Ein Musikereignis der ganz anderen Art gab es in der Pfarrkirche Itzlingen zu erleben. Dort hat ein freies Künstlerkollektiv eine spirituelle Performance mit dem Titel »Die nackte Seele« auf die Bühne gebracht. Geboten wurde performative Livemalerei, frei improvisierte Musik und moderner Ausdruckstanz. RTS war für Sie dabei. Drei Segel verhüllen das Kreuz über dem Altar. Darauf liegt ein weiteres Segel, das zum Klang der Musik bemalt wird. Dass man im Leben nicht nur auf ruhigen Gewässern dahingleitet, sondern auch in sehr bewegte Situationen kommen kann, weiß Künstlerin Annette Neuzner. Das sind Segel, die sind schon gesegelt auf Schiffen, die haben schon einiges erlebt, Stürme, manche sind zerrissen und das steht auch so für unser Leben, wo wir eben auch Schiffbruch erleiden und Risse erleben und Brüche und aber wieder trotzdem weiterfahren. und aber wieder trotzdem weiterfahren. Zum Weiterfahren braucht man beim Segeln Wind. Diesen steuert der Flötist Anselm Oberhummer mit seinen Instrumenten bei. Im Unterschied zu einem Maler, der im stillen Kämmerchen schöpferisch tätig sein kann, muss sich der Musiker irgendwie vor ein Publikum, wenn du schon sagst, die nackte Seele ausziehen. Und das ist nicht immer einfach. Der Titel der Aktion, die nackte Seele, der Engel des Nichts, wurde von der christlichen Mystik inspiriert. Nichts wurde von der christlichen Mystik inspiriert. Da geht es zum Beispiel um die Qualität der Momente im Tagesablauf, an denen einfach nichts sein darf. Nichts müssen, einfach nur sein. Beim letzten Segel jetzt, bei der bewegten Stille, ist bei mir so das Bild gekommen von einem Krokus, der in der Erde ist und der langsam, also die Musiker haben das so gut rüberbracht, der zum Wachsen anfängt. Ich habe so gespürt, wie diese Blüte kommt, wie sie sich entfaltet, diese Knospe und wie wir so direkt angeschlossen sind an diesem kreativen Urstrom der Urenergie, die uns erschaffen hat. Und das ist für mich Ziel jeder künstlerischen Arbeit. Ich sage einmal, eine Spiritualität gehört in irgendeiner Form zum Leben dazu, eine Ehrfurcht, eine Dankbarkeit vor dem Leben. Und dass man sich sein Ich oder das, was man glaubt, was man ist, vielleicht für Momente ein bisschen auf die Seite stellen kann. So wie beim Tänzer und Choreograf Chris Wang, der in seiner Darbietung alles gibt im Hier und Jetzt. Die Annette ist natürlich die Initiatorin und hat mich dann gefragt, ob wir gemeinsam überlegen könnten, wie könnte das mit den Musikern und mit dem Tänzer zusammenpassen. Und so ein kurzes Konzept entworfen, allerdings ohne Noten. Das ganze Konzept basiert darauf, dass wir rein improvisieren und nicht nach Noten spielen. An diesem Abend jedenfalls konnten die Anwesenden etwas einzigartiges und unwiederholbares erleben.