Könnten Sie uns kurz den Gehörlosenverband Oberösterreich vorstellen? Also der Gehörlosenverband Oberösterreich ist die Interessensvertretung in Oberösterreich für gehörlose Menschen. Und wir haben verschiedene Bereiche. Wir bieten Gebärdensprachkurse für hörende Personen an. Wir sind Rechtsträger der Gebärdensprachdolmetschausbildung. Wir haben Projekte für taubblinde und hör-sehbeeinträchtigte Personen, für Kinder, für Senioren und haben auch verschiedene Projekte, in denen wir tätig sind. Und dann haben wir natürlich auf politischer Ebene die Interessensvertretung. Da kümmern wir uns um Barrieren für hör-beeinträchtigte Menschen und schauen, wie man diese Barrieren abbauen kann. Weil Sie Barrieren angesprochen haben, welche Barrieren gibt es denn? Und das wird wahrscheinlich auch unterschiedlich sein, ob man jetzt Kinder, Jugendliche, ob man berufstätig ist, ob man schon eine ältere Person ist. Ja, also eine Barriere betrifft alle von der Geburt eigentlich bis ins hohe Alter hinaus. Das heißt die Gebärdensprache. Es geht darum, Babys Gebärdensprache schon anzubieten in der Schule, ein gebärdensprachkompetentes Lehrpersonal zu haben. Dann natürlich in der Arbeitswelt die Kommunikationsbarrieren zu überwinden, Dolmetschkosten müssen finanziert werden für Besprechungen und so weiter. Eine große Barriere ist zum Beispiel, dass ein zweiter Bildungsweg nicht bezahlt wird, also die Dolmetschkosten werden nicht finanziert, wenn schon ein Beruf erlernt wurde und das ist ein klarer Nachteil für uns, weil hörenden Personen ist es möglich, ihren Beruf zu ändern und eine zweite Ausbildung zu machen. Dann Personen ab 65, also Senioren, Seniorinnen, müssen auch gefördert werden, auch da müssen Dolmetschkosten übernommen werden, das wird von der Landesregierung übernommen, aber da gibt es einfach zum Teil noch nicht einheitliche Regelungen und zum Teil zu wenig Dolmetscher, Dolmetscherinnen. Oft braucht man für Kurse aber auch fünf gehörlose Personen, damit ein Dolmetscher finanziert wird. Das findet man auch nicht immer und dann ist ein Kursteilnahme nicht möglich. Und dann gibt es die Gruppe der taubblinden, höher sehbeeinträchtigten Menschen. Auch da muss man genau hinschauen, was die für Bedürfnisse haben. Wovon hängt es denn ab, wie viele Dolmetschstunden man zur Verfügung bekommt? Also es gibt zwei große Bereiche, den Privatbereich und den Arbeitsbereich. Also wenn man in einer Firma angestellt ist, dann ist das Sozialministerium Service zuständig und die übernehmen für den Arbeitsbereich die Dolmetschkosten. Das Land Oberösterreich ist für den Privatbereich zuständig, für Taufen, für Hochzeiten, Banktermine etc. Aber manchmal werden auch Dolmetschkosten abgelehnt, da weiß man dann nicht immer warum. Man kann nicht sagen, wie viel Budget es gibt insgesamt. Wir haben in Oberösterreich aber das Glück, dass es eigentlich unlimitiert ist. Wenn man nicht weiß, warum es abgelehnt wurde, hat man dann rechtliche Möglichkeiten, das einzufordern? Nein, es gibt leider keinen Rechtsanspruch. Das ist schwierig. Das heißt, wir haben das Chancengleichheitsgesetz, das Behinderteneinstellungsgesetz und da hat man dann manchmal einen Anspruch darauf, aber es kann abgelehnt werden. Das Gesetz ist die Grundlage für die Finanzierung der Dolmetschkosten. Es gibt den Vorteil, der Gehörlosenverband hat auch eine Dolmetsch-Vermittlungszentrale angeschlossen. Das heißt, diese Vermittlungszentrale kann auch zum Beispiel genau informieren, was bezahlt worden ist, was abgelehnt worden ist. Das heißt, wir können da Fälle sammeln und das wieder mit den Kostenträgern besprechen und schauen, wie kann man für Ablehnungen dann eine Lösung finden. Wie gestaltet sich denn der Alltag für die Personen, die Sie jetzt kennen, auch aus dem Verband? Wie kommuniziert man, wenn man jetzt von Personen umgeben ist, die die Gebärdensprache nicht können? können? Ja, das Alltagsleben, also gehörlose Personen, wir haben technische Hilfsmittel wie zum Beispiel einen Blinkwecker, dass wir so unseren Alltag gut bewältigen können. Dann in der Arbeitswelt gibt es natürlich manchmal Kollegen, die irgendwie einen Gebärdensprachkurs gemacht haben und zumindest die Basics können, damit man ein bisschen Smalltalk führen kann. Ansonsten läuft viel überschriftliche Kommunikation. Jetzt sind wir natürlich froh über die Technik, wie zum Beispiel Smartphones, wo man was aufsprechen oder reinschreiben kann und so kommunizieren kann. Wir bemühen uns auch immer wieder, dass wir schauen, dass der Dolmetschpool größer wird, dass es halt mehr Dolmetscher gibt, die dann übersetzen können. Im Fernsehen ist leider noch nicht alles untertitelt, aber immer mehr. Aber Dolmetscheinblendungen gibt es noch recht wenig leider. Welche Möglichkeiten gibt es jetzt für Kinder, die Sprache zu lernen? Wie sieht es da in den Schulen aus? Kinder die Sprache zu lernen. Wie sieht es da in den Schulen aus? In Oberösterreich, da kann ich jetzt dafür sprechen, da gibt es die Gehörlosen-Schule in der Kapuzinerstraße, die Michael-Reiter-Landesschule und das ist eine Schwerpunktschule für gehörlose und hörbeeinträchtigte Kinder. Da gibt es auch gebärdensprachkompetentes Lehrpersonal. Und da arbeiten wir auch vom Gehörlosenverband sehr stark mit dem Lehrkörper zusammen und geben auch immer wieder Hintergrundwissen zur Gehörlosigkeit und Methodik, wie man unterrichten kann. Gehen in die Schule auch hörende Kinder? Also ist das quasi inklusiv? Ja genau, da gibt es auch umgekehrte Integration, Inklusion. Also die Inklusion wäre dann gegeben, wenn die Kinder wirklich voller Gebärdensprache kommen und alle in Gebärdensprache kommunizieren können. Das heißt, das braucht wirklich sehr hochkompetentes Lehrpersonal. Sie haben hier heute einen Informationsstand am Hauptplatz. Was ist denn Ihr Anliegen an diesem Tag? Also heute ist der Tag der Gebärdensprachen. Das ist der 23. September. Das feiern wir jedes Jahr. Und das ist gekommen durch den Weltkongress 1951. Und seitdem feiern wir diesen Tag und wir wollen einfach das ein bisschen sichtbar machen. Unsere Behinderung ist unsichtbar im Vergleich zu Körperbeeinträchtigten oder blinden Personen, die man schneller identifiziert. Und wir möchten zeigen, was bedeutet es, gehörlos zu sein, was bedeutet Gebärdensprache. Also hier können sich Interessenten, Interessentinnen einfach Informationen holen. Und es geht uns auch natürlich um ein bisschen Medienarbeit, dass die hörende Gesellschaft einfach über das Thema informiert wird. die hörende Gesellschaft einfach über das Thema informiert wird. Sie sind ja ein Verband und ich sehe da auf diesem Plakat, es gibt ja einige Vereine, die da Teil dieses Verbands sind. Und da steht oft dabei Kultur und Sport. Das heißt, gibt es auch viele Freizeitangebote innerhalb dieser Vereine? Ja genau, also wir haben sechs Mitgliedsvereine hier im Gehörlosenverband Oberösterreich. In Linz, im Mühlviertel, im Innviertel, im Salzkammergut und in Steyr. Und in Linz gibt es zwei, darum sind es sechs. Und da gibt es eben den Gehörlosen Sportclub und die Gebärdensprachgemeinschaft und da schauen wir, dass wir die Freizeitangebote machen, wie Wandern, Stehschuhwandern. Das ist der Grund, warum es diese Vereine gibt, damit eben gehörlose Menschen nicht isoliert zu Hause sind, sondern einen Treffpunkt haben, einen sozialen Austausch finden, einen Raum für sich haben. Und es ist schwierig zum Beispiel in einem Pensionistenclub oder in einem Pensionistenverband als einziger Gehörloser einzutreten. Drum ist der Verein einfach ein wichtiger Treffpunkt. Und da geht es um kulturelle Veranstaltungen, um unsere Gehörlosenkultur, um Bildungsthemen, um Recht. Das ist einfach wichtig, dass man sich da treffen und austauschen kann. Wenn man sich jetzt für Gebärdensprache interessiert, das lernen möchte oder auch lernen muss, weil man auch Angehörige hat, wohin kann man sich denn da wenden? Das Hans-Alm-Gehörlosenverband, richtig. Wir haben ein Bildungszentrum der Gebärdensprachgemeinschaft bei uns und da gibt es Gebärdensprachkursangebote in verschiedenen Sprachniveaus. Es gibt Kurs für alle oder Intensivkurse. Man kann uns auch wirklich beauftragen als Gruppe, als Firma und dann kommen wir auch vor Ort. Also das ist das Angebot für hörende Personen bei uns. Vielen Dank! Gerne!