An dieser Stelle gleich noch ein kleiner Hinweis für alle, die hier im Raum sind. Wer öfter hier ist, kennt es wahrscheinlich schon. Es wird euch ein Mikrofon angeboten werden, wenn ihr eine Frage stellen wollt und falls ihr nicht im Livestream zu hören sein wollt, dann bitte einfach das Mikrofon verweigern und dann hören wir euch nur im Raum und vielleicht könnt ihr dann die Frage kurz wiederholen, damit auch die Leute im Livestream Bescheid wissen. Genau, dann bleibt mir nur zu sagen, herzliches Willkommen an euch beide natürlich, insbesondere an Stefan Horvath. Vielen Dank, dass Sie heute da sind und dass Sie Ihre Erfahrungen mit uns teilen. Und danke auch an dich, Lea, dass ihr das organisiert habt die initiative tut und gemeinsam mit hör ihr werdet auch nächste woche wieder hier sein bei uns und ebenfalls zu antiziganismus eine veranstaltung eine weitere veranstaltung haben dazu wirst du glaube ich gleich noch was sagen genau also wir freuen uns wenn ihr auch nächste woche wieder vorbei schaut und wünsche euch jetzt erstmal einen spannenden Abend. Ja, danke schön. Mein Name ist Lea Riener. Ich bin wie gesagt von der Initiative EDUT. Wir sind jetzt zum dritten Jahr in Folge, zum 8. Mai hier im Depot und veranstalten Zeitzeuginnengespräche in den letzten beiden Jahren mit Helga Felna-Buszin und Josef Salomonowitsch. Helga ist leider seither verstorben. Zwei Jahre in Folge hatten wir jetzt ein Zeitzeugengespräch mit jüdischen Holocaust-Überlebenden. mit Holocaust-Überlebenden, jüdischen Holocaust-Überlebenden. Und dieses Jahr zum 30. Jahrestag des Attentats von Oberwart machen wir gerade eine Veranstaltungsreihe zum Thema Antiziganismus in der Zweiten Republik. Wie gerade schon erwähnt, wird es dann nächste Woche die erste Folgeveranstaltung geben. Selber Zeit, selber Ort. Und zwar wird es sich um eine Panel-Discussion, ein Expertinnen-Gespräch handeln zum Thema Roma-Activism in Academia. Es wird auf Englisch stattfinden und ich würde mich freuen, ein paar von euch wiederzusehen nächste Woche. Und dann am 22. Mai wird im Votivkino der Film Wankostätten gezeigt, mit danach einem Gespräch mit Karin Berger, der Regisseurin. Darauf freuen wir uns auch schon sehr. Ich würde mich jetzt auch direkt nochmal beim Depot bedanken, für die Zusammenarbeit, die jetzt eben schon ins dritte Jahr geht. Wir sind immer wieder gerne hier und dann auch an die Hör, die leider heute nicht anwesend sein kann, aus terminlichen Gründen, aber wir freuen uns trotzdem, dass sie uns unterstützen. Ja, und letztlich bedanke ich mich bei dir, Stefan, dass du da bist. Ich wollte dich eigentlich vorstellen, aber du meintest zu mir, du willst dich selber vorstellen mit einem von deinen Texten und dann würde ich dir einfach die Bühne geben direkt. Einen schönen guten Abend. Bevor ich mich jetzt vorstelle, möchte ich aus meinen Büchern ein Vorwort vorlesen. Und zwar von Koholet aus den Büchern der Weisheit im Alten Testament. Alles unter der Sonne hat seine Zeit. Es gibt eine Zeit zum Weinen und eine Zeit zum Lachen. Eine Zeit für die Klage und eine Zeit für den Tanz. Eine Zeit zum Schweigen und eine Zeit zum Reden. Und heute bin ich hier, um zu reden. Ich möchte mich mit einem Gedicht vorstellen, das durch Zufall entstanden ist. Ich war in einer kleinen Volksschule in Jabing. Heute ist sogar ein Gast aus Jabing da. Ich wollte, dass man Volksschüler zwischen sechs und zehn Jahren zum Thema Nationalsozialismus, zum Thema Konzentrationslager, zum Thema Ausgrenzung und zum Thema in Oberwart, Attentat 1995, helfen bei meinem ersten Buch in Form von Zeichnungen zu den Texten, die ich schreibe. zu den Texten, die ich schreibe. Und ich hatte eines Tages in Jabing einen Zeichentermin an dieser Schule. Ich kam in die Aula hinein, die halb so groß ist wie dieser Raum in Jabing in der Volksschule. Da saß ein kleiner Mann, das war der Florian Graf damals, neun Jahre alt und hat geschrieben. Und den Kopf hat er so schräg gehalten und geschrieben. Ich setze mich neben ihn und sage zu ihm, Servus. Der Florian hat nicht reagiert, er hat weitergeschrieben. Nach einer Minute dreht er so den Kopf zu mir, schreibt weiter und sagt zu mir, Servus, wer bist du? Und in diesem Moment war es, als hätte mich der Blitz getroffen. Ich habe mir gedacht, wer bin ich wirklich? Wisst ihr vielleicht, wer ihr seid, außer euren Namen? Ich glaube nicht. Man denkt viel zu wenig über das nach und ich habe 20 Minuten Zeit gehabt und habe das Gedicht geschrieben, Und der Florian Graf hat dann die dazu passende Zeichnung gemacht. Das zeigt zwei fesche Burschen aus dem Burgenland, einer schöner als der andere, die unterschiedlich ausschauen. Die unterschiedlich ausschauen und die Zeichnung ist aber punktgenau. Deswegen punktgenau, weil dieses Gedicht in Wirklichkeit alles erzählt. Wer bin ich? Bin ich ein Zigeuner? Und bist du mein Herr? Fällt dir die Antwort darauf gar so schwer? Meine Augen sind braun und deine grün. Aber im Sommer sehen wir beide die Blumen erblühen. Und meine Haut ist dunkel und deine hell. Haben wir Schmerzen, Jammern wir beide gleich schnell? Und kommt in unser beider Häuser einmal der Tod? Dann leiden wir Bein und seelische Not. Und gab uns Gott nicht denselben Verstand? Oder trennt uns im Herzen eine unsichtbare Wand? Sind wir beide verletzt und trinkt unser Blut? Es ist dieselbe Farbe. Sind wir beide gar aus derselben Brut? Sind wir beide gar aus demselben Land? Ein Land, auf dem bei der Tafel einst Indien stand? Jetzt weißt du, wir sind beide aus demselben Geschlecht, aber leben wir beide in Frieden, dann ist es Gott nur recht. dann ist es Gott nur recht. Ich bin ein Zigeuner, ein Rom oder einfach nur ein Mensch. Aber wer bist du? Im Dezember 1993 wurde in Österreich eine Volksgruppe politisch anerkannt, die in Wirklichkeit im Burgglern einmal mindestens 500 Jahre hier sesshaft ist, auf dem österreichischen Gebiet an die tausend Jahre hier lebt. Die Volksgruppe der Zigeuner nennt sich seitdem die Volksgruppe der Roma. Das Wort Roma auf Deutsch übersetzt bedeutet die Menschen. Es gibt in Europa noch eine Volksgruppe, die sich die Volksgruppe der Menschen nennt. Weiß das vielleicht wer von euch, wer das sein könnte? Eine Volksgruppe, die weit hoch oben im Norden lebt, im ewigen Eis und Schnee. Jetzt sogar zur Debatte steht mit Amerika, die auch früher einen anderen Namen hatten und jetzt anders heißen. Seit 50 Jahren anders heißen. Weißt du vielleicht, wer diese Volksgruppe ist? ist die inuit die haben früher einen anderen namen gehabt esky muss das wort eskimo auf deutsch übersetzt bedeutet rohfischesser und da haben die eskimos vor 60 jahren gemeint das ist ein hässliches wort für die für diese volksgruppe und nennen sich seitdem Inuit. Und das Wort Inuit auf Deutsch übersetzt bedeutet der Mensch. Also beide. Die Zigeuner und die Eskimos nennen sich seit damals die Volksgruppe der Menschen. Die Geschichte von Oberwart und dem Burgelland ist sehr eng mit dem Land verbunden, sehr eng mit Oberwart verbunden. Wenn man von Roma redet in Österreich, dann meint man immer nur Oberwart. dann meint man immer nur Oberwart. Im Burgenland leben derzeit hochgerechnet, würde ich meinen, 1400, vielleicht 1500 Roma, Autoktone, Einheimische. In ganz Österreich, die mindestens fünf Generationen hier leben, vielleicht 5.000, 6.000. Damals 1993 wurden ja nur die Autochtonen Roma anerkannt, die mindestens 100 Jahre hier schon gelebt haben. Alle anderen Zahlen, die man hört, die sind von den Zuwanderern und dergleichen und sind in Wirklichkeit politisch gar nicht anerkannt. Nur ganz kurz zur Information. Oberwart ist eine außergewöhnliche Stadt. Eine Stadt, wie es sie in dieser Form in ganz Österreich nicht gibt. Denn in Oberwart leben seit Jahrhunderten mehrere Volksgruppen miteinander und auch nebeneinander. Es ist die deutschsprachige Mehrheitsbevölkerung. Es sind Ungarn, es sind Kroaten, alles in relativ großer Anzahl. Und bis 1938, bis zum Beginn der nationalsozialistischen Zeit, hatten wir auch eine jüdische Kultusgemeinde in Oberwart an die 250 Bewohner, denen aber entweder damals die Flucht ins Ausland gelungen ist oder sie wurden in die Konzentrationslager gebracht. Nach Oberwart und auch ins restliche Burgelland kehrten keine jüdischen Mitbürger zurück. In Burgelland lebten damals an die 6000 jüdischen Mitbürger. Und es leben auch Roma in Oberwart, damals Zigeuner genannt, seit mehr als 500 Jahren nachweislich. Seit 300 Jahren, das ist das Außergewöhnliche, gibt es in Oberwart eine Roma-Siedlung. Die meisten von euch haben ja noch nie eine gesehen. In Österreich, wo gibt es eine? Oberwart. Mittlerweile die dritte. Die erste wird vor 300 Jahren urkundlich erwähnt und dann beim Einmarsch der Nationalsozialisten 1939 kommen alle 360 Bewohner in verschiedene Konzentrationslager. Mein Vater war damals zum Zeitpunkt seiner Deportation 18 Jahre alt. Er wurde auf einer Baustelle verhaftet. Also die Mär, die man erzählt hat, die Zigeuner haben früher nichts gearbeitet, hat gar nicht gestimmt. Denn die Nationalsozialisten waren ja penible Bürokraten. Und aus diesen Unterlagen geht hervor, dass mehr als 70 Prozent der damaligen Bevölkerung beschäftigt gewesen ist. Meine Mutter stammte aus einer kleinen Nachbargemeinde, Jabing. Sie war 16 Jahre alt zum Zeitpunkt ihrer Deportation. Sie hatte schon damals einen Lebenspartner und auch ein Baby, drei Monate alt. Und sie hat beide in Auschwitz verloren. Nach der Heimkehr 1945, das Burgenland war ja von den Russen besetzt, die erste Roma-Siedlung war ja dem Erdboden gleichgemacht, genauso wie alle anderen Roma-Siedlungen des Burgelandes. Damals gab es an die 120 Roma-Siedlungen, manche größer, manche kleiner, an die 9000. 1945, nach Ende des Zweiten Weltkrieges, waren von diesen 9.000 nur mehr 800 übrig. Von diesen 800 sind in den Jahren 1945 bis 1947 noch einmal gleich 300 verstorben, aufgrund ihrer schweren Krankheiten, die sie aus den Konzentrationslager mitgebracht haben. Meine Mutter hatte eine offene TBC, die nie ausgeheilt wurde. Drei meiner Geschwister, nach ihrer Geburt 20 Jahre später, haben dann ein Jahr in eine Lungenheilanstalt verbracht. Ich hatte das Glück nicht zu erkranken. Die russische Wehrmacht stellte den Roma Ende 1945 eine russische Baracke zum Wohnen zur Verfügung. Zwei Kilometer außerhalb des Ortes, in der Nähe eines Waldes. In dieser Roma-Siedlung bin ich geboren worden, 1949. Die Roma-Kinder sind nach der Einschulung, die ersten Kinder wurden ja 195 1952 53 eingeschult automatisch in die sonderschulen abgeschoben worden und als ich eingeschult worden bin 1956 hatte ich das glück eine Lehrerin zu haben, die mich nicht ausgegrenzt hat. In der dritten, vierten Klasse hatte ich einen Lehrer, den Herrn Wöffel, in der Volksschule, der besonders auf mich aufgepasst hat, der wollte, dass ich lerne und der wollte, dass ich auch in die Hauptschule damals gehe. Die Hauptschule ist die heutige Mittelschule, aber sie hatte damals den Status eines Gymnasiums. Man konnte seine gesamte Schulzeit bis 1972 in Österreich in der Volksschule verbringen. Es gab acht Klassen Volksschule. Der Herr Wöffel lässt mich einschreiben für die Hauptschule und mein erster Schultag dauert zehn Minuten. Dann muss ich die Schule verlassen, weil der Direktor gemeint hat, wir hatten bis jetzt kein Zigeunerkind an dieser Schule, wir brauchen auch nachher keines. Ich bin am nächsten Tag in die fünfte Klasse Volksschule gegangen, da ist mir mein Lehrer, der Herr Wöffel, über den Weg gelaufen, hat sich das angehört, was ich ihm erzähle, ist mit mir sofort in die Hauptschule gegangen und hat dort mit dem Lehrer gestritten, mit dem Direktor gestritten, dass alle Schüler der Schule, damals an die 500 Hauptschüler, es war die einzige des Bezirkes Oberwart damals, zusammengelaufen sind und auch die Lehrer und als Kompromiss nach diesem Stre Streit durfte ich dann eine Aufnahmsprüfung für die Hauptschule machen, ohne jede Vorbereitung, die habe ich bestanden, das war kein Problem. Und ich habe dann so halbwegs, bis auf wenige Ausnahmen, eine gute Schulzeit gehabt. eine gute Schulzeit gehabt. Ich hatte das Glück, in den Hauptfächern gute Lehrer zu haben, die nicht ausgegrenzt haben. Es gab ja damals Lehrer aus der nationalsozialistischen Zeit, die nicht nur das Zigeunerkind ausgegrenzt haben, sondern auch die Kinder der ungarischen und der kroatischen Volksgruppe. Die wurden genauso ausgegrenzt. Die Prügelstrafe war ja damals alltäglich. Aber dann mit 14,5 Jahren war die Frage, was mache ich? Ich wäre so gerne in ein Hotel gegangen. Aber im gesamten Burgenland gab es zu dieser Zeit 1964 keine HTL. Die nächste wäre Mödling gewesen. Ich beschließe in Oberwart in die Handelsschule zu gehen. Die einzige Schule des gesamten südburgenländischen Raumes. Jedes Kind muss eine Aufnahmsprüfung machen. Sie hatte damals nur Platz geboten für 200 Kinder. Ich bin drittbester geworden, wurde nicht genommen. Der offizielle Grund war wegen Platzmangel. In Wirklichkeit war ich ein Zigeunerkind. Das hatten wir noch nicht an dieser Schule. Und in der Hauptschule war ich von 1960 bis 1964 das einzige Zigeunerkind des gesamten südburgländischen Raumes. So etwas hat es damals nicht gegeben. Ich bin mit dieser Ausgrenzung ja groß geworden. Für mich war das Alltag. Mein Vater beschließt, ich soll einen Beruf ergreifen, ich soll Mechaniker werden. Ich bin mit meinen vier Vorzugszeugnissen der letzten vier Jahre der Hauptschule mit ihm in eine Werkstätte gegangen. Damals gab es ja Lehrplätze in Hülle und Fülle, denn jeder wollte in Wirklichkeit studieren, höhere Schulen besuchen. Er hat meine Zeugnisse angeschaut, alle vier Jahre Vorzug und hat gemeint, du kannst am Montag anfangen zu arbeiten bei uns. Ich war am Montag dann dort, pünktig so wie immer so wie heute und er hat mich zur seite genommen und hat gemeint stefan ich habe mir überlegt du bist ein zigeuner du weißt sie gar nicht haben keinen guten Ruf, sie stehlen gerne. Sie sind faul. Sie sind auch frech. Und wenn aus der Werkstatt etwas fehlen würde, würde jeder meinen, du hast es gestohlen. Und kein Kunde in Oberwart würde es akzeptieren, wenn du sein Auto nur berühren würdest für eine Reparatur. Bitte binden wir das Verhältnis bevor es überhaupt beginnt zum ersten Mal habe ich in Oberwart geweint mit 14 1 1 halb Jahren aus Verzweiflung nämlich ein Zigeunerkind zu sein das niemand liebt keiner braucht ganz egal egal was es tun möchte ob es arbeiten gehen möchte oder in die Schule gehen möchte. Ich habe in Oberwart keine Chance. Ich bin nach Hause gegangen, habe das letzte Haushaltsgeld meiner Mutter genommen, habe mich allein in den Zug gesetzt und bin nach Wien da gefahren. Und dort am damaligen Südbahnhof, das ist ja heute der Hauptbahnhof, bin ich ausgestiegen und dort am Gürtel hat eine Baufirma gearbeitet. Das war um die Mittagszeit, wie ich angekommen bin. Und ich habe dort den Polier gefragt, braucht sie wen zu arbeiten? Und er hat ja gesagt, du kannst sofort anfangen und mit 14 einhalb jahren bin ich dann bauarbeiter geworden hier in wien 30 jahre lang ich war schon als kind einer der immer lernen wollte immer alles wissen wollte ich hatte auch das glück bei dieser baufirma auf leute zu treffen die mir sehr viel beigebracht haben sehr viel gelernt haben und ich habe das aufgesogen wie in aufgesogen es war meine heimat gewissermaßen ich bin am montag war zwar ein wochenpendler der montag aus dem burgland gekommen ist am freitag nach hause gefahren ist wochenpendler der montag aus dem burgland gekommen ist am freitag nach hause gefahren ist und bei dieser firma hätte ich noch zwei berufe lernen können aber ein lehrling verdiente damals 1964 am auerlehrling 40 umgerechnet damals 40 euro im monat und das habe ich als jugendlicher hilfsarbeiter jede Woche bekommen. War natürlich ein Fehler. Aber ich bin bei dieser Firma auch im Laufe der Jahre dann aufgestiegen. Die hatte sogar ihr Büro hier in der Nähe, in der Kaiserstraße. Eine große Firma damals, die Firma Kalinger. Bei dieser Firma bin ich dann aufgestiegen im Laufe der Zeit zum Polier und später auch zu einem Betriebsrat einer großen Abteilung. Ich habe mit knapp 20 Jahren geheiratet, viel zu früh. Man ist ja dumm, bis zum Gehtnichtmehr. Und zu unseren zwei Kindern mit meiner Frau haben wir beide dann noch gemeinsam sieben Kinder aus anderen Familien genommen. Kinder aus Beziehungen Roma mit der Mehrheitsbevölkerung. Diese Kinder wollte niemand haben. Die waren bei den Roma unerwünscht und auch bei der Mehrheitsbevölkerung. Diese Kinder wollte niemand haben. Die waren bei den Roma unerwünscht und auch bei der Mehrheitsbevölkerung. Und das ist alles passiert auf 40 Quadratmeter Wohnfläche. Da hatte ich neun Kinder zu Hause. Unvorstellbar für euch. Und für diese Kinder bin ich arbeiten gegangen, denn außer der gesetzlichen Kinderbeihilfe habe ich nichts bekommen für diese Kinder. Eltern, die ihre Kinder herschenken, wollen ja sowieso nichts bezahlen. Und fürs Jugendamt hätte ich offiziell gar nicht die Kinder nehmen dürfen, denn jedes Kind braucht ein eigenes Zimmer. Aber es waren Zigeunerkinder, die wertlos waren. Für mich und meine Frau war das das größte Glück, was wir je gehabt haben. Kinder zu nehmen und sie auch so zu lieben, dass man eigene Kinder nicht mehr lieben kann. Wie diese Kinder. 1990 beginnt sich nicht nur Österreich zu verändern, sondern auch Europa zu verändern. Der Krieg im ehemaligen Jugoslawien bricht aus. Es kommen an die 200.000 Flüchtlinge nach Österreich. Gleichzeitig werden auch in Österreich die Parteien unruhig, sage ich einmal. Es gibt Demonstrationen, Gegendemonstrationen. So wie jetzt auch, wo Partei-Hetze betrieben wird von allen Seiten. Und da werden in Österreich plötzlich Drohbriefe verschickt. Mit der Überschrift, wir wehren uns. Mit der Unterschrift, die Bayou-Varische Befreiungsarmee. Und dazwischen viele Drohungen, viele Beschimpfungen. Aber es nimmt niemand ernst, denn drei Jahre passiert ja nichts, außer dass die Drohungen immer ärger werden. Und dann explodiert in Hartberg, in der Steiermark, gleich neben Oberwart, 20 Kilometer weg, die erste Briefbombe. Und in den nächsten zwei Tagen folgen noch einige. Die Verletzungen, die körperlichen Verletzungen, waren ja nicht so groß von den ersten Briefbomben. Sie hatten nicht das Ziel, die Menschen zu töten, sondern nur zu warnen, diese Drohungen ernst zu nehmen, die da ausgesprochen werden. Die zweite Serie dieser Bomben, die hat dann in Wien den damaligen Bürgermeister zielt, schwer verletzt. Sie hat ihm die Hand zerfetzt. Und jetzt beginnt die Polizei zu ermitteln. Es geht in die falsche Richtung. Im Frühjahr 1994 geht diese Prie-Bombserie weiter. Sie hatten schon das Ziel, die Menschen zu töten. Viele werden am Postweg abgefangen. 1994 kehrt Ruhe ein, scheinbar Ruhe. Und dann Ende August, bevor die Schule beginnt, explodiert in Klagenfurt eine Rohrbombe und reißt den Polizisten, der hat erkelt, beide Arme hier beim Ellbogen ab. Umstehende Polizisten werden verletzt. Und diese Bombe war ursprünglich an der zweisprachigen deutsch-slowenischen Schule abgelegt. Das ist alles noch weit weg, ich habe das nur auf den Medien immer gelesen, so wie jeder Österreicher damals auch. 1994 taucht in dieser zweiten Roma-Siedlung der Verdacht auf von vier jungen Burschen, dass die Siedlung vielleicht beobachtet wird. Wir, die Erwachsenen, haben mir das nicht ernst genommen. Es gab auch nie Drohungen gegen Roma oder dergleichen. Und die vier Burschen geben Woche für Woche keine Ruhe. Einer dieser Burschen ist mein Sohn. Und irgendwann hat Anfang Dezember, glaube ich, 1994, ein Bewohner genug von diesen Redereien dieser vier Burschen und verständigen die Polizei, dass die Siedlung beobachtet wird. Die Polizei kommt am Tag, macht einige Runden mit dem Auto. Ihre Runden um die Siedlung sehen nichts, hören nichts, es gab auch nichts zu sehen oder zu hören. Wir, die Erwachsenen, sind dann beruhigt, die Burschen werden ausgelacht, verhöhnt, sie ziehen sich dann von uns Erwachsenen zurück und reden dann nicht mehr, was dann passieren wird. Dann ist der 4. Februar 1995, der Tag verläuft absolut ruhig. Um 22.30 Uhr ein bisschen Aufregung in der Roma-Siedlung. Die Leute im Hof diskutieren. Anstaltungsgelände, da hat es gerade eine Musikveranstaltung gegeben, mit der Laserschau, laut, ziemlich laut sogar, und auch ein Raketenabschuss. Mein Sohn, ich habe Fernsehen geschaut, mein Sohn kommt eine halbe Stunde später dann in die Küche, man muss sich das einmal vorstellen. Es ist schon mittlerweile 23 Uhr. Beginnt sich zwei Wurstsemmel zu machen. Ich bin dort in der Küche auf der Couch gelegen, habe Fernsehen geschaut, habe ihn nur mit dem Augenwinkel beobachtet. Dann dreht er sich zu mir und sagt, Papa, da unten war etwas. Da deutet er mit dem Zeigefinger durch die Mauern in der Küche. Und ich sage, jetzt komm her mal und jetzt reden wir. Was habt ihr vier gesehen? Wir haben nichts gesehen. Was habt ihr gehört? Wir haben nichts gehört. Warum red ihr gehört? Wir haben nichts gehört. Warum redet ihr so ein Blödsinn dann daher? Papa, wir wissen nicht, was es ist. Wir glauben, dass wir beobachtet werden. Jetzt hör mal zu, habe ich gesagt. Ihr seid vier junge Zigarrener-Burschen, die schon in der Schule nicht die Besten waren, die in Wirklichkeit keinen Beruf erlernt haben, die Arbeit nicht erfunden haben. Wer von der Mehrheitsbevölkerung soll Interesse an euch zeigen? Niemand. Ihr macht ja nur Arbeiten, die die Mehrheitsbevölkerung nicht machen will. Bitte lasst mich mit diesem Blödsinn in Ruhe. Er ist ganz ruhig geblieben, nimmt seine zwei Wurstsemmeln, geht zur Tür, dreht sich dann zum letzten Mal um und sagt, du wirst erst aufwachen, wenn etwas passiert ist. Du wirst erst aufwachen, wenn etwas passiert ist. Eine Stunde später ungefähr, ist knapp 200 Meter außerhalb dieser Roma-Siedlung eine Bombe hochgegangen. Eine Bombe, die getarnt war, als eine Sprengfalle. Ihr könnt euch das so vorstellen, auf einer Baustelle diese transportablen Verkehrsstände, die man jeden Tag, je nach Bautätigkeit noch vor, zurückrückt oder dergleichen zur Absperrung benötigt. Normalerweise ein Verkehrszeichen drauf hat, Halten verboten oder Einfahrt verboten oder dergleichen, war so ein ähnlicher Ständer aufgestellt, nur aus Metall, eine Tafel angebracht, Roma zurück nach Indien. Und beim Berühren dieser Sprengfalle ist sie natürlich explodiert und hat die vier Burschen getötet. Und als die Opfer gefunden werden, sind die Bewohner damals, dieser Roma-Siedlung, es waren an die 120, mit den Kindern zum Tatort gelaufen, haben alle geweint. Ich bin dort mit der Familie gestanden, starb vor Schreck. ich konnte nicht weinen, eben nur Richtung Wald geblickt, der Wald ist ja gleich dort auch, und plötzlich erscheint vor meinem Auge ein riesiges Konzentrationslager mit Insassen darin, die auf mich einreden, mir etwas erzählen wollen. Aber ich bin ja mit beiden Beinen mein ganzes Leben auf dem Boden gestanden. Und habe nur das geglaubt, was man angreifen kann. Dieses Konzentrationslager konnte ich nicht angreifen. Ich habe ja bei einer Baufirma gearbeitet. Da ist ja alles real. Da gibt es keine Illusionen und Fantasien und dergleichen. Dann habe ich etwas Unfassbares getan. Ich habe meine Familie alleinesenden Bekannten, die ins Lokal gekommen sind, kein Wort davon erzählt, dass es einen Attentat gegeben hat, dass es vier Tote gibt und einer mein Sohn ist. Nach einer Stunde bin ich wieder zum Tatort zurückgekehrt. Mittlerweile war die Polizei da, hatte ja alles abgesperrt gehabt. Niemand hat mich aufgehalten. Ich bin dort dann gestanden. Die Opfer sind noch immer am Boden gelegen. Sie wurden erst am späten Abend noch den Untersuchungen entfernt. Ich konnte noch immer nicht weinen. Untersuchungen entfernt. Ich konnte noch immer nicht weinen. Und dann habe ich diese Tafel dort liegen gesehen, die an der Sprengfalle angebracht gewesen ist. Roma zurück nach Indien. Und in diesem Moment, ich war damals 45, ist mir bewusst geworden, wie wenig ich zum damaligen Zeitpunkt über meine Volksgruppe gewusst habe. Ich habe mir nie Gedanken gemacht. Ich bin ja in Oberwart aufgewachsen, in dieser Roma-Siedlung, in dieser zweiten, mit 60 Erwachsenen, die alle in die Konzentrationslager gewesen sind und jeder sechs Jahre. Und in Wirklichkeit nie darüber geredet haben. Ich habe mir keine großen Gedanken gemacht über die Ausgrenzung, über meine Familie. Meine Kinder sind zum damaligen Zeitpunkt in die Sonderschule 1995 gegangen. Ich habe das in Oberwart normal empfunden. Ich, der selbst ein guter Schüler war. Ich hatte in Wien aber ein eigenes Leben. Ich habe in Wien nichts von einer Roma-Siedlung erzählt, aber auch zu Hause nicht niemanden aus Wien. Ich war ein stiller Mann bis zu diesem Zeitpunkt, so wie meine Eltern, die auch immer geschwiegen haben. Aber dort am Tatort, als ich die vier Opfer gesehen habe, habe ich gewusst, ich kann nicht mehr schweigen. Ich muss mein Leben ändern. Ich habe es mit 180 Grad gleich getan. Ich habe meinen Beruf in Wien aufgegeben. Ihr müsst euch vorstellen, ich habe damals 1995 hier in Wien umgerechnet 2500 Euro netto im Monat verdient. Das war damals viel Geld. Auch heute wäre das noch viel Geld. Und habe in Oberwart auf Wunsch des Landeshauptmannes damals, des Burglandes, für 950 Euro im Krankenhaus zu arbeiten begonnen, in der Reinigung. Meine Frau hat Existenzängste. Ich habe sogar mein Auto verkauft. Aber der Landeshauptmann hat mir begründet, warum ich in Oberwart im Krankenhaus arbeiten soll. Ich soll ihnen helfen, die Vorteile, die gegen diese Volksgruppe herrschen, abzubauen. Denn er hat gemeint, im Krankenhaus Oberwart arbeiten tausend Leute aus der Mehrheitsbevölkerung. Es sind tausend Leute, die täglich auf Besuch und in die Ambulanzen kommen. Und es sind dann die 500 Patienten, die dich jeden Tag sehen werden. Das habe ich getan, dann bis zu meiner Pensionierung 2011. Ich konnte aber nicht mehr schlafen. Nach dem Attentat. Auch heute noch nicht. Ich habe Panikattacken bekommen. Und ich habe dann zu schreiben begonnen. Und ich wollte nie einen Text veröffentlichen. Und ich wollte nie einen Text veröffentlichen. Ich wollte in Wirklichkeit nur meine Seele für mich retten. Und habe damals als erstes ein Gedicht geschrieben für meinen toten Sohn. Dieses Gedicht, als hätte mich der Teufel geritten, habe ich bei einer harmlosen Weihnachtsfeier vorgelesen. Ein Gedicht, das zu einer lustigen Weihnachtsfeier gar nicht passt. Es war Totenstille danach. Und dann ist ein Mann aufgestanden aus dem Publikum. Wir sind ins Reden gekommen. Und innerhalb dieser 20 Minuten habe ich nur geredet. Welche Visionen ich in mir trage, was ich tun möchte, dass ich Bücher schreiben möchte, dass ich in die Schulen gehen möchte, den jungen Menschen Geschichten zu erzählen. Geschichten aus meinem Leben, von meinen Eltern, von der Volksgruppe und dergleichen. Und das mache ich seitdem. Und ich möchte euch dieses Gedicht vorlesen. Es handelt von einem Kind, das zum ersten Mal Religionsunterricht hat. erst mal Religionsunterricht hat. Der Religionslehrer erzählt dem Kind, dass es im Himmel Engel gibt und dass es im Himmel schön ist. Und auf dem Nachhauseweg bekommt das Kind ein Bild von einem Engel mit. Und es kommt zum Vater und stellt ihm viele, viele Fragen. Und der Vater kann oder möchte gar nicht in diesem Moment diese Fragen beantworten. Wie so ein Theolog dann ausgehen kann, möchte ich euch jetzt vorlesen. Ich möchte ein Engel sein. Ich war ein Vater mit jungen Jahren, im Umgang mit Kindern unerfahren. Da kam eines Tages mein Söhnchen gerannt mit einem Bild von einem Engel in der Hand und fragte, Vater, mein Vater mein, sag mir, wie wird man ein Engelein? Und können die Engel im Himmel spielen und im Schlafen auf dem Rücken liegen? Und fliegen die Engel mit den Vögeln umher? Fällt ihnen das Lernen in der Schule auch so schwer? Und warum sitzen die Engel bei Gott zu seiner Linken und Rechten? Gibt es nur Gute oder vielleicht auch Schlechte? Und ist ihnen im Winter auch so kalt? Und werden die Engel tausend Jahre alt? Was muss ich tun, um ein Engel zu sein? Muss ich beten oder kann ich auch vorlaut sein? Denn ich möchte so gerne ein Engel sein. Auf all diese Fragen musste ich lachen und sagte, mein Sohn, was fragst du mich solche Sachen? Die Engel, die sind im Himmel daheim und auf ihren Köpfen ist ein Glorienschein. Und außerdem für einen Engel bist du doch viel zu klein. Jahre vergingen. Viele Stürme zogen vorbei. Doch einer machte Halt. Da war Gehvater Tod dabei. Er holte das Kind mit seinen großen Schwingen. Seitdem höre ich immer leise die Englein singen. Seitdem bin ich rastlos und stets bereit für den Tag, wo der Tod zu mir sagt, es ist höchste Zeit. Er sagt, es ist höchste Zeit, ich werde mich nicht wehren, weil ich ganz genau weiß, es ist der Tag des Wiedersehens, nur in einer anderen Zeit. Ich werde dann treten vor dem Himmels Thron und aus der Schar der Engel löst sich mein Sohn und wird sagen zu mir, Vater, mein Vater mein, von nun an wirst auch du ein Engel sein. Ich wollte dieses Gedicht nie veröffentlichen. Aber Gott sei Dank schreibt das Leben eigene Gesetze, die man so vorher nicht kennt. Und dann habe ich begonnen, tatsächlich diese Geschichte, diese Erfolgsgruppe aufzuarbeiten. Ich habe den Roma einen Namen gegeben, den damaligen Opfern. Ich bin ja in einer Familie aufgewachsen, wo niemand aus der Familie meines Vaters aus dem Konzentrationslager zurückgekommen ist. Er hat nie darüber geredet, wie viele Geschwister er gehabt hat, wie groß diese Großfamilie gewesen ist. Genauso meine Mutter aus Jabing, die hat auch nie darüber geredet. Sie hat auch nie über ihren Verlust, ihren ersten Lebenspartner oder das Kind gesprochen. Und bei dieser Aufarbeitung habe ich dann auch Unterlagen bekommen über meine Mutter, auch über das Kind, eine Geburtsurkunde aus Jabing sogar und dergleichen. Und das waren halt emotionale Momente. Und am Totenbett meiner Mutter, 1980, in Graz, haben die Ärzte gemeint damals, es ist schon zu spät, als ich gekommen bin. Sie wird nicht mehr reden können. Aber so war es nicht. Sie hat gewartet auf mich. können. Aber so war es nicht. Sie hat gewartet auf mich. Und dann hat sie mir ihre ganze Lebensgeschichte erzählt. Und 2018 ist aufgrund dieser Lebensgeschichte in Jabing sogar ein Gedenkort eingerichtet worden. Und ein junger Mann ist da, der das initiiert hat. Ja, Gott sei Dank. Und das hat gezeigt, dass die Geschichte sich nicht wiederholt, wenn irgendwer da ist. Ist irgendwas noch? Ja, hallo. Ich hätte schon ein paar Fragen, die Sie mir noch beantworten dürfen. Und ich glaube, vielleicht auch aus dem Publikum. Was ich sehr spannend fand in Ihrem Buch Katzenschreien, nehmen Sie ja vier verschiedene Positionen ein. Ja, ja. Ihre eigene, die des Täters, der Familie des Täters und dann von so einem Stammtisch, den man sich vorstellen kann. Und Sie schließen mit der Perspektive des Täters und der Tatsache, dass Sie ihm vergeben. Ich finde das sehr spannend, weil man kann sich vorstellen, dass das ein schwerer innerlicher Akt ist. Warum oder wie kamen Sie zu diesem Punkt? Ich habe am Publikum eine Frage, bevor ich das beantworten will. Könntet ihr euch vorstellen, dem Mörder eures Kindes zu verzeihen? Sagt niemand auf? Ist das unvorstellbar? Ja, finde ich auch. Was würde man brauchen? Was würde man brauchen, wenn man in Erwägung zieht, in so einer Situation zu verzeihen? Was würde ein Mensch dazu brauchen überhaupt? Dass er so einen Weg gehen kann. Entschuldigung, ich weiß nicht, ich bin ein bisschen derisch. Wir haben in der Schule einen Film gesehen, da wurde der Vater von einer Dame umgebracht und die hat den dann immer im Gefängnis besucht und sie haben sich angefreundet. Das war ein politisches Attentat und sie hat dann das verstanden. Ja, ja. Also diese Geschichte von mir mit dem Verzeihen ist ja eine Geschichte, die auf vielen Dingen basiert. Nachdem der Attentäter 1997 Ende September verhaftet worden ist, durch Zufall bei einer harmlosen Verkehrskontrolle, hat er statt seine Autopapiere herzuzeigen, versucht eine Bombe aus dem Auto zu nehmen und die ist ihm in den ausgestreckten Händen explodiert. Ursprünglich wollte dieser Mann mit der Bombe Selbstmord verüben. Aber sie ist ihm vorher explodiert und hat ihm beide Handwurzeln hier abgerissen. Er wird verattet und gleich verhaftet, das nahegelegene Elternhaus durchsucht und man stellt fest, dass es der Mann sein soll, der Österreich sieben Jahre in Atem gehalten hat, der Menschen schwer verletzt hat, getötet hat, mehr als 50 Briefbomben verschickt hatte. Viele wurden ja auch auf dem Postweg abgefangen und auch solche Bomben wie Oberwart und Klagenfurt abgefangen, die er schon aufgestellt hatte. Aber man hat schon im Laufe der Zeit dann gewusst, wer potenzielle Empfänger sein könnten und hat sie auch schon gewarnt. Nachdem dort in dieser Ortschaft, nach seiner Verhaftung die Untersuchungen abgeschlossen worden sind damals ungefähr noch drei Monaten. Bin ich an einem Samstagvormittag dorthin gefahren zu den Eltern. Er wohnte ja bei den Eltern im Haus, der Attentäter. Er war damals ungefähr so alt wie ich, knapp ein bisschen über 40. So alt wie ich, knapp ein bisschen über 40. Ich war bei den Eltern dort. Anfangs hatten sie Angst vor mir, dass ich ihnen vielleicht etwas tun möchte. Aber ich wollte nur reden. Ich wollte verstehen, wie man als Eltern in einem Haus mit einem Kind leben kann, ohne scheinbar etwas zu bemerken, dass sich das Kind verändert. Denn es hat ja eine Veränderung stattgefunden. Sie haben mich dann ins Haus gelassen. Ich war stundenlang dort. Wir haben viel geredet, viel miteinander geweint. Und dann haben sie mir das Zimmer ihres Sohnes gezeigt. Ein Zimmer, das die Eltern angeblich die letzten fünf Jahre nicht betreten konnten, weil er eine Hochsicherheitstür angebracht hatte mit einem schloss das nur eröffnen konnte er hat die letzten zehn jahre nichts mehr gearbeitet er war auch nicht beim ams gemeldet er hat nur für den ersparnissen gelebt die ja in deutschland verdient hat am als fließbandarbeiter und in aktien angelegt hatte, das Geld. Und da hat er einen guten Riecher gehabt für das. Sie gaben ihm am Tag die reine Wäsche und das Essen durch einen Türspalt hinein. Eine Telle ist ungefähr so breit, so wie das da, durch den Türspalt hinein. Am Abend nahmen sie die schmutzige Wäsche und das schmutzige Geschirr wieder durch diesen Türspalt heraus, laut ihren Angaben. Und sie haben das als ganz normal empfunden. Für die war das ganz normal. Ich bin für mich am späten Nachmittag dann nach Hause gefahren in Ruhe und Frieden. Meine Frau hat es nicht gewusst, ich habe ja nichts erzählt. Das ist jetzt sechs Jahre später davon erst erfahren. Bei einer Buchpräsentation, wo ein kurzer Spot über mich eingespielt wird, wo ich diese Szene erzähle. Aber die Geschichte geht ja noch weiter dann. 1998 habe ich mit diesem Mann in Graz mit dem Attentäter eine Gegenüberstellung gehabt. Ich habe in einem Raum auf ihn gewartet. Die Tür war ein bisschen offen. Er wird von Justizbeamten gebracht. Er war nur an den Beinen gefesselt. An den Händen nicht. Die hat er sich ja abgesprengt gehabt und die hat nie Prothesen getragen. Er hat sogar ohne Prothesen gelernt zu essen. Ich habe nur das Glirren der Ketten vernommen, als er gebracht wird. Und dann steht er im Raum, bewacht von den Justizbeamten natürlich, ist drei Meter weg von mir, schaut mir in die Augen und ich habe zum ersten Mal in meinem Leben einen Menschen gesehen, den man den Wahnsinn angesehen hat. Einen Menschen gesehen, den man den Hass angesehen hat. Und einen Menschen gesehen, den seine Augen geklüht haben wie Feuer. Er hat kein Wort gesprochen. Er hat mich nur angestarrt, vielleicht zwei, drei Minuten, dann hat er sich umgedreht und ist gegangen. Er hat die Justizbeamten stehen gelassen. Sie mussten ihm nachgehen. 1999 ist er dann in Graz zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Ich war jeden Tag dort bei der Verhandlung. Mein jüngster Sohn damals war sogar einer der Hauptzeugen. Er war zum Zeitpunkt des Attentats minderjährig. Aber er war der beste Freund der vier Burschen. Ich war abgesondert von der Polizei, bewacht, dass mich die Journalisten und das Publikum nicht belästigen. Drin im Gerichtssaal hat er ja jede Verhandlung unterbrochen. Er hat ja geschrien, gewirbelt, es lebe die BBA, die Bayerische Befreiungsarmee, Naziparolen, und da musste er jeden Tag aus dem Gerichtssaal entfernt werden. Drinnen hat er geschrien und heraus kam ein Mann, der die Hände so vor dem Bauch gehalten hat, still vor sich hin gelächelt hat, als er herausgekommen ist. Er hatte vor den Menschen Angst. Er wollte mit Menschen nichts zu tun haben heraus wann er gekommen ist mit man nie geglaubt dass dieser Mann das zu schädigen ist Fähig ist 2000 oder dann selbstmord in der Zelle verübt. Ich habe nie jemanden aus meiner Familie gefragt, ob sie verzeihen könnten. Ich habe die Antwort gewusst. Ich habe nie jemanden von den Roma gefragt, diese Frage. Aber das Publikum frage ich jedes Mal. Und ich bekomme zum Großteil keine Begründung, warum man verzeihen sollte oder müsste sogar, sondern es ist undenkbar. Es ist auch verständlich. Auch in den christlichen Religionen ist überall so ein Satz drin, der so ähnlich ist, Auge um Auge, Zahn um Zahn. Aber für mich ist die Frage gewesen, kann man mit Hass ein sinnvolles Leben führen? Diese Frage stelle ich jetzt an euch. Kann man mit Hass ein sinnvolles Leben führen? Nein. Hass tötet jede Seele eines Menschen. Hass tötet jeden guten Gedanken eines Menschen. Wenn man zu hassen beginnt, beginnt man sich automatisch auf die Stufe der Attentäter, der Mörder und dergleichen. Und das wollte ich nicht. Aber wie schafft man es dann, einen anderen Weg zu gehen? Ich bin diesen schwierigen Weg gegangen, den schwierigsten, den man gehen kann. Ich bin schon als Kind von der Mehrheitsbevölkerung ausgegrenzt worden. In den Schulen, in den Berufen und auch heute noch. Erst vorige Woche wieder am 1. Mai zufälligerweise, es gibt ja stillen Rassismus auch, aber egal. dass mich noch mehr Leute aus der Mehrheitsbevölkerung lieben. Auch heute noch. Noch mehr Leute tragen. Auch heute noch. Aber das darf nicht einseitig sein. Nur Liebe empfangen ist zu wenig. Man muss auch Liebe geben können. Das kann ich Gott sei Dank. Meine Familie war keine Stütze, hat mich bis heute nicht gefragt, Papa oder sonst wer, wie hast du das geschafft? Wie schaffst du dein Leben? Niemand von den Roma hat mich je gefragt. Nicht, weil sie mich nicht lieben, sondern Roma haben es nie gelernt, anderen Menschen zu helfen. Sie waren immer auf der Flucht. Sie haben nie eine Heimat gehabt, in Wirklichkeit. Und sie haben das nie gelernt. Roma haben immer nur gedacht, was ist heute? Was morgen ist, weiß ich nicht. Was gestern war, über das will ich nicht mehr reden. Und das wollte ich nicht. Ich wollte mein Leben leben. Man muss Liebe geben können. Man muss auch einen festen Glauben haben. Aber nicht, dass glaubt, dass der Stefan jetzt jedes Sonntag in die Kirche rennt und scheinheilig betet. Nein, im Gegenteil. Ich gehe nur zu Anwesen in die Kirche, am liebsten zu taufen. Kinder sind wie Lebenselixier wie mir. Zu Hochzeiten nicht mehr so gerne. Leider Gottes muss ich auch zu Begräbnissen gehen. Kirche ist für mich nicht ein Ort mit einer Kuppel oder Minaret oder so irgendwas. Sondern Kirche ist zum Beispiel dieser Raum jetzt. Wo junge Menschen zuhören. Ich brauche kein christliches Symbol. Kirche ist, wenn sich Menschen auf einer Ebene vorurteilsfrei begegnen können. Das ist für mich Glaube. Und man braucht auch Zeit. Zehn Jahre habe ich gebraucht. Bis 2005. Weil ich mich mit dem Attentäter so auseinandergesetzt habe. Weil ich viele andere Wege gegangen bin. Weit weg von dem Weg der Roma. Und am Schluss ist das Verzeihen herausgekommen. Und wisst ihr warum? Verzeihen ist eine Gnade, die man sich selbst macht. Kein Mörder, kein Attentäter, niemanden auf der Welt. Nur sich selbst. Ich bin seit 2005 mit mir völlig im Reinen. Ich kann sagen, ich habe keine einzige Sekunde in meinem ganzen Leben für Hass verwendet. Ich ärgere mich genauso wie jeder andere. Aber der Zorn ist ja gleich vorbei. Und dann bin ich so weit sogar, auch wenn der andere schuld an dem Streit ist oder was, dass ich hingehe zu ihm oder zu ihr, ganz egal, und sie um Verzeihung bitte. Also ich bin nicht der, der auf Recht beharrt. Ich versuche immer einen Kompromiss zu reden, diskutieren. Und nebenbei habe ich dann tatsächlich diese Geschichte dann begonnen zu verarbeiten in außergewöhnlichen Texten, wo ich dann Geschichte erzähle über diese Volksgruppe und ja, und ich möchte euch eine Geschichte vorlesen. Eine Geschichte, die 2000 Jahre ist. Jahre ist, von einer Zeitreise. Wer von uns kann behaupten, dass er gleichzeitig in der Vergangenheit leben kann, in der Gegenwart leben kann und auch in der Zukunft leben kann. Alles genau weiß von der Vergangenheit, hautnah miterlebt, gleichzeitig aber die Gegenwart hautnah erlebt und auch die Zukunft. Wenn es so etwas geben würde, wie viel würden die Menschen für so eine Zeitreise zahlen, wenn sie so etwas erleben würden? Und was muss der Horvath Stephan zahlen, wenn er so eine Zeitreise antritt? Und gleichzeitig erzählt diese Zeitreise Roma-Geschichte von 2000 Jahren. Innerhalb von wenigen Minuten. Und dann versteht man, was der Preis ist für so eine Zeitreise. Und die möchte ich euch jetzt vorlesen. Die Zeitreise. Leise trommelt der Regen an die Fensterscheiben meines Schlafzimmers. Irgendetwas hat mich geweckt, aus dem Schlaf gerissen. mich geweckt, aus dem Schlaf gerissen. Merkwürdig. Mir war, als wäre eine bekannte, irgendwie vertraute Person im Zimmer gewesen. Eine Person, die ich irgendwann irgendwo kennengelernt habe. Und trotzdem hindert mich irgendetwas daran, mich zu erinnern. Ich versuche wieder einzuschlafen. Der monotone Regen tut das Seine. Meine Lieder werden schwer. Ich lasse meine Augen geschlossen und beginne wieder zu träumen. Mit einem Mal ist diese bekannte Person wieder da. Sie steht am Ende des Bettes wie in Nebel gehüllt. Nur die Umrisse lassen erahnen, dass es sich um einen Mann handelt. Hand entgegen und seine Stimme ist samtweich, als er zu mir spricht. Komm, mein Freund, steig mit mir in mein Fahrzeug. Ich möchte dir das unendliche Universum zeigen, alle Länder dieser Welt mit dir bereisen, alle Menschen mit dir kennenlernen. Du kannst alles erleben, wovon du seit Ewigkeiten träumst. Du kannst mit mir gleichzeitig in die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft fahren und alles sehen. Nur wenigen wird diese Möglichkeit geboten. Du brauchst mir nur deine Hand reichen. Mein Vertrauter höre ich mich sagen, natürlich möchte ich mit dir mit, aber es regnet doch und ich bin nicht warm angezogen. Und außerdem müsste ich meiner Familie Bescheid geben, dass ich für eine längere Zeit auf Reisen bin. Mein Vertrauter lächelt milde. Was heißt für eine längere Zeit, mein Freund? Diese Reise dauert doch nur eine kleine Ewigkeit. Du wirst sehen, wir werden schneller zurück sein, als du nur denken kannst. Denn mit meiner Zeitmaschine dauern Jahrhunderte doch nur wenige Sekunden. Außerdem habe ich deine Familie schon längst über deine Reise informiert. Und sie war damit einverstanden. Komm, steig in mein Fahrzeug. Es ist startbereit und bringt uns in Sekundenschnelle an jedes von dir gewünschte Ziel und in jede Zeit. Natürlich steige ich in dein Fahrzeug, mein Vertrauter. Komm, zeig mir jetzt Christi Geburt und noch besser gleichzeitig die Gladiatorenkämpfe im alten Rom. Auch die Kreuzzüge der Ritter möchte ich gleich miterleben und bei den Hexenverbrennungen dabei sein. Und schöne Frauen aus vergangenen Zeiten kennenlernen. Einfach mit dir alles erleben. Schau, mein Freund, dazu bedarf es nur einen kleinen Knopfdrucks. Aber ist das wirklich alles, was du erleben möchtest? Gibt es nicht etwas in deinem Leben, das du noch nie gesehen hast und doch sehen möchtest? Möchtest du doch nicht vielleicht den Ursprung deines Volkes kennenlernen? Wenn ja, dann reisen wir mit der Zeitmaschine Jahrhunderte zurück. Ja, bitte zeig mir diese Geschichte dieser Volksgruppe. Also reisen wir. Hier, siehst du, wir sind jetzt 2000 Jahre zurück. Hier, das ist Indien. Das ist die Heimat deiner Vorfahren. Und hier befindet sich schon ein Teil deines Volkes auf dem Weg nach Europa. Die Hoffnung auf eine bessere Zukunft treibt sie an. Denn hier in Indien gibt es nichts, was für sie Zukunft bedeuten würde. Und unter diesen vielen Menschen, die Richtung Europa wandern, wird auch die Generation jetzt sein, aus der du hervorgehen wirst. Und schau, jetzt sind deine Leute in Europa und es geschieht mit ihnen eigentlich wieder dasselbe wie in Indien. Sie werden auch hier ausgegrenzt. Sie leben am Rande der Dörfer und betteln, um zu überleben. Denn Arbeit bekommen sie auch hier nur selten. Warum tun das die Menschen in Europa, mein Vertrauter? Die Zigeuner tun doch niemandem etwas. Und die paar Erdäpfel und die Hühner, die sich stehlen, die fallen doch nicht ins Gewicht. Schau doch genauer hin, mein Freund. Das große Leid beginnt doch erst. Ein Mann ist an die Macht gekommen, der die Welt verändern will. Er schickt viele Braununiformierte aus, die euch in die Konzentrationslager schleppen. Tausende von euch werden vergast und verbrannt und nur ganz wenige werden überleben. Zwei davon sind deine Eltern. Siehst du diese winzigen Punkte? Das sind sie. Sie machen sich gerade auf dem Heimweg aus den Konzentrationslagern. Sie aus Ravensbrück und er aus Mauthausen. Sie werden sich einander in wenigen Monaten begegnen und heiraten. Und aus dieser Verbindung wirst du geboren. Siehst du hier diese Holzbaracke? Das ist deine Geburtsstätte jetzt. Siehst du das? Erinnere dich. Auch Jesus hat seinen ersten Atemzug in einem Stall getan. Mein Vertrauter, kannst du die Zeit schneller vorwärts drehen? Denn ich möchte älter sein und eine Familie haben. Das ist kein Problem. Sag mir das Jahr, den Monat und den Tag. Und wenn du möchtest, auch die genaue Stunde, dann stelle ich diese Uhr genau auf diesen Tag ein. Bitte stell sie auf den 4. Februar 1995. Punkt Mitternacht. Zeig mir genau, was an diesem Tag und um diese Stunde in der Roma-Siedlung in Oberwart passieren wird. Mein Vertrauter überlegt kurz. Möchtest du das wirklich? Es kann an diesem Tag auch böse Überraschungen geben. Natürlich möchte ich das. Oder kannst du mit einer Uhr gar nicht auf diesen Tag und auf diese Stunde stellen? Bist du vielleicht ein Scharlatan, der die Menschen hinters Licht führt? Natürlich kann ich das. Aber ab jetzt übernehme ich keine Verantwortung. Schau, das ist die Roma-Siedlung von Oberwart. Und hier, 200 Meter außerhalb der Siedlung, ist soeben eine Sprengfalle montiert worden. Siehst du, was auf der Tafel dort steht? Roma zurück nach Indien. Tafel dort steht. Roma zurück nach Indien. Und jetzt? Vier Roma sind unmittelbar vor dieser Sprengfalle. Und einer davon ist doch dein Sohn. Der wird in wenigen Augenblicken diese Tafel berühren und mit seinen Freunden tatsächlich den Rückeweg nach Indien antreten, siehst du, wie jetzt die Falle explodiert und wie die Vier durch die Luft gewirbelt werden und zu Boden fallen. Und jetzt sind sie tot und das Blut rinnt aus ihren Körpern. Schau jetzt nicht weg. Du hast es ja so gewollt. Nicht weg. Du hast es ja so gewollt. Bitte hör auf. Dreh diese Zeitung zurück. Und lass die vier Roma am Leben. Nenn mir den Preis. Damit ich ihr Leben retten kann. Ich würde auch mein Leben dafür geben. Wenn dir etwas daran liegt. Was soll mir schon an deinem Leben liegen? Leben nützt du mir doch viel mehr, denn du wirst immer und immer wieder diese Zeitreise antreten müssen und wirst immer und immer wieder den anderen menschen davon berichten müssen weißt du denn nicht mehr wer du einst warst du bist doch damals auf derselben stufe gestanden wie ich du warst doch einer von uns nur du hast dich damals anders entschieden und zwar gegen uns du hast dich für die Menschheit entschieden weil du immer geglaubt hast dass sich die Menschen lieben und jetzt hast du zum ersten Mal die Rechnung präsentiert bekommen? Für dich führt an dieser Tatsache kein Weg mehr zurück. Wer bist du, mein Vertrauter? Das weißt du nicht. Ich bin doch der Herr über die Zeit und über die Ewigkeit und die Unendlichkeit. Warum tust du mir das alles an, mein Vertrauter? Jeder, der uns irgendwann einmal verlässt, muss diese Zeitreise antreten. Und der Fahrpreis beträgt immer ein Leben eines geliebten Familienmitglieds. Du selbst warst doch damals mit diesem Pakt einverstanden. Nur warst du immer der meinung dass ich ihn vergessen hätte aber glaube mir ich habe noch nie etwas in meinem leben vergessen und jedes mal wenn du mit mir diese zeitreise antreten wirst müssen wirst du den vollen preis bezahlen und niemand kann dir dabei helfen. Und übrigens, der erste Fahrpreis für dich wurde schon vor Jahrhunderten von deiner Volksgruppe hinterlegt. Plötzlich ist mein Vertrauter verschwunden schweißgebadet wache ich auf ich habe soeben eine Zeitreise mit dem Tod erlebt es war ein Albtraum ein Albtraum der leider Gottes wahr geworden ist bis jetzt habe ich viermal diese Zeitreise antreten müssen ich habe vier Kinder schon verloren. Und jedes Mal konnte ich mich von keinem Kind verabschieden. Es waren immer furchtbare Dramen dabei. Vielen Dank. Ja, das wäre jetzt auch meine Frage, dass ich mit Blick auf die Uhr direkt ans Publikum übergeben würde, ob ihr noch Fragen habt, die ihr stellen wollt. Niemand? Vielen Dank für deine Erzählungen und deine Literatur, die du uns vorgestellt hast. Mich würde interessieren, du hast gesagt, deine Mutter hat dir am Sterbebett ihre Geschichte erzählt. Wie es mit der Geschichte deines Vaters war. Hat er dir irgendwann mal mehr von seiner Zeit vor 45 erzählt? Also von seiner Zeit in Mauthausen? Die Frage war, um sie auch mal zu wiederholen für die Leute, die online zugeschaltet sind, ob dein Vater dir irgendwann mal mehr von seiner Zeit im Konsum hat. Die Roma damals in dieser Roma-Siedlung haben vor uns Kinder überhaupt nie geredet. Man konnte nur mithören, wenn sie sich unbeobachtet gefühlt haben. Dann haben sie untereinander geredet. Und ich habe schon als Kind zugehört. Nur, man konnte damals als Kind ja mit diesen Dingen wie KZ, weiß man als Kind, was ein KZ ist? Eben nicht. Meine Eltern haben nie über diese Zeit geredet. Und als ich zwölf war, musste ich mit meinen Eltern von Oberwart weg an einem Sonntag im Mai nach Mauthausen fahren. Das war eine Gedenkfeier dort. Und damals gab es ja noch von der Partei, nicht von den ehemaligen KZ-Häftlingen und Widerstandskämpfern. Eine Gratisfahrt, ein Autobus hat man organisiert. Ich wollte in Wirklichkeit gar nicht mitfahren, aber sie haben mich gezwungen. Und als ich dieses KZ mit zwölf Jahren das erste Mal betreten habe, da habe ich gewusst, warum meine Eltern nicht reden. Ich habe gewusst, warum wir zwei Kilometer außerhalb von Oberwart wohnen, ohne einen Weg in die Stadt, nur über Ecke und Wiesen und Feldwege, war die Stadt damals zu erreichen. Ohne Strom, ohne Fließwasser. Die Gemeinde war ja nicht bereit, dort Leitungen zu verlegen. Dann habe ich gewusst, was ein KZ ist. Die Geschichte meiner Mutter habe ich am Sterbebett erfahren. Sie hat genauso lange gelebt, als was man erzählt hat und diese geschichte habe ich das erste mal vorgelesen in jahr 2018 bei dieser gedenkfeier da waren meine geschwister dabei wir haben zum ersten mal diese geschichte gehört kommt sie sind sind im publikum gesessen dort und haben geweint ich wollte ihnen dieses leid ersparen, dass sie das erfahren. Aber in Wirklichkeit, man kann vor der Geschichte nicht davonlaufen. Das ist ja das. Man kann vielleicht einen Moment aufhalten, einen Moment. Aber wenn man sich nicht selbst aktiv, so wie in meinem Fall, tatsächlich darauf einlässt, da kann man nie damit fertig werden. Ich sehe es bei meiner Familie. Das ist alles so weit noch weg. Da gibt es keine Fragen zu irgendwas. da gibt es keine Fragen zu irgendwas. Meine Enkelkinder sind schon so weit. Die fragen schon. Aber meine Kinder, war das ein Buch mit sieben Siegeln. Die sind ganz selten bei Lesungen von mir dabei. Auch bei uns in Oberwart nicht. Sie wissen, der Papa macht es. Aber Sie wollen sich nicht konfrontieren mit diesen Dingen. Wisst ihr, was das erste war nach dem Attentat, was ich getan habe? Über den Gipfel einberufen von den Lehrern und dem burgenländischen Landesschuldirektor und alles in Oberwart, einen runden Tisch, einen Hilfsarbeiter ohne Beruf, beruft es ein, damit die Sonderschulen aufhören. Und mit den Spendengeldern, die damals für mich gewesen wären, das waren 60.000 Euro, die damals für mich gewesen wären, das waren 60.000 Euro, habe ich den Kindern gewidmet, den Roma-Kindern aus Oberwart, um für eine bessere Ausbildung zu sorgen von den Eltern. Die Eltern haben immer diese Ausreden gehabt, wir können uns das nicht leisten, ich wollte das nicht hören mehr. Wir können uns keinen Ausflug für die Kinder dort leisten oder das oder das. Und ich habe versucht, Lernparten zu finden, auch für diese Kinder. Lernparten, die die Kinder unterstützen, finanziell vor allem. Denn die Kinder sind ja nicht dumm. Sie sind nur alleingelassen worden. Nicht nur vom Schulsystem, sondern vor allem von den Eltern. Meine Eltern hätten mich nie in eine Schule gezwungen oder eine Aufgabe zu machen. Aber das wollte ich selbst. Meine Freunde und Freundinnen waren ja aus der Mehrheitsbevölkerung, weil ich so gerne in die Schule gegangen bin. Ich hatte auch das Glück, in Oberwart, in der Roma-Siedlung, das einzige Kind 1949 geboren worden zu sein. Alle anderen waren früher oder später. Und dadurch bin ich als einziges Zigeunerkind ganz allein in eine Klasse gegangen. Und habe dadurch auch sehr viel Glück gehabt. Meine Eltern haben Gott sei Dank nicht verhindert, dass ich lerne. Auch das hat es bei den Roma-Eltern gegeben. Die Bildung hat ja damals viel Geld gekostet, war in Wirklichkeit teurer als jetzt. Denn damals gab es ja keine Förderung und so wie jetzt. Und dadurch war es ja den Eltern ja sogar recht, wenn ihr Kind in die Sonderschule geht oder nicht in die Schule geht oder keine Hefter hat. Das war ihnen egal. Sie konnten ja niemanden lesen und schreiben. Ihr müsst euch das vorstellen, du wächst in einer Roma-Siedlung auf, 60 Erwachsene und niemand kann lesen und schreiben. Niemand kann dir auch dabei helfen. Und die erste Generation nach dem Krieg, so wie ich, von diesen Kindern, sind 30% Analphabeten geblieben. Obwohl sie acht Jahre dann in die Schule gehen mussten, offiziell. obwohl sie acht Jahre dann in die Schule gehen mussten, offiziell. Und erst die zweite Generation danach, die ab 1970, 80 gekommen ist, die war dann schon ein bisschen besser und die Sonderschulen für Roma haben dann aufgehört. Nach diesem runden Tisch. Heute werden Roma-Kinder im Burgenland überhaupt nicht ausgegrenzt. Im Gegenteil, die Lehrer am meisten haben de-profitiert vom Attentat, im positiven Sinn. Die Lehrer bemühen sich über alle Maßen für die Roma-Kinder. Sie werden nicht benachteiligt, nicht ausgegrenzt, so wie zu meiner Zeit. Wir haben schon Ärzte, Lehrer und auch andere Berufe, Ja, und auch andere Berufe, nur diese Leute sind verloren. Sie geben sich ja nicht als Roma zu erkennen. Überhaupt, wenn sie weiß sind, die Roma verändern sich ja jetzt. Da gibt es nicht so eine schwarze Kugelhupferie. Die meisten, so wie meine Kinder, gut, das sind Beziehung aus rom mit der mehrheitsbevölkerung die sind komplett weiß aber diese leute geben sie dann nicht zu erkennen das ist der nachteil sie sind dann keine vorbilder sie sind dann verloren für die die Volksgruppen. Bei mir ist das anders. Ich kann ja das nicht verleugnen. Ja. Und habe damals auch dieses Geld in den Fonds getan. Und irgendwo bin ich dann stolz, wenn ich das jetzt sehe, in den Schulen, was da in Oberwart und Bezirk Oberwart abläuft, dass das auch anders gehen kann. Ich kann mich noch erinnern, dass meine Eltern Kinder gemeint haben, nicht zu mir. unser Papa hat einen Vogel weil er das Geld hergibt das hätte er selber brauchen können im Gegenteil der Stefan Horvath hat damals sogar sein Auto verkauft nur dass er die Existenzängste für seine Frau nehmen kann er hat kein Geld mehr genommen ich habe immer mein ganzes Leben gearbeitet bis zu meiner Pension ich habe das nicht gebraucht Geld nicht genommen. Ich habe immer mein ganzes Leben gearbeitet. Bis zu meiner Pension. Ich habe das nicht gebraucht. Und ich habe mir gedacht, von dem bisschen Glück, was ich in mir noch spüre und fühle, das möchte ich auch an Kinder weitergeben. Und daher hat Hass in meinem Leben absolut keinen Platz. Bitte. Dankeschön für das Gespräch und für die Lesung. Sie haben erzählt, dass Sie viel an Schulen mit Kindern gearbeitet haben. Können Sie sich an einen Moment, den Sie vielleicht mit einem Schüler oder einer Schülerin gehabt haben, der Sie sehr berührt hat oder bewegt hat, erinnern und vielleicht davon erzählen, falls Ihnen einer einfällt? Also diese Momente erlebe ich fast immer. Für mich sind Schulen im Zeitzeugenprogramm, ich bin ja beim Unterrichtsministerium auch im Zeitzeugenprogramm, seit knapp 25 Jahren. Ich war damals der jüngste Zeitzeuger, überhaupt der einzige der Zweiten Republik. Jetzt bin ich im 76. und der zweitjüngste dann, noch mehr, ist der Dr. Popper mit 88. Und der ist 1938 oder 1937 geboren. Also da könnt ihr euch vorstellen, dass die Generation schön langsam weg ist. Und für mich ist Zeitzeuge in Schulen zu kommen zugleich eine Seelentherapie. Die Kinder, die jungen Erwachsenen, Kinder kann man ja gar nicht mehr reden, die nehmen mir eine Last ab. Eine Last, über die zu Hause nicht gesprochen wird. Das Attentat ist kein Problem, kein Gesprächsthema. Der Tod unserer Kinder ist kein Gesprächsthema. Es existiert nicht.otschweigen. Es wird noch Generationen dauern, bis vielleicht da ein Umdenken herrscht. Wenn man Geschichte erzählt, erzählt man auch seine Herkunft, seine Identität. Das ist gut so. begreifen. Das dauert sein Zeit. Aber andererseits, die Roma sind ja damals 1993 ins kalte Wasser gestoßen worden. Ohne jede Vorbereitung ist diese Volksgruppe politisch anerkannt worden. Das war ja geheim. Am nächsten Tag ist die Meldung gekommen, ab heute gibt es keine Zigeuner mehr offiziell, sondern nur mehr Roma. Und das erste Gesprächsteam in der Roma-Siedlung in Oberwart, wo ich wohne, war von den Leuten, was habe ich jetzt davon, dass ich mehr kein Zigeuner bin. Denn denen vertraut man ja trotzdem niemanden. Untergleichen, nicht? Also in Wirklichkeit hat sich noch nicht sehr viel getan. Damals bei dieser Anerkennung hat es ja Funktionäre gegeben, die gemeint haben, mit diesem Schritt zur Anerkennung, haben die Roma den großen Schritt in die Mitte getan, in die Mitte der Gesellschaft. Und ich habe am 4. Februar heuer, 2025, in Oberwart gemeint, bei einer Lesung und bei der anschließenden Rede habe ich gemeint, Und bei der anschließenden Rede habe ich gemeint, die Roma sind bei dieser Anerkennung mit einem unsichtbaren Klebeband am Rand fixiert worden. Und sie haben sich noch immer nicht wegbewegt. Weil die, habe ich gerade erwähnt, die die es schaffen, geben sich nicht zu erkennen. Und die anderen werden noch immer nicht offiziell ausgegrenzt, aber sie bleiben am Rand der Gesellschaft. Aber an diesem Schritt sind auch die Roma schuld. Sie müssen auch sich einbringen. Immer wieder. So wie es tut. Ich habe immer gemeint, wie kann eine Mehrheit, wird es je passieren, dass eine Mehrheit auf die Minderheit einen Schritt zugeht? Muss das nicht umgekehrt sein? In erster Linie. Aber ja, das sind Ansichtssachen. Vielleicht bin ich auch zu, naja, fortschrittlich, zu fortschrittlich in dieser Hinsicht. Weil bei den Vereinen habe ich schon auch gehört, Stefan, mit deinem Tempo können wir nicht mithalten. Da war ich noch berufstätig. Ich habe acht Stunden im Beruf gearbeitet und dann wollte ich bei den Vereinen in Oberwarten ein bisschen mitarbeiten. Aber das ist nicht gegangen. Weil, ja, da waren zu viele Hindernisse von der Schnelligkeit her und dergleichen. Aber jetzt habt ihr noch immer keine Geschichte gehört über ein Konzentrationslager. Welche Geschichten ich über Konzentrationslager geschrieben habe. Man kennt ja nur die alltäglichen Geschichten, die ich über Konzentrationslager geschrieben habe. Man kennt ja nur die alltäglichen Geschichten, die man hört, wenn Zeitzeugen erzählen, was sie erleben. Für mich war ja die Frage, was hätte der Horvath Stephan erlebt, in einem Konzentrationslager, wenn er dort gewesen wäre. Und ich möchte euch eine Geschichte vorlesen. wenn er dort gewesen wäre. Und ich möchte euch eine Geschichte vorlesen. Und jetzt will ich euch eine der ersten Geschichten vorlesen. Diese Geschichte habe ich sogar in Mauthausen im Zuge eines Schulbesuchs mit allen Oberwart der Schülertummes 2011, habe ich den ganzen Tag im Konzentrationslager verbracht und auch dort am Appellplatz vorgelesen. Und auch dort am Appellplatz vorgelesen. Sie heißt der Adler. Sind es Tage, Juden oder politisch Andersdenkende sind hier inhaftiert worden. Ich weiß gar nicht mehr, welchen Wochentag wir heute haben. Denn das Gefühl für Zeit und Raum ist mir seit meiner Deportation aus meiner Heimatgemeinde im Burgenland verloren gegangen. Und die Arbeit ist immer dieselbe. Tag für Tag arbeite ich im Steinbruch. Mit Hammer, Meißel und einem Spitzkrampen bearbeite ich so lange die Felswand, bis sich die Steine auf dem Berg lösen. Vom frühen Morgen bis zum Einbruch der Finsternis muss tagtäglich gearbeitet werden. Es gibt bei der Arbeit viele Tote. Sie werden von den herabstützenden Steinen erschlagen oder so schwer verletzt, dass sie sofort ins Krematorium transportiert werden, um dort verbrannt zu werden. Schläge von den Aufsehern bis zum Tog sind Alltag geworden. Wir sind doch hier nur mehr der Abschaum einer braunen Maschinerie. Nacht für Nacht liege ich wach, müde von der schweren Arbeit und dem Mangel an Nahrung. Der Hunger ist immer allgegenwärtig. Ich hänge meinen Gedanken nach und bete sehr oft in meiner Muttersprache. Doch Gott hat mir noch nie ein Zeichen geschickt, dass er mich einmal schon erhört hat. Oft habe ich ihn angefleht, mir zu helfen. Ich verstehe nicht, was ich getan habe. Ich habe noch nie jemandem etwas zu Leide getan. Nur weil ich einer minderen Rasse angehöre, hat man mich deportiert. Gott, du selbst hast ja gesagt, dass alle Menschen vor dir gleich sind. Hilf mir bitte aus meiner Not. Mit so ähnlichen Gebeten schlafe ich ein. Mit so ähnlichen Gebeten schlafe ich ein. Ich habe großen Durst, doch es gibt erst am Abend wieder Wasser. Plötzlich sehe ich am Himmel einen Vogel, der über den Steinbruch schwebt. Es ist ein Adler. Stolz breitet er seine Schwingen aus und zieht majestätisch seine Kreise. Gleichmäßig schwebt er über den Steinbruch, als würde er alles beobachten. Plötzlich habe ich das Gefühl, als wäre er nur für mich da. Komm, mein großer Vogel, nimm mich auf deine Flügel, breite sie aus und erhebe dich mit mir zum Himmel empor. Zeige diesen Schergen, dass du mich liebst. Geleite Symbol für Freiheit und gib ihnen Hoffnung für die Zukunft. Ein Aufseher tritt wortlos mit einem Spitzkrampen in der Hand hinter mir und schlägt die Spitze des Krampens in meinen Kopf. Sterbend falle ich nieder. Ich liege mit geöffneten Augen auf dem Rücken. Der Adler kreist noch immer über den Steinbruch. Er ist frei. Und ich auch. solche Geschichten ob ich geschrieben über Konzentrationslager ich wollte fast Söhne ich wollte mit dem damals mit den wenigen überlebenden den Mitläufern die Chance geben die Hand reichen und die Doberwart ist mir das gelungen. Tatsächlich gelungen. Wo Leute dann nach meinem ersten Buch dann gemeint haben, dass ich ein Mann des Friedens bin. Man darf nicht vergessen. Das soll man nicht. Und darf man auch nicht. Aber man muss sich die Möglichkeit geben, auch zu verzeihen. So wie es auch tut. Und glaubt mir das. Es hat Leute gegeben, die mich bekämpft haben für diese Texte. Es waren auch Leute aus der Roma-Gemeinde. Es waren Leute von Vereinen, die Angst gehabt haben, dass da irgendeiner aus dem Nichts auftaucht und blödlich redet. wo eine Person, ich sage es nicht, aber Mann oder Frau, im Rollstuhl dann gesessen ist, Jahre später, und jeder hätte gesagt, Recht geschieht, du hast die gerechte Strafe bekommen, für dein Leben und für deine Aussagen und alles, was du im Leben getan hast. Wisst ihr, was ich getan habe? Ich bin mir vor diesen Menschen niedergekniet, vor dem Rollstuhl, dass ich auf einer Ebene bin, wie die Person, die im Rollstuhl sitzt. Und habe sie umarmt. Hass ist ein denkbar schlechter. und habe sie umarmt. Hass ist ein denkbar schlechter Gegenstand, sage ich einmal. Und in den Schulen bemerke, dass immer mehr junge Menschen über diese Themen nachdenken. Das ist nachhaltig dann, Gott sei Dank. Und ich hoffe halt für die Zukunft, es wird ja noch irrsinnig lang dauern, bis man so Barrieren abbaut über Vorurteile und dergleichen. Aber jeder Schritt, den man macht, ist dann ein richtiger Schritt in die richtige Richtung. Denn nur so kann man wirklich eine Gesellschaft zusammenhalten und nicht spalten. Alles andere würde keinen Sinn machen. Und ich sehe das immer wieder, dass Schüler, auch aus Jabit, damals Volksschüler, heute Lehrer sind und dergleichen. Und sie laden mich in die Schulen ein, hier in Wien, ins Zeitzeugenprogramm. Weil sie dann das spüren, dass da auch für diese Kinder, dann vielleicht, sie bekommen andere Möglichkeiten, andere Varianten angeboten. Nicht nur die Variante der Gewalt. Das ist furchtbar. Man braucht nur die Augen aufmachen. Und es ist kein Hoffnungsschimmer scheinbar da. Trotzdem gibt es dann immer wieder kleine Lichtblicke und die muss man sehen und aufgreifen. Und dann haben wir alle gemeinsam eine Zukunft. Es ist eine Möglichkeit für jeden Platz. Niemand von uns, oder niemand kann dafür, zum Beispiel in welchem Land er geboren wird, mit welcher Hautfarbe er geboren wird, wenn er von Ausland kommt. Und niemand kann dafür, wenn er in Österreich geboren wird, so wie ich in Oberwart, in einer Roma-Siedlung, da kann niemand was dafür. Aber alle können was dafür, wenn wir bewusst wegschauen oder weghören. Und das sollte alle für uns Mahnung und Aufgabe sein, so gut es möglich ist zu verhindern. Bitte. Gab es noch eine Frage? Okay, bitte schön. Bitte. Vielen herzlichen Dank für Ihr Sprechen und Ihre Texte. Ich fand das sehr beeindruckend, sehr bewegend und auch beklemmend in den Kontinuitäten von Gewalt und Diskriminierung, die Sie geschildert haben und habe ganz viele Fragen. ganz viele Fragen, aber würde mich auf eine beschränken und würde Sie gerne fragen, wie Sie so die Reaktionen auch aus der Mehrheitsgesellschaft nach dem Anschlag schildern würden. Wisst ihr, ich habe in meinem... Als Kind in Oberwart aufgewachsen, diese außergewöhnliche Stadt zu beobachten. Dort in die Schule zu gehen. Eine Stadt, die jetzt acht Kirchen hat, mit 8000 Einwohnern. Sechs Friedhöfe, die drei Hauptkirchen katholisch-evangelisch reformiert, gewaltige Brunkbauten und auch die Friedhöfe danach. Und dann die ungarisch sprechende Bevölkerung, die kroatische. dieses Geschehen in Oberwart als Kind zu verfolgen. Ich habe immer den Wunsch gehabt, eines Tages würde ich gern in Oberwart etwas ändern. Und dann passiert das Attentat. Ganz traurig. Etwas, mit dem man ja nicht rechnen kann, dass das an das Leben, das ursprüngliche Leben wegnimmt. Ich bin Wien geliebt über alles. Für mich war Wien nie vorstellbar für mich, dass ich je in Burgenland arbeiten werde. Ich lebe gerne in Burgenland damals, ja. Aber ich habe noch lieber in Wien gelebt. Ich habe zwei Leben gelebt. Eines in Wien, von dem ich zu Hause kein Wort verloren habe. Und eines in Oberwart, von dem ich in Wien nichts erzählt habe. Dann passiert das Attentat und über Spurgland und speziell über Oberwart ist die Welt zusammengebrochen. Denn alle Gräben, die man nach dem Zweiten Weltkrieg schnell zugeschüttet hatte, den Nationalsozialismus, was ja nicht aus war, der war ja mit 1945 nicht aus, ist auch heute noch nicht aus, sind aufgebrochen. Plötzlich gab es Kommentare, was? Nur 40er einer hat es erwischt. Da wäre ja ein großer Acker, es war ein Kuckurutsacker, der nicht abgeerntet worden ist. Man hat ihn so stehen gelassen. So wäre er gewesen. Wahrscheinlich waren die Kolben nicht zum Brauchen, nicht einmal als Viehfutter. Und durch das ist der auch am 4. Februar dort gestanden. Man hätte doch die Zigeuner, das waren keine versteckten Sachen, da wurden sogar Filme darüber gemacht, man hätte doch alle Zigeuner, das waren Oberwärter übrigens, in diesen Kokorutsacker hinein müssen und alle vier Enden gleichzeitig anzünden. Dass man von denen erlöst ist. Das waren halt so Kommentare. Und noch ärgere. Das waren halt so Kommentare. Und noch ärgere. Und Oberwart ist in Wirklichkeit kein Ausweg geblieben, dass sie auf einen Mann zurückgreifen, der aus dem Nichts dort auftaucht, der vorher in Oberwart immer gelebt hat, in Oberwart Fußball gespielt hat. Aber doch nicht in Oberwart immer gelebt hat, in Oberwart Fußball gespielt hat, aber doch nicht in Oberwart war, weil er von Montag bis Freitag in Wien war und still war. Er hat nicht geredet. Aber dort beginnt er zu reden. Er hat gewusst, er kann nicht mehr schweigen. Und jetzt wird Oberwart aufmerksam, das Land wird aufmerksam auf mich, noch in dieser Woche beim Begräbnis. Beim Begräbnis in Oberwart wird man schon indirekt nach der Pressekonferenz so nebenbei gefragt, ob ich mir vorstellen könnte, im Oberwart im Krankenhaus zu arbeiten. ob ich mir vorstellen könnte, im Oberwart im Krankenhaus zu arbeiten. Und ich habe Nein gesagt. Ich arbeite nicht im Oberwart. Ich arbeite nicht im Burgenland mit diesen Vorteilen. Und als ich dann eine Woche später den Landeshauptmann in die Roma-Siedlung zu mir auf 40 Quadratmeter angekündigt hatte, zugleich auch der Bürgermeister von Oberwald, dann der Vorstandschef der Spitäler des Burgelandes in diese armselige Roma-Siedlung kommen, zu mir und dann erklären, warum sie kommen. und dann erklären, warum sie kommen. Dann habe ich gemerkt, die brauchen mich. Und dann war mir die 950 Euro Anfangsgehalt in der Reinigung egal. Ich wollte dann helfen. Journalisten sind ja monatelang noch nach dem Attentat gekommen. Mindestens ein Jahr aus aller Welt, sogar aus Kanada. Von der Berliner Post hat mich ein Reporter gefragt, ob ich von der Oberwart der Gemeinde bezahlt werde, weil ich ihnen helfe. Warum ich nur das Positive erwähne über Oberwart. Habe ich gemeint, das Negative kennt ja sowieso jeder in Oberwart. Reden wir dann über das Positive. Es muss ja einen Neuanfang geben. Es kann nicht sein, dass man altlastend bewusst immer mitschleppt und immer gewissermaßen dann vorhält. Ich habe es einmal getan. Gott sei Dank. Musste ich das Land und die Gemeinde zwingen. Und wisst ihr wann? Nachdem? Als ich gefordert habe, dass diese Roma-Siedlung renoviert werden soll, haben die vom Land gemeint, das geht nicht. Denn wer soll das bezahlen? Und ich habe gemeint, die Gemeinde Oberwart und das Land Burgeland und auch die Republik Österreich hat gegenüber den Roma eine Bringschuld. Und die haben es dann verstanden, was ich gemeint habe. Sie haben eine Bringschuld. Und die haben es dann verstanden, was ich gemeint habe. Sie haben eine Bringschuld zum Tun. Und das haben sie dann getan. Schweren Herzens. Es hat viele Kämpfe gegeben. Es war nicht so einfach nur sagen, jetzt wollen wir renovieren und dann eine Zeichnung von mir in der Hand gedrückt. So stellen wir es uns vor. Nicht? Das war es nicht. Ich bin viele Mal mit dem Bürgermeister zum Landeshauptmann gefahren. Und alles in meiner Freizeit. Und dergleichen. Das haben die Roma gar nicht mitbekommen im Burgenland. Und dergleichen. Aber ich habe es getan, weil ich helfen wollte. Aber ich habe nie von der Gemeinde Oberwart nur einen Cent für irgendwas bekommen. Und ich werde in Oberwart auch genauso ausgegrenzt wie alle anderen. Nicht, dass ihr glaubt, dass es da besser ist. Nur weil man mich kennt. Nein, nein. Nein, nein. Vorige Woche, am 1. Mai, war ich in einer Bäckerei mit einem Kaffeehaus dazu. Ich war schon einige Male dort. Aber diesmal bin ich nicht bedient worden. Aber nicht, dass es fünf Minuten, 20 Minuten nicht bedient worden ist. Obwohl ich ganz vorne neben dem, was den Kaffee macht, gesessen bin. Und alle, die hineingekommen sind nach mir wurden bedient und sie ist 100 mal diese Kellner an mir vorbei gelaufen. Nicht weiter weg wir da. Nach 20 Minuten bin ich still und leise aufgestanden, bin bin zu ihr dort gerade ein café gemacht und habe ich so entschuldigung ich möchte sie etwas fragen ich bin jetzt 20 minuten da gewesen jups eilig aber bin ich etwas schuldig weil ich die zeitung gelesen habe oder weil ich vielleicht die Luft verbraucht habe. Ich möchte das bezahlen. Sie hat darauf geantwortet, na glauben Sie, ich bin nur für Sie da. Ich kann mich nicht zerreißen. Gut, so ist das Leben. Der Nachteil war früher bei den Roma in Oberwart, speziell die Jungen, in den 80er Jahren, und dadurch ist auch das schlechte Image in Oberwart entstanden, dass sie bei solchen Aktionen ausgezuckt sind. Auch in den Diskotheken gab es ein Lokalverbot für die jungen Roma, auch für die Mädchen. Sie durften nicht hinein. Für Zigeuner verboten. Ich habe es einmal erlebt, es war 1967, 1967, als ich mit Leuten aus der Mehrheitsbevölkerung. Ich war ja zu dieser Zeit auch der einzige Zigeuner, der im Burgenland in Oberwart Fußball spielt, natürlich. Überall der Erste, nicht nur in der Schule. Ich wurde nicht bedient. Nach zehn Minuten, der Kellner ist immer an mir vorbeigerannt, ich kannte ihn ja, habe ich gemeint, bitte, ich habe ja Cola bestellt. Und dann sagt der Stefan, ich darf dir nichts geben. Ich bin aufgestanden, meine Freunde wollten gehen und ich habe gesagt, nein, ihr bleibt da. Wegen mir braucht es euch den Abend nicht verderben lassen. Es war Gang und Gebe. Und passiert auch heute noch. Nicht mehr so in den Ausmaß, aber ich habe zum Beispiel bis 1995 war es ja für Roma fast unmöglich, in Oberwart in der Stadt zu wohnen. Es war ja fast unmöglich. Jetzt nach dem Attentat ist kein Problem, sofern man Geld natürlich hat, für die teuren Wohnungen oder was. Denn die Mieten sind in der Stadt ziemlich Wiener auch schon angepasst. Je nach Wohnungsqualität. Das ist klar. Aber sie lehnen dich nicht ab jetzt. Im Spital habe ich rassismus pur erlebt immer wieder spital ist kein sozialer ort oder hort wo man so etwas nicht erlebt das machen ärzte genauso oder alle anderen auch. Ich habe mich zwei Mal im Spital für einen anderen Job als in der Reinigung beworben. Es gab keine Bewerber für diesen Job. Und ich wäre sogar der Wunschkandidat der jeweiligen Abteilungsleiter gewesen. Aber sie durften mich nicht nehmen, weil ich ein Zigeuner war. der jeweiligen Abteilungsleiter gewesen. Aber sie durften mich nicht nehmen, weil ich ein Zigeuner war. Weil sich Personal geweigert hat, bei mir vielleicht einen Umgang zu haben. Da müssen ja neue Hygienevorschriften kommen im Krankenhaus. Und dieser Job hätte damit was zu tun gehabt im Küchenbereich. Er wäre besser bezahlt gewesen. Für mich ist es in erster Linie um Geld gegangen. Ja und dann hätte ich mit dem Personal Kontakt gehabt, die in die Küche Essensbestellungen kommen. Und da hat es die Vorschrift gegeben, weiße Mäntel zum Anziehen. Und ja, bei der Mehrheitsbevölkerung war das kein Problem. Die haben den erstbesten weißen Mantel genommen und beim Rausgehen wieder hingehängt. Aber wenn ich in der Küche gewesen wäre, die hätten mir keinen Mantel angerufen. Weil von einem Zigeuner zieht man das nicht an. War so. Und das waren nur Kleinigkeiten. Es hat ganz offiziell Rassismus gegeben, der sogar gemeldet worden ist. Und ich wollte nicht, dass dieser Mann entlassen wird. Er hat das ja nicht einmal abgestritten. Aber ich wollte nicht, dass er entlassen wird. Deswegen nicht, weil er eine Familie hatte. Und ich habe gemeint, eine Entschuldigung, aber eine öffentliche würde es auch tun, vor allem Kollegen. Das ist nicht passiert, obwohl es versprochen worden ist. obwohl es versprochen worden ist. Monate später habe ich dann nachgefragt und die haben gemeint, Stefan, bitte sei nicht so empfindlich, du weißt ja eh, dass das gang und gäbe ist. War so. Ja gut, danke dir auf jeden Fall. Ich würde mit Blick auf die Uhr sagen, wir sind jetzt schon bei über zwei Stunden. Würde ich an der Stelle glaube ich abbrechen, außer du hast uns noch irgendwas, was dir auf der Seele brennt. Ich freue mich ganz einfach, dass das Publikum da ist und so aufmerksam zuhört. Ja, wir freuen uns, dass du da bist und deine... Ich denke, es ist ja für jeden jetzt etwas dabei gewesen, was man so in dieser Form noch nie gehört hat. Weil jeder oder sehr viele, viele andere Meinungen über Volksgruppen haben. Aber ich kann euch einen Fall aus Rassismus ganz kurz noch erzählen. Bei der Renovierung dieser Roma-Siedlung, was ich damals erwähnt habe, sind die damaligen Bewohner dieser Siedlung in das alte Krankenhaus, wo es leer gestanden ist, übersiedelt. Und ich habe eine Dienstwohnung bekommen im Krankenhaus mit meiner Familie. Ich hatte eine andere Adresse, Thornburggasse 80. Meine Arbeitskollegen sind gekommen, Kolleginnen, meine Frau hat gekocht, sie hat dort einen Garten betreut, es war alles in Ordnung. Die Mitschüler meiner Tochter, sie ist damals in die HBLR gegangen, sind zu ihr gekommen. Und dann ist die Siedlung fertig mit der Renovierung. Ich wollte nie mehr zurückziehen, denn genau auf diesen Gründen des Krankenhauses bin ich ja geboren worden damals, in dieser zweiten Roma-Siedlung, die abgesiedelt worden ist, 1972. Aber meine Frau erleidet einen Schlaganfall, einen ganz schweren. Und die Ärzte haben eigentlich prophezeit, dass sie ein schwerer Pflegefall wird und nicht mehr so lange Zeit hat. Und ich wollte ihr die letzten Jahre vielleicht, habe ich gerechnet, noch in der Roma-Siedlung lassen. Und bin zurückgezogen, schweren Herzens. Schweren Herzens. Luftlinie ist das Krankenhaus und diese Roma-Siedlung 300 Meter Luftlinie, wenn man den Hintereingang gewissermaßen benutzt. Das sind 300 Meter. Nie mehr ist ein Arbeitskollege gekommen oder eine Kollegin und auch kein Mitschüler meiner Tochter. Nie mehr. Das waren nur 300 Meter. Es waren keine anderen Leute da. Ja. Und so kann es auch gehen, nicht? Dass man über einen anderen Weg ausgegrenzt wird. Gut, dann danke für den Abend, danke, dass du extra nach Wien gekommen bist. Wir haben noch einen Schraubblumen für dich und ja, wir freuen uns sehr, dass du dir die Zeit oder die, wir freuen uns sehr, dass du dir die Zeit, ja, oder die, wir freuen uns sehr, dass du dir die Zeit genommen hast. Danke sehr. Danke. Applaus