Ein herzliches Willkommen. Ich freue mich sehr, Sie hier im Saal und auch zu Hause bei einer nächsten Reihe Zwischen begrüßen zu dürfen. Zwischen ist eine Kooperation zwischen dem Forum St. Stephan und dem Kepler-Salon mit freundlicher finanzieller Unterstützung des Otto-Mauer-Fonds. Vielleicht kurz zum Forum St. Stephan, das hier vielleicht nicht so bekannt ist. Beim Forum St. Stephan wirken Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen aus unterschiedlichsten Disziplinen mit. Wir treffen uns immer zum interdisziplinären Gespräch und versuchen diese Gespräche oder einzelne fachwissenschaftliche Erkenntnisse in die breitere Öffentlichkeit zu tragen, was hier im Kepler-Salon ja sehr gut möglich ist. zu tragen, was hier im Kepler-Salon ja sehr gut möglich ist. Meine Kollegin, Doktorin Barbara Schrödel und ich, Barbara Schrödel lässt sich bitte heute entschuldigen, sie ist derzeit in Berlin. Wir dürfen diese Reihe kuratieren und moderdisziplinäre spielerisch umsetzen. Wir haben an die Referentinnen und Referenten so den Anspruch, dass dieses kleine Wörtchen im Titel vorkommt und sind immer sehr überrascht, welche Titel da zu Tage kommen und wo uns diese dann auch vortragsmäßig hinführen. auch vortragsmäßig hinführen. So grundsätzlich zum Abend, der besteht so aus ca. 45 Minuten Vortrag. Im Anschluss dann natürlich die Möglichkeit zur Diskussion. Hier im Raum ist es sehr einfach. Das Mikrofon geht zu Ihnen, sobald Sie mir ein Handzeichen geben. Bei Ihnen zu Hause ist die Möglichkeit, Fragen zu stellen über den YouTube-Channel oder eben auch per Mail an www.keppler-salon.at Vielleicht, wenn Sie sich das jetzt schon einmal notieren, ich werde es dann natürlich nach dem Vortrag noch einmal sagen, damit wirklich viele Fragen sozusagen zu uns finden und dann in der Diskussion bearbeitet werden können. Der Titel des heutigen Abends hat natürlich auch das Zwischen inkludiert. Er lautet Zwischen antiken, original und moderner Ausgabe von alten Texten und ihren neuen Editionen. Professorin, Doktorin Dorothea Weber wird uns Einblicke geben in das Edieren von Texten, von alten Texten und wie es sozusagen so auch mit modernen Methoden in Einklang zu bringen ist. Und ich darf Professorin, Doktorin Dorothea Weber kurz vorstellen. Sie ist Professorin für klassische Philologie mit dem Schwerpunkt Latein an der Universität Salzburg und studierte demnach auch klassische Philologie und klassische Archäologie an der Universität Wien, wo sie promovierte mit einer Arbeit zu einem Lehrgedicht aus der Spätantike und auch habilitierte im Bereich klassische Philologie mit dem Schwerpunkt Latein. Sie hatte dann mehrere Gastprofessuren immer wieder inne und ist seit 2012 Professorin für klassische Philologie an der Universität Salzburg, wo sie auch die Leitung des Editionsprojekts Corpus Scriptiorum Ecclesiastioricum Latinorum inne hat. Neben der Herausgabe von wichtigen Editionen, beispielsweise eben von diesen Werken von lateinischen Kirchenvätern wie Augustinus oder Ambrosius, veröffentlicht sie zu Themen der römischen Antike, insbesondere der Spätantike, des Mittelalters und des lateinischen Barocktheaters. Der Vortrag heute geht der Frage nach, wie Werke von Autoren der lateinischen Spätantike wissenschaftlich ediert werden. Wir werden Einblicke in Methoden, Grundlagen von Editionen erhalten und auch in den konkreten Arbeitsalltag. Ich freue mich auf die Hinführung zu dieser Art von Textbearbeitung, die ja oftmals Grundlage von weiteren geisteswissenschaftlichen Arbeiten ist. Ja, Dorothea, ich bitte um deinen Vortrag. Vielen Dank, vielen Dank, Sibylle, für die freundlichen Worte, vielen Dank für die Einladung. Ich bin ganz glücklich hier zu sein, nicht nur weil ich einen wunderbaren Spaziergang durch Linz machen konnte, sondern auch weil das hier eine ganz tolle Atmosphäre ist und ich mich sehr freue, dass ich Ihnen einfach was erzählen kann von dem, was mich halt beschäftigt und umtreibt. Ich muss Ihnen gestehen, bevor ich losschieße mit dem Thema selbst, dass der Titel, der einen Titel zu finden, wo Zwischen auch wirklich drin war, mir sehr schwer gefallen ist, deshalb ist es ein bisschen hölzern geworden. Ich hoffe, Sibylle, du hast es nicht allzu stark bemerkt. Wenn ich jetzt los schieße, dann geht es zunächst einmal darum, dass wir uns, glaube ich, oft zu wenig klar machen, dass jeder Text, den wir lesen, also da draußen habe ich gesehen, steht eine kleine Bibliothek. Wenn Sie da was rausfischen und aufschlagen, ist das eigentlich das Ergebnis eines relativ komplexen Editionsprozesses. Und darüber möchte ich reden. Ich nehme, und als Beispiel möchte ich anfangen mit Ingeborg Bachmann, um einfach mal in der Gegenwart oder fast Gegenwart zu beginnen. Ingeborg Bachmann kann man bezeichnen als Autorin, natürlich quasi der Gegenwart. Ich glaube, 1973 ist ihr Todesdatum. Und ich mache das und nicht zuletzt deshalb, weil es gerade jetzt in Salzburg eine umfangreiche neue Edition des Oeuvres von Ingeborg Bachmann gibt. Und ich selbst das 30. Jahr, Sie sehen das hier vor sich, besitze und durchgeblättert habe und eigentlich auch durchstudiert habe. Eine Neuedition, also seit 2017 wird das gemacht in 30 Bänden. Es soll eine verlässliche Textgrundlage der Werke von Bachmann zur Verfügung gestellt werden mit nachvollziehbaren editorischen Entscheidungen. Und was das eigentlich bedeutet, können wir uns an einem kleinen Beispiel klar machen. Ich habe aus Undine geht eine Stelle herausgesucht, und zwar ist das eine ganz wesentliche Stelle. Es geht in diesen paar Worten um letztlich das Konstituieren einer Beziehung. Es ist die erste Begegnung zwischen einem weiblichen Ich und einem Hans. So heißt der Mann schlechthin bei Ingeborg Bachmann, also eine Schiffere für den Mann schlechthin. Und es wird formuliert in diesen Worten eigentlich der Beginn einer jeden Beziehung. Und das ist in zwei Versionen überliefert, würden wir sagen. Im Vorabdruck aus dem Jahr 1961 sagen die beiden Personen, ohne dass uns klar wäre, in welcher Abfolge wer spricht, die eine Person zur anderen, wie sie sich das erste Mal sehen, eben das Ich und Hans. Guten Abend, Antwort Guten Abend. Wie weit ist es? Wohin? Zu dir. Weiter als bis zu mir. mit der gedruckten Buchfassung des selben Jahres, dann sehen Sie einen deutlichen Unterschied. Es beginnt gleich, guten Abend, guten Abend, und wir wissen nach wie vor nicht, wer was sagt. Und dann geht es weiter, wie weit ist es zu dir? Weit ist es weit. Und die Antwort, und weit ist es zu mir. Nun könnten Sie sagen, natürlich der Unterschied ist jetzt kein ganz großer und gewaltiger. Wir brauchen den Text, bitte. Es ist kein allzu großer Unterschied, aber wenn wir genau hinschauen, dann schon. Denn Sie sehen in der oberen Version, ich nenne die Sprecher A und B, ohne zu wissen, who is who. Würde A sagen, guten Abend, wie weit ist es, dann zu dir antworten und B eben das jeweils andere sagen. Während in der Buchfassung des Jahres 61 die Verteilung ja irgendwie eine andere ist, weil sofort die Frage kommt, wie weit ist es zu dir? Und weit ist es weit. Eine viel poetischere Antwort eigentlich ist als weiter als bis zu mir, beziehungsweise und weit ist es zu mir. Sie sehen, es ist von der Sprecheraufteilung, irgendwas hat sich geändert und auch von der Form, von der sozusagen Literarisierung. Form von der sozusagen Literarisierung. Ingeborg Bachmann hat eine der schönsten Seiten, die in den Verlag gingen. Man kann sich also vorstellen, dass extrem viele Fehler einfach passiert sind. Dass Fehler passiert sind beim Druck des Ganzen. Es ist unvermeidlich. Und das sollte uns eigentlich klar machen, dass selbst von Autoren der Gegenwart der Text nicht stabil ist, nicht sicher ist. Wir gehen immer davon aus, aber das ist falsch. Und die Tatsache wird noch viel heikler eigentlich, wenn wir uns Autoren ansehen, die sehr lange vor den modernen Publikationsbedingungen geschrieben haben, zum Beispiel vom Buchdruck wäre ein wesentliches Moment, besonders brisant ist es selbstverständlich, das ist uns allen bewusst, bei der Bibel. Denn dort gibt es ja einfach auch die Forderung, kein J hinzuzusetzen oder wegzunehmen. Das heißt, da wäre sozusagen der Urtext, wenn es denn einen solchen je gegeben hat, die Bibel geht einfach davon aus, wäre es sozusagen eine Notwendigkeit, das Heil zu erlangen, den Urtext zu kennen, den richtigen, das Original zu kennen und nicht irgendeine Version, die voll von Fehlern ist. Aber eigentlich trifft das natürlich nicht so sehr in Heilsaspekten, aber sonst auch für Literatur der Antike überhaupt zu, die ja aus derselben Zeit stammt wie die Bibel letztlich. Und wenn wir uns ansehen, was es bedeutet, einen Text zu edieren, darauf geht es also jetzt im Folgenden, einen Text zu edieren, darauf geht es also jetzt im Folgenden, und dann wird das in drei Themen, werde ich das Ihnen versuchen vorzustellen, ich möchte reden über die Buchproduktion in der Antike, es wird dann weitergehen, nein, das brauche ich nicht vorwegnehmen, Sie werden es selber merken. Es geht also um die Buchproduktion in der Antike als erster Punkt und ich sage gleich vorweg, ich meine die Produktion literarischer Texte. Dafür hat man Wachstäfelchen benutzt, hat auf Stein eventuell auch geschrieben oder Lehm oder was auch immer. Die echte, ich sage mal, hohe Literatur, die ist zunächst angewiesen auf den Beschreibstoff Papyrus. Auf den Beschreibstoff Papyrus, der, na, da sind wir schon zu weit, entschuldigen Sie, eine Pflanze ist, ich stelle Ihnen das ganz kurz vor, weil ich die Geschichte anschließen möchte, wie der Papyrus wieder aus der Mode kam. Das ist eine Pflanze, Sie kennen das natürlich alle, die vor allem in Ägypten in der Antike gewachsen ist. Heutzutage ist es in Ägypten auch in weitesten Teilen schon zu trocken, selbst für die Papyrusstaude. Man nimmt, um diesen Beschreibstoff herzustellen, einfach die Stängel her, Sie sehen es auf dem linken Bild, und schneidet die der Länge nach in Streifen, sodass sie etwa 30, 35 Zentimeter lange und ein bis zwei Zentimeter breite Streifen erhalten, die man übereinander legt, die eine Schicht, die untere Schicht senkrecht, die obere Schicht drüber quer, waagrecht. Und dann hat man das Ganze gepresst. Dadurch, dass man dann mehrere solcher Blätter, sage ich mal, aneinandergeklebt hat, hat man einen sehr langen und nicht allzu hohen, also etwa 30 Zentimeter hohen Streifen erhalten, den man beschreiben konnte. Wenn ich sage einen sehr langen, dann geht das deutlich über 20 Meter hinaus zum Teil. Und hat das Ganze, damit es irgendwie benützbar wird, also man hat es nicht nur beschrieben in Spalten, senkrechten Spalten beschrieben, sondern auf eine Rolle aufgewickelt, sodass man das in der Antike im Buch nicht blätterte, sondern das Buch rollte auf und zugerollt hat. Von Papyrus haben wir viel, aber auch wiederum nicht allzu viel. Was haben wir eigentlich? Wir haben beispielsweise solche Dinge, das was aus dem trockenen Sand in Ägypten rauskommt, sind Rollen, sind Papyrusrollen, die als solche irgendwie mit ein bisschen Fantasie zumindest noch kenntlich sind, die sich im trockenen Sand erhalten haben. Was eine ganz besonders wichtige, tolle Entdeckung war, war etwa um die Wende des 19. zum 20. Jahrhundert in der ägyptischen, ich kann nicht einmal sagen Stadt, das ist glaube ich ein Dorf in der Antike war es eine Stadt, Oxyrinchus. Eine sensationelle Entdeckung. Man hat dort, englische Gelehrte waren das, die auf der Suche waren, einen antiken, ich sage jetzt einfach Misthaufen gefunden, mitten in dem Dorf so drei Meter hoch und zehn Meter im Durchmesser. Und irgendwie aus Interesse, was hat man in der Antike denn weggeschmissen, haben die beiden Wissenschaftler begonnen, dort herumzugraben und fanden nichts anderes als Papyri, solche Papyrusrollen. Und klug wie sie waren und schnell wie sie waren, haben sie das ganz, ganz heimlich nach England gebracht. Und zwar nach Oxford. Oxford ist das Zentrum da, wo am meisten Papyri, beschriebene Papyri also liegen. 400.000 ungefähr, nur damit sie eine Größenordnung haben. Und man nimmt einfach an, das war in der Spätantik eben dann mal uninteressant geworden. Diese Literatur hat niemanden mehr interessiert, man hat es weggeschmissen. Und das Glück, es hat sich auf diese Weise erhalten. die wir in Pompeji einmal besucht haben oder im Nationalmuseum in Neapel waren, die verkohlten und dadurch oder durch die Lava luftdicht erhaltenen Papyrusrollen aus einer beispielsweise großen Bibliothek in Pompeji. Sie sehen auf dem rechten oberen Bild, wenn man etwas genauer hinschaut, kann man erkennen, da ist was gerolltes. Und im rechten oberen Bild, wenn man etwas genauer hinschaut, kann man erkennen, da ist etwas Gerolltes. Gut, so weit einmal nur als materielle Voraussetzung. Was passiert in der Antike, wenn ein Autor etwas publizieren will? Wie funktioniert das überhaupt praktisch und technisch? Das ist einmal eine der Voraussetzungen. funktioniert das überhaupt praktisch und technisch? Das ist mal eine der Voraussetzungen. Zunächst, ganz klar, der Autor, egal ob im stillen Kämmerchen oder wie auch immer, schreibt sein Werk nieder. Das klingt ganz primitiv, wahrscheinlich ist es das auch, aber eigentlich ist es gar nicht so klar, dass er das schreibt. Es könnte genauso gut sein, dass er das diktiert. Und außerdem hat er schon während des Schaffensprozesses vermutlich Lesungen abgehalten, sodass das Werk in Teilen schon vorher vielleicht irgendwie bekannt ist. Aber wir gehen einfach mal davon aus, es gibt ein Exemplar, das gewissermaßen von dem Autor stammt. Ob er es selbst niedergeschrieben hat oder diktiert hat, sei derweil einmal und ich sage derweil einmal egal. Er übergibt einem Verleger, das gibt es in der Antike, er übergibt einem Verleger sein Manuskript und der lässt es vervielfältigen. Der lässt es vervielfältigen durch, vermutlich oft war das der Fall, durch ausgebildete Schreibsklaven. Das müssen natürlich keine Sklaven gewesen sein, aber jedenfalls professionelle Schreiber. Sklaven müssen natürlich keine Sklaven gewesen sein, aber jedenfalls professionelle Schreiber. Und die Vervielfältigen schreiben also ab und korrigieren das dann auch gleich. Und von dort gehen diese Exemplare, die da entstehen, und vielleicht werden das zunächst einmal 30, 40 oder so gewesen sein, direkt in den Verkauf. Buchhändler kaufen manchmal größere Mengen auf oder es wird direkt einfach vom Verleger sozusagen über den Laden an der Gasse verkauft. Wenn wir uns klar machen, die Bedingungen, es gibt seit dem ersten Jahrhundert vor Christus, und ich rede jetzt nur von Rom, gibt es öffentliche Bibliotheken, die schauen, dass sie alles kriegen können, was literarisch geschrieben wird. Es gibt interessierte Privatpersonen, es gibt private, größere oder kleinere Bibliotheken. Was gibt es nicht, und das ist oft unterschätzt als, weil es für uns so selbstverständlich ist, es gibt kein Copyright. Das heißt, man kann erstens Raubdrucke machen, so viel man Lust hat. Und wenn ich sage Drucke, ist das, entschuldigen Sie, diese moderne Form Wegnahmetesten, was es natürlich nicht gibt, also Raubabschriften, Raubpublikationen machen. Man kann Teile veröffentlichen, man kann verfälschen, man kann machen, was man Lust hat eigentlich. Man handelt sich bestenfalls eine böse Nachrede ein, aber nicht einen Prozess. Das ist eine der Bedingungen, unter der in der Antike geschrieben wird. Zweite Bedingung, das Material, auf dem man schreibt, Papyrus, wir haben uns angeschaut, ist dein organisches Material nicht gut haltbar. Also es geht immer sehr schnell kaputt durch Feuchtigkeit. Wir haben ja gesehen, es hält sich letztlich nur unter Luftabschluss oder im Sand, im trockenen Sand. Das heißt, es werden immer wieder neue Exemplare von denselben Schriften benötigt, will man sie überhaupt weiterhin lesen. neue Exemplare von denselben Schriften benötigt, will man sie überhaupt weiterhin lesen. Wenn wir von hier aus uns weiter überlegen, die Situation ist nicht sonderlich günstig. Wenn ich alle 20, 30 Jahre vielleicht eine neue Abschrift herstellen muss, weil die alte zerbröselt, dann schreit das nach eigentlich einem neuen Beschreibstoff. Und der wird auch gefunden. Ich erzähle Ihnen einfach die Anekdote, die dazu in der Antike schon berichtet wird. Sie ist sicher falsch, aber ist ja egal. egal. Sie wissen, der Papyrus wächst in Ägypten und in Ägypten liegt auch die Stadt Alexandria, die sich ja lange Zeit gerühmt hat, die größte und beste Bibliothek der ganzen Welt zu haben. Es gab aber auch andere Städte, die hätten gerne irgendwie Konkurrenz gemacht zur Bibliothek in Alexandria, darunter die Stadt Pergamon in Kleinasien, da in der Gegend von Izmir, vom heutigen Izmir. Und tatsächlich ist Pergamon aufgestiegen als Ort der Wissenschaft, der Bildung und hat eine tolle Bibliothek aufgebaut, bis Alexandria gesagt hat, das geht nicht, wir wollen nicht den ersten Rang verlieren und einen Exportstopp über Papyrus als Material einfach verhängt hat. Und in Pergamon stand man da und sagt, wir wollen jetzt die Bibliothek aufbauen. Blöd, wir haben jetzt keinen Beschreibstoff mehr, was machen wir? Das Papier war noch nicht nach Europa gekommen. Pergament aus Pergamon, also gegerbte Tierhaut. Ziegen oder Schaf oder zum Teil auch kann man es vom Rind nehmen, also das Fell schabt die Haarseite ab, glättet auch die Innenseite, spannt das Ganze, trocknet das Ganze, kann es in Stücke schneiden und eigentlich genauso wie ein modernes Buch danninander passen, denn man würde natürlich nicht auf etwas, was sehr teuer ist und nur kurz haltbar ist, etwas schreiben wollen. einmal in der genannten Weise, und egal jetzt, ob auf Papyrus letztlich oder auf Pergament, wenn er einmal publiziert ist, wenn er einmal unters Volk gekommen ist, wenn er einmal in den Bibliotheken steht oder bekannt geworden ist. Zunächst einmal, wie gesagt, er wird immer wieder kopiert von Personen, die es haben wollen. Und wenn ich eben einen Cicero-Text haben will, dann muss ich nicht unbedingt zum Verleger selbst gehen, ich kann in eine Bibliothek gehen, ich kann aber auch zu einem Freund gehen, der den Text besitzt und sagen, bitte mach mir eine Abschrift oder borg mir das, dass ich mir eine Abschrift machen kann. Aus welchen Gründen es gerade um das Jahr 400 war, ist völlig unklar, dass es zum generellen Medienwechsel kommt, dass die Papyrusrolle außer Mode kommt und dass stattdessen der Pergamentkodex State of the Art wird. Das hat gravierende Folgen, wie jeder Medienwechsel. Also uns ist ja auch klar, was zum Beispiel der Buchdruck an Folgen hatte für das Bildungs- und Schreib- und Bildungswesen allgemein oder die Einführung und Umstieg auf Computer, das braucht man gar nicht zu bereden. Was an Texten wertvoll ist, aus den Augen des späten vierten Jahrhunderts, was an Texten wertvoll ist, wird von Pergament nicht mehr auf weiteres Pergament geschrieben, sondern eben, entschuldigen Sie, wird nicht von Papyrus auf weiteren Papyrus geschrieben, sondern in Pergament umgeschrieben. Und was man sagt, das interessiert uns heute gar nicht mehr, das schreibt man halt einfach nicht mehr ab. das schreibt man halt einfach nicht mehr ab. Und das heißt, was wir heute haben an antiken Texten, ist eigentlich die Auswahl um das Jahr 400. Was damals nicht gefallen hat, haben wir nicht mehr. Das hat unendlich viele Nachteile, das ist ganz klar. Das ist eine Auswahl, die nicht mehr unsere ist. Auf der anderen Seite, ich muss Ihnen gestehen, es hat sogar auch Vorteile. Und ich bin froh, dass mich meine Fachkollegen, so weit ich sie jetzt nicht sehen und hören, wenn ich gewesen, das war nämlich gerade damals eine unglaubliche Blütezeit der antiken Kultur und man wusste, was man haben will und was nicht und warum. Wir würden das heute auch unterschreiben. In jener Zeit entstehen also wertvolle Kodizes, wie man das nennt, also auf Pergament geschriebene und richtig gebundene Bücher. Wir haben einige davon heutzutage noch, es ist nicht sehr viel, aber ein paar haben wir. Beispielsweise eine Vergil-Handschrift. Vergil, der große Autor, Sie sehen, relativ wenige Zeilen Text und mit Illustration, also wirklich ein halbe Seite Bild, halbe Seite Text. Um 400 nach wird das Ganze datiert und Sie sehen einen Hafen dargestellt und die Flotte des Eneas, die in diesen Hafen einläuft. Man kann sich vorstellen, das ist teuer, ein solches Buch herzustellen, gerade wenn es so ein teurer Beschreibstoff ist, dieses Pergament. Also das Wertvolle wird in solchen ganz wunderbaren Prunk-Handschriften festgehalten. Natürlich auch die Bibel, die ja um 400 bereits ihren Siegeszug in der antiken Welt längst angetreten hat. Wir werden uns nachher noch diese Seite ein bisschen genauer ansehen, und zwar genau das, was Sie da oben eingekastelt haben, aber bis dahin brauchen wir noch ein bisschen Geduld. Ich möchte nämlich zuerst erzählen, wie es weitergeht. Das Pergament bleibt der Beschreibstoff circa bis in Europa, in Mitteleuropa, bis ins 13. Jahrhundert. Erst da beginnt man Papier wirklich zu verwenden, das von seiner Erfindung her ja schon wesentlich älter ist. Und es wird natürlich immer nur händisch abgeschrieben bis zur Erfindung des Buchdrucks und damit wären wir schon im 15. Jahrhundert. Auftraggeber. Auftraggeber sind die Bildungsinstitutionen, also man kann sagen ab dem Frühmittelalter die Klöster, ab dem 12. Jahrhundert vielleicht die Universitäten, die für ihre Bibliotheken ja Material brauchen und vereinzelt, das macht das Kraut nicht fest, vereinzelt auch Privatpersonen. Und man schreibt selbstverständlich im jeweils gängigen, für die damalige jeweilige Zeit angepassten Schrifttypus. Man schreibt zunächst nur in, Sie sehen es hier vielleicht ein bisschen deutlicher, in Großbuchstaben, in sogenannten Majuskeln. Und wenn Sie sich diese Stelle anschauen, oder Sie können es, glaube ich, gut entziffern, Nisi pater qui me misit, steht in der ersten Zeile, dass es keine Worttrennungen gibt, es gibt keine Abstände zwischen den Wörtern. Das ist einfach ganz typisch für die Antike, die weder Interpunktion kennt, noch Worttrennung im Allgemeinen kennt. Ich zeige Ihnen jetzt einfach nur, damit Sie sich die Varianze ein bisschen vorstellen können, ein paar andere Beispiele. Wir wären hier in einer ebenfalls, denke ich, sehr schön lesbaren Schrift. Würden Sie mir zustimmen, dass das ja fast gedruckt aussieht und wir sind in einer Handschrift um 840. Handschrift um 840. Karolingische Schrift, Kandergroße hat ja Interesse daran, eine möglichst gut lesbare und einheitliche Schrift in seinem Reich zu verbreiten. Das wäre ein solches Beispiel dafür. Und Sie sehen, dass man hier schon ganz gut erkennen kann, wo ein Wort aufhört und wo nicht, dass wir so einzelne Pünktchen auch zwischen den Wörtern ab und zu haben. Aber richtig, was weiß ich, Punkt und Fragezeichen und Beistrich würden wir umsonst suchen. Nicht mehr gar so einfach lesbar, vielleicht ist eine frühgotische Schrift, die ich einfach als Beispiel herausgesucht habe. Man kann sich einlesen, es ist im Prinzip eine Weiterentwicklung der vorigen Schrift, aber man braucht schon ein bisschen mehr Übung, um hier zu realisieren. Und wenn wir einfach noch einen Schritt weitermachen, sehen Sie, wir hätten zwar im 13. Jahrhundert auch die Möglichkeit, wieder eine unglaublich schöne, feine Schrift, leicht lesbar und mit sehr hübschen, sehen Sie den Vogel da links oben, der ist doch wirklich sehr hübsch, mit hübschen Verzierungen versehene Handschrift, ein Psalterium, also ein Psalmenbuch, das hat sich sozusagen höchste Qualität auch im Beschreibstoff und in den Illustrationen verdient. Ein bisschen anders würde es vielleicht bei diesem Stück ausschauen, wir sind damit aber auch schon beim letzten dieser Beispiele. Wir sind im 15. Jahrhundert und bei etwas, was letztlich auch im Vergleich zu anderem gut lesbar ist und trotzdem vielleicht auf den ersten Blick nicht sofort alles erkennen lässt. Was will ich damit sagen? Wer abschreibt und die Antike bis ins 15, mir passiert das jedenfalls dauernd. Wenn ich etwas abschreibe, dann kann ich noch so gut aufpassen, wenn das mehr als zehn Zeilen sind, entweder ich vergesse ein Wort oder ich lasse eine Silbe aus, irgendetwas passiert. Sie haben dieselbe Erfahrung, denke ich, gemacht. Das wird bei Ihnen nicht viel besser ausschauen und es schaut bei den Schreibern, auch bei den professionellen Schreibern, um nichts besser aus. Das heißt, wenn aber wir eine Abschrift von einer Abschrift von einer Abschrift haben, kommen immer Fehler dazu. Es ist so wie die stille Post. Wenn ich dir was ins Ohr sage und du sagst es weiter und es kommt zurück, erkenne ich es wahrscheinlich nicht mehr wieder. Ich habe Ihnen jetzt und möchte Ihnen einfach ein Beispiel geben, wie man sich so etwas vorstellen kann. Ich sage selbst dazu, es ist ein erfundenes Beispiel. Ich habe einfach etwas versucht zusammenzustellen. Ich habe mir gedacht, wir gehen von einem Autor aus, der ungefähr um 400 nachschreibt. Erstens ist das die Zeit, in der ich selbst am meisten arbeite. Zweitens hat die Folie einfach nicht mehr Platz hergegeben, muss ich gestehen. Also ich wollte dann um 400 nach dem Autor ansetzen. Und wir gehen einfach davon aus, dass das abgeschrieben wird. Und zwar relativ bald. Es wird einfach unters Volk gebracht, seine Schrift, die Schrift XY. Ich nenne die ersten drei Abschriften, die brassieren A, B und C. Und wir können jetzt einfach uns weiter überlegen, es geht einfach weiter, weiter, weiter. Das ist relativ langweilig, was ich da jetzt mache. Aber etwas möchte ich Ihnen zeigen anhand dieser Abschrift I. Sie sehen sie jetzt relativ links unten. Die ist von D abgeschrieben. Also ein Strich sagt immer abgeschrieben von A, aber sie hat eine streichlierte Linie zu F. Das heißt, der Schreiber von I hat nicht nur eine Vorlage gehabt, sondern hat sich als Nebenvorlage die Handschrift F hergenommen und hat also seinen Haupttext, den er da von D abgeschrieben hat, vielleicht korrigiert in der Wissenschaft Kontamination nennt. Er hat ein Exemplar hergestellt, das gewissermaßen, wenn wir es als Familienstammbaum deuten wollen, zwei Eltern hat. Alles andere ist ja gewissermaßen pathogenetisch, immer nur von einer Handschrift, aber das wäre von zweien. Wenn wir noch ein bisschen weiter schauen, dann sind wir hier Handschrift J relativ viele Fehler schon, denn sie hat viele Abschreibvorstufen, während die Handschrift L, die gleich alt ist, weniger. Sie verstehen, was ich meine? Und das heißt, wir können nicht davon ausgehen, dass eine Handschrift, die relativ jung ist, deshalb besonders viele Fehler haben muss. Keineswegs. Sie kann auch direkt von einer sehr, sehr Alten abgeschrieben worden sein. Minuten möchte ich mit Ihnen einfach ein bisschen was zur Methodik des Ediens besprechen. Das waren ja alles jetzt einmal nur so Grundlagen. Was mache ich jetzt, wenn ich, was ich auch wirklich wissenschaftlich tue, wenn ich eine Edition mache, also etwas, was wir alle dann in die Hand nehmen können und als Buch lesen können, und zwar, wenn ich einen antiken Text ediere. Die allererste Stufe ist, ich schaue in allen Bibliotheken, die es heute gibt, hat dieses Werk, das ich edieren möchte, da oder dort oder dort oder dort eine Handschrift. Gibt es eine Abschrift? In was weiß ich, der Nationalbibliothek in Wien, in der Bibliotheca Vaticana, wo auch immer, wo auch immer, die könnten über die ganze Welt verstreut sein und sie sind es im Normalfall auch. Ich versuche also möglichst vollständig, mir einen Überblick darüber zu verschaffen, welche Abschriften gibt es denn heute überhaupt noch. Ich gehe in Klöster, ich schaue Klöster-Bibliothekskataloge an, ich gehe in die großen Nationalbibliotheken, ich rechne auch damit, dass das eine oder andere im Privatbesitz vorhanden ist. Gerade in Österreich gibt es gar nicht so wenig. Ich gehe nämlich davon aus, und davon muss ich leider ausgehen, dass das Original nicht erhalten ist. Das Original, das wir da um 400 angesetzt haben, das gibt es leider aus der Antike einfach nicht. Wir können also nicht damit rechnen, irgendwo finden wir das Original. Wenn ich all diese Handschriften habe, die Zahl kann variieren, das können sein 200 oder 200, je nachdem, was halt beliebt war durch die Jahrhunderte hindurch, dann mache ich einen möglichst genauen Textvergleich. Dieser möglichst genaue Textvergleich bezieht sich wirklich aufs Einzelwort, geht also bis ins Einzelwort hinein. Wir haben das bei der Bachmann-Edition gesehen. Das geht ja auch, die Varianten gehen ins Einzelwort hinein. Und anschließend, wenn mir klar ist, ich habe jetzt alle zugänglichen Handschriften mir angeschaut und deren Text verglichen, dann versuche ich auf dieser Grundlage den Stammbaum, den wir vorhin gesehen haben, zu rekonstruieren. Und hoffe inständig, dass es nicht allzu viel Kontamination gibt. Sie erinnern sich, das sind diese Handschriften, die sozusagen zwei Eltern haben, denn das macht das Ganze extrem schwierig. Mein Ideal, mein Ziel wäre, durch diesen Stammbaum das Original rekonstruieren zu können und das ist etwas höchstproblematisches. Ich sage auch gleich, warum es problematisch ist. Die Grundannahme aller Überlegungen, die ich als Editorin mache, ist Ihnen bereits klar. Ich gehe davon aus, Verwandtschaft von Handschriften, die also nahe miteinander verwandt sind, äußert sich in einer Fehlergemeinschaft. Wenn Sie viele gemeinsame Vorfahren haben diese drei Handschriften untereinander ganz ähnliche Fehler haben und außerdem jede dieser drei Handschriften noch eigene Fehler hat, die die jeweils anderen beiden nicht haben, dann würden sie im Stämmer so ausschauen wie ganz rechts diese Miniskizze. Würden sie sozusagen gleichgestellt sein von einem und demselben Exemplar abgeschrieben sein. Anderenfalls, wenn zum Beispiel alle Fehler von je auch in M und in N vorhanden sind, müssten wir davon ausgehen, dass M und N eben von je abgeschrieben sind. Also da gäbe es verschiedene Möglichkeiten, wie man Fehlergemeinschaft beurteilen und bewerten kann. Nur im Idealfall, und diesen Idealfall, Sie wissen, gibt es in der Theorie, aber gibt es in der Praxis überhaupt nicht, sind die allerersten Abschriften des Originals vorhanden. Sie sind es nie. Also man kann leider davon ausgehen, dass es viele Generationen von Abschriften gibt zwischen dem Original und unserer frühesten Handschrift. Und dann haben wir noch ein Problem, das da dazukommt. Und zwar, dass wir, ich habe es hier versucht anzudeuten, aber es schaut viel dramatischer aus, dass wir ja die allermeisten Handschriften, die es je gab, überhaupt nicht mehr haben. Natürlich nicht. Also, wir gehen davon aus, 10% aller Handschriften, die je existiert haben, zwischen der Spätantike und dem Buchdruck, haben wir. 90% sind verloren. Das heißt, ich arbeite mit extrem vielen Unbekannten in meinem Editionsgeschäft. Nun, ein Werk, das man ediert, ist ja nicht unbedingt nur drei Seiten lang, sondern geht über vielleicht hunderte Seiten. Wie kann ich den Überblick überhaupt bewahren? Welche sind eng miteinander verwandt und welche weit voneinander entfernt. Da hilft uns modernstes Software, cladistisches Software. Cladistik, ich weiß nicht, ob der Begriff allgemein bekannt ist, und das Wenige, was ich dazu sagen kann, habe ich mir auch nur ein bisschen angelesen. Cladistik ist eine Methode der Biologie, eine Methode der biologischen Systematik, die danach fragt, welche, ich sage mal Tiere, aber es lässt sich auf Pflanzen genauso, glaube ich, anwenden, welche Tiere haben eine besonders enge Verwandtschaft aufgrund von gemeinsamen Merkmalen und welche eine nur weiter entfernte Verwandtschaft zueinander. Schauen Sie sich hier ein sogenanntes Kladogramm an von den Krokodilen. Sie kennen ja solche Dinge im Prinzip, dass der Oberbegriff sind die Krokodile und dann gibt es darunter die zwei Klassen der Gavialen und der Brevirostres und die sind wiederum unterteilt und so. Also die Sache ist, denke ich, uns bekannt. Diese Gladistik orientiert sich entweder an gemeinsamen Merkmalen, zum Beispiel Huftiere oder Nicht-Huftiere oder Einhufer und Paarhufer, oder überhaupt an Gesamtheit der DNA und sagt aufgrund von Übereinstimmungen von 99,9 Prozent oder 99,7 Prozent nur, diese Tiere sind besonders nah miteinander verwandt. Kluge Leute haben gesagt, das ist eigentlich jetzt dasselbe wie Handschriften. Also jedes Wort oder jeder Buchstabe ist gewissermaßen, ich breche es runter auf etwas, was wahrscheinlich biologisch ganz entsetzlich ist, ist ein Gen. Und wenn ich alle den Überblick über das gesamte Genom habe, dann kann ich gut sagen, welche sind miteinander verwandt oder welche nicht, beziehungsweise Überblick über alle Wörter in einem Text habe. Gut, wir helfen uns also mit so etwas, indem wir eine solche Software einsetzen, um zu Verwandtschaften zu kommen und Verwandtschaften schnell sehen zu können. Was diese Software nicht schafft, bis jetzt jedenfalls nicht schafft, ist Kontamination. Sie haben den Begriff noch klar, das ist dort, wo eine Handschrift von zwei Eltern abstammt. In der kladistisch oder biologisch gedacht würde das nämlich etwas voraussetzen, ein Lebewesen voraussetzen, dass entstanden ist aus der Paarung eines, ich sage was, Elefanten mit einem Fisch, weil es auf der einen Seite den Rüssel hat und auf der anderen Seite Flossen hat. Und darauf ist natürlich diese Software nicht ausgelegt und hier passt sie. Oder müssen auch wir passen. Also Stammbäume, die ich sage mal philologisch etabliert werden, unterscheiden sich dann doch ein wenig von den klartistisch etablierten. Ich habe das hier mal in einer Edition durchgespielt. Aber letztlich, wir haben Hilfe. Wir kriegen einen Überblick, einmal einen ersten Überblick, wenn wir uns mit dieser Software behelfen. Gut. Ich habe Ihnen die Probleme, drei Probleme, ich habe noch wenige Minuten, aber drei Probleme, die eigentlich wirklich heikel sind. Ich habe noch wenige Minuten, aber drei Probleme, die eigentlich wirklich heikel sind. Ich habe so einfach davon gesprochen, ich brauche ja nur die Fehler rausfinden und dann erkenne ich Verwandtschaften. Das ist schön und gut, aber ich muss ja etwas zugeben. Ich muss nämlich zuerst einmal, weiß ich ja nicht, was ist richtig und was ist ein Fehler, weil sonst bräuchte ich ja keine Edition machen. Gut, also wie kriege ich ja nicht, was ist richtig und was ist ein Fehler, weil sonst bräuchte ich ja keine Edition machen. Gut, also wie kriege ich raus überhaupt, wenn ich 95 Abschriften habe und 15 haben dieses Wort und 30 haben jenes Wort und, und, und, was ist überhaupt richtig, was hat der Autor geschrieben? Es hilft mir dazu der Stammbaum ein bisschen und die Logik des Stammbaums. Es dürften nicht dieselben Fehler in unterschiedlichen Familien auftreten, wenn es nicht ganz zufällige Fehler sind. Also signifikante Fehler dürfen nicht an unterschiedlichen Stellen auftreten. Aber was ich auf jeden Fall brauche, ich muss erstens die Sprache wirklich gut kennen und können. Ich muss zweitens die stilistischen Eigenheiten eines Autors kennen. Ich muss mich irgendwie in den Stil, in die Ausdrucksweise hineindenken können. Ich muss aber auch beachten, welches literarische Genus da jeweils vorliegt. Eine Lyrik wird anders zu etieren sein als ein Roman oder das, womit wir uns jetzt gerade sehr viel beschäftigen, Edition von Predigten. Das ist überhaupt noch ein Einzelfall und da komme ich gleich noch darauf zurück. Was mache ich also? Mehrfaches, ganz genaues Lesen und Abwägen aller Textvarianten. Ich komme, wenn ich Glück habe, komme ich zu einem Ergebnis, bei dem ich mit Bauchweh bleiben kann und werde trotzdem aus wissenschaftlicher Redlichkeit zugeben müssen, dass so und so viele Textentscheidungen Bauchgefühl sind. wäre es nicht eine wissenschaftliche Leistung, ich muss es nachvollziehbar machen, wo habe ich harte Argumente, und die gibt es, aber wo ist es dann vielleicht auch wiederum nicht gut argumentierbar. Was wir daher brauchen in einer Edition, ist auch eine kritische, wir bräuchten die nächste Folie, danke, eine kritische Beigabe, die sagt, wie schaut es wirklich mit der Überlieferung aus, sodass ein Benutzer das auch hinterfragen kann, was ich im Haupttext, das ist das, was Sie oben sehen, etiert habe. Unsicherheiten bleiben und müssen als solche ausgewiesen werden. Das ist mal das eine Problem. Also was sind Fehler? Natürlich das allergrößte Problem. Wir haben aber durchaus noch andere Probleme und zwei, die ich besonders hübsch finde, möchte ich Ihnen vorstellen. Das Urexemplar, von dem ich gesagt habe, der Autor gibt es frei, sozusagen gibt es in den Handel, gibt es dem Verleger. Das Urexemplar muss nicht fehlerfrei sein. Wer garantiert uns denn überhaupt, dass das, was der Autor aus der Hand gibt, fehlerfrei ist? Wäre es nicht denkbar, dass der Autor es diktiert hat und der, der das mitgeschrieben hat, das diktiert hat, hat es einfach schlecht gehört oder sich verschrieben? Was mache ich als Editorin in solchen Fällen, wo alle Handschriften ein und dasselbe haben, schreiben mit dem ein und dasselbe Wort und ich weiß, es muss falsch sein, weil es völlig unsinnig ist? Okay, in diesem Fall, natürlich signalisiere ich das, wage ich eine Korrektur freihändig. Eine sogenannte Konjektur. Es geht nicht anders, der Text muss ja irgendwo sinnvoll sein, ansonsten unterstelle ich dem Autor, dass er einen Unsinn geschrieben hätte. Also in gewichtigen Fällen und mit guter Argumentation greife ich ein und würde selbst gegen alle handschriftlichen Indizien etwas anderes in den Text setzen. Indizien etwas anderes in den Text setzen. Aber wenn wir jetzt, also Konjizieren nennt man das, einen Text zu konstituieren gegen alle Handschriften. Es wäre aber doch auch durchaus möglich, dass der Autor selbst Fehler macht. Nicht nur, dass der Schreiber, der das gehört hat, was falsch geschrieben hat, denn das kann sofort passieren. Wir haben genug Indizien, dass Augustinus an einem Text offensichtlich wirklich selbst geschrieben hat und dann, wir würden es so interpretieren wollen, geht die Tür auf und jemand kommt rein und sagt etwas. Augustinus erzählt ihm irgendetwas und schreibt nach zehn Minuten weiter und der Satz bricht genau dort. Man kann das nachvollziehen. Es ist eben eine Störung passiert. Es wird dieser Satz nicht in der Weise weitergeführt, wie er begonnen worden ist. Ganz besonders deutlich ist das bei Predigten. Sie brauchen ja leider nur mir zuzuhören und merken, dass sehr, sehr viele Sätze nicht ein passendes Prädikat haben, einfach weil ich das bei der mündlichen Wiedergabe dessen, was ich im Kopf konzipiere, nicht durchhalten kann oder nicht in jedem Fall durchhalten kann. Was tue ich in diesem Fall, wenn ich sage, da hat der Autor einen Fehler gemacht? Ich werde ihn nicht verbessern. Ich nehme das hin, was soll ich denn tun? Aber es gäbe noch ein drittes Problem, nämlich ich könnte mich auch fragen, existiert überhaupt ein Autor? Hat ein Autor existiert? Könnte es nicht sein, dass der Text, den ich da jetzt edieren will, ein Gebrauchstext ist? Beispielsweise haben wir das oft bei Klosterregeln. Da gibt es nicht die eine Version, die richtig ist und alle anderen sind falsch, sondern jedes Kloster kann an bestimmten Stellen seine eigenen Bedürfnisse formulieren in dieser Regel, also Texte, die für Adaptierung und Bearbeitung offen sind. kann ich nicht in der gewohnten oder von Ihnen jetzt auch kurz von mir gehörten Weise edieren, weil ich nicht einen Text edieren kann, weil es nicht einen Autor gibt, sondern weil letztlich jede Abschrift gewissermaßen ein Original für sich darstellt. Wenn ich also sage, es gibt nicht einen Autor und Autor in Existenz ist so ein bisschen salopp formuliert, dann meine ich, es gibt nicht einen Autor, dann kann ich das einfach nicht in der Weise edieren, wie ich es Ihnen jetzt gerade vorgestellt habe. Es funktioniert nicht. Sie wissen ja, dass die Postmoderne grundsätzlich ein sehr komplexes Verhältnis zum Begriff Autor entwickelt hat und in der Editionsphilologie hat sich daher durchgesetzt eine ganz vorsichtige Haltung beim Edieren. Man sagt heutzutage, wenn du edierst, stelle alle Varianten, die es von den Handschriften gibt, einfach nebeneinander hin. Entscheide du nicht, wirf dich nicht auf zum Richter über Texte. Jeder, der das benutzt, soll selbst schauen. Das ist, glaube ich, kulturgeschichtlich auch wirklich ein extrem interessanter Zugang. Aber ich glaube trotzdem, dass genau dieses Ideen, das ich Ihnen versucht habe vorzustellen, extrem wichtig ist. Denn wir alle wollen doch, wenn wir Literatur lesen, einen Text lesen. Oder vielleicht sollte ich sagen, einen Text lesen und nicht uns selbst Varianten zusammensuchen und überlegen, was macht mehr Sinn. Literatur will gelesen werden und Editionen sind genau dazu da, dass das ermöglicht wird. Vielen, vielen Dank für Ihre Geduld und für Ihr Interesse. Danke. Ich sage herzlichen Dank, ich glaube im Namen unserer aller, für diesen Vortrag. Für mich ist es total spannend sozusagen, was da eigentlich für eine Vorarbeit geleistet wird, wenn man als Theologin dann mit den Texten von Kirchenvätern oder eben auch mit biblischen Texten dann arbeitet. Also Vorarbeit, die noch vor der Übersetzung sozusagen in andere Sprachen stattfindet. Also vielen Dank für diesen Einblick. Vielleicht so als erste Übergangsfrage, bevor ich sozusagen so den Blick ins Publikum richte. Wie viele Werke gibt es eigentlich noch, kann man das überhaupt sagen, die noch zu editieren sind? Werke aus der Antike? Ja, vielleicht, genau. Sonst, dass man es so einschränken kann. Also solche, die überhaupt noch nie gedruckt wurden. Vielleicht sage ich das einmal so. Die noch nie gedruckt wurden, gibt es nicht allzu viele, obwohl ich muss sagen, wir finden immer wieder neue Texte, was kritisch ediert ist, also wirklich mit dieser Vorarbeit, man müsste sagen, innerhalb der, sagen wir mal, frühchristlichen Ära, da kenne ich mich am ehesten aus, wird es sein, ein Drittel ist kritisch ediert, zwei Drittel nicht. Innerhalb der klassischen Antike ist fast alles schon zumindest einmal kritisch ediert, was nicht heißt, dass es gut gemacht ist und das ist die Voraussetzung dafür, dass es halt ein zweites oder drittes Mal vielleicht mit neuer Methodik nochmals gemacht werden sollte. Aber da ist noch ein weites Betätigungsfeld, da ist noch viel zu tun. Gibt es schon erste Fragen? Ist das Edieren eigentlich irgendwann zu Ende? Selbst wenn es eine kritische Ausgabe gibt, ist der Prozess des Edierens irgendwann zu Ende, dass man sagt, jetzt gilt es, jetzt sind wir so nahe wie möglich dran? macht, hofft, die letztgültige Edition zu machen und einen Rienovablu, einen Status zu erreichen. Dass das im Normalfall nicht funktioniert, weil zum einen die Anzahl der Handschriften einfach so groß ist und die Heuristik, die Möglichkeit, sie aufzufinden, so schlecht ist, dass es immer sehr leicht möglich ist, dass vielleicht die wichtigste aller Handschriften unentdeckt geblieben ist. Trotzdem ist es wahrscheinlich nicht etwas, was, oder nicht trotzdem, nein, umgekehrt, ich sollte es anders probieren, nicht nur deshalb ist es etwas, was vielleicht nicht wirklich abschließbar ist, weil ich ja auch einen gewissen Teil der Entscheidungen, wie ich sagte, aus dem Bauch heraus treffe. Und ich nehme an, dass mein Bauchgefühl nicht unbedingt ihres sein würde, beziehungsweise man vielleicht überhaupt in 100 Jahren einfach andere Zugänge zur Literatur hat, die mir verschlossen sind. Und deshalb kann ich mir schon vorstellen, dass man immer wieder mal sagt, das müssen wir neu machen. Und deshalb kann ich mir schon vorstellen, dass man immer wieder mal sagt, das müssen wir neu machen. Ich frage das auch als Musiker. Ich denke da nur an Bruckner, diese Symphonien sind 100, 150 Jahre alt und da gibt es schon einige Editionen. Aber die Blickwinkel, vor allem den Kontext betreffend, weiten sich ständig, dass man auch einen anderen Blick auf die Handschriften oft hat. Anderen Blick, Sie haben völlig recht, anderen Blick auf die Handschriften oder anderen Blick vielleicht wirklich auf Text, auf Phänomene der Intertextualität. Das wird ja bei der Musik, denke ich, genauso sein. Und insofern gibt es wahrscheinlich kein wirkliches Ende des Edirns, wobei ja Edirn immer eine Stufe der Interpretation auch ist. Ich hätte noch eine Frage zu einem ganz anderen Fehlerzweig. Und zwar, wenn man davon ausgeht, dass das ja auch im hohen Maße Übersetzungen sind, also im einfachsten Formiertes von Griechisch auf Lateinisch, aber wenn das über Arabisch und Zwischensprachen wie Portugiesisch und Spanisch dann zurück ins Latein erfolgt, dann ergeben sie also ganz neue Dimensionen, das semantisch, also nicht nur jetzt auf einer Abschreibbasis, sondern auf einer Übersetzungsbasis kommt da dann noch eine neue Komplexität dazu? Worüber ich gesprochen habe, das war ja eigentlich gar nichts, was mit Übersetzungen zu tun hatte, sondern da sind wir sozusagen rein im lateinischen, also das wäre halt mein Zugang, im lateinischen Bereich geblieben. Und natürlich übersetze ich die Texte, die ich ediere, aber eigentlich, um selbst eine Kontrolle zu kriegen, wie gut ich sie verstanden habe, sozusagen als Kontrolle, nur für mich, das bleibt dann im Schreibtisch, diese Übersetzung. Aber natürlich gibt es antike Texte, das wären vielleicht sogar mehr die griechischen als die lateinischen, die übers Arabische ins lateinische Mittelalter gekommen sind. Sprache eine eigene Edition braucht. Also ich kann ganz schlecht einen lateinischen Text der Spätantike rekonstruieren, wenn ich ihn nicht auch in direkter Überlieferung, also durch Handschriften im Lateinischen, die rein im Lateinischen geblieben sind, habe, sondern wenn sich der Text nur erhalten hat dadurch, dass er zunächst Hausnummer ins Arabische übersetzt wurde vom Arabischen dann wieder zurück ins Lateinische oder sowas. Das wäre nicht mehr die Edition des ursprünglichen lateinischen Textes, sondern des sekundären lateinischen Textes. Also da muss wirklich, denke ich, jede Schicht für sich selbst ediert werden und hätte eigentlich eine eigene Edition verdient. Denn wenn wir dann auch noch Übersetzungstechnik mit hineinnehmen, ist es ja nicht mehr ein Abschreibevorgang, sondern bereits ein Transformationsvorgang. Das heißt, ein Übersetzer kann, aber muss eigentlich gar nicht unbedingt das Ideal der Wortnähe verfolgen, der wortnahen Übersetzung verfolgen. Der eine sagt, ich übersetze Wort für Wort und dann kommt was Grässliches vielleicht raus in der Zielsprache und der andere sagt, ich übersetze es sinngemäß so und entfernt sich damit wesentlich weiter, vielleicht vom Original. vom Original. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es sinnvoll wäre, wirklich aus Übersetzungen ein anderssprachiges Original so lange rekonstruieren zu wollen, aber Übersetzungen eignen sich natürlich ganz hervorragend, um nebeneinander etiert zu werden, sozusagen in den Spalten nebeneinander, dass man da das Griechische hat, dann da in der Mitte das Arabische beispielsweise und rechts dann die endgültige lateinische Übersetzung oder so, weil man dann die Unterschiede sehen kann und dann sind eigentlich die Unterschiede interessanter. Darf ich vielleicht nur eine Zwischenfrage stellen, weil du das jetzt angesprochen hast mit dem Du übersetzt selber, das bleibt aber auch bei dir. Wie arbeiten sozusagen diejenigen, die Texte edieren und diejenigen, die Texte übersetzen, zusammen? Gibt es da Kooperationen? Jeder, der eine Edition publiziert, wird sofort von verschiedenen Verlagen angefragt, können Sie uns denn nicht Ihre Übersetzung geben? Also wir würden gerne die Übersetzung publizieren. Und das ist halt vielleicht eine bisschen andere Sache oder eine andere Form des Übersetzens, als man es machen würde, wenn man wirklich für eine Öffentlichkeit übersetzt. Aber ansonsten, ja, es gibt schon eine relativ enge Zusammenarbeit, zumindest in meinem Fach, immer wieder zwischen den EditorInnen und den ÜbersetzerInnen. Und gar nicht selten, dass ein Übersetzer mir schreibt und sagt, was haben Sie sich eigentlich bei dieser Textentscheidung gedacht, warum haben Sie denn nicht das etwas aus einer anderen Handschrift, ein Wort aus einer anderen Handschrift genommen, das passt doch hier gar nicht, dann versuche ich zu erklären, was ich mir dabei dachte. Also das kann ganz furchtbar und anregend sein. Das ist ja etwas, was wirklich spannend ist. So, jetzt gibt es eine Frage aus dem Internet. Genau, es hat sich jemand im YouTube-Chat gemeldet, die Vanessa fragt, mich interessiert die Schundliteratur, die um 400 nicht aussortiert wurde. Gibt es Werke, die sich gerettet haben? Was sind das für Werke? Also, was sich gerettet hat, ist letztlich alles, was wir haben. Und was davon Schundliteratur ist, mag zu einem guten Teil auch natürlich eine subjektive Bewertung sein. hat, ist Schundliteratur in Form zum Beispiel von, ja, wir würden wohl sagen, zwischen Kabarett-Szenen und erotischen Tanz-Szenen, die so mit einem bisschen schlüpfrigen Text versehen waren, davon haben wir gar nichts. Also insofern kann ich der Anfragenden Vanessa leider keine positive Antwort geben. Ich könnte ihr nicht sagen, was wir an antiker Schundliteratur haben. Vielleicht auch deshalb, weil das so ephemere, so nur für Kurzgebrauch bestimmte Texte waren, dass sie womöglich gar nicht auf, also die ganz schlimmen unter Anführungsstrichen, gar nicht auf Papyrus fixiert wurden, sondern vielleicht auf Wachstäfelchen. Wir wissen, dass es natürlich, hätten wir gerne was vom Mimus, das ist eben diese Form des Theaters, von dem wir nichts haben, was mit Striptease und erotischen Szenen herumgeht. Wir wissen ein bisschen was von einem antiken Roman und von dem haben wir ganz wenig, vielleicht, weil das eben Schund war, vielleicht aber auch aus Zufall. Also man kann da ganz schwer sagen, es wurde ausgeschieden, weil es schund war. Wir kennen es halt einfach nicht und daher wissen wir nicht, ob es wirklich schund war. Das ist leider keine sehr befriedigende Antwort, fürchte ich. Danke. Danke. Ich würde gerne noch die Frage stellen, inwiefern die Rezeptionsgeschichte auch irgendwie hineinfließt in das Edieren. Also zum Beispiel, du hast jetzt erwähnt, Predigten werden ediert, aber die verwenden ja dann oft Zitate von Augustin sich zum Beispiel dann bei Textabschriften nicht ganz sicher ist, inwiefern helfen da auch dann so Zitate aus den jeweiligen Zeiten, wo eben mit diesen Schriften dann auch gearbeitet worden ist? Arbeitsalltag extrem wichtig ist. Wir nennen das die sekundäre Überlieferung, also Dinge, die nicht primär das Werk selbst abschreiben, aber Stellen aus dem Werk tradieren. Und das wird zunehmend, vielleicht erst in den letzten 20, 30 Jahren, so beim Edieren in den Blick genommen. Tatsächlich ist es so, dass wir manchmal mit diesen sekundären Überlieferungen in frühere Zeit kommen mit diesen Handschriften, als mit den Handschriften, die in primärer Überlieferung ein Werk tradieren. Und insofern ist das eine ganz spannende Sache. Ja, da ist natürlich der Überblick nochmals viel schwerer, denn es hilft ja gar nicht, wenn ich, wenn du sagst, ein Werk, das beispielsweise eine Augustinus-Predigt in Auszügen zitiert, es hilft ja gar nichts, wenn ich von diesem Werk einen Druck hernehme und sage, so hat es geheißen und so zitiert er den Augustinus. nur ein edierter Text und vielleicht falsch edierter Text. Also ich muss sozusagen auch das wiederum kritisch hinterfragen und damit wird es extrem komplex, aber es wäre wirklich perfekt, wenn man das auch noch vollständig oder halbwegs vollständig in den Blick kriegen könnte. Und so generell, wie blickt man oder in welcher Art und Weise blickt man dann in diese jeweiligen Zeiten, wenn man sozusagen bis Äthorin da hineingeht? Also Geschichte ist ja für mich auch immer so etwas verschlossen. Also es bleibt auch in gewisser Art und Weise, jede Zeit bleibt irgendwie verschlossen. Und wenn man jetzt sozusagen nicht über Daten, Fakten in einen gewissen Zeitabschnitt geht, sondern vielleicht wirklich über gewisse Texte, du hast es schon angesprochen mit dem Stil, welcher Stil wird verwendet von einem Autor, wie würdest du das beschreiben, was dann ermöglicht, diese Zeitspanne zu erfassen oder zu erahnen, wie dort dann das Lebensgefühl war, wie das Bildungsniveau war, was hat die Menschen beschäftigt und so. Würdest du selbst sagen, vielleicht nochmal so ganz konkret, dass dieses Edieren von Texten da die jeweilige Zeit auf eine bestimmte eigene Art und Weise erschließt? erschließt? Vielleicht am ehesten insofern, als Edirne eine extrem intensive Auseinandersetzung mit einem Text bedingt. Es gibt, glaube ich, sonst kaum eine wissenschaftliche Tätigkeit, die derartig genau eine oft sehr abgeschlossene, kleine abgeschlossene Sache, aber doch in den Blick nimmt. Und damit eine oft sehr abgeschlossene, kleine abgeschlossene Sache aber doch in den Blick nimmt und damit letztlich das, was jeder Literaturwissenschaftler vielleicht in einem größeren Rahmen macht, quasi mit der Lupe tut. Ich kann nicht sagen, dass ich als Editorin das Lebensgefühl einer Epoche besonders gut oder besser verstünde als jeder andere Literaturwissenschaftler. Das, was ich vielleicht behaupten kann, ist, dass ich Gedankengänge, Argumentationsmuster, vielleicht auch den Bildungshorizont des intendierten Publikums, das ja mit dem Text etwas anfangen muss, mir besser vorstellen kann, als wenn ich nicht edierte. Aber ich denke, dass letztlich das Edieren im Prinzip etwas bringt, oder eine Näherung an eine Zeit bringt, wie sie jede literaturwissenschaftliche Annäherung bringt. Also ich würde jetzt, wenn ich mich einlesen müsste in, ich sage was, in Cicero, und ich kenne den noch nicht, würde ich wahrscheinlich weniger die Geschichte der Römischen Republik oder der ausgehenden Römischen Republik zur Hand nehmen und lesen, sondern ich würde es über die Texte versuchen. Aber das ist das, so wie ich es sozusagen gelernt habe. Und das ist ein guter oder schlechter Approach, wie jeder andere auch gut oder schlecht ist. Ich traue mich nicht zu sagen, dass ich wesentlich oder dass ich überhaupt mehr als andere über eine Epoche sagen könnte. Ich glaube, dass ich einen ganz bestimmten Aspekt besser kenne. Das ist vielleicht wirklich diese im Kleinen die Denkweise, die Argumentationsweise. Sie müssen sich denken, das, was ich mit, oder was jeder Editor, jede Editorin mit einem Text ja auch machen muss, ist interpungieren. Also schauen, wo mache ich einen Beistrich, wo mache ich einen Punkt. Das klingt ganz simpel und ist es ja oft auch. Aber denken Sie, dass ich durch das Setzen von Rufzeichen beispielsweise oder drei Punkten am Ende eines Satzes letztlich dem Text sein Tempo gebe und seine Emotionalität gebe oder was auch immer. Das heißt, ich versuche da wirklich so tief es auch nur geht hineinzusteigen. Das ist vielleicht der eine Punkt, an dem ich weiterkomme. Ob das allerdings das Antike oder was auch über Lebensgefühl auch wirklich trifft, keine Ahnung, wenn ich ehrlich bin. Okay, danke. Gibt es noch Fragen aus dem Publikum? Bitte, ja. Einen Moment bitte nur aufs Mikrofon. Moment bitte nur aufs Mikrofon. Frau Professor, Sie haben uns da die Editionstätigkeit erzählt aus der Spätantike. Ich wollte Sie fragen, ob das jetzt auch für die altrömische Literatur gilt oder für die altgriechische Literatur, die ja die Blütezeit natürlich 400, 500 bis 800 Jahre vorher noch hatte. Und wir wissen ja selber, das ist eine riesige Zeitspanne. Da gab es eine reichhaltige Literatur, jedenfalls uns war das ja so vermittelt, dass die Literatur so reichhaltig ist. Das ist ja die Geschichtsschreibung. Herodot zum Beispiel, nämlich das Beispiel her, der im 5. Jahrhundert so gewirkt hat. Jetzt wollte ich fragen, gilt das auch für diesen Teil der Literatur? Das war die erste Frage, die ich stelle. Und die zweite, Sie haben uns gesagt, die Urtexte nicht vorhanden sind. Das heißt, wir haben keinen Urtext zum Beispiel von Cäsar, der Gallische Krieg. Frage jetzt, wie sicher ist es für uns, dass der Cäsar wirklich dieses Werk geschrieben hat? Kann es nicht sein, dass das später mal dann verfälscht wurde? Wir wissen ja alle, dass Geschichte verfälscht wird. Das wissen wir alle. Irgendwo ist das immer aus dem Blickwinkel des Siegers geschrieben. Die Römer waren damals sehr erfolgreich. Wie ist die Sicherheit, dass der Cäsar das geschrieben hat? Oder auch bei den altgriechischen Historikern, Ariano, Sonser, Turquidides, wie ist das gesichert, dass das wirklich auch von diesen Autoren geschrieben wurde? Ich fange mit der zweiten Frage an. Wir befinden uns eigentlich in der Frage, wenn ich das richtig verstehe, der Fälschung, oder? Wir sind in der Fälschungsfrage. Also nicht, dass etwas irrtümlich unter falschen Autorennamen geraten ist, was immer passieren konnte und möglich wäre, sondern in der Frage der Fälschung. Dazu brauchen wir letztlich ja gar nicht in die Antike zu gehen, um dieses Problem zu haben. Also fälschen kann und konnte man immer und wurde auch in der Antike gemacht. Es gibt Handbuch der literarischen Fälschung der Antike, das ist so dick und da gibt es auch wirklich vieles, was dazu zu sagen wäre. Und Cäsars, De Bello Gallico tatsächlich von Cäsar geschrieben wurde, gilt nur so lange, bis es ein gutes Argument gibt, warum wir es als gefälscht betrachten müssen. Wir wissen natürlich überhaupt nicht über die davon aus, dass es so ist wie, ich sage mal, berichtet, tradiert und so weiter wird, solange wir nicht ein gewichtiges Argument haben, daran zu zweifeln. Gerade im Fall von Cäsar gibt es, ganz glaube ich, sicher sagen zu können, gibt es keinerlei wirkliche Zweifel. Natürlich bei genug anderen Autoren oder einzelnen Werken gibt es Zweifel genug. Und es kann natürlich eine politische oder gesellschaftliche oder polemische Sache sein, etwas zu fälschen. Aber wie gesagt, ich glaube, die Frage ist nicht in der antiken Literatur heikler als in der Gegenwartsliteratur. Frage ist nicht in der antiken Literatur heikler als in der Gegenwartsliteratur, denn wer von uns könnte schon freisteigend sagen, was weiß ich, der Faust, den hat wirklich der Goethe geschrieben. Ja, natürlich glauben wir es, aber nur so lange, bis uns jemand sagt, nein, das kann ja nicht der Fall sein, das ist ja alles falsch. Interessant wird es natürlich gerade dann und dort, wo man Fälschung nachweisen kann und wo man dann auch sagen kann, warum es gefälscht wurde. Das gibt es in der Spätantike sehr häufig, dass in theologischen Debatten man etwas fälscht, um eben zum Beispiel seinen Gegner des Widerspruchs zu bezichtigen. Und zu sagen, vor 20 Jahren hast du das geschrieben, jetzt schreibst du das oder so. Das wären gute Gründe für Fälschungen. Und da es kein Copyright und so etwas gibt, ist es in der Antike noch viel, viel schwerer, sich an nachzuweisen gewesen, als es vielleicht heute wäre. Zur ersten Frage, Sie haben völlig recht, für die griechische Literatur trifft das letztlich ganz genauso zu oder auch für die ältere römische Literatur. Es ändert sich im Prinzip gar nichts. Wenn wir uns anschauen, bleiben wir mal zuerst in der römischen Literatur, wir nehmen ein Werk aus der Klassik her, dann hat es einfach 400 Jahre mehr am Buckel, ist gewissermaßen also 400 Jahre länger über Papyrus, Abschrift, Abschrift, Abschrift, bis ungefähr um 400 nach tradiert worden, bis es dann umgeschrieben wurde. Das heißt aber nicht unbedingt, dass die Exemplare um 400 schon so entsetzlich fehlerhaft waren, manche vielleicht schon, aber nicht so furchtbar, wie man meinen sollte, weil diese Bewegung um 400, die dazu führte, dass eben Pergament sich durchsetzt und dass bestimmte Dinge ausgeschieden werden, ein hohes Interesse hatte, die besten Abschriften von den klassischen Werken herzunehmen und die dann im Pergament umschreiben zu lassen. Die waren sozusagen selbst Editoren. Und da haben wir auch Notizen, wer da was ediert hat, wer den Vergil ediert hat um 400, ist gleich in der besten Version, die halt damals zu haben war, geschrieben hat. In der griechischen Literatur schaut es natürlich noch einmal ganz anders aus, da kommen ein paar hundert Jahre dazu, aber letztlich auf beiden Seiten ein paar hundert Jahre dazu, denn wir haben griechische Handschriften viel später erst überliefert in der Regel als die lateinischen. Die lateinischen, Sie haben es gesehen, setzen ein um 400, aber das ist nicht flächendeckend, aber sagen wir, mit der karolingischen Zeit haben wir alle Werke, quasi fast alles. Sagen wir, um 800 haben wir alles, das heißt, wir haben nicht mehr als 800 Jahre Zeitdifferenz zwischen Klassik und den frühesten Handschriften im Griechischen. Wenn wir ausgehen von einer Entstehungszeit 500 vor beispielsweise, dann hätten wir die frühesten Handschriften im Normalfall um 1200, um 1300 im byzantinischen Bereich. Das heißt, wir hätten eher so an die 2000 Jahre fast zwischen Original und erster erhaltener Abschrift. Da schaut es nochmal ganz anders aus. Und wenn wir uns den Homer überhaupt anschauen, was das überhaupt das Spannendste in dieser Hinsicht ist, dann hat der Homer seinerseits, der ja, sagen wir mal, im frühen 8. Jahrhundert und zwar wirklich geschrieben hat, ich glaube, das kann man heute sagen, Homer hat nicht einfach nur mündlich auswendig Gelerntes aneinandergeglittert, sondern er hat geschrieben und ein komponiertes Werk hinterlassen, dann ist das eigentlich erst im vierten Jahrhundert so aufbereitet worden, dass es von dort dann in alle Handschriften gegangen ist. Das heißt, über die ersten 400, 500 Jahre wissen wir gar nichts von diesem Text. Er ist irgendwie tradiert worden, aber wie das passiert ist, wissen wir gar nicht und können erst so ungefähr ab 400 vor sagen, aha, da begann man sich damit zu beschäftigen und die frühesten Handschriften sind entsprechend im Griechischen spät. Da ist das Problem nochmal ein ganz heftigeres im griechischen Bereich. Kann es nicht sein, dass das dann doch zum großen Teil später erfunden wurde und den Autoren in den Mund gelegt wurde? Es ist denkbar. Es ist bei manchem denkbar. Es wird ein bisschen schwieriger vielleicht, wenn spätere die früheren zitieren. Da müsste man sich schon ein sehr komplexes Fälschungssystem überlegen. auch diese vergleichbare Hypothesen, beispielsweise, dass ein Großteil der Literatur des 11. Jahrhunderts nach Christus erfunden sei und dass alles, was aus dieser Zeit erhalten ist, einfach viel später auf dieses Jahrhundert gefälscht wurde. Das hatte also verschiedene historische Gründe, diese Annahme. Man müsste erstens die Komplexität des jeweiligen Zitierens versuchen zu erklären, wie ist das denkbar, dass bei einem Werk, das später wohl erst gefälscht wurde auf den Namen des X, es dann so viel Widerhall gefunden hat, dieses Werk, und zwar offensichtlich sehr bald. Und man müsste sich auch, glaube ich, die Frage stellen, und zwar offensichtlich sehr bald. Und man müsste sich auch, glaube ich, die Frage stellen, qui bono, wer hat Interesse daran? Das ist ja ein extremer Aufwand. Wenn man das klären kann und dann auch noch eine gute Erklärung hat, warum diese Hypothese der Fälschung viel spannender und weiterführend ist, als eine Originalzuschreibung anzunehmen, könnte es sehr leicht sein, dass das eine oder andere zu wackeln beginnt, die eine oder andere Zuschreibung. Durchaus, da ist sicher vieles im Fluss. Danke. Es gibt noch eine Frage aus dem Internet und im Anschluss ist durchaus noch eine Möglichkeit für eine weitere Frage. Ja, wir haben eine E-Mail bekommen von Juliane. Sie schreibt, danke für den tollen Vortrag. Textkritische Entscheidungen in Editionen haben ja mitunter eine große Tragweite. Zum Beispiel Semantik zu Wörterbücher, Text in Datenbanken und so weiter. Wie lernt man mit dieser Verantwortung umzugehen? Und welche waren die zwei Stellen, die Sie uns im Apparat zeigen wollen, falls noch Zeit ist? Liebe Grüße aus Salzburg, Frau Hauser, Herr Posch und die beiden Schaffers. Ah, ja, kann ich nur sagen, guten Abend. Ja, die eine Frage schien mir zu sein, wie man den Umgang mit dieser Verantwortung, wie man sich das aneignen kann. Ich denke vielleicht, es würde ein Mittelding sein zwischen einem einschlägigen Studium und einem Learning by Doing sein und natürlich einem sich überlegen, was theoretisch eigentlich passiert, wenn man ediert. Wir haben in Salzburg, vielleicht wissen das auch die Anfragenden, ja durchaus eine Möglichkeit, das auch im Studium unterzubringen. Und ich denke, wir brauchen genau diese Grundlagenarbeit. Denn wenn man sich denkt, alles Weitere, was von einem Text abgeleitet wird, jede Interpretation fußt ja eigentlich auf dem Wortlaut. Und wenn der nicht halbwegs stabil ist und halbwegs gesichert ist, dann schwimmen wir alle im luftleeren Raum herum. Also das ist jetzt keine schöne Metapher, im luftleeren Raum zu schwimmen, aber Sie wissen, was ich sagen will. Das war das eine und das andere war, zwei Stellen aus dem kritischen Apparat wollte ich zeigen. Wollte ich das wirklich? Wer hilft mir weiter? Ja. Wirklich? Wer hilft mir weiter? Ich habe es ganz kurz gezeigt. Du hast einen Ausschnitt und zwei Ausschnitte. Ja. Das ist dann größer, als uns gezeigt wurde. Gut, also entweder die Fragenden schreiben noch eine schnelle Mail, worum es ging. Aber ich denke auch, das war eine Folie, wo du die eingeblendet hast und sozusagen einfach nur veranschaulicht hast, wie das sozusagen unten im Fußtext sozusagen aussieht. Ja, also dazu wollte ich dann auch gar nicht mehr sagen, aber wenn dann noch die Frage rechtzeitig kommt, sehr gerne, wer weiß. Ah, okay, eine weitere Frage im Raum. Herzlichen Dank für den Vortrag. Was mich besonders begeistert hat, ist, dass Sie mit dem Material begonnen haben, also mit den materiellen Grundvoraussetzungen von Papyrus zum Pergament. Das ist wirklich nur ein Dankeschön, weil ich diesen Übergang, also 400 nach Christus, da ist sehr viel passiert in der Denkgeschichte. Und ich finde das faszinierend, das einfach nochmal von Ihnen. Aber was wirklich schön daran ist, ist einfach, die Editionen ernst zu nehmen, nämlich auch das Materielle, worauf die Texte geschrieben sind. Dafür danke ich Ihnen sehr. nämlich auch das Materielle, worauf die Texte geschrieben sind. Dafür danke ich Ihnen sehr. Ich weiß nicht, ob das irgendwie anschließt an meine Frage oder an den zweiten Punkt. Der ist ein bisschen schwierig, aber ich erinnere mich, in meinem Germanistikstudium kam es dann in der Literaturwissenschaft, also man lernt das schon an der Uni. Und für mich war das total spannend, dass ich mir dann überlegen musste, und da danke ich Ihnen auch erst, dass ich mir dann überlegen musste und da danke ich Ihnen auch erst, dass Sie wirklich sehr vorsichtig umgegangen sind mit dem Autor oder der Autorin und was das sein könnte und auch diesen ganzen postmodernen Komplex, dass der Autor ist immer schon tot und deswegen weiß man das nicht, also dass Sie damit sehr vorsichtig umgegangen sind. Ich kann mich nämlich erinnern, dass schon die Tendenz in Wien war, zu sagen, dass es bestimmte politische Zeiten gab, wo die Literaturinterpretationsarbeit sich dann auf die Textkritik und die Textedition zurückgezogen hat. Und ich weiß nicht, ob es wirklich eine Frage ist, aber ich bin mir sicher, da haben Sie etwas Spannendes zu sagen. Das ist eigentlich komplementär zu deiner Frage, nämlich nicht die Frage, wie viel besser man die Geschichte des Textes verstehen lernt, sondern wie viel besser man die Zeit der Blüte einer bestimmten literarischen Zugangsweise kennenlernt, was das für politische Hintergründe hat. Dankeschön. was das für politische Hintergründe hat. Dankeschön. Sie fordern mich ganz schön damit, muss ich ja jetzt mal sagen. Ich selbst komme aus einer, sozusagen Schule, aus einer Ausbildung heraus, die im Etieren die Krone des philologischen Tätigseins gesehen hat. Ich würde das heute ganz anders, oder nicht ganz, aber doch deutlich anders sehen wollen. Ich habe in dem Abstract, das ich dir, Sibylle, geschickt habe, glaube ich, auch etwas vom Glanz und Elend des Editors und der Editorin geschrieben, weil uns völlig klar ist, oder ich glaube, es kann uns klar sein, wir brauchen einen fixen Text, der möglichst zuverlässig ist und gleichzeitig wissen wir auch, dass darin unendlich viele Quizquilienentscheidungen auch enthalten sind, die letztlich Lebenszeit auch kosten. Also man muss das ja auch irgendwann einmal machen und sich durchdenken. Ich bin ganz fest davon überzeugt, dass die Hochblüte des Edians vorüber ist, dass diese Phase in der Literaturwissenschaft, falls man noch immer eine der engsten Möglichkeiten, sich mit einem Text auseinanderzusetzen. Und letztlich eine der vorurteilsfreisten, was Approaches von literaturwissenschaftlichen Standpunkten her betrifft. wissenschaftlichen Standpunkten her betrifft. Ich habe an nichts anderem Interesse, zunächst einmal zumindest, als am Wortlaut und will jetzt nicht diese oder jene Hypothese daran bewahrheiten oder widerlegen. So gesehen finde ich es schade auf der einen Seite. Auf der anderen Seite ist eines klar, wir sind in einer wissenschaftlich und wissenschaftspolitisch sehr schnelllebigen Zeit. Eine Edition braucht viele Jahre. Niemand kann sich heutzutage es leisten, ein Projekt über zehn Jahre zu verfolgen. Das geht einfach von den Anstellungsverhältnissen und dem Wissenschaftsbetrieb heute nicht mehr. Wie leider alle wissen, es muss schnell gehen. Es muss ein Ergebnis innerhalb von drei Jahren spätestens feststehen. Wenn wir das nicht haben, dann haben wir alle versagt, so etwa. Also das geht für die allerwenigsten Texte, die ein bisschen eine umfangreichere Überlieferungsgeschichte haben, dass man da sagt, innerhalb von drei Jahren habe ich es halt. Das sind wirklich Vieljahresprojekte. Ja, danke. Ich würde dir einfach jetzt danken für diesen Einblick in diese vielen Jahresprojekte, die du uns jetzt sozusagen hier auch zur Verfügung gestellt hast. Also vielen, vielen Dank für diesen spannenden, interessanten, angenehmen Einblick in deine Arbeit. Ihnen danke ich fürs Mitdiskutieren, fürs Hiersein. Ich möchte mit dem Ausblick schließen, dass Mitte September sozusagen eine weitere Veranstaltung der Reihe Zwischen angesagt ist von einem weiteren Forum St. Stephans Mitglied, nämlich Professor Dr. Reinhard Kögerler. Er ist theoretischer Physiker. Da geht es dann sozusagen wieder im Bereich der Naturwissenschaft. Für heute wünsche ich Ihnen einen schönen Abend, hoffentlich regenfrei und bis bald. Danke.