Guten Abend im Stifterhaus, meine sehr geehrten Damen und Herren. Es freut mich, dass Sie heute den Weg so zahlreich auch zu uns gefunden haben. Eine kurze Begrüßung. Verfolgt man ein gesellschaftliches Ziel, so kann man dies auf verschiedene Weisen tun. Eine Möglichkeit, um Überzeugungsarbeit zu leisten und dafür zu sorgen, dass sich die Mehrheit der Meinungen hinter der eigenen Position vereint, führt über den intellektuellen Diskurs. Das heißt, man begeht den Versuch, seine Mitmenschen mit vernünftigen Argumenten davon zu überzeugen, dass die eigenen Ansichten und Standpunkte einen gesellschaftlichen Mehrwert mit sich bringen, den es zu erreichen gilt. Eine andere Möglichkeit, um für die Durchsetzung der eigenen Ideen zu sorgen, führt über die Emotion. Erreicht man seine Mitmenschen emotional, im Guten wie im Schlechten, gewinnt man auch ihre Unterstützung für die eigenen Interessen. Dass diese Methode nicht immer nur für eine Verbesserung des Allgemeinwohls genutzt wird, ließe sich gerade in einem Land wie Österreich historisch ganz einfach nachweisen. Ein Blick in die aktuelle Weltpolitik macht aber ohnehin deutlich, in welch durchaus bedrohliche Situationen die Emotionalisierung der Mehrheit und die Abschaffung des logischen Arguments zu führen vermag. Unsere heutigen Autorinnen haben jede für sich einen dieser beschriebenen Ansätze gewählt. Das Ziel von beiden ist, so scheint es mir zumindest nach der Lektüre der beiden Bücher, die wir Ihnen heute vorstellen, ein ähnliches. Die Zerschlagung des Patriarchats und faschistoider Strukturen. Ich darf unsere beiden heutigen Autorinnen ganz herzlich im Stifterhaus begrüßen. Herzlich willkommen Gertraud Klemm und Lydia Haider. Schön, dass Sie beide heute bei uns sind. Gertraud Klemm, geboren in Wien und studierte Biologin, wird heute ihre Streitschrift Abschied vom Fallozeen oder wann sprechen wir endlich vom Matriarchat präsentieren, die im Juli diesen Jahres bei Mattes und Seitz erschienen ist. der Frau, mal verknüpft mit gesellschaftskritischen, mal mit politischen Aspekten das zentrale Thema ist. 2023 hat sie hier auf der Bühne ihren letzten Roman Einzeller präsentiert. Unsere zweite Autorin, die in Steyr geboren wurde, in Wien Germanistik und Philosophie studierte, lebt heute in Wien und Berlin und sie hat mich im Vorgespräch darum gebeten, dass ich sie recht ungewöhnlich vorstelle, weil wir vom Stifterhaus aber immer bemüht sind, die Wünsche der Autoren und Autorinnen zu erfüllen. Herzlich willkommen, Lydia Haider, die blöde Sau. Nein, das Geld nehme ich nicht, aber es war eine Wette. Sie schreibt Stücke für die Volksbühne Berlin und das Volkstheater Wien und hat im März diesen Jahres ihre jüngste Publikation im Verlag Parasitenpresse veröffentlicht. Auch dieses Buch könnte man als Streitschrift bezeichnen. Dieses eher schmale Buch, das man von vorne oder hinten lesen kann, ich bin sicher, wir hören mehr über die sehr eigenwillige Komposition, trägt den schwierigen Titel Nähertute, Herr, Beideltum, Österreich, Closer to Thou, als Gott, mein Geheul, im Dreivierteltakt. Sprachgewalt und Radikalität sind Begriffe, die bei Texten von Lydia Haider immer wieder Anwendung finden. Und das ist auch für den heutigen Text ganz sicher zutreffend. Beide Autorinnen wurden vielfach mit Preisen und Stipendien ausgezeichnet. Ein namhafter Preis, den sogar beide erhalten haben, ist der BKS-Publikumspreis beim Ingeborg Bachmann-Preis. Gertraud Klehm hat ihn 2014 erhalten, Lydia Haider 2020. Gertraud Klehm hat ihn 2014 erhalten, Lydia Haider 2020. Zum Abschluss darf ich noch zur Moderatorin des heutigen Abends kommen und Sie auch gleich ganz herzlich begrüßen. Schön, dass Sie da sind, Magdalena Stammler. Magdalena Stammler wurde in Wien geboren und ist heute in Oberösterreich lebhaft. Sie studierte Linguistik in Wien und Potsdam und ist als Radioredakteurin und Autorin tätig. Zuletzt fungierte sie als Co-Herausgeberin des Bandes Bluten, der im August diesen Jahres im Heim und Verlag erschienen ist. Ich wünsche uns einen anregenden und interessanten Abend und darf die drei Damen auf die Bühne bitten. Wir versorgen uns noch mit Wasser. Ja, danke sehr für die einführenden Worte. Ich freue mich sehr, dass ich da mit zwei tollen Schriftstellerinnen, deren Arbeit ich sehr bewundere, sitzen darf und mit denen ich auch schon manchmal zusammenarbeiten und zusammen auf Bühnen sitzen durfte. Es ist immer wieder ein Vergnügen für mich. Ich möchte Ihnen einen kurzen Überblick geben, wie der Abend so verlaufen wird, damit Sie wissen, was Sie erwartet. Die nächsten 80, 90 Minuten versuchen wir Ihnen einen Einblick in die Bücher der beiden Autorinnen zu geben. Wir werden aber ein bisschen was hören. Also Gertrud Klemm und Lydia Haider werden ein bisschen was vorlesen aus ihren Büchern. Und wir werden sprechen darüber dazwischen. Und am Ende gibt es noch einmal Lesestellen, damit Sie sich nicht wundern, wann nehmen die endlich die Bücher zur Hand. Es wird passieren. Die Momente werden kommen, machen Sie sich keine Sorgen. Genau, ja, es gibt Überschneidungspunkte zwischen näher zu dir, Herr Beideltum, Österreich, closer to thou als Gott und Abschied vom Fallo 10. Und ich hoffe, ich bin in der Lage, Ihnen auch meine Überlegungen dazu zu vermitteln. Anfangen möchte ich mit einer kurzen Vorstellung und kurzen Einblicken in die Bücher und ich würde, Gertraud, dir das erste Wort geben und möchte aber zuerst noch ein bisschen was sagen zu deiner Arbeit. Also, wir haben schon gehört, Gertraud Klemm hat schon etliche Romane veröffentlicht. Jetzt hat sie eine Streitschrift geschrieben, Abschied vom Fallo 10. Das ist auch der Untertitel einer Streitschrift. In ihren Texten nimmt sie immer eine feministische Perspektive ein und schafft es, am Alltäglichen zu verhandeln, wie unsere Gesellschaftsordnung funktioniert. Und ich habe nochmal ein bisschen in deinen Büchern geblättert, Gertraud, in der Vorbereitung für den heutigen Abend und habe eine Stelle gefunden, die mir so gefallen hat, also es gibt viele Stellen, die mir gefallen haben. An einer Stelle im Roman Herzmilch bauen zwei Mädchen Häuser aus Lego und da heißt es, wir planen zwei Räume für zwei Kinder und einen Garten rundherum, wir vergessen die Fenster und niemand sagt uns Bescheid. Gertraud Klemm ist eine messerscharfe Beobachterin unserer Zeit und ihrer Umstände, dass sie sich auch mit den Ursprüngen, mit der Geschichte, mit den Wurzeln auseinandersetzt, hat sie eindrücklich bewiesen mit Abschied von Fallo 10. Und jetzt die Frage, die uns natürlich alle unter den Nägeln brennt. Liebe Gertraud Klemm, was ist das Fallo 10? Das soll ich jetzt vorlesen, gell? Ja, bitte. Das kann man natürlich, guten Abend, das kann man natürlich sehr schnell erklären oder man kann es sehr wortreich ausführen. Jetzt ist sie schon wieder so nah. oder man kann es sehr wortreich ausführen. Der Begriff Fallo 10 wird in verschiedenen Sprachen für unterschiedliche, destruktive Ausprägungen des Patriarchats benutzt. Ich möchte mit ihm das Zeitalter eines völlig aus dem Ruder gelaufenen Patriarchats verbildlichen, das sich an die Schaltstelle aller Mächte katapultiert hat und von dort aus seine zerstörerische Kraft ausübt. Es ist kein Zufall, dass der schleichende Rechtsruck in Europa und den USA viele starke Männer mit dicken Geldbörsen auf den Plan ruft. Dass die zweite Amtszeit des Alpha-Männchens Trump mit wildester Kriegspropaganda beginnt, in die ein Chor von anderen verhaltensauffälligen Machtmännern mit einstimmt. Eine Truppe, der etwas Verantwortungsloses, Pubertäres anhaftet. beginnt, in die ein Chor von anderen verhaltensauffälligen Machtmännern mit einstimmt. Eine Truppe, der etwas Verantwortungsloses, Pubertäres anhaftet. Alpha-Technologe Musk will menschliche Gehirne verkabeln und den Mars kolonialisieren, Alpha-Maskulinist Andrew Tate möchte eine Diktatur im Vereinigten Königreich errichten und Alpha-Kommunikator Mark Zuckerberg läutet das Zeitalter der Fake News ein. Jeder von ihnen will auf der globalen Kommandobrücke sein mächtiges Spielzeug ausprobieren und alle haben sie ein traditionelles, rückschrittliches Geschlechterbild im Gepäck. Diese Männer vertreten eine individualisierte, verzwergte Männlichkeit, die sich in einem Zustand der permanenten Erregung befindet und nicht mehr an die Konsequenzen ihres Tuns denkt. Denn das Tun ist immer nur auf den persönlichen Gewinn ein paar weniger ausgerichtet. Diese Männer versuchen sich als Rudelführer um des Führens willen, ohne dass sie auch nur einen empathischen Gedanken an das Rudel verschwenden. In Fallo 10 sind emotionale Männer und ihre Doktrinen an die Macht geraten, die nur einen winzigen Bruchteil dessen, was Männlichkeit eigentlich bedeuten kann, verkörpern. Nicht genug, dass Empathie für sie, zitiert, die größtmögliche Schwäche ist. Ihnen fehlen sogar die plakativsten männlichen und väterrechtlichen Zuschreibungen wie Kontrolliertheit, Umsichtigkeit oder Ernährer- und Beschützerinstinkt. Überspitzt gesagt repräsentieren sie eine im Jugendstadium fixierte Männlichkeit, die nur von einer Ejakulation zur nächsten denkt. Im Fallo 10 drängen sich Männer mit Hilfe ihrer medialen und finanziellen Machtstellung in die Politik, sie kollaborieren mit ihresgleichen, sie werten alles ab, was anders ist als sie selbst. Der Rest der Welt muss dabei zusehen, wie sie Gesetze umgehen, wie sie auf die Umwelt pfeifen, die Medien demolieren, wie sie sich im fossilen Zeitalter festbeißen und die Wirtschaft kontrollieren. Sie kaufen den ganzen Planeten und sie fahren ihn an die Wand, und zwar jetzt und sofort, weil sie es wollen und weil sie es können. Ja, in einem ähnlichen Furor geht dieser Text weiter. Wir hören auch noch weitere Stellen daraus. Und Gertrud, wir werden auch noch über diese Idee des Fallozens und diesen Begriff sprechen. Aber als nächstes möchte ich gern Lydia dich einladen, auch eine Textstelle zu lesen. Lydia Haider kenne ich auch schon sehr lang und habe ihre Texte von Anfang an mitverfolgt, kann man sagen. wieder aufs Neue ausdehnt und lässt sich thematisch eigentlich auch von nichts aufhalten. Nicht einmal von etwas, was den Österreichern heilig ist. Ihr Hund zum Beispiel. Dementsprechend ein Geheul. Im Dreivierteltakt ist Näher zu thee, Herr Beideltum, Österreich closer to thou als Gott. Ein Lehrgedicht, in dem eine faschistische Utopie in der Umsetzung ist. Und wir lesen da den Titel Beideltum. Und das ist natürlich die erste Frage, die mir hier unter den Nägeln brennt. Was ist das Beideltum, Lydia Haider? Soll ich vorher lesen oder darauf antworten? Lieber zuerst lesen. Hosanna in der Hose, geht das weiter bergwärts. Auf hoch hinauf und singt sich siegessichend und singt und singt so schön. Sing dir zu im Hirn, ist Österreich drin. Wink dir zu im Hirn, ist Österreich drin. Ganz vorn dabei, recht rechte Beideln im Wix. Ganz vorn dabei, recht schöne Beideln in Kutte. Ganz vorn dabei schön rechte Schwänze in Slimfit, ganz vorn dabei schön schöne Pimmel in Tracht. Schau hin auf das schön schwanzige Winky Winky, hör hin auf das schwanzschönige Gesinge. permanent solution to our problem. Ein halben Ingrim drin ist viel Grimmen in diesen Brüder hauen und heben als Schwert dich gläubig. Und willst du nicht katholisch sein, so haue ich dir den Schädel ein. Das habe ich nie gesagt. Falsches Dokumentsakrament nochmal. Das stimmt überhaupt nicht. Zusammen stimmt nicht Rot und Weiß. Doch nicht hier Farbenleere. Hat die Farbenleere gefickert. Du Kofferkind. Der Geist kommt in Waffen. Du Scherzfigur. Der Geist kommt in Wien. Es ist Vergehen am Himmel. Ist Vergehen an dem Toten. Vergehen an der Natur, vor der Vernunft höchst töricht. Lass doch nur einmal, Hosanna, den Christ durch eines Mund rausschauen. Lass doch nur einmal, Hosanna, den Christ in deiner Hose drin, du Sohn. We need an all-permanent solution to our problem. Hosanna, den Christ in deiner Hose drin, du Soh. We need an all permanent solution to our problem. Hosanna in der Hose, das Gesicht empfängnisbehindert, angehängt als Hose im Hosianna rückwärts, als Hosenbein von sich, ist nicht einmal die Hose wert, wo dein Bein ist nicht mein, hier gar nichts, Hosen, Wotan, Kind. Ein Lehrgedicht in 1435 Sätzen steht am Schwanz. Ein Lehrgedicht in 1435 Sätzen beidelt dich her. Der Schwanz ist zu beidelig, dass 1435 Leersätze ein Gedicht sind. Das Gedicht ist zu schwanzig, dass 1435 Beidel eine Lehre sind. Wir haben nicht viel Zeit, doch quite a problem here. Und this is dangerous, sag. Es heißt Beideltume Österreich. Und das ist dangerous, sag. Es heißt Beideltumme Österreich. Komm, sag. Beideltum Österreich. Beideltum Österreich. Beideltum Österreich. Und sie drehen und sie drehen und sie drehen. A myth from the man. Als Frequenz zu Bergestouren, heiserisch, hochtourig, in rot-weiß-rotem Bereich, nicht weiß dein Heil zu heil, dir so lang rein, in dich, dass du nicht mehr mitzählst von der Zählung her. Pfui, pfui darüber, es ist ein Wüstergarten, der auf in Samen schießt verworfenes Unkraut. Mal das auf und schau, ob es stimmt. Bestimmt ist dein Beidel dabei. Und du hast es nur noch nicht genau geschaut. Wahrscheinlich, weil du so fett bist und zu deinem Beidel gar nichts siehst du runter. Am Österreich verfettender und verfetteter Drecksfettbeidel. Anherst Österreich zugefettete Beidelform als Überfett in deiner Drecksfettverfettung. Aus dem Fett gekrochenes Beidlösterreich in Höchstform an Durchbeidlereinfettung. Das ist ein voller Name. Ja, so heißt du Beidl-Dumm. Hörst du? Das ist ein voller Name. So rufe ich dich an und grüße dich ehrlich. Herr Beidl-Dumm Österreich, freut mich, streckt die Hand zum Gruß, Lydia Haider. Der Beschimpfungs-Furor war nicht zu viel versprochen. Sie haben schon gehört, es handelt sich um sehr unterschiedliche Textformen. Trotzdem gibt es etliche Verbindungslinien. Es geht um männliche Machtergreifung, es geht um Alpha-Males, es geht um faschistoide Tendenzen dort und da. Und ich möchte euch gerne, liebe Gertraud und liebe Lydia, zuerst fragen, ich hole mir da das Mikro ein bisschen näher, zuerst nach der Form fragen, weil Gertraud, für dich ist es, glaube ich, die erste Veröffentlichung in der Form. Du hast Romane geschrieben und man kennt schon auch Artikel von dir, Essays auch, kennt schon auch Artikel von dir, Essays auch. Aber diese Streitschrift ist, glaube ich, die erste Veröffentlichung in dieser Form, in dieser langen Form auch. Wie ist es dir damit gegangen? Warum hast du diese Form gewählt? Warum war es ein Anliegen, das so zu schreiben? Ich habe mich in meinen Romanen, glaube ich, so vom totalen Scheitern der Frauenbewegung bis zu einer theoretischen Lösung hinaufgearbeitet in fünf Romanen. Also im Scheitern in der Beziehung, Scheitern in der Mutterschaft, Scheitern in der Biografie. Und es war dann irgendwann einmal beim letzten Roman, wo ich dann diese WG machen wollte, die dann auch gescheitert ist, weil die Protagonistin da schlagen wird, hat es mir dann eigentlich gereicht. Also ich habe mir gedacht, ich muss ja wieder etwas anderes machen, ich komme da nicht weiter. Und gleichzeitig habe ich mich aber mit diesen Materiaten befasst. Und dann ist mir irgendwie klar geworden, dass eigentlich unter diesen ganzen Erzählungen, in denen ich versuche, das zu ergründen, einfach schon noch diese Prinzipien herausabern. Also diese Frage, warum ist das eigentlich so und darf ich das jetzt gesellschaftspolitisch oder kommentieren, wenn ich es mir vorher nicht angeschaut habe und dann habe ich es mir aber sehr genau angeschaut mit diesen Matriarchatsstudien und dass ich mich wirklich sehr eingelesen habe in die Archäologie und in die jüngere Geschichte und in die Philosophie und in alles Mögliche eigentlich, auch sehr viel in die Naturwissenschaft natürlich, in die Geschichte der Medizin und so weiter. Und es ist egal, wo man hinschaut, man kommt irgendwann an diese universalistische Patriarchatskritik und wenn man die dann bis zum Grund anschaut, dann kommt man bei dem, was vor den Patriarchaten war, weil die sind ja nur 6.000 Jahre alt. Und das hat mich dann wirklich interessiert. Und es war dann ein wahnsinnig großes Bedürfnis, dieses Wissen seriös in die Öffentlichkeit zu bringen, weil es ja immer so ein bisschen Dings ist. Matriarchat ist wie Patriarchat, nur ein Buchstabe ist ausgetauscht. Aber so ist es nicht. Es ist auf den Kopf gestellt alles. Und für mich war das ein unglaubliches Neuland. Und das hat richtig, richtig rausgedrängt. Und eigentlich habe ich mir nie gedacht, dass ich so etwas schreiben werde. Es war aber dann so, dass ich einen ungefähr fünfseitigen Aufsatz geschrieben habe darüber. Und dass eigentlich so viele Leute mich gebeten haben, daraus ein Buch zu machen. Und das ist eigentlich total umgekehrt gewesen normalerweise. Normalerweise habe ich ein Buch gemacht und habe dann geschaut, dass das jemand publiziert und es ist sehr oft passiert, dass das niemand wollte. Diesmal war es umgekehrt, was auch so ein roter Teppicheffekt war, was ich vorher noch nie erlebt habe. Und auch das ist dann ein Zeichen gewesen, dass ich das schreiben muss. Du hast jetzt die Matriarchatsforschung da ein bisschen hervorgehoben. Das liest man ja auch aus deinem Buch heraus. Das heißt, du wolltest auch sattelfest sein in dem, was es da zu wissen gibt. Ja, was gar nicht so leicht ist, weil das ist ja nicht eine Fachrichtung, die man jetzt so überall lernt, wie die Philosophie und die Wirtschaft und die Ökologie, sondern es ist wirklich fächerübergreifend. Aber vieles von dem ist stigmatisiert, das stimmt, aber viele von den Forscherinnen, zum Beispiel die Maria Kim Buters, die da sehr dominant war, wurde in den letzten 10, 15 Jahren über die DNA-Analysen eigentlich rehabilitiert. Also die wurde in den letzten 10, 15 Jahren über die DNA-Analysen eigentlich rehabilitiert. Also viele von diesen Frauen, die diese Theorien, hauptsächlich Frauen, aber nicht nur, die diese Theorien geboren haben und verfolgt haben und ihr Leben diesen Theorien gewidmet haben und der Bestätigung ihrer Thesen, sind verunglimpft worden und werden in den letzten Jahren mit der DNA-Analyse eigentlich alle wieder berichtigt. Also das sind schon so Momente, genauso wie diese Wiederentdeckung der Glitterriss zum Beispiel im Jahr 98 oder solche kleinen Ungeheuerlichkeiten, die einfach wie Juwele rausgeschaut haben und wenn du anfangs zu graben bist, dann bist du nicht fertig. Also das ist eigentlich auch sehr viel Naturwissenschaftliches, was mich interessiert hat und wo einfach so weggeschaut wird. Auch bei der Medizin zum Beispiel, dass wir jetzt erst drauf kommen, bestimmte Symptome und bestimmte gynäkologische Erkrankungen, die Geburtshilfe, die Verhütungsmittel, das ist alles eigentlich ein bisschen in den 70ern stecken geblieben und entwickelt sich lang nicht so, wie es eigentlich 51 Prozent der Weltbevölkerung eigentlich verdient hätten, dass es sich entwickelt. Und ich sehe halt überall das System im Röntgenblick und es ist natürlich relativ schwer, das seriös rüber zu vermitteln, aber ich hoffe, es gelingt mir einigermaßen. Und deswegen ist es auch so kurz und so klein, aber das könnte auch 5.000 Seiten haben. Ja, es ist extrem umfassend, du verhandelst ja wirklich sehr viele Themen in dem Buch. Was mich besonders beeindruckt hat beim Lesen waren eben die Passagen über Matriarchate, wie viel die Forschung da nicht berichtet hat und wie viel wir da eigentlich auch nicht wissen, so als Normalverbraucherinnen und Normalverbraucher über Matriarchate. Ist ein Matriarchat dann die Herrschaft der Frau oder wie stellt man sich das vor? Eben nicht. Das ist alles genau das Gegenteil. Also Matriarchate kommen ohne Hierarchien aus, sind egalitär. Im Zentrum stehen eigentlich die Schwächsten. Das sind eben nicht solche Gesellschaften, sondern so runde Gesellschaften. Sie haben einen völlig anderen spirituellen Zugang. Also es gibt keine Gottheit, die oben ist, für die man irgendwas tun muss oder die dann straft, sondern das ist alles eigentlich universell. Sie haben völlig andere Formen des Zusammenlebens, eben die Clan-Struktur, die natürlich sehr praktisch ist, wenn man Alte und Kinder versorgen muss. Sie kennen die biologische Vaterschaft eigentlich in der Form nicht, dass das gleichzeitig die soziale ist. Also das ist völlig irrelevant. Die biologischen Väter, die treten teilweise nicht in Erscheinung, sondern die Mütter, Brüder machen das und so weiter und so fort. Also ich könnte da jetzt ewig reden. Sie haben auch einen völlig anderen Zugang zur Natur und zu Ressourcen und ja, und entscheiden konsensual. Also das ist jetzt nochmal so eine kurze Zusammenfassung und dass das funktionieren kann und dass diese Gesellschaften auch jetzt ohne Gewalt eigentlich funktionieren und ohne Ungleichheit und ja, auch ohne Kriminalität eigentlich. Das kann man sich anschauen. Das ist etwas, was mich so fasziniert hat, dass es diese Gesellschaften wirklich gibt. Und für mich, ich bin irgendwann einmal mit dieser ganzen feministischen Theorie ein bisschen auf Kriegsfuß geraten, weil immer nur Smash Patriarchy und so weiter. Und es weiß aber eigentlich niemand, wie es ohne geht. Also es sagen alle Smash Patriarchy und man muss das jetzt zerstören. Aber wie soll eine Gesellschaft dann nachher funktionieren, wenn wir dann eigentlich wieder diese selben Bausteine nehmen? Wieder die Hierarchie, wieder den Kapitalismus, wieder diese Religionen. Also das muss man von einer völlig anderen Seite denken. Und dafür ist das eigentlich da. Das sind Denkanstöße, das ist jetzt kein Bibel zur Ausrufung des Matriarchats, aber es ist eine Einladung, sich damit zu beschäftigen, weil das die einzige Kultur ist, die wir haben, die nicht patriarchal ist, die wir uns anschauen können. Und das war eigentlich mein Zugang diesem Wissen und dieser Philosophie, die eigentlich dahinter ist, auch zu einer größeren Bekanntheit zu verhelfen. Also du hast ja schon vorher gesagt, du hast in deinen Romanen die diversen Frustrationen und das Scheitern behandelt. Hättest du das Thema Matriarchat, du hättest es ja auch in einem Roman aufgreifen können. Ich muss sagen, das Buch liest sich in einem Rutsch durch trotzdem wie in deinen Romanen. Man kann den Gedankengängen sehr gut folgen, obwohl du da wirklich viel hineinpackst, auch an Fachwissen. Es ist kein Sachbuch, finde ich, im eigentlichen Sinne. Aber wie ist es dir mit dieser Form gegangen, mit der Form des Schreibens? Schlecht. Warum? Weil da ein ganz anderer Zugang ist. Für mich ist das literarische Schreiben, hast du natürlich das Material und die Recherche, die teilweise aus eigenem Erlebten oder Angelesenem besteht oder so oder Inspiration, aber der Schreibvorgang ist etwas Kreatives, das wie Singen ist oder wie Malen. So könnte man sich das vorstellen, dass einfach die Sprache etwas macht und Bilder entstehen lässt. Für mich sind es sehr viele Kunstrichtungen auf einmal in meinem Kopf. Ich kann das gar nicht erklären, das ist auch bei jedem Buch anders. Aber bei diesem Buch war es einfach furztrocken, weil ich diese ganzen Informationen hatte und gewusst habe, ich habe 120 Seiten, ich habe ein Deadline und ich habe nicht anfangen können. Es war auch schrecklich und alle haben auf dieses Buch gewartet und ich habe das dann in zwei Monaten eigentlich runtergeklopft und bin nachher ins Kurhaus Scherding gefahren und habe irgendeinem armen Therapeuten, der hat sich eigentlich runtergeklopft und bin nachher ins Kurhaus Scherding gefahren. Und habe irgendeinem armen Therapeuten, der hat sich an meinen Verspannungen abgearbeitet eine Woche lang und am Ende der Woche war es dann so klein. Also es war wirklich eine Fischerei, muss ich ehrlich sagen. Und ich glaube nicht, dass ich noch ein Sachbuch schreibe oder sowas, weil das eigentlich eine richtige Arbeit ist. Also überhaupt nicht lustvoll und überhaupt kein Spaß. Aber ich bin froh, dass es draußen ist. Und dann haben wir nicht gewusst, wie wir es nennen sollen. Ja, genau. Das Ende des Phallozens war zuerst, das war dann dem Verleger zu negativ. Und er wollte quasi eine positive Konnotation haben. Also haben wir den Abschied. Das ist etwas Bewusstes, das kann man irgendwie mit Winken einleiten. Und muss nicht gleich, also das waren schon... Leise Servus sagen. Ja, genau. Und es war lustig, weil ich habe das Buch, das Wort Fallo 10 ist mir als erstes eingefallen, bevor mir irgendwas anderes eingefallen ist. Und ich habe gedacht, das ist super, 10 ist mir als erstes eingefallen, bevor mir irgendwas anderes eingefallen ist. Und ich habe gedacht, das ist super, das ist quasi nicht das Anthropozän, weil wenn so wenige Menschen eigentlich die Welt so schier kontrollieren und wenn das hauptsächlich Männer oder patriarchale Männer sind, das sind ja nicht alle, das muss ich auch dazu sagen, dann würde sich dieses Wort anbieten. Und ich habe das Wort dann gegoogelt und es hat es nicht gegeben. Und ich habe gedacht, das gibt es ja nicht, dass es das Wort nicht gibt. Also das ist so ein genialer, also so ein Einfall, das muss doch schon jemandem eingefallen sein. Und es war natürlich dann auch so, das ist vor mir sehr vielen Frauen eingefallen. Allerdings haben es diese Einfälle nicht in die, nein, ins digitale Medium geschafft und in die deutsche Sprache auch. Es gibt es auf Italienisch und auf Spanisch. Und es wurde schon mehrmals verwendet. Wie alles, was da drin steht. Es ist nichts wirklich auf meinem Mist gewachsen, sondern ich habe eigentlich nur gestohlen oder ich habe eigentlich nur zitiert, was in den 70er, 80ern teilweise davor schon eigentlich ein bisschen da war. Das ist auch sehr, glaube ich, sehr wichtig zu sagen. Vieles, alles, alles war schon mal da. Also wir müssen ja eigentlich immer wieder alles umwälzen und dieses Wissen geht immer wieder verloren, warum das eigentlich so sein muss. Ja, das ist ja auch mitunter Inhalt deines Buches zu sagen, wie wir uns Geschichten schreiben und Geschichte schreiben und wie die erzählt wird. Da kommen wir noch ein bisschen dazu, zu dem Thema. Wenn wir bei der Form sind und bei den wahnsinnig unterschiedlichen Formen. Lydia, in deinem Buch, das ist ein Geheul, im Dreivierteltakt ist der Untertitel Lehrgedicht kommt vor. Wie hast du dir das gedacht? Wie ist dir das in den Sinn gekommen, das so zu formulieren, wie du es ja auch eindrücklich performt hast? Da kann ich bei der Gertrude anschließen, ich habe auch nur geklaut. Und irgendwann ist es diese Form geworden. Und irgendwann, ja. Wo hast du geklaut? Eben, bei Shakespeare, das ist schon ein Titel. Near to thee. Und thou. Und das ist dieses Altenglische, das mir immer sehr gefallen hat schon. Und das sofort so etwas Würdiges und was total Ehrwürdiges hat. Und deswegen wollte ich das immer mal irgendwo verbauen und hab das eh in der Vergangenheit schon öfter mal so reingeschmuggelt, aber noch nie in einem Titel. Ja. Und auch natürlich das Fleiß, damit der Titel möglichst schwer ist, so wie dieser lange, wahrlich, fuck you, du Sau. Ich war da immer so froh, wenn denn so konservative Menschen aussprechen haben müssen, wie heißt dein neues Buch, fagio du Sau, bist du komplett zugeschissen in deinem Leib drin? Ja, richtig. Also eine Botschaft an den Literaturbetrieb auch, dieser Titel. Ja, auch. Ich muss sagen, ich habe das geschrieben, da war es noch sehr viel dunkler in Österreich, wo so wirklich das Stand einer rechten Wende schon bevor, die uns eh noch bevorsteht, aber ein bisschen abgewendet wurde in die Zukunft. meine Entladung, vielleicht kann man das so sagen. Irgendwann dachte ich, jetzt ist sowieso bald alles zu spät, dann kann ich sowas schreiben, was mir gefällt, weil bald ist eh alles klar. Also tatsächlich so die Angst im Raum vor den recht rechten Beideln im Wichs, die da kurz vor der Machtübernahme stehen, war das so? Ja, doch, und es steht eh noch immer und eine große Ohnmacht, die spürbar ist und gleichzeitig aber auch sehr viel ins Lächerliche ziehen und so eine Pseudo- Emanzipation oder eine Pseudo-Anäherung ja auch, weil genau das steckt ja auch im Titel, das Näher und Closer. Eigentlich dieses, das in meinem Denken auch oft schon so weit gekommen ist, dass man sich denkt, okay, da muss man halt nur näher zu denen ran, um es zu verstehen oder um mitzumischen oder irgendwie nur irgendwas zu tun, fast so wie ein Geheimspion oder Stockholm-Syndrom oder irgend sowas, kann man ja machen. Und dann vielleicht nur irgendwas verändern an den Zuständen und das ist dieses Buch auch, dieses ein Ich, das mit sich ringt, gehen wir da jetzt mit oder wandern wir aus? wandern wir aus. Um zu versuchen, dass man es versteht, die Annäherung, oder eher um es abzuwenden aus dem Innen heraus? Ich glaube aus beiden, weil damit man es abwenden kann, muss man es ja von innen irgendwie verstehen, weil sonst bleibt es bei einer Beschreibung von außen oder halt bei, ja, das ist auch blöd gesagt, das stimmt auch nicht ganz, aber beides, und beides auch nicht. Weil wir werden später noch hören, dass das jedenfalls nicht die Lösung sein kann. Dann gibt es ja da eine besondere Anordnung von deinem Buch. Also das Cover ist eigentlich zweiseitig, also es gibt zweimal vorne, es gibt kein hinten. Es gibt eine Zeichnung von Martin Granditz und eine von Vudu Jürgens, die die Covergestaltung übernommen haben. Und es ist zweimal derselbe Text, der bis zur Mitte führt. Und dann kann man sozusagen von der anderen Richtung nochmal lesen, was ich natürlich getan habe, falls Sie sich schon fragen, in der Vorbereitung habe ich natürlich den Text von vorne und von hinten gelesen. In der Mitte gibt es vielleicht eine kleine Reflexion von Judith Götz, die den Text ein bisschen einordnet. Warum diese Entscheidung, den Text so anzuordnen, zweimal in dieses Buch zu drucken, einmal so, einmal so? Also meine Idee war, dass man, egal wie man das Buch hernimmt und dreht und egal wie man auch versucht, den Text zu wenden, dass es immer der gleiche Scheiß bleibt und dass es leider überhaupt keinen Ausweg gibt. Wir laufen, egal von welcher Seite, auf dieses Ding zu und müssen da durch. Das ist leider sehr was Negatives, Entschuldigung. Aber dafür sind die Covers sehr schön gestaltet. Ich weiß noch, wir haben nächtliche Leseproben gehabt, also ich mit den beiden, und beide waren so, oh Gott, was ist das für ein Text? Und ich habe gesagt, bitte könntest du etwas dazu festhalten oder wie würdet ihr das gestalten? Und dann ist das rausgekommen und ich bin sehr zufrieden, die Nazimersau. Und das sind die, die im Text schon vorkommen sind, die rechten Beiden im Wix. Genau, im Wix, Limfit, Kutte, Tracht. Und ja, außerdem ist das Buch dann dicker. Ich habe auch die Vorstellung, dass viele, oder ich weiß, dass viele suchen, wo ist da jetzt der Unterschied, und auch diese Vorstellung hat mir sehr gefallen, weil dann liest man den Text genauer. Natürlich, stellen Sie sich vor, da sitzt die Moderatorin und kommt dann erst bei der Buchvorstellung drauf. Da ist doch was anderes, wenn man es von der anderen Richtung liest. Wie peinlich. Muss man sehr genau sein. Ja, wir müssen da durch, wir kommen dann nicht raus, wir müssen verstehen, das ist vielleicht auch etwas, was eure beiden Bücher verbindet, dieses Patriarchat als vermeintliches Naturgesetz. Gerdrott, kannst du da ein paar Worte dazu sagen? Was hat das zu tun mit dem Fallozin, mit weiblichen Körpern auch? Ja, also das Patriarchat beruht ja auf drei, steht ja auf drei Säulen. Also die erste Säule ist das Anthropozentrische, das heißt der Mensch ist mehr wert als alles andere, als alle Lebewesen und als die Natur und der darf das alles. Das zweite ist das Androzentrische, das heißt der Mann ist der Mensch ist mehr wert als alles andere, als alle Lebewesen und als die Natur und der darf das alles. Das zweite ist das androzentrische, das heißt der Mann ist der Mensch, das ist der Urmensch und alles andere ist irgendwie so Beilage und das dritte ist der Imperialismus, das heißt eine Art Mensch ist mehr wert als eine andere Art Mensch und diese drei Prinzipien zusammen sind für mich eben, das ist mein Outcome aus den letzten zwei Jahren, dass man das Patriarchat nicht nur so sehen darf, dass Männer ungerecht zu Frauen sind, sondern dass es eben auf einer höheren Ebene stattfindet, weil das eine oder das andere ja gar nicht funktioniert. Es hätte dieses Patriarchat in der Form ohne Sklaverei und Kolonialismus eigentlich gar nicht so erfolgreich sein können. und Kolonialismus eigentlich gar nicht so erfolgreich sein können. Und es hätte auch diese Ausbeutung des Planeten, die geht ja auch eigentlich nur mit diesem Paradigma, ich darf das, Gott hat mir gesagt, ich soll die Welt mir untertan machen, also mache ich das auch. Das sieht man erst so, wenn man Materiate anschaut, die total gegenläufig sind, die halt sagen, wir sind alle gleich viel wert und die Natur macht man nicht kaputt, weil wir sind Teil des Göttlichen. Also das ist, bin ich wieder beim Matrachat, aber das ist etwas, das beschäftigt mich sehr. Und der weibliche Körper ist natürlich genauso, also das muss ich jetzt in der ganzen Brutalität sagen, ist das Nutztier. Es ist genauso ein Nutztier wie der Kuhkörper und wie der Pflanzenkörper, weil in Wirklichkeit dieses ganze Patriarchat und auch der Kapitalismus auf dem Prinzip der Mutterschaft basieren. Das heißt, alles, was wir essen und zu uns nehmen, fast alles sind Kinder. Es sind Kuhkinder, es sind Heidelkinder, es sind Graskinder, es sind Kuckuckskinder. Also alles, was uns ernährt und was uns am Leben erhält, ist eigentlich irgendeinem mütterlichen Prinzip entnommen. Und wir auch, also wir Frauen auch, also das war natürlich in allen Bad Rechat, die wollten es nicht, die haben es nicht ohne Frauen geschafft, die Frau musste ja her, die musste ja Kinder, wir brauchten Soldaten, wir brauchten Bauern und so weiter. Also das Prinzip, dass die Frauen die Kinder kriegen und dass das aber nicht machtvoll ist, sondern dass das einfach erwartbar ist, so wie wir erwarten von einer Kuh, dass sie Kinder kriegt oder dass sie Kälber kriegt. Das ist dasselbe Paradigma. Das ist eigentlich ziemlich schier, wenn man da drauf kommt. mal. Das ist eigentlich ziemlich schier, wenn man da draufkommt, aber wenn man sich dann anschaut, wie Religionen funktionieren, hat natürlich das Patriarchat sich über die Frauen erheben müssen, weil die Sexualität kontrolliert werden musste, weil wenn das nicht gemacht wird, dann sind die Kinder nicht deine Kinder und dann kannst du kein göttliches Wesen sein, das eigene Kinder haben kann. Das geht ja so weit, dass wir sagen, jetzt sind wir wieder bei der Religion, Gott hat die Welt erschaffen oder Gott hat mir das gegeben, Gott hat mich erschaffen. Also dass quasi der schwangere Gott, der Gott, der gebären kann, der produzieren kann, aber kein Mann kann ein Kind produzieren. Das ist leider auch kein Stier und es geht sich nicht aus. Also es geht um diese Nutztier, also diese Nutzbarmachung dieses weiblichen Prinzips. Und das macht es mit uns in allen Konsequenzen. Der Aspekt der Kontrolle der weiblichen Sexualität finde ich auch nochmal so eine spannende Geschichte, weil du bei einem Interview von dir angehört, wo du das ein bisschen ausgeführt hast, als es noch keine Vaterschaftstests gab, musste man ja sicher, musste man mit Doppel-N in dem Fall, ja sicher gehen, dass die Kinder die eigenen sind, die Königs nachfahren, die Prinzen, die Erben. Die Erben, genau. Ja, und das finde ich auch so lustig, wie lang das, also das ist zum Beispiel so ein patriarchales Prinzip, das mich völlig verblüfft hat, wie ich draufgekommen bin. Jahrtausende lang wurden Höfe, Reiche, Juwelen, alles mögliche, Rechte vom Vater auf den Sohn vererbt. Und man konnte sich eigentlich nie sicher sein, dass das der eigene Sohn ist. Und das kam mir erst seit 1980. Also da habe ich mir gedacht, wow, auf was für mageren, dünnen Beinchen steht diese Behauptung eigentlich. Also das hat mich zum Beispiel umgehaut, wie ich da drauf gekommen bin. Oder vieles andere auch. Also diese Selbstverständlichkeit, dass dieser weibliche Körper einfach zum Gebären da ist und zu nichts anderem. Dass das irgendwie seine Hauptaufgabe ist. Und das kann man sich ja anschauen in anderen Ländern, in denen das noch relig Hauptaufgabe ist. Und das kann man sich ja anschauen in anderen Ländern, in denen das noch religiös motiviert ist. Das ist noch lange nicht vorbei. Mich hat das, auch dass Frauen so früh schon zum Gynäkologen geschickt werden mit 15, damit was weiß die, wenn dann was ist und so, damit dieser Utterhus muss schon von Anfang an funktionieren. Das ist auch so diese, kein Mensch wird einen 15-jährigen Buben zum Andrologen schicken und schauen, ob alles in Ordnung ist. Das hat natürlich wieder etwas mit der Fruchtbarkeit zu tun, aber das geht schon sehr früh los und formt uns, glaube ich, schon sehr früh in diese Funktion hinein, die von uns erwartet wird, vom Patriarchat. Ja, da muss ich die Textstelle zitieren oder erzählen von dem Text, den du in dem Buch Bluten drinnen hast, das ich mit Stefanie Jaksch gemeinsam herausgegeben habe, wo auch Texte beider Autorinnen drinnen sind, die heute da sind, wo du schreibst von ersten Erfahrungen beim Gynäkologen, der über die Patientin hinweg mit der Mutter spricht. Hat's schon die Regel? Hat's schon Verkehr gehabt? Also ganz eindrücklich. Also man fühlt sich sehr unangenehm. Ja, das ist halt diese Fremdbestimmtheit. Welche Rolle spielt denn bei dir, Lydia, in deinem Text diese Kontrolle, die da ausgeübt wird? Weil ich habe das Gefühl, du willst dich von jeglicher Kontrolle freischreiben in diesem Text, in der Art, wie du diesen Text formulierst. Ja, freischreiben, ja. Die Kontrolle, die besteht ja aber in der Sprache. Also man muss ja dann die Sprache fast zerreißen, dass dieses Patriarchat dann immer drinnen vorkommt, was eh nicht möglich ist. Auf das es halt drauf hinausläuft auch. Deswegen sehr viele Wortneuschöpfungen oder immer andere Rhythmen oder dieses Brechen. Oder eh so wie bei dem Text, den ich bei der Blutenanthologie drinnen habe. Oder eh so wie bei dem Text, den ich bei der Bluten-Anthologie drinnen habe, Texte, die sogar mich dann raushauen beim Lesen, obwohl ich sie verfasst habe und tausendfach überarbeitet, weil ich sie extra so anlege, dass sie dann raushaut. Das soll einem auch raushauen. Die Sprache ist ja zu mir auch so gemein und gibt mir das nicht. Man kann das ja nicht raustun aus der Sprache. Das Fallo 10. Ich habe das Gefühl, du ringst mit der Sprache. In den Texten. Das ist ein richtiger Ringkampf. Ja. Habe ich auch das Gefühl. Aber ja, die Kontrolle, die werde ich nicht zurückkriegen oder keine Ahnung, vielleicht nach 50 Jahren schreiben, aber ich habe jetzt öfter die Elfriede Jelinek gesprochen und die hat mich sehr, wie heißt das, auch, sie hat gesagt, es wird nicht anders. Weitermachen, aber trotzdem. Und ja. Entmutigt. Nein, nicht entmutigt, sondern irgendwie war ich auch ein bisschen froh, dass... Auf den Boden der Tatsachen geholt. Ja, und wir sind nicht alleine auch. Ach so, das, ja. Ja. Und kannst du das noch ein bisschen näher ausführen? Du hast gerade gesagt, die Sprache ist ja auch gemeint zu mir. Ja, weil sie sich oft nicht biegt. Oder da muss man halt diese Ebenen... Also ich hole das dann immer rein mit der lautgesprochenen Sprache. Also das Sprechen, das dann oder Singen oder Rezitieren tausend andere Ebenen noch reinbringt oder Rhythmus oder eine andere Sprache. Also Englisch oder Altenglisch. Oder die Schreibweise. Man muss ja bei diesem Buch, damit man diesen Schmäh, der dann jetzt bald kommt, mit Zaratustra und Zara, also das Geschäft, weil beides schreibt man nicht so, wie ich es hier schreibe. Man braucht auch immer die Schrift. Und das ist bei mir auch was für mich sehr Heilsames, die Schrift. Und manchmal habe ich so das Gefühl, das rettet dann letztlich. Die hat zwar Normen, aber die kann man so sehr subtil auch brechen und aufbrechen. Unterwandern, würde ich sagen. Du thematisierst ja auch die Sprache und dieses Unterwandern und die dreimal SS, die in der Mitte vorkommen. Ja. Willst du die Stelle? Ja, gern. Vielleicht magst du kurz lesen. Ich hoffe, ich finde die jetzt so schnell, aber das war mir auch, da muss man eben wieder, da spielst du auf die... Ich hätte neun. Wow, du bist vorbereitet. Ich steige da ein. 1945. Hast überhaupt ein Geschichte, Weder Berechtigung noch was, Sakrament noch mal. Und die Sache mit der Geschichtsschreibung der Beidel. Und die Sache mit der Geschichtsschreibung des Österreich. Und die Sache mit der Geschichtsschreibung des Gott. Und da war jetzt dreimal SS mit ganz viel Scheiße drin. In dem Zusammenstoßen der Hauptwörter. Da denk halt einmal mit, was hier passiert. Da stoßen die Wörter zusammen und aus dem ergibt sich eine Konsonantenverdoppelung von SS. In der Mitte, hörst du? In der Mitte passiert das in deinem Pfarrblatt, der Matura-Zeitung, deiner Krone täglich. Im Wort drin. Im Sein drin. Im Hirn drin. Ja, die Texte sind auch immer Sprachbetrachtungen eigentlich. Und ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, liebe Damen und Herren, die hier heute da sind. Wenn man Lydia Heiders Stimme im Ohr hat, dann liest sich der Text leichter. Dann hat man ein bisschen einen besseren Zugang dazu oder man weiß eben, dass es diese verschiedenen Ebenen gibt, die auch mitgeliefert werden können, wie die prosodische Ebene, wie die Dinge ausgesprochen werden und wie schnell gelesen wird. Insofern kann ich mir gut vorstellen, Gertraud, wie du vorher beschrieben hast, dass diese Form, die du da gewählt hast, diese Streitschrift, auch wirklich schwierig war, weil dieser lustvolle, sprachliche, vielleicht auch spielerische Zugang gefehlt hat ein bisschen. Ja, ganz sicher. Ja, da kann man gar nichts mehr dazu sagen. Also ich mache es nicht mehr. Also ich kann mir vorstellen, Vorträge zu halten. Ja, aber es ist halt, es ist eh schon alles gesagt. Also ich denke mir, sollen jetzt wirklich die Historiker, Philosophen und Ökologen kommen und sagen, so, da knüpfen wir jetzt an, jetzt machen wir das anders. Vor allem die Philosophen, wirklich die Philosophen. Also ich habe mich mit der, dass die Philosophie ist eine Philosophie. Das ist wirklich, das ist echt so und das sagen alle Leute, die Philosophie studieren und Feministinnen sind, sagen, das ist unerträglich, wie der einer von dem anderen seit tausenden Jahren immer denselben misogynen Duktus abschreibt. Aber es ist wirklich, es lässt das völlig außen vor. Also ich bin ja auch von der Kunst so entsetzt. Also ganz besonders die Ketten rausgehauen hat es mir, wie ich mich mit diesen Figurinen, die hier drauf sind, befasst habe. Und die sind teilweise die älteste Figurine, die gefunden worden ist auf den Golanhöhen, ist eine Frauenfigur, die ist 500.000 Jahre alt. Eine halbe Million Jahre alt. anhöhen, ist eine Frauenfigur, die ist 500.000 Jahre alt, eine halbe Million Jahre alt. Und diese Willendorfer Frau Venus, die ist 40.000 Jahre alt, 35, 40.000 Jahre alt. Und ich finde das schon spannend, dass das Orge ist, wenn man sich befasst damit, wie die ausgegraben worden sind, also Anfang des 20. Jahrhunderts, um 1900 herum wurden die meisten und davor und das schon 19, 1920. Und dann hat man die ausgegraben und hat sie zum ersten Mal wahrgenommen, weil in älteren Ausgrabungen hat man die ganz einfach so angeschaut und gesagt, uns einfach so angeschaut und gesagt, ah, das ist ein Spülzeug, das tun wir weg. Und ah, das ist eine Masturbationsvorlage, das ist unwichtig, das ist eine weibliche Figurine. Also die Forschung hat gar nicht gewusst, was man mit diesen Figurinen machen soll. Das hat mich auch so fasziniert, wie ich das dann eben von den Archäologinnen in Interviews gehört habe, die gesagt haben, sie haben dann in den Museen nachgeschaut und Laden um Laden um Laden haben sie diese Figurinen gefunden, und zwar in Südamerika und in Nordamerika und in Mittelamerika und in Europa und in Russland und im Nahen Osten und auch sogar in As, und dass diese ganzen alten Frauen prähistorisch alt und dick sind. Das ist ja auch etwas, was spannend ist. Also, wie geht das dann mit diesem Patriarchat zusammen? Na, gar nicht. Also, das war natürlich eine wichtige Rolle und das war eine wichtige Funktion in der Familie. Und die Venus von Willendorf ist aus einem Stein gemacht, der aus dem Gardasee ist. Also, der ist sehr weit gereist und wurde transportiert und ich will das jetzt nicht überhöhen und sagen, dass das alles Göttinnen waren, aber auf 100 ausgegrabene Frauenfigurinen gibt es eine männliche. Also das muss man auch sagen und das kommt jetzt erst so ein bisschen in der Archäologie an. Das ist ein großartiges Buch übrigens von der Uli Lust, das heißt die Frau als Mensch, das hat heuer den deutschen Sachbuchpreis gewonnen und ist ein Comic und fasst das alles zusammen. Also ich kann empfehlen, man lernt, weiß ich nicht, ein paar Millionen Jahre Geschichte nach auf sehr amüsante und sehr schöne Art und Weise. Ja, ich finde das auch augenöffnend. Ich war vor einigen Jahren einmal bei den Ausgrabungsstätten in Hallstatt und habe dort auch archäologische Führung bekommen und das war total spannend zu sehen, wie der Blick verschoben ist, wenn man daran denkt, was kennt man für Filme, wo irgendwie über die Steinzeit gesprochen wird oder was kennt man da für Bilder, was kommt da vor. Es sind immer die Männer, die Jäger und die Frauen, die das Feuer hüten und schauen. Ein paar Beeren zum Essen beisteuern. Ja, genau so, die Himbeeren pflücken. Mit so einem Körbchen, mit so einem kleinen. Ungefähr so und es ist schon gerade zu rücken ganz einfach, also die Erkenntnis zu haben die reichsten Grabbeigaben aus wirklich aller Welt und die sind tausende von Jahren alt haben weibliche Skelette, die da gefunden werden und die Abnutzungen an den Skeletten sind die gleichen also Männer und Frauen, jung, alt, egal, haben dieselben Arbeiten im Salzbergwerk verrichtet. Da sieht man genau dieselben Abnutzungen. Das war so ein augenöffnender Moment für mich gewesen, wenn man dann das nicht mehr nicht sehen kann, dass uns das ständig anders vermittelt wird, wurde, wird, immer noch. Auch wie diese Frauendarstellungen dann in der Artikel, also wenn man sich anschaut, zum Beispiel diese Venus von Loselle oder die von Hohenfels, das sind halt dann diese riesigen Brüsten und ganz eine prägnante Vulva und also auch wieder große, dicke Frauen. Und dagegen dann, also die wurden ausgegraben und da hat man gesagt, das ist die Venus Impudica, also die schamlose Venus und wenn man dem gegenüberstellt, diese ganzen Venus- und Aphrodite-Abbildungen aus der Antike, die immer so sind, die sich immer schämen, die sich immer bedecken, weil es einfach, wenn man ja keine nackten Frauen darstellen durfte und das waren dann quasi die frühen Nockerten. Und das finde ich schon auch den Vergleich, wenn du dann siehst, was eigentlich möglich wäre an Ästhetik und dass das ja nicht immer nur so ein ganz schmaler Ausschnitt von Weiblichkeit sein kann, sondern dass das viel größer ist. Das ist schon sehr, sehr faszinierend, finde ich. sein kann, sondern dass das viel größer ist. Das ist schon sehr, sehr faszinierend, finde ich. Ja, jetzt würde ich eine kurze thematische Abbiegung machen und gern über das Thema Kirche und Spiritualität reden, über Religion. Wir haben ganz am Anfang bei Lydia Heiders Text gehört, und willst du nicht katholisch sein, so haue ich dir den Schädel ein. Aber das ist das falsche Dokument. Wir wissen es nicht. Wir müssen es nochmal lesen. Aber du eignest dir ja in deinen Texten nicht nur in dem, sondern auch in anderen Texten einen Sprachduktus an, der manchmal sehr an Predigten erinnert. Du bist ja auch nicht zuletzt Chefpredigerin der Musikkapelle Gebenedeit. Genau. Also du predigst, du nimmst dir diese heere Sprache, machst sie dir zu eigen und verwurstest sie. Warum ist dir das wichtig? Warum machst du das? Wie gehst du da hinein? Das kann man ganz schnell beantworten, weil diese Sprache mir nicht gegeben ist. Als Frau, als Nihilistin, als Linke. Da nehme ich sie mir halt. Und ich werde niemanden fragen, ob ich es darf. oder eigentlich seit ich zu denken begonnen habe, immer alles drinnen haben. Oder auch in der Musik oder auch in der Mode, in allem will man ja eigentlich, also man will die ganze Bandbreite. Man will nicht nur ein kleines Eckchen vom Kuchen, sondern den ganzen Kuchen. Und so ist es mit der Sprache auch. Und auch mit den Sprechgesten und auch mit den Ritualen. Und das hat man halt da auch im Religiösen und deswegen brauche ich das auch. Gibt das als Antwort? Ja, absolut, aber spürst du da nicht auf Widerstand? Also spürst du da deutliche Widerstände dagegen? Eigentlich gar nicht, weil ich habe oft schon gehört von so fundamentalen christlichen Menschen, dass die halt so denken, ich habe das wahre, tiefe Christliche verstanden, was ich eh bejahe. Und ganz linke Antifa-Leute sagen mir dann auch so, boah, du hast den Widerstand dagegen verstanden, bejahe ich auch. bejahe ich auch. Also ich finde, dass die Texte, die alle zu bejahen bringen, sind eh die besten, oder? Ja. Du atmest. Ich kann leider auch nicht mitreden. Deshalb lasse ich jetzt die Antwort, die ist jetzt dir geantwortet. Um bei der Kirche zu bleiben, ich muss ganz ehrlich sagen, ich bin seit, also da kann ich jetzt aus persönlichen Scheit ehrlich sagen, ich bin seit, da kann ich jetzt das persönliche Scheitern sprechen, ich habe versucht, mein ganzes Leben lang irgendwie da reinzufinden, weil ich glaube, dass ich ein spiritueller Mensch bin oder dass ich auf der Suche nach einer Spiritualität war und ich habe das immer gefakt und habe mich immer hingestellt und es war einfach nie ein Moment, wo da irgendwie glaubwürdig etwas durchgedrungen wäre. Du meinst in der evangelischen, ich habe alles mögliche versucht, ja. Aber es war dann so, es ist mir dann so ganz, auch so wieder so glühend heiß eingeschossen, bei einer, das war Hochzeit, glaube ich, und da gab es dann ein heiliges Abendmahl, und ich weiß nicht warum, ich glaube, ich war vorher, kurz vorher, bei so einem Frauenkreis mit Yoga, so voll esoterisch und mit Schoko-Zeremonie und Räuchern und so. Und da ist mir schon aufgefallen, wie diese Frauen alle diese Gebetsteppiche aufrollen, voreinander in der Gruppe, wie sie gemeinsam Rituale machen, wie sie gemeinsam meditieren. Dann kommt die Yoga-Lehrerin und tut dir irgendwas auf die Stirn. Das ist Wahnsinn, das ist ja ur-super. Was ist da los? Obwohl es nichts Spirituelles war, aber natürlich schon in so einer geschützten Gruppe war das schon mal was. Auch das Räuchern und das Zündeln, das dürfen die Frauen ja nicht. Das machen ja fast nur männliche... Also dass eine Frau hingeht und sagt, ich mache jetzt ein Feuer im Wald, dann musst du vorher eine Genehmigung holen. Und in der Kirche darfst du das auch nicht. Genau. Und dann habe ich mir gedacht, ja, das ist schon mal schräg und diese Kakao-Zeremonie war auch total, also sehr erfüllend irgendwie und habe mich aber nicht näher darauf eingelassen, eben weil ich Naturwissenschaftlerin bin, weil ich links bin, weil ich mir denke, das ist alles esoterisch und sehr blödsinnig und das will ich alles nicht. Und dann war ich in der Kirche und dann habe ich das einmal gesehen, irgendwie durch dieses Kakao-Zeremonien-Auge ist dann durchgekommen, das Blut Christi trinken, seinen Leib essen und dann stehen alle auf und wünschen einander Friede sein mit dir. Und das war für mich dann so ein Moment, wo ich gedacht habe, das ist so zutiefst, also ein schönes Ritual, es ist zutiefst heidnisch eigentlich, und es ist absurd, ein bisschen, aber es ist in Wirklichkeit um nichts besser als das Kakao-Zeremonium und diese Kakaobutter auf die Stirn. Und ich habe mir gedacht, warum ist das eine eine Religion und kriegt eine Kirche und eine Steuer und das andere ist alles nur bla bla. Also ich habe das dann von dieser Seite aufgerollt und habe mich auch sehr mit Ritualkunde und so weiter befasst. Und das ist zum Beispiel auch etwas, dass vieles von diesen Ritualen natürlich christianisiert wurden, patriarchalisiert wurden und dass wir diese Rituale brauchen. Und das ist das, wo ich zum Beispiel mit den Feministinnen nicht d'accord gehe. Erstens brauchen wir Priesterinnen, ich glaube das wirklich. Wir brauchen spirituelle, ich weiß nicht, ob das als Nihilistin geht. Doch, Geduld. Okay. Nein, aber was macht so ein Priester oder was macht ein Pfarrer oder eine Pfarrerin auch? Die stellen sich hin und verbinden das tägliche Geschehen in einen spirituellen Rahmen ein in der Gemeinschaft. Das brauchen wir, das Fondus machen. Und was wir vor allem brauchen, ist irgendeine Art der spirituellen Begleitung, wenn Menschen geboren werden, wenn sie sterben, wenn sie sich verbinden auf irgendeine Art und Weise. Das halte ich für unmöglich, das völlig ohne Spiritualität zu machen. Also ich glaube, wenn man da einen Leerraum lässt, ist das ein Vakuum, das sofort patriarchale Religionen anzieht. Und das war zum Beispiel auch so eine Erkenntnis in dieser Matriarchatsphilosophie oder mit dieser Kunde, dass das ganz normal ist, diese Rituale zu machen und dass das nicht peinlich ist. Und wenn es peinlich ist, dann ist das Abendmahl auch peinlich. Also wenn, dann gilt das für alle. Das muss man sich, glaube ich, Gedanken machen, auch im Feminismus und das hat er nicht gemacht, der Feminismus. Er hat sich nicht um die Spiritualität gekümmert und er hat sich nicht um diese Art des Zusammenlebens gekümmert. Er hat geglaubt mit der Ehe und mit der heteronormativen Verbindung, dass dann Vater, Mutter, Kind ist. Das geht nicht. Sichtlich. Weil das Private immer wieder von diesem Kapitalismus gestört und unterbrochen wird und ausgehungert eigentlich. Und genauso ist es meiner Meinung nach auch mit der Spiritualität. Ja, und auch mit den Ritualen, oder? Also die Rituale, die sukzessive weggenommen worden sind, also die irgendwie da in der Hand von der Kirche zum Beispiel sind. wenn man nicht christlich ist, wenn man nicht irgendeinem Glauben anhängt, wäre doch schön, wenn man irgendwelche Übergangsrituale hätte. Oder was mache ich, wenn ein Kind auf die Welt kommt und es gibt keine Taufe? Da muss ich mir alles selber überlegen. Eigene Rituale. Das ist wahnsinnig anstrengend übrigens. Die dann aber wieder belächelt werden, außerdem von außen, das ist ja nur was Halbertes. Oder noch schlimmer, von der Nazi-Ideologie eigentlich, diese ganzen keltischen oder altgermanischen Feste, die eigentlich auf noch ältere Traditionen zurückgehen, nämlich es wird Frühling, es wird Herbst, es wird Sommer, es wird Winter, das ist jetzt nicht Rocket Science, da irgendwie sich vorzustellen, dass das schwierig war für die Leute, wenn jetzt da fünf Monate keine Sonne kommt und wenn man das irgendwie zeremoniell einhegen muss, genauso wie wenn die Sonne wiederkellen, dass das schwierig war für die Leute, wenn jetzt da fünf Monate keine Sonne kommt und wenn man das irgendwie zeremoniell einhegen muss, genauso wie wenn die Sonne wiederkommt. Aber das haben die Nazis okkupiert. Also wenn man dann irgendwelche Lichtfeste macht oder Sonnengleichwende, schrecken sich gleich alle und sagen, bist du leicht rechtsradikal? Nein, nur weil es die Nazis okkupiert haben oder die Germanen, heißt ja nicht, dass das Ritual an sich schlecht ist. Also das ist richtig hart, diese ganzen verkrusteten Vorurteile. Deswegen habe ich das Buch auch geschrieben, dass am wenigsten einmal diese Kruste abgekratzt ist. Dass man sagt, man kann sich dem vielleicht doch vorurteilsfrei nähern. Ja, apropos Nazis und Rituale. Lydia, du hast ja in deinen Performances auch ganz gerne Rituale dabei. Die hast du, glaube ich, auch schon sehr lange. Wie bist du auf das gekommen, das mit zu integrieren bei deinen Buchpräsentationen, Lesungen, Performances? Eigentlich, also so das, was ich jetzt seit fünf Jahren mache, aus einem Messweinkübel, es ist nicht mehr nur ein Messweinbecher, sondern ein ganzer Kübel, dass da alle immer wieder raustrinken, aber so, dass ich halt die Lippen nicht treffe, ist in Corona halt entstanden, weil man in Theatern das nicht durfte, dass da alle aus dem Gleichen raustrinken. Dann habe ich gesagt, passt, dann schütte ich das denen so rein. Und die haben am Anfang gelacht, aber seither machen das alle gern. Also Leute, die öfter zu meinen Veranstaltungen kommen, die knien sich sofort hin und reißen den Mund auf und warten, dass da der heilige Messwein reinkommt. So viel zur Sehnsucht nach Spiritualität. Ja, aber die hören dann auch immer am bravsten zu und sind total aufmerksame ZuhörerInnen, weil die wissen, wenn sie brav sind, dann kommt der Wein wieder. Ich finde, so kann man auch mit Publikum arbeiten. Es geht natürlich um anderes Publikum, nicht Sie heute. Ganz anderes Publikum. Der Sie heute. Ganz anderes Publikum. Der Tanz- und Clubpublikum. Ja, gilt. Von den Ritualen würde ich gerne auch noch ein bisschen zu den Urahnen kommen. Die Zeit schreitet fort und wir plaudern da so dahin. Die Zeit schreitet fort und wir plaudern da so dahin. Die Urahnen spielen ja auch eine Rolle in euren beiden Büchern, spannenderweise. Gertrude, bei dir würde ich sagen, die Geschichtsschreibung, die halt so die Frauen ausradiert, weglässt, so wie du das vorher mit den Figurinen beschrieben hast, ob jetzt weit weg historisch oder die nähere Geschichte. Wie können wir denn dafür sorgen, dass andere Narrative gibt, dass die weibliche Geschichtsschreibung besser weitergetragen wird? Was würdest du sagen? Das ist mal schreiben. Das ist mal das Erste. Und sie quasi nicht immer so, als die Geschichte ist, das ist die Geschichte und das ist ein bisschen Frauengeschichte, sondern es ist halt eine ganz andere Geschichte. Es ist halt keine Geschichte über generelle Kriege, Erbfolge und Königreiche, die von einer Hand in die andere gereicht worden sind und so weiter, sondern es ist halt eine private Geschichte im Patriarchat. Aber ich glaube, was schon echt wichtig ist, ist einmal seine Ahnen zu finden und das ist einmal die erste Ahnung, ist die Mutter und die quasi von dem Generalverdacht zu befreien, dass sie eh nur alles falsch gemacht haben kann. Also das ist ein bisschen das, was man projiziert, wenn man dann selber Mutter wird und man sich denkt, ich habe gedacht, ich kann das alles besser machen, aber das System lässt es ja nicht zu. Das System, das mich zum Arbeiten und zum Kehrarbeiten und zu allem zwingt und dann eigentlich noch die ganze Zeit diese Buben erziehen muss, die dann du als Mutter feministisch erziehen musst. Du als Mutter. Wie macht man das? Nicht. Also das ist wirklich dieses, ich habe einen Vergleich dazu, ich sage einem Buben zum Feministen zu erziehen ist wie einen Fisch aus dem Wasser zu holen und zu sagen, es ist voll super draußen an der frischen Luft. So ist es. Weil natürlich, du musst doch mal erklären, dass du Luft atmest und er Wasser. Es geht aber, also es geht mit Empathie und mit, glaube ich, wie es geht, wenn wir dann sehen, wenn sie erwachsen sind und Väter sind oder in die Gesellschaft rausgehen. Aber das ist schon mal das eine und das andere ist, glaube ich, wirklich, bei mir sind es die geistigen Ahnen, das ist natürlich auch so etwas, dass man sagt, es gibt etwas anderes als junge, geile Weiblichkeit, es gibt auch eine andere Weiblichkeit, also das einmal zu sehen, historisch, und natürlich buddeln, buddeln und schauen, wer eigentlich warum vergessen wurde. Oder wenn man es da herumschaut, wer warum zerbrochen ist und woran. Bei der Schweiger war das zum Beispiel so, bei mir, das ist so eine Ahnung, glaube ich, eine literarische, also so verstehe ich das, weil die hat sich in mein Ohr hineingesetzt und die ist auf meiner Schulter gesessen und hat richtig diktiert, weiß ich nicht, wie ich es sage, sondern ihre literarische Stimme, also auch das ist eine Ahnung und das, finde ich, kann man sagen und ich muss mich jetzt nicht auf Thomas Mann berufen. Also ich kann meine eigene Tradition irgendwie, meine Linie bauen und sagen, das sind meine Aninen. Und das sind eben nicht nur Männer, so wie ich es in der Schule gelernt habe. Und die suche ich mal jetzt. Also von dem würde ich jetzt ausgehen. So würde ich es reparieren, weil das andere kann ich nicht reparieren. Meine Antwort nur ganz kurz, weil du gesagt hast, Budel, Budel, ich habe zuerst verstanden, sie aufbudeln. Aber du meinst ja, budeln, ja genau, und ich werde danach ergänzen, auch aufbudeln. Das finde ich ganz wichtig. Ich weiß noch, wo ich beim Thalia mal gesehen habe, da hat es diese Schilder mit Frauenliteratur gegeben. Das ist ja eben die Arbeit, weil die dort aus ist. Aber gerissen kann es. Würde ich natürlich nie tun. Aufbuddeln und Sachen tun einfach. Gleich wird man nicht verhaftet. Geht nicht so schnell. Das ist natürlich schon ein Risiko. Es wird aufgezeichnet und ins Internet gestellt. Rausschneiko, weil man festgenagelt wird auf ein Thema. Es war ein großes Risiko am Beginn meines Schreibens. Wenn du dich in diesen Weg einschlägst, dann kommst du in diese Schmuddelecke vielleicht, in diese Frauenecke. Aber bei mir war es das Gute, dass ich es gar nicht ändern konnte. Also ich konnte gar nichts anderes schreiben. Ja, die Urahninnen würden so ein bisschen den Schlusspunkt bieten von unserem Gespräch. Wir haben noch ein bisschen Lesung vor uns, wie versprochen. Wir haben aber auch darüber gesprochen, dass es möglich ist, dass Sie jetzt Fragen stellen aus dem Publikum, wenn Sie etwas wissen wollen von den Autorinnen oder wenn Sie etwas besonders interessiert, was wir jetzt besprochen haben oder wo Sie gerne noch einmal abgebogen wären oder wo Sie etwas durch das Kakao-Zeremonienauge gesehen haben auf einmal. Gibt es jemanden, der gerne eine Frage stellen möchte? Ich warte immer ein bisschen, ich weiß, man ist zuerst schüchtern und dann trauben Sie vielleicht doch. Oder man kann auch später danach die Frage stellen. Es gibt sicher auch später noch die Gelegenheit, ins Gespräch zu kommen, wenn jetzt keiner vorprescht und unbedingt etwas wissen möchte. Ich würde gern einen zumindest mitteltröstlichen Abschluss schaffen, wenn wir uns hier gebuddelt und uns aufgebuddelt haben zuletzt, würde ich zumindest mitteltröstlichen Abschluss schaffen, wenn wir uns, wenn wir jetzt hier gebuddelt und uns aufgebuddelt haben zuletzt, würde ich gerne einen zumindest mittelversöhnlichen Abschied schaffen. Gertraud, kannst du uns hier helfen mit deinem Buch? Natürlich. Ich weiß jetzt nicht mehr, was wir vereinbart haben. Da, ich habe es Gott sei Dank ohrgem haben. Da, ich habe es in der Obergemacht schon. Genau, ganz kurz. Ich war noch nicht in einem richtigen Matriarchat, aber ich war in einem matriarchalen Dorf in Kolumbien. Und mit dem Dorf wird diese Spange geschlossen. In Ghana beginnt sie und in Kolumbien wird sie geschlossen. Szenenwechsel. Wir sitzen in der schattigen Agora, dem Ort der Zusammenkunft in Nashira, eine halbe Autostunde vom legendären Kali in Kolumbien entfernt. Und die Interviewung Angela Dolmetsch, die in ihren 80ern ist und energisch darauf besteht, uns alle selbst zu zeigen. Es ist ein materialorganisiertes Dorf, das sich errichtet hat im Jahr 2000 mit Spendengeldern, Fördermitteln und politischer Überzeugungskraft. Wir haben uns Naschira so ganz anders vorgestellt, eingezäunt und kämpft mit wütenden Männern, die gegen die Absperrung schlagen und ihr Patriarchat zurückhaben wollen. Aber es ist ganz friedlich. Die Häuser, die den Frauen gehören, sind mal klein, mal größer. In ihnen wohnen Frauen, manchmal ohne, manchmal mit Männern, aber fast immer mit Kindern. Anfangs bedauerten wir ein wenig, dass wir nicht ein indigenes Patriarchat aufgesucht haben. Doch wir werden schnell warm mit den Bewohnerinnen und Bewohnern und sind fasziniert, was und wie alles funktioniert, mitten im südamerikanischen Patriarchat. In der Woche, die ich dort verbringe und Interviews mache, erfahren wir viel über die Traumata so mancher Bewohnerinnen, über erschossene Männer und Kinder, geplatzte Träume und skeptische, aber später überzeugte Männer und darüber, dass seit 20 Jahren kein Mord passiert ist, kein Teenager geschwängert wurde und dass ein paar gewalttätige Männer des Dorfes verwiesen wurden. Wir begreifen, die Erfolgsgeschichte zeigt sich in all dem, was nicht passiert ist. Das Restaurant musste eine Zeit lang geschlossen werden, der Strom und das Wasser für die Ökolandwirtschaft waren zu teuer und der Keramikbrennofen ist gerade kaputt. Aber Maria Enedi, die uns beherbergt, hat schon viele Schildkröten getöpfert, die auf den neuen Ofen warten. In der Recyclingstation wird jeden Tag emsig gearbeitet und während wir filmen, werden die ersten Solarpaneele geliefert und montiert. Die Zukunft, sagt Angela und blinzelt in den Himmel, liegt in der Sonne. Ist so etwas bei uns denkbar, frage ich mich wieder. Kann unser Förderwesen so innovativ sein wie das kolumbianische? Oder braucht es etwa eine indigene, matriarchale Vergangenheit wie in Kolumbien, um sich ein nicht-patriarchales Dorf, vielleicht sogar eine postpatriarchale Welt vorstellen zu können? Warum denken wir nicht wenigstens in öko-feministischen Zusammenhängen? Warum arbeiten wir einen so großen Teil der Geschichte nicht auf? Warum muss das ausgerechnet dieses kleine zerrissene Europa, das außer ein paar Frauenfigurinen keine patriarchalen Spuren hat, sein, das der ganzen Welt seinen phallozent matriarchalen Spuren hat, sein, dass der ganzen Welt seinen phallozentrischen Stempel aufgedrückt hat. Können wir den nicht weglesern? Können wir dieses Wissen, wie es ohne Patriarchat gehen könnte, nicht aus den Ländern, die wir mit unserem patriarchalen Know-how kolonialisiert haben, importieren, in Form einer kolonialen Schubumkehr? Warum ich eigentlich nach Kolumbien gereist bin? Wegen Nashira. Als ich damit begann, mich mit Matriarchaten zu befassen, empfand ich zum ersten Mal seit meiner feministischen Prägung eine Art Euphorie. Denn seit meiner Jugend, seit ich mich mit der Patriarchatskritik beschäftige, kam mir das patriarchale System unüberwindbar vor. Und je mehr ich darüber erfuhr, desto sinnloser erschien mir ein Feminismus, der doch immer nur kleine Pflaster auf die große klaffende Wunde der strukturellen und gewollten Ungerechtigkeit kleben konnte. Mit der Entdeckung von Matriarchaten keimte mir zum ersten Mal so etwas wie Hoffnung auf. Dass es Matriarchate gegeben hat, dass also das Patriarchat einen Anfang hat und damit auch ein Ende haben kann, ist sehr tröstlich. Dass es friedliche Gesellschaften gibt, die hier und jetzt leben, ist nicht weniger als fantastisch. Bei meiner Recherche für dieses Buch stieß ich weltweit auf viele kleine Baugruppen, Ökodörfer, Arbeitsprojekte, die nach Prinzipien, die bewusst postpatriarchal und in Teilen sogar matriarchal sind, zusammenleben und arbeiten. Fast alle entscheiden konsensual oder soziokratisch und so gut wie alle betreiben ökologische Landwirtschaft. Und die Geschlechtergerechtigkeit steht bei ihren Zielen immer ganz oben. Naschira ist nicht perfekt, aber der Ort hat uns etwas fundamental Wichtiges gezeigt. Die Menschen dort haben einen Endpunkt gesetzt. Sie haben das Unmögliche versucht und tun es noch. Sie haben dem patriarchalen System den Rücken gekehrt und sind in die Gegenrichtung marschiert. Und sie marschieren noch, und das seit 25 Jahren. So geht das, wenn etwas verändert werden soll. Es braucht den ersten Schritt und der ist es, Abschied zu nehmen. Abschied von Fallo 10. Ja, und wir waren bei den Uranien vorher und ich habe Lydia im Vorgespräch gebeten, wir brauchen eine Stelle, wo eine Anin vorkommt. In ihrem Text gibt es eine, die da vorkommt. Bitte. Danke. Expatriierung. So siehe also, bergwärts herunter geht langsam, rückwärts auch noch und so viel langsam und so viel rückwärts herunter vom Berge zu uns. Mein lieber Freund Zarathustra war bei Zara und kaufte sich einen schicken Bläser, damit die Menschheit ihn ernster nimmt. Denn mit einem Bläser wirst ernst genommen, nicht wahr? In ganz Österreich schaut man dich an mit einem Bläser. Also steigt der Zaratussi mit seinem Bläser von Zara, echt schön so getresst, die Prophetentussi steigt, runter vom Berg, elegant und wahr und steigt da also ein bei mir, da ein mir in echt, bei mir da ein. Auf der Straße steht mit dem Bläser da, steigt ein und nimmt das Türl von der Tür und greift es sich und nimmt sie und schau her, da ist er drin in sich von mir und ist im Opel Tantra. In dem rot scharf beideligen Opel Tantra meiner. Zu fahren im Opel, roten Tantra Österreich drin und sitzt hin neben mir aus sich da im Österreich Opel mit dem ganzen Berg, weil vom Berg rückwärts bergwärts hergegangen zu der Straße auf mich mit seinem Bläser und dem ganzen Berg von Österreich und rückwärts, bergwärts hergegangen zu der Straße auf mich, mit seinem Bläser und dem ganzen Berg von Österreich und rückwärts ist der Berg noch drauf, trotz Bläser und ich fahre vorbei und der steigt mir ein und fährt mit mir und schnallt sich nicht an und schnallt sich einfach nicht an, auch auf mein Geheiß hin, nicht schnallt er sich an und ich ermahne den Anschnallen, Schatzi, jetzt. Und er tut es nicht. Das ist ein Glück, nicht wahr? Hofer, mein Freund ist rot und weiß, sein Beidl rot, sein Wissen weiß. Und wie kann eine Sache sein, da jemals geil und gut und fein? Sprichst mir von Glück und spricht das Beideltumme aus dir zu hin und zu. Im Opel rot von rot, wie weiß es Zarathustra von Zara kommt er mit Blazer schick gemacht zu sitzen, geblazert relativ scharf zur rechten Gottes bei mir in der Innenausstattung zu sehen und zu hören. Hör jetzt! Im Hirn ist Österreich drin, da im Opel, denn ich bin ja dabei. Im Hirn ist Österreich drin, da im Opel, winkt es, weidlerisch weit zu dir hin ist, lau und laut wartet auf Zuspruch. im Hirn ist Österreich drin, im Opel auch und den fahren wir jetzt gleich und so geil an die Wand, an die österreichische Wand und wer ist nicht angeschnallt? Wer? Sie haben mir gesagt, dass der Tod des Zarathustra nicht verständlich sei. Wer sagt das Motherfucking da? Wo es duscht zu fest, Zar Dustra zerhaut bei den Zuständen, ist James Bond organisiert von drüben in Schulden, hey Schulden, weiß jedenfalls jedes Beidl in die Earth of Österreich und nur so endet Geschichte. Da ist ja nichts Originales, nie und war auch nie in die Earth of Österreich. Das hat ja nicht einmal eine eigene Sprache, selbst die Schulden gehören hier, jemand anderes endet diese Drecksbeidl-Geschichte von dem Dreckgeschitte und eingeknittet, da knittet es dich ein in Tod und Verderbnis strickt dich letztlich endlich muss und ich kann dir sagen, warum ich so gelassen bin und hier herumspiel in und durch und mit dem Beideltumme mich nicht fürcht und mich auch nie fürchten werde. So fürchtest beinahe nicht aufgrund von Ahnen. Meine Oma strickt zurück. Meine Oma fickt zurück. Meine Oma fickt dich so zurück und reißt dir den ganzen Geschlechtsapparat heraus dabei, du Ei, und läuft damit eine Ehrenrunde nackt ums Haus. Meine Oma reißt jeden Tag einen Apparat aus und kommt auf einen geilst geilen und sehr gerechten Schnitt im Herausreißen der Beidl aus den Beidln, einen Durchschnitt wie echten Großschnitt im Jahr. Jede Oma in Österreich reißt jeden Tag einen Geschlechtsapparat aus dem Paddeln um Österreich und schauen wir da mal, was die Rechnung ist. Bei dem Altersschnitt in diesem veralteten Österreich und bei der Konsequenz der Oma und jeder Oma spricht deren neugeiler Souveränität, ergo dem Geschlechtsapparate ansammeln und dessen Reißung hin und seiner ehrlichen Auslöschung zu und mit und auf das Beidl um Österreich und durch dies allein, ja da, siehe, es ist das Beidl-Umkehrungsgesetz und da steht schon so eingeschrieben in der Beidl-Bibel von Österreich im Beidelkanzleramt drin und sie beten die an, ohne zu wissen, was da überhaupt drin steht. So, es geht noch weiter. Das könnt ihr selber lesen. Applaus Ein würdiger Abschluss. Vielen Dank den drei Damen auf der Bühne, Lydia Haider, Gertraud Klehm und Magdalena Stammler. Ich hoffe, Sie haben das genauso genossen wie ich. Hinten ist der Büchertisch mit diesen beiden Büchern und anderen Werken der Autorinnen. Die Autorinnen sind gerne bereit zu signieren. Wenn Ihnen vor allem die letzte Lesung, das Performative, gefallen hat und Sie sowas mögen, dann kommen Sie doch am Dienstag wieder, wenn Christian Steinbacher sein neues Buch präsentiert, Hoch die Ärmel, Gedichte und Schritte, das im Janin Verlag erschienen ist. Ich würde mich freuen und ich wünsche Ihnen noch einen schönen Abend. Vielen Dank.