Christian, wir sitzen hier mitten in der Pfarrbücherei Gallner Kirchen. Könnten wir nicht aufgrund deiner Ambitionen zum Beispiel auch in der Musikschule Gallner Kirchen sitzen? Das ist nicht ganz ausgeschlossen, würde ich sagen, denn das war mein ursprüngliches Berufsziel. Ich bin in Riedeminkreis ins Gymnasium gegangen und war auch in der Musikschule dort. Und mein erstes Berufsziel war, Orchestermusiker zu werden. Eigentlich hätte es durchaus sein können, dass ich auch Musikschullehrer werde, aber nach einem Jahr am Mozarteum habe ich bemerkt, dass das Studium, das ich parallel begonnen habe, nämlich Germanistik und Geschichte, mein eigentlicher Schwerpunkt ist. Und so hat sich das verlagert. Ich bin aber der Musik immer treu geblieben, bin ambitioniertes Mitglied des Linzer Konzertvereins. Also die Geige hat mich nie ganz verlassen. Bereits im Alter von 24 Jahren hast du schon mit deiner Lehrtätigkeit an den verschiedensten Bildungsanstalten begonnen. Neben deinem Beruf hast du aber auch in den 70er und 80er Jahren auch noch dein Talent als Kabarettist entdeckt. Wer hat dich denn dabei begleitet? Ja, ich hatte das Glück, dass ich im Studentenheim gemeinsam mit einem Kärntner Musiker ein Zimmer bewohnt habe. Das war der Gerald Fratt. Der hatte auch eine gewisse Art von Humor, schrägen Humor. Und das hat uns miteinander verbunden. Wir haben dann miteinander kabarettistische Lieder geschrieben. Zuerst so für studentische Feste und so weiter. Aber wir sind dann relativ bald entdeckt worden und innerhalb einiger Jahre haben wir es dann eigentlich im kabarettistischen Sektor doch relativ weit gebracht. Wir haben immerhin den ersten Salzburger Stier bekommen, also einen sehr großen internationalen Kabarettpreis. Und für 12 bis 15 Jahre war das Kabarettistische Lied immer neben der Lehrtätigkeit, die aber nie bloß ein Brotberuf für mich war. Ich habe immer gern unterrichtet, aber das Kabarett war ein zweiter Standbein. Ich würde vorschlagen, da horchen wir in eine von diesen drei Langspielplatten kurz hinein. Wir spielen jetzt die Tomaselli Serenade. In D-Dur. Seit Jahren schon traktiere ich die Geige, doch der Erfolg ist mäßig, wie sie hören. Der Grund dafür, ich bin nicht musikalisch. Ich spiel weit lieber Fußball und seh fern. Zwei Geigenlehrer hab ich schon erledigt. Den ersten habe ich anstaltreif gegeigt. Von 1990 bis 2012 lag dein Schwerpunkt in der Schulpädagogik. Wie ist es dir dabei ergangen? Also da sage ich immer, das sind meine zwei pädagogischen Jahrzehnte. Ich habe mich sehr viel mit der Didaktik des Deutschunterrichts beschäftigt, weil diese Frage, was ist guter Deutschunterricht, was ist sprachliche Bildung, was ist literarische Bildung, das war mir und auch meiner Frau immer ein großes Anliegen. Wir haben dann begonnen, miteinander Schulbücher zu schreiben. Ich habe auch verschiedene Funktionen sozusagen in der Bildungsverwaltung übernommen, Lehrerfortbildung und ähnliche Dinge. Und so sind also auch einige, ich darf das sagen, erfolgreiche Schulbücher entstanden. Und dann hat sich eben ergeben, dass mir auch einmal eine Direktion angeboten worden ist. Ich habe das ursprünglich nicht vorgehabt, aber ich habe es dann doch mit Interesse gemacht und ich habe auch viel dabei gelernt, muss ich sagen. Nicht nur über Schule, sondern über den Menschen generell. Und ich war dann also zwischen 2002 und 2016 Direktor des Beuerbach-Gymnasiums. Toll, was du in deinem Berufsleben alles so erleben konntest und auch geleistet hast. Du bist mittlerweile seit fünf Jahren in Pension. Welche Schwerpunkte hast du dir jetzt gesetzt? In der Pension ist der Schwerpunkt schon sehr eindeutig Richtung Literatur gegangen. Ich rezensiere seit vielen Jahren regelmäßig literarische Neuerscheinungen für die oberösterreichischen Nachrichten. Ich moderiere auch immer wieder literarische Veranstaltungen, zum Teil auch andere Veranstaltungen, was sehr interessant ist, weil ich dadurch viele Autoren und Autorinnen persönlich kennenlernen kann. Aber ganz wichtig ist mir natürlich auch das eigene Schreiben geworden. Seit 2011 sind jetzt doch vier Bücher von mir erschienen, darunter zwei Romane und der nächste wird im Frühjahr schon wieder erscheinen. Also das literarische Schreiben, solange ich gesund und noch bei Verstand bin, wird mir immer wichtig sein. Und die beiden anderen Bücher, die jetzt keine Romane sind, welchen Inhalt haben die? Das sind essayistische Arbeiten. Das eine ist eine Arbeit über meine Kindheit im Innviertel. Ich bin ja in Redemingreis hauptsächlich aufgewachsen. Und das andere ist ein politischer Essay über die Krise des Linksliberalismus. Seit wann lebst du eigentlich schon in Gallener Kirchen und wie wirst du dich jetzt in Zukunft in deiner Pension in die Gemeinde einbringen? Wir sind, als die Kinder klein waren und wir für sie ein bisschen Land leben wollten, weil wir das für sinnvoll erachtet haben, also pädagogisch gut erachtet haben, hierher gezogen. Das war 1986 und sind aber, weil es uns gut gefallen hat, hier auch geblieben. Und naja, auch die Kinder und die Enkelkinder mittlerweile kommen auch immer wieder ganz gerne zu Besuch zu uns. Die Gemeinde Gallnerkirchen ist mir wirklich ein Anliegen, auch ein persönliches. Also ich habe, wenn man so will, eine Funktion für die Gemeinde. Ich bin Obmann des Kulturbeirats, der ist also dazu da, die Gemeinde in kulturellen Angelegenheiten zu beraten. Und die andere Schiene, die ich als soziale Schiene bezeichnen würde, ist mein Engagement im Lions Club in Gallnerkirchen. Diese sozialen Aktivitäten, die wir im Club setzen für Mitmenschen in der Region, die das brauchen, sind mir ein großes Anliegen. Ich bin auch sehr überzeugt von der Sinnhaftigkeit dieser Tätigkeit und so kann ich das ganz gut leben, gemäß meinem Motto Leben und Leben lassen.