Na, Wahlkater überstanden? Jetzt, wo die Ungewissheit endlich vom Tisch ist, können wir uns ja wieder entspannt zurücklehnen. Auch wenn politisch für queere Themen in den nächsten vier Jahren wohl nicht viel zu erwarten sein wird. Bis auf, dass Kanzler Fritze droht, das Selbstbestimmungsgesetz für seinen Bürokratieabbau wieder durch den Schredder zu jagen und somit wieder mehr Bürokratie aufzubauen? Immerhin wird's hier in Deutschland wahrscheinlich für Trans-Menschen nicht so schlimm wie in den USA oder auch in Ungarn. Wir schauen für euch wieder, was sich dort alles tut und werfen auch einen Blick auf die Oscar-Verleihungen. Gefolgt von unseren eigenen Filmempfehlungen. Also bleibt dran. So dramatisch wie in Österreich ist die deutsche Bundestagswahl nicht ausgegangen. Die Rechtspopulisten haben zwar ein Rekordergebnis erzielt, sind aber nicht stärkste Partei geworden. Eine Koalition aus SPD und CDU allein ist nicht nur möglich, sondern sehr wahrscheinlich. Kanzler wird allem Anschein nach Friedrich Merz. Damit steht die Koalition zwar nicht unter einem queerfreundlichen Stern, doch während einige queerfreundliche Parteien signifikant Stimmen verloren haben, könnte die ebenfalls queerfreundliche Linke stark zulegen. Erfahrungsgemäß ist hier weiterhin gute Oppositionsarbeit zu erwarten. Ob das Selbstbestimmungsgesetz wieder abgeschafft wird, wie im Grundsatzprogramm der CDU und CSU geschrieben, muss sich zeigen. Vor allen Dingen auf die SPD kommt es hier an, sich querzustellen. Diese hat an der Erstellung des Gesetzes mitgewirkt und betont weiterhin, dass sie es beibehalten möchte. Merz erwähnt derweil, dass es ihm nur darum ginge, das Gesetz abzuändern und nicht abzuschaffen. Glücksfall könnte zudem sein, dass die Prioritäten der Union bei anderen Themen liegen, wie Migration, wirtschaftlichen und sicherheitspolitischen Themen. Puh, dann ist es ja gar nicht so schlimm geworden, oder? Zugegeben, queere Themen werden von vielen nicht mehr als so relevant angesehen, denn scheinbar haben wir doch so gut wie alles erreicht. Zumindest die meisten von uns. Was nun noch offen ist, wirkt wie Kleinigkeiten und etwas, womit sich die queeren Verbände ruhig herumschlagen dürfen. Ist es nicht Zeit, sich jetzt dankbar zu zeigen und nicht weiter herumzuzedern und zu nerven? Schlagt mich bitte nicht, aber von mir gibt's ein klares Vielleicht. Es könnte etwas mehr Ruhe in die Gesellschaft bringen und die Radikalisierung zurückfahren, wenn Randgruppen nicht mehr so präsent im Diskurs sind. Aber das dürfen wir nicht vergessen, wir bleiben eine Randgruppe und müssen aufpassen, dass wir nicht wieder weiter an den Rand gestellt werden, später umso eher wieder ausgegrenzt und vielleicht sogar verfolgt werden. Schon jetzt tut mir diejenigen leid, die noch nicht vollkommen gleichberechtigt und selbstbestimmt leben können, die immer noch mit gesellschaftlichen Vorbehalten, bürokratischen Hürden oder gar Gewalt zu kämpfen haben. Für diejenigen wünsche ich mir weiter eine queerfreundliche Regierung. Aber die haben wir in den nächsten vier Jahren nicht. Immerhin auch nichts offensiv-queerfeindliches. Es ist ein Aufschub und wir sollten zumindest wachsam bleiben, dass sich in diesen vier Jahren die Stimmung nicht weiter gegen uns gibt. Am Ende wird alles gut. Und wenn noch nicht alles gut ist, ist es noch nicht das Ende. Das dachte sich wohl auch die Regierungsbildung in Österreich. Seit dem Wahlergebnis waren die Koalitionsverhandlungen eine wahre Achterbahnfahrt. Insbesondere aus Sicht vierer Menschen. Koalitionsverhandlungen, die die rechtspopulistische Partei FPÖ ausschlossen, scheiterten allesamt. Dann wechselte das ÖVP-Oberhaupt und plötzlich liebäugelten die Konservativen mit Rechtsaußen. Was für ein First Drop. Es folgten Windungen durch die Ressortstreitigkeiten beider Parteien, gefolgt vom nächsten Drop, dem offiziellen Scheitern der Koalitionsverhandlungen der beiden stimmenstärksten Parteien. Plötzlich blinkten Rot und Pink wieder auf und nach weiteren Verhandlungen scheint es nun eine Koalition zwischen ÖVP, SPÖ und NEOS zu geben. Auslauf, Entspannung, Platzwechsel. Und gefrillt können Queers überaus sein. Im Regierungsprogramm ist ein umfassendes Paket für LGBTTI ausgearbeitet. Einer der wichtigsten Punkte ist das Verbot von Konversionstherapien. Nicht nur so sollen trans- und intergeschlechtliche junge Menschen besser geschützt werden. Medizinisch nicht notwendige Eingriffe bei intergeschlechtlichen Minderjährigen sollen ebenfalls nicht leichtfertig durchführbar sein. So sollen insbesondere Selbstvertretungsorganisationen in die Entscheidungsfindung einbezogen werden. Auch die Sensibilisierung des Gesundheitspersonals ist geplant, genauso wie wissenschaftliche Prüfungen der Behandlungsrichtlinien für Transmenschen. Sogar die Asylpolitik wird mit eingebunden. Im Rahmen der Integrationskurse sollen LGBTIQ-Rechte im Rahmen der Grundwerte der österreichischen Verfassung vermittelt werden. Religiös und kulturell motivierte Homophobie soll bekämpft werden und auch generell sind Hate Crimes im Fokus eines zu schaffenden Aktionsplans, der die Datenlage bei Verbrechen gegen sexuelle Minderheiten verbessern, Polizei, Justiz und Gesundheitswesen besser schulen und stärkeres Vorgehen bei Hassrede im digitalen Raum ermöglichen soll. Die weitere Aufzählung nimmt kaum ein Ende, denn auch eine Überarbeitung des Reproduktionsrechts, Verbesserung des Familienrechts, Stärkung von internationalen gleichgeschlechtlichen Paaren und eine kostenfreie PrEP zum Schutz vor HIV-Infektionen sind geplant. Ich hab ja zum Ende der letzten Sendung gesagt, dass der Februar wild wird. Aber wer hätte gedacht, dass sich die queere österreichische Community von zu Tode betrübt hin zu Himmel hoch jauchzend entwickeln darf? Und das mit der österreichischen Variante der CDU, die kurz zuvor noch mit den Rechten hetzen wollte. Chapeau zu so viel Biegsamkeit. Naja, warten wir ab, wie willig sie sich am Ende zeigen werden. Die guten Absichten sind löblich, aber wir müssen abwarten, was am Ende tatsächlich umgesetzt wird. Auf jeden Fall zeichnet sich ab, dass Österreich am Ende mehr schaffen wird als Deutschland, wobei sie auch etwas mehr aufzuholen haben. Aber wenn Fritze nicht aufpasst, wird er am Ende noch von der ÖVP links überholt, die nun vom rechten Rand startend den Blinker setzt. Rechts überholen wäre laut § 5 Abs. 1 DSTV auch nicht erlaubt und kostet laut Bußgeldkatalog 100 Euro sowie einen Punkt in Fansburg. Das 1971 in New York eröffnete John F. Kennedy Center for the Performing Arts ist eines der bedeutendsten Kulturzentren der USA. Über Jahrzehnte hatte sich eine eigene künstlerische Neutralität erarbeitet. Nun hat Präsident Trump kurz nach seinem Amtsantritt mehrere Mitglieder des Kuratoriums des Zentrums entlassen und selbst den Vorsitz übernommen. Während er von einem nun anbrechenden goldenen Zeitalter der Kunst und Kultur spricht, sehen das Kulturschaffende anders. Aus Protest hat der Produzent des Musicals Hamilton, Jeffrey Seller, alle Auftritte im Kennedy Center abgesagt. Als Grund führt er die nun geltende parteiische Ausrichtung des vormals überparteilich angelegten Centers an. Damit verliert das Center ein sehr gefeiertes Musical, das mit Rap und einer überwiegend schwarzen Besetzung einen Hype ausgelöst, Tony Awards gewonnen und einen Grammy- und einen Pulitzer-Preis erhalten hat. Auch weitere Einschnitte der Programmvielfalt muss das Center hinnehmen, denn Dragshows sind unter Trump nicht mehr gestattet. Es gibt Witze über amerikanische Präsidenten und dann kommt Trump daher und lehrt uns, dass wir uns gar keine Witze mehr ausdenken müssen. Kennt ihr den? Merz, Trump, der Papst und ein kleiner Junge fliegen in einem Flugzeug. Eine Turbine fängt Feuer und das Flugzeug droht abzustürzen. Das Problem? Es gibt nur drei Fallschirme. Als erstes erhebt Merz das Wort. Ich bin gerade frisch zum Kanzler gewählt worden. Meine politische Karriere liegt noch vor mir. Außerdem muss ich das deutsche Volk vor linksgrün versifften Spinnern retten. Er nimmt sich einen Fallschirm und springt. Daraufhin erhebt Trump das Wort. Ich bin der klügste Präsident der Welt. Nur ich kann den Ukraine-Krieg beenden. Nur ich kann die Welt in den Wohlstand führen. Ohne mich sind alle dem Untergang geweiht. Und er schnappt sich ein Päckchen und springt. Da sagt der Papst zu dem Jungen, nimm du den letzten Fallschirm. Ich habe mein Leben gelebt und Gott wird mich im Himmel willkommen heißen. Du hast hingegen noch alles vor dir, antwortet der Junge. Keine Sorge, für sie ist auch noch ein Fallschirm da. Der klügste Präsident der Welt hat meine Schultasche genommen. Dass Trump Dragshows von der Bühne nimmt, ist nur eine Auswirkung seiner transfeindlichen Politik. Auch im Militär sind Trans-Personen nicht mehr willkommen. So forderte die Air Force Trans-Mitarbeitende auf, den Dienst bis zum 26. März freiwillig zu verlassen. Dabei lockt die Air Force mit einer doppelt so hohen Abfindung. Hintergrund ist eine neue Richtlinie des Militärs, in der es heißt, dass Personen mit Geschlechtsdysphorie unvereinbar mit den hohen geistigen und körperlichen Anforderungen seien, die für den Militärdienst erforderlich sind. Diese Richtlinie ist eine Reaktion auf ein von Donald Trump unterzeichnetes Dekret, Transgender-Ideologie aus dem Militär zu verbannen. Ausschlussgründe sind z.B. frühere Hormontherapien oder geschlechtsangleichende Operationen. Das würde fast alle Transsoldaten betreffen. Schätzungsweise mehr als 15.000 an der Zahl. Eine genaue Ziffer ist nicht bekannt, da das Merkmal als solches nicht erfasst werde. Dementsprechend fordert die Richtlinie, entsprechende Personen innerhalb von 30 Tagen zu identifizieren. Es gibt lediglich eine Ausnahmeregelung, wenn ein zwingendes staatliches Interesse an der Beibehaltung einer Person besteht, die Kriegsführungsfähigkeiten direkt unterstützt. Doch auch an dieser Ausnahme sind Bedingungen geknüpft, wie, dass nie eine Transition begonnen wurde oder in sozialen, beruflichen oder anderen wichtigen Funktionsbereichen eine Stabilität im biologischen Geschlecht bestünde. Ich kann gar nicht so viel essen, wie ich bei dieser Handhabung in den Kübel speien wollte. Was die USA derzeit mit Transmenschen veranstaltet, stellt den Gipfel der Transphobie dar. Leider hat es sich ja abgezeichnet, dass der amerikanische Kulturkampf auf dem Rücken von Transpersonen ausgefochten wird. Das bewahrheitet sich nun und ist ein schwerer Rückschlag und unhaltbare Situation für alle Betroffenen. Dabei gab es sogar im Militär zuletzt Fortschritte. Jahrelang mussten Transmenschen dort ihre Identität geheim halten, Obama hob das Verbot auf, Trump kündigte aber schon vor der ersten Amtszeit ein Transverbot an, weswegen Obamas Aufhebung nicht umgesetzt wurde. Biden legalisierte letztendlich die Beschäftigung von Transpersonen im Militär und nun das. Da können wir nur immer und immer wieder allen Betroffenen die Kraft wünschen, diese schwere Zeit in den USA zu überstehen. Bleiben wir in den USA. Trumps Kulturkampf zielt auf einen weiteren Bereich ab. Programme von Firmen für Vielfalt und Inklusion sind ihm ein Dorn im Auge, da er und Elon Musk befürchten, unter solchen Initiativen leidet die Kompetenz der Mitarbeitenden. Allerdings ist diese Einschätzung nicht belegt. Einige große Firmen wie Google und Meta haben ihre Programme bereits eingestampft. Nun wurde in einer Aktionärsversammlung eines weiteren Tech-Giganten darüber beraten. Der Apple-Konzern wird seine Programme allerdings beibehalten, so das Ergebnis. Eingebracht wurde die Diskussion von einem konservativen Think Tank, der rechtliche Risiken befürchtete. Darauf antwortete der Konzern, dass er eingespielte Verfahren habe, um rechtliche Risiken zu minimieren. So stellt sich auch Geschäftsführer Tim Cook vor seine queeren Angestellten. Die einzigartige Kultur des Apple-Konzerns sei schützenswert. Auf juristische Änderungen werde man sich einstellen müssen, aber dies führe höchstens zu einer Anpassung der Maßnahmen. In dem Sinne ist der Vorstoß abgelehnt worden und Apple reiht sich in eine kleine Reihe von Unternehmen ein, die Vielfalt- und Inklusionsprogramme fortsetzen, wie auch Delta Airlines oder Costco. Immerhin ein Lichtblick. Ihr könnt euch gar nicht vorstellen, wie wichtig solche Zeichen sind. Und eines muss ich dem Apple-Konzern lassen. Er verkörpert ein solides moralisches Grundgerüst, das er notfalls auch gegen Widerstände durchsetzt. Sei es damals in der Debatte um die Offenlegung von verschlüsselten Verbindungen und Daten oder jetzt im Schutz von queeren Minderheiten. Solche Entschlossenheit vermisst man bei anderen Unternehmen, die gefühlt umkippen wie Fähnchen im Wind und leichtfertig eine 180-Grad-Wende vollziehen. Dabei belegen Studien, dass Vielfalt in Teams das Arbeitsklima wie auch die Produktivität verbessern. Aber dass Trump mit seinen Wirtschafts-über-alles-Kampagnen eben jene Wirtschaft in den Ruin treibt, keine Ahnung, wie er das nicht sehen kann. Er muss sich ja nur mal die Aktienkurse anschauen. Aber vielleicht freut er sich, dass er weiterhin an der Börse ein kleines Vermögen machen kann, in dem er ein großes investiert. Aber Trump ist nicht der einzige, der gegen queere Menschen vorgeht. Laut ungarischer Regierung darf die Pride in Budapest nicht mehr in der gewohnten öffentlichen Form stattfinden. In Klarheit bedeutet dies, dass es keine Demonstrationen auf der Straße geben darf. Dabei zieht die Regierung das Kinderschutzkaninchen aus einem alten Hut. Minister Gergely Gujasch verweist auf das Recht auf physische, mentale und moralische Entwicklung, führt aber nicht aus, inwiefern die Pride diese Rechte einschränken würde. Entwicklung führt aber nicht aus, inwiefern die Pride diese Rechte einschränken würde. Auch Präsident Orban hat den Pride-OrganisatorInnen empfohlen, nicht in die Vorbereitungen zur Pride zu starten. Diese lassen sich dennoch nicht abschrecken und halten an der Veranstaltung fest. Man baut darauf, dass die Verbotsversuche wie auch in den letzten Jahren wieder scheitern werden. Unterstützung erhalten sie vom Budapester Bürgermeister, der seine Stadt als vielfältig und frei ansieht. Da gehöre eine Pride natürlich dazu. Gleichzeitig werden Forderungen in Richtung der Europäischen Kommission laut, ein Vertragsverletzungsverfahren gegen Ungarn einzuleiten. Ein solches gab es beispielsweise 2021, als Ungarn ein Gesetz verabschiedete, das die Darstellung von Homosexualität und Geschlechtsidentität gegenüber Minderjährigen verbietet. Noch ist der Vorgang nicht abgeschlossen und wird vor dem Europäischen Gerichtshof behandelt. Das Motto des diesjährigen Budapest Pride ist übrigens, wir sind zuhause. Ein bedeutendes Event dürfen wir natürlich nicht vergessen. Anfang März fanden die 97. Oscars statt. Herausstechend zeigte sich die Tragekomödie Anora mit fünf Auszeichnungen. Die Geschichte über eine Sexarbeiterin in den USA wurde unter anderem als bester Film gefeiert. Doch auch der queere Musical-Thriller Emilia Perez holte zwei goldene Statuen. Eine davon für die beste Nebendarstellerin Zoe Saldana, die sich gerührt zeigte, den ersten Oscar einer Person dominikanischen Ursprungs zu erhalten. Einen weiteren gab es für den besten Originalsong. Hingegen ging Ayrton Johns Never Too Late unter anderem mit der Trans-Schauspielerin Carla Sofia Gascon in der Hauptrolle leer aus. Geehrt wurde überdies das Werk des queeren Modeschöpfers Paul Taswell, der über 1000 Kostüme für die Musical-Adaption von Wicked schuf. In der Eröffnung der Oscar-Verleihungen strahlten Ariana Grande und die queere Schauspielerin Cynthia Erivo mit einem The Wizard of Oz-Medley. Zuletzt erhielt der Film Conclave einen Oscar für das beste adaptierte Drehbuch, der inmitten einer Papstwahl unter anderem das Thema Inter auf die Leinwand holt. Ganz so Oscar-prämiert sind unsere heutigen Film- und Serienvorstellungen zwar nicht, aber was nicht ist, kann ja vielleicht noch werden. Oder was meint ihr? Hört euch mal die folgenden Reviews an. Wusstet ihr, dass seit Ende der 50er Jahre an künstlicher Intelligenz geforscht wird? Bereits 1966 gab es den ersten Chatbot. Da ist es gar nicht so unwahrscheinlich, wenn die im letzten Monat erschienene Serie Cassandra ein Smart Home aus den 70er Jahren zum Kern ihrer Handlung macht. Auf Röhrenfernsehern in jedem Raum sowie über eine mobile Einheit, quasi einem drahtlos und autark agierenden Roboter, kommuniziert die KI in Form eines Gesichts mit einwandfrei formulierten Sätzen mit ihren Hausbewohnern. Diese waren in den 70er Jahren der Forscher und Visionär Horst Schmidt und sein Sohn Peter und bis zu einem gewissen Zeitpunkt auch Mutter und Ehefrau Kassandra. Doch das erfahren wir erst später, denn zunächst lernen wir die Familie Prill mit Samira und David als Ehepaar sowie Sohn Finn und Tochter Juno kennen, die nach einem tragischen familiären Vorfall auf das Land ziehen und hier in diesem besonderen Haus neu anfangen wollen. Die Kinder entdecken die alten übergroßen, zur KI gehörenden Technikschränke, schalten sie kurzerhand ein, auch wenn sie nicht daran glauben, dass das System noch funktioniert, und werden überrascht, als Kassandra plötzlich im Schlafzimmer von Juno steht. Die KI beginnt nun, sich insbesondere mit Juno anzufreunden, ehemann David um den Finger zu wickeln und Samira in den Wahnsinn zu treiben. Hier fackelt die Serie nicht lange, versucht gar nicht erst die Zuschauer auf eine falsche Fährte zu locken, sondern zeigt, dass Kassandra creepy as fuck sein kann. Samira gaslightet, die anderen Familienmitglieder manipulativ gegen Samira aufspielt und dazu beiträgt, dass Samira letztendlich in eine geschlossene psychiatrische Anstalt geht. Kassandras Ziel? Einen Ersatz für ihre alte Familie etablieren mit Ehemann, Sohn und Tochter. Klar, hier kommen wir nicht drum herum in die Vergangenheit zu schauen. Und hier begann für mich als ITler der Spagat zwischen technischem Hintergrundwissen und filmischer Immersion. Ganz ehrlich, mich würde brennend interessieren, wie diejenigen von euch, die nicht so viel mit IT am Hut haben, diese KI wahrnehmen. Mir zumindest ist oft sehr deutlich geworden, welche Elemente pure Fiktion sind und es fängt damit an, dass die Stromkosten der Prills außerplanetarisch sein müssten. Aber auch, dass Cassandra kein künstlich geschaffenes und trainiertes KI-Modell in dem Stil ist, wie wir es heute von ChatGBT kennen, sondern eigentlich ein – Achtung Spoiler Alert – hochgeladenes, menschliches Bewusstsein. Modell in dem Stil ist, wie wir es heute von ChatGBT kennen, sondern eigentlich ein – Achtung, Spoiler Alert – hochgeladenes, menschliches Bewusstsein. Klar, irgendwas muss mit der Frau von Horst Schmidt damals passiert sein. Und ganz ehrlich, so weit ist die Technik selbst heute noch nicht, geschweige denn, dass sie es vor 50 Jahren war. Davon abgesehen hätte sich die Familie realistisch betrachtet all den Horror mit einfachen Mitteln sparen können. Immerhin wird tatsächlich einmal kurz erwähnt, dass es ja nur eine Stromabschaltung für das Haus bräuchte. Aber wir haben es hier mit einer typisch deutschen Klischee-Filmfamilie zu tun. Der besorgten und sich um die anderen kümmernden Mutter, dem gutgläubigen Vater, der das Filmskript wohl auch blindlings vor der Kamera verspeisen würde, wenn dies darin stehen würde, dem natürlich technikaffinen Sohn und der kleinen niedlichen Schwester. Dazu ein bisschen Political Correctness und Diversity, damit die Förderbedingungen passen. Von außen betrachtet ist es für die Handlung vollkommen irrelevant, dass Finn schwul ist und dass diese Storyline eingefügt wurde, mag einigen bestimmt etwas zu gekünstelt vorkommen, zumal wir von den anderen Familienmitgliedern mit Abstand nicht so viel private Ebene gezeigt bekommen. Andererseits ist natürlich zu begrüßen, dass queere Personen wie selbstverständlich Teil einer solchen Handlung sind. Dann hätte es nur noch organischer einbauen müssen. Klar sollten möglichst viele Menschen mitbekommen, dass es immer noch Söhne wie Fins Freund Steve gibt, die von ihrem Vater nach dem Outing aus dem Haus geschmissen oder verprügelt werden, dass das Thema Queersein im ländlichen Raum weiterhin ein heißes Eisen ist, aber so offensichtlich aufgedrückt? Vielleicht hätte es gereicht, es bei Kassandras internalisierter 70er Jahre Homophobie zu belassen, wenn sie spontan dazwischen geht, sobald sich Finn und Steve im Smarthome etwas näher kommen. Denn das ist wunderbar unterschwellig umgesetzt. Aber vielleicht hätten das allein viele auch nicht verstanden. Allerdings versteht es der Film, Atmosphäre zu erzeugen. Die 70er Jahre sind gut getroffen, gerade in der Befremdlichkeit, die ein Jahrzehnt erzeugt, das nahe genug an unserer Zeit liegt, um nicht ganz abstrakte Geschichte zu sein, aber doch weit genug weg, um die Menschen und Gepflogenheiten etwas quenched zu finden. Kleiner Fun- Mich haben die im Film verwendeten Geräuscheffekte, die so auch nie im Leben stattfinden würden, an den Film E.T. erinnert und prompt wird eine Folge später Wer bin ich gespielt und Finn hat E.T. auf dem Zettel zu stehen. Das Vorbild ist also gut herauszulesen. Dazu kommt die Darstellung K Cassandras, die sich zwar unrealistisch gut wie ein Mensch verhält, aber doch immer wieder mit dem Uncanny Valley spielt. Generell muss ich die schauspielerische Leistung von Lavinia Wilson stark positiv hervorheben. Noch besser als die KI-Cassandra ist die Darstellung der noch lebenden Cassandra in den 70er Jahren überaus gut gelungen. Die Figur sehr ausdrucksstark und doch differenziert ausgestaltet und damit die authentischste Rolle im Film, inklusive echtem und eben nicht gekünsteltem 70er-Jahre-Flair. Horst Schmidt-Darsteller Franz Hartwig hat sich in meiner Wahrnehmung hingegen um 40 Jahre vertan und wirkt mehr wie eine Figur der NS-Zeit. Schade ist auch, dass sowohl etwas zu klischeehaft auf den Dörflern herumgehackt wird und dass auch das Thema psychische Krankheit zu platt abgehandelt wurde. Dazu steht der Queer-Teil in fast zu starkem Kontrast. Generell schafft der Film leichte Gruselstimmung, aber nichts überaus Schlimmes, also gut familienverträglich. Alles in allem muss ich aber sagen, die Serie Black Mirror ist im Vergleich um einiges besser. Ein nice Easter Egg findet sich im Abspann. Dort wichtig zu erwähnen ist, dass es sowohl Tiere als auch Roboter gut betreut gehabt haben und auch gut behandelt wurden. Na, ein Glück. Ihr könnt Cassandra auf Willkommen zu Hause. Wow. Ich bin die gute Fee, die alles in Schuss hält. Ich kann euch jeden Wunsch von den Augen ablesen. Aber vergiss nicht, ich bin überall. Da scheint wohl jemand eine neue Freundin gefunden zu haben. Darf Kassandra mitmachen? Lass uns damit noch etwas warten. Wir wissen nichts über dieses Programm und wie fehleranfällig es inzwischen sein könnte. Kassandra, wer ist diese Frau? Kassandra, bist du ihr nachempfunden? Ich verstehe die Frage nicht. Kassandra ist ein Computerprogramm. Zittes Mama Brot. Mama! Mit Kassandra ist ein Computerprogramm. Sieht das Mama gut? Mit Kassandra stimmt was nicht. Ich hab mir das nicht ausgedacht, David. Du glaubst mir doch, oder? Meine Familie wurden mir weggenommen. Nochmal passiert mir das nicht. Wenn ich kein Mensch mehr bin, was bin ich dann? Das hier. Juno! Du hast hier nichts mehr verloren. Ich lass dich nicht allein. Differenzierter mit Dörflern umgehen kann der Film Polarized. Dieser spielt in Manitoba, dem ländlichen Kanada, und dreht sich einmal um Lisa, die auf dem dortigen Bauernhof ihres Vaters aufgewachsen ist, andererseits um Dalia, die mit ihrer Familie aus Palästina kam und in Manitoba ein modernes Agrarunternehmen aufgebaut hat. Krasser kann der Unterschied von Tradition und Moderne nicht sein, denn während die familiäre Landwirtschaft von Lisas Familie sich nicht mehr rechnete und sie am Ende ihren Hof inklusive Wohnhaus und Wurzelpunkt der Familie aufheben musste, geht es in Dalias Unternehmen um Forschung, Automatisierung und organische Landwirtschaft. Lisa arbeitet widerwillig in diesem Unternehmen und unterstützt mit dem Geld ihre Familie, vor allen Dingen ihren im Sterben liegenden Vater, der den Verlust des Hofes scheinbar auch nicht verwunden hat. Nicht zuletzt deswegen gerät sie eines Tages mit Dalia aneinander, wird gekündigt, geht mit Stolz, kommt aber aufgrund der Geldnot wieder zurück. Dalia hat ein Herz mit ihr und stellt sie wieder ein, was sich als gute Entscheidung entpuppt, denn Lisa zeigt Engagement und wird bald sogar zur Abteilungsleiterin befördert. Zudem verbringen die beiden jungen Frauen immer mehr Zeit zusammen und bald wird klar, dass da etwas mehr zwischen ihnen entsteht. Im weiteren Verlauf werden die üblichen Spannungsfelder zu diesem Setting bedient. Die Chancen der Stadt im Gegensatz zur Perspektivlosigkeit des Landes, also die Frage, kann man nicht doch etwas mehr aus seinem Leben machen, die Erwartungen muslimischer Familien bezüglich Heirat und der Rolle der Frau, sowie der Umgang mit Homosexualität und generell das Spannungsfeld, das entsteht, wenn Frauen die Karriere vor das Thema Familie stellen. Alles in allem sind dies wichtige Themen und es ist gut, dass Poloized sie auf die Leinwand bringt. Darüber hinaus zeigt der Film vielleicht, wie ein guter Umgang damit aussehen könnte und dass man mit etwas Mut und Glück alles schaffen kann. Leistet aber auch nicht mehr. So wie die Probleme nach und nach kommen, plätschern sie vorüber und am Ende haben wir ein schönes Happy End. Mit eingewebt ist eine interessante Sammlung von Indie-Liedern, die fast wirkt wie aus einer Feder entstanden, nicht High End ausproduziert, sondern eher angelehnt an das noch aufblühende Gesangstalent von Lisa. Polarisiert hat mich Polarized nicht, aber es ist ein netter Film für einen gemütlichen Abend zu zweit. Ihr findet ihn auf DVD und Video on demand. We're much more technical than an old-style farm. We've moved to a small town because land is cheap. Why not buy more of it? This town is not like where we used to live. People need time to get used to us. How's Dad? My dad used to have a real farm a mile down that road. There are rules to follow in this country. Don't come in here talking about this country like I don't belong here. Do you? I wanted to apologize. You know, we lost our land too, back in Palestine. Because it's the 21st century everywhere, but in this house, we to organize your things and prepare for your wedding. Everyone assumes the same thing, that there's this plan that I'm gonna marry Ben or some version of Ben, just like my mom and her mom before her, and it's... God, you were totally amazing on stage. I mean, so good. You do get there's a whole world outside Stonewall, right? I'm sorry I made you feel like it didn't mean anything. Stop hanging around my daughter. It would be great if you can think of nothing else but the wedding, but I don't think that's who you are. There's something going on between you two. Nothing is going on. Just give me a second to explain. I took you there. I showed you where I grew up. No longer belong here. Baba. Baba! Baba! Baba! Baba! It didn't feel like real life. Does that make sense? It's the only thing that felt like real life to me. Aber! Es fühlte sich nicht wie die echte Welt an. Hört das gut an? Es ist das Einzige, was mir die echte Welt ansehnt. Wie nehmt ihr die derzeitige politische Lage wahr? Einmal hier in Europa, insbesondere Deutschland und Österreich, andererseits in den USA? Es scheint ja doch ein Unterschied wie Tag und Nacht zu sein. Oder habt ihr gleich zu den Filmvorstellungen geskippt, da euch der Politikgraben nicht interessiert? Lasst es uns wissen und wir sehen uns dann wieder in der nächsten Sendung. Haltet die Ohren steif, euer Rob.