Es ist eine Ausstellung, die höchste aktuelle Brisant hat, wie ich finde. Wir hatten aber zum Praktischen das große Glück, dass in St. Pölten im Haus der Geschichte, die auch diese Ausstellung konzipiert hat, das für das Gedenkjahr 75 Jahre nach dem Krieg konzipiert hat. Wir haben uns eigentlich eher beschäftigt mit der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg und haben uns überlegt, es gibt die glanzvolle Zeit der Belle Epoque, das Feuillet Siècle, der Jahrhundertwende, aber es gibt auch eine, die in den letzten Jahren, haben wir den Eindruck, ein bisschen übersehen worden ist und das ist sozusagen die Schattenseite dieser Zeit. Und in dem Zusammenhang haben wir, es ist Hitler für uns ein Exponent, aber in gewisser Weise auch ein Produkt dieser Epoche gewesen. Und das hat uns gereizt, da Zusammenhänge neu zu erkunden. Die Pandemie hat Schließungen, Verlängerungen mit sich geführt, sodass wir erst jetzt diese Ausstellung zeigen können. Es ist auch die erste Ausstellung seit elf Jahren, die wir übernehmen können. Und dieser lange Zeitraum hat es uns ermöglicht, dass wir zum Thema der junge Hitler auch ganz aktuelle Forschungsergebnisse präsentieren konnten. Das Interessante ist, normalerweise macht man eine Ausstellung, wenn man die Forschung schon hinter sich hat und wenn man sagt, jetzt geht man hinaus mit Ergebnissen. In diesem Fall war das eine parallele Geschichte und sie geht weiter, sie geht hier in Linz weiter, sie geht auch für Hannes Leidinger und mich weiter. Aber wir haben gemerkt, dass tatsächlich einiges auch noch neu zu entdecken ist zur Person Adolf Hitlers. Das hängt zum einen damit zusammen, dass wir mit digitalen Quellen arbeiten können, voll digitalisierten Zeitungen, also wo wir auf einmal auch Milieus untersuchen können und auch Einzelheiten zu Bekannten, weniger zu Hitler selbst, aber zu seinem Umfeld, das vor, ich sage einmal, vor fünf, sechs, sieben Jahren noch nicht möglich gewesen wäre. Das andere ist, tatsächlich tauchen neue Quellen auf. Also das hängt auch, glaube ich, mit dem Projekt zusammen, dass auf einmal Leute noch einmal sagen, jetzt habe ich seit 40, 50 Jahren bei uns in der Familie oder seit dem Zweiten Weltkrieg da irgendeinen eigenartigen Bestand, den ich eigentlich nicht mehr bei mir zu Hause haben möchte, aber ich möchte ihn auch nicht verkaufen, verschenken kann ich ihn auch nicht, also was tue ich damit? Und da wenden sich dann Leute auch an Historiker und Historikerinnen. In der Ausstellung haben wir den Vorteil, dass wir die Geschichte parallel erzählen können. Das heißt, wir haben in der Mitte des Raumes jeweils die biografischen Informationen zu ihm von 1889 bis 1914 und wir haben an den Wänden der Räume jeweils den Kontext, die gesellschaftlichen Veränderungen, die geistigen politischen Strömungen der Zeit. Das heißt, wir behaupten nie, dass ein bestimmter Gedanke, ein bestimmter Ideologe, Politiker ihn direkt beeinflusst hat, sondern wir überlassen gewisserweise auch den Besuchern zu schauen, was davon war einfach in der Gesellschaft bereits bekannt, welche Ideen, man kann sagen, der großen Ismen war schon geläufig. Und die großen Ismen sind der Rassismus, der Antisemitismus, der Nationalismus, der Militarismus, der Imperialismus, in einer gewissen Weise auch der Sozialismus. Diese Ausstellung ist, und das ist mir total wichtig, durch eine ganze Reihe namhafter Zeithistoriker erstellt, konzipiert. Und auch sozusagen die Aktualisierung haben wiederum sozusagen drei Zeithistoriker unternommen, weil in diesem Aspekt muss man sehr genau im Umgang sein. Und was in diesem Zusammenhang auch wichtig ist, zu erzählen, dass die Stadt Linz sich selbst sehr früh eine Aufarbeitung der NS-Geschichte gestellt hat. Das heißt, seit 1988 gab es den Auftrag vom Gemeinderat an das Archiv der Stadt Linz, diese Forschung voranzutreiben. Und das Archiv der Stadt Linz hat wirklich eine ganze Reihe Publikationen zum Thema über die Jahre geschrieben und publiziert. Also die Biografien haben in den letzten Jahrzehnten wieder in Bedeutung gewonnen. Lange hat man gesagt, das ist ja alles eher viel zu sehr eingeengt auf eine Person und das ist vielleicht gar nicht mehr so ernst zu nehmen. Die Strukturgeschichte ist das Wichtige, die Allgemeingeschichte. Aber tatsächlich verdichten sich natürlich auch in Menschen ihre Umwelten, ihre gesellschaftlichen Einflüsse, all das, die Prägungen, um die es geht. Und das ist bei einer Person wie Hitler ganz besonders der Fall. Was für uns interessant war, man hat in den letzten 20 Jahren in den Biografien Hitlers eher gemeint, die Zeit vor dem Ersten Weltkrieg, sogar noch des Weltkrieges selber, wäre gar nicht besonders interessant. Die müsste man eigentlich gar nicht weiter erforschen. Alles geht erst in München los. Wir haben festgestellt, dass das so nicht stimmen kann. Also es sind einfach doch genug Indizien. Vielleicht sind es nicht die allerletzten Beweise, aber es sind genug Indizien, die zeigen, selbstverständlich ist Hitler vor dem Ersten Weltkrieg geprägt worden. Selbstverständlich ist Hitler vor dem Ersten Weltkrieg geprägt worden. Selbstverständlich sind die ersten 25 Lebensjahre dieses Menschen auch wie für andere natürlich bestimmend. Uns ist es wichtig, immer wieder als Scouts zu fungieren, in die Stadt hineinzuhören, was die Menschen beschäftigt. Und diese Themen greifen wir auf. Und es wird natürlich intern diskutiert, wie ich mit diesem Thema umgehen kann und dass man eben gerade Zeitgeschichte sehr sorgfältig recherchieren, kontextualisieren und auch eben ausstellen muss und ein Vermittlungsprogramm dazu anbietet. Welche Rückschlüsse kann man tatsächlich aus der Erforschung von Hitler ziehen? Das eine ist, man neigt dazu, ihn quasi psychologisch zu interpretieren. Das ist eine große Sehnsucht der Menschen zu sagen, irgendwo muss da ein fundamentaler Defekt sein. Man kann diese Frage durchaus stellen und man kann auch nach Antworten suchen, nur muss immer die nächste Frage dann die sein, wieso konnte jemand mit so einem Defekt, sei es soziopathisch, psychopathisch, schizophren, alles Mögliche ist schon herausgefunden worden. Wie kann eine Gesellschaft auf eine solche Person sich so sozusagen einlassen, nicht nur einlassen, sondern sich diese ausliefern bis zum Allerletzten. Das ist etwas, was uns, glaube ich, immer wieder beschäftigen muss. bis zum allerletzten. Das ist etwas, was uns, glaube ich, immer wieder beschäftigen muss. Kann es einzelnen Menschen gelingen, allein durch ihr, in dem Fall wirklich auch dämonisches Charisma, eine gesamte Gesellschaft hinter sich zu bringen und ihr das Gefühl zu geben, ich bin der Mann, der euch die große Zukunft zeigt. Und das Versprechen war die große Zukunft. Das Versprechen war ja nicht die Niederlage von 1945, sondern das war ja ein höheres und ein gigantisches und ein überhaupt. Und die Menschen, wenn man sich die Bilder anschaut aus der Zeit, das ist ja wirklich eine Begeisterung, die wir ganz schwer nachvollziehen können heute. Und wo man sich immer wieder fragen muss, anthropologisch waren diese Menschen um nichts anders als wir. Das könnten genauso wir sein, die auf einmal da stehen und jubeln und einem Menschen irgendwie das Gefühl geben, das ist ein Gott für uns, der alles für uns regeln kann. Es war uns wichtig, nicht die Person als einzelne Person in den Vordergrund zu stellen, weil in dieser Zeit, in der er mit seiner Familie, also hier in der Nähe in Leonding, Linz-Urfa gewohnt hat, war er Teil einer Gemeinschaft und keine einzelne Persönlichkeit. In St. Polten in der Ausstellung hat man ja eine abstrakte einzelne Figur sozusagen herausgegriffen. Das wollten wir eben nicht machen. Und die Situation ist hier in Linz noch einmal anders als in St. Polten. Weil hier sind wir an der Dametstraße, Bethlehemstraße ganz eng mit dem Geschehen aus der NSZ verbunden. Das ist ganz wichtig. Das heißt, in unserer Gasse ist die israelitische Kultusgemeinde, ist die Synagoge. In unserer Straße ist die Nachfolgeinstitution der Realschule Steingasse, heute Fadinger Schule, in der Adolf Hitler als Schüler gegangen ist. Und es war mir auch wichtig, Kontakt vor der Ausstellung mit der Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde aufzunehmen und mit ihr auch das Sujet und das Plakat, das für so viele Monate im öffentlichen Raum zu sehen sein wird, abzustimmen. Und sie hat sich auch ganz vehement gegen auch ein gezeichnetes Porträt von Adolf Hitler ausgesprochen. Und es ist uns eben der Diskurs mit unseren Nachbarn, mit unserer Stadt sehr wichtig. mit unserer Stadt sehr wichtig. Vielleicht sagen wir es so, wie gesagt, die Ausstellung besteht ja aus gewissermaßen zwei Wegen und im Weg der Biografie. Wir haben ursprünglich nicht damit gerechnet und auch gar nicht geplant, dass es unbedingt Originale von Hitler zu sehen geben muss in der Ausstellung. Es hat sich dann im Zuge der Recherchen herausgestellt, dass die Urenkelin jenes berühmten Jugendfreundes August Kubitschek einen Nachlass hat, den sie für eine Ausstellung zur Verfügung stellen würde. Dann haben wir uns gesagt, dann nehmen wir ihn natürlich schon gerne. Und natürlich ist in diesem Nachlass für uns einiges Material sehr, sehr interessant. Diese Objekte sind ja quasi zwar oft reproduziert worden, nicht alle, manche sind zum ersten Mal zu sehen, aber einige davon sind tatsächlich hier auch im Original zum ersten Mal zu sehen. Es ist für mich zum Beispiel eine Zeichnung, die Zeichnung einer Villa, die Hitler für seinen Jugendfreund August Kubitschek angefertigt hat. Eine Villa, die hier in Linz errichtet werden sollte und Hitler ist davon ausgegangen, wenn er diese Zeichnung anfertigt und wenn er sie Kubitschek schenkt, dass Kubitschek sozusagen damit die unmittelbar realisieren kann. Gleichzeitig haben wir die beiden Freunde auch gewettet und angenommen, dass sie ein Lotto los gewinnen werden und haben große Pläne gemacht, wie sie ihre Zukunft gestalten werden. Eine Zukunft, die von Kunst geprägt sein wird, von einem Leben ohne Belastungen und so, in eben diesen schönen Villen da irgendwo am Bauernberg. Und es zeigt diese Zeichnung zum einen die Schwächen des Künstlers, sogenannten Künstlers Hitler. Er konnte keine Perspektive zeichnen, er konnte ganz gut sozusagen mit Fassaden arbeiten und mit geometrisch einfachen Architekturen. Und das andere ist diese doch schon erkennbare Neigung, wenn ich eine Idee habe, dann ist die realisierbar und wenn nicht, in dem Fall ist das nicht funktioniert mit diesem Los bekanntlich, sie haben die Millionen nicht gewonnen, dann ist es die Umwelt, dann ist diese Lotto-Gesellschaft, diese Staatslotterie ein Skandal und der Staat, der dahinter steht, ist sowieso verrottet und so weiter. Das heißt auch die Neigung, wenn etwas missglückt, die Umwelt dafür verantwortlich zu machen. Das ist eines der biografischen Objekte, die für uns interessant sind. Es gibt eben sozusagen den Fund des Urmanuskriptes von Kubitschek zu dieser Publikation. Wir zeigen ihn im Original und natürlich war das auch ein schöner und guter Zufall, dass Roman Sandgruber 31 Briefe vom Vater Adolf Hitlers, Alois Hitler, in die Hände gespielt bekommen hat. Auch die Besitzerin wollte sie gerne sozusagen aus ihrem Haus weg haben. Auch diese Briefe zeigen wir komplett original in der Ausstellung. Wir haben in unserer eigenen Sammlung ein Kunsttagebuch aus dem Krieg 1915-16 von Hans Posse gefunden. Er war von Adolf Hitler eingeladen worden, die Sammlung für das Führermuseum zusammenzustellen. Und 1944 kam durch seine Witwe ein ganzes Konvolut an Zeichnungen an die Stadt Linz. Wir haben sie auch über viele akribische gezielte Suchen nun finden können. Auch hier sind einige Blätter zum ersten Mal ausgestellt. einige Blätter zum ersten Mal ausgestellt und wir haben eine Stadtkarte von Linz mit der Vernetzung aus dieser Zeit, aus verschiedenen Kontexten, Medien, Frauen, Männer, Geschlechterverhältnis, Kirche, Kulturlandschaft und den Protagonisten zwischen 1938 und 45 zusammengestellt. Wir sind da in den Interpretationen zurückhaltend. Wir zeigen das, was wir haben, durchaus trocken. Also wir hüten uns davor, da selber zu viel Deutungen reinzulegen. Ich glaube aber, und ich habe gemerkt auch im Gespräch mit Besuchern und Besuchern, dass die Menschen schon verstehen, dass hier irgendetwas schon eigenartig ist in diesem Charakter. Das muss man, glaube ich, dann gar nicht groß noch schriftlich deuten, wenn man diese Lotterie-Geschichte weiß. Und wir haben ja ein Plakat von dieser Lotterie und wenn man dieses Platz sieht und die Geschichte dahinter, das ist schon zum großen Teil sehr selbsterklärend. Dazu gibt es aber auch noch aus den 70er Jahren Interviews mit Mitschülern Hitlers, die ja diese Person auch durchaus schon charakterisieren. Also ich denke, aus dem zusammen kann man schon ganz gut dieses Charakterbild erkennen. Ich wollte auf der anderen Seite, wenn wir sagen Zuspitzungen, spitzt sich für mich tatsächlich die Geschichte zu in einem kleinen Porzellangefäß, auf dem draufsteht, durch Reinheit zur Einheit. Das kommt aus dem Umfeld dieser Schönerer-Bewegung, also dieser radikalen, nationalistischen, antisemitischen Bewegung rund um Georg von Schönerer. Das ist in seinem Besitz, in seinem Nachlass gewesen. Und das ist ein Motto, das er auch seiner Bewegung quasi auch auferlegt hat, nämlich durch eine rassische Einheit, das heißt ohne Juden, nur so kann die deutsche, die großdeutsche Einheit realisiert werden. Und das ist eines der Beispiele dafür, das Objekt ist ungefähr aus dem Jahre 1890. Ich sage einmal, schon in den 1880er, 1890er Jahren wurde vieles von dem im österreichischen Reichsrat, in den Zeitungen, in Büchern ausgesprochen und publiziert, worauf dann Hitler und die Nationalsozialisten in den 20er Jahren zurückgreifen. Das ist nichts, was die neu erfinden müssen. Das ist alles schon vor dem Ersten Weltkrieg da und es ist auch kein Geheimwissen. Man hat lange nicht mehr geglaubt, es gibt so esoterische Einflüsterer wie Jans von Liebenfels oder Guido List und solche Leute. Die sind völlig überschätzt worden. In Wirklichkeit, das Wissen, das sich Hitler angeeignet hat, hat er meistens aus Zeitungen, durchaus aus Bestsellern, aus Büchern wie Chamberlains Grundlagen des 19. Jahrhunderts, ein Buch, das über 200.000 Stück Auflage gehabt hat. Also das waren wirklich Bücher, die jedermann lesen konnte und die wirklich viele gelesen haben. Das heißt, das war auch der Hintergrund durchaus auch schon bekannt, auch den Wählern, sage ich mal, den älteren Wählern, die es schon gewusst haben, die es schon wissen konnten vor dem Ersten Weltkrieg, woher quasi dieses Denken auch kommen kann. Ich würde sagen, es gibt immer noch viele Menschen, die meinen, in Ausstellungen zeigt man immer nur, was schön ist. Und Ausstellungen, die etwas Hässliches zeigen, sind irgendwie schwierig. Aber ich würde sagen, gerade in der Zeitgeschichte seit den 1990er Jahren, sei es die Verbrechener Wehrmacht, gibt es sehr wohl Mittel, dass man auch quasi negative Erinnerungen zeigen kann. Also von daher müssen wir da nicht viel neu erfinden. Und ich glaube, da ging es uns wirklich darum, sehr vorsichtig zu sein, eben was die Deutungen betrifft, aber zugleich alles, was wir zeigen können und was wir auch recherchiert haben, quasi offen zu legen. Ich denke, wir haben es mit diesem Thema auch etwas einfacher, weil wir zeigen den erstens unbekannten Hitler, wir zeigen den Außenseiter Hitler, wir zeigen den Versager Hitler. Also bei uns gibt es wenig Anknüpfungsmöglichkeiten für eine Verehrung. Es gab vor zehn Jahren eine Ausstellung in Berlin, Hitler und die Deutschen, das war die Zeit quasi des berühmten Hitler von 1920 bis 1945, die haben es schwerer gehabt, aber zugleich haben sie die Erfahrung gemacht, dass inzwischen auch in Auseinandersetzung mit der NS-Zeit die Menschen doch relativ viel Vorinformation haben, Vorbildung haben, um hier nicht sozusagen eine Verehrung aufzubauen. Und was auch sich gezeigt hat, ist die Sorge davor, dass möglicherweise falsche Leute kommen könnten. Da haben sie uns gesagt, wir waren eng mit ihnen in Kontakt, da braucht ihr euch nicht fürchten, solche Leute kommen nicht in Ausstellungen. Die haben ja Sorge, sich in irgendeiner Form hier vielleicht doch einmal ihr eigenes Weltbild hinterfragen zu müssen. Das wollen sie nicht. Die gehen an ihre eigenen Verehrungsstätten, wo sie in Ruhe gelassen sind, aber interessiert sich normalerweise wenig dafür, ihr eigenes Weltbild zu reflektieren. Die Ausstellung, nein. Ich muss ehrlich sagen, die Ausstellung funktioniert für uns und sie funktioniert vor allem für das Publikum. Also ich habe gemerkt auch schon an den ersten Reaktionen auch bei uns im Museum, dass die Ausstellung genauso verstanden wird, wie wir sie intendieren. Diese Zweiteilung funktioniert. Es gibt keine Verknüpfung, keine Kausale, wo man sagt, weil er das gesehen hat und das gelesen hat, muss der so werden. Das halten wir wirklich ganz konsequent auseinander. Hitler ist quasi im Außenbereich, im Kontextbereich kein einziges Mal als Name vertreten. Es geht nur um das, was die Menschen damals vor dem Ersten Weltkrieg alles auch schon erleben konnten, erfahren haben, gelesen haben. Was mich interessieren würde, und das ist ein Teil der Ergebnisse des letzten Jahres, weil eben so viel auch neue Informationen aufgetaucht ist, wäre eine Art Erweiterung dieser Ausstellung um den Ersten Weltkrieg und die frühen Jahre in München. Denn was sich zeigt ist, dass sozusagen in der Forschung man die österreichischen Jahre hat und dann sagt Schnitt und jetzt kümmert man sich nur mehr um Deutschland. In Wirklichkeit war aber die Situation komplizierter und zugleich aber auch interessanter und ist viel weniger beleuchtet, nämlich die nach wie vor bestehende Beziehung zwischen Hitler und Österreich, die es auch nach dem Ersten Weltkrieg gibt. Hitler war zum Beispiel 1920 im Nationalratswahlkampf 1920 in Österreich und das ist sein erster Wahlkampf überhaupt. Er hat in zwei Wochen ungefähr 20 Reden gehalten. Also eine Tortur, die aber sehr, sehr gut in den Zeitungen damals auch begleitet worden ist. Davon weiß man fast nichts. Und daraus ist vieles auch erkennbar, was Hitler sehr wohl auch nach wie vor mit Österreich verbunden hat. Dazu kommt das enge Netzwerk mit den österreichischen Nationalsozialisten. Das geht zwar später auseinander, aber in den frühen 20er Jahren ist das noch da. Das Netzwerk geht auch bis nach Böhmen, zu den Sudettendeutschen, wo es ja auch Keimzellen dieses sehr radikalen Deutschnationalismus immer gegeben hat. Das heißt, wir müssen diese Zeit auch der frühen 20er Jahre viel mehr transnational betrachten und das würde mich sehr wohl reizen.