Musik Hallo, heute sind wir hier in Aschbach im Bezirk Braunau. Eigentlich wollten wir zum Bauernmarkt laut Internet, den gibt es aber nicht mehr. Stattdessen gibt es hier jetzt eine Food-Koop namens Brot und Ruhm, hinten ein Kaffeehaus und wir werden einfach die Leute hier befragen. Hier ist ja der Ortsplatz. Willkommen beim Radio Free, freies Radio-Innviertel. Mein Name ist Christina Friedrich. Ich bin zuständig für das Projekt Ungehörte Heimat, bei dem es darum geht, Heimatstimmen hörbar zu machen und herauszufinden, was die BewohnerInnen im Innenviertel für Heimatgefühle haben beziehungsweise schlicht und einfach, was Heimat für sie bedeuten könnte. Seid Sie bereit? Wir schauen jetzt mal rein in die Foodcorp und in das Kaffeehaus, was sich da tut. Was bedeutet Heimat für dich? Kaffeehaus, was sich da tut. Was bedeutet Heimat für dich? Heimat bedeutet für mich jetzt nicht das unbedingt, wo ich geboren bin, sondern dort, wo ich mich jetzt wohlfühle und wo ich jetzt zu Hause bin und wo ich lebe. Das ist für mich die Heimat. Mit all den Menschen und mit der Umgebung und mit meinem Garten und was weiß ich. Das ist für mich die Heimat. Darf ich fragen, wo du jetzt lebst und wo du geboren bist? Ich bin geboren an der Salzburger Grenze in Lochen am See. Und war dann in Salzburg in der Schule und im Studium. Und bin dann nach St. Johann am Walde als Lehrerin gekommen. Als junge Lehrerin und bin dann als alte Lehrerin dort in Pension gegangen. Okay, also jetzt hätte ich fast gesagt, du bist eine Wahl-Inviertlerin, dabei stimmt das gar nicht, weil Lochen gehört auch zum Inviertel. Das ist eine Grenzgemeinde im Inviertel, ja. Aber wir waren von Lochen natürlich immer eher Richtung Salzburg orientiert, schulmäßig und einkaufsmäßig. Da war das restliche Inviertel für uns nie so relevant, seit ich eben da im Kubernauser Waldgebiet bin. Und aus meiner Sicht, ich habe mich das schon öfter mal gefragt, es gibt so ganz entlegene Gemeinden, die zum Innenviertel gehören, regional, so wie eben Lochen oder, was ist es noch? Wilzhut, Ostermitting. Wilzhut, Ostermitting. Wir waren gerade vergangenes Wochenende da oben. Das ist wirklich der letzte Spitz vom Innenviertel, vom Bezirk Braunau. Und eigentlich, ja, man muss dort wirklich separat hinfahren. Es ist, man kommt nicht wirklich so einfach vorbei. Aber glaubst du, die Leute, die da leben, in den Regionen, die wir gerade aufgezählt haben, glaubst du, fühlen sich die als In-ViertlerInnen? Das kann ich schwer beurteilen. Das kann ich ganz schwer beurteilen. Nein, darauf kann ich Ihnen keine Antwort geben. War es auch okay. Ich denke mal, ja, sie sind sicher sehr nach Salzburg orientiert, weil einfach das geografisch sehr nah ist und auch die Verkehrsverbindung dorthin ganz anders ist als ins restliche Innenviertel. Aber wie sie sich fühlen, ob so viel Innenviertel oder so viel, das kann ich nicht beantworten. Aber dir taugt es da, das ist praktisch. Ich wollte eigentlich, obwohl ich in Lochen geboren bin, nie in Lochen leben, wirklich. Lochen ist so ein Vorort von Salzburg geworden und es ist keine ländliche Gemeinde mehr in dem Sinne. Es sind ganz viele Schlafquartiere. Die Leute pendeln alle nach Salzburg und kommen zum Schlafen zurück. Es ist riesig viele Einwohner bekommen. Und ja, ich bin eigentlich, obwohl man gesagt hat, das ist ein Strafposten in St. Johann am Walde, bin ich eigentlich sehr gern dort gewesen und auch lange dort geblieben und war immer lieber da im Waldgebiet herüben. Was bedeutet Heimat für mich? Ja, alles. Alles. Heimat. Weil Heimat, da bin ich geboren, da lebe ich Tag für Tag und da fühle ich mich wohl und ja, da habe ich meine Familie. Ist das hier im Ort? Ja, das ist in Aschbach, vier Kilometer außerhalb vom Ort. Wir leben im Paradies. Oh, das freut mich zu hören. Das ist so schön, wenn jemand so empfindet. Ja, ich empfinde es so. Ich habe meine Familie. Wir haben sechs Enkel, gesunde Enkel und das ist ein Geschenk. Und die leben auch alle hier? Wir leben auf dem Bauernhof und drei Generationen und ich bin dankbar für das. Das ist genau dort, wo ich gerne heimkomme. Das muss aber jetzt nicht unbedingt mein Haus sein, aber dort, wo ich gerne heimkomme, das ist für mich Heimat. Und wo Leute mit Deku drin können. Das klingt jetzt so, wie wenn es nicht regional ortsgebunden wäre, stimmt das? Ich bin nicht total. Ich habe 42 Jahre lang am gleichen Ort unterrichtet. Aber ich reise sehr, sehr gerne und komme dann immer wieder auch gerne in meine Heimat zurück. Aber es ist nicht unbedingt ortsgebunden. Also das möchte ich jetzt schon sagen. Nein. Es kann auch zum Beispiel ein Gebäude sein, das mich fasziniert. Oder, ja, ich weiß es auch nicht. Ist dann ein Gefühl. Ja, genau. Hat sich jetzt die Beschreibung auf den Ort Aschbach bezogen, da wo Sie aktuell leben und sich wohlfühlen? Ich bin jetzt eigentlich da auf Reha und ich bin aber nicht weit weg von da, also ungefähr 20 oder 25 Kilometer entfernt, wo ich in ein Lande erfolge, genauso groß ist wie Asbach. Das klingt auch sehr zufrieden mit dem eigenen Heimatsgefühl. Ja, schon. Doch, ja. Genau. Schön. Gut, wenn man heimkommen kann. Das ist ganz, ganz was Gutes. Und ich glaube, das tut der Seele einfach auch gut. Das stimmt, das finde ich sehr schön. Vielen Dank. Vielen Dank. Das ist so spontan zugesagt. Schönen Tag noch. Ja, ebenfalls. Bedeutet für mich eigentlich Familie in erster Linie, aber auch die Umgebung hier im Innenviertel, die immer noch gesunden Flächen, die Wälder, die Wiesen und das Leben, die Lebensqualität. Mit unseren heimischen Produkten. Voll schön, ein schönes Gefühl, oder? Ein schönes Gefühl, auf jeden Fall. Man fühlt sich sicher, aufgehoben und das ist eigentlich Heimat. Das stimmt, das Gefühl habe ich auch gemacht. Ich bin ja zu groß, ich lebe schon 30 Jahre da, aber ich kann das bestätigen, fühlt sich gut an. Ich bin ja zu groß, ich lebe schon 30 Jahre da, aber ich kann das bestätigen, fühlt sich gut an. Wir haben es auch in der Familie zum Beispiel geschafft, meinem Schwiegersohn, der über England, Frankreich zu uns ins Innenviertel gekommen ist, dieses Heimatgefühl zu vermitteln. Das finde ich ganz genial. Genau mit diesen Punkten, mit unserer gesunden Umgebung, mit unseren Lebensmitteln, die hier produziert worden sind, die ihm fantastisch schmecken zum Beispiel. Und schon auch mit der In-Viertler-Seele. Und kann er schon ein bisschen in-viertlerisch? Sehr gut sogar. Oh, oh, oh. Fünf Jahre. Gar nicht schlecht, ja. Dankesch Jahre. Gar nicht schlecht. Dankeschön. Da schau her, ist sein Leitspruch. Dankeschön. Heimat, das bedeutet Ruhe, Ruhepol, zurückziehen, einfach rüberkommen. Das ist für mich Heimat. Klingt gut, hat noch keiner so gesagt wie du. Klingt gut, hat noch keiner so gesagt wie du. Ja, buntständiger Mensch. Nein, Heimat ist einfach, man fühlt sich geborgen, wohl. Wir haben es einfach schön bei uns in dem Viertel. Es gibt kein schöneres Platz. Bist du von hier? Ja, von Rochsbach, gleich einen Berg weiter. Das ist für mich ein sehr spannendes Thema, weil ich ja hier aufgewachsen bin, was man von meinem Dialekt her einfach nicht mehr hört. Gar nicht. So ist es. Ich habe zehn Jahre in Kärnten gelebt. Da ist natürlich mein Dialekt auch abhandengekommen oder sehr stark vermischt worden. Dann habe ich in Wien gelebt und dann sind mein Freund und ich mit unserer Tochter nach Vorarlberg gezogen. Also Prägenzer Wald, also wirklich zu den Wäldern. Lustig. Ja, sehr. Das heißt, ich habe relativ, also ich habe nicht relativ viel schon gesehen, aber zumindest jetzt so in unserer Umgebung in unterschiedlichen, ganz unterschiedlichen Bereichen gelebt. Wenn man nach Kärnten fährt, das ist eine ganz andere Architektur, es ist eine ganz andere Flora und Fauna. Nach Wien sowieso, Oberösterreich und dann Vorarlberg, wo du wieder eine ganz andere Landwirtschaft wiederum hast und dadurch ist natürlich die Umgebung völlig anders geprägt. Und irgendwann einmal ist mir das bewusst geworden. Also früher nicht, wenn man so mit 18, 19 weggeht und dann halt nach Kärnten runterfährt, dann geht es nicht darum, wie sind die Häuser gebaut oder wie ist da die Landwirtschaft und wie schaut deshalb unterschiedlich im Herbst oder im Frühling die Gegend aus. Aber plötzlich irgendwie wird man älter und man kriegt ein Kind und dann sieht man Sachen. Die Alterschaft ist noch nicht aus. Aber die Wahrnehmung erweitert sich und verändert sich. Und mir ist irgendwann einmal bewusst geworden, gerade als wir in Vorarlberg sind, weil die haben halt hauptsächlich Viehwirtschaft, das heißt, es ist primär grün. Und im Herbst kriegt es dann so die einzelnen Bäume, die sich ein bisschen umfärben, aber es ist hauptsächlich Nadelwald. Also es bleibt einfach weiterhin grün. Und dann wird es weiß. Und dann ist es wieder grün, weil Frühling kommt. Und irgendwann ist mir bewusst geworden, dass mir die Farben fallen. Die Farben meiner Heimat. Und irgendwann ist mir bewusst geworden, dass mir die Farben fallen. Die Farben meiner Heimat. Und ich habe mir nie gedacht, dass ich daher zurückkomme. Und mir nie gedacht, dass ich irgendwas da vermissen könnte, außer meine Eltern vielleicht. Und plötzlich vermisse ich die Farben von meiner Heimat. Und den Geruch, den Guggerutz, wenn er reif wird. Der Weizen, wenn er umfärbt. Das sind Farben. Oder auch, wenn die Felder umgepflückt werden, diese unterschiedlichen Erdtöne. Der Herbst, wenn er wirklich Einzug haltet und dann wirklich dieses Gold und das Rot und dieses Farbspektrum plötzlich da ist. Und dass das nicht mehr da ist, das hat mir gemangelt. Und jedes Mal, wenn wir dann auf Urlaub hergekommen sind zu meinen Eltern und sie besucht haben, sobald es angefangen hat, dass man diese Farben wieder sieht, die ersten Falter und so, das war wirklich wie heimkommen. Und ich hätte mir nie gedacht, dass sich das so stark bei mir eingeprägt hat und dass mir das irgendwann einmal so wichtig sein wird. Und jetzt sind wir da und ich liebe es, mit meiner Tochter durch die Gegend zu spazieren oder wenn wir auch mit dem Auto umeinander fahren und Hügel auf, Kraxenberg runter und du siehst einfach diese Mohnfelder auch. Und du siehst den Weizen. Und das ist jedes Mal wieder so ein Genuss, in das eintauchen zu dürfen. Und das ist Heimat. Das hat noch nie jemand von den Farben seiner Heimat gesprochen. Ich habe jetzt schon viele Leute gefragt. Das ist richtig, richtig so herzerwärmend. Dankeschön. Das ist richtig, richtig so herzerwärmend. Dankeschön. Heißt es, dass du mindestens versucht hast, dich bei den anderen Stationen heimisch zu fühlen? Ich habe mich überall heimisch gefühlt. Ich habe irgendwann einmal zum Nachdenken angefangen, was für mich Heimat ist. Und da bin ich über das Frauenmuseum Hittisau, das einzige Frauenmuseum, ich glaube sogar Europas, oder mittlerweile wahrscheinlich nicht mehr Europas, aber auf jeden Fall Österreichs, ist in Hittisau im Bregenzer Wald in einem 2000-Seelen-Dorf. Und es ist fantastisch. Also es ist wirklich empfehlenswert, da mal hinzuschauen. Und die machen Postkarten. Und da vorne der Postkarten, da hat sich eine Künstlerin mit dem Kreuzstich auseinandergesetzt und mit der Geschichte und auch, was das für uns Frauen sozusagen bedeutet. Und diese Postkarten waren halt zu Werbezwecken. Aber auf diesem Kreuzstich ist gestanden Ich bin daheim. Und über das habe ich zum Nachdenken angefangen und bin draufgekommen, das stimmt. Ich bin daheim. Also nicht im Sinne von, ich bin in einer Örtlichkeit, sondern ich bin in mir zu Hause. Und wenn ich da angekommen bin, dann ist es ganz egal, wo ich bin. Dann bin ich immer daheim. Und so war ich in Kärnten genauso daheim und da ist meine gewählte Familie auch unten, da sind Menschen. Also alleine, wenn ich über die Autobahn fahre und dann taucht rechts neben mir der Wörthersee auf, wenn ich nach Klagenfurt fahre, ich kann jedes Mal warnen, weil ich heimkomme. In Wien hat man jetzt so diesen totalen Heimcharakter, aber ich bin einfach kein Großstadttyp. Und auch wenn man nach Vorarlberg fährt, das ist, allein die Architektur, also man fühlt sich da so wohl, man ist da so eingebettet von einem guten Auge und einem guten Gespür von den Menschen und das gehört zu mir und dann fühle ich mich da daheim. Das heißt, du hast drei, vier, fünf Heimaten? Ja. Ich habe eine und die ist in mir. Das stimmt, habe ich mich verzählt. Dankeschön. Also Heimat ist für mich da, wo ich gerne hin will, habe ich mich verzählt. Dankeschön. Also Heimat ist für mich da, wo ich gerne hin will, wenn ich nicht dort bin. Also wenn ich unterwegs bin, auf Urlaub bin und dann möchte ich unbedingt heim zu mir am Bauernhof, dann ist das für mich Heimat. Das ist ein angenehmes Gefühl, oder? Ein sehr angenehmes Gefühl. Und das ist, wenn du unterwegs bist und dann fliegen die Schuhe weg und du rennst dann bloßfußig umeinander, mehr daheim gibt es doch nicht mehr.