Herzlich willkommen an diesem winterlich trüben Freitagvormittag bei einer weiteren Ausgabe der Senderei Wassermeyer sucht den Notausgang hier aus dem Studio von DorfTV in der Kunstuniversität Linz. Ja, egal wohin wir blicken, ob in die Ostukraine, ob nach Mali oder eventuell auch nach Bosnien-Herzegowina, einer ehemaligen Teilrepublik Jugoslawiens. Wir sehen dort überall Konflikte, die uns zunehmend beunruhigen und mitunter auch natürlich das große Thema, das sehr problematische Thema des Krieges ins Bewusstsein rufen. Konflikte erleben wir aber auch zunehmend alleine hier in Österreich, etwa im Zusammenhang mit den Auseinandersetzungen rund um Corona und um die Maßnahmen zur Bekämpfung der Covid-19-Pandemie. Viele sprechen von einer sehr gefährlichen Spaltung der Gesellschaft, andere sehen eher eine Polarisierung. Auf alle Fälle, wir haben es mit Konflikten zu tun, die uns beschäftigen und die natürlich viele Fragen aufwerfen. Etwa, was lernen wir als Gesellschaft in weiterer Folge auch aus diesen Konflikten? Beziehungsweise auch das interessiert uns natürlich hier. Welche Rolle spielen etwa Medien dabei? Um das zu diskutieren, freue ich mich sehr, dass ich heute einen tollen Gast bei mir im Studio begrüßen darf, hier im Rahmen meiner Gespräche zu Politik und Kultur in Krisenzeiten, nämlich Daniela Ingruber. Herzlich willkommen, sie sitzt hier vor mir im Studio, ist aus Wien nach Linz gekommen. Frau Ingruber, ich darf Sie, bevor wir gleich direkt ins Thema einsteigen, mal kurz vorstellen. Vermutlich kennen Sie viele, die Sie heute jetzt hier auch sehen. Sie arbeiten als Demokratie- und Kriegsforscherin an der Donau-Universität Grahams, am Research Lab for Democracy and Society in Transition, sind auch tätig als Beraterin, Autorin und Moderatorin für Filmfestivals. Von 2012, 2016, sehr eindrucksvoll, waren Sie auch an der University for Peace in Costa Rica tätig, einer Universität der Vereinten Nationen. Und aktuell lehren Sie an inländischen und internationalen Universitäten. Forschungsschwerpunkte sind Demokratieverständnis, politische Bildung, Dystopie, Konflikttransformation sowie ethischer Journalismus. Kurz zusammengefasst, Sie sitzen heute hier als sehr wissensreiche Demokratie- und Konfliktforscherin. Darauf möchte ich auch heute das Gespräch gerne stützen und darf gleich mal auch bei Ihnen einsteigen im Gespräch mit einer persönlichen Frage, einem persönlichen Interesse. Warum beschäftigen sich Menschen wie Sie mit Konflikten? Was ist Ihre Motivation? Das ist ja auch etwas, wo man dann irgendwann mal an einen Punkt geraten kann und sagt, das wird mir eigentlich zu viel, ich möchte eigentlich gar nicht mehr mit. Jetzt erst einmal danke für die Einladung, freue mich sehr da zu sein. Die Frage ist, ich habe aus irgendeinem Grund schon im Kindergarten immer Krieg gespielt und zwar nicht Krieg mit so Waffen oder so, mit Spielzeugwaffen, sondern eher so Flüchtlingslager. Und ich nehme mal fast an, ich bin zu der Zeit aufgewachsen als die sogenannten Boat People aus Vietnam gekommen sind, entschuldigen den Ausdruck, aber so hat man es damals bezeichnet. Und irgendwie habe ich das halt als Kleinkind mitbekommen und irgendwie hat mich das Thema einfach immer fasziniert und auch nie wirklich losgelassen. Und vor ganz langer Zeit, Ende der 80er eigentlich, habe ich einmal gehört von dem Peace Brigades International, einer Organisation, die Mahatma Gandhi noch angefangen hat zu gründen. Er ist dann leider zu früh ermordet worden, um das noch zu machen. Und ich habe mich irgendwann, habe ich denen einmal geschrieben, warum sie sich so nennen, weil entweder Frieden oder Brigade hat für mich nicht gepasst. Und daraufhin haben sie mich eingeladen. Und dann hat mir eigentlich so gut gefallen, was sie machen, dass ich als erste Österreicherin dort mich zwischen Kriegsparteien gestellt habe, wirklich körperlich. Und das hat mein Leben geprägt. Es gibt so ein Vor-damals und Nach-damals. körperlich und das hat mein Leben geprägt. Es gibt so ein Vor-damals und Nach-damals. Aktuell sind wir in der glücklichen Situation, gerade auch hier in Österreich, dass wir eine Nachkriegssituation vorfinden, noch immer vorfinden, die von Frieden geprägt ist. Das war ja in Europa über Jahrhunderte alles andere als selbstverständlich. Nach 1945, nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, dem Ende von Krieg, Zerstörung, Vernichtung, trat Europa dann in die Phase des Kalten Krieges, auch der ist überwunden, aber dennoch, wenn wir aktuell schauen, sehen wir ein unglaubliches Säbelrassen, das sich jetzt auch entzündet im Konflikt der Ukraine, etwa mit Russland unter dem Präsidenten Wladimir Putin. Das erinnert ja an die Konfliktstellung des Kalten Krieges, damals ja mit wahnsinniger Aufrüstung, Hochrüstung. Das Leben aller Menschen stand ja fast tagtäglich auf dem Spiel. Wir werden es jetzt nicht alles aufrollen können, dafür fehlt uns die Zeit, aber trotzdem die Frage, haben wir als Menschen, als Friedensgemeinschaft aus diesen Konflikten, die wir hinter uns glauben, eigentlich gar nichts gelernt? Wir haben ein kurzes Gedächtnis und viele von uns hier in Österreich haben ihr gesamtes Leben in Frieden verbracht und diese Kriegsgeschichten, um es einmal so zu nennen, kennt man von Erzählungen der Großeltern, großteils vielleicht einige noch, so meine Generation kennt es auch noch aus der Elterngeneration, aber wir selber sind ja in einer Situation aufgewachsen, wo alles sehr, sehr lange gut gegangen ist und ich glaube auch, dass jetzt diese Unzufriedenheit, die wir auch in der Pandemie empfinden und so, auch deshalb so ist, weil wir es überhaupt nicht gewohnt sind, langfristig in einer Krise zu sein. Mir fällt ja auch auf, ich meine, wir Sterben und der Pandemiebekämpfung. Aber dennoch, noch in den 80er Jahren war es so, dass wenn auch nur in der Umgebung von Europa militärische Konflikte sich entzündet haben, sind noch hunderttausende Menschen auf die Straße gegangen. Das ist ja das, was wir historisch als Friedensbewegung erkennen. Jetzt haben wir diese sehr gefährliche, brandgefährliche Situation an den Grenzen der Ukraine zu Russland. Weißrussland hat Generalmobil gemacht. Die NATO zeigt ihre Zähne. Kein Mensch sieht die Notwendigkeit, hier tatsächlich in die Öffentlichkeit zu gehen und sagen, wir wollen das nicht? Ich glaube, dass der Blick dorthin im Moment so verschwommen ist, dass es auch so ist, als würden wir das irgendwie im Kino sehen. Und ich bin auch überrascht, wie wenig in Österreich über das gesprochen wird, was eigentlich sein könnte, was passieren könnte. In Schweden bereiten die Leute sich auf einen Krieg vor. was eigentlich sein könnte, was passieren könnte. In Schweden bereiten die Leute sich auf einen Krieg vor. Und ich möchte nicht sagen, dass es einen Krieg geben wird, aber einfach sich damit zu beschäftigen, was wäre, wenn, fände ich eigentlich ganz gut. Einfach damit man sich damit zurechtfindet. Und das findet hier nicht statt. Ich glaube, die Menschen in Österreich sind im Moment sehr mit sich selber beschäftigt und mit den Folgen der Pandemie und alle anderen Nachrichten, auch aus anderen Ländern. Es gibt ja mehrere Konflikte, die dringen da nicht wirklich durch. Also da möchte ich wirklich jetzt, um das dann auch noch abzurunden, konkret zu sprechen kommen, auf das, was wir als Friedenserziehung verstehen. Jetzt kann man natürlich schon große Zweifel haben, ob Demokratieerziehung in Österreich in den vergangenen Jahrzehnten ausreichend Beachtung gefunden hat. Und wer soll Demokratieerziehung eigentlich übernehmen? Wer soll das machen? Das ist ja auch noch eine spannende Frage. Aber wenn wir jetzt bewusst nochmal auch das Thema der Friedenserziehung, auch des Schärfens des Bewusstseins für die nicht enden wollende Gefahr des Krieges, wer soll denn das hier maßgeblich übernehmen, Ihrer Meinung nach? Wer ist eigentlich hier zuständig in einer Gesellschaft wie auch der österreichischen? Ich glaube, dass wir immer alle zuständig sind und man kann es nicht nur auf die Lehrer schieben, wobei ich es schon interessant finde, dass ich zum Beispiel früher als Kriegsforscherin sehr wohl eingeladen worden bin in Schulen und zwar oft, um dort zu berichten. In letzter Zeit eigentlich kaum mehr, aber auch in der Gesellschaft so. Also auch wenn man schaut, was gibt es so an politischer Bildung, gibt es viele, viele Themen, die auch alle wichtig sind, aber Frieden, Friedenserziehung eigentlich relativ wenig. Es gibt auch viel zu wenig Versuche, zum Beispiel mit gewaltfreier Sprache in anderen Ländern. Ist das völlig normal, dass Kinder schon in der Volksschule gewaltfreie Sprache lernen? Was ganz, was hilfreich ist, ist, um sich einfach ausdrücken zu können und auch besser zuhören zu können. Das Zuhören wäre sowieso etwas, was man wieder mehr lernen müsste. Aber insgesamt sind wir schon alle dafür zuständig. Aber woran liegt es, dass das ausgerechnet bei uns so schwierig ist, das auch tatsächlich zu verbreitern, mehr Verständnis dafür zu erwirken? Weil bei uns alles, was mit Friedenserziehung zu tun hat, sehr, sehr schnell in Erziehung oder in Aufarbeitung des Zweiten Weltkrieges geht und weil dann zum Glück natürlich auch sehr viel getan wird, um gegen Antisemitismus vorzugehen, im Endeffekt dann wahrscheinlich auch noch zu wenig und so, aber weil das meistens in diese Richtung geht, aber wie man überhaupt mit Konflikten umgeht, Konflikte müssen ja nicht negativ sein, können ja auch etwas Kreatives auslösen, Wie geht man damit um, wie transformiert man sie, wie verhält man sich und so, das gibt es bei uns einfach überhaupt nicht. Und ich habe schon mit vielen Leuten gesprochen, warum, aber ich habe auch noch niemanden gefunden, der mir eine Erklärung geben konnte. einen Kunden, der mir eine Erklärung geben konnte. Es ist natürlich die Frage, Sie sprechen auch von uns, da muss ich mir erlauben, das kritisch zu hinterfragen, dass wir, wer ist dieses Wir? Weil wir natürlich in einer Situation leben, zum Glück, dass wir sagen können, wir gehen wirklich auch auf eine postmigrantische Gesellschaft zu. Wir haben Zuwanderung, wir haben Migration, es gibt viele Menschen, die zu uns kommen aus allen Teilen dieser Welt, oftmals auch natürlich aus sehr stark geprägten Konflikt- und, die schwere, und das ist ja wirklich nicht selten der Fall, posttraumatische Belastungen mit sich bringen, dass die hier auch sozusagen nicht nur überhaupt mehr gesellschaftliche Beachtung finden und in einem diskriminierungsfreien Raum leben können, sondern dass deren Erfahrungen auch viel stärker noch in diese Demokratieerziehung oder Friedenserziehung Eingang finden kann. Man könnte so viel davon lernen, also auch mehr Gelegenheit geben, dass Menschen mit Postkonflikterfahrungen oder Konflikterfahrungen auch in der Öffentlichkeit sprechen können. Erstens aber bräuchten sie selber natürlich viel mehr Geld oder Organisationen, die die Trauma dabei handeln, bräuchten viel mehr Geld. Da wird zu wenig gemacht, das ist schon einmal das eine. Und das andere ist, dass sie einfach in der Gesellschaft nicht vorkommen. Und wir, gebe ich Ihnen recht, ist eines der gefährlichsten Worte überhaupt, weil wir automatisch beinhaltet, dass irgendjemand außerhalb dieses Wir steht und damit immer die anderen sind, also ausgegrenzt werden. Ich denke aber, dass es auch eine Einladung sein muss, an die Bevölkerung genauer hinzuschauen. Also wie oft geht man denn bei jemandem vorbei oder kennt jemanden in der Straße, der auch dort wohnt und spricht ihn niemals an oder Sie? Ich habe das jetzt auch deshalb angesprochen, weil gestern war der 27. Jänner und damit natürlich der internationale Gedenktag an die Befreiung von Auschwitz durch die sowjetische Armee im Jänner 1945 und die Gedenkfeierlichkeiten sind ja in diesem Jahr in Österreich etwas anders ausgefallen als sonst, mit viel mehr Beachtung, mit viel mehr Tiefgang, so war mein Eindruck, der israelische Außenminister war hier in Österreich zu Gast, hat in Mauthausen gesprochen. Und dennoch ist eines interessant, es gibt natürlich auch gleich wieder eine Studie, die sehr, sehr eindringlich davor warnt, dass gerade jetzt jugendliche heranwachsende Generationen mit Auschwitz und all dem, was das vermitteln soll, gar nichts mehr wissen und das ihnen kaum mehr zugänglich ist. Gleichzeitig aber ist natürlich auch die Frage, wie man die Erinnerung an die Verbrechen des Nationalsozialismus, auch an den Krieg und die Vernichtung, wie man das universell machen kann, nämlich auch gegenüber Menschen, die eben nicht hier geboren sind und nicht Enkel oder Urenkel von Opfern oder Tätern aus dieser Zeit sind und somit auch diese historische Überlieferung auch gar nicht so erleben können. Geschichte viel stärker auch mit Gegenwart verknüpft und nämlich auch in einem Sinne, dass auch Menschen, die eben nicht hier ursprünglich von hier sind, hier zugezogen sind, dass die auch trotzdem Zugriffspunkte finden, wo sie sagen, okay, das hat auch mit mir und meiner eigenen Persönlichkeitsentwicklung was zu tun. Einerseits natürlich Veranstaltungen. Die Medien sind ja auch ein wunderbares Thema, wobei es gerade jetzt zum Beispiel in der österreichischen Filmszene die Diskussion gibt, ob Spielfilme wirklich ein geeignetes Mittel sind, um da etwas zu transportieren, was dann mit uns zu tun hat oder ob man da nicht einfach eine neue Geschichte drüberlegt, die dann vielleicht ganz weit weg ist von der Realität. Wenn ich sehe, wie zum Beispiel bei Dreharbeiten mit Jugendlichen, geflüchteten Menschen umgegangen wird, dann sieht man ganz schön, dass da ganz viele Themen sind, die auch die Jugendlichen hier betreffen. Weil nur weil jemand diese Kriegserfahrung hat, heißt das nicht, dass sie nicht genauso sich verlieben, genauso einmal Kopfweh haben, genauso ein Handy verwenden und so weiter. Und das wird meistens werden bei uns geflüchtete Menschen und Menschen auch mit Traumata so dargestellt, als gäbe es nichts anderes als den Kriegssituation so, dass man nicht immer an den Krieg denkt. Also ich habe das auch erlebt, wenn ich in Kriegssituationen war. Man isst, man muss sich was zu essen besorgen, man muss dafür sorgen, dass man ein Dach über dem Kopf hat und so. Also man hat auch dort sein normales Leben und deshalb verbindet uns in Wirklichkeit viel, viel mehr mit Menschen, die flüchten mussten, als wir so im Alter glauben. Wir sehen sie immer nur als die Opfer. Und aus dem müssen wir raus, endlich einmal nicht mehr das Opfer zu sehen. Und das Gleiche ist die, wenn man es historisch betrachtet, sieht man auch meistens nur die Opfer des Krieges, aber nicht, oder die Täter dann wiederum, aber auch nicht so den Alltag. Und es kann ganz, ganz schnell gehen, dass sich etwas ganz massiv ändert. Jetzt richten wir den Blick wegwerk konsequent auch nach Österreich. Wir hier in Österreich, Sie vermutlich genauso wie ich, haben gelernt, wir Österreicher sind anders. Bei uns gibt es eigentlich die großen sozialen, gesellschaftlichen Konfliktlinien nicht, weil wir haben aus der Geschichte gelernt, wir haben die Sozialpartnerschaft, da setzen sich alle zusammen. Die Gegensätze, die lassen wir gar nicht entstehen, weil wir sie sozusagen abfedern. Wir diskutieren uns das aus, dann ist dann schnell mal vom rot-weiß-roten Schulterschluss die Rede. Wir sind im Grunde alle eine große Gemeinschaft, wo wir alle an einem großen Strang ziehen. So, wenn wir jetzt die Augen öffnen und wir gehen raus auf die Straße, erleben wir ein ganz anderes Bild. Wir erleben sehr viele Verwerfungen, wir erleben lautstarke Proteste, es ist sehr, sehr viel Wut, Zorn spürbar, Aggressionen entladen sich bei einem Thema, das eigentlich tatsächlich allgemein viel mehr in Solidarität und Gemeinsamkeit angegangen werden sollte. Ich frage Sie mal ein bisschen aus der politikwissenschaftlichen Sicht, aber auch aus der persönlichen Sicht, wo haben Sie den Eindruck, ist das zum ersten Mal so richtig gebrochen? Dieses Ende dieser österreichischen Legende, dieses Mythos der Einhelligkeit, der Eintracht. Wann ist das eigentlich zum ersten Mal gebrochen und was ist es, was jetzt auch so in diesen Konflikten bei uns so stark wirkt, rund um diese Covid-19-Pandemie? Ich würde sagen, das ist eine längere Geschichte. Also schon mit der ersten schwarz-blauen Koalition ist da ganz, ganz viel gebrochen und hat sich dann so weiterentwickelt. Und jetzt in der Pandemie dürfte es gebrochen sein im Sommer letzten Jahres, als groß verkündet worden ist, das ist eh alles vorbei. Ziemlich am Ende, weil man war dann eh einige Monate lang solidarisch und unter Anführungszeichen brav und so. Und dann haben sich die Menschen wohl wieder danach gesehnt, ein sogenanntes normales Leben zu haben, haben aber gleichzeitig in den Monaten davor wahrscheinlich wir alle in irgendeiner Form verlernt, miteinander zu reden, weil wir ja zu Hause allein gesessen sind oder maximal noch mit den digitalen Medien, über die die digitalen Medien kommuniziert haben, die ja keine wirkliche Nähe bringen, sondern da hat man zwar das Gefühl, man ist einander eh nahe, aber in Wirklichkeit sitzt man dann trotzdem allein zu Hause. Und da ist auch ganz viel von dieser Solidarität verloren gegangen. Aber prinzipiell ist das mit der Solidargemeinschaft in Österreich ein Mythos, der schon viel länger zumindest gebröselt hat. Aber die Betroffenen haben ja eines gemeinsam, dass sie sozusagen sehr stark exponiert sind mit ihrer Gesundheit. Die Pandemie ist sehr gefährlich, das Virus ist unberechenbar, todbringend, tödlich. Und dennoch ist es so, dass man es vorzieht, sich eher zu entzweien und die Gräben weiter zu vertiefen, als zu sagen, okay, schauen wir doch, dass wir irgendwie da zusammenfinden und was gemeinsam überlegen. Wir sind hier bei DorfTV und DorfTV ist nicht zuletzt aus der Schlussfolgerung entstanden. Es gibt viel zu wenig medialen, medial-öffentlichen Raum, der tatsächlich Diskurse, Debatten, gesellschaftliche Diskussionen fördert. Ist das hier auch spürbar geworden, dass wir eigentlich, obwohl wir so unglaublich viele Medien haben, das ist ja jetzt angewachsen mit Social Media und vielen privaten digitalen Plattformen, dass hier eigentlich der Raum tatsächlich gar nicht größer geworden ist, sondern kleiner geworden ist und genau diese Debattenkultur, die wir eigentlich so dringend bräuchten, sich gar nicht entfalten konnte? Menschen sind prinzipiell bequem, ich würde mich da gar nicht ausschließen. Man geht oft den Weg des geringsten Widerstandes und wenn ich ein Medium gefunden habe, das so berichtet, wie ich mich gerade fühle, dann werde ich eher dem folgen als einem anderen. Und dann ist es wesentlich einfacher, mich in dieser Bubble zu bewegen, wo Menschen gleich fühlen und ähnlich denken wie ich, als mich dann auch noch in dieser Pandemie, die auch sowieso aus vielen Gründen anstrengend ist und Angst macht, mich dann auch noch einem Diskurs auszusetzen, einer vielleicht unangenehmen Diskussion, das wollen viele Leute nicht mehr. Was mir so Sorgen macht, und darüber wird ganz wenig gesprochen, dass in den sozialen Medien ja viele dieser Nachrichten auch von Bots gemacht werden und gar nicht mehr von Menschen. Und trotzdem wird denen gefolgt, einfach weil das, was sie ausdrücken, bequem ist. Und da müsste man eigentlich auch drüber reden, wem folgen wir überhaupt noch? Man muss schon ein bisschen was wissen, um sich damit zu beschäftigen, aber die waren ja teilweise auch in US-Präsidentschaftswahlkämpfen schon wahlentscheidend und das Problem wurde so noch gar nicht wirklich entsprechend aufgegriffen. Und prinzipiell hat sich das Ganze halt emotionalisiert und in der Emotion folgt man lieber dem, was mir gut tut. Wir beide hatten vor langen, langen Jahren mal gemeinsam zu tun an einer Schnittstelle, die damals noch mit großen Hoffnungen und Utopien versehen waren. Das war so zu Beginn der Popularisierung des Internets, Mitte der 90er Jahre, Anfang der 2000er Jahre. Da war die Hoffnung groß, dass Mitte der 90er Jahre, Anfang der 2000er Jahre, da war die Hoffnung groß, dass mit der digitalen Entwicklung, Internet, E-Mail, mehr hatten wir damals noch gar nicht, dass eigentlich sowas entsteht wie eine neue demokratische Agora, eine völlig neue Form der Beteiligung. Das ist ja ein bisschen ausgeträumt. Wo sehen Sie die Entwicklung heute? Wo sehen Sie die Gefahren? Oder wo müssten wir eigentlich wieder ansetzen und unseren Blick viel kritischer wieder neu zu schärfen? Eines ist die Wissenschaftsfeindlichkeit, die wir im Moment so ein bisschen auch gerade im deutschsprachigen Raum sehen. Das andere ist, dass wir meiner Meinung nach wirklich verlernt haben, einander zuzuhören, sondern dass man eher schnell teilt, auch in den Social Media Nachrichten weitergibt, ohne genau zu hinterfragen. Diese Neugierde auf die Recherche ist so verloren gegangen, sondern man teilt, weil es gerade lustig oder auch zornig macht oder so. Ich glaube aber trotzdem, dass die der Traum der Demokratie ist noch nicht ausgeträumt. Wir müssen nur, glaube ich, wieder andere in neue Richtungen gehen, warum es eigentlich keine Medienbildung gibt. Wir haben vor ganz langer Zeit, sind wir einmal so mit einer Organisation von Filmfestivals an die damalige Bildungsministerin gegangen, inzwischen gab es schon viele andere und immer wieder ist es versucht worden und es gibt noch immer keine richtige Medienerziehung, das muss alles irgendwo anders stattfinden oder reingequetscht werden und dabei sind wir täglich mit Medien umgeben und können sie noch immer nicht wirklich lesen oder die Folgen erkennen. Das ist interessant, weil die Forderung nach der Medienbildung taucht immer wieder auf. Vor wenigen Wochen ist auch Peter Pleikner hier gesessen, hat das ebenfalls sehr, sehr nachdrücklich betont. Gleichzeitig erleben wir aktuell, dass gerade Kinder heranwachsen, die wir aus gutem Grunde als Digital Natives bezeichnen. Die gehen ja geradezu virtuos um mit digitalen Technologien, Anwendungen, Social Media Apps, was auch immer und verblüffen ihre Eltern gleichzeitig sozusagen, sagen aber trotzdem, sie brauchen Medienkompetenz, sie brauchen Medienbildung. Was ist es denn, was sie genau brauchen Medienkompetenz, sie brauchen Medienbildung. Was ist es denn, was sie genau brauchen? Was ist es, was ihnen fehlt? Also handwerklich können sie es, sehr, sehr eindrucksvoll. Aber wir, die Erwachsenen, die Alten, reden immer davon, da fehlt was, die müssen da gebildet werden. Was ist es? Medien haben immer Konsequenzen. Kommunikation an sich hat immer Konsequenzen und ich glaube, das wird zu wenig betrachtet und beachtet und dann auch zu wenig weitergegeben, dass es hat eine Auswirkung, wenn ich etwas ins Netz stelle, wie ich etwas schneide und so. Und das müsste man lernen, also diese Hintergründe. Jeder, der im Filmbereich arbeitet, weiß, dass man aus dem gleichen Material kann man, ich weiß nicht, 100 Filme oder noch mehr schneiden und jedes Mal wird es etwas anderes auslösen bei den Menschen, die man erreicht. Und gerade jene, die Fake News wirklich professionell herstellen, die wissen ganz genau, wie man damit umgeht und was man damit machen kann und sehr oft wissen das Jugendliche noch nicht, also auch Erwachsene wissen es oft nicht, was sie damit auslösen. Kommen wir zu einem Punkt, der eigentlich eine Klammerschaft von all den Aspekten, die wir jetzt angesprochen haben, das ist der Aspekt und vielfach auch die Forderung des Dialogs oder die Forderung nach mehr Dialog. Ich habe auch über die Weihnachtsfeiertage gelesen, dieses sehr ge Impfung und so weiter, dass eigentlich irgendwann, und das ist oft früher, als es uns lieb ist, dem Dialog eine Grenze gezogen ist. Dass da einfach kein Dialog mehr möglich ist, weil da die Fronten so verhärtet sind und man sollte eigentlich den Mut haben und zu sagen, da lassen wir es. Ist das etwas, wo Sie sagen, da kann man zustimmen oder muss man den Dialog dermaßen fest halten oder dass er immer möglich sein muss? Das zieht sich ja letztendlich gerade auch, können wir beginnen bei den Verhandlungen zwischen USA und Russland rund um die Ukraine bis hin in den Familien, die ja tatsächlich teilweise momentan sehr zerrissen sind, weil die Eltern andere Auffassungen vertreten als die Kinder. Es wird ganz oft um das Falsche diskutiert. Das merkt man auch bei diesem Konflikt jetzt um die Ukraine. Es geht um ganz andere Dinge. Warum wird nicht darüber gesprochen? Warum wird nicht über Gemeinsamkeiten gesprochen? Also auch in dieser Spaltung, die derzeit immer wieder angesprochen wird in der Gesellschaft, denke ich, wir haben doch so viele Dinge, die wir auch gemeinsam haben innerhalb der Familie und mit Freunden. Ich merke es auch, ich habe Freunde, mit denen ich einfach nicht mehr über dieses Thema reden will. Das heißt aber nicht, dass ich meine Freunde nicht mehr mag oder nicht doch noch ganz viele andere Themen habe. Wir verbeißen uns im Moment so sehr darin, immer wieder dieses eine Thema zu haben. Es gibt noch andere Themen, es gibt ein Leben abseits von Corona und es wird hoffentlich bald eines auch nach der Pandemie geben und diese Gemeinsamkeiten müssten wir suchen und nicht immer das Negative. Also auch in der Konfliktforschung weiß man, dass man eher versuchen soll, wieder Vertrauen aufzubauen und über das zu sprechen, was einen eint. suchen soll, wieder Vertrauen aufzubauen und über das zu sprechen, was einen eint. Aber wenn diese Zwietracht oft so unüberwindbar scheint, stelle ich mir sofort die Frage, wer hat denn so ein Interesse daran? Jemand von außen, meinen Sie? Ich weiß es nicht. Also das ist ja so, kommen wir mal ganz konkret auf die Rolle der Medien zu sprechen. Ich weiß, wie Medien funktionieren. Medien haben ja schon lange sich verabschiedet, die Funktion und die Aufgabe der sogenannten vierten Gewalt wahrzunehmen, sondern das sind große Businesses. Das sind Unternehmen, die Geld machen wollen und Geld macht man als Medium über die Quote. Wenn die Quote stimmt, habe ich Werbeeinschaltungen, was auch immer. Und natürlich ist mir ja jeder Konflikt recht. Und wenn ich keinen Konflikt habe, dann schreibe ich einen hoch oder schreibe ich ihn herbei oder rede ich ihn herbei. wie kann man, man muss ja wenn man wirklich jetzt sagt, okay, wir wollen diese Konflikte überwinden und zu diesem Dialog zurückkehren, wie kann ich dieses starke Bollwerk der Medien, die ganz andere Interessen damit verfolgen, wie kann ich die sozusagen ein bisschen eindämmen oder gar Einhalt gebieten? Als Mediennutzerin kann ich das wahrscheinlich ganz wenig tun. Ich würde aber auch nicht glauben, dass alle Leute, die bei Medien arbeiten, nur Interesse an diesem Business haben, sondern es gibt ja auch viele, sonst wäre ich jetzt auch nicht hier bei DorfTV, wenn ich nicht noch immer glauben könnte, dass es Journalismus gibt, der sich wirklich bemüht, genau diese, wie Sie angesprochen haben, vierte Gewalt zu sein, also zu kontrollieren, genau hinzusehen, nachzuforschen und so. Also gibt es ja auch noch andere Journalisten. sehen, nachzuforschen und so. Also gibt es ja auch noch andere Journalisten. Also prinzipiell glaube ich nicht an solche Erzählungen, dass es, dass immer nur jemand dahinter ist, der Interessen hat und selbst wenn ich mich, falls ich mich irre, dann wäre es noch immer gut, wenn man so im Kleinen versuchen würde, diese Gemeinsamkeiten zu sehen und zu schauen, warum denkt denn jemand so? Es geht ja gar nicht immer darum, dass man sofort etwas dagegen sagen muss, sondern man kann auch einmal hinhören und sagen, erzähl mir einmal, was steckt dahinter? Und irgendwie kommt man dann vielleicht drauf. Und das kann man im ganz Kleinen machen, in der Familie, das kann man machen auf der Straße, wenn man Leuten begegnet, man kann es aber auch in der internationalen Politik machen. der Straße, wenn man Leuten begegnet. Man kann es aber auch in der internationalen Politik machen. Kommen wir mal auf eine andere Ebene zu sprechen. Tiefgreifende oder fast unüberwindbar scheinende Konflikte haben dazu geführt, dass die Europäische Union in den vergangenen Jahren ein wertvolles Mitglied verloren hat, nämlich Großbritannien. Das ist ja eigentlich für den europäischen Integrationsprozess ein ganz, ganz bitterer Schlag, dass eines der wichtigsten Gründungsmitglieder auch der Europäischen Union, auch sozusagen im Friedensprozess nach 1945, da so verloren geht. Man glaubt halt, auch da sind die Gräben unüberwindbar. Dennoch, die EU hat oder versucht jetzt zumindest Schlüsse daraus zu ziehen, durfte vorhatte die Gelegenheit im vergangenen Herbst im EU-Parlament in Straßburg zu sein, wo wir mitverfolgen konnten eines dieser Bürgerforen, das die EU eingerichtet hat, im Rahmen der großen Zukunftskonferenz zur Zukunft Europas. Da werden Bürgerinnen und Bürger eingeladen, die werden so nach Zufallsprinzip ausgewählt, tatsächlich ins Parlament zu kommen und dort Themen zu diskutieren, sich auszutauschen und die sollen dann Eingang finden in die EU-Politik. Das ist insofern erstaunlich, als man ja quasi auf wirklich mega großer Ebene etwas versucht, was ja im Kleinen schon zunehmend Realität geworden ist, diese sogenannten Bürgerinnenräte und Bürgerräte. Jetzt machen wir eine große Kiste auf, wir werden trotzdem versuchen, das überschaulich zu halten. Wir reden seit Jahren von Politikverdrossenheit, wir reden sehr lange schon vom Verlust des Vertrauens in die Politik. Verlust des Vertrauens in die Politik, Bürgerräte, Bürgerinnenräte. Ist das etwas Ihrer Meinung nach, das tatsächlich das Vertrauen wieder stärken kann? Oder ist das noch zu früh? Kann man das jetzt noch gar nicht so sehr evaluieren? Was ist das, was da jetzt wächst? Wird das sozusagen einen neuen Heilsprozess auch für die doch etwas angeschlagene Demokratie bedeuten? Heilsprozess ist ein wunderschönes Wort, aber ist mir jetzt im Moment noch zu groß. Aber tatsächlich habe ich ganz große Hoffnungen in solche Methoden und ich würde ja sogar noch weitergehen. Vielleicht kommen wir da noch dazu. Aber das wirklich Spannende an diesen Bürgerinnenräten ist, dass eben dieses Zufallsprinzip ist und es ist ja nicht ganz ein Zufallsprinzip, weil es wird ja versucht, dass aus jeder Region und aus den verschiedenen Gesellschaftsschichten, natürlich verschiedenes Geschlecht und so weiter und so fort, dass da doch eine repräsentative kleine Gruppe im Endeffekt das macht. kleine Gruppe im Endeffekt das macht. Bei diesem Versuch jetzt der EU ist das Wunderschöne daran, dass man sich auch, wenn man da nicht ausgewählt wurde, übers Internet einwählen kann und dabei sein kann, bei Veranstaltungen selber etwas dazu tun kann, selber solche kleinen Bürgerinnenräte machen kann oder Diskussionsveranstaltungen und damit könnte man eigentlich ganz, ganz viele Menschen gewinnen. Und das wirklich Gute ist, dass dieser Abschlussbericht danach ja zwar von den EU-Institutionen geschrieben wird, aber es müssen diese Leute, die da ausgewählt wurden, diese 200, die müssen damit einverstanden sein, mit dem, was dann als Abschluss ist. Und das heißt, es wird nicht irgendetwas damit gemacht, sondern es wird zurückgespielt. Mehrmals. Und das ist dadurch ein sehr schöner und kluger Prozess, weil ja nicht nur diese 200 da mitmachen, sondern weil man damit auch, wenn man das gescheit medial begleitet, auch andere Leute dazu bringen kann, ihre Meinung irgendwie zu sagen und auch gehört zu werden. Es klingt ja sehr verlockend und das Ganze ist ja wirklich idealtypisch, aber natürlich bestehen Zweifel. Wir wissen, wenn wir genau hinschauen, dass doch ein beachtlicher Anteil unserer Gesellschaft sich vom allgemeinen Leben, vom politischen Leben und auch nur vom Interesse dafür völlig ausgeklingt haben. Die interessieren sich gar nicht mehr für Politik, die glauben auch nicht mehr, dass da irgendwas für sie Sinnvolles da entstehen kann, haben sich da wirklich völlig abgekapselt. Das geht ja einher mit sehr beunruhigenden auch gesellschaftlichen Entwicklungen, Armutsentwicklung und so weiter. Wie kann man denn diese Menschen abholen? Denn diese Demokratisierung kann ja nur wirklich gelingen, wenn man auch an diese Menschen tatsächlich wieder reinholt oder ihnen Angebote macht. Ich sehe sie einfach noch nicht. Das ist tatsächlich das Problem auch bei diesem sogenannten Zufallsprinzip. Man ist ja nicht verpflichtet wie bei einem Schöffenrat, sondern man darf Nein sagen. Das ist auch jetzt beim Klimarat, den Österreich gerade hat. Ich weiß nicht, wie viele Nein gesagt haben, aber natürlich darf man Nein sagen. Und damit erreicht man dann genau einen Teil der Gesellschaft wahrscheinlich nicht. Ich glaube aber nicht, dass man die von heute auf morgen erreichen kann. Aber wenn jetzt längerfristig gezeigt wird, dass Bürger und Bürgerinnen gehört werden, dass man mehr Einfluss bekommt, dass man sich mehr beteiligen kann, dann hat man vielleicht eine Chance, irgendwann diese Leute wieder dazu zu holen. Dass diese Menschen gestern gar nicht vertraut haben, heute ein bisschen vertrauen und morgen wieder komplett vertrauen, das denke ich, wird nicht so sein. Also es ist ein ganz, ganz langsamer Prozess. Ich glaube, dass wir sowieso in einer Situation sind, wo Vertrauen oder das Misstrauen so groß geworden ist und das Misstrauen zu einer Art Virus auch geworden ist und den, wie wir wissen, kann man nicht so kurzfristig bekämpfen. Ich halte das für eine ganz wichtige Frage. Ich beschäftige mich auch selber damit, etwa im Umgang mit Fake News. Viele versuchen es, sozusagen Fake News auszuräumen durch sogenannte Faktenchecks. Aber auch da muss man skeptisch sein, denn was hilft mir der noch so intelligente Nachweis, dass etwas falsch ist und was hilft mir sozusagen die noch so intelligente Beweiserbringung, dass das und das wahr ist, etwa wissenschaftsbasiert, wenn die Menschen demjenigen gegenüber oder derjenigen gegenüber, die diese Richtigstellung vornimmt, gar nicht mehr vertrauen. Wie kommt es dazu, ich nenne dieses Beispiel immer sehr, sehr gerne, wenn Spinner wie Xavier Naidoo irgendwie nächtens im Drogeneinfluss ein YouTube-Video produziert, wo er heulend davon berichtet, dass gerade Kinder befreit wurden, die vom Deep State unterirdisch gefangen gehalten werden und das Blut wird ihnen ausgesaugt. Warum glauben so viele Menschen einem Xavier Naidoo mehr als einem österreichischen Bundeskanzler oder einer österreichischen Bundeskanzlerin, hatten wir auch schon mal, die genau davor warnt und sagt, die Wahrheit sieht aber anders aus. Das ist ja ein Vertrauensbruch, da ist so viel auch beschädigt, wo ich mir wirklich die Frage stellen kann, wie kann man da diesen Turn wieder schaffen? Weil der von Ihnen Angesprochene gerade mit seinen Gefühlen und diesem Weinen und so viel näher wirkt als ein Bundeskanzler hinter Plexiglas. Und unsere Politiker sind seit zwei Jahren hinter Plexiglas und sind dadurch noch unerreichbarer geworden. Es gibt ja nicht einmal mehr richtige Auftritte in der Bevölkerung, so wie man es früher hatte. Das heißt, die rücken immer weiter weg und sind dadurch sicher nicht vertrauensbildend, während über solche schrecklichen Videos dann man das Gefühl hat, ja, da ist ja einer von uns und dem traut man dann viel eher. Und der weint auch gerade, weil ich weine gerade und mir geht es schlecht. Und da etwas dagegen zu tun, es gibt einfach kein Mittel, mit dem man es schnell machen kann. Das heißt, Vertrauen aufbauen, ganz, ganz langsam. Und das beginnt im Kindergarten, im Alltag. Auch eine Aufgabe der Medien, da versuchen wieder Vertrauen zu bilden und so. Aber das ist sicher nichts, was schnell geht. Auch nach einem Krieg erholt sich die Gesellschaft manchmal erst in ein oder zwei Generationen wieder. Wenn ich das richtig verstehe und das auch nochmal in einen Zusammenhang setze mit Erkenntnissen der Konfliktforschung, dann beobachten wir seit jetzt doch auch schon wieder geraumer Zeit die Erfolge einer Politik der Angst, auch deshalb, weil hier sehr stark auf Emotionen gesetzt wird, aber dem gegenüber keine Politik zu erkennen ist, die auch die Emotionen erreicht, auch wenn es darum geht, dem etwas entgegenzuhalten. Also diese Emotionslehre auch der Politik. Wie können wir das schaffen, beziehungsweise was sollten Medien dazu beitragen? Ich bin immer wieder dafür, die Geschichten aus dem Alltag zu erzählen und nicht im Sinne von, dass man jemanden am Würstelstand zeigt, der halb betrunken ist oder so, wie das ganz, ganz häufig in den Medien auch passiert, sondern dass man einfach zeigt, was die Probleme der Leute wirklich sind. Sie haben Armut angesprochen. Wenn ich nichts zu essen habe oder mich wirklich darum kümmern muss, und es gibt genug Leute in Österreich auch schon inzwischen, die sich überlegen müssen, wie viel sie heizen und so, dann kann ich mich nicht um Politik kümmern, dann ist mir auch die Pandemie egal, dann sind mir ganz viele Dinge egal und dann ist manchmal etwas, was ich in den Social Media finde, was mich gerade berührt, wesentlich näher und wichtiger. Und ich frage mich ja immer, warum man das nicht auf der anderen Seite auch kann. Ich kann ja auch mit Emotion arbeiten, um etwas positiv zu machen, ohne dass es weinerlich wird. Es wird dann sehr häufig weinerlich. Sie sind ja leidenschaftliche Cineastin. Sie haben es ja selber schon kurz zu erkennen gegeben. Ich weiß das schon seit längerer Zeit. Und das ist natürlich spannend, gerade in dieser Diskussion auch ein bisschen dahin zu schauen, was kann der Film dazu leisten, in welche Richtung auch immer. Wir wissen natürlich, viele schätzen auch ich gute Unterhaltung, das ist das eine, und zeitkritische Filme, alleine muss es ja auch nicht sein. Aber dennoch, lassen Sie uns mal ganz kurz ansprechen, die Wirkungsmacht des Films. Wir erleben aktuell, und das wird sicher nicht einfacher werden, eine starke Überfülle auch von audiovisuellen Informationen. Das ist ganz, ganz stark. Menschen auf Social Media, Menschen wie du und ich, wir können jederzeit selber produzieren und so weiter. Da muss ja auch der Film irgendwie sozusagen seine eigene Position auch immer reflektieren? Wo stelle ich mich hin? Wo ist mein Platz eigentlich? Wie kann ich in diesem Wettbewerb der Bilder überhaupt bestehen? Will ich überhaupt in diesen Wettbewerb gehen? Was ist eigentlich meine Rolle? Wie nehmen Sie da aktuell gerade auch im internationalen Kontext die Diskurse wahr? die Diskurse wahr? Dass es natürlich immer schwieriger wird, ohne ganz, ganz viel Geld, Filme zu produzieren, die dann weit verbreitet werden. Und so gleichzeitig schaffen es auch manchmal ganz, ganz kleine Filme, auch Kurzfilme, manchmal etwas aufzugreifen und werden dann in den Medien so geteilt, dass sie etwas erreichen können. Also ich denke mir wohl, dass, ja das ist eigentlich eine wirklich schwierige Frage, die Sie mir stellen. Ich glaube noch immer, dass das Film ganz, ganz viel beeinflussen kann im positiven Sinne, nämlich auch Wissen zu vermitteln, aber auch diese Emotionen in eine Richtung zu lenken und damit meine ich jetzt nicht eine negative Manipulation, sondern uns etwas zum Erkennen zu geben und das muss jetzt nicht der Hollywood-Film sein, da glaube ich auch nicht, dass der Hollywood-Film das kann, aber gerade im europäischen Film und da wiederum auch sehr im österreichischen Film gibt es wirklich viele Leute, die ganz ernsthaft etwas versuchen, auch mit Dokumentarfilmen sich Dinge anzusehen und auch so zu vermitteln, dass man im allerbesten Fall ein Aha-Erlebnis hat und im nicht so oder auch wesentlichen anderen auch unterhalten ist. Also Bertolt Brecht hat schon gesagt, dass Theater immer unterhaltsam sein muss, aber es soll auch erziehen. Und ich denke, das kann Film heute ganz besonders gut. Ich glaube, es kann auch noch immer das Theater, aber es reicht halt weniger Leute. Aber da braucht man zum Teil auch ganz kleine Filme. Es gibt inzwischen Festivals, die Einminüter haben, die ganz große Auswirkungen haben, weil sie uns etwas erzählen, was uns direkt betrifft. Eines der für mich interessantesten Anschauungsbeispiele, wir haben ja schon ganz kurz über Nationalsozialismus, Verbrechensregime und Aufarbeitung gesprochen. Für mich ist eines der interessantesten Anschauungsbeispiele noch immer Steven Spielbergs Schindlers Liste. Nicht zuletzt auch deshalb, weil ich genau zu dem Zeitpunkt, als der in die Kinos gekommen ist, Zeitgeschichte studiert habe und ich sozusagen alle sehr, sehr aufgeregten wissenschaftlichen Debatten dazu erlebt habe mit dem Schimpfefinger, was da alles an historischen Unwahrheiten im Film vorkommen. Aber dennoch, der Film war unglaublich erfolgreich und hat wahnsinnig viele Menschen erreicht und hat wahrscheinlich deutlich mehr Bewusstsein geschaffen als viele andere Vorträge vor 25 Personen, die es ja zuhauf gibt, in den Volkshochschulen und anderswo. Die Frage stellt sich, und gerade jetzt in diesen Tagen, rund um die Wannsee-Konferenz hat es wieder sehr interessante Dokumentationen gegeben, auch da wird diskutiert, aber wie weit darf der Film da gehen? Darf man da mitunter auch mit Auslassungen arbeiten und trotzdem sagen, okay, die Botschaft ist ja da, dieses Erzieherische von Bertolt Brecht, das wird ja eingelöst. Wie sehen Sie diese Debatte? Man muss sich überlegen, Dinge rauszuschneiden und zu verkürzen und so. Das gehört schon dazu. Was ich zum Beispiel gar nicht mag, sind diese Dokumentationen, wo dann Spielfilmszenen reingegeben werden, weil die dann so tun, als wäre alles wahr und dann da etwas reinspielen, was dann eben reine Fiktion ist. Aber ein Spielfilm kann ganz, ganz viel dazu beitragen. Überhaupt Film, ich mag halt Dokumentarfilme auch so gern, gerade zu solchen Themen. Da kann man auch in der Schule ganz viel tun. Und wenn das dann noch begleitet wird, also wenn man einen Film nicht nur spielt, sondern danach auch noch eine Diskussion darüber hat und Hintergründe aufklärt, dann ist das für mich eines der tollsten Medien der politischen Bildung nach wie vor. Stichwort für die Abschlussrunde, politische Bildung. Wir haben uns das ja auch vorgenommen. Die politische Bildung in Österreich, ich bezeichne das mal so, ist ja seit Jahrzehnten ein Tal der Tränen. Alle sagen, wie wichtig und notwendig politische Bildung zu sehen ist. Gleichzeitig haben wir gerade in den Schulen, in der Bildungspolitik eine Situation, wo politische Bildung als Unterrichtsprinzip gilt. Das heißt, es ist nirgendwo klar zugewiesen im Fach, sondern alle sollten es irgendwie ein bisschen machen und dann passiert das, wie etwa parallel zur Sexualerziehung auch ein Unterrichtsprinzip, dann macht es dann wieder keiner. Wo steht die politische Bildung heute? Was hat man eigentlich gelernt, tatsächlich konsequenter zu werden, die aktuellen Konflikte auch stärker zu berücksichtigen? Jetzt haben wir ja die Situation, dass ja auch die Schülerinnen und Schulen, bleiben wir in der Schule, ja selber diese Gegensätze ganz massiv miterleben. Gerade die Wochenzeit nach Falter hat ein aktuelles Thema, wo plötzlich auch die Konflikte aufpoppen bei den Schülerinnen und Schülern zwischen geimpft und ungeimpft. Das ist ja eigentlich eine sehr spannende Voraussetzung auch für die politische Bildung. Jetzt gehe ich sehr weit, sich vielleicht auch neu zu erfinden. Ja, das wäre wunderbar. Und ich bin ja im Vorstand der Interessensgemeinschaft für politische Bildung. Wir versuchen seit langem wieder wegzukommen von diesem gut, aber umgesetzt wird es halt nicht. Und ich denke, gerade die Situation, die Sie ansprechen, wäre ein Beweis dafür, dass es so ein Fach bräuchte, weil dann hätte man Spielraum für Kreativität, um da etwas zu gestalten. die Schule zu beschränken, das ist das zu wenig. Das ist ja total schwierig. Politische Bildung, das ist ja immer etwas, wo man sagt, das übertragen wir den Pädagoginnen und Pädagogen, die sollen das machen, das ist ein total schwieriges Thema, aber es ist total wichtig. Gleichzeitig, wie kann das Thema tatsächlich Eintritt finden in das digitale Zeitalter? Wie können wir wegkommen von politischer Bildung, wo man nur sozusagen darüber informiert, wie die Anzahl der Abgeordneten im österreichischen Nationalrat. Wie kann man quasi dazu kommen, dass sich auch politische Bildung das konsequent auch zu denken ist für Menschen, die nicht mehr in der Schule sind und so weiter. Wer sind die Träger, Trägerinnen dieser politischen Bildung, dass wir da noch ein bisschen Brainstorming machen, weil ich da gerne wieder auf die Rolle der Medien zu sprechen kommen möchte. Das wäre jetzt das Erste, was ich gesagt hätte, dass meiner Meinung nach Medien immer auch solch eine Rolle natürlich haben. Das haben aber viele, viele Institutionen und Organisationen, die wir haben, weil eigentlich egal, welches Thema ich anspreche, es hat immer im weitesten Sinne etwas mit sozialer Kohäsion, mit Politik oder mit dem, wie wir als Gesellschaft miteinander umgehen, zu tun. Insofern ist eigentlich jeder von uns immer wieder damit auch gefordert. Macht das einen Riesenunterschied, welche Sendungen ich meine Kinder sehen lasse? Wie erkläre ich ihnen die Medien? Wie erkläre ich ihnen die Welt? All das hat immer wieder Konsequenzen. Momentan sind wir in einer Situation, und das wird sicherlich zu wenig angesprochen, dass wir dort, was wir unter Meinungsbildung verstehen, oder die Befähigung auch zur Meinungsbildung sehen und die Notwendigkeiten erkennen, dass wir das eigentlich aktuell den Algorithmen von Social Media Anwendungen überlassen. Und da anzutreten, was hat denn die Interessengemeinschaft, die Sie angesprochen haben, das ist ja ein wichtiges Sammelbecken auch derjenigen, die sich damit beschäftigen, auch mit der Zukunft diskutieren. Was sind denn so Ansatzpunkte, wo man hingehen sollte? Wo man thematisch hingehen sollte? Wo man auch sozusagen, wie man da rauskommen kann, dass man das eben nicht nur den Algorithmen überlässt. Ja, da sind wir dann wieder bei der Medienbildung auch, dass man da versucht, darauf hinzuweisen, was es eigentlich bedeutet, welche Daten ich hinterlasse und wie ich recherchiere, was dann passiert. An und für sich beschäftigen wir uns im Moment sehr viel einerseits damit, wie könnten wir politische Bildung wieder mehr in die Schulen bringen und in den Alltag zu bringen. Andererseits natürlich auch, wie gehen wir mit diesen Tendenzen um, dass doch die Fremdenfeindlichkeit, auch wie gehen wir mit diesen Tendenzen um, dass doch die Fremdenfeindlichkeit, und ich nenne es jetzt absichtlich so, weil das auch nach der Pandemie oder inmitten nach der Pandemie ganz viel mit diesem Fremdeln zu tun hat. Also fremd ist jetzt plötzlich nicht mehr nur jemand, der von außen kommt, sondern jemand, der anders denkt und so. Dass auch da gearbeitet wird, welche Methoden kann man finden und so. Und ich persönlich glaube, dass man auch ein bisschen weg muss von dem Wort politische Bildung, weil das klingt immer so, schon wieder. Sehr erzieherisch. Ja, genau. Und langweilig. Und dabei ist das so ein spannendes Thema. Man kann so viele tolle Dinge machen. Man sieht das ja auch in Jugendorganisationen oder in der Schule, dass man ganz kreative Projekte machen kann. Da wäre man wieder beim Film und dann ist es politische Bildung. Es muss nicht etwas sein, wo jemand vorne draußen steht und eben erklärt, wie viele, wie Sie es schon angesprochen haben, wie viele Nationalratsabgeordnete gibt es oder was ist der Bundesrat? Das nehme ich als ein wertvolles Schlusswort, denn das hat tatsächlich schon angesprochen, auch den wichtigsten Daseinszweck von DorfTV. Wir sind natürlich auch in diesem Sinne zu denken, aber wahrscheinlich wirklich nicht so sehr im erzieherischen Sinne der politischen Bildung, sondern auch als ein Ort der politischen Selbstermächtigung, der Ermächtigung teilzuhaben und sich in der Gesellschaft auch sozusagen mit eigenen Meinungen, Standpunkten auch selber zu vertreten. In diesem Sinne darf ich mich sehr herzlich bedanken für dieses spannende Gespräch. 50 Minuten sind immer viel zu knapp, aber dennoch gibt es wertvolle Anstöße, da auch weiterzumachen. Daniela Ingruber, Konflikt- und Demokratieforscherin, wunderbar für den heutigen Tag. Ja, vielen herzlichen Dank natürlich auch an die Zuseherinnen und Zuseher, die jetzt bei DORF.TV wieder mit großem Interesse dabei waren. Die nächste Sendung ist in Planung, folgt wahrscheinlich Anfang März, etwa gegen die erste Hälfte des Märzrunden, den Frauentag. Ich darf mich also bedanken, verabschieden und wie immer mit dem Ersuchen schließen. Bleiben Sie den Sender Ihres Vertrauens, nämlich DorfTV, auch weiterhin gewogen. In diesem Sinne noch einen schönen Tag und auf Wiedersehen.