Schere nicht drin zu haben? Also einerseits gibt es ja jetzt so die Tendenz, dass Menschen durchaus oft verklagt werden. Wir haben gerade Florian Schäuber, der in der Satire verklagt wurde. Auf der anderen Seite gibt es soziale Medien, da wird oft ganz schön gekübelt, ganz, ganz schlimm gekübelt, ist ja noch ein netter Ausdruck dafür. Wie gelingt es für dich zu sagen, okay, mir ist das wichtig, ich schreibe das so und ich versuche diese Schere nicht gleich drin zu haben? Also ich habe diese Schere total drin. Ich habe lange genug Kolumnen geschrieben, aber insgesamt, ich weiß nicht, ich habe aufgehört zu zählen, es dürften 5000 Kolumnen sein, die ich in meinem Leben geschrieben habe. Und viele davon waren in der Tageszeitung, wo es ja auch ein Leserforum gab. Und das hat mich, das war so brutal teilweise, das kam, das hat mich eingeschüchtert total. Und das war der eine Grund, wieso ich eigentlich diese Kolumne gern aufgegeben habe, weil diese Bedrohungen, Beschimpfungen, anonymen Anwürfe, das habe ich schlecht ausgehalten. Und da habe ich wirklich gemerkt, da habe ich die Schere. Ich bin nicht der Typ, der gerne eine Schicht Schaum über sich ergehen lässt. Ich bin kein Fightpicker. Ich bin ein sehr politischer Mensch und glaube, ich habe eine Haltung. Aber was ich halt dann hier mache, ist eher so eine Art Micro-Politics, Micro-Feminism, glaube ich. Mir geht es dann mehr darum, also ich möchte den Leuten nicht sagen, was sie tun sollen. Ich möchte sie eher dort ihnen ein gutes Gefühl geben, Frauen vor allem, Frauen vor allem, dort ein gutes Gefühl geben, wo sie stehen. Und ihnen nicht das Gefühl geben, sie müssen woanders stehen, sondern ihnen ein Selbstbewusstsein geben, dass sie richtig sind und dass das Leben sie dort hingestellt hat und dass sie unter sehr widrigen Umständen älter werden müssen und viel widrige Umstände als Männer haben und dass sie viel leisten müssen, was Männer nicht leisten müssen und dass das Patriarchat sie benutzt dazu, dass sie unbezahlte Care-Arbeit leisten und ihnen natürlich auch nicht das Gefühl geben will, wie jetzt in diesem Buch, dass es ihnen gut gehen soll alleine, weil jede Frau den Patriarchat verloren geht, die seine Frau sich nicht mehr um einen Mann kümmert oder um Kinder oder um ältere Menschen. Also insofern sind meine Bücher schon sehr politisch, aber ohne dass sie ständig sagen, das ist jetzt hier Feminismus, hier Politik. Aber sie beziehen schon klarstellen. Ja, also es ist ja schon eine Stellung beziehen, dass man überhaupt über Frauen und ihre Lebensumstände schreibt. Und über ihre Körper und über Schwangerschaften und darüber, wie sich ihre Körper verändern und was die alles durchmachen müssen im Unterschied zum Männerkörper. Früher hat man immer nur über Männerkörper gelesen und über Männerprobleme und über Eroberungen und die Träume und die Ziele von Männern. Männerprobleme und ihre Eroberungen und die Träume und die Ziele von Männern. Und jetzt gibt es zum Glück auch eine andere Literatur, die auch die Frauen und ihre Lebensumstände abbildet. Und darüber bin ich sehr erleichtert. Das hat sich glücklicherweise sehr, sehr, sehr verändert. Das hat sich glücklicherweise sehr verändert. Ich habe auch mal darüber nachgedacht, so wie ich, in den 80er Jahren, 90er Jahren, in der Schule, Literatur. Das war ein großes Thema, war mir sehr wichtig, aber wenn ich jetzt dann darüber drauf schaue, das waren nur Männer, die wir da gelesen haben. Ja, und es ist ja auch tatsächlich noch nicht besser geworden. Erstens, wie man auch hier sieht, waren es wenig Männerbücher von Frauen. Vor allem Bücher, die von Frauen handeln oder von Elternfrauen handeln. Aber ich freue mich über jeden Einzelmann, der hier ist. Und dann, wenn man sich so anschaut, das Burgtheater in dieser Saison. Dieser hochgelobte neue Burgtheaterschef, der hat in der Jubiläums-Saison vom Burgtheater an den zwei großen Häusern, Akademietheater und Burgtheater, in der ganzen Saison gibt es einen einzigen Text von einer Frau. Einen einzigen. Es hat sich nicht so viel geändert leider. Und dabei gibt es so viele wunderbare Texte von Frauen. Aber Männer sind halt immer noch, viele Männer sind immer noch so borniert, dass sie Texte von Frauen wieder aufführen und inszenieren wollen. Es ist halt so. Es ist immer noch nicht viel besser. Es ist leider ein ewiges Gejammer, aber daran sind jetzt nicht wir schuld. Du hast noch eine Stelle für uns. Mit einem Cliffhanger. Ja, natürlich. Und dann muss man sich quasi danach das Kuchen kaufen. Oder man muss es zumindest selber weiterlesen, wenn man möchte. Man muss gar nichts. Also, diese Stelle handelt jetzt von der Schwester. Wo habe ich sie? Da müssen wir vorne nachschauen. Und sie handelt auch von Socken. Nein, Entschuldigung. Da ist sie. In der New York Times lese ich einen Modeartikel, der mich ein wenig aus der Spur wirft. Man müsste meinen, in meinem Alter sollte man etwas gefestigter sein, was meinen Style betrifft, aber nein. Nein. Auch wenn einem seit einiger Zeit nicht mehr gesagt wird, was man in einem bestimmten Alter mit dieser oder jener Figur darf oder nicht darf, so bin ich leider doch anfällig für die hilfreichen Vorschläge, die einem stattdessen nun gemacht werden und die mir mit etwas freundlicheren Worten zu verstehen geben, dass ich bisher das Falsche getragen habe. Dass meine Skinnyjeans peinlich sind, weiß ich bereits. Ich trage sie nur noch heimlich beim Spazieren im Wald und bei der Gartenarbeit. Ich hatte mich ein paar Jahre zuvor von Mila widerwillig in High-Waist-Jeans stecken lassen, worauf es mir sofort unmöglich wurde, je wieder eine Hüftjeans zu tragen. Ich gab sie alle weg. Ich konnte überhaupt nicht verstehen, wie ich jemals derart unbequemes Anziehen hatte können. Nun sagt mir die New York Times, ich solle nicht nur wieder Jeans tragen, die unterm Bauchnabel enden. Nein, es sähe auch viel besser aus, wenn ich meinen Bauchnabel herzeige, anstatt ihn zu begleiten. Das mache ich sonst bald um die Taille. Man trage jetzt auch wieder längere Socken in Sneakers, in Slingbacks und in Sandalen. Meine ganzen unsichtbaren Sneakersöckchen kann ich wegschmeißen. Denn, wie sagte die New York Times, nackte Knöchel zu zeigen, ist ein pretty polarizing. Ich beginne sofort die perfekten Socken zu googeln, meine Sockenschublade auszusortieren, dann weiter Socken zu googeln und schließlich bestelle ich mir zwei paar goldene und ein paar pinkfarbene Socken, die weit über die Knöchel reichen. Als ich aus der Sockenwelt wieder auftauche, sind sechs Stunden vergangen und ich hasse mich, weil ich in dieser Zeit fünf Buchseiten hätte schreiben können. Natürlich weiß ich, dass ich die fünf Seiten auch dann nicht geschrieben hätte, wenn ich nicht alle Socken im Internet angesehen hätte. Ich hätte meine Zeit einfach anders vertrödelt, mit Instagram, mit anderen New York Times Beiträgen, die mich auf andere Weise aus der Spur gebracht hätten. Ich konnte nicht im Garten arbeiten, weil es regnete und ich konnte nicht in die Stadt fahren, weil meine Schwester immer noch in meiner Wohnung ist und aus irgendeinem Grund weder auf Anrufe noch auf WhatsApps reagiert, in denen ich höflich nachfrage, wie es denn ausschaut bei ihr und wann sie vorhat, wieder nach Hause zu fahren. Weil ich doch zwischendurch auch mal in die Stadt muss und da dann gerne in meiner Wohnung übernachten würde. auch mal in die Stadt muss und da dann gerne in meiner Wohnung übernachten würde. Ich muss in der Tat morgen in die Stadt. Ich habe einen weiteren Termin bei dieser Parodontologin, an die mich mein Zahnarzt überwiesen hat. Ständig muss ich jetzt zu dieser Parodontologin, damit sie vielleicht meine restlichen Zähne rettet. Ich habe einen Termin. Ich brauche meine Wohnung. Der Hund muss irgendwo bleiben, während ich zum Zahnarzt gehe. Meine Schwester Paula scheint am Leben zu sein, denn ich sehe, dass sie die WhatsApps gelesen hat, die ich ihr geschickt habe. Sie antwortet nur aus irgendeinem Grund immer noch nicht darauf. Ich habe meine andere Schwester Alexandra angerufen, aber die hat irgendwie Stress in dem kleinen Café, das sie vor ein paar Jahren übernahm. Sie arbeitet fast die ganze Zeit. Sie hatte offenbar auch nichts von Paula gehört und klang, als hätte sie gerade nicht den Kopf für sowas. Ich beschließe, einfach in meine Wohnung zu gehen, wenn ich in der Stadt bin. Oder besser, an meiner Wohnungstür zu klingeln, man hat ja Manieren. Ich verlasse das Haus früh an diesem Tag, ich lösche die Lichter, stecke das Internet aus, sperre die Türen ab, zerre den Hund an der Leine durch den Garten in das Auto, mache es ihm im Kofferraum gemütlich und werfe mein Gepäck auf den Rücksitz. Dann fahre ich über Hügel, Landstraßen und Autobahnen in die Stadt und finde schließlich einen Parkplatz unweit von meiner Wohnung. Es ist Montag, meine Gegend vibriert vor Menschen, überwiegend Männern, die an dem Markt zu tun haben. Ich schlängle mich mit Hund und Rucksack zu meiner Haustür, sperre auf und ziehe den Hund an der Leine die Treppe hoch bis zu meiner Wohnungstür. und an der Leine die Treppe hoch bis zu meiner Wohnungstür. Dort stehe ich kurz und lausche, aber ich höre nur meine Nachbarin von der Elfer-Tür rechts von mir, die laut telefoniert. Als ich nach kurzem Zögern gemessen anklopfe und durch meine geschlossene Tür rufe, dass ich es bin, wird sie schließlich geöffnet. Von einem Mann, den ich noch nie im Leben gesehen habe. Nun, wie sich herausstellt, wenn meine Schwester im Internet herumtödelt und nach irgendwas sucht, dann nicht nach Socken oder spitzensilbernen Secondhand-Slingbags, sondern nach Männern. Und wie es ausschaut, hat sie einen gefunden. Einen, der nun fragt, was ich will. Und als ich freundlich erkläre, wer ich bin, dass das meine Wohnung ist und in Frage, wo denn bitte meine Schwester sei, drückt er, während er mir ohne sichtbare Regung in die Augen schaut, die Türlampern wieder zu. Während ich mir ohne sichtbare Regung in die Augen schaue, die Tür landet wieder zu. Sein Gesicht wird in dem schmaler werdenden Spalt immer weniger, bis es ganz verschwunden ist. Der Hund bellt wie verrückt. Ich starre auf die schädige, weiß lackierte Tür mit der Eddingzehn darauf. Ich höre, wie der Schlüssel sich im Schloss dreht. Ich starre auf den Türspion, aber außer dem gekläfftes Hundes neben mir höre ich nichts mehr. Danke. Einladung, das Buch zu erwerben, weiterzulesen, was ein Brenner auf sich hat, diesen Mann und der Schwester, und die Wohnung jemals wieder rückerobert werden kann. Auch was mit dem Friedrich dann passiert, wissen wir, dass auch da weitergeht. Eben ja, nein, vielleicht. Wir werden es nicht verraten. Ich kann dir noch verraten, also heute ging es mir so und es kann sein, dass es jetzt öfter so ist, wie der Ich-Erzähler bin mit dem Weinlokal, den sie Wein ankauft und da immer einen Fügel trinkt, dass ich jetzt immer an dich denken werde, wenn ich Socken anziehe. Schön. Lange Socken. Sind die lang genug? Oder braucht es jetzt eben ja vielleicht wieder was anderes, denn jetzt stuft sie. Wer weiß, was jetzt kommt. Es ist ja schon wieder ein Jahr her, dass ich das nicht mehr mache. Hat sich alles wieder geändert. Ja, ja, genau. Es ist schon wieder eine Weile, es geht sehr schnell. Aber wir können ja sechs Stunden lang googeln. Das ist manchmal auch ganz hilfreich, wenn man was tun sollte. Wenn man gerade keine Selbstdisziplin hat, hätt ich schon durch. Dann kann man es sich auch ab und an verzeihen, etwas zu tun. Aber ich nehme an, du hast sehr viel Glück. Ich nehme nicht nur an, ich sehe, du arbeitest sehr viel, schreibst deine Regime, ist in den Kommunionen, sehr, sehr viele Bücher schon erschienen. Das heißt, ich denke, es ist nicht so schlimm. Ich arbeite auch schon am nächsten Adoption. Ja, wunderbar. Ja, aber dann würde ich sagen, ich sage herzlichen Dank. Danke auch. Danke, dass du dabei warst, uns das Buch vorgestellt hast. Auch danke für das Gespräch. Danke Ihnen allen fürs Kommen. Ich hoffe, Sie haben es auch gut ausgehalten. Es ist schon gut warm hier, Herr Winnern. Darum würde ich sagen, wir machen hier so den Schlussstrich der offiziellen Lesung. Du wirst ja noch da sein, Bücher signieren, wirst hier vorne bleiben. Es gibt die neuen Bücher natürlich auch zu verkaufen, also die Einladung, das gerne zu tun. Ja, und gerne noch ein bisschen hier zu bleiben. Draußen ist es auch, glaube ich, noch ganz wunderbar angenehm. Es gibt auch noch Getränke, also gerne noch da bleiben. Vielen herzlichen Dank dir. Danke. Vielen herzlichen Dank Ihnen allen und ja, viel Spaßen und ich freue mich dann schon aufs nächste wieder. Thank you. you you