Wie lässt sich Wissenschaft verständlich, greifbar, erlebbar vermitteln und welche Rolle könnte dabei die Kunst einnehmen? Diesen Fragen wollen wir heute nachgehen im Zug einer Tagung, die wir gemeinsam besuchen. Es handelt sich um eine Tagung, die sich den Namen Symposium gibt und als eine Art fachliche Fortbildungskonferenz zum Thema Art und Science zu verstehen ist. Das Ganze ist an verschiedene Zielgruppen gerichtet. Es handelt sich um Forschende, Lehrende, Studierende und eben auch Künstlerinnen und Künstler, die zusammenkommen sollen, um Bildung für die Zukunft innovativer und neuer zu denken. Die Tagung, das Symposium, ist aber im Rahmen eines größeren Forschungsprojekts zu betrachten, nämlich im Kontext der Citizen Science Projekte, für die der ÖAD im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft und Forschung Fördergelder vergibt. Der sogenannte Zirkus des Wissens, wir stehen gerade vor seinen Räumlichkeiten, ist eine Theater-Einrichtung und hat da mitgewirkt im Rahmen der Sparkling Science Projekte, wo Künstler und Künstlerinnen gemeinsam mit Schulklassen Projekte ausarbeiten, zum Beispiel richtige Theaterinszenierungen, die dann hier aufgeführt werden, wo Lerninhalte eben kreativ und künstlerisch aufbereitet werden. Und die Tagung heute findet sozusagen den Höhepunkt dieser Sparkling Science-Projekte mit dem Zirkus des Wissens und wir schauen uns an, was da heute am Programm steht. Mein Name ist Eran Berg. Ich bin Zirkusdirektor vom Beruf im Zirkus des Wissens an der Johannes Kepler Universität. Und der Zirkus des Wissens führt gerade noch ein riesengroßes Projekt über drei Jahre in Schulen in Linz mit dem Namen Sparkling Science, wo es um Kunst und Wissenschaft geht und das wird evaluiert, welche Rolle Kunst auch im Vermitteln von Wissenschaft an Schulen haben könnte bei den MINT-Fächern und als Zirkusdirektor bin ich dadurch auch der Projektverantwortliche, zusammen mit einem fantastischen Team, das aus Nora Dirisama für die künstlerische Koordination besteht und aus Julia Laus, die die wissenschaftliche Forschung betreut. Ich bin die Julia Laus, bin wissenschaftliche Projektmitarbeiterin bei uns an der JKU in der Abteilung für Bildungsforschung in der School of Education und habe da im Projekt an sich die ganze wissenschaftliche Koordination, die wissenschaftliche Begleitung, also von der Datenerhebung bis zu Workshops, wie man Wissenschaft tatsächlich umsetzt für Schülerinnen und Schüler, bis hin zu den Datenauswertungen, wissenschaftliche Beiträge, Paper, Konferenzbesuche, alles drumherum abgewickelt. Ich bin die Nora, ich liebe es, wenn man mich duzt. Mein Nachname ist Irisama, ich bin ein Linzer Wurzelgemüse, wie ich immer schon sage. Ich bin hier geboren, aufgewachsen und darf hier Kunst und so. Ich bin an den Zirkus berufen worden von Herrn Berg, der mich vor drei Jahren gefragt hat. Sehr spontan, wirklich sehr spontan. drei Jahren gefragt hat, sehr spontan, wirklich sehr spontan und zum Glück zum richtigen Zeitpunkt, ob ich das Sparkling Science Projekt als theaterpädagogische Leitung und Koordination übernehmen würde. Damals sehr blauäugig in das Projekt geflattert, aber es bot mir die Möglichkeit, all meine Leidenschaften zu kombinieren, indem ich meine Leidenschaft für Theaterpädagogik einbringen konnte, meine Expertise im Fach Kunst, also im Sinne von Regisseurin sein, Autorin sein, mit Menschen gerne zusammenarbeiten. Und seit frühen Tagen habe ich eine leise verknappte Leidenschaft für organisatorische Prozesse, die ich nicht immer in Perfektion betreibe, aber immer mir Spaß machen, mir Dinge auszudenken, wie etwas umgesetzt werden könnte und neue Ideen zu produzieren. Und da durfte ich all dies leben und in drei Jahren im Sparkling Science Projekt, vor allem in der Kommunikation zwischen KünstlerInnen und Schulen, sehr stark war meine organisatorische Arbeit, aber vor allem auch meine künstlerische Expertise einbringen. Ich habe die KünstlerInnen nicht nur an Bord geholt, sondern durfte mit ihnen auch im internen Trainings und Fortbildungen unsere Erfahrungen austauschen, gemeinsam mit den Lehrenden sie weiterentwickeln und vertiefen. Und es war da auch so eine Art Versuchsirrtumssystem, forschen eben, ausprobieren, neue dazulernen. Und letztlich dann bin ich in vielen, vielen Klassen auch selbst theaterpädagogisch tätig gewesen und habe die Schülerinnen begleiten dürfen auf ihrer dreijährigen Sparkling Science Reise. Das war sehr schön. Liebe Linda, welche Rolle hast denn du heute bei dem Symposium übernommen? Also ich war beim Symposium Art and Science die Projektkoordinatorin. Ich habe mit der Nora und mit der Julia gemeinsam das Projekt organisiert. Von Beginn bis Ende. Thank you. Mein Name ist Daniela Waser und ich mache heute eine Live-Illustration, ein Graphic Recording. Das heißt, ich höre zu, ich schaue, was bringen die Menschen ein und halte es in Wort und Bild fest. Ich schaue, was bringen die Menschen ein und halte es in Wort und Bild fest. Ich illustriere gern. Ich bin immer natürlicherweise am Zeichnen. Das heißt, das ist mein Ausdruck. Und so kann ich die Dinge gut übersetzen. Leute verstehen Dinge besser, wenn sie Bilder dazu haben. Es waren wunderbare Künstler und Künstlerinnen, die sieben schulen und 14 schulklassen gearbeitet haben über drei jahre immer so zehn zweistündige workshops pro semester und ohne den druck jetzt immer zu präsentieren weil es ging darum dass es über drei jahre gehen soll damit wir sehen dass die resultate nicht nur linear sind sondern oft so exponentiell. Und die Resultate sind fantastisch. Also was Kunst im Schulunterricht, wenn die Künstlerinnen dort gut embedded sind und mit den Lehrer und Lehrerinnen arbeiten, dann sind die Resultate hervorragend. Schüler sind in einer Schulstruktur, haben am Anfang irgendwie alles, was einem aufoktroyiert wird, quasi ist ja, will man mal vielleicht nicht, aber die haben dann ganz schnell gemerkt, dass es da eben gar nicht um Aufoktroyieren geht, sondern um herauszufinden, was ihnen an den Themen Spaß macht und was man mit dem Thema dann machen kann, was uns alle gemeinsam interessiert. Man merkt auch zum Beispiel, Thema Müll hat die Klasse jetzt begrenzt interessiert. Well-Being, da hatten alle einen extrem persönlichen Zugang, weil jeder möchte sich wohlfühlen und was es ausmacht, sich wohlzufühlen und wie. Da kam ganz viel Persönliches. Und damit irgendwie zuerst über Brainstorming, was interessiert euch an dem Thema, was ist eigentlich alles das Thema, weil eigentlich alles hängt irgendwie damit zusammen, was man sich wohlfühlt. Und dann haben wir das halt irgendwie mal eingegrenzt auf gewisse Themen. Dann arbeiten wir teilweise mit Bildern, dass sie anhand von irgendwelchen Bildern, Fotografien sich Geschichten ausdenken. Wir haben Schreibwerkstatt gemacht, sie haben Texte geschrieben. Und dann haben wir das halt einmal herausgefiltert und geschaut, welche Szenen könnten sich ergeben oder welche Geschichten würden zusammenpassen, um eine große Szene daraus zu machen. Das war ja immer das Ziel, dass man dann eine gemeinsame Theaterproduktion inszeniert, oder? Eine Performance oder eine Theaterproduktion sollte sozusagen unterm Strich rauskommen, genau. Wobei natürlich der Weg ist das Ziel, aber es ist natürlich schon schön, wenn man da so einen Abschluss hat und das hat glaube ich auch allen gut getan, dann irgendwie sich präsentieren zu können. Gab es auch irgendwelche überraschenden Effekte? Seid ihr mit Erwartungen reingegangen ins Projekt? Also ich fand zum Beispiel überraschend, da gab es einen Schüler im Allösian und der wollte von Anfang an nichts, nichts, der wollte einfach nicht spielen, hat ihm keinen Spaß gemacht und dann zum Schluss, da haben wir gemacht eine Sendung ins Land, eine Schauen, also die böhmische Masse, das war dann wie so eine Fernsehsendung aufbereitet und der Moderator hat dann halt irgendwie was preisgegeben und dann ging es darum, eine Kochshow zu machen mit irgendeinem tollen Waldviertlergericht. Und da wollte der Stargast, da wollte auf einmal der eine Typ sagen, ich möchte den Donald Trump spielen. Und ich möchte als Donald Trump mit dieser Kochshow. Und der hat die Riesen, also das war unglaublich. Wir hätten es nie gedacht, dass der dann zum Schluss da steht und einfach eigentlich wirklich alle Lacher kassiert hat und die Pointen geschmissen hat. Also ganz super. Und manchmal passiert eben so Unerwartetes. Weil es eben alles ein Prozess ist, oder? Auf den man sich einlassen muss, zu dem man die Kinder und Jugendlichen ja auch bewegen möchte. Das ist ja auch so das Motto des ganzen Projekts. Auf jeden Fall. Man muss halt dann wirklich schauen, individuell, Auf jeden Fall. Man muss halt dann wirklich schauen, individuell, dass man dann halt die Mauerblümchen dann nur langsam hervorlockt, sie nicht überfordert und sowas. Aber das sind dann auch ich, da habe ich mir etwas getraut, also habe mich selbst überrascht und hoffentlich auch etwas gelernt. Ich habe es als unfassbar bereichernd wahrgenommen. Also habe ich mir nicht vorstellen können und habe aber die Kunst dann tatsächlich als Bereicherung und nicht nur als Methode, als Mittel, so als Außenherum wahrgenommen, sondern tatsächlich als Medium, damit das Ganze transferiert werden kann. Wir haben mit Schülerinnen und Schülern von den Sekundarstufen 1, also Mittelschulen, Gymnasien, aber auch von der Primarstufe eine klassische empirische Fragebogenstudie durchgeführt mit Online-Fragebögen und das über die ganzen drei Jahre hinweg, dass man eine längsschnittliche Analyse darüber erzielen kann. Die Herausforderungen waren tatsächlich sehr vielschichtig. Es haben die Lehrpersonen von Herausforderungen berichtet, die rein struktureller Natur waren, so räumliche Anforderungen, dass man natürlich braucht für so Projekte, man braucht Platz für die Kinder, aber auch zeitliche. Nicht alle Kolleginnen und Kollegen sind begeistert davon, dass Stunden irgendwie herangezogen werden, aber auch Herausforderungen auf der SchülerInnen-Seite, dass sie sehr schüchtern waren, dass sie sich geschämt haben, dass sie Kunst tatsächlich noch nicht verstanden haben, also Kunst nur als dekorative Kunst kannten, Also sie haben sich das selbst noch nicht vorstellen können, was gemacht werden könnte. Aber auch Herausforderungen auf persönlicher Ebene. Also wir haben auch sehr schnell gemerkt, die Klassengemeinschaft muss stimmen. Also bevor man richtig arbeiten kann, muss auch auf der Beziehungsebene zwischen den SchülerInnen was gemacht werden, dass da überhaupt dann Wissenstransfer stattfinden kann. Die Idee war eben, dass man das in unterschiedlichen Kontexten untersucht, von Volksschulen bis Mittelschulen und Gymnasien. Und wir hatten auch eine integrative Schule auch dabei, wo Gehörlose und Sehbehinderte auch sind. Das Endziel ist, Bildung neu zu denken. Das Endziel ist, Bildung neu zu denken und da werden die Mitteln von Kunst, das kann auch Musik sein, Theater, Tanz, die werden eingesetzt, um Unterricht neu zu denken und zu sehen, ob man mit diesen Mitteln eine andere Stimmung in einer Klasse schafft, andere Formen von Kooperationen zwischen den Schülerinnen schafft. Und wie Schülerinnen uns selber sagen, sie unterstützen sich jetzt gegenseitig. Und wir merken auch, dass wenn wir die Schulklassen und die Kontrollschulklassen anschauen, dass es wirklich einen großen Unterschied macht. Ich habe zum Teil auch tische Schülerinnen dabei gehabt, die am Anfang mit mir in der Klasse nicht in der Lage waren zu kommunizieren. Das heißt, Blickkontakt war nicht möglich, verbale Äußerungen schon gar nicht, weil sie in der Schule einfach auch gewohnt waren, dass nicht Kommunikation das bessere Mittel ist. Einfach weil Schule ist, wie es ist. Das ist gar nicht wertend gemeint. Und wenn die Kinder dann beginnen, mit dir zu singen und zu tanzen und dich anzuschauen und zu begrüßen, wenn du einen Raum betrittst, ist das ziemlich großartig. Und nicht nur für uns selbst, sondern auch für die Lehrenden, wenn du in den Raum betrittst, ist das ziemlich großartig. Und nicht nur für uns selbst, sondern auch für die Lehrenden, die daneben stehen und sagen, wie hast du das gemacht? Und ich sage, ich habe gar nichts gemacht. Das ist der Prozess und das sind die Schülerinnen und Schüler selbst, die den großen Schritt machen. Ich darf sie begleiten oder ermächtigen, dass sie das leben dürfen. Und das ist das, was ich bringe. Aber es ist sparkling, also sie leuchten. Für mich ist der größte Lerneffekt in Bezug auf die Selbstwirksamkeit, dass sie lernen, dass sie Ideen haben, die man annimmt, dass sie lernen, dass Fehler keine Bestrafung nach sich ziehen, sondern Fehler ein probates Mittel am Weg einer Erkenntnis sind. Und was ist Forschen anderes? Und wenn es hier vom ÖAD ja ganz klar um die Struktur von Wissenschaftsvermittlung geht, zu vermitteln, dass Forschen jeder und jede von uns kann, dann bin ich hier bei der Kunst. Jeder von uns ist ein Künstler, hat Josef Beuys gesagt, der Aktionskünstler der Deutschen. Und ich finde, das ist genau das Ding. Und zu sehen, wie sie immer mehr ihren eigenen Künstler, ihre eigene Forscherin entdecken, das ist eigentlich die größte Entwicklung. Dass sie beginnen offen, manche skeptischer, manche sehr irritiert, weil das System ganz anders ist als das System Schule, das sie kennen und sich dort eingebracht haben. Und dann aufblühen und sich neu entdecken und Möglichkeiten neu entdecken. Das ist für mich der größte Gewinn. Du kriegst schon eine ganz starke Energie von den Leuten und eben, was sie sagen, dass sie zu einer Gemeinschaft geworden sind, dass sie gerne zusammen kooperieren. Also wir wissen von den Daten, dass das Interesse am Lernen sich steigert, dass die Diskriminierung in der Klasse quasi runtergeht. Also alles, was raufgehen soll, geht rauf. Empowerment, Stärkung der eigenen Persönlichkeit und das Selbstvertrauen. Weil viele dieser Schulklassen haben auch Menschen, junge Menschen, wo Deutsch nicht ihre Muttersprache ist. Also die meisten Jugendlichen in manchen Schulen haben nicht Deutsch als Muttersprache. Dass die Angst mutiger werden, die Angst verlieren und dass sie ganz, ganz große Lust haben, wieder in der Schule zu sein. Und das sind natürlich die schönsten Ergebnisse. Thank you. Warum braucht gerade Österreich innovativere Bildungsformate? Österreich gibt ja vergleichsweise sehr viel Geld für die Bildung aus und trotzdem sieht man, dass Lernschwächen zunehmen und das nicht nur bei jenen mit Migrationshintergrund, dass die Schüler und Schülerinnen unmotiviert sind. Der Unterricht wirkt in einer immer schneller werdenden digitalen Zeit träge und starr. Să vă mulțumim pentru vizionare! so so Thank you.