Schönen guten Abend, liebe Damen und Herren, grüße euch liebe Freunde. Ich begrüße euch zur Vorlesestunde im DorfTV und wünsche einen interessanten Abend. Wie ist die Beziehung zwischen Wien und Prägenz? Mein Name ist Erika Kronerbitter und ich komme aus Wien und Prägenz, habe aber auch Kontaktpunkte nach Oberösterreich, in die Steiermark sowieso durch die Geburt und nach Niederösterreich. Ich möchte ein Gedicht für Friederike Mayröcker lesen, und zwar brauchst eine Hand, die dich schützt, die dich trägt, die dich berührt, dann und wann, ein wenig zu ruhen, zu wachsen, geborgen vor Stürmen und Eis, geborgen vor Stürmen und Eis. Eine Hand, die dich stärkt, zu erheben dich später, zu erheben die Stimme, das Wort. Es braucht seine Zeiten, mein Kind. In diesem Buch sind über 150 Kolleginnen und Kollegen versammelt, die für Friederike zum 90. Geburtstag ein Gedicht oder einen Text geschrieben haben. Und ich denke, jetzt werden noch sehr viele Gedichte entstehen. Und meinen zweiten Text, den habe ich für die Donau geschrieben oder über die Donau oder zur Donau. Ich bin in Niederösterreich an der Donau aufgewachsen und so ist es meine Donau. Meine Donau. Das ist nicht der Fluss, den du sahst, nicht der, der er soeben war, nicht das Wasser von gestern, nicht der Schnee von gestern. Es ist bereits alles vorbei, vorbeigeflossen die Donau hinunter, flussabwärts ist den Bach hinuntergegangen, alles den Bach hinunter, das Sehen, das Denken, das Sprechen, gesehen vorbei, gedacht vorbei, gesprochen vorbei, ein Verüberziehen. Der Fluss vorbei. Auch er, kein Still und Starr ruht, er ist kein Ruhender, kein Bleibender. Nur ein Verrückter glaubt an das Bleibende, nur ein Verrückter wünscht sich, dass alles so bleiben möge und sich nichts veränderte. Still und Starr verharrt er in der Bewegung, bleibt stehen, mitten im Schritt, Still und starr verharrt er in der Bewegung, bleibt stehen, mitten im Schritt, hebt den Fuß nicht höher, keinen Millimeter mehr oder senkt ihn nicht, verharrt auf der Stelle, genau in jenem Moment, der ihm eingegeben wurde. Eine unwillkürliche Eingebung. Keine Bewegung, ruft er. Die Scheinwerfer sind auf ihn gerichtet, auf seinen Fuß oder auf seine kleine Zehe. Niemand darf sich jetzt bewegen. Ein böses Omen, wenn der Schatten der Möwe aufs Wasser fällt. Mit verkrampftem Blick hält der Verrückte das Wasser in Schach, denn er weiß, sobald es seiner Aufsicht entgleitet, wenn es seiner Kontrolle entglitte, würde es über ihn stürzen, würde es sich über ihn stürzen, würden die Wellen über ihn brausen, zusammenstürzen und das Licht in seinem Kopf auslöschen. Das Glitzernde ist Bewegung, schiebt sich mit breiter Gemächlichkeit in die Erinnerung. Silbern, im besten Fall silbern, ein silbernes Band, Bändchen, so erblickst du es, von weit oben ein Fältchen, Landschaftsfältchen. Ein Fältchen, eingenäht ins Mittengrün. Ein grau-grünes Fältchen. Graues Fältchen. Ein nicht aus dem Landschaftsstoff auslösbares Graufältchen. Das wichtigste Fädchen der Gegend. Was wäre das Donautal ohne Donau? Eine Wachau ohne die Donau. Es wäre ein Leben ohne Erinnerung, eine Erinnerung ohne Lachen. Die Donau als Landschaftslachfältchen. Was die Donau nicht mag, sind Vermischungen. Ich bin die Donau, ruft sie, von Anfang bis zum Ende. Sie leidet an Vermischungen. Vermischungsversuchen hat sozusagen ein Vermischungsproblem, eine Phobie, ein Geburtstrauma. Die Donau ist nämlich nicht aus einer Quelle geboren, sondern führt ihren Namen ab der Vereinigung zweier Quellflüsse, die Brigach und die Preg. Dieses Trauma wird sie nicht los, ihr ganzes Flussleben nicht los. Durch alle zehn Länder hat sie an diesem Manko zu knabbern. Böse Zungen dichten ihr sogar noch einen dritten Quellbach an, den Krähenbach. Vielleicht darum ist die Donau zimperlich, trotzig fließt die Diva die Strecke hinunter. Deutschland, Österreich, Slowakei, Ungarn, Kroatien, Serbien, Rumänien, Bulgarien, Moldawien, Ukraine. Trödelt an jeder erdenklichen Stelle. Will uns weismachen, sie wäre die einzige, die wichtigste Europas. Dabei wissen wir auch dies, sie ist die zweite. Die zweitlängste mit der zweitgrößten Wassermenge. Groß und mächtig, aber eben nur die zweite. Da müsste klimamäßig etwas Großes passieren, um die Volga auf den zweiten Platz zu verweisen. Pa, sagt die Donau grollend die Volga. Die blickt nicht über ihren Tellerrand, kommt mit ihren 3500 Kilometern nicht über ihre Russlandsuppe hinaus. Eine Heimat-Tümelei. Wer trägt die Töne von zehn Ländern in sich? Schau mich an, nicht ganz 2900 Kilometer und so weltgewandt. Nur wer die Grenzen überschreitet, kann sich an die Welt erinnern. Der Verrückte kann sich nicht erinnern. Er arbeitet nicht aus der Erinnerung heraus. Instinkt. Eher ist es ein dumpfer Instinkt. Er greift in das Glitzern, tastet um den Stein, unter den Stein, unter das Steinrund. Ein Tasten wie Nicht-Tasten. vorsichtiges Weiter, wie Stillstand, schnappt so mit der Plötzlichkeit einer Hand, fasst nach mit der anderen, die Forelle zangenhaft umklammert. Blau silbern, kann sich dem kräftigen Griff nicht entwinden, mit höhnischem Lachen wirft der Verrückte das Tier in hohem Bogen zurück ins Wasser. Die Erinnerung hat einen Blaustich. Auf den Dächern lag blauer Schnee, bläulich die Wiesen. die wiesen die donau durchzieht die landschaft wie eine blaue ader lese ich an der schönen blauen donau donau so blau so blau wer spricht denn hier vom blau blaue donau davon kannst du nur träumen. Blau sind deine Augen, Kleines. Ader vielleicht, das Knorrig meandernde. Ein Wasseraderngeflecht weit ab von einem Blau. In Sigmaringen ist die Donau schwarz. Ein schwarzer Strich in der Landschaft, sagt Maria Lies, eine schwarze Schlange zwischen den Kalkfelsen. Dort hat sich der Fluss durch Jahrtausende in die Alpen eingegraben. Wer will schon blaue Adern, die hervortreten bei jeder kleinsten Bewegung? Wer will schon ein durchschimmerndes Blau durch durchsichtige Häute? Schwindsüchtige Weißlinge, unfähig zum Zupacken ihre Schlafhand. Hier an der Donau sind die Handgriffe kräftig, kräftig und sicher. Die Hebel an den Motoren, der Griff am Steuerrad. An der Pinne beim Übersetzen von hier nach drüben, vom drüben nach hier. Ein sehniges Gegen-den-Strom-Halten. Der kräftige Handgriff der Mutter. Sein fast am Tod schuld sein. Als Kind wünschte er dem anderen Kind den Tod. Warum sonst ist zu erklären, dass er den Kinderwagen die Donaulände hinunterrollen ließ. Das Baby, das seine Schwester war, zum Fluss rollen ließ. Das immer schneller werdende Kinderwagens, das Entdecken, das Entsetzen, das Schreien der Mutter, ihr fliegendes Rennen und im letzten Moment im Fluge fast der harte Griff der Stoppen des rollenden Gefährts. Knapp vor dem Sturz von der Kante ins Wasser. Knapp vor dem Sturz von der Kante ins Wasser. Eine Überblendung bitte oder Farbkorrektur. Farbfilter übers Grau gelegt, das will er nicht sehen. Eine Verirrung. Verwirrung. Behäbig fließt der Donaustrom. Der Name eine selbstherrliche Überschätzung, von Menschen zugedacht, an der sie selbst Fels hält. Denn eigentlich, so wissen wir, ist die Donauusstsein hätte. Eine Innau oder gar eine Inaula. Keine Hochwohlgeboren, keine Ihre Majestät Donau. größter Nebenfluss der oberen Donau ist ihr ebenbürtig, wenn der Inn überhaupt als Nebenfluss bezeichnet werden darf. In Passau findet die Paarung dieser beiden Flüsse statt zur Innau. Auch die Ilz steuert hier ihr Ilzer Wasser bei. Von Donaudominanz kann nicht mehr gesprochen werden. Bei Ulm wird die Donau sogar gut um ein Drittel übertroffen von der Illa. Ein weiterer Grund, ab hier einen anderen Namen zu führen. Den Namen Inaula zu verwenden. Die Donaugeschichte müsste umgeschrieben werden. Gegen den Willen der Mäbigen. Rück auf die Seite, ruft die quirlige Isar, jetzt komm ich. Breit fläht der Donaustrom, Männchengehabe, komm nur, mein Mädchen, stoisch, zwinkert sie, leckt vor den Ufern her. Süffisanter Machoblick, du bist mein, komm in mein Donaubett. Steil sticht die Isar ins Donaubett, bäumt sich auf, ein Schutzwall gegen die Vereinnahmende. Rühr mich nicht an, ich bin Selbstwehr. Ein wildes Sprudeln, kilometerlang ein Ringen, kämpfen. Die Donau weiß, die Isar wird müde werden. Sie weiß es aus Erfahrung. Dann wird sie die kleine Wilde packen, wird sich mit der kleinen Wilden paaren, ob sie willig ist oder nicht. ist oder nicht. Eine Farbverirrung. Blau. Vielleicht früher in fernen Zeiten, als die Donau glasklar, als glasklarer Spiegel den Himmel gespiegelt. Früher, vor tausenden von, davon wissen wir nichts, nichts mehr. Das war davor, Zeiten davor, tausende von Jahren. Danach Rot. Im Mittelalter war das Wasser rot, das Blutvergießen. Die Söhne des Herrschers brachten die Kuhnringer in Verruf, so wie auch heute manch einer einen anderen in schlechten Ruf bringt. Von den Burgen bei Axtein und Dürnstein ließen sie nichts aus, keine Gelegenheit, kein Schiff, raubten die Donauschiffer aus und blamierten ihren Vater Hadmar, erlangten als Raubritter zweifelhaften Ruhm. Das Blut mischt sich mit dem Wasser. Die Hunde von Kuhnring. Am Wassergrund spiegeln sich ihre Schatten, das Blut fließt die Donau hinunter. auch hinunter. Ja früher vielleicht, wenn du klein bist, ins Wasser schauen. Fast quer übers Glitzern drüberstreifen mit dem Schauen. Der Verrückte legt seine Wange auf den feuchten Boden. Die Die Kieselsteine drücken Muster. Wenn du mit schrägem Blick reinschielst ins Nass, spiegelt sich ein Himmelblau in einem Wassermolekül. Sphärenblau. Ein hellblauer Schimmer. Grün-Violetter-Minister-Sternpunkt, nicht Ministernpunkt. Nicht bewegen. Mit dem hellblauen Schimmer hat eine Erinnerung eingesetzt. Das Denken darf sich nicht an diesem Punkt aufhängen. Damals. Damals war blau im Wasser, der Himmel irgendwie runtergefallen. Es gibt eine So ist es mit der Erinnerung. Plötzlich ist sie da. Herausgefallen aus dem Erlebnisbogen. angetriggert durch eine blaugraue Fläche. Ja, Fläche. Er erinnert sich, es war eine braungraue Fläche und die Fläche war das große Tor, das versperrte Holztor des Bauernhofs, gegen welches die Russen mit ihren Stiefeln traten. Schwere Soldatenstiefel, mit denen die Russen das Hoftor eintraten. Die Mutter, um die sich die Kinder scharrten. Seit damals Albträume. Jede Nacht Albträume bis zum Lebensende. Die Russenstiefel am Hoftor. Ins Herz getreten und anderswohin. Davon hat Mutter nie gesprochen. Nur die Albträume. Die jungen Mädchen, die sich vor den Russen auf den Dächern versteckten. Auf den Dächern. In den Dachrinnen. Die Schweine, die Mutter aus dem Stall in den Wald getrieben hatte. So weit, dass sie vom Hof aus nicht gesehen werden konnten. Die nehmen alles, diese Schweine. Die nehmen die Mädchen. Die nehmen die Schweine, die Schweine. Als Kind habe ich an der Donau gewohnt, nicht oben auf der Burg Agstein. Unser Haus stand unten im Axbachdorf am rechten Donauufer. Axbach liegt 10 Kilometer stromabwärts von Melk. Hier ist die Donau breit und weit. So eine Weite. Dazwischen Schiffe. Schoben sich die Schiffe. Zogen die Dampfer. Hinab. Hinauf. Ein Puppenhaus, stundenlanges Schauen. Die Donau ist ein See, die Donau ist ein Meer. Auf einer Seite liegt Axbach Dorf, das andere Achsbach Markt. Kinderträume. Wenn wir groß sind, dann. Dort unten ist die weite Welt, nach der Biegung. Ein Schiff wird kommen, einmal werden wir mit einem weißen Dampfer. Die weite Welt noch ein Traum damals. In Schauen schiebt sich etwas Fremdes. Beige-weiß oder weiß-beige, aus den Augenwinkeln erblickt man Verstecktes. Zwischen Grasbüscheln. Luftballons. Wie man die am besten aufblasen kann. Weißschlaffe Würmchen, Schlangenhaut. Ihi, lass das liegen, schreit er. Uns fallen die Luftballons aus der Hand. Lektionen, Lernlektionen, hast du uns erschreckt? Das sind keine Luftballons, sagt der Verrückte Das ist was für die Männer Zum Anziehen für die Männer Für die Männer? Für die Männer? Warum, weißt du? Ja, für hier, so, Blaupunkt, nicht Punkt, Blausiegel mit Glitzerpunkten. Wir sitzen im Kulturerbe, am Weltkulturerbe. Das haben alles wir, gehört uns, haben wir geerbt, die Sonne, den und ab, die Marillen, die Weintrauben, die Mostbirnen, Äpfel, Linz, Melk und Krems sind mit ihren Schlössern und Stiften mehr als sehenswert. Dürnstein und Oberaner. Ihre lange Geschichte, die Venus von Willendorf, die frühe Besiedelung, die Kartause in Axbach. Das sind wir. Wir alle sind Wasser, Landschaft, Frucht und Ernte. Die UNESCO setzte die Wachau im Jahr 2000 auf die Liste des zu schützenden Weltkulturerbes. Wir sind Kulturlandschaft. Das Weltkulturerbe steht über den Kleinlichkeiten, über kleinliche Besitzansprüchen. Die übergeordneten Prioritäten halten die Welt zusammen. Kein Gift mehr auf die Trauben, kein Gift in den Boden, kein Gift gegen die Insekten, kein Nix nur Bio, kein Rütteln. Und schon tauchen die Fragen auf. Die Frage, was für den Zusammenhalt ist, was List ist, was wittern die Füchse, die Lobbyisten haben anders Sinne. Wir erinnern uns, die Heimburger auch. Eigenes im Sinn. Mehr und mehr und mehr. Sinn. Mehr und mehr und mehr. Eigensinn. Schlaumeirige Gespinste, die Bäume ächzen, die Söhne der Raubritter wohnen unter uns. Einflüsterer, die die Gänseleber stopfen, die Geldsäcke der Politiker, ihr Gift fließt die Donau hinunter. Vergiftet das Denken, streut Unsicherheit wie Rollsplitt. Sand in die Augen. Die Schlagstöcke stehen spalier. Der Wald wird gerodet, 1984. Ein Protestrauschen rollt und grollt, ein starkes Lied. Wir fordern, dass wir braust. Wir schützen. Wir. Dass wir braust in die Politikerbüros, braust über den Strom, wir kommen. Die oft Besungene, eine Besungene, die ebenfalls singt. Ein Zurücksingen gewissermaßen, zurückgewinnen, die Auen schreien, die Auen auen, die Weiden wiegen, die Weiden weiden, Hirsch und Storch, Kormoran und Unke. Die Pressekonferenz der Tiere. Der Sprung ins Bewusstsein der Bevölkerung ist gelungen. Das Flimmern der Bildschirme. Wir erinnern uns. Ein Aufatmen. Ein Tröpfeln, Glucksen, Platschen, Säuseln, Riesen, Rauschen. Die Auen verneigen sich und danken. Ein Markstein, ein Umdenken. Seit 1996 gehört die Hainburger Au zum Nationalpark Donauauen. Wir sind die Auen. Die Blasen, die Luftblasen, sag was, Luftblasen, Luftblasen dazwischen, die Worte vielleicht, Luftblasen, die ang erfüllten, er, über ihr, die Zischworte über ihr, kleine böse Töne, knappe Worte mit ziemlicher Wucht, die Angstworte, die Wutworte, du hast einen anderen, du. Du hast einen anderen Du. Er drückt sie unters Wasser. Noch einmal und noch einmal. Einen anderen Du, durchtränken das Wasser, werden mitgerissen, mischen sich in der nächsten Biegung. Ein weiter Treiben des Entsetzens. Der Schatten legt sich auf den Grund. Der Schatten legt sich auf den Grund. Nie konnte sich die Donau entscheiden. Weder für ein Land noch für eine Richtung. Da gibt es übergeordnete Prioritäten. Auch wenn da drüben die Grenze ist, auch wenn dort drüben der Nachbarsgarten beginnt. Unentschlossen meandert die Donau durchs Gebirge, durch die Ebenen. Durchstreift ein Land, durchstreift zwei Länder, zehn Länder. Blickt über das Ufer, leckt dann und wann an den Häusern, schwappt in die Keller, steigt bis in den ersten Stock. Mutter zeigt mir die Striche an der Hofmauer. Die Markierungen an der Hauswand erinnern an die Hochwasserstände. Das letzte Hochwasser war vor vier Jahren. Das ist nicht der Fluss, wie man ihn kennt. Keine Naturschönheit. Kein Wunder, das ist eine Wunde. Der Fluss reißt Wunden in die Dörfer. Dem Verrückten gefällt die Aufregung. es gefällt ihm, dass er gebraucht wird. Dem Verrückten werden Sandsäcke gereicht. Weiter reichen, Sandsack, weiter, Sandsack, weiter, bis der Schutzwall errichtet ist. Keiner sagt, verschwinde, wie sonst. Keiner schickt den Verrückten weg, wie sonst. Zum Säcke tragen können ihn alle brauchen. Das Wasser wartet, klatscht an die Sandsäcke, eine braune Seesuppe, ein Grollgrollen und Kirrekirren, gebe es Schwachstellen, schlüge es ein Leck. Dann wäre alles umsonst. Man weiß, nach einigen Tagen wird sich das Wasser zurückziehen. Anders als es gekommen ist, zurückbleiben wird das Chaos. All die vom Wasser mitgebrachten Fundstücke, mitgerissenes, zerbrochenes, zerstörtes, zurückbleiben wird Erde, Sand und Dreck. Zurückbleiben werden Chaos und Kosten. Lange noch werden die Haare feucht sein, die Räume unbewohnbar. Das Tauziehen mit den Versicherungen. Wie viel Versicherung ist möglich? Die Donau schlüpft ins Donaubett, trollt sich, zaghafter Rückzug. Es bildet sich ein neues Ufer, neue Sandbänke, alles neu, das Neue ist offensichtlich. Neue Dämme werden gebaut, neue Sicherungsmaßnahmen, der Gast wird wiederkommen. Das ist mein Fluss, wird er sagen, meine Donau. Eine Donau. Wirklich ist, dass es nicht der Fluss ist, den du sahst. Nicht das Wasser von gestern, nicht der Schnee von gestern. Es ist bereits alles vorbei. Vorbeigeflossen die Donau hinunter, es ist bereits alles vorbei. Nur dem Gast scheint, hier wäre die Zeit stehen geblieben. Betrachtungen, Bedenkungen, sehr politisch manchmal, zwischendurch. Ja, manchmal denke ich mir, es ist zu wenig direkt angesprochen, aber ich weiß es auch nicht genau. Man spürt es. Spürt man es schon. Ich glaube schon. Wenn man es spüren kann, spürt man es. Wir haben leider zu wenig Zeit zu einem längeren Gespräch, weil wir ja nur eine halbe Stunde haben. Und deswegen sage ich Danke. Ich danke für die Einladung. Ich freue mich, dass ich da bei euch an der Donau sein kann. Dass der Text jetzt hier auch nochmal einen Punkt findet. Sehr gut, sehr gut, sehr gut. Ich bedanke mich bei euch und Ihnen fürs Zuschauen. Ich hoffe, dass wir uns in 14 Tagen wiedersehen, wenn es wieder heißt Vorlesestunde im Dorf TV. Danke.