Sehr geehrte Damen und Herren, es freut uns sehr, dass Sie den Weg hierher gefunden haben zur Veranstaltung des Salons für Menschenrechte. Dieser Salon wird veranstaltet gemeinsam von Volkshochschule Linz. Katja Fischer ist unsere Partnerin bei diesem Programm und dem Verein SOS Menschenrechte. Ich begrüße sehr herzlich unseren Vorstand und im Besonderen Peter Aßmann, unseren Chef, ganz herzlich willkommen. Ich freue mich, dass Sie alle gekommen sind und versuche mich möglichst kurz zu halten, weil wir doch ein etwas umfangreicheres Programm haben. Schon lange steht bei uns auf der Agenda und es ist auf eine besondere Weise aktualisiert worden, dass wir uns mit Antisemitismusstudie des österreichischen Parlaments, zu uns gekommen ist, um die wesentlichen Punkte dieser ganz, ganz aktuellen Studie zu präsentieren. Ganz herzlich willkommen. Wir spannen heute ein bisschen den Bogen zwischen dem historischen oder vielleicht nie historisch gewordenen Antisemitismus und dem sehr, sehr aktuellen Antisemitismus. Und ich glaube, das ist insofern sehr spannend, weil der Film, den Sie sehen werden werden jetzt über Irene Haarand und natürlich erzähle ich Ihnen nicht, was der Film erzählt, aber die Hauptthematik von Irene Haarand war immer, die Mechanismen des Antisemitismus zu analysieren und was ist wichtiger als heute, das wieder zu tun und in Erinnerung zu rufen. das wieder zu tun und in Erinnerung zu rufen. Erstaunlicherweise oder vielleicht eben nicht erstaunlicherweise ist Irene Harrand in Österreich kaum bekannt, obwohl sie eine riesige Ehrenrettung für dieses Land wäre. Vielleicht auch, weil sie immer zwischen allen Stühlen gesessen ist und ich mag Menschen, die immer zwischen den Stühlen sitzen, weil sie sozusagen nicht immer nur die hundertprozentige Loyalität leben müssen und können, sondern auch differenzieren. Deshalb ist sie in den USA viel bekannter als in Österreich und ich zitiere eine Aussage von Bruce Pauli, der viel geforscht hat über den österreichischen Antisemitismus, über den europäischen Antisemitismus, der schreibt über diese Frau, diese couragierte Widerstandskämpferin war sowohl gegen den Antisemitismus wie auch gegen die Nazis. die Österreich wahrscheinlich aber ganz Zentraleuropa hervorgebracht hat, wohl die spannendste und wichtigste Figur. Sie war eine der ungewöhnlichsten, weil politisch völlig unbekannten, politisch völlig unerfahrenen jungen Frau namens Irene Harrand. eine untypischere Heldin, kann man sich nicht vorstellen. Eine spannende Geschichte. Nach dieser Geschichte bitte ich Thomas Stern sofort zu seinem Vortrag und dann diskutieren oder sprechen wir über beides gemeinsam, über den historischen Aspekt wie über den aktuellen. Ich danke schön. Ihnen, lieber Andreas Kober, vielen, vielen Dank für Ihre Arbeit, vielen, vielen Dank für diesen Film, der wirklich irrsinnig viel drinnen hat. Also es ist nicht nur diese Persönlichkeit, sondern gleichzeitig so einen umfassenden Abriss zu machen über die Geschichte, über die Beweggründe, über das, was sich da ergeben hat, bis hin nach New York. Und Israel ist wirklich eine beeindruckende Leistung, wo ich mich wirklich herzlich bei Ihnen bedanken darf. Ich danke auch für Ihre Einleitung. Sie haben gesagt, der niemals historisch gewordene Antisemitismus, und das trifft das sehr, sehr gut und spannt auch wiederum einen Bogen zu diesem Film, wo sehr, sehr stark auch der christliche Anti-Judaismus hervorgekommen ist, der eine der wahren, starken, auch traditionalen Säulen des Antisemitismus ist. Jahren. Das zeigt sich immer in verschiedenen Formen. Es ist immer dieser selbe ewige Judenhass, der über Jahre lang dominiert war von einem christlichen Antisemitismus, der dann in einen rassistischen Antisemitismus übergegangen ist, zwischendurch einen auch antikapitalistischen Antisemitismus hat und jetzt auch sehr, sehr stark sich zeigt in einem israelbezogenen Antisemitismus. Mein Name ist Thomas Stern. ich darf mich nur ganz kurz für Sie einordnen. Ich war 1985, 86 Präsident der Vereinigung jüdischer Hochschüler. Ich habe 1988 geleitet von der österreichischen Hochschülerschaft die ganzen Gedenkveranstaltungen der ÖHA zu 50 Jahre Anschluss, 1938, 1988, bin seit Beginn der 2000er Jahre auch dankenswerterweise Mitglied des Dokumentationsarchivs des österreichischen Widerstandes. Seit 2018 gibt es diese Serie von Studien alle zwei Jahre des österreichischen Parlaments. Wolfgang Sobotka hat das damals initiiert, auch auf Basis der Diagnose, dass es hier eine Forschungslücke gegeben hat. Eine Forschungslücke vor allem auch in der Kontinuität der Beforschung dieses Themas. Es gibt frühe Arbeiten von Bernd Marien und John Bunzel aus den 70er, 80er Jahren, dann gab es immer wieder sozusagen Schlaglichter, bis 2011 auch Maximilian Gottschlich dazu eine Arbeit gemacht hat, aber diese kontinuierliche Beobachtung des Antisemitismus auch unter verschiedenen Phasen der österreichischen Gesellschaft hat so in dieser Form nie stattgefunden. Und deswegen haben wir 2018 begonnen eben mit dieser Studie im Auftrag des österreichischen Parlaments. Hier sehen Sie ein paar Rahmenbedingungen des Ganzen. Es ist eine österreichische repräsentative Studie, die wir mit einer Sample von 2000 Personen alle zwei Jahre befragen. Es ist eine Studie nach Einstellungen, antisemitischen Einstellungen in der österreichischen repräsentativen Gesellschaft. Durchgeführt wird sie von den Instituten IFES und DEMOX Research und hat eine mehrf sozusagen Befragungstechnik. Wir haben einerseits Online-Interviews, andererseits telefonische Interviews. 2018 hatten wir sogar noch Face-to-Face-Interviews. Diese Tradition mussten wir 2020 kappen und beschränken uns jetzt auf Online und telefonisch. Unter Covid ist es nicht gegangen. Es hat sich aber schön gezeigt anhand dieses Methodenmixes, dass es leicht verschiedene Ausprägungen gibt, aber wie Dr. Zeglowitsch, die Chefin vom IFES immer sagt, das Faszinierende beim Antisemitismus ist auch in den Face-to-Face-Interviews ist es so, die Leute sagen einem das wirklich auch ins Gesicht. 2000 Personen, das ist mehr als repräsentativ, das Ganze natürlich schön auch ausgerichtet in Richtung der Repräsentativität der Gesellschaft in Bezug auf Bildung, Alter und so weiter. Eine der Besonderheiten dieser Studie ist eine duale zweite, eine Zusatzstichprobe. von internationalen Studien, vor allem von der Anti-Defamation League der Bnei Brit in Amerika, gewisse Länder besondere Affinitäten zu Antisemitismus haben, um das euphemistisch auszudrücken. Deswegen haben wir auch ein weiteres Sample gemacht. In Österreich 1.000 Personen mit türkischem oder arabischem Migrationshintergrund, wobei zu sagen ist, dass im arabischen Sample wir ein bisschen zu viel Bildung drinnen haben, aber wir bemühen uns sehr auch da immer wieder repräsentativ zu sein. Wir schaffen diese Repräsentativität zweifelsohne über die regionale Verteilung, aber auch über die Verteilung der Herkunftsländer. Was sind nun die ersten Aussagen? Was sind nun die ersten Aussagen? Wir haben begonnen mit sehr, sehr klassischen Dimensionen des Antisemitismus, das heißt verschiedenen Formen des Antisemitismus, sei es jetzt der klassische rassistische Antisemitismus bezogen auf Holocaust-Leugnung, religiöser, wie schon gesagt, christlich fundamentierter Anti-Judaismus, Schuldumkehr bis zu den Bereichen, die in der Bevölkerung, und deswegen haben wir hier zwei Dimensionen, nämlich zwei Überdimensionen, Manifester-Antisemitismus und latenter Antisemitismus, das, was in den Dimensionen, die Sie hier rot dargestellt sehen, in der Bevölkerung auch als Manifest der Antisemitismus wahrgenommen wird. Das, was in der Bevölkerung als latenter Antisemitismus wahrgenommen wird, ohne dass wir diese Einschätzungen wirklich teilen dürfen, sind Dimensionen, die sich exprimieren in Bereichen von Macht und Verschwörung. Das haben wir auch schon im Film gehört. Israelbezogener Antisemitismus, sogenannter Post-Holocaust oder sekundärer Antisemitismus und eben dieses ganze große Überthema der Macht und Verschwörung. Was wir zudem eingeführt haben und eingeführt bezieht sich auch auf diese anderen Dimensionen, die ich Ihnen genannt habe, diese sind in sehr, sehr großem Maße in der Forschungsliteratur bereits traditionell verhaftet gewesen seit den 80er Jahren, ist der sogenannte Bereich des Non-Antisemitismus, den wir mit drei Fragen abgeglichen haben. Und hier sehen wir ganz eindeutig die Ergebnisse. Manifest der Antisemitismus 2022, das war die letzte Studie, die wir gemacht haben, liegt bei 15 Prozent der Bevölkerung, Latenta 32 und der Non-Antisemitismus bei 54. Schauen wir uns jetzt vielleicht ein bisschen die Verteilung nach den Jahren an. Wir haben hier, wie gesagt, bereits drei Studien als Samples vorliegen. Wir können da gewisse Vergleiche ziehen. Wie Sie sehen, verändert sich das Einstellungsbild. Einstellungen sieht man in der Literatur, der klassischen sozialwissenschaftlichen Literatur, sind etwas sehr langanhaltendes. Warum sehen wir hier gerade bei 2020 so einen Abfall, so eine Delle in der Bewegung? Das hat eine ganz klare Begründung. 2020 sind wir ins Feld gegangen, drei Tage nach dem Anschlag in Wien, wo vier Personen gestorben sind. Das war eine Phase des Schocks auch in der österreichischen Bevölkerung, dass so etwas hier in Österreich überhaupt stattfinden kann. Und wenn ich das jetzt salopp ausdrücken darf, da hat sich die österreichische Seele auch zusammengerissen und anders, wir nennen das sozial erwünschtes Antwortverhalten, abgeliefert als in den zwei Jahren davor oder zwei Jahren danach. Deswegen diese starke Delle. Warum geht es dann nicht mehr kontinuierlich weiter, sondern warum steigt das 2022 wieder an? Ist der Schock vorbei? Ja, auf der einen Seite, das ist so. Zweitens muss man aber sagen, 2022 haben wir eine multiple Form der Krisen gehabt. Wir haben einen Krieg gehabt, wir haben die Teuerung gehabt, wir haben die Energiekrise gehabt etc. Und eins muss man auch sehen, Antisemitismus folgt Krisen. Wo immer Krisen sind, wird der Antisemitismus steigen und das zeigt sich auch in den Zahlen, die wir hier vor uns sehen. Das heißt, das ist ein bisschen ein Ausflug in den Bereich der zeitlichen Verteilung. Wie gesagt, wir haben zwei große Stichproben, Österreich repräsentativ 2000 und Personen mit Migrationshintergrund aus türkischen und arabischen Ländern. Und hier sehen wir ganz, ganz eindeutig, dass es schon so ist, dass hier auch ganz anderes Antrittsverhalten sich abbildet. Hier müssen wir leider sagen, dass der manifeste Antisemitismus mit 36 Prozent über doppelt so hoch ist wie in der österreichischen repräsentativen Gruppe. In den Zusatzschichtproben haben wir den Landtenden mit über 50 Prozent im Vergleich zu 32 österreichisch repräsentativ. Und der Non-Antisemitismus ist hier bedauerlicherweise auch deutlich geringer. Viel von dem, was wir hier so annehmen, haben wir hier auch in Zahlen gegossen. Das betrifft, und da zeige ich Ihnen jetzt ein paar Beispiele, in unterschiedlicher Art und Weise verschiedene klassische Dimensionen des Antisemitismus. Wenn wir hier eine der stärksten Ausprägungen des israelbezogenen Antisemitismus haben, nämlich wenn es den Staat Israel nicht mehr gibt, dann herrscht Frieden im Nahen Osten. Das ist keine Wenn-oder-Aber-Frage, sondern das ist eine eindeutige Vernichtungsfantasie, dann sehen wir Österreich repräsentativ 14 Prozent, bei den Aufstockungsgruppen 47 Prozent. Das ist schon ein Vierfaches und eine ganz, ganz deutliche Abweichung. Weil wir vorher auch gesprochen haben für den christlichen Anti-Judaismus, eine andere Frage aus dem klassischen Instrumentarium, Juden haben nach wie vor den Tod von Jesu Christus zu verantworten. Da habe ich das Österreich-Repräsentativ noch immer bei 15 Prozent, erschreckend genug. Aber ich habe es in den Aufschockungsgruppen doppelt so hoch, mit 32 Prozent. Wie kann das sein? Personen aus arabischen Ländern und der Türkei sind traditionell eher Moslems. Hier zeigt sich ganz eindeutig, dass sozusagen dieses antisemitische Retrosentiment derartig stark ist, dass es auch in andere Religionen übergreift. Hauptsache die Juden sind schuld, da gibt man dann allem Recht. Und leider, und das trifft mich besonders, auch im Bereich der Holocaust-Leugnung respektive Holocaust-Verharmlosung sehen wir dieses selbe Muster. In den Berichten über Konzentrationslage und Judenverfolgung im Zweiten Weltkrieg wird Frieles übertrieben dargestellt, Österreich repräsentativ 11 Prozent, in den Zusatzstichproben 40 Prozent, also fast das Vierfache. 40 Prozent, also fast das Vierfache. Und das ist einer der Punkte, die uns wirklich zum Nachdenken bringen muss. Das hat nämlich zwei Aspekte. Nämlich einerseits haben wir diese Zusatzstichproben nicht, die, erinnern wir uns an die Diskussionen vor ein paar Jahren, 15, 16, 17, die Flüchtlingswelle. Und das ist das Problem, das wir in Österreich haben. Und wir haben diesen importierten Antisemitismus. Das ist so, und ich sage das pointiert, leider nicht. Dieser Antisemitismus, auch in den Zusatzsichtproben, wird in Österreich tradiert. Wir haben 64 Prozent der Befragten sind bereits in Österreich geboren, ein Großteil mehr als zehn Jahre hier. Das heißt, wir haben ja gar nicht abgefragt die Flüchtlinge, die nach 2015 zu uns gekommen sind, sondern es wurden abgefragt die Personen, die durch das österreichische Schulsystem schon durchgegangen sind. Und das ist schon relativ erschreckend, dass wir gerade in einem Land, das eine Täternation ist, das sich auch der Holocaust Education verschrieben hat, derartige Zahlen haben von Personen, die durch das österreichische Bildungssystem durchgegangen sind. Wie ich aufgewachsen bin, war die Situation in dem Land noch ganz anders. Also ich kann mich erinnern, ich bin noch aufgewachsen mit den ganzen alten Nazis und den reichen Nazis. Und bei uns hat der Geschichteunterricht aufgehört mit dem Jahr 1918. Mehr haben wir schon, wir haben nicht mehr gelernt. Alles andere war erst schon zu konfliktionär. Das hat sich geändert. Das hat sich geändert ab 1978. Da gab es diese Miniseries Holocaust. 1981 gab es zum ersten Mal einen Zeitsgeschichtekoffer. Nachher hat sich Holocaust Education in Österreich wirklich sehr, sehr stark verbreitet, bedauerlicherweise aber nicht so sehr in den Köpfen der Schüler wie in den strukturellen Maßnahmen. Wir müssen leider sagen, dass nur 40 Prozent der Jungen in Österreich die Zahl von sechs Millionen jüdischen Opfern des Zweiten Weltkriegs kennen. Und das zeigt uns das gerade, und wir befinden uns eben hier auch in einem Haus der Volkshochschule, dass diese Institutionen von einer ganz, ganz besonderen Bedeutung sind, um dieses Wissen weiterzutragen. Wichtig ist mir bei den Zusatzsprichproben immer wieder zu betonen, das sind auch keine monolithischen, judenhassenden Blöcke, sondern die Leute mit arabischem und türkischem Ministerialshintergrund sind genauso heterogen zusammengesetzt wie die restliche österreichische Bevölkerung, was wir hier am Beispiel der sozusagen klassischen Non-Antisemitismus-Frage sehen, wegen der Verfolgung der Juden während des Zweiten Weltkriegs, haben wir heute eine moralische Verpflichtung, den Juden in Österreich beizustellen. Da ist es fast deckungsgleich. Die unterscheiden sich, die beiden Gruppen, nur an einem Prozentpunkt. Wie wir sehen, also das sind auch Dinge, die wir differenziert sehen müssen, wo wir auch differenzierte Lösungen finden müssen. Da kann man nicht sagen, alle sind gleich und alles ist eine Katastrophe, sondern da muss man sich die Bevölkerung anschauen, da muss man sich die einzelnen Bereiche anschauen und gemeinsam versuchen, auch Lösungen und Strategien zu entwickeln. Sie sehen, ich rede ein bisschen schnell, weil ich habe nur ganz wenig Zeit bekommen, damit wir nachher auch noch zu reden kommen. Was haben wir auch festgestellt 2022? Wir haben festgestellt, dass das alte Dogma, je jünger, desto besser, und das habe ich auch gemeint mit, wie bin ich aufgehakt und ich habe noch die ganzen alten Nazis gesehen, die hat es noch gegeben, hat es immer das Dogma gegeben in der sozialwissenschaftlichen Forschung, je jünger die Leute, desto besser wird. Also die alten Nazis sterben uns aus und die Jungen sind weniger antisemitisch. 2022 haben wir in den Studien gesehen, dieses Dogma stimmt nicht mehr. Wir haben ein Problem mit der Jugend und haben dann auch heuer im Sommer, gerade auch in Bezug auf den 7. Oktober in Israel, auf den Krieg in Gaza, eine neue Batterie von Fragen sozusagen zwischendurch gemacht, um herauszufinden, wie ist die Einstellung auch jetzt aktuell in dieser aktuellen Kriegssituation. dieser aktuellen Kriegssituation. Hier sehen wir, haben wir einige Fragen abgefolgt zum Thema auch Gaza, Gaza-Krieg, Angriff der Hamas am 7. Oktober. Und da sehen wir, 59 Prozent sagen eindeutig, der Überfall der Hamas auf Israel war ein verabscheuungswürdiger Terrorakt. Das ist schon eine fast Zweidrittelmehrheit, die hier ganz ganz klar auch Stellung bezieht. Die nächste Frage, die wir gestellt haben zu dem Thema war, hinter der Hamas steht der Iran mit seinem Krieg gegen Demokratie und freie Gesellschaften. Hier sehen Sie, da ist die Positionierung schon ganz anders, ein bisschen ausgeglichener. Vor allem aber flüchteten sich ein Drittel der Befragten in den Bereich Weiß nicht. Da will ich nichts dazu sagen. Und dann kommen wir auf die dritte Frage. Die militärische Reaktion Israels auf den Angriff ist aus meiner Sicht gerechtfertigt. Da dreht sich das Bild um. Da gibt es eine Mehrheit, die diese Frage ablehnt. Also sozusagen sagt Israels, Aktivitäten sind hier nicht oder nicht mehr gerechtfertigt. Wir könnten das also jetzt sozusagen als singuläres Element sehen, aber wir haben dann sozusagen Auskreuzungen vorgenommen, um zu sehen, wie tief gehen diese Bekenntnisse. Gerade in dieser Frage, der Überfall der Hamas war ein Terrorakt, wer dem nicht zustimmt, wie reagiert der dann auf andere Sachen? Und haben dann geschaut, das referenziert mit der Frage, wenn es den Staat Israel nicht mehr gibt, dann herrscht Frieden im Nahen Osten. Vielleicht nur ein kleiner Exkurs, das sind wirklich nur junge Personen, das sind nur Befragte zwischen 16 und 27. Bei den älteren Personen sieht es in der Gemengelage durchaus auch anders aus. Aber gerade die Jugend, die wir eben dann 22 als Problem erkannt haben, hat hier auch eine stärkere, leider antisemitische Einstellung in vielen Bereichen. Bereichen. Also wenn es den Staat Israel nicht mehr gibt, also diese Terrorvernichtungsfantasie, Personen, die den 7. Oktober als Terrorakt sehen, stimmen dem auch zu überraschend hohen 20 Prozent zu und Personen, die das nicht so sehen, sondern den Terrorakt wohl eher als berechtigte Aktivität sehen, stimmen dem doppelt so hoch zu. Das ist auch eine Sache, die Israel bezogen ist. Wenn man sich jetzt überlegt, wie sieht das aus, wenn wir das nicht auf Israel beziehen, sondern das sozusagen auskreuzen mit der klassischen Frage der Holocaust-Verharmlosung. Berichten über Judenverfolgung im Zweiten Weltkrieg wird vieles übertrieben dargestellt. Österreich repräsentativ Jugend 16 Prozent, fast genauso Leute, die den Terrorakt eben als Terrorakt benennen, aber doppelt so viele, die den Terrorakt nicht als Terrorakt sehen, sind auch der Ansicht, dass der Holocaust so nicht stattgefunden hat. Und das ist dann schon eine ganz, ganz eindeutige Referenz und ein ganz, ganz eindeutiger Zusammenhang, ein Muster, das sich unsere gesamte Umfrage im Sommer durchgezogen hat. Was ist zu tun? Dazu kommen wir später. Jetzt kommen wir zu einigen Erklärungsfaktoren, besonders bei der Jugend. Was haben wir also festgestellt? Auch in anderen Bereichen der Gesellschaft, Personen, die Verschwörungsmythen anhängen und das sind Verschwörungsmythen, die nichts mit Juden zu tun haben oder zu tun haben müssen. Leute, die glauben, es gibt Mächte, die hinter allem stehen etc. Da gibt es eine eindeutige Korrelation zu antisemitischen Einstellungen. Gerade auch hier bei jungen Menschen, Menschen, die Verschwörungsmythen anhängen, sind auch signifikant höher antisemitisch eingestellt. Wir haben ein Problem bei jungen Männern, sehr, sehr stark. In vielen antisemitischen Items sind die Männer ganz, ganz stark vor den Frauen. Wir aus der Forschung schon seit den 70er, 80er Jahren Probleme mit weniger gebildeten Schichten. Und wir haben, haben wir auch gesehen, große Probleme mit den Befragten, jungen Befragten in Wien. Wobei es da nicht nur um Antisemitismus geht. Hier koppelt sich der Antisemitismus in den Einstellungen genauso mit Homophobie. Also da sehen wir ganz, ganz deutlich, in Wien haben wir ein Problem, das weit über das hinausgeht. Ich sage immer, Antisemitismus ist ein Gradmesser für den Zustand einer Gesellschaft, wo Antisemitismus hoch ist. Dort ist auch die Demokratie gefährdet. Und das sehen wir hier durchgehend, gerade in Bezug auf Homophobie in Wien, dass wir hier wirklich auch etwas zu tun haben. Was haben wir zu tun? Ich glaube, Antisemitismus-Education ist nicht mehr genug. Wir müssen da wirklich auch hinweiter hinausgehen. Wir haben uns zu sehr auf die Shoah konzentriert. Wir müssen in die Gegenwart hineingehen. Wir haben ein Problem gerade in den Schichten mit vielen Männern und niedrigerer Bildung. Wir müssen etwas für die Lehrlinge tun. Und wir haben das Problem in vielen Schulen. Und da brauchen wir Empowerment von Lehrerinnen und Lehrern, sei es jetzt in personeller Ebene, in der Ebene, das, was in der Schule passiert, gerade auch in sogenannten Breitenbruchschulen, aber auch eine Weiterbildung, eine breite Inaustragung von modernen Formen von Atheismetismus. Gleichzeitig kann der Staat nicht alles leisten. Es ist die Zivilgesellschaft gefragt, gerade auch Bundesheer und Zivilinsteinrichtungen, wo ich eben junge Männer abholen kann. Wir haben Sport und sonstige Vereine, die wir durchaus in die Pflicht und in die Verantwortung nehmen können. Das heißt, es ist ein sehr, sehr breiter Weg. Und wenn ich da noch eins sage, ich glaube, man darf auch nicht beginnen, irgendwelche Dinge zu verharmlosen und zu vermischen, zu sagen, das kann man doch sagen oder darüber kann man reden. Nein, Antisemitismus ist nur dadurch wirksam zu bekämpfen, dass man mit einer Zero-Tolerance-Politik daran herangeht. Was folgt in Zukunft? Wir haben demnächst die Feldarbeit fertig für die 24er-Studie. Sie haben im März nächsten Jahres den Bericht vorliegen. Sie können auch jetzt schon alles nachlesen, was es hier gibt in diesem Bereich auf parlament.gv.at. Suchen Sie dort einfach nach Antisemitismus. Sie finden alle Berichte, alle Charts, alle Kontextualisierungen für all das, was Sie interessieren könnte. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. für all das, was Sie interessieren könnte. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. Das war jetzt auf verschiedenen Ebenen ganz viel hochspannende Information, Daten, Untersuchungen, wissenschaftliche Fakten. Es gibt die andere Ebene der filmischen Erzählung. Ich nehme an, es gibt ein paar Fragen im Publikum. Wir stehen gleichermaßen zur Verfügung. Geschichte und Gegenwart gleichzeitig beleuchtet. Gratulieren wir uns beiden. Zunächst einfach herzlichen Dank für diese vielfältige, sage ich jetzt einmal, Umarmung mit dieser Themenstellung, die so schwer zu handeln ist. Und daher auch meine Frage diesbezüglich. Gibt es Untersuchungen zu pädagogischen Bemühungen, die erfolgreich sind, die dieses Phänomen Antisemitismus bei jungen Männern in eine andere Richtung lenken konnten. Ich sage auch, wir haben wahrscheinlich eine sehr ähnliche Sozialisierung. Bei mir war es schlichtweg der Besuch des KZ Smarthausen mit 17 und das hat in der Klasse dann wirklich ein Ende gemacht allen Äußerungen. Was im Inneren passiert, weiß ich natürlich nicht. Sie sprechen da einige wichtige Punkte an. Erstens, vielen Dank. Vielleicht war ich zu negativ. Es ist schon so, wenn wir uns die historischen Vergleiche anschauen mit vor allem den klassischen Items in unserem Fragenkatalog im Vergleich der 20er Jahre zu den 1980er Jahren, es ist schon besser geworden. Also wir sehen jetzt die Jugend wieder als Phänomen, als Gefahr, weil wir auf einem ganz anderen und viel besseren Niveau agieren können. Es hat Holocaust Education, also die Beschäftigung der österreichischen Gesellschaft, es hat die mediale Aufarbeitung, es hat durchaus die Bemühungen des ORF in vielen Bereichen der Medien, aber, und ich sage das auch immer wieder ganz deutlich, gerade auch aus Wiener Sicht, der Volkshochschulen schon Dinge bewirkt. Aber niemals historisch gewordenen Antisemitismus hat mir gerade auch so gefallen, weil weg ist er nicht. Und da müssen wir auch sagen, wir werden ihn nicht wegkriegen. Es wird immer Antisemitismus in diesem Land geben. Die Frage ist, wie sehr können wir ihn einhegen, wie sehr können wir ihn reduzieren und was kann man dagegen tun. Einer der Punkte, die funktioniert, ja, es hat auch funktioniert, die Holocaust Education, es hat funktioniert, Erinnern an Tee wurde gegründet, die bemühen sich da sehr mit unterschiedlichen Erfolgserlebnissen. Natürlich ist das richtig, was ich gesagt habe, in den Schulen brauchen wir mehr Bemühungen. Und vielleicht auch salopper gesagt, wenn Sie sich vorstellen, Sie sind Lehrerin oder Lehrer in einer Mittelschule in Wien mit ganz pointiert 60, 80 Prozent migrantischem Anteil, dann haben sie andere Sorgen als Antisemitismus. Sie müssen so viel rudern, dass sie irgendwas rüberbringen in diesen Schulklassen, dass sie, auch wenn sie sich trauen und wenn es ihnen am Herzen liegt, zu diesem Thema wahrscheinlich gar nicht kommen. Und wenn sie zu dem Thema kommen, dann haben sie Angst, das zu machen. Thema wahrscheinlich gar nicht kommen. Und wenn sie zu dem Thema kommen, dann haben sie Angst, das zu machen. Das heißt, da muss wirklich etwas getan werden, muss wirklich intensiv verbessert werden. Und was wir sehen, was funktioniert, das sind Dialogprogramme. Es gibt ein Programm von der Israelitischen Kultusgemeinde, das heißt Likrat. Die schicken sozusagen junge Jüdinnen und Juden in Schulklassen hinein, in einen Dialog, wo sozusagen, was sie schon immer über Judentum wissen wollten, Fragen gestellt werden können, gemeinsam gesprochen wird. Und das sind schon Dinge, die berühren. Und ja, Mauthausen war früher, wie wir beide dort waren, auch noch eine sehr verfallene Angelegenheit mit einem sehr rudimentären pädagogischen Anspruch. Da kam es sehr, sehr stark darauf an, wie die Lehrerinnen und Lehrer, die einen dort hingebracht haben, auch vorbereitet und begleitet haben. Auch das ist besser geworden. Also das Maushausen Memorial macht jetzt gute Arbeit, hat gute Vermittlungsprogramme etc. Es ist halt jetzt auch die Anforderung, dass möglichst alle hingehen. Das muss man auch dazu sagen. Wir haben bei unseren Studien gefragt nach der Erinnerung, war es ja in Mauthausen, und da sagen bei den Jugendlichen nur 55, 54 Prozent sowas ja. Und das ist zu wenig. Da gab es, also das ist ja auch schon wieder ein bisschen historisch, da gab es natürlich in Österreich eine ganz große Figur. Das war Kardinal König, der im Wesentlichen beim Zweiten Vatikanischen Konzil durchgesetzt hat, dass es eine Versöhnung zwischen Judentum und Christentum, vor allem katholischer Kirche, geben soll. Da gab es viele, viele gute Initiativen. Es gab auch Dialogforen, die sehr, sehr gut genutzt wurden. Ich habe ein bisschen das Gefühl, die kämpfen jetzt alle mit so vielen anderen Problemen, dass das ein bisschen nicht mehr wirklich im Fokus ist. Ich wollte auf eine Geschichte hinweisen, weil das auf unterschiedliche Weise immer wieder punktuell vorkommt. Das kommt Karl Popper vor und seinem Confirmation of the Bias, und seinem Confirmation of the Bias, also der feste Wille jedes Menschen, seine unbedingten Vorurteile bestätigt zu sehen, immer wieder. Das kommt vor bei Irene Harran mit dieser Frage sozusagen, wie kann es sozusagen gelingen, diesen ganz explosiven Treibstoff des Hasses sozusagen wieder einzufangen. Und es geht weiter mit Arno Krohen, dem tollen jüdischen Psychologen und Psychiater, der diesen Satz geprägt hat. Zuerst war der Hass da, dann kamen die Fremden. Das lässt sich auf alles übertragen, wohin projiziert wird. Und ganz schlimm ist es sozusagen, dieses erzählerische Narrativ weiter zu bedienen und völlig ungefragt zu lassen. Ich glaube, wenn es etwas gibt, was uns gelingen muss, dann ist sozusagenverän, welcher Mensch ist souverän. Die Jungen würden sagen, welcher Mensch ist cool. Souverän sind Leute, die sich in Frage stellen lassen, in dem, was sie glauben, schon immer gewusst zu haben. Und sozusagen dieses Ungeheuer Reaktive und Reaktionäre mündet dann in, wie Sie ausgeführt haben, Verschwörungstheorien, die sich logischerweise kreuzen mit Homophobien, mit anderen Abgrenzungen. Also dieser Projektionsmechanismus ist ein ganz schlimmer und noch schlimmer sind die Leute, die diesen Mechanismus bedienen, indem sie ganz klare Feindbilder immer wieder anbieten. Und das geschieht mit dem Judentum seit Jahrtausenden und deshalb ist es so eine ganz große Verpflichtung, da etwas dagegen zu tun. ganz große Verpflichtung, da etwas dagegen zu tun. Ich will Ihnen ein Wort zur katholischen Kirche. Also wie ich jung war, war es noch anders. Also da hatten wir Pfarrer in diesem Land, die waren echt noch alte Nazis. Und da muss man den Kardinalkönig wirklich danken. Und da hat ein Umse-Denken stattgefunden. Da hat sich viel geändert. Es hat sich in der katholischen Kirche, auch in der Fundamental, Dinge geändert. Erinnern wir uns an Bischof Stecher in Innsbruck mit dem Andal von Rinn. Der hat das mutig, wirklich sensationell umgesetzt, dass das verboten wurde, dass diese schrecklichen Fresken mit Darstellungen von Juden, die sozusagen das kleine Kind abstechen, damit sie Matzes packen können, dass das verhindert wurde. Noch immer ist es so, dass aber jedes Jahr ein paar Leute dorthin gehen. Es gibt hier Jahrtausende Jahre alte Traditionen und das kriegst du aus Menschen nicht in einer Generation weg. Es hat sich wirklich vieles getan in dem Land, aber die Frage, was die katholische Kirche jetzt weiter tun wird, ist natürlich eine durchaus berechtigte. Ja, also ich wollte ja ich wollte dazu nur sagen, zum Beispiel die Osterliturgie da kommen ja die Juden, die Juden, die Juden die ganze Zeit vor bei der Kreuzigung und also für mich ist das fast unerträglich, obwohl ich sie früher immer so geliebt habe. Das ist ja sehr emotional. Letztes Mal war ich in Amerika, da hat ein Priester gesagt, ich werde jetzt die Juden, die Juden, die Juden sagen, ich meine aber das Volk. Da frage ich mich, könnte man das nicht wirklich einmal besser übersetzen? Also es sind ein paar Dinge, die mir ganz wichtig sind, die tatsächlich so als Originalzitate sind. Also diese Erzählung, dass sozusagen, wenn Christus sozusagen, wie es ja die Lehre sagt, auch Mensch war, war er als Mensch ein Jude. Also insofern ist das der größte Widerspruch, den man sich vorstellen kann, so zu agieren. Der zweite Satz, der mir besonders gut gefällt, und verzeihen Sie, wenn ich da ein bisschen in die Steiermark schaue, weil es so einen klugen Satz, der Irene Harran muss man wiederholen, das irritiert die Dorfbuben der ganzen Welt. Also die Haltung der Dorfbuben, lauter so Burschen wie wir, hat der Kualtinger gesagt. Und sozusagen diese Idee, es nicht als eine narzisstische Kränkung zu erleben, dass jemand als anderer wirklich anders ist. Wenn man das nicht aushält, dann bleibt man der Dorfbube. Darf ich Sie bitten, wir nehmen auf, sonst hören wir es nicht. Darf ich an dieses Zitat anschließen und die Frage stellen an den Forscher. Die meisten Antisemiten, sagen wir mal so ganz beinhart, kennen keine Juden, haben keinen Kontakt mit Juden. Wie schaut denn dieses Verhältnis aus? Wir sprechen über Leute, die überhaupt keinen Kontakt haben. Sie glauben irgendetwas zu wissen über jemanden. Und das setzt sich ja in der heutigen Zeit massiv fort. Absolut richtig. Das Phänomen nennt man Antisemitismus ohne Juden. Das gibt es nicht nur heute, das gab es schon in den 80er Jahren. Da gibt es schon damals eine Forschung dazu, wo man gesehen hat, dass der Antisemitismus damals in Innsbruck, ohne Juden, viel höher war als in Wien. Das Problem ist nur, es gibt in Österreich nun über 9 Millionen Einwohner, aber nur 9.000 Juden. Das heißt, es gibt in Deutschland eine Aktion, die nennt sich, glaube ich, sogar so, die heißt Rent a Jew. Und da kann man dann Juden zum Angreifen machen. Das ist ein bisschen schwierig. Also auch introspektiv ist das ein wenig schwierig. Ich war einmal Präsident der Vereinigung jüdischer Hochschüler. Dazu eingeladen zu werden und in einen reziproken Zoo zu kommen. Also der Löwe kommt zum Publikum und die können dich dann anschauen. Ist schon ein bisschen eigenartig, spürt sich das an, wenn ich das so sagen darf. Aber deswegen habe ich gerade auch erwähnt, Likrat ist genau dieses Dialogprogramm. Die kommen in Schulen, die sprechen miteinander, die führen diesen Dialog. Nur flächendeckend sind zu wenig Juden in dem Land. Ja, ich bin heute mit der Straßenbahn zu dieser Veranstaltung gekommen und wir mussten 20 Minuten warten. Es war eine Demonstration angesagt oder nicht richtig kommuniziert, pro Palästina. Meine Frage an Sie, sind solche Demos pro Palästina schon Antisemitismus oder gibt es hier eine Grenze? Da gibt es sehr viele Grenzen. Wenn ich sage, das, was in Gaza passiert und jedes Kind, das dort stirbt, ist eine Tragödie, da brauchen wir nicht drüber reden. Die Grenze ist die 3D-Definition, die Frage, wird Israel dämonisiert, delegitimisiert und gibt es doppelte Standards? Wenn Sie eine dieser Fragen mit Ja beantworten können, geschweige denn zwei, dann wissen Sie, worum es sich hier handelt. Und in Bezug auf Israel bezogenen Antisemitismus haben wir, wie gesagt, ein relativ feines Szenario oder Instrumentarium. Gerade diese Frage, Israel muss vernichtet werden. Das ist interessanterweise auch eine Frage, und dann herrscht Frieden im Nahen Osten, das ist eine Frage, die arabische Zuwanderer, also Personen mit arabischem Migrationshintergrund, viel weniger mit Ja beantworten als zum Beispiel Personen mit türkischem Migrationshintergrund. Weil die Leute, die aus Syrien kommen, wissen ja, wie es sich in Syrien anfühlt und wissen, dass Israel nicht schuld ist. Also das ist eine wirklich ganz, ganz heterogene Situation. Nein, es ist nicht so, wenn man pro-palästinensisch eingestellt ist, dass das automatisch antisemitisch ist. Aber es kann sehr, sehr leicht diese Grenze überschreiten. Aber es kann sehr, sehr leicht diese Grenze überschreiten. Und glauben Sie mir, wenn ich mir anschaue, was sich abspielt, und da sind wir in Österreich wirklich im gelobten Land, was sich abspielt an amerikanischen Universitäten, was sich abspielt in Kanada, was sich abspielt in United Kingdom, das ist Antisemitismus in Reinkultur, der sich nur als Antizionismus pro-palästinensischer Göttertation verkleidet, dass dort in diesen Staaten ist es viel, viel schlimmer als bei uns. Ich würde gerne noch einen Gedanken einbringen, anknüpfend auch an die Aussage mit Tirol. Da gab es am wenigsten Juden und prozentuell natürlich auch während der Reichsburg-Romnacht die meisten Opfer. Die Grundfrage, denke ich, die sich hier auch aus einer vielleicht breiteren kulturellen Perspektive stellt, ist die Marginalisierung, die grundsätzliche Ausgrenzung. Vielleicht nur ein kleines Beispiel. Ich war jahrelang Direktor von zwei österreichischen Landesmuseen und habe einfach allen Sammlungen den Auftrag gegeben, bitte nennt mir Dokumente jüdischen Lebens in der jeweiligen Region. Sowohl in Oberösterreich als auch in Tirol gab es zwei Nummern. In Tirol ist vielleicht ganz interessant, dass es sich auf die Buchdruckerei in Rewa bezogen hat. Der einzige Mensch, der während des Konzils von Trient Bücher drücken konnte, war ein jüdischer Buchdrucker. Das ist vielleicht das Beaumont der Geschichte. Aber worum es grundsätzlich geht, aus meiner Sicht, ist diese Frage der Ausgrenzung. Sie haben auch gesagt, dass wir uns fast zu viel auf die Shoah konzentrieren, also diese Selbstverständlichkeit des jüdischen Lebens als Teil unserer Geschichte kulturell nicht abbilden. Es gibt Sonderinstitutionen wie im Jüdischen Museen, aber ansonsten als Teil einer Historie der Kulturwerdung in den jeweiligen Regionen spielt das Judentum keine Rolle. Und ich denke, das wäre oder ist auch ein ganz wesentlicher Ansatz, dieses Näherkommen, dieses Nähertreten. Ist halt schwer, weil alles zerstört wurde. Es wurden ja nicht nur die Menschen zerstört, es wurden ja auch die Synagogen zerstört. Und wir haben, eine der ältesten Synagogen übrigens Europas ist in Korneuburg. Da stehen noch immer die Grundmauern, gebaut im spätestens 11. Jahrhundert. Ein Teil einer Seite ist eingerissen, weil es wurde dann als Garage verwendet. Teil einer Seite ist eingerissen, weil es wurde dann als Garage verwendet. Bis vor kurzem, es ist noch immer eine Ruine. Aber diese sichtbar machen, gebe ich Ihnen völlig recht. Aber da sehe ich auch das Problem und deswegen sage ich schon, da ist auch in Österreich wirklich viel passiert. Es ist gerade auch von Institutionen wie Museen etc. viel passiert. Aber wir sehen jetzt, in der Jugend lässt der Effekt furchtbar nach. Und das macht wirklich Sorgen. Ich möchte es einen Aspekt noch einbringen, weil das hat mich wirklich sehr geprägt. Ein bisschen glaube ich immer noch daran, was das möglich ist. Das ist Martin Buber mit seinem theologischen Prinzip. im Grunde sozusagen das zum Kern des menschlichen Lebens macht. Sozusagen zu schauen und nicht hinweg oder über jemanden hinweg zu schauen, wahrzunehmen, bevor ich antworte, nicht zu wissen, was mir entgegenkommt und trotzdem offen zu sein. Also das zu lesen hat auch eine doch sehr bekannte und auch spannende Rolle gespielt, wie es darum geht, gegen den Staat Israel zu gründen. Also diese Frage, wo ich immer sage, wieso vertrauen wir uns selber nicht, uns das zuzutrauen? Diese Offenheit zu haben, diese Ängstlichkeit abzulegen, dass alles verschworen ist, dass alle unter einer Decke stecken auf der ganzen Welt, das ist nicht spannend, das ist nicht hilfreich, das führt uns nirgendwo hin. Schöne Schlusswort eigentlich, oder? Vielen Dank.