5,2 Millionen Menschen sind bisher weltweit an Corona gestorben. Das entspricht der Einwohnerzahl der Slowakei. In Österreich sind es ungefähr 12.800. Advent, Advent, Corona brennt. Solidarität und Gemeinwohl in Zeiten der Pandemie, so lautet unser Schwerpunkt. Silvana Steinbacher begrüßt Sie herzlich. Ich möchte heute mit der Schriftstellerin Claudia Bitter darüber sprechen, wie sie diese Zeit verbringt, wie sich ihr Schreiben, ihr Leben verändert hat, möglicherweise. Claudia Bitter hat vergangenes Jahr den Roman Kennzeichnung herausgebracht. In diesem Roman kontrolliert und taxiert ein Staat die Menschen und plötzlich taucht auch ein Virus aus. Ich begrüße jetzt Claudia Bitter ganz herzlich. Hallo. Schön, dass du da bist. Also ich muss sagen, Claudia, in den letzten fast zwei Jahren hat sich mein Denken und meine Haltung eigentlich so meiner Umwelt gegenüber sehr verändert und ich bin eigentlich ein optimistischer Mensch. Wie geht es dir? Also jetzt gerade finde ich, ist es eher die Tendenz bei mir, dass der Frust immer größer wird, wird, dass ich eher deprimiert bin über die ganze Situation und auch irgendwie hilflos, was man machen kann, wie man selbst jetzt irgendwas zum Positiven wenden kann. Ja, ich finde, es hat einfach, es hat sich so viel geändert von Anfang, die große Verunsicherung und doch ein bisschen die Hoffnung, es wird sich so viel geändert von Anfang, die große Verunsicherung und doch ein bisschen die Hoffnung, es wird ein Umdenken geben, jetzt checkt man endlich, was wirklich wichtig ist und jetzt habe ich das Gefühl, das ist jetzt alles weg, jetzt trifft das alles auseinander und ich finde, jetzt müssen wir wahnsinnig aufpassen, dass wir nicht selber sagen, so, ich habe recht und dass wir uns nicht gegenseitig irgendwie bekriegen auch noch. Also diese Gefahr siehst du schon auch? Schon, also in meinem Kreis jetzt nicht, aber ich kenne doch viele, wo wirklich Freundschaften zerbrechen, wegen geimpft oder nicht geimpft. In der Arbeit ist es ein Problem. Es ist fürchterlich, finde ich, die Situation. Und ich weiß auch nicht, inwieweit eine Impfpflicht dann was hilft und wie das weitergeht. Ich finde, die Verunsicherung ist jetzt nicht mehr so da, sondern es ist eher da, dass jeder alles sowieso besser weiß. Und es trichtet derartig auseinander, dieses Wissen und diese Wirklichkeiten, dass ich das Gefühl habe, was soll man da noch sagen oder machen. kontrolliert und taxiert und die Menschen auch in Plus und Minus eingeteilt. Siehst du diese Gefahr momentan auch? Also ich denke jetzt so gerade auch an das Impfen. Also sozusagen, die, die sich geimpft haben, sind die Guten, die, die sich nicht impfen, sind die Bösen. Also es ist doch sehr polarisiert auch, ja. Schon sehr, ja. Also im Roman ist es natürlich, da kommt, ist die ganze Macht konzentriert in einem Amt und da kommt alles, wird von oben alles geregelt. Ist ja Gott sei Dank bei uns noch nicht so. Aber ich sehe es schon auch so, man merkt es einfach im Alltag. Das einzige Thema ist, bist du geimpft, hast den Dritten, gehst du dorthin, obwohl wer dort ist, der nicht geimpft ist und so. Es ist fürchterlich. Ich finde es auch so traurig, dass kaum mehr andere Themen Platz haben. Und auch sogar, wenn die Politik sagt, die, die alles richtig gemacht haben, werden jetzt auch eingesperrt. Also diese Termini schon alleine. Ich finde auch nicht, wir sind eingesperrt. Und ich finde auch nicht, die Geimpften sind die, die alles richtig machen. Also es ist einfach viel, viel komplexer. Und es wurde leider auch ganz viel verabsäumt, finde ich. Also dass jetzt dieser Protest da ist, das hat schon auch was damit zu tun, wie das von Anfang gelaufen ist mit Kommunikationsproblemen von oben und auch nicht eingehen auf gewisse Zweifel. Also ich finde es auch sehr schwierig, dass man sich dann selber überhaupt noch klar ist, wo stehe ich, weil an und für sich zweifle ich auch. Ich bin ja auch sehr skeptisch gegenüber Pharmaindustrie und das Ganze. Aber wie verbohrt das jetzt wird, das ist schon sehr abschreckend, finde ich. Was machst du ganz persönlich, damit es dir doch in dieser Zeit halbwegs gut geht? Ich muss aufpassen, dass ich nicht total auf Rückzug gehe. Also Austausch ist sehr wichtig, was jetzt einfach auch nicht so gut möglich ist. Leute treffen, reden, auch über andere Themen reden, finde ich sehr wichtig. Sich überhaupt Gutes tun, wohltuend auf sich schauen und immer wieder fernhalten von den Medien, finde ich ganz, ganz wichtig. Und immer wieder fernhalten von den Medien, finde ich ganz, ganz wichtig. Es fällt mir auch schwer in der Arbeit, das Thema einfach, es ist im Hinterkopf. Also ich merke auch, wenn ich schreibe, irgendwo taucht in irgendwelchen Aspekten das Thema sowieso auf. Sei es Corona, die Krankheit, Tod, die Spaltung, die Politik. Also es ist irgendwie, man kriegt es einfach auch nicht los, finde ich. Also ich kenne schon auch Schriftsteller, die der Meinung sind, sie möchten literarisch überhaupt nichts mit diesem Thema zu tun haben. Sie möchten sich da ganz, also schon in ihrer Haltung und in dem, was sie tun, also womöglich auch karitativ tun, in ihrem Leben schon, aber in ihrem Schreiben eben nicht. Also dieser Meinung bist du weniger, oder? Offensichtlich. Also ich habe nicht vor, direkt darüber zu schreiben, aber ich merke, dass es da ist. Also ich habe in den letzten Jahren auch nicht viel geschrieben, aber in einem Text, das mir dann auffällt, geht es um eine alte Frau, die einsam ist und dann letztendlich stirbt. Ja, natürlich ist mir diese Geschichte auch, ist sie da, weil diese Einsamkeit von alten Menschen oft Thema war. Und sonst glaube ich schon, dass das überhaupt erst Jahre später vielleicht irgendwie wieder auftaucht. Und ich möchte auch gar nichts lesen über Corona oder ich bin zwar in einer Corona-Anthologie drinnen, aber ja, man sucht dann wirklich ziemlich den Abstand, finde ich, zu diesen Themen. auch, wenn auch eher nicht vordergründig. Aber was mich so erstaunt hat, weil das hast du ja glaube ich 2019 schon geschrieben, also zu einer Zeit, wo das überhaupt noch nicht aktuell war, was hat dich da zu dieser Thematik inspiriert? Also wie dieser Virus in diesen Roman gekommen ist, das weiß ich eigentlich wirklich überhaupt nicht mehr. Es war nur die Idee von einer Gesellschaft, wo die Macht ganz zentriert ist und die ganze Gesellschaft kontrolliert wird von allen Lebensbereichen. Und ich glaube, dass ich irgendwie, mein Sohn war damals in China, dass ich da irgendwas gehört habe auch oder so, oder von Viren, was das für Gefahr sein könnte oder so, und dann habe ich das reingenommen. Aber es war noch nicht in irgendeiner Form ängstlich besetzt oder so? Nein, überhaupt nicht. Also auch total fremd. Also nie, nie hätte ich gedacht und ich denke mir, jetzt auf nie hätte ich mir vorstellen können, wie das jetzt alles ausschaut. Es war halt einfach auch unvorstellbar, dass das wirklich... Und ich finde schon, also jetzt, wenn dann das gekommen ist, Geimpfte dürfen da rein, Ungeimpfte nicht, das hat mich dann schon auch an den Roman erinnert, wo sie dann auch mit den Bussen oder halt wo nur die Plus und Minus, wo getrennt ist, wer was darf und wer was nicht darf und wer mit welchen Repressionen zu rechnen hat. Und das, also mich schreckt das schon. Andererseits macht es mich auch sehr traurig, dass die Impfpflicht überhaupt notwendig ist. Ja, natürlich. Warum kriegen wir das nicht anders hin? Was ja deiner lethargischen Protagonistin in diesem Roman entgegenkommt, ist ja, dass der Staat wirklich alles regelt. Das findet sie ja recht angenehm. Diese Situation haben wir ja jetzt eigentlich gar nicht, weil es ist doch eine sehr, sehr große Auflehnung gegen das, was der Staat sozusagen vorgibt. Mit den entsprechenden Verschwörungstheorien natürlich dahinter. Und das finde ich auch das Erschreckende zurzeit, eigentlich diese über 40.000 Personen, ich denke mir dann auch, was wir für Themen hätten, in diesem Land auf die Straße zu gehen, wo wir nicht viele Leute zusammenkriegen. Und jetzt dieser Protest und das Schlimmste ist ja, was da wirklich vereint ist an Tendenzen und es ist keine homogene Gruppe, das wissen wir ja alle, von A bis Z, welche Menschen darf die gemeinsam protestieren, also da sind Grenzen überschritten, wo es gar nicht mehr geht und ich weiß auch nicht, wie man das wieder in den Griff kriegt, weil ich finde, das ist schon eine ziemlich große Macht und auch sehr aggressiv zum Teil. Aber eben auch ganz viele intelligente Personen dabei oder aus der Esoterik-Szene. Also so viele unterschiedliche Gründe, warum sie gegen die Maske, gegen die Impfpflicht oder gegen die Impfung. Und ich glaube, da ist schon viel mehr dahinter, als jetzt wirklich, da geht es dann irgendwann nicht mehr um die Impfung oder die Maske. Da geht es um etwas, was auch schon vorher wahrscheinlich da war. Also dieser Begriff Freiheit hat mich ja eigentlich verwundert. verwundert, weil das ist ja immer wieder, vor allen Dingen bei diesen Demonstrationen gegen die Verordnungen, taucht der Begriff Freiheit auf. Auch diese Partei, diese Neue trägt sie in ihrem Namen und man fragt sich ja die Freiheit wofür. Ist es die Freiheit beliebig jeden anzustecken? Und mir hat eigentlich auch so öffentlich diese Diskussion um die Freiheit ein wenig gefehlt. Das kam also mir zu kurz. Ich weiß es nicht, wie es dir gegangen ist. Ich finde, es hat die ganze Diskussion rundherum gefehlt. Es war einfach da keine wirkliche Auseinandersetzung damit. Und das mit der Freiheit, es ist absurd, wenn jemand sagt, die Freiheit, das ist eine reine narzisstische, individualistische Freiheit. Es geht um meinen Körper und meinen, was wir aber auch, oder ich zumindest auch von früher kenne, also das ist mein Körper. Aber an einem Punkt, wo es um unsere gemeinsame Gesundheit und unser gemeinsames Überleben geht, geht es nicht mehr um den eigenen Körper. Und das mit Freiheit überhaupt zu assoziieren, ist sowieso daneben, finde ich. Weil niemand hat das Recht, jemanden anzustecken. Und dass dann wirklich um das Stück Maske oder um diese Impfpflicht, dass das so einen Protest und Widerstand auslöst, da denke ich mal, ist wirklich mehr dahinter. Und das Gefährliche finde ich, dass sich da wirklich Tendenzen zusammentun oder Bewegungen zusammentun, wo die einen gefährlicher sind wie die anderen, aber insgesamt sind sie dann doch viele. Also es sind ja diese Menschen, die auf Demonstrationen gehen, die sehen ja doch eigentlich so die gängigen Zeitungen eigentlich eher aus Lügenpresse und bezeichnen sie auch immer so oder sehr oft so. Hätte man sie da von anderer Seite, der sie eher vertrauen, vielleicht eher mehr noch holen können? Ich weiß es nicht von welcher Seite, aber politischerseits oder in irgendeiner Form, wo man sie einfach auch sensibilisieren hätte können. Ich glaube schon, dass da viel, viel mehr möglich gewesen wäre, ganz speziell auf bestimmte Zielgruppen auch zuzugehen und sich die Ängste und diese Zweifel auch anzuhören. Und es gibt sicher einen Teil, wo sowieso alles verloren ist, glaube ich, wo Leute so fixiert sind auf so abstruse Theorien, dass es schwierig ist. Und wenn mir jemand sagt, dass was um halb acht in den Nachrichten ist, das ist gelogen von vorn bis hinten, was soll man dann darauf, wie soll man reagieren? Also wenn da wirklich Wirklichkeiten aufgebaut werden und für die stimmt das ja auch so, das ist dann wirklich alles stimmig und alles andere ist falsch und dann sagt jeder deins ist falsch und deins ist falsch und trotzdem glaube ich, mit mehr Aufklärung und schon die Leute mehr abholen bei ihren Zweifeln, würde schon ein Anteil der Bevölkerung da wieder mitgehen und vielleicht doch irgendwann kapieren, ja es geht um uns alle. So wie es am Anfang hat es doch ausgeschaut, ja, jetzt merkt man, wir sind alle Menschen und der Virus kennt keinen Unterschied, wer du bist. Und jetzt plötzlich werden wir auseinander in, da sind die Esoteriker gegen Impfpflicht, da sind die. Und das ist fürchterlich. Also ich denke mir, es gibt ja wirklich diese Gegner mit diesen Verschwörungstheorien. Aber es gibt ja auch die Zweifler. Und ich denke mir, gerade die Zweifler könnte man schon ansprechen. Und da ist vielleicht von welcher Seite auch immer ein Versäumnisiker und auch wie die Experten und wie die Wissenschaft dann oft runtergemacht worden ist in letzter Zeit. Also dann brauchen wir uns nicht wundern, wenn dann Leute auch sagen, ich glaube auch der Wissenschaft gar nichts oder es gibt die Wissenschaft gar nicht und so. Also ich finde schon, es ist natürlich schwierig auch für die Regierung und die gar nicht und so. Also ich finde schon, da ist von, es ist natürlich schwierig auch für die Regierung und die Politik, solange alles unsicher ist, aber eben die Krisenbewältigungsstrategien waren da auch nicht gerade die besten, glaube ich. Also so die Solidarität, beziehungsweise die Anerkennung, die hat sich ja radikal geändert. Am Anfang ist noch applaudiert worden, denn Pflegerinnen und Ärzten und jetzt werden sie teils wirklich hart bedroht. Wie hast du denn, sagen wir mal, so die Solidarität in deinem engsten Umfeld erlebt oder auch zwischen Autorinnen und Autoren? Hat sich da so etwas formiert? Also gerade so zwischen den Schreibenden? Also formiert so in dem Sinn, ja, es geht uns alle gleich. Wir jammern alle gleich und absagen und wird schon wieder oder so. Aber sonst jetzt, ja, man tauscht sich aus, was für Unterstützungen es gibt und so. Aber sonst hätte ich jetzt keine besondere Änderung da. Wobei ich schon immer denke, wir sind halt auch in einer ganz, ganz bestimmten Blase natürlich. Also auch die, die geklatscht haben, das sind auch nicht alle gewesen. Und natürlich die, die jetzt vor den Krankenhäusern demonstrieren, sind auch nicht alle gewesen. Und natürlich die, die jetzt vor den Krankenhäusern demonstrieren, sind auch nicht alle. Das kommt halt auch ganz darauf an, wo man ist. Wenn ich jetzt woanders aufgewachsen wäre und rundherum niemand diese Medien beachtet, die ich beachte, dann hast du eine andere Meinung und wirst halt auch leicht wohin gelenkt vielleicht, wo ich nie in Berührung damit käme. Also ich kenne schon auch Schriftstellerinnen und Schriftsteller, deren Lesungen bis zu dreimal verschoben worden sind und das nicht wenige. Und es ist nicht nur die finanzielle Entgelt, sondern es ist ja auch der Frust. Wobei es also wirklich in dem Fall auch die Kulturschaffenden wirklich ganz besonders hart trifft. Also jetzt nicht nur euch, sondern auch Theater, Museen, was auch immer. War das so Thema zwischen dir und deinen Kolleginnen und Kollegen? Schon. Auch sehr viel mit Wut verbunden, weil ich finde gerade die Veranstaltungsbetriebe für die Literatur oder allgemein die Kulturellen haben wahnsinnig tolle Sicherheitskonzepte und Maßnahmen. Und trotzdem werden sie als Erste zugesperrt und haben am längsten zu. Und es wird halt auch nicht viel thematisiert oder geschätzt, was da fehlt dann. Also es ist, also mir persönlich fehlt dann auch wirklich dieses immer wieder auf Lesungen gehen, Konzerte, Theater, weil ich das einfach auch brauche für mein, also fast mehr sogar wie, also Gasthäuser und Fortkehr am Abend oder so, ist mir nicht so dramatisch, wenn das wegfällt, aber diese Inspirationen oder Inputs von außen, ich glaube, da geht es ganz vielen so und bei vielen merke ich auch, es ist ein gewisser Rückzug. Ja, ja. Es ist nicht ungefährlich. Es ist schon wurschtig. Man weiß dann nicht, wann gibt es überhaupt wieder eine Lesung mit den Online-Formaten? Kommt man auch irgendwann? Ist nicht dasselbe. Ist nicht dasselbe, genau. Also ich habe da zum Teil, aber eher so, da hast du schon recht, ich habe das eher so beim ersten Lockdown vor allen Dingen so sehr kreative Lösungen oder Alternativen in dieser Ausnahmesituation gesehen, wo zum Beispiel teilweise bei Theatern, wenn es die Jahreszeit zugelassen hat, Schauspieler vor den Theatern eben Monologe gehalten haben oder sich irgendwelche Sketches oder was auch immer einfallen ließen. Hat es das bei Autorinnen und Autoren eigentlich auch gegeben? Also so Lesungen im Freien zum Beispiel? Ich bin auch so, Lesung im Mantel oder so glaube ich hat das geheißen. Also sonst im Freien viel gestreamt halt und online. Und ich habe schon auch so das Gefühl gehabt am Anfang, ja das war halt irgendwie ganz interessant und was Neues und so. Und auch dann macht man das selber, kann man es, will man es und so weiter, diese Diskussion. Ich kann online gar nicht, andere finden es eigentlich ganz praktisch. Aber ich finde, jetzt ist das wieder abgeflaut und ich habe so das Gefühl, jetzt wird es halt damit überhaupt irgendwas passiert, gibt es halt die Online-Lesungen. Aber oft, wenn ich dann schaue und tue ich nicht mehr viel, dann sehe ich, es sind drei, vier, also es kommt auch nicht mehr. Es reduziert sich total. Das ist aber total bedauerlich. Ja, eigentlich. Und ich glaube, es hat schon auch damit zu tun, gerade wenn Lockdown ist auch noch, man sitzt halt wieder zu Hause, man sitzt wieder vor seinem Bildschirm und ich habe mir dann schon gedacht, also einfach dieses sich anziehen, rausgehen, mit der U-Bahn in die alte Schmiede fahren, reingehen, die Leute sehen, die Autorin sehen, das hören, die Akustik, der Raum, alles. Und wieder nach Hause kommen und was mitgebracht haben. Und ich merke schon, wenn ich online eine Lesung, also ich schalte dann oft ab einfach. Ich kann mich nicht konzentrieren. Oder es ist, man kann mich nicht konzentrieren, oder es ist, man kann es nicht vergleichen, aber es ist trotzdem gut, dass es die Formate trotzdem gibt. Also auch wegen dem Finanziellen natürlich, dann gibt es halt Darhon auch. Ja, ja, selbstverständlich. Aber weil du gesagt hast, die Autorinnen und Autoren teilweise ziehen sich zurück, ist ja extrem schade, weil ich meine, da geht dann so viel Potenzial verloren und man fragt sich, wird das dann wieder geweckt oder wie lange dauert das, bis das wieder geweckt wird? Das ist höchst bedauerlich, also jetzt nicht nur bei den Kreativen natürlich. Ja, ja. Also ich glaube, Entschuldige, dass viele Menschen nicht nur jetzt zurückziehen im Lockdown zu Hause, sondern innerlich irgendwie. Also so ein gewisser Rückzug von, also ich weiß nicht, so hüflos einerseits. Also man weiß jetzt eh nicht, ich würde jetzt auch nicht unbedingt auf die Demo gegen die Impfgegner-Demo gehen oder so. Also man weiß auch nicht, wo man ansetzen kann, um jetzt Engagement zu zeigen. Außer jetzt im eigenen Kreis versuchen aufzuklären oder so. Das Gefühl ist oft so, dann warten wir halt, bis das alles vorbei ist. Aber mittlerweile wissen wir auch, dass das so gar nicht ganz vorbei sein wird vielleicht. Und irgendwann werden wir damit leben. Also ich finde es persönlich sehr schwierig, auch die ganzen Themen mit den Jugendlichen und so. Also es kriegt dann irgendwann so eine schwere, also Jugendliche, die so, wo die, also es hat man zwar ganz von Anfang gesehen, die Schwächen, die vorher schon da waren, werden noch klarer, ja, also dass die Jugendlichen keine Therapieplätze haben und keine Psychiatertermine kriegen und so weiter, dass das jetzt natürlich nur viel akuter wird, weil wahnsinnig viele Jugendliche schwere Depressionen kriegen in der Zeit. Das finde ich so schlimm für eine Gesellschaft, wenn man weiß, die Jungen und dann bei den Alten ist es wieder eine andere Geschichte. Es waren schon sehr viele Aktionen eigentlich auch in Richtung Solidarität und Hilfsbereitschaft, die mir recht gefallen haben. Also irgendwie hat ein, kann ich mich erinnern, ein Unternehmer seine Hebebühne zur Verfügung gestellt, sodass die Angehörigen von Senioren, also so direkt, also die waren im Freien und die anderen waren drinnen, aber sie konnten direkt irgendwie miteinander kommunizieren. Und also solche Dinge, die, also so in Richtung Solidarität und Hilfsbereitschaft, das sind schon einige Dinge auch, finde ich, die passiert sind. Ja, also das, wenn man jetzt. Man versucht ja doch immer irgendwie, was Positives auch herauszufinden. Ja, Gott sei Dank. Aber dennoch, ich muss sagen, diese Parallele, die ich sehe auch zwischen der jetzigen Situation und der Pest, das ist auch so diese soziale Situation, die sich eigentlich kaum geändert hat. Also nur äußerlich, denn damals haben sich die Reichen aufs Land zurückgezogen, in ihre Häuser sind kaum infiziert worden und die Armen sind halt gestorben reihenweise. Und jetzt kann sich halt der Paketzusteller eben nicht fragen, ob er jetzt infiziert wird oder nicht. Und die Familien müssen halt auf sehr engem Raum zusammenleben. Und in einem Haus mit Garten lebt es sich halt bequemer. Also das war für mich auch erschütternd, dass sich da eigentlich trotz dieser sozialen Aspekte, die wir uns doch errungen haben, wenig geändert hat in so einer Situation. Und wo auch jetzt, finde ich, nicht viel weiter geht irgendwie. Also eben, es gibt so unterschiedliche Gruppen dann, die das Pflegepersonal hakelt wie wahnsinnig und wird womöglich auch noch irgendwie von Demonstranten bedroht. Andere machen Homeschooling und Homeoffice und kommen nicht zurecht. Andere können sich halt richten. Und wenn man alles irgendwie überhaupt auf der ganzen Welt aufteilen würde, an Vermögen und an Arbeit und an Impfstoff auch, ich denke mir jetzt auch mit der neuen Variante, ist es ja einfach auch nur, weil das Gesamtsystem nicht stimmt. Am Anfang der Pandemie hatte ich wirklich das Gefühl, jetzt kommt auch eine Wende und wir begreifen es doch noch. Ja, die Hoffnung habe ich auch gehabt. Aber ich meine, man soll die Hoffnung nicht aufgeben. Aber du bist ja in der Situation, die schon einmal in dieser, gerade jetzt eigentlich eine sehr, ich sage mal, privilegierte ist, dass du Familie hast und nicht alleine bist. Aber wie, du bist in Wien, wie hast du denn diese Situation jetzt, sagen wir mal so, in den Lockdown-Zeiten verbracht? Durch das, dass ich ja meinen Job bei der Bücherei auch habe und da hat sich ja nichts geändert, außer dass jetzt die Bücherei wieder zu ist und das halte ich sehr schwer aus, die leere Bücherei, wo wir jetzt Click & Collect natürlich haben. Also da hat sich an meinem Arbeitsalltag nicht viel geändert und ja, ich glaube, dass man jemanden hat, oder Familie oder Partner oder so, das war für mich schon wahnsinnig wichtig irgendwie, dass da dieser Austausch und dass man sagt, so und heute schauen wir uns keine Nachrichten an oder irgendwie und Austausch mit Freundinnen natürlich. Ja, wie habe ich sonst? Also was mir persönlich immer hilft, ist sowieso die Natur. Ich gehe wahnsinnig gern raus und viel raus und Bewegung und Natur, wo ich einfach auch wegkomme von dem und irgendwie auch wieder Energie mir hole. Das geht dort, wo du wohnst, in Wien, meine ich. auch wegkomme von dem und irgendwie auch wieder Energie mir hole. Das geht dort, wo du wohnst, in Wien, meine ich. Das geht in Wien oder privilegiert, wie ich bin, haben wir auch einen Bauernhof am Land und da merkt man dann weder vom Lockdown noch von der ganzen Situation wenig und aber man kann auch in Wien, ich kann auch die Breitenfurter Straße vom Anfang bis zum Ende gehen und bin draußen, einfach nicht so mit Natur, aber bin draußen und bewege mich. Und ich lese viel mehr, ist mir aufgefallen. Ich lese viel, viel mehr. Ja, natürlich weil nicht so viel Veranstaltung, weil sonst nicht so viel los ist, aber weil es eine gute Ablenkung ist, glaube ich, dann einfach. Also ich weiß schon von einigen Schriftstellerinnen und Schriftstellern, also so beides, ich kenne beides, die zum Teil gemeint haben, sie nützen jetzt die Zeit einfach, dass sie schreiben, und zwar intensiv schreiben. Und andere waren da irgendwie ziemlich gelähmt. Wie war denn das bei dir? Hast du diese Zeit, vor allen Dingen auch, weil du ja auch arbeitest, die du sozusagen nicht in der Bücherei warst, hast du die vermehrt genutzt, um zu schreiben? Also schreiben nicht. Schreiben ist bei mir auch eher so Richtung, da ist gar nichts mehr da. Also da sind ja nur Themen da, über die ich nicht schreiben will oder es ist eine gewisse Belastung und dann funktioniert das auch mit der Sprache nicht, habe ich das Gefühl. Also dann geht kein Schreiben, weil das muss mich ganz backen, dass ich schreibe und das geht nicht, wenn was anderes da ist, was mich gebackt hat. Also da meinst du in diesem Fall diese problematische Situation, in der wir jetzt schon so lange stecken. Das betrifft aber wirklich nur das Schreiben und die Sprache, während Bilder machen oder Richtung mit den Händen was tun, wo es wunderbar geht. Weil da geht diese Belastung weg und da bin ich dann drinnen wie ohne Pandemie. Ah, interessant. Ja, interessant. Ja, da bin ich froh, weil dann mache ich halt ein Bild, statt dass ich einen Text schreibe. Das ist aber interessant, dass das dann trotzdem geht. Ja, das ist irgendwie ein anderer Flow dann. Du lieferst mir jetzt eigentlich das Stichwort, weil du machst ja, wie du sagst, Zeichnungen und Collagen. Und hast einen Maskentanz angefertigt. Wollen wir den vielleicht einmal sehen können? Oder einige Bilder sehen könnten von diesem Maskentanz? Also das ist nicht, das heißt Mund-Nasen-Schutz. Das war noch aus der Phase der blauen Masken. Das ist so eine Art Mund-Nasen-Schutz-Poesie. Wo einfach das ist jetzt. Das ist so eine Art Mund-Nasen-Schutz-Poesie. Genau. Maskenfiguren, die tanzen. Also das heißt, da bist du dann schon richtig inspiriert worden durch die Situation eigentlich, oder? Genau. Also ich arbeite ja viel mit Materialien, die ich einfach finde. Und wie bei uns allen sind in dieser Zeit überall Masken herumgelegen. Und dann mache ich halt mit denen was. Und diese FFP2-Masken sind überhaupt ganz spannend, wie viele Schichten die haben. Können wir noch was sehen, bitte? Das heißt, die Gefährtinnen des Gesichts bleiben noch. Die Gefährtinnen des Gesichts bleiben noch. Die Gefährtinnen des Gesichts bleiben noch. Die schauen ja auch nicht gerade freundlich aus, aber sind uns doch dann irgendwie zu Gefährtinnen geworden. Ja. Und das sind auch solche Gefährtinnen. Und dann gibt es, glaube ich, noch die Boote im Dunkeln. Ja, dürfte man die noch sehen? Genau. Die Boote im Dunkeln. Die Boote im Dunkeln. Ja, schon auch die weißen Masken, also auch ein bisschen als Hoffnung und ich bin ein Fan der Maske und man weiß eben auch, dass die sehr gut schützen. Also die FFP2 vor allen Dingen. Und somit auch vielleicht ein bisschen was heller machen können. Da war die Impfung noch nicht, jetzt ist es die Impfung, mit der wir ja sicher die eine Lösung wäre. Also du meinst, dass dich das dann auch wieder zu diesen Zeichnungen und Collagen inspirieren wird, oder? Kann gut sein, ja. Okay, danke. Also würdest du meinen, dass sich, also jetzt du hast gesagt, dass sich das eher so zu den Zeichnungen und Collagen hin verändert hat, aber würdest du überhaupt meinen, auch wenn du nicht so viel gemacht hast wie früher, dass sich deine Art der Kreativität in irgendeiner Form verändert hat oder dass du vielleicht zu Vorstufen, zu anderen Arbeiten, dass die dir im Kopf herumgegangen sind? Nein, kann ich jetzt so nicht sagen. Was mir jetzt noch eingefallen ist, weil ich gesagt habe, schreiben gar nicht, das stimmt nicht. Ich habe schon geschrieben, nur eigentlich rein sprachexperimentell und eher auf Witzige. Also was Witziges, was sonst gar nicht meine Art ist, hat vielleicht auch mit der Krise zu tun, dass man dann denkt, ja, ich beschäftige mich mit etwas, wo ich einfach lachen muss auch irgendwie. die eigentlich gesellschaftskritisch oder soziale Themen oder so. Und sonst ist bei mir ja oft das Thema, die anderen und diese Figuren am Rande. Und dann rein auf sprachliche Ebene. Also es tut mir auch gut, mich mit Sprache zu beschäftigen. Mehr eigentlich so wie mit Masken zerlegen, wie Basteln mit Sprache oder so. Wo die schweren Themen nicht da sind. Also wo du dich wirklich nur mit der Sprache als Material beschäftigst. Genau, genau. Also da hat es mal ein Hörstück gegeben und aus dem habe ich jetzt ein großes Stück, das nächstes Jahr in Edition Turnhof erscheint, wo es nur um Lautverschiebungen geht und um, also statt Guten Tag sagt man Gattentug und so weiter. Also sowas in der Art ist, glaube ich, schon auch ohne Pandemie, hätte ich mich nicht so auf sowas eingeschossen. Also mir ist ja aufgefallen, das war irgendwie so die Reaktion, nachdem ich sehr viele Dokumentationen gesehen habe und irgendwann einmal das Gefühl gehabt habe, also jetzt irgendwie geht gar nichts mehr. Und da ist mir ein Buch von der Georges Saint in die Hände gefallen, das heißt Sie sind ja eine Femme, Madame, das sind Märchen für Erwachsene. Und das ist wirklich, weil du auch gesagt hast, was machst du, damit es dir gut geht, das war so richtig reinigend. Da war das eine ganz andere Welt. Eine Welt der Fantasie und der Feen und was ich wahrscheinlich sonst nie gelesen hätte. Also das sind Dinge, die, wo ich den Eindruck habe, dass also die Distanz tut einem dann einfach sehr, sehr gut. Genau, einfach von dem anderen nichts mehr hören. Und also bei Lesen, also was für mich dann auch als Thema recht groß geworden ist, sind die Femizide, die zwar am Rand auch mit der Pandemie natürlich zu tun haben, aber weil ich da halt gemerkt habe, da kann ich eher was tun, da kann ich was organis tun, da kann ich was organisieren und da kann ich bei den 16 Tagen und da habe ich Fachbücher gelesen und so und das ist einfach dann ein überschaubares Thema oder wo ich mir dann auch das Gefühl habe, ich kenne mich aus bei dem Thema jetzt, was mir bei Corona einfach wahnsinnig schwerfällt, weil es sind alle mittlerweile ja schon SpezialistInnen, die wissen, worum es geht. Und da steige ich einfach auch gern aus und sage, ich habe keine Ahnung, aber ich halte mich an das und das und aus. Und ich brauche niemanden beweisen oder mich rechtfertigen, warum die Impfung gescheit ist. Und das rennt schon alles so schräg, finde ich, dass jeder dann versucht zu rechtfertigen, warum er so und so agiert, was man früher nie getan hätte. Ich meine, wir nehmen Medikamente und nie im Leben brauche ich Studien, ob das wirklich hilft. Und das ist schon auch, was mich in letzter Zeit auch beschäftigt, vor allem mit dieser Esoterik-Szene, dass es da sehr wohl auch, also ich habe früher auch Homöopathie und so, das war für mich ganz normal und ich war auch gegen Impfungen bei den Kindern und so, aber es ist natürlich jetzt was anderes, aber es ist schwierig, wenn man dann bei gewissen Argumenten aus dieser Szene, wenn man die auch sehr gut kennt und die auch zum Teil auch nachvollziehen kann. Aber es geht halt dann so weit, dass dann, wenn es ums Ganze geht und um uns alle, dann ändert sich halt irgendwie was. Also ich war erstaunt, dass diese Esoterik-Szene doch noch so groß ist. Weil ich habe mir gedacht, das wäre schon wieder abgeflaut. Ich habe das so erlebt in den 80er Jahren sehr stark. war dann erstaunt. Und ich habe mir gedacht, das wäre schon wieder abgeflaut. Ich habe das so erlebt in den 80er Jahren sehr stark. Aber ich war dann erstaunt. Und habe mir gedacht, das ist jetzt eigentlich eine Randerscheinung. Aber das ist trotzdem eigentlich richtig groß. Ich möchte jetzt nochmal auf die Literatur zurückkommen. Also so die Seuchen als Thema ist mir aufgefallen. Die spielen ja doch nach wie vor bei den Schreibenden eine Rolle und scheint einige zu faszinieren. Ich möchte nur ein paar nennen. Die besten natürlich von Camus. Philip Roth hat in Nemesis die Polioakademie, Polioepidemie behandelt und Rebecca Mackay in ihrem Roman Die Optimisten Aids, Juli C. über Menschen-Corona. Ich weiß nicht, wie viele andere es da gibt. In deinem Roman Kennzeichnung tritt der Virus nur eigentlich am Rande auf. Also der Protagonistin stirbt daran. Könntest du dir vorstellen, eigentlich auch, also wenn jetzt einmal ein bisschen Zeit vergangen ist, wie du ja angedeutet hast, dass du einmal die Seuche als zentrales Thema, eine Seuche als zentrales Thema in den Mittelpunkt rückst? Vorerst nicht, kann ich mir überhaupt nicht vorstellen. ProtagonistInnen am ehesten, wie sie mit einer solchen zurechtkommen. Aber ich habe überhaupt keine Idee oder auch kein Bedürfnis, in dieses solche Thema einzustellen. Ich habe auch diese Bücher jetzt nicht gelesen. Kannst du dir vorstellen, dass es doch deine Kolleginnen und Kollegen, dass es da eine gewisse Faszination ausübt? Schon, ja. Aber ich habe das Gefühl, es ist mir einfach auch zu komplex und zu verschwommen auch noch alles. Ich habe das Gefühl, okay, die Seuche und woher und wieso und was macht die und wie gehen wir damit um? Es ist... Ja, ich habe kein Bedürfnis, mich näher damit auseinanderzusetzen. Ehrlich gesagt. Also du hast das schon angedeutet, dass dieses Ausweichen ins Netz, dass sich viele Kreative und auch Autorinnen und Autoren online eben ausgedrückt haben, also sozusagen als Notlage sozusagen. Du auch ein wenig, habe ich gesehen. Ja, aber siehst du das eher als Chance oder siehst du da auch Gefahren darin? Also ich finde es schon gut, dass es diese Formate gibt, weil es sonst halt gar nichts gäbe. Aber das haben wir eh schon gesagt, dass es einfach ganz was anderes ist. Und ich finde, gewisse Sachen funktionieren auch ganz gut, wie zum Beispiel Vorträge. Konferenzen und Vorträge finde ich ganz gut, aber Lesungen oder so zum Beispiel funktionieren für mich eigentlich schon wieder nicht mehr ganz. Weder als Zuhörende noch als Lesende. Ja, es ist halt, zur Not muss es sein, aber es fehlt so viel. Also ich weiß zum Beispiel, dass es den Schauspielerinnen und Schauspielern, wenn sie sozusagen vor leeren Häusern spielen, eine absolute Notlösung ist, weil sie einfach so durch das Publikum auch enorm viel spüren und angeregt werden. Also ich stelle mir auch vor, eine Lesung so ohne irgendein Feedback ist auch schwierig. Ja. Also vor allem dieses in den Laptop reinreden, es ist einfach, ja, man gewöhnt sich ein bisschen dran, aber ich finde es ganz gut, dass es für Konferenzen oder für Vorträge oder so, finde ich das super, man muss nirgends hin und man kann das so machen. Aber alles, was so aus dem Kulturellen brauche ich das anders. Also wahrscheinlich viele hätten das gern anders, aber es geht halt gerade nicht. Also ich finde es, ich muss sagen, auch womit du dich ja auch immer wieder beschäftigst, ich finde es auch gesellschaftlich gefällt mir einiges nicht. Also ich habe da vor allen Dingen daran gedacht, als mir eine Freundin erzählt hat, dass sie mit einem ihrer Freunde in München immer wieder online sich unterhält und sich dann irgendwie gedacht hat, jetzt braucht sie eigentlich gar nicht mehr so sehr nach München fahren. Also das wäre eine Perspektive, die mir überhaupt nicht gefallen würde. Also wenn man sich so richtig Auge in Auge sozusagen nicht mehr sehen würde, das ist eine Vorstellung, die ich neulich mit einer Freundin auch geredet, Das ist eine Vorstellung. Ich habe neulich mit einer Freundin auch geredet, dass man bei den ersten Lockdowns noch wahnsinnig viel telefoniert. Das tun wir jetzt gar nicht mehr. Weil irgendwie mag man das auch nicht. Aber es sind auch die Treffen, finde ich, soweit sie erlaubt sind, eigenartig, weil es dann dieses Thema, meistens sowieso nur um dieses Thema geht. Ich finde es so schwierig, ich habe wirklich das Gefühl, dieses Sozialleben hat sich irgendwie verflüchtigt. Dieses unbeschwert mit wem, wo auf einem Café sitzen oder so, das war schon lange nicht mehr. Naja, vor allen Dingen, dass dieses Thema einfach nicht zentral ist, das ist einfach total schwierig und vor allen Dingen auch finde ich ganz nachvollziehbar, weil es ja einfach so präsent ist. Also man kann natürlich schon, man sagt dann, ja heute, ich glaube es hat dann auch irgendwo ein Café gesagt, wir sind ein Café, wo nicht über Corona gesprochen wird. Ja, das ist mir auch schon passiert. Also natürlich kann man das, aber ich habe dann wirklich oft das Gefühl, dass dann nichts da ist. Also dann gehe ich schon Richtung Depression oder so, wenn es so ist, aber dass dann wirklich auch eine gewisse Leere schon da ist, was beschäftigt mich denn sonst noch jetzt? Ich bin dann schnell wieder bei diesem Thema und wie kommen wir raus und was gibt es Neues? Es ist ja so, es reißt ja nicht ab, es geht ja jetzt irgendwie, dann kommt wieder Lockdown, dann sind wir wieder alle zufrieden, dann dürfen wir wieder raus und also diese Hoffnung, dass nach irgendeinem Lockdown so jetzt ist es aus und dann haben wir es. Also diese Spirale auch, gell? Am Anfang hat man doch nur gedacht, okay, dann ist es aus und dann ist es aus und wurde uns ja oft versprochen so. Und jetzt schon langsam kommt das, okay, so ganz aus wird das nicht sein. Das Tunnel kommt so, kommt irgendwie nicht. Aber du hast, ich möchte jetzt nicht unbedingt, ich bin irgendwie nicht unbedingt eine Freundin des Positivdenkens, aber du hast das irgendwie angesprochen, dass du da doch enttäuscht warst. Aber ich glaube nicht allgemein, aber kannst du dir vorstellen, dass bei einigen, also jetzt gehen wir ja doch schon sehr, sehr lang durch diesen Prozess und irgendwann einmal wird es ja hoffentlich vorbei sein. Kannst du dir vorstellen, dass bei einigen doch so etwas wie ein Nachdenkprozess ist, vielleicht ein bisschen zu viel, aber dass irgendwas gezogen wird aus dieser Krise. Nicht nur im Negativen. Also ich muss sagen, ich bin jetzt gerade einfach ein bisschen negativ eingestellt. Vielleicht würde ich nächste Woche ein bisschen anders reden. Aber ich hole mir das auch gern her. Ich habe mir heute zum Beispiel auch wieder Ö1-Radio-Kolleg angehört über junge Leute. Und ich finde, man muss sich das dann wirklich auch holen, was es für Initiativen gibt. Also wie du auch gesagt hast, wo sehr wohl das solidarische Gemeinschaftsgefühl oder auf andere schauen, wo das da ist und was es da doch auch alles Neues gibt und also wenn man sich mit Femizide beschäftigt, wie viel sich da tut, wie junge Leute andere Rollenbilder haben, also einfach positive Entwicklungen in unserer Gesellschaft, auch was das Klima betrifft und was Corona betrifft, das gibt es überall, Gott sei Dank. Das finde ich, das gibt es überall, Gott sei Dank. Das darf man einfach nie vergessen, sich das herzuholen und wo es geht natürlich auch selber irgendwie aktiv damit zu tun. Aber wie gesagt, wenn ich eher negativ drauf bin, dann denke ich mir oft, na gut, dass ich nicht jung bin und das für mich gar nicht mehr so lange dauert. Das ist schon eine sehr schwarze Sicht, aber die Jungen, die 20, 30-Jährigen, die die letzten zwei Jahre, ich weiß nicht, wie die Zukunft jetzt sehen und wenn ich dann irgendwie 20 war und es ist einfach schade, das beteuere ich dann wahnsinnig. Und ich muss sagen, ich sehe es auch an meiner Tochter und du wahrscheinlich an deinen Kindern. Teilweise denkt man mir, ihr habt schon wirklich sehr viel Geduld. Ihr habt es immer und immer wieder auf euch nehmt, so als Gegebenheit. Also sehe ich zum Beispiel an ihr. Und das sind so Dinge, die ich einfach beobachte. Jetzt möchte ich aber doch mit dir als Schriftstellerin also du arbeitest jetzt an einem Projekt, wo es dir eher so um Sprachzertrümmerung oder so ähnlich geht? Also das ist ein kleiner Broserband mit knapp 40 Seiten von mir illustriert und das ist ein Broserstück, das quasi die Fortsetzung von einem sprachexperimentellen Hörstück ist. Das heißt, die heicht so, also es geht um eine Hochzeit und da geht es um eine Lautverschiebung, dass einfach die Vokale werden ausgetauscht und der ganze Text ist so gebaut. Das ist was einerseits sehr aufwendig mit Sprache, dass das wirklich alles passt und eine sehr lustvolle Tätigkeit und da arbeite ich gerade an den Illustrationen und das erscheint dann in der wunderbaren Edition Turnhof, wunderbar handgedruckte Bücher und da habe ich auch das Gefühl, das ist dann was sehr Schönes und das ist einfach auch, das hilft auch, finde ich, also weiß ich nicht, wenn man jemandem Blumen gibt oder ein wirklich schönes Buch und was Schönes zum Angreifen, das tut uns auch sehr gut, habe ich das Gefühl. Wo man auch da Nähe zu Dingen vielleicht irgendwie genießen kann. Insofern bin ich sehr froh, dass es auch was gibt in der Zukunft, was schön ist und was gut ist und Wirklichkeit wird. Ja. Und sonst, finde ich, müssen wir schauen, dass wir wirklich irgendwie in irgendeiner Form optimistisch bleiben. Ja, da wünsche ich dir alles Gute. Danke. Dass du optimistisch bleibst, dass wir alle optimistisch bleiben. Ja. Also zu Gast war heute Claudia Bitter. Wir haben über ihre Situation als Schriftstellerin gesprochen, auch wie sich ihr Denken, ihr Schreiben während dieser Pandemie verändert, hat verändert. Und vergangenes Jahr ist ihr Roman Kennzeichnung erschienen und in diesem Roman kreiert sie einen Staat, der kontrolliert und taxiert, erschienen im Kleber Verlag und plötzlich tritt ein Virus auf. Silvana Steinbacher wünscht Ihnen noch einen schönen Tag, machen Sie das Beste draus und bleiben Sie gesund.