Guten Abend im Stifterhaus, meine sehr geehrten Damen und Herren. Mit großen Schritten nähern wir uns dem Erreichen der ersten 100 Grundbücher der österreichischen Literatur seit 1945. Heute stellen wir das bereits 99. Grundbuch vor. Das Stifterhaus wird im Herbst noch zwei Termine dieser Reihe abhalten. Einer davon ist ein Nachholtermin für eine Veranstaltung, die während der Corona-Pandemie abgesagt werden musste. Und ich freue mich, dass das Stifterhaus dann auch wirklich alle 100 Bücher hier vorgestellt hat. Heute soll es um ein oberösterreichisches Gesamtkunstwerk gehen. Anders lässt sich dieser Mensch wohl nicht fassen. Ein Autor, ein Künstler, der Zeit seines Lebens niemanden kalt ließ, der niemandem egal war und der genau damit die wohl elementarste künstlerische Eigenschaft von allen verkörperte, nämlich etwas, ein Gefühl, eine Regung, eine Emotion in seinen Mitmenschen auszulösen. Die Rede ist von Walter Pieler, dessen Nachlass sich im Stifterhaus befindet und der hier betreut wird. Das Buch, das für die vom Stifterhaus der alten Schmiede Wien und dem Literaturs Graz gemeinschaftlich betriebenen Reihe Grundbücher der österreichischen Literatur seit 1945 aufgenommen worden ist, ist der erste Teil von Walter Pielers Lebensseebänden. Er trägt den Untertitel eines skurriale Entwicklungsromanesk. Walter Pieler präsentierte dieses Buch, dieses 1996 im Ritter Verlag erschienene Werk am 13. März 1997 hier im Stifterhaus. Schon der Untertitel des ersten Lebenssebandes, eine skurriale Entwicklungsromanesk, offenbart das dialektalsprachspielerische, das avantgardistische und offene Element in Walter Pilers Literatur. Schon die titelgebenden Metaphern seines, wie Pilar formulierte, autoautopsischen Biografö-Werks, das ist wirklich schwierig, soll die Germanistin Nicole Streitler, Kastberger seien, Zitat, ein Sammelsurium des Skurrilen, des Skurrealen. Das mundartliche Graffe-Werk meint die Ansammlung von wertlosen Resten. Es ist der Versuch, eine fragmentarisch bruchstückhafte Autobiografie als hybriden Textkörper zu schreiben. Zitat Ende. Den heutigen Versuch einer Annäherung an diesen pilarschen Textkörper unternehmen Ludwig Roman Fleischer und Florian Neuner, die ich beide ganz herzlich im Stifterhaus begrüßen darf. Danke fürs Kommen. Bevor ich zu den biografischen Anmerkungen zu unseren heutigen Gästen komme, möchte ich die Ehefrau des Leiter 2018, Frau Unfalten Pieler ganz herzlich im Stifterhaus begrüßen. Es freut uns, dass sie heute hier ist und mit uns diesen Abend teilt. Herzlich willkommen, Gerti Pieler. Danke fürs Kommen. vorgetragenen ludwig roman fleischer wird den part der kommentierten lesung übernehmen er wurde 1952 in wien geboren und studierte eben dort anglistik und philosophie kurt neumann von der alten schmiede in wien hatte ihn für die lesung der piler texte vorgeschlagen wenn man einen blick auf seine publikationen wirft wird auch klar warum seit 1990 erscheint jedes jahr ein roman von ludwig roman fleischer seit vielen Jahren im Sisyphus Verlag. Dabei spielt der Dialekt als Zeichen von Provenienz, Direktheit und Authentizität eine wichtige Rolle. Ein Zitat aus dem zweiten Band von Werner Geschicht und Werner Geschichteln erschienen 2022 und bezieht sich auf das Ende der Demokratie unter Dollfuß. Ich hoffe, ich kann das jetzt vorlesen. und bezieht sich auf das Ende der Demokratie unter Tollfuß. Ich hoffe, ich kann das jetzt vorlesen. Manche Leute, die haben wahrscheinlich auch heute noch hochleben lassen. Die sind die, was allweil die EU und das Parlament mitschkeln und sagen, dass es starke Männer herkommt. Leider ist es mit den starken Männern auch so, dass sie immer recht haben müssen und keinen Widerspruch nicht tun. die starken Männer auch so, dass sie immer Recht haben müssen und keinen Widerspruch nicht tun. Freilich geht dann schneller was weiter, wie in der viel komplizierteren Demokratie, wo die Leute halt gleichberechtigt miteinander reden müssen. Zitat Ende. Zufrieden? Halbwegs. Für das heutige Referat, das mit Bild- und Tonbeiträgen versehen sein wird, zeichnet Florian Neuner verantwortlich. Für viele unserer Besucherinnen und Besucher ist er freilich kein Unbekannter. Der 1972 in Wels geborene Autor, Verleger und Publizist, studierte Germanistik und Philosophie in Salzburg, Wien, Frankfurt am Main und Berlin und wurde für sein der Avantgarde zuzurechnendes Schaffen mehrfach mit Preisen bedacht. Zuletzt 2022 mit dem Outstanding Artist Award für Literatur der Republik Österreich oder 2023 mit dem Essay-Preis Neue Texte im Rahmen der Heimatbecker-Preise, der ihm hier im Stifterhaus verliehen worden ist. Zu guter Letzt schulde ich Ihnen wie immer noch den Gesamtmoderator der Grundbücherei. Ganz herzlich darf ich auch ihn bei uns begrüßen. Schön, dass du wieder da bist, Klaus Kasperger. Der 1963 in Gmunden geborene Germanist und Literaturkritiker gilt vielen als die Stimme der österreichischen Literatur. Dafür nicht zuletzt verantwortlich ist seine Rolle als Juryvorsitzender beim Ingeborg-Bachmann-Preis und seine Leitungsfunktion im Literaturhaus Graz. Das war es von meiner Seite. Ich komme am Ende noch einmal und darf das Wort an Ludwig-Roman Fleischer übergeben. übergeben. Schönen guten Abend. Ich freue mich sehr, dass ich wieder einmal etwas im Stifterhaus zu tun bekomme. Das letzte Mal war es 2009 oder so. Ja, und ich habe auch einen Linz-Bezug, nämlich unser Sohn, meine Frau sitzt da hinten, ist mit einer Linzerin verheiratet und nach Linz ausgewandert. Und wir verdanken dieser wunderbaren Frau einen Enkel, einen echten Linzer Buben von derzeit 16 Monaten Lebensalter. Ja, zu Walter Pieler. Ich war vor mehr als vier Jahrzehnten Assistent an der Uni Wien, an der Alma Mater Rudolfiner und meine Kolleginnen und Kollegen erfanden damals zwei Kategorien der literarischen Sprache. Wir nannten sie Linguar I und Linguar II, L1, L2 abgekürzt. L1, L2 abgekürzt und es war die L1, also quasi eine Sprache ohne, also gerade herausschreiben, ohne Schnörkel, ohne Wortschöpfungen, ohne Sprachspiele oder satirische Distanz zu sich selber. L2 hingegen war innovativ, lautmalerisch, wortspielreich, die Sprache und der Benutzung der Sprache infragestellend. der Sprache in Frage stellend. Natürlich verehrten wir L2er wie James Joyce oder William Faulkner. Für die L1er Hemingway oder Dickens blieb ein bisschen weniger Bewunderung übrig. Walter Pila hätten wir, hätten wir ihn gekannt, eindeutig in die Kategorie L2 eingeordnet und ihm eine gewisse Verwandtschaft mit Nestor, Kraus oder Gras zugesprochen oder Döblin. Künstler und Gesamtkunstwerk in einem Kunstwandwerker, Rauminstallateur, Sprach- und Klang-Experimentator, Erfinder des Skurrealismus. Er hat das Mundwerk des Lehrers gelernt, so wie ich auch, und das von 1973 bis 76, glaube ich, auch ausgeübt. Als 20-Jähriger begann er mit künstlerischen Performances. Die meiste Zeit wohnte der Geborene eben sehr und dann in Linz gestorbene, abgesehen von zwei Salzburger Jahren in Oberösterreichs Landeshauptstadt. Aber sein primäres künstlerisches Einsatzgebiet blieb stets das Salzkammergut. 1996 kam, wie gesagt, am Ritterverlag der erste Teil der Tetralogie heraus, Untertitel eines kurialen Entwicklungsromaneskes, die der Autor auch als autoautopsisches Biografeerk bezeichnete. Der Band umspannt Pilas Lebensabschnitt vom Kindesalter bis zur Reifung. Der intellektuellen Matura in Bad Ischl und der sexuellen mit Hilfe einer kroatischen Strandprostituierten im Zuge der Matura-Reise nach Abazia Obatia. Betulichkeit, Angepastheit und katholische Gebrauchsmoral dominieren die Kindes- und Jugendumwelt. Schulkinder werden mit strenger Belehrung Drohungen und Watschen erzogen. Dies mag im besten Fall Aufmüpfigkeit und Streichneigung, aber vielleicht auch sprachliche Virtuosität bewirken. Pilaras Schilderung der eigenen Geburt ist ein Gusto Stückchen einer Symbiose von Hochdeutsch und Regionaldialekt. Ein haariger Klumpen als ein Blut- und Fruchtwasserglitschiger Kopf, Schulterarm, Rumpfzipferl, Haxenkörper ist dem Unterleib der Ehefrau HP, geborene B, unter Mithilfe der Hebamme Josefa Semmel erblickte am 1. August 1948 um 0.30 Uhr elektrisches Licht der Welt und nur die Nachgeburt. Gewaschen, liegend, strampelnd auf weißem Borchert, auf geschwind frisch überzogenen Ehebettmatratzen im Wohnzimmer des vierjährigen Ehepaars, wohnhaft im ersten Stock des zweistöckigen Hauses mit Dachboden und Keller, Bahnhofstraße 2, während die letzten an der 100-Jahr-Feier der Salinenmusikkapelle Ebensee mitwirkenden Musikanten, Feuerwerker, Zuhörer und Schauer summend oder singend, grölend oder stumm die spärlich erhellte laue Augustnacht durchatmeten. laue Augustnacht durchatmeten. Orale, anale und genitale Phasen durchlebte ich unter Hauptaufsicht meiner Urgroßmutter, Jahre ohne Bewusstsein, aber sicher mit Malzkaffee, entweder aus Pfarrer Kneipps altem Frauengesicht von Linde oder Frank Katreiner oder erwartungsvoll auf Plastik-Spielzeug aus der weißen Packung mit dem roten Tupfer auf dem I-Titze-Gold. Trotz häufiger Schimpfungen entdeckte ich Drecklutschereien, Scheißschmiragen und Erektionen bis zur letzten in die blöde kurze Lederhosenbrutzerei mit acht Jahren und nur dazu in der depperten langen Strumpfhose. und nur dazu in der depperten, langen Strumpfhose. Es folgen dann die Knaben-Volksschulzeit und das Realgymnastikum in Ischl. Und da hat er sich einige Namen gemerkt, der Walter Pieler, die sind einfach wert, vorgelesen zu werden. Der Burheger Dauny, Marc Kurt, der Hipfel Gerhard, vorgelesen zu werden. Hurf, Noge, Fredi, der reiche Hurwer und Neibacher Fritz, der Auer, Felix, Besendorfer, Walter, Eisenzopf, Christian, Gigi, Peter, Zug, Lade, Bad, Willi, Spitzer, Kohl und so weiter. Es folgen die, also da die Knabenfolge, und in zwei Gedichten beschreibt er die damaligen Erziehungsideale, Verbote als Vorboten. Zuerst die Kindheit. Da bleibst. Was tust denn da schon wieder? Was machst denn dort schon wieder? Was hast denn zuerst schon wieder? Was hast denn jetzt schon wieder? Was hast denn dort schon wieder? Was treibst denn da vorn schon wieder? Da her kommst, sag geh endlich her! Da komm her! Da darfst des aber auch nicht. Des dort lasst scho in Ruhe. Da vorn muss alles so bleiben. Ja bleibst jetzt einmal da. Von da steigst du aber sofort runter. Von dort auch. Jetzt geh endlich weg und bleib da. Pass lieber auf und schau drauf. Dann bist brav. Für die Pubertät bleib da oder verschwind. Wo gehst denn hin? Wo gehst denn jetzt? Lauf mir nicht davon. Geh, bleib doch da. Das kannst mir doch jetzt nicht antun. Geh weiter, drehe dich um. Was hast denn leicht zu weiß? Ach so, so ist es sowieso. Ach so? Dann reiß her und verschwimm, du depperts Kind. In der Pubertät können sich, kein Wunder, bei homogenen Organisationsstrukturen gewisse Gewissensbisse einstellen. Etwa im Zuge gleichgeschlechtlicher Befriedigungsbeziehungen im Umfeld reiner Knabenklassen. Dazu lesen wir im Lebenssee 1 unter Sitzen und Spritzen das Folgende. Bis heute durchreißt mich eine aus heutiger Sicht betrachtet merkwürdige Zwiespältigkeit, wenn vom Nachhilfelehrer Ingenieur B. und Bad Ischl die Rede ist. Denn dieser Nachhilfesteller war neben dem stilaugenbegnadeten Hauptschuldirektor Z. die von der Realgymnasialdirektion empfohlene und daher auch nicht billige Größe. Er hatte in der Villa Engleiten, eigentlich Schloss eines genialen Wasseringenieurs in der Nähe vom Kaiserjagdstand bild eine Parterre-Wohnung. Aber zum Behufe seiner Nachhilfetätigkeit benützte er entweder das altehrwürdige Weinhaus A, einmal durch Brandstiftung beinahe abgebrannt, oder leerstehende Klassenzimmer im verwinkelten Schulhaus, also der Starheimberg-Villa. Sein Gang wirkte knieweich knickend, oben hatte er schütteres Haar, exakterweise müsste man schreiben, es bewölbte ihn eine Glatze, die er mit einer Art Lappenhaube vor eventuellen Unbilden der Witterung schützte. Ob sommers, ob winters trug er einen korrekt grauen Anzug mit breit gebundener Krawatte und unübersehbar einen Ledergürtel, der unter dem offenen Rock seine schlotterigen Hosen um die Hüften hochhielt, sowie ausgelatschtes Schuhwerk. Ebenso unübersehbar war seine randlose Brille, heute würde man sagen intellektuellen Brille. In der Übergangszeit Frühjahr und Herbst trug er meist einen über den freien Arm gehängten Wintermantel. Von dieser Last beschwert wirkte daher sein Gang eher knietief schwingend und dabei einer unsichtbaren Zielgeraden folgend. Immerhin war er ja ganztägig von seiner Wohnung im Schloss Engleiten an der Traun entfernt, also weit weg unterwegs zu den verschiedenen öffentlichen bzw. halböffentlichen Heimstätten seines nachhilfenden Wirkens. Beim Erklären der Lösungswege von Integralrechnungen verwendete er einen Druckbleistift mit aufgesetztem Radiergummi. Er radierte zumindest in meinen Nachhilfestunden nicht selten über die rätselartig verkreuzten Wort- und Zahlenreihen. Nach dem Schlussergebnis war eine Art abschließendes Zuzeln und Aufspeicheln durch wiederholtes Zusammenzucken seiner Lippen hörbar. Meistens musste er während der Stunde aufs WC, weil er ja immer einen russischen oder früchtete neben sich stehen hatte. Einmal, es war nach dem Ende einer solchen Nachhilfestunde im Weinhaus A, musste ich schnell noch aufs Klo und benützte vorm Abmarsch zum Zug die entsprechenden Anlagen. Ich war mehr als fasziniert, als der Nachhilfelehrer mir aufs WC gefolgt war, ans zweite Urinoir herantrat und an seiner schlenkend weiten Hose nestelnd plötzlich ein erigiertes Glied hervorzog, wobei er schwer atmete. Verstört und gleichzeitig fasziniert ließ mich das Gesehene bzw. die Dazugehörig Gehörte so lange nicht los, bis es eine andere Form der Umsetzung erfuhr. Denn dem einmal aufmerksam gewordenen fallen natürlich im Weiteren alle möglichen Indizien auf bzw. Gerüchte zu. Und diese verdichteten sich zum Ausspruch, der B ist ein Wormer. Da meine Sozialisation durch homogene Organisationsstrukturen geprägt war, also Bubenvolksschule, Knabenhauptschule, wurde ich als Spätpubertant schon rot, wenn ich mit begehrten Mädchen sprach, beziehungsweise sprechen wollte. Mädchen sprach bzw. sprechen wollte. Dazu kam die Leibfeindlichkeit des Elternhauses. Auf einem Schüler-Skikurs in der sechsten Klasse Gymnasium kam dieses aufgestaute Bedürfnis im Sechsbettenlager zu atemanhaltendem Ausdruck bzw. Ausbruch. Der damals gefundene mitternächtliche Sexpartner begleitete mich in der Folge als eine Art körperlicher Schatten durch die kloverlegten Pausen oder zwischen seinen oder meinen Nachhilfestunden. Es war an einem sehr schönen Frühlingstag, als ich mein Sechs-Schatten mit mir verabredete, um einen anderen Mit- bzw. Nachhilfeschüler von Ingenieur B. bei ihrer wechselseitigen Nachhilfe von unter den Bänken liegend aus zu beobachten. Ungeachtet der offenen Fenster mit fallweisem Vorbeireiben von Fahrradreifen auf Schotter begann Ingenieur B. an seinen Nachbarbeinen zu streichen und allmählich wurden die Hosentürl gegenseitig geöffnet, was die beiden Beobachter dermaßen aufgeilte, dass auch sie unter den Bänken desgleichen herumwerkten bzw. willfuhren, indem sie sich gegenseitig unter den Holzbänken liegend ihre Hosenständer abtasteten, während der Nachhilfelehrer und sein Schüler bereits zu heftigeren Bewegungen übergegangen waren bzw. schon sehr massiv hechelten. Seltsamerweise alles bei offenem Fenster. Heute erscheint es mir als ein seltener Fall von Virtual Reality. Etwas später erfuhr ich, dass Ingenieur B. ein KZ-Häftling gewesen sein soll. Und so denke ich mir heute, sich vielleicht durch die für ihn sicher nicht reizlose Verführungstätigkeit an den katholisch-narzisstischen Kleinbürgersöhnen eine tägliche, saftige Abreibung derart organisiert hat, um sich dadurch ständig aufgegeilt von pubertären und durch Kulturpubertät verzögert adoleszierenden Menschen eine Art selbstbefriedigende Wiedergutmachung einzuräumen. Als ich ihm während meines Studiums in L, also in Linz, auf der Nibelungenbrücke begegnet bin, teilte er mir mit, dass er sich um einen Bibliothekarsposten an der dortigen Uni beworben habe. Und ich frug mich, was an den Warnungen der Erwachsenen dran war, dass durch häufiges Wichsen Hirnerweichung bzw. Rückenmarkschwund eintreten soll. An das weibliche Geschlecht auf eine sogenannte normale Weise heranzukommen, fällt auf der Basis der bis 1975 dauernden österreichischen Geschlechtertrennungsstrategie schwer, wie wir in dem Text Rauhe Zellheim hören. Früher setzte ich meine Texte zur Selbstdarstellung als Frauenbeeindruckung ein, zumal die Quelle dichterischer Einfälle mit ihren sprachlichen Fassungsversuchen als Überschuss an erotischen Gefühlen beschrieben wird, an Gefühlen, die ihr Ziel nicht erreichten, das ideale Du, und nun im Ich stecken, einem autistisch angehauchten Ich, welches bedingt durch steife Erziehungshaltungen aus sexual verneinender Religiosität vor dem Hintergrund provinziellen Kleinbürgertums stecken blieb. Ein schönes Steckenpferd mit Pegasus-Qualitäten. Ich versuchte, meine Lebenshindernisse durch ihre Beschreibung zu erkennen, um sie dann bewältigen zu können. Gelang je diese Selbsttherapie? bewältigen zu können. Gelang je diese Selbsttherapie? Jedenfalls gab es vor ihrer Beschreibung die Ohnmacht der reinen Wahrnehmung in bedenkenloser Fülle. Sie führte damals dazu, dass ich glaubte, in meinem pubertären Körperverlangen zu ersticken, so oft mir so eine Seegeliebte einen Fischschwanz vorgaukelte, der klitschig wie eine Sekunde zur See-Nixe ins Wasserschloss entschwand. Eine Nix. Nix war es wieder einmal. Dabei schoss es mir schon vorm Grüßen jeder Gleichaltrigen hochrot in den Kopf, in die falsche Bestimmung des Kopfes als Ersatzeiche. Ein steckengebliebenes Stiel oder Nudelaug, das zwar in der Hose pochte, aber nicht zu ihr kam. Also ein Eichelkopf, der nie mit einer Frau ging und dadurch nie das Begehrte erreichte. Und dann kommt es in Ebensee zu Hochwasser und die jungen Leute müssen dann Maschinen, Räten, Werkzeug aus den Werkstätten herausholen und so weiter. Und da gibt es natürlich auch eine Menge Begegnungen der folgenden Art. Warum war das Mittragen in das oberste Stockwerk, wo sich die dunklen Damlatenräume aneinander reihten, so begehrt gewesen. Wie ich beim Retten der Bohrmaschinen ins Trockene mitgeholfen hatte, hatte ich ein Kichern aus dem Ofenmagazin gehört, obwohl das Licht darin gar nicht gebrannt hatte. Das andere Mal hatten welche eine Budel überhastet abstellen müssen, weil die vordere gestolpert war, der durch den hinteren mitgerissen hatte, sodass er sich an ihrem Rock festhalten musste. Sofort rutschte er ihre Schenkel hinauf und schon rollten sie hastig auf, lachend über die rauen Bodenpfosten. Darüber gingen Bestimmte immer mit einer Bestimmten. Bodenpfosten. Darüber gingen Bestimmte immer mit einer Bestimmten. Jedes Mal staubte es zum Husten, wenn so einer mit einem herumliegenden Holzwollwinkel nach der Seinigen warf, die es ihm dann aber schon noch mal heimzahlen werde, bis sie vor Kudern darauf vergaß. Doch da kamen schon die Nächsten und mussten ihre Last hinter der hohen aufgetürmten Schachtelwand entladen. Die Kartonagen zitterten in allen Teilen, sobald die Körper und Köpfe dahinter verschwanden. Da keuchte es und raschelte von anreibendem Stoff oder klang hohl, wenn Ellbogen oder Knie dumpf am Karton aufschlugen. Ob zu zweit mit einem schweren Ofen oder allein mit einem Parknägel, alles ging bis zum Treppenansatz verzögert, denn das Warten im Wasser, die Wellen des Widerstands, die Stiefel schoben und holten jeden Bewegungsimpuls im Wasser nach, während man Schrauben, Mäher, Drähte, Kisten, ja die Regale selbst hochhob, dann mit Stiefeln oder Barfuß die steile Haupttreppe hinauf, über deren Stufenkanten eine hellbraune Tortenglasur niedersickerte, während man es im Rücken wie ein Grinsen der beiden lebensgroßen Gartenzwerge vom Blindboden spürte. Die Lehrmädchen trugen immer vorne, hinten meist ein Angestellter oder der Lehrbub, weil es hinten immer schwerer war und Mädchen und Frauen ja zarter sind. Manchmal mussten zwei unter das Dachgebälk auf den Tauchboden verschwinden, wo hinauf die angenagelten Pfosten der Holztreppe besonders breite Spalten führten. Noch beim Hinaufsteigen hatte ich versucht, einen Einblick ins Geile des voraussteigenden Lehrmädchens zu erhaschen, indem ich eine Packung Nägel fallen ließ. Aber der nachkommende Kommiss verjagte mich, weil ich ihm, also nur in Weg stünde, denn es komme ja schon die nächste Partie. Und dann, nach der Entsorgung bzw. Rettung der Maschineninen gibt es ein gemeinsames Essen, auch von Jung und Alt. Da saß ich also mittens um einen sitzamen Tisch, scheinbar wohlbehütet von den großmütterlichen Schindeln am Tauch. Der Runde feierte die Mädchen und Frauen der rastenden Runde über stubenreine Witze an, bis in die Anspielungen, mit denen die Älteste der Angestellten zeigte, dass sie im Bilde darüber sei, bei wem sie aller Lieberleiden mit diesem oder jenem Kommiss oder Lehrbuch vermutete. Wie sie darüber kuderten, fiel mir der Teelöffel, aus Absicht oder unabsichtlich, ist ja jetzt wurscht, aus der Hand. Ich ließ mich am kühlen Tischtuch entlang zu Boden, kroch unter den Tisch, wo die nackten Füße mich nur so ansprangen. Die Spalten zwischen ihren fleischigen Zähnen, die Zähnnägel, auch wenn keine rotlackierten dabei waren, Sehnen und Fesseln, die in behaarte Waden übergingen, ein Wadenwald aus lauter Noggeten, wodurch der Körper sofort den Sünder entfachte. was lauter nockerten, wodurch der Körper sofort den Sünder entfachte. Bei einer, die schlanke Zehen mit Enden wie die Tüpfeln von Froschbratseln hatte, suchte ich den gefallenen Löffel ganz nah an den gerippten Fußballsohlen, schlüpfelte es meiner Seele nach vorbei, geil wie ein Tier, ein gieriger Hund. Oh wey, jetzt ist er mir nur mal ausgekommen. Ja, das ist überhaupt jemand. Der Löffel fiel noch einmal ganz nahe zwischen die Fußsohlen, Waren und Knie, bis zum kaum sichtbaren Dreieck aus weißer Unterwäsche, dem Schimmer der Schamhaare darunter, der gekreuselten daraus hervor, oder sehe ich es nur jetzt so, aber der Zustand, das Standbild innerlich zustehender Bilder. Bevor ich auftauchte, musste ich mich doch sammeln. Ja, nicht stottern, stammeln. Und murmelte etwas wie endlich haben wieder aus der unterirdischen Tischtuchhöhle. In der schnüffelnden Nase blühte ein vermeintliches oder reales Duftgemisch aus verschiedenen Bloßfüßen, Nassen, Kitteln und Kombination, Flecker und Teppich, Reibbesen, Bürste und Schmierseife und diese Gummiunterlagen, die aber nicht dabei lagen. Dann enttauchte ich endgültig der dunklen Zone beharrter Badeln zwischen harten Tischbeinen. Den aufgegriffenen Löffelstiel in der Hand, das in der Hose unterdrückte damals mein Willensaufwand, um die Folgen als heutigen Zustand zu bewirken. Die Trennung von animalischer Empfindung durch den Schnitt des Willens, der die körperlichen Reaktionen unterdrückt. Letzten Endes gelingt der Verlust der unreinen Jungfräulichkeit mit professioneller Hilfe in Obatia, vormals St. Jakobi und Abazia. Das Erlebnis mit einer erfahrenen Älteren. Erfahren im doppelten Sinn. Sie als professionelle Sexualistin, ich als sogenannter Reifer, besser Reifengetriebener, der sich den spürbaren Beweis seiner Reife nach der Matura bis nach Istrien erfahren musste. Also das Erlebnis mit einer erfahrenen Älteren setzte erst nach zwei Tagen ein, nachdem ein Schulkollege und ich die jugoslawische Grenze hinter Triest auf einer zweisamen Maturareise mit dem Motorroller überfahren hatten, um in Obatia selbstständig ein paar schöne Tage an der Traube der Adria zu verbringen. Ein hochbepackt rollendes Maultier mit zwei Köpfen durchheulten wir Istrien, das karstige Tschitschenland, Tschitschenia, unter gewitterträchtigen Regensäcken nur wenig bebuscht, also kein Unterstand, nur dann und wann eine hingestreute menschenleere Ortschaft mit wechselnden slavischen Endsilden, Wulje, Nik, Ija, Glav oder Tav etc. Wollie, Nick, Ia, Glav oder Tav etc., worin der eine oder andere halboffere Steinbau wie ein Beisel ohne Beschiederung wirkte. Schon am nächsten Abend schlenderte ich dem restlichen, also ganzen Strich, Weite und Sehnsucht zu. Das heißt, ich ging endlich alleine aus und traf prompt nach einer oleanderbebuschten Kurve eine blonde, ruchgeschminkte Schöne, die mich unverblümt mit Du Fiki Fiki zu einer Strandpartie einlud. Von den offenen Restaurants entlang der Strandpromenade dufteten Fischspeisen, leise Musik kam aus den erleuchteten Panoramafenstern, zwischen Agaventöpfen f für die eine breite stufenlandschaft unter stechpalmen zu pressen und tuyen zu einem strandbad nervös und verdattert dachte ich balkongitter halten welch weit ist mehr der kopf was scheißt er ewig philosophieren und wie horst der irgendwer sehnsucht ist wie mehr durch der dings und Taus. Dass das Meer im Mondlicht glänzte, sah ich damals vor Fickerigkeit nicht, denn sie hatte bereits ihre Stöckelschuhe ausgezogen und ging nackten Fußes durch den groben Sand. Ich humpelte mit sandvollen Sandalen neben mir her, bis vor zwei Balkonreihen aus Fertigteilen, wo sie meine Hand ergriff und mit der anderen nach einer Kabine wies ins untere Stockwerk. Über den Betonboden führte sie mich ein. Nein, zuerst schloss sie die Tür, ließ ihr weiches Handvoll Brust aus der aufgeknöpfelten Bluse und führte meine Hand, griff gleich weiter, wie ich mich versteifte, zog sie einen Gummi aus ihrer Handtasche. Später, als der voll war, hörte ich Stimmen und horchte, als schritte meine Nervosität wieder auf, rissen meine Angst vor dem ungeheuren Kommunismus und wirklich stand im Gang ein Kassier mit Proletariermütze. Wie war das dann mit der Bezahlung? Präservativ extra? Wie war das dann mit der Bezahlung? Präservativ extra? Auf jeden Fall, weil sie verschwunden wie eine Nixe. Walter Pieler ist ein virtuoser Sprachkünstler, für den Fremdsprachen, die eigene so geheißene Hochsprache und der Dialekt nicht gegeneinander abgrenzbar sind. Auch gibt es keine ernstzunehmenden Gebrauchsgesetze. Dies bedeutet für Autorinnen und Autoren das wohl Wichtigste in ihrem Schaffen, sprachliche Freiheit. Dass diese Freiheit auch Tücken hat, ist Pilar durchaus bewusst. Was waren das für Worte, deren Tonfall und Abfolge, gedeckt von sensationellen Sachverhalten, alle zum Aufspringen stimulierte, während ich wieder nur schöne Worte und jetzt auch wieder diese beschreibenden Worte im Grunde hat sich nichts geändert. Ich bin und bleibe ein Satzsucher, Wortglauber, der mit diesem Material, welches er einem normalen, kommunikativen Leben auf eine Außenseiterinsel entzieht, Stimmungsbilder mit wendbaren Worten hervorzaubern will. Stimmungsdichten. Lebenssee 1 thematisiert neben der sexuellen Entwicklung des Autos auch die sprachliche natürlich. Walter Pilers Textierungen regen zu eigenen Sprachspielreihen an. Der burschenschaftliche Linzer Oberfreiheitlich heißt Rammel und ist Populist. Der Walter Pila hätte vielleicht den Rammel einen Populisten. Der Walter Piller hätte vielleicht den Rahmen einen Populisten genannt. Danke für die Aufmerksamkeit. Applaus Ja, guten Abend. Sie sehen das Buch, um das es heute geht. Sie sehen das Buch, um das es heute geht. Eigentlich ist es aber nicht möglich, den ersten Band von Walter Pilers Lebensseetetralogie, diese erste Welle, wie er es nennt, separat und unter Absehung von den drei Folgebänden zu behandeln. Zwar könnte man sich theoretisch in die Lage der Leser versetzen, die diskurreale Entwicklungsromanesk nach ihrem Erscheinen 1996 rezipierten und damals die zweite bis vierte Welle natürlich noch nicht kennen konnten, am Ende des Bandes freilich darüber informiert wurden, dass der zweite Band mit dem Untertitel Gerade Regenbögen bereits in Vorbereitung sei. Tatsächlich erschienen ist er dann erst 2002, also sechs Jahre später. Nach einer noch längeren Pause folgte 2015 die dritte Welle Wandelalter und 2018 schließlich der vierte Band Wandelaltar. Pilar hat in dem guten Vierteljahrhundert, in dem er an seinem Hauptwerk arbeitete, nicht etwa ein von Beginn an klar skizziertes Programm aus- und abgearbeitet und hätte also Ende der 1990er Jahre kaum sagen können, wie der vierte Band aufgebaut sein würde. Die Lebensseetetralogie war, während Walter Pieler sie schrieb, wesentlichen Veränderungen unterworfen, die nicht weniger als ihre gesamte Konzeption betrafen. Am Schluss der vierten Welle, und hier komme ich selbst als teilnehmender Beobachter ins Spiel, ist ein Gespräch abgedruckt, das ich im Januar 2014 mit Walter Pieler führte, als Werkstattgespräch für die Zeitschrift Idiome, Hefte für neue Prosa, die ich gemeinsam mit Ralf Klever herausgebe. Es ist offenbar eine Eigenschaft des Lebenssees, dass er sich alles Mögliche einverleibte, das in ihn hineingezogen werden konnte, wer sich an seinem Ufer aufhielt. Ich werde bei meinem Versuch, die Poetik der Unternehmung Lebenssee zu skizzieren, hauptsächlich auf Beispiele aus der ersten Welle zurückgreifen. Ohne Blicke auf die anderen Bände werde ich aber nicht auskommen. Ohne Blicke auf die anderen Bände werde ich aber nicht auskommen. In dem erwähnten Gespräch sagt Pila, ich bin inzwischen davon abgekommen, die Kapitel nach der Zeit ihrer Entstehung anzuordnen. Ich möchte eine Art Wandelaltar machen, das heißt eine Art Retabel, innerhalb dessen Struktur Texte einbaubar und organisierbar sind. Ein Altar hat ja den Vorteil, dass man die unterschiedlichsten Darstellungen unterbringen kann. Der Betrachter oder Lesende steht wie vor dem Altar und hat das alles gleichzeitig vor sich. Das bedeutet eine Verräumlichung der Textstruktur und ein Aufbrechen der Linearität. Wer vor einem Altar steht, hat eine Gleichzeitigkeit von Aspekten vor sich. Dabei hatte der erste Band noch leidlich chronologisch begonnen. Der zu einer Entwicklungsromanesk verzerrte Entwicklungsroman beginnt zwar nicht mit der Geburt des Autors, wir haben sie ja gehört, die folgt erst auf Seite 58, sondern mit dem Brief an einen Lehrer im nachwirkenden Schnapsrausch, deckt dann aber Kindheit und Schulzeit ab. Die Studienzeit ist Thema der zweiten Welle. Vor der Publikation der ersten Welle war Pieler mit kleinen Formen Gedichten, aber auch mit bildkünstlerischen Arbeiten hervorgetreten. In Lebenssee 1 heißt es, jetzt ist die Zeit gekommen, dass mir die wortbezogene Form des Gedichts nicht mehr ausreicht, um all das Wahrgenommene in seinen vielen Schichten darzustellen. Außerdem geht mir das unmittelbar Aufleuchtende von früher ab, der Gehirnorgasmus aus einer energetisch aufgeladenen Wirklichkeit. Ermuntert von seinem damaligen Verleger Werner Herbst, beginnt Pieler über größere Formen nachzudenken. Gleichzeitig ist klar, dass Herbst mit seiner Edition ein solches Projekt nicht würde stemmen können. Über den frühen Pieler und dessen in der Wiener Herbstpresse erschienenen Gedichtbände Klupperln und Düsenjäger, Jederland und An sanften Samstagen schreibt Gerhard Jaschke, dass hier ein ganz und gar ernsthafter Wortbearbeiter am Werke ist, der über das rein formal Experimentelle weit hinaus gelangen möchte, wahrlich auf dem Weg zu einer gänzlich neuen Art von realistischer Literatur, die aus vielen Denkanälen und Wirklichkeitsmustern gespeist wird, soweit Gerhard Jaschke. Das heißt auch, das formal Experimentelle ist Pilas Ausgangspunkt. Im Werkstattgespräch sprach Pilar 2014 davon, zunächst an einen konventionellen Roman gedacht zu haben und nennt in diesem Zusammenhang überraschend Paula Grockers Grimmingtor aus dem Jahr 1926. Zitat, ich hatte ursprünglich auch die Intention, so einen Roman zu schreiben, aber das ist mir nicht gelungen. Mein Roman ist in fragmentierter Form entstanden, das heißt, ich habe zunächst eine Perspektive eingenommen, dann aber haben sich völlig andere Sichtweisen ergeben. Dieses Nicht-Gelingen allerdings muss in einem größeren Zusammenhang gesehen werden, der über das individuelle Scheitern weit hinaus weist. Pilas klassisches Erzählanliegen, eine intellektuelle Autobiografie zu schreiben, einer Generationserfahrung in einem lokalen Kontext Ausdruck zu verleihen, führt den ernsthaften Wortbearbeiter mit der Betonung auf ernsthaft in eine aporetische Situation. Konventionelle Formen wie der Entwicklungshuman stehen nach den Avangarden und Neo-Avangarden des 20. Jahrhunderts nicht mehr zur Verfügung, wenn ein Autor seinen Standpunkt reflektiert und sich nicht ästhetisch anspruchslos und eben nicht ernsthaft in die auf allen Kanälen dominierende, gehobene Unterhaltungsliteratur und eine simple Form von Romanästhetik, die längst weit hinter diese Diskurse des 19. Jahrhunderts zurückgefallen ist, einordnen und interpersonal interaktionistischen Fiktionen, so der Begriff von Jürgen Link, schreiben will, also eine Abfolge von Kollisionen und Kopulationen, wie wir sie aus jeder Fernsehserie kennen und gegen welche die moderne Kunst und Literatur doch ihre ganze kulturrevolutionäre Energie aufgeboten hatte. Leicht vorstellbar, dass ein schlechterer und weniger reflektierter Autor einen dieser öden, mehrere Generationen umspannenden Familienromane geschrieben hätte, angesiedelt diesmal in Ebensee. Die Literaturkritik hätte diesen Roman vermutlich wichtig gefunden, weil das Ebensee-Außenlager des Konzentrationslagers Mauthausen sicherlich auch irgendwie vorgekommen wäre. Pila hingegen sieht sich in der Lage, ein Erzählanliegen zu haben, aber nicht mehr erzählen zu können. die fragmentierte Form, das aufgebrochene Werk, kollidiert bzw. steht in einem permanenten Spannungsverhältnis mit dem Anspruch auf Seinstotalität, so der Begriff von Hermann Bruch, den Pieler gerne zitierte. Darum sieht es auch bei mir im Atelier so aus. Etwas vom großen Ganzen kann nur noch in einem Mosaik von Fragmenten aufscheinen. Die erwähnte Aporie möchte ich in einen größeren literar-historischen Zusammenhang stellen in die Geschichte der literarischen Moderne. In Untergang und Übergang der epischen Kunstform bezeichnete Erich Kahler 1953 als hervorstechendstes Merkmal der neuen Epik die Entwertung dessen, was die Amerikaner Fiction nennen, der erfundenen individuellen Geschichte des Romans im eigentlichen Sinne. Wenn man, so Kala weiter, wie es die Amerikaner tun, die Epik schlechthin mit Fiction gleichsetzt, dann würde das bedeuten, dass die Epik, soweit sie wesentlich und künstlerisch ist, überhaupt zu Ende geht. und künstlerisch ist, überhaupt zu Ende geht. Fiction stehe und falle mit dem individuellen Begebnis, mit der Erzählung der Schicksale von individuellen Personen. Seit dem Ende des 19. Jahrhunderts aber, seitdem die Industrialisierung und Technisierung der Welt in großem Maße eingesetzt hat, ist das entscheidende Geschehen der Welt nicht mehr individuelles, sondern kollektives und technisches Geschehen und was zwischen menschlichen Individuen sich begibt, ist rein privat geworden. Das heißt, es kann als solches nicht mehr repräsentativ und daher auch in der Kunst nicht mehr symbolisch sein für das wesentliche Geschehen der Zeit. Zitat Ende. Und Theodor Wehadorno leitete seinen Essay Form und Gehalt des zeitgenössischen Romans 1954 so ein. Form und Gehalt des zeitgenössischen Romans 1954 so ein. Es lässt sich nicht mehr erzählen, während die Form des Romans Erzählung verlangt. Wer heute noch wie Stifter etwa ins Gegenständliche sich versenkte und Wirkung zöge aus der Fülle und Plastik des demütig Hingenommenen Angeschauten, wäre gezwungen zum Gestus kunstgewerblicher Imitation. Soweit Adorno. Für die Nachtkriegs-Avangarden war der Roman obsolet. Allenfalls Antiromane arbeiteten sich an der als anachronistisch betrachteten Gattung ab. Reinhard Priesnitz und Mechthild Rausch kritisierten in ihrem polemischen Text Tribut an die Tradition, die Autoren der Grazer Gruppe, Barbara Frischmuth, Peter Handke, Gerd Jonke und andere, die die sprachreflexiven Errungenschaften der Neo-Avogad mit traditionellen Gattungen wie dem Roman zu versöhnen suchten. Ein unsinniger Ansatz nach Prisnitz und Rausch, in sich so widersprüchlich wie die gemäßigte Moderne. Zu der Generation der Söhne und Töchter der Wiener Gruppe zählte auch Walter Pila, der seine ganz eigenen Konsequenzen zog. Ein entscheidender poetologischer Hinweis findet sich in der zweiten Welle, in einem Kapitel, in dem es um erste Lesungen im Linzer Hochschulkontext 1970 geht. In den Essays des ebenfalls aus dem Salzkammergut stammenden und damals in österreichischen Literaturzeitschriften publizierenden Herbert Zandt war der Student Pieler auf den Nouveau-Roman gestoßen. Zitat, Argumente für einen neuen Roman von Alain Robb-Crier war vor kurzem auch in deutscher Übersetzung bei Hansa erschienen. Seine Argumente leuchteten mir unmittelbare Evidenz ein. Denn erstens gibt es hier keinen vorgegebenen Sinn mehr, zweitens sind darin die von uns als selbstbewusstseinsverfälschend erkannten Metaphern verboten und damit wird folglich drittens mit präzis gehandhabter Sprache nur das beschrieben, was wahrnehmbar ist. Soweit dieses Zitat aus Lebenssee 2. Für die Lebenssee-Tetralogie insgesamt bedeutet das, ein reflexiv werdender Prosa, die Integration essayistischer Elemente, immer wieder wird eine Metaebene eingezogen, beispielsweise, soweit der bereits alles verfälschende Beginn, denn in Wirklichkeit war, ist immer sowieso alles anders. Und wenn es ein anderer, zum Beispiel Günther Anders, erzählte oder gerade andere Bücher vorher gelesen hätte, würden auch Akzente anders gesetzt worden sein, andere Formulierungen vieles verschleiern und so weiter. Beschreibungen werden ins Übergenaue quasi abstrakte getrieben. Pila ist ein emphatischer Erzähler, der erzählend an Grenzen stößt, was dann wiederum umschlagen kann in eine ganz eigentümliche Expressivität. Es kommt zu Einbrüchen des Dialektalen, wenn etwas in der Schriftsprache nicht sagbar ist, etwa im Bildesturm über dem Lebenssee, da heißt es an einer Stelle, darunter sitzt der Großvater in Filzpatschen und deckengewickelt im Lehnstuhl. Die Eisenbahn fährt ihm ins Knack, Strandcafé Filz, vorbige Tonkugeln, Scheiben schirben nach der Schneeschmelze, wenn es von den Dächern tröpfelt, wenn es appert, im Merzen, der Bauer und so weiter. Oft drängen mitten in einer erzählenden oder beschreibenden Passage sprachimmanente, etwa klangliche Aspekte in den Vordergrund und die Apfelsinen etwa evozieren ebenfalls im Bildersturm Limousinen und Cousinen. Mit Mitteln der konkreten Poesie wird bei der Schilderung einer Urlaubsfahrt nach Italien anhand durchgestrichener Passagen verdeutlicht, was das Kind alles nicht sagen darf, beziehungsweise sich verknäuft. Pila bricht in Lebenssinn nicht nur die Romanform auf, er mischt alle nur erdenklichen Textsorten. Neben Prosaabschnitten stehen Gedichte, Sagen, Briefe, Tagebuch, Dokumente, Dialogisches, quasi Dramatisches. In seiner Besprechung von Lebenssee 3 wies Sebastian Kiefer darauf hin, dass Pilar mit seinem Werk realisiert, wovon der Literaturbetrieb nur konsequenzlos redet, die Pluralisierung der schreibenden Zugänge zur Welt als Herausforderung anzunehmen. Es sind aber nicht nur die schreibenden Zugänge. Dass beim bildenden Künstler Pilar auch visuelles eine herausragende Rolle spielt, ist keine Überraschung. Neben bildkünstlerischen Arbeiten Pilars finden sich Reproduktionen von Dokumenten und historischem Bildmaterial, neben Fotos aus dem privaten Archiv, Abbildungen von Briefmarken, facsimilierten Seiten aus Schulheften und dergleichen. Mediale Grenzüberschreitungen finden allerdings nicht nur zur bildenden Kunst statt. Nicht nur, aber vor allem mit dem Dialektalen, das er gleichsam lautpoetisch in Szene setzt. In Teilen handelt es sich bei den vier Lebensseewällen um akustische Poesie, die sich an Hörer wendet. Die Umschrift der Dialektpassagen, auf deren Genauigkeit Pieler den größten Wert legte, kann aufgefasst werden als Notation. An einigen Stellen sind auch Notentexte in das Buch eingestreut. Und zur ersten Welle ist dann auch eine CD erschienen, die Lesungen Pilas mit Musik von Georg Nussbaumer kombiniert und die im Begleittext als phonopoetisches Extrakt aus der ersten Welle jenas kurialen Romaneske, die mit unterschiedlichen künstlerischen Mitteln den vertrackten Lebensweg des Dichters Walter Pila von der frühen Kindheit bis zur Maturreife darstellt, bezeichnet wird. bis zur Maturreife darstellt, bezeichnet wird. Und da Walter Pieler natürlich immer, gerade was diese lautlichen Passagen und dialektalen Passagen betrifft, wesentlich als sein eigener Interpret aufgetreten ist, möchte ich in einem ganz kurzen Ausschnitt nicht vorenthalten, damit wir auch seine Stimme hier im Ohr haben und eine Passage, mit der er immer wieder gerne brilliert hat, aus Lebenssee 1, ist der Frühlingsruf eines 19-Enders. Das möchte ich Ihnen kurz vorspielen, bevor ich dann auf die visuellen Aspekte komme. Frühlingsruf eines 19-Enders. Endlich ist es Appa geworden. Schon kehrt der Straßenkehrer den Schottersplitt mit staubenden Schüben zu Häufchen. Manchmal wird er dabei von Schulbuben umringt. Die Buben und der Straßenkehrer im Dialog. Servus Hans! Servus! Servus Hans! Servus! Servus Hans! Servus! Hans, Servus! Servus! Servus Hans, Servus! Servus! Hans, Servus, Servus! Servus! Hans, Servus, Servus! Dabei lehnt er die Besenstange an den Kehrwagen, spuckt sich in die Hände und lädt die Häufen schwungvoll mit der Schaufel auf. Dann schiebt er den Herrn Karn ein Stück weiter, arretiert ihn, greift wieder zum Besen. Die Buben gehen mit ihm mit. Geh' an's, wie geht denn der Hirsch? Er blickt augenzwinkernd kurz zur Bubengruppe auf. Geh' an's, mach uns einmal ein Hirschen. Er kehrt wieder. Geh' weiter an's, mach uns ein Hirschen. Hans, mach uns ein Hirschen. Er kehrt weiter. Geh weiter, Hans, nicht einmal. Er schiebt wieder die stauberten Stordeln auf Häufchen, er spuckt in die Hände, wechselt die Stiele. Geh weiter, Hans, ein Hirschen. Die Buben tun nun so, als würden sie weitergehen. Da tritt er einen Schritt zurück, hält dabei seine Schaufel fest und hebt würdevoll den Kopf. Soweit die Lesung von Walter Pieler, die auf der CD dokumentiert ist. Ich weiß nicht, ob diese CD noch lieferbar ist, die ist damals ebenfalls im Ritter Verlag erschienen, am Büchertisch habe ich sie nicht gesehen. Am Büchertisch habe ich sie nicht gesehen. Neben Bild und Ton versucht Pieler an verschiedenen Stellen auch eine Geruchsebene zu inszenieren, so im Kapitel über die Besuche bei seinen Großeltern in Villach. Nach dem medikamentteilenden Desinfektionsgeruch vom Landeskrankenhaus Villach, dessen Umzäunung wir ohne Widerrede entlangmarschierten, näherten wir uns endlich der vertrauten osseacher zeilenwelt dort wo in einem kiosk die gemischtwaren handlung steinwender war und wo es aufgrund der vor leere klirrenden milchflaschen stapel immer auffallend sauer nach milch käselte beziehungsweise sich manchmal buttersäure spitalsgeruch und der kohldampf vom nahen Gaswerk mit dem Hopfenodeur aus der Villacher Brauerei zu einem brechreizfördernden Gestank vermischen. Auch die Autorschaft ist in Pilas fragmentiertem Hauptwerk keine feste Bezugsgröße. Er integriert nicht nur Dokumentarisches, sondern auch Fremdtexte, holt sich gleichsam Gastautoren in sein Werk oder anonyme poetische Potenzen. In den vier Lebensseewellen finden sich unter anderem ein Reisetagebuch von der Reise in die Revolutscherei Berlin 1968, eine dialektale Traunseeumrundung, das Entnazifizierungsansuchen des Dr. W.P. vom 17.02.1946 an die Gemeinde Ebensee, ohne Bescheid, aber mit Kommentar des Sohns, ein Text von Johannes M. Daxner über die La Salinen Musikkapelle Ebensee, Haus- und Spitznamen als Einwortgedichte und auch ein Martalgedicht. Klaus Amann sagte 2003 in der Alten Schmiede in Wien einleitend zum zweiten Lebensseeband, er nützt dafür die Potenziale und Darstellungsmöglichkeiten nicht nur des Schriftstellers, sondern auch die des Bildenden Künstlers, des Zeithistorikers und des Archivars. Letztlich strebt er ein künstlerisches Gesamtkunstwerk an, das mit den hunderten Dokumenten, Fotos und Fußnoten des Buches, wie die Piloten, auf denen Venedig steht, fest im historischen Untergrund bzw. in der Wirklichkeit verankert ist. Dieses Verfahren unterscheidet Lebenssee von jeder herkömmlichen Autobiografie und von jedem Bildungsroman, weil sein Ziel nicht bloß das Erzählen von Geschichten, Erlebnissen und Entwicklungen ist, sondern gleichermaßen auch das Evozieren von visuellen Eindrücken, das Hervorrufen von Stimmung, Atmosphäre und Milieu mit den Mitteln der Sprache. Sinneswahrnehmungen, Gefühlslagen, Empfindungen werden mit Hilfe der Sprache sinnlich, akustisch, gleichsam körperlich nachgebildet. Der Archivar und Dokumentarist Walter Pieler verfährt nicht immer streng, wie etwa Heimrat Becker. In der dunklen Vergangenheit Ebensees haben sie aber ein gemeinsames Thema. Er treibt mit seinem Material ein hintersinniges Spiel, spottet, übertreibt und lockt die Betrachter mitunter auch auf fragwürdige Fährten. Als Zeuge zweier Abende hier im Stifterhaus in Linz und in der alten Schmiede in Wien, an denen Walter Pieler die dritte Lebensseewelle präsentierte, war ich verblüfft, wie unterschiedlich diese beiden Lesungen sich gestalteten. Hier wurde kein strares Programm abgespult, der Autor gestattete sich Freiräume, traf spontane Entscheidungen, Texte wegzulassen oder in die Lesung einzubeziehen, kommentierte und reagierte improvisierend auf Situationen und auf das Publikum. Alles, so schien es, war noch immer im Fluss und das Mosaik gruppierte sich immer wieder neu. Anhand einiger Beispiele möchte ich zeigen, wie Pila in Lebenssee 1 mit Bildmaterial arbeitet. Das ist das Cover der CD, die ich vorhin bereits erwähnt habe. Es gab auch eine Streichholzedition zu Lebenssee 1, die ich Ihnen nicht vorenthalten möchte. Jetzt aber zu dem eigentlichen Material, dem visuellen Material. möchte, jetzt aber zu dem eigentlichen Material, dem visuellen Material. Zum Thema schwarze Pädagogik gibt es hier ein Faximilierte Seiten aus der Geschichte vom Lügen Herbert, der, weil er lügt, eine lange Nase wächst, die ihm im Alltag sehr große Schwierigkeiten bereitet, wie man auf diesen Bildern sehen kann. Und er muss eine eigene Wagenkonstruktion benutzen, um sich überhaupt fortbewegen zu können mit dieser langen Nase. Und es gibt dann auch bei seiner Bestattung große Probleme, weil die nicht unter die Erde zu bekommen ist, diese Nase. Es gibt im Buch auch, wir sprechen ja von Kindheit und Schulzeit, auch faksimilierte Seiten von Kinderzeichnungen, aus Schulheften, hier den Nikolaus hat er mit Läusen assoziiert, die hier auch dazu gezeichnet sind. Es gibt natürlich auch dokumentarisches Bildmaterial, etwa diese abgerissenen alten Salinengebäude, historisches Bildmaterial, etwa diese abgerissenen alten Salinengebäude, also eine einmalige Sünde an der Industriekultur in Oberösterreich, von Pilar vielfach beklagt. Es gibt, wie gesagt, auch Seiten aus Schulheften, das hier nennt er Skispringer über Strafaufgabe. Also man musste hier stupide diesen Satz, ich weiß nicht, wie oft, abschreiben. Und Pila hat es dann später mit einer Zeichnung verziert. Es gibt auch sozusagen immer wieder einen Strang Bildmaterial zur Alltagskultur, Briefmarken. Dann ist es hier eine Zigarettenschachtel, ganz oben eine sowjetische Briefmarken, dieses Logo der Bergrettung Österreich, das vielleicht heute noch immer so aussieht, ich weiß es nicht. Dann Zeitungsausrisse spielen auch eine gewisse Rolle, der entsetzliche Tag in Ebensee, da gab es Bombenanschläge, ich komme noch darauf. Bombenanschläge, ich komme noch darauf, hier eine detaillierte Darstellung zur Sprengung des Cimone-Gipfels im Ersten Weltkrieg und das spielt deshalb in den Lebenssee hinein, weil es einen Bewohner gab, der an diesen Kämpfen beteiligt war und der an seinem Trauma immer noch laboriert hat und also eine Außenseiterfigur im Ebensee der Nachkriegszeit offensichtlich gewesen ist. Sie sehen vielleicht diesen kleinen Pfeil und er behauptet hier wohl nicht ganz im Ernst, dass in dem Baum ein Hitlerkopf versteckt ist. Und zwar mit Zylinder. Also es ist der Deutschen Bundespost offensichtlich unterlaufen und erinnert vielleicht auch an dieses bekannte Bild von Martin Kippenberger. Ich kann beim besten Willen kein Hakenkreuz erkennen, das Sie vielleicht mal gesehen haben. Das ist eine Postkarte, die Walter Pieler anfertigen hat lassen und hier sind wir dann schon in einer späteren Welle des Lebens, Seeband 3, wo mit dem Wasserspiegel gespielt wird, mit lettristischen, also visuellen Gedichten in Fischform und dergleichen und hier sehen wir Walter Pieler bei einer Veranstaltung in der Galerie März 2017 und ich habe dieses Bild ausgewählt, um darauf hinzuweisen, wie multimedial auch seine Präsentationen waren, seine Lesungen. Er hat Bilder gezeigt, er hat diese dialektalen, lautpoetischen Passagen vorgetragen und er hat hier mit Projektionen auf der Leinwand seine visuelle Poesie erläutert und kommentiert. Dokumentarisches und Privates, die individuelle autobiografische Geschichte und die lokale Zeitgeschichte stehen in einem permanenten Spannungsverhältnis zueinander und überlagern sich. stehen in einem permanenten Spannungsverhältnis zueinander und überlagern sich. So erzählt Pieler von einem Hochwasser in Ebensee 1959, das in der Ortschronik gewiss ein nicht ganz unbedeutendes Ereignis gewesen sein wird, nur um diese Erzählung auf die Einblicke ins Geile zu fokussieren, die der Elfjährige bei den Lehrmädchen im Hochwassereinsitz erhaschen konnte. Da haben Sie ja jetzt vorhin schon einen Eindruck bekommen von diesen Schilderungen. Auch in dem umfangreichen, 40 Seiten umfassenden Kapitel von der Briefmark Südtirol, das von einem neofaschistischen Sprengstoffanschlag 1963 seinen Ausgang nimmt, erfährt man von diesem Ereignis den politischen Hintergründen wenig bis nichts, wohl aber von den Reaktionen der lokalen Bevölkerung und den eigenen Eindrücken. Ich aber hatte gar keinen Blitz gesehen und keine Detonation vor allzu lauter innerer Unruhe und den Gerüchten im Ort gehört. Trotzdem erlebte ich so einen Dunnerer-Tumpfer als am 1. Mai in der Früh, wenn der rot-weiß-rot gestrichene Salinenböller auf der Traunböschung krachte. Heißt das in diesem Südtirol-Kapitel. Um dieses Ereignis angeordnet sind Exkurse zu italienischen Kultursplittern im Salzkammergut, Parallelen zwischen venezianischen und seilbaren Gondeln, Briefmarken bis hin zu einem Brief, den der Autor 1992 nach einer vom Adalbert-Stifter-Institut Linz veranstalteten Tagung über den aus Südtirol stammenden Franz Thumler an den Literaturwissenschaftler Wilhelm Burger schrieb. vergröberte sich mit zunehmender Alkoholisierung meine sonst exakte Erinnerungs- und Erzählarbeit, als selbst berauschende Momente im Erzählfluss Wahr- und Wahnbilder steigerten. Sie verkreiselten mich bei gleichzeitig venaler Inhalation in ein, aus meiner jetzigen Perspektive bewertet, unerträglich solipsistisches Rotieren. Ich habe dabei fast alles vergessen, wenn auch das eine oder andere am nächsten Tag noch nachhalte, etwa dass mir folgender Fehler bei der sprunghaften Wiedergabe unseres vorpubertären Andreas-Hofers-Spiels im Holzstadel der Nachbarn passierte. Zitat Ende. hat, der kann sich vielleicht auch darin erinnern, dass er häufig verunsichert war nach irgendwelchen Gesprächsrunden, wenn er sich nicht mehr an alles erinnert hat und dann oft angerufen hat, Tage später, was hat denn eigentlich der und der gesagt oder was hat der gemeint und dann habe ich ihm oft gesagt, naja, das weiß ich auch nicht, was der gemeint hat, frage ihn doch selber. Jedenfalls hat es nach diesem Vollrausch auf der Stiftertagung, Tumlertagung im Stifterhaus, offenbar einige offene Fragen gegeben. Das Attentat von 1963 war auch bereits Thema in dem Band Jederland, der im Jahr 1983 erschienen ist. Man findet dort auch schon ein Gedicht mit dem Titel Sonnstein, Schwund, zahnärztlicher Befund eines Landschaftsarztes. Und hier wird der Verfremdungseffekt angewandt, diese Felsformationen sozusagen aus einer zahnmedizinischen Perspektive zu betrachten. In einer in die erste Lebensseewelle eingestreuten poetologischen Reflexion heißt es, im Grunde hat sich nichts verändert, ich bin und bleibe ein Satzsucher, Wortglauber, der mit diesem Material, welches ja einem normalen kommunikativen Leben auf eine Außenseite der Insel entzieht, Stimmungsbilder mit wendbaren Worten hervorzaubern will, Stimmungsdichten. Stimmungsdichten? Das scheint in Widerspruch zu stehen, zu dem mit allen Wassern nicht nur der Salzkammer gut sehen, sondern auch der Avangarden gewaschenen Autors. Aber Pila zieht diese Register alle, um durch die Materialschlachten hindurch, zumindest epiphanisch punktuell, zu so etwas wie einer Repoetisierung der Avantgarde, wie Thomas Eder es mit Blick auf Reinhard Priesnitz ausdrückte, zu gelangen. In Lebenssee 1, also am Beginn dieses langen Weges durch die Materialien, findet sich auch dieser poetologische Einschub, mit dem ich schließen möchte. auch dieser poetologische Einschub, mit dem ich schließen möchte. Während ich früher mein Dichten wie von außen begriff, wie von einem anderen eingegeben, beziehungsweise noch früher wie unter einer Glaskuppel, empfinde ich es nun verändert. Weil ich mich besser in mir empfinde, sehe ich auch eher ein Ziel. Aufschreiben, was zu Wort oder Vorwort-Prototext wird, was hervordrängt, herviererdrängt, um bedichtet zu werden. Was Seelennot und zu Sinn fülle, Wände, was unumgänglich tönend schwillt. Keine Geschwätzigkeit. Und diese Zeile kommt mir dabei schon wieder wie ein floskeliges Geschwätz vor. geschwätz vor, tiefere Erfahrungen mitteilen als den sinnlichen Oberflächenglanz, wie naturalistische Detailfülle und so weiter. Applaus Ja, wunderbar. Du bist in der Mitte. Ja, ich danke sehr herzlich für diese beiden so akzentuierten und doch auch so unterschiedlichen Zugänge zu diesem Grundbuch der österreichischen Literatur. Es ist höchste Zeit, dass Walter Pieler in diese Reihe hineingehoben wurde. Und ich glaube, wir haben mit dem 99. Buch die richtige Zahl und Ziffer auch gefunden. Ich freue mich sehr auf den Abend. Ich freue mich, dass die Familie da ist. Ich freue mich sehr, dass so viele da sind, die den Walter Pieler wahrscheinlich auch noch gekannt haben. Wenn man das so Revue passieren lässt, was ihr in euren Vorträgen und Darbietungen da gesagt habt, dann ist es ja eigentlich erstaunlich, dass der Walter Pieler nicht viel bekannter und berühmter war in so Zusammenhängen der Gegenwartsliteratur. Oder täusche ich mich da? Mich wundert es nicht, denn sein Werk ist doch sehr for fordernd unangepasst und weit entfernt von diesem diesen dieser durchschnittlichen roman schreiberei die auf allen kanälen heute beworben wird und anscheinend überall gerne gesehen wird es ist zwar nicht so dass diese texte hermetisch daherkommen dass es so unglaublich schwierig wäre, einen Zugang zu finden, das haben, glaube ich, immer seine Auftritte auch besonders belegen können, zu denen auch immer wieder Freunde gekommen sind, die ihn aus ganz anderen Zusammenhängen kannten, die eben nicht eingelesen waren in Gegenratsliteratur, aber sich vielleicht auch für die Geologie des Salzkammerguts interessiert haben oder dergleichen. Und da konnte man dann aber auch sehen, dass die durchaus auch Zugänge gefunden haben. Aber gerade so an dem von dir vorgespielten Audiobeispiel mit diesem 19 Ender zeigt man doch, welche unmittelbare Wirkkraft diese Texte auch erzeugt haben. Und das ist ja so etwas, was auch mit Humor daherkommt. Kann einem vielleicht Ernst Jandel einfallen? Also da gibt es schon einen unmittelbaren Zug zum Publikum. Und dafür ist eigentlich, ich meine, das Stifterinstitut, das Stifterhaus, hat sehr viel für Piller gemacht, eine Rampennummer gemacht auch. Und ich habe so das Gefühl, dass er halt in oberösterreichischen Zusammenhängen gut verwachsen war. Aber wie war so die Rezeption jetzt von den Wiener Avantgarden? Du hast den Herbst und die Herbstpresse so als erste Anschlussstellen genannt. Ist er in Berlin rezipiert worden, in der bundesdeutschen avantgardistischen Szene, wie war das? Wenig, aber doch. Er hatte da sicher den Status eines Geheimtipps, aber es hat durchaus da auch Verbindungen gegeben und Leser gegeben. Es gibt natürlich schon auch eine objektive Schwierigkeit, jetzt sage ich mal, für Hamburger mit Passagen sie lesend zu bewältigen. Wenn man das dann aber gehört hat, hat man natürlich diese lautpoetische Dimension bekommen und dann sehr wohl wieder einsteigen können. Aber ich kenne ja auch einige Leute, die jetzt wirklich von diesen Lokalzusammenhängen weit entfernt sind, wie auch zum Beispiel der Kritiker und Essayist Sebastian Kiefer, sehr begeistert von diesen Texten, oder auch Autorin wie Sabine Hasinger, die auch diese Arbeiten sehr schätzt. Also es gibt diese Linien und Verbindungen schon. Es gibt diese Linien und Verbindungen schon. Der Zugang, den der Herr Fleischer gewählt hat, da ist mir eigentlich klar geworden, also Pila ist einerseits so eine eigenständige Erscheinung in der Vielfalt, die er gewirkt hat, eigentlich mit kaum jemandem zu vergleichen und sehr eigenständig und einzigartig. Aber bei dem Zugang, den Sie gewählt haben, da sieht man doch, dass da auch starke Referenzen gibt zu anderen. Wir haben da eine Ausstellung von Werner Kovler zum Beispiel und eines der ersten Bücher, das erste Buch überhaupt von Werner Kovler, hat Guggele geheißen, eine Materialsammlung aus der Provinz. Also das sind ja eigentlich sozusagen diese sexuelle Erwachen in der Provinz, das ist ja eine starke Linie durch diesen ersten Band vom Lebenssee. Da ist der Pila schon sehr, sehr vergleichbar mit anderen Positionen, mit Günter Pruss zum Beispiel auch. Also dieses Leiden an dieser absolut nationalsozialistisch geprägten, faschistoid geprägten Erziehung noch weit in die 50er, 60er Jahre hinein. mit einer faschistoid geprägten Erziehung noch weit in die 50er, 60er Jahre hinein. Also da ist ja etwas, was den Pilar vergleichbar macht mit vielen anderen Positionen in dieser österreichischen Literatur der damaligen Zeit. Ja, es macht es vergleichbar, aber irgendwie ist er trotzdem einzigartig. Ich glaube, dass jemand, der einen längeren Text von Pilar gelesen hat und einen noch ihm unbekannten Text von Pilar zu lesen bekommt, dass er ihn sofort erkennt. Er hat eine eigene Sprache. Das ist so wie Komponisten, die man sofort erkennt. Also Mozart sowieso oder Haydn oder Bach, aber so in dieser Größenordnung. bitte also weil er doch auch natürlich mit diesen unterschiedlichsten textorten arbeitet und montiert und die autorschaft auch abgibt stellenweise das heißt es gibt natürlich diese erzählerischen verdichtungen wo man das wahrscheinlich so sagen könnte aber er steuert auch massiv dagegen und integriert Dinge, die man nicht so beschreiben könnte. Was man auch sagen kann, ist, dass er die klassischen Gattungen der Literatur, also Epik, Lyrik, Dramatik, dass er die alle ohne das Grenzen dazwischen wären, zur Anwendung bringt. dass er die alle ohne das Grenzen dazwischen wären zur Anwendung bringt. Das gibt es nicht oft in dieser Wackelfreiheit. Also ich glaube, dass er natürlich in diesen vier Lebenssebenden eine unglaubliche Freiheit auch zeigt, die er sich genommen hat, ganz einfach. Also bis hin zu Gastautoren, Fremdtexte irgendwie, also das muss man zuerst einmal sozusagen bringen, dass man das wie selbstverständlich einbaut und dann hat man aber schon, also dieser Leseparcours, den Sie gewählt haben heute, schon, also das habe ich gar nicht so eine Erinnerung, dass das so eine konsistente Linie ist. Als normaler Leser kriegt man das auch gar nicht so wirklich mit, weil man halt irgendwie dauernd mit unterschiedlichen Teilen konfrontiert wird in dem Werk. Aber es ist wirklich ein Schreiben und auch ein Zeigen und auch ein Sprechen der absoluten Freiheit, wo eigentlich es überhaupt, eigentlich eine Poetik ist ja sehr schwer eigentlich abzuleiten, weil er sich ja sozusagen einfach poetologische Freiheiten nimmt ohne Ende irgendwie. logische Freiheiten nimmt ohne Ende irgendwie. Ja, ich denke, man kann das schon auch sehr stark sehen aus dieser Generation, also nach der Wiener Gruppe, die sich ja geteilt hat in Leute, die das jetzt wieder abschaffen wollten, das Reflektierte schreiben und solchen, die anknüpfen wollten im ernsthaften Sinne. Und zu denen hat Walter Pieler gehört. Und man sieht diese Erfahrung. in ernsthaftem Sinne. Und zu denen hat Walter Pieler gehört. Und man sieht diese Erfahrung. Er hätte zum Beispiel diesen Umgang mit dem Dialekt so nicht führen können, wenn die Wiener Gruppe dann nicht das Fenster geöffnet hätte für eine ganz neue Auffassung von Dialekt jenseits der völlig verzopften und rückwärtsgewandten Art und Weise damit umzugehen. Aber auch da zeigt sich, dass eigentlich die Wiener Gruppe, da war Dialekt sozusagen ein Experimentierfeld, das halt Dialekt geheißen hat. Aber bei ihm ist es ja so, Dialekt ist eines von vielen Komponenten und er hat auch nicht die Schublade Dialekt, sondern das ist irgendwie so ein lebendiger Teil des Ganzen und das würde ich fast sagen, ist eigentlich radikaler noch als die Wiener Gruppe, die ja sozusagen Dialektdichtung war immer ein Teil des Gesamten und ist in eigenen Bänden erschienen, aber sozusagen, dass der Dialekt so sehr die Bücher durchzieht und ein lebendiger Teil ist und eigentlich keine Grenzen mehr hat, finde ich sehr spannend. Sehr spannend finde ich auch, dass er bei der Paula Krocker begonnen hat irgendwo konzeptionell. Wir in der Steiermark suchen, wie heißt der Heimatdichter, um wieder Subventionen zu bekommen. Also vielleicht könnte man da auch dort noch einmal ansetzen, bei der Paula Krocker in der Lesart von Thieler. Was mich begeistert hat, was er da so lateinisch schreibt. Er lässt also römische Soldaten versuchen, das Salzkammergut zu erobern. Die begeben sich dann Richtung Garmundium, das natürlich ganz anders als Ebensee ist. Da macht man sich darüber lustig, man muss fast als Ebensee. Und die dann lateinisch reden, aber auch ins oberösterreichische wechseln zwischendurch. Wir Gmunder machen es ja umgekehrt. Wir machen uns ja immer über die Ebensee lustig. Das kann ich sagen, weil ich in Gmunden aufgewachsen bin und als in Gmunden aufgewachsener Mensch bin ich automatisch eine Antithese zur Ebensee. Es war immer so ein Faszinosum. Wir haben auch versucht, uns als Gymnasiasten beim Ebensee erfaschen, versucht als Gymnasiasten, uns beim Ebenseer Fasching, beim Fetzenball einzuschleichen und so zu tun. Also wir haben nicht einmal den Mund aufgemacht und sofort ein Fotzen gekriegt, weil wir Gmuntner waren irgendwie. Und dann sind wir drauf gekommen, warum haben sie uns erkannt? Warum haben sie uns erkannt? Wir haben wirklich diese Fetzen ausgeschnitten und alles. Und dann, es lag an den Schuhen. Also ein Ebenseer braucht so einen Größerer, der 100 Jahre in der Familie schon ist irgendwie. Und so sagen die Ebenseer, schauen nur auf die Schuhe und wenn die Schuhe zu neu sind, dann gibt es schon ein Fotzen dort irgendwie. Also beim Fetzenball irgendwie. Genau. Und natürlich, ich weiß nicht, hat Ebensee hat Ebensee für mich passt das schon sehr gut Und natürlich, ich weiß nicht, hat Ebensee, hat Ebensee, für mich passt das schon sehr gut zusammen, die Art, wie der Pila da irgendwie gegen viele Tendenzen sich stellt, Ebensee ist so ein Widerstandsnest irgendwie, ist sehr eigenständig, ist sehr eigenartig irgendwie, also für mich passt das sehr gut zusammen, auch dass er sozusagen Ebensee da in den Titel hineinnimmt, also ich glaube, der Raum spielt da schon eine Rolle, das würdest du wahrscheinlich widersprechen, weil du ja wahrscheinlich meinst, der Raum spielt keine Rolle für die Literatur. Das würde ich nicht sagen, aber es ist natürlich auch irgendwie auf einer Ebene auch kontingent und das ist auch ein Zufall der Geburt und dann gräbt man immer tiefer und das kann man ja fast überall theoretisch machen. Und das war eben hier Ebensee und da muss man sicher hervorheben, das macht er ja auch an vielen Stellen, dass es sich hier ja sozusagen um eine proletarische Insel im Salzkammergut handelt, in diesem ganzen K&K-Sommerfrisch-Gelände. Und dort waren eben durch die Salinen eine ganz andere Bevölkerung, auch eine andere politische Situation. Da hat es am 1. Mai durchaus wahrnehmbare KPÖ-Aufmärsche gegeben. Ja, schon vor Graz eigentlich. Und es war eine spezielle Situation und sicherlich auch antagonistisch gegen die umgebenden Nachbarorte gerichtet. Das kommt da immer wieder heraus. Es ist vor allem eine wunderschöne Metapher, Lebenssee, das ist ja großartig. Das haut vollkommen hin. Dort, wo man geboren ist und aufgewachsen ist, das ist der Lebenssee. Dass die Ortschaft auch noch so heißt, ist natürlich ein wunderbarer Zufall. Wunderbarer Zufall. Also ich habe den Walter Bieler des Öfteren einmal getroffen und ich habe immer das Gefühl gehabt, er ist extrem lebendig, also er ist mit den Gedanken auch an 100 Orten zugleich und trotzdem ist er aber so in manchen auch unglaublich präzise, das ist auch etwas, was vielleicht den Text auszeichnet, dass er irgendwie einerseits so weit ausgreift und dannise, das ist auch etwas, was vielleicht den Text auszeichnet, dass er irgendwie einerseits so weit ausgreift und dann doch, das ist eigentlich eine ganz spezielle Qualität, doch so präzise ist, in manchen könnt ihr das teilen irgendwie, nämlich auch die Genauigkeit, die dann letztlich da dahinter steckt, hinter diesen Büchern. Ja, also das ist alles perfekt recherchiert und mit Fachwissenschaftlern diskutiert, mit Dialektologen, Geologen und so weiter. Es gibt auch viele Fußnoten, das ist ja jetzt auch nichts so ganz Gewöhnliches bei dieser Textsorte. Es sind auch nicht Fußnoten, die in einer ironischen Weise ein Spiel mit den Fußnoten inszenieren, sondern das sind schon sachdienliche Fußnoten, wo er noch eine Information unterbringen will, die im Text nicht mehr unterzubringen ist oder eine Hintergrundinformation, die er nicht direkt im Text stehen haben will. Und da war eine sehr große Genauigkeit auf allen Ebenen, auch die Umschrift des Dialektes, das er sich sehr beschäftigt hat, wo er sich mit Fachleuten ausgetauscht hat. Und diese Genauigkeit, ich habe als Zeitschriftenherausgeber auch mit ihm punktuell zusammengearbeitet, er war einfach sehr genau und hat das auch eingefordert, die Genauigkeit. Und deswegen haben ihn viele Leute, denen diese Genauigkeit zu anstrengend war oder die zu faul waren, das mitzuvollziehen, ihnen halt als schwierig dargestellt. Ich bin da immer misstrauisch, wenn Leute als schwierig hingestellt werden und dachte, das schaue ich mir mal an und habe dann aber eigentlich nur gefunden, dass da jemand wirklich sehr genau, sehr bei der Sache ist und das auch den Mitarbeitern abgefordert hat. Also ich habe mich immer gefragt, was treibt ihn eigentlich an? Also wenn ich ihn so erlebt habe, auch einmal spät im Café Drexler in Wien um vier in der Früh und normalerweise im Café Drexler um vier in der Früh, also da treibt einen nicht mehr sehr viel an, außer die Sehnsucht nach einem Frühstück und bei ihm habe ich das Gefühl gehabt, da ist noch was und er wollte noch ein Fachgespräch führen und alle anderen waren aber schon parterre irgendwie und er hat immer weiter gedreht und weiter gedreht. Kann das die Familie beantworten, was ihn eigentlich angetrieben hat im Allgemeinen? Im Allgemeinen hat er gesagt, wenn du willst, dass ich in meinen Kopf schaue, dann musst du mich auch anwarten. im Allgemeinen? Ja. Wie das alles schwirrt in mir. Und ich kann nicht anders. Ich muss an der Sprache arbeiten. Er war auch mit mir sehr streng. Er dürfte kein Blödsinn reden. Ja, das sage ich so. Und ich habe durch ihn viel gelernt, diszipliniert zu sprechen und nicht bla bla. Aber er war ja immer so streng. Es war nicht sehr einfach mit ihm zusammen zu leben. Es war nicht sehr einfach mit ihm zusammenzuliegen. Aber das Schicksal hat uns ein Doppelhaus gegeben. Und er hat die eine Hälfte bewohnt und ich die andere. Das ist, glaube ich, dann der Karbach-Altar. Ich habe schon gesagt, es ist mir nicht gelungen, in Ebensee herauszufinden, was mit dem passiert ist. Er wurde abgebaut, weil der Karbachaltar war eine Installation von Walter Pieler, ein Flügelaltar mit einer Wanne voll Wasser und das ist immer wieder regelmäßig gekippt. Und da sagt er, dass die Sprache auf die Pappen fällt. Das ist auch eine wundervolle Metapher, der Karbach-Altar und so quasi. Also das Ziel oder eines der Ziele, die er erreicht hat damit. Ich glaube nicht. Da ist er vor. Spuren bei Stammescheiben. Ja, der Karbach-Altar. Wir haben ein voriges Jahr bei der Kulturhauptstadt in der Ausstellung Villa Karbach in Trankirchen gezeigt und der ist im Archiv des Landesmuseums. Also sprich, der wurde angekauft, damals von Martin Hochleitner, vor vielen Jahren und ist jetzt sozusagen im letzten Jahr das erste Mal seit, glaube ich, 20 Jahren wieder ausgestellt worden. Also das Problem ist, dass es halt auch so ein typischer Bilderobjekt ist, das heißt, es ist ein gebasteltes Objekt, das eigentlich nicht ausgestellt werden kann, also schon ausgestellt werden kann, aber in seiner richtigen Form bräuchte es eigentlich ununterbrochen jemand, der dort ist und sich um das Objekt konzentriert, was komplett unleistbar ist, weil sozusagen dieses Kippen ist ja nicht automatisiert, sondern gebastelt, das heißt, es muss immer wieder nachgefüllt werden, es braucht jemanden, der kontrolliert. Also insofern ist es sozusagen ein Wahnsinns-Subjekt, das ihm ganz typisch entspricht. Das ist schön, das hat mir jemand vom Bürgermeisteramt in Ebensee gesagt, der Herr Sturm weiß Bescheid über diesen Messersparum. Ich wollte vielleicht noch ein Pommon erzählen, das insofern gut passt, weil ich glaube, es ist schon mehr als ein Pommon, das auch zeigt, wie er war, dass eben dieser Antrieb auch aus meiner Sicht deswegen so stark war, weil er ununterbrochen so gelebt hat. Er hat nicht unterschieden zwischen Leben und Kunst. Ich habe mit ihm einmal länger gewohnt und er hatte das riesige Problem, seine Bibliothek wieder einzupacken. Also das heißt, wir sind wieder zurückgezogen zur Gärte und er ist immer wieder gekommen in der Früh und hat gesagt, ich weiß nicht, wie die Bücher einpacken soll, ich weiß es nicht, ich kann das nicht. Ich habe gesagt, ja, Walter, wie soll ich die Bücher einpacken? Und eines Tages komme ich in der Früh und er sagt zu mir, wirklich mit einem strahlenden Gesicht, ich hab's. Habe ich gesagt, was hast du denn gemacht? Er hat gesagt, schau, was ich gemacht habe. Da habe ich in die Kisten die Paula Krocker reingelegt. Dann habe ich den Karl Marx draufgelegt. Au! Au! Das Roman ist insofern gut, weil es eigentlich zeigt, wie er mit den Dingen umgegangen ist. Er hat die Paula Krocker gelesen und gleichzeitig wieder vernichtet, sozusagen. Ja, aber ich glaube, das ist ein guter Hinweis auch auf eine Lektüre-Möglichkeit, weil natürlich man auch das Gefühl hat, dass beim Pila auch alles miteinander in einem permanenten Kommunikationszusammenhang steckt, irgendwie nicht, dass die Kroka ausschreit, also es schreit eigentlich dauernd irgendwas und deshalb auch die Audiophonen-Sachen, die dann so gut rüberkommen, aber irgendwie solche Materialsammlungen könnten ja total schief gehen und man fragt sich, warum kommt das zusammen? Aber hier ist so etwas, was irgendwie trotz aller Freiheit so einfach miteinander, also man hat das Gefühl, all das lebt irgendwie, also all das, was er montiert, all das, was er findet, das lebt und er braucht irgendwie so einen lebendigen Bezug dazu und es steht miteinander in einer, ja, fast in einer Stimmführung oder so irgendwas. Also auch die Sprache ist sehr, sehr rhythmisch, also das ist halt einen eigenen Antrieb, einen eigenen Rhythmus. Ja, das war ja für ihn auch wirklich ein großes Problem, diesem Material Herr zu werden. Und diese große Nachdenkphase, in der er ja nicht ununterbrochen an dem Werk tatsächlich gearbeitet hat, zwischen dem zweiten und dritten Band, da hat sich auch einiges in der Konzeption tatsächlich geändert, bis er dann auf diese Altar-Metapher gekommen ist, als Gleichzeitigkeit der Aspekte, also sie nicht mehr in eine zwingende Reihenfolge bringen zu müssen, sondern die Gleichzeitigkeit zu inszenieren. Das ist, glaube ich, dann auch für ihn vielleicht so eine zündende Idee gewesen, um dann wieder weitermachen zu können. Gibt es sonst noch Anmerkungen, Fragen, Richtigstellungen? Was war das mit dem Thomas Bernhard? Naja, da hat er auch so eine ambivalente Beziehung gehabt zu Thomas Bernhard. Das war ja fast ein fixer Gedanke irgendwie, oder? Eine Zeit lang gab es ja Kontakte auch, ja, und also Bernhard wirklich als Referenz irgendwie auch, ja, auch als jemand, der irgendwie auch in der Provinz verankert ist und dann irgendwie daraus Weltliteratur macht. Er hat sich ja selber immer in Beziehung zu Bernhard auch gebracht, oder? Hat er und er hat ihn bewundert und gleichzeitig dann auch gewisserweise verachtet, wegen seiner Art aufzutreten. Man kann ja Thomas Bernhard auch nur ambivalent sehen. Man kann ihn lieben und manchmal auch... Naja, es gibt so viele Germanisten, die lieben ihn nur. Das ist immer gefährlich. Also jetzt war er wieder geliebt, das war auch eine Forschungsstelle an der Akademie der Wissenschaften, da wird er heiß geliebt dort irgendwie, da kann er sich auch nicht mehr wehren dagegen irgendwie, keine Widerrede mehr, also das ist alles in trockenen Tüchern gebracht. Also die Gefahr besteht bei Bieler eigentlich nicht, dass irgendwie an der Akademie der Wissenschaft eine Forschungsstelle eingerichtet wird und das sozusagen über den Bieler dann so drübergefahren wird. Ist letztlich sein Werk auch sozusagen in Bezug zu dem, Thomas Bernhard ist ja jetzt nicht ein sehr akzentuierter Vertreter der österreichischen Avantgarde, sondern lässt sich sein Werk auch in Bezug zur Poetik von Bernhard bringen, oder ist das jetzt nur so eine oberflächliche Sache, dass er halt auf den Menschen, auf die Person Bernhard reagiert. Ich glaube, so literarisch, ästhetisch gibt es da keine Berührungspunkte. Und in der zweiten Welle gibt es ja diesen Abschnitt, wo das auch selbst thematisiert ist, ein Verhältnis zu Thomas Bernhard. Und ich habe ihn dann mal gefragt, wieso hast du dich da in dieser 68er-Zeit für Bernhard begeistert? Da ist ja dann der Frost erschienen und hat da die Runde gemacht, auch unter den linken Studenten, das passt doch gar nicht zusammen. Und Bernhard war doch eher ein reaktionärer Typ und der hat gesagt, nein, er war Anarchist und sein Großvater war Anarchist und er hat diesen Anarchismus irgendwie in ihm vielleicht auch sehen wollen. Aber ich glaube nicht, dass er von der Literatur beeinflusst war. Das scheint mir nicht plausibel zu sein. Ich finde eher... Warte, das Mikrofon kommt gleich. Ich würde Walter Pieler nicht als meinen Mann kennengelernt haben ohne Thomas Bernhard. Ich habe damals in Salzburg gelebt und war in Literatur interessiert und war in der Leselampe. So hieß oder heißt, glaube ich, heute noch. Das gibt es noch immer, ja. Und da gab es das Buch der Frost, Sie haben es gerade erwähnt. Da war ich dort in der Lesung und da habe ich Walter Bieler kennengelernt. Neres. Ja, er erklärt einiges. Gibt es sonst noch irgendwelche privaten Geheimnisse, die heute reif sind? Geben Sie noch ein bisschen nachdenkzeit vielleicht die manche sondern das was die gärtig gesagt hat ein hinweis der vielleicht den umgang mit thomas bernhard zeigt wie walter bildung als berner umgegangen ist es gab in salzburg eine lesung von thomas bernhard aus dem buch gehen und der walter hat gemeinsam mit ersten wird es war das der erich adam wurde was ich mit die lesung sozusagen gestört indem sie gegangen sind die ganze Zeit, bis der Thomas Bernhard aufgehört hat zum Lesen. Das heißt, er hat sozusagen experimentell mit den Texten von Thomas Bernhard. Den habe ich auch nicht gehört. Den haben wir mal unterhalten. Die Geschichte kenne ich von irgendwoher. Aber wir haben es auch von irgendwoher. Ja. Ja. Erik Adam war da auch dabei. Der Erik. Das weiß auch nicht. Ja, vielleicht in den Teilen, wenn man kann, oder doch? Ich weiß es nicht. Und auch bezüglich Thomas Bernhardt, auch der Film von Didier von Orlowski, ich gebe da auch Auskunft, dass eigentlich der Orlowski ihm Frost nahegebracht hat. Der Orlowski war mit ihm in der selben Schule, wie es heißt. Ja, Handelsschule. Handelsakademie. Er wird ja Kaufmann werden sollen. Stellen Sie sich Walter Bieler als Kaufmann. Ja, Bernhard hat auch eine Ausbildung als Kaufmann gemacht. Er hat sich so alles verschickt. Der Nachlass von Walter Bieler ist hier am Stifter-Institut. Es ist vorher die Frage aufgekommen, was der eigentlich alles umfasst, weil wir so das Gefühl haben, das muss lauter so gravuri sein, irgendwie unglaubliche Sammlungen von Zeitungsausschnitten. Vielleicht kann da irgendjemand kurz Auskunft geben, was da eigentlich alles in diesem Nachlass drinnen ist, ob es auch noch weitere Objekte gibt, wie diesen Altar da irgendwie. Der Nachlass umfasst alles, würde ich sagen. Tatsächlich alles. Zeitungsausschnitte, Notizen, Fotografien, Korrespondenzen, durchgearbeitete Bücher, bildkünstlerische Arbeiten, alles. Wurde auch nach diesem so unerwarteten Tod sozusagen geborgen, so wie es bei Stifter heißt, hier ist der Stifter gestorben. Also es war alles in einem Zustand, als könnte Walter Pieler jeden Moment die Arbeit wieder aufnehmen. Und ist dann auch publizierbares Material oder müsste man da einen neuen Gedanken haben, eine Nachlasspublikation oder ist mit dem Lebenssee, mit dem vierten Band ist abgeschlossen oder wie schaut das aus? Oder ist der mit dem Lebenssee, mit dem vierten Band, das abgeschlossen? Oder wie schaut das aus? Also ich glaube, der Lebenssee, der vierte Band war, Martin, du wirst mich berichtigen können, der war gerade am Fertigwerden. Ich gehe aber schon davon aus, dass das eine oder andere an Notizen oder noch Projekten noch da sein könnte, die publikationswürdig wären. Interessant sind vor allem die Tagebücher. Es gibt über 30 angeführte Tagebücher, die nicht publiziert sind sozusagen. Und die sind sicher interessant, weil sie ja diesen unmittelbaren Ausfluss, da sind sehr viele Träume aufgeschrieben und so weiter. Sonst sehe ich jetzt nicht irgendwelche großen unveröffentlichten Texte, aber das ist sicher interessant. Ja, wir fahren nächstes Morgen in Wien fort mit dieser Veranstaltung. Vielleicht kommen wir auf andere Spuren in der Wiener Umgebung. Es wird spannend werden, wie das Wiener Publikum informiert ist oder nicht informiert ist. Ich glaube, in Wien ist er aber doch gerade alte Schmiede, war, glaube ich, auch so ein Fixer an Hafen für ihn. Kurt Neumann, der auch teilweise hier vorkommt. Es kommen überhaupt viele Leute auch vor, also mit Quellenmaterialien. Florian Neuner kommt vor. Kommen Sie auch vor? Nicht, dass ich wüsste. Haben Sie ein persönliches Verhältnis mit Pilar gehabt? Nein, überhaupt nicht. Ich habe nur gelesen, ich muss auch raten, in jede österreichische Privatbibliothek gehört die Tetralogie hinein. Daschertisch, den Sie hinten finden. Vielen Dank für die Aufmerksamkeit, vielen Dank. Der Stefan Kögelberger wollte noch etwas verkünden gegen Ende. Zuerst der verdiente Applaus für die drei Herren auf dem Podium. Also ich denke, wenn man kein Walter-Pieler-Enthusiast vor dem heutigen Abend gewesen ist, dann ist man jetzt einer. Das wurde erreicht, also Mission Completed hier auf dem Podium. Klaus Kasperger hat schon auf den Büchertisch hingewiesen, die Lebensseebände, die in jeden österreichischen Haushalt gehören, sind nur noch antiquarisch lieferbar, aber meine Kollegin Sandra Mallitz nimmt gerne ihre Daten auf und ich denke, die Buchhandlung besorgt das dann, nicht wahr? Ja, genau so ist es. Ich möchte noch auf zwei Veranstaltungen hinweisen und zwar, das machen wir normal nicht, aber in diesem speziellen Fall schon, weil er ja da sitzt auch. Nein, aber Florian Neuner hat eine Lesung in der März und zwar am Mittwoch. Jawohl, also wenn Sie avantgardistische Literatur erleben wollen, ein heißer Tipp. Und bei uns geht es am Donnerstag weiter mit einem Jubiläum des Schriftenstandverlages. Die feiern das Zehnjährige. Das war es auch von meiner Seite. Das Literaturcafé steht offen. Es gibt auch noch die Möglichkeit, sich für unser Literaturcafé im Buchclub des Stifterhauses anzumelden. Das wären dann diese Kärtchen hier. Nutzen Sie die Möglichkeit, wenn Sie mit anderen Menschen über Literatur ins Gespräch kommen möchten. Und noch einen schönen Abend. Das war es jetzt wirklich. Danke.