Silvana Steinbacher begrüßt Sie herzlich bei Literatur im Dorf. Im Mittelpunkt der heutigen Sendung steht ein Debütroman, der aber sofort nach Erscheinen die Bestsellerlisten angeführt und auch sehr gute Kritiken erhalten hat. Das erstaunt nicht nur, denn der Autor Ferdinand Schmalz hat sich als Dramatiker bereits einen internationalen Namen gemacht. Jetzt ist also sein Debütroman »Mein Lieblingstier heißt Winter« erschienen und in diesem Roman treiben einige skurrile Figuren ihr Unwesen vom Tiefkühltransporteur bis hin zum korrupten Ministerialrat, der Nazi-Weihnachtsschmuck sammelt. Wir werden heute über dieses Buch sprechen und ganz besonders hat mich an diesem Buch die Sprache, die faszinierende, beeindruckende Sprache von Ferdinand Schmalz interessiert. Und ich begrüße jetzt Ferdinand Schmalz sehr herzlich. Ferdinand Schmalz, essen Sie eigentlich gerne Rehragout? Ja, schon durchaus in der Wildsaison kommt das auch gerne mal auf den Tisch. Man muss dazu sagen, in Atmand gibt es sogar ein Gasthaus, den Pyrrha Fellner, der hat das mal auf die Karte gesetzt, nachdem ich den Bachmannpreis gewonnen habe, da stand dann Rehragout nach Ferdinand Schmalz. Und als ich das erste Mal zu ihm gekommen bin, nach dem Preis, haben sie es mir dann serviert und haben es mir aber gefroren serviert, mit einem Steckerl drinnen, schön garniert und haben halt geschaut, was ich tue. Wie sie reagieren. Wie sie essen, haben wir ein Foto gemacht und haben es mit Dank zurück in die Küche gehen lassen. Ich frage Sie das natürlich nicht ohne Hintergrund, denn das Rerik Raghu spielt ja eine sehr, sehr große Rolle in ihrem jetzigen Roman. Und das ist eine Krimi, eine Kriminal-Tragödie, Komödie, man kann es nicht so richtig einordnen. Ich war eigentlich recht verwundert, dass sie sich zu dem Genre des Krimis entschlossen haben. Was lag da dahinter? Ja, es ist ein bisschen ein Genre-Mix das Buch geworden, muss man sagen. Also ich meine, das Ende von dem Auszug, den ich beim Bachmann-Preis gelesen habe, mit dieser verschwundenen Leiche, die der Tiefkühlkost-Lieferant aussetzen soll auf einer Warte, hat schon so etwas leicht Mystery-artiges aufgemacht. Also es ist so ein Cliffhanger zum Schluss. Habe dann lange überlegt, ob es wirklich so eine Detektivgeschichte werden soll. Habe mich so ein bisschen mit dem Genre auseinandergesetzt und habe eigentlich gedacht, was diesem Genre so zugrunde liegt, dieses Suchen nach versteckten Fährten, nach Komplotten, nach irgendwelchen geheimen Gesellschaften, die nur hinter der scheinbaren Wirklichkeit ihr Unwesen treiben, dass das schon was ist, was auch mit diesem Zeitgefühl zu tun hat. Ich meine, man kennt ja die Bilder heutzutage von den Aluhutträgern, die durch die Straßen laufen und auch hinter jedem Symbol mehr entdecken wollen, als die einfache Wirklichkeit hergibt. Das hat mich irgendwie interessiert, da so ein Zeitgefühl nachzuspüren. Natürlich ist es nicht nur das, es ist kein Platterkrimi geworden, sondern es hat auch viel von einem Schelmenroman, würde ich fast sagen. Man liest auch so ein bisschen den lieben Augustin raus, der immer wieder auf die gleichen Haufen fällt. Es ist eine Auseinandersetzung, trotz allem Witz, sehr ernst gemeinte Auseinandersetzung mit der Frage des Todes oder wie geht man in so einer postmodernen Gesellschaft mit diesem Übergang zum Jenseits um. Also da spielen viele verschiedene Dinge rein in das Buch. Ja, zu dem möchte ich dann auch noch kommen. Aber vielleicht, dass wir nur noch auflösen, das Rehragout, also diese sogenannte Leiche, wie sie noch lebendig war, hat sich eben immer von diesem Franz Schlicht, dem Tiefkühlkostfahrer oder Auslieferer, ein Rehragout jede Woche bestellt. Aber er ist dann draufgekommen, er hat es gar nicht gegessen. Das zieht sich sehr durch das Buch. Aber wie gesagt, es ist vor allen Dingen, also darum ist es ja schon einmal kein Grimmie, nach dem gängigen Strickmuster. Also mich hat wirklich die Sprache sehr beeindruckt. Also diese Satzumstellungen, so das Spiel mit den Konjunktiven, also wirklich sehr, sehr musikalisch und ich habe es, ohne zu bemerken, eigentlich dann beim Lesen komischerweise auch mit dem Zeigefinger auf die Tischplatte geklopft. Kennen Sie solche Leseerfahrungen auch vielleicht? Ja, ich habe so einen guten Freund von mir, dem gebe ich immer als erstes so Texte zu lesen von mir, weil der mit Literatur wenig zu tun hat. Wenn er ein Buch im Jahr liest, ist das viel. Und der hat mir gesagt, er hat so ein bisschen gebraucht, um da reinzufinden in die Kunstsprache, in der das Buch verfasst ist. Aber dann hat er nicht mehr aufhören können und es war wie ein Sog. Und er hat lustigerweise auch gesagt, er hat dann so zu mitwippen begonnen beim Lesen. Und das fand ich eigentlich ein schönes Bild, weil bei mir in den letzten Phasen der Überarbeitung, da muss man ja dann auch immer schauen, dass der Rhythmus, die Melodie stimmt, dass der Text einen schönen Flow hat. Da fange ich auch meistens so zum Lautlesen an und zum Wippen dabei. Ich fand das eigentlich ein schönes Bild, dass sowohl die Leserin oder der Leser zu Hause wippend mit dem Buch sitzt und ich am Schreibtisch genauso wie Wippe, also wie ein Tanz über die Distanz. Das muss bei Lesungen sehr köstlich aussehen. Also wenn man zum Beispiel keinen Ton hätte. Und alle beginnen zu wippen. Und alle beginnen zu wippen. Sie setzen ja, also es hat für mich zumindest etwas sehr, sehr Musikalisches. Sie setzen ja auch, sehr oft ist mir aufgefallen, das Pronomen zuerst und dann den Namen. Also so er, der Franz. Also das ergibt dann schon auch so einen Drive. Ja, das kommt auch so einen Drive. wie mit den Erfahrungen, die ich im Theater auch gemacht habe. Also auch der Text, würde ich sagen, ist einer, der für Körper geschrieben ist. Also nicht für den stillen Leser, der ganz auf sich vergisst und versinkt rein, sondern es wirft einen immer ein bisschen auf sich zurück. Oder es fragt vielleicht auch, ob es überhaupt so etwas wie das stille, körperlose Lesen gibt. Ob man halt Lesen und Denken immer auch mit Körpern verbunden ist, die man sich nicht wegdenken kann dabei. Also ich habe dann, muss ich sagen, so ab der Hälfte des Buches mehr mich konzentriert auf die Sprache, weniger auf die Handlung. Ist das enttäuschend für Sie als Autor? Nein, überhaupt nicht. Also man muss eh sagen, die Handlungszentriertheit der Literatur ist eine, die mich weniger interessiert. Natürlich finde ich auch, eine schön gebaute Geschichte ist wichtig und hält die Spannung hoch. Das hat das Buch auch, glaube ich. Also es gibt einen schönen Bogen, eine Spannung bis zum Schluss. eine Spannung bis zum Schluss. Aber was mich an Literatur immer interessiert hat, ist Sprachkunst, ist Sprachformung, ist das Spiel in einzelnen Sätzen oder Wörtern. Mir reicht oft ein einziger Satz in einem Buch. Wenn der mich trifft, dann wenn der irgendwie eine neue Denke in mich reinbringt, dann ist das genug. Ich weiß noch, das hat schon in der in der kinder oder in der jugendzeit angefangen wo andere leute tolkien herr der ringe gelesen haben wir war das immer wahnsinnig fahrt weil da die sprache so einfach daherkommt ich habe wahnsinnig tolle professorin am gymnasium gehabt die einem so b Bücher vor der Zeit in die Hand gelegt hat. Die hat gesagt, ja, das ist vielleicht noch nicht das Richtige für dich, die Blechtrommel schon in der Unterstufe mal zu lesen, aber vielleicht ist das genau das Richtige gerade für dich in dem Moment. Und für mich haben sie da Welten aufgetan. Oder auch gerade so Bücher, wo ich so beim ersten Lesen mir gedacht habe, oh Gott, was ist das? Ich komme da überhaupt nicht ran. Durcheinander-Tal von Dürrenmatt kann ich mir noch erinnern. Das ist ein Buch, da hat es mir alles aufgestellt am Anfang. Aber diese erste Überforderung war eine, die so reingezogen hat ins Buch. Und das ist eine Erfahrung, die ich halt selber sehr genieße an Büchern oder dass ich auch versuche herzustellen. Also Dichtebücher, wo sprachlich sehr viel auf kleinstem Raum passiert. Dann müssten Sie sich ja eigentlich so mit der rein narrativen Literatur eher schwer tun, die ja jetzt eigentlich im Trend liegt, würde ich sagen, eine gute Geschichte. Und es ist umso erfreulicher, dass dann auch jemand, so wie Sie, der eben eine andere Sprache verwendet, ja eben auch so erfolgreich sein kann. Ich finde halt, was mich immer oder was ich langweilig finde, ist dran, ist dieses, wenn es so tut, als wäre die Sprache selber neutral und würde nur eine Message übermitteln versuchen, weil das ist es nicht. Auch die quasi realistischste Form des Schreibens transportiert immer auch Ideologie, gerade wenn man es so sich reinsinken lassen kann, ohne darauf zu achten, was in der Sprache passiert, welche Vorurteile da auch ineinander greifen in der Sprache. Das finde ich am problematischsten, muss ich ganz ehrlich sagen, weil Sprache ist zwar ein wunderschönes Ding, mit dem ich auch wahnsinnig gern spiele. Elfriede Jelinek hat mal gesagt, das ist ein räudiger Hund, der immer wieder zu mir zurückkommt. Das finde ich eigentlich ein ganz gutes Bild. Ein schönes Bild, ja. Man hat das Gefühl, man kann etwas ausdrücken, mit dem man verstanden wird und dann geht man vielleicht auf die Straße raus und sieht wieder so ein Plakat von irgendeinem Demagogen und merkt, okay, auch das ist Sprache. Auch da werden Ressentiments geschürt über Sprache und auch da schafft es gerade Dinge zu transportieren, die wirklich problematisch, menschenfeindlich sind, aber auf eine aallglatte Weise. Und da liegt auch eine gewisse Gefahr darin, wenn die Sprache zu glatt, zu einfügsam gebaut wird, für mein Verständnis davon. Es klingt natürlich so, als wäre es jetzt so in einem Fluss geschrieben, was es ja gar nicht ist natürlich, weil Sie haben es einmal bezeichnet in einem Interview, es ist wie die Arbeit in einem Bergwerk oder so ein Ritt durch das Schreiben, wenn ich das richtig sage. Also das klingt schon beides so nach einem echten Kraftakt. Ja, also diese Bergwerksmetapher habe ich ein bisschen verwendet, auch weil ich das Gefühl habe, wenn man so länger dran sitzt an Texten, man trinkt immer tiefer ein oder man geht Satz für Satz rein, man verliert sich auch ein bisschen in der Arbeit am Text. Und da braucht es so eine Lektorin, die dann so den Überblick wieder haben und einen rausholen aus dem Text und auch sagen, jetzt schau dir wieder mal das große Ganze an, wo stehen wir überhaupt da. Damit hat das zu tun. Es ist natürlich eine anstrengende Arbeit und ich habe auch gemerkt, dass man für so einen Roman nochmal eine andere Luft braucht als wie für ein Theaterstück. Das ist allein der Länge auch geschuldet. So ein Theaterstück. Das ist allein der Länge auch geschuldet. So ein Theaterstück kann man schon auch mal in sechs bis acht Wochen mal eine Rohfassung schreiben. Beim Roman muss man einfach mindestens ein Jahr dran sitzen und immer wieder und dann auch einen gewissen Rhythmus oder eine Taktung im Arbeiten finden, dass man ein gewisses Tagessoll sich auferlegt und dann geht man heim und am nächsten Tag muss wieder sich ans Blatt gesetzt werden. Also da habe ich so gemerkt, es hat so ein bisschen eine andere Dynamik gebraucht und es hat mir aber großen spaß gemacht was auch ein einsamerer akt weil ich kann mir vorstellen sie sind ja dann doch wenn sie ein drama schreiben sind sie also oder wenn sie als dramatiker arbeiten sind sie ja dann doch eher mit den mit den regisseuren mit den mit den schauspielern auch in kontakt also ist es da ein sammler sozusagen an den gewissen grad auf jeden fall also ja in einem theater ist es ja meistens so dass dass das Endprodukt oder so, wenn man es überhaupt so nennen kann, immer in Zusammenarbeit, in der Kollaboration mit Häusern, mit Schauspielern, mit Bühnenbildnerinnen, Bühnenbildnern, mit Regisseurinnen und Regisseuren dann umgesetzt wird. Da ist es natürlich einsamer, weil im Theater bei Aufträgen treffe ich meistens die Regie schon mal oft, bevor es überhaupt zum eigentlichen Schreibakt beginnt. Ich meine, man muss schon sagen, natürlich gibt es auch da im Lektorat Leute, mit denen ich mich ausgetauscht habe. Aber es ist schon, bis zu einem gewissen Grad ist es einsamer, muss man sagen. Sie haben ja das Glück, Sie sind noch sehr jung und Sie verlegen bei Fischer. Es ist ja mittlerweile auch überhaupt nicht selbstverständlich bei den Verlagen, dass man überhaupt einen Lektor hat. Ist diese Zusammenarbeit, wie Sie sagen, die war sehr gut für Sie oder auch sehr hilfreich? Ja, also es ist ein bisschen im Umbruch gerade, weil viele Kolleginnen und Kollegen auch zu Literaturagenturen gehen und die haben dann Agenten. Ich weiß nicht ganz genau, wie dort das Arbeitsverhältnis ausschaut. Arbeitsverhältnis ausschaut. Aber ich weiß nur, dass manche von den Lektorinnen und Lektoren klagen, dass eben dieses kontinuierliche Weiterarbeiten an einem Werk dadurch unterbrochen ist, weil natürlich die Literaturagentur bietet halt dem meistbietenden Verlag meistens dann das Buch an und so kommt ein Buch dort raus und ein Buch dort und das stört halt diese kontinuierliche zusammenarbeit bei fischer habe ich mir vom anfang an eigentlich relativ wohl gefühlt schon meine meine theaterlektorin war eine die hat die hat mir nicht beim ersten treffen honig ums maul geschmiert würde ich mal sagen also die war eine die gesagt hat wir können an dem, dem und dem Punkt weiterarbeiten, da sitzt ihr Entwicklungspotenzial. Und in dem Moment habe ich gewusst, dass das eigentlich die richtige ist, um an meinen Stücken weiterzuarbeiten, weil die noch was wollte von den Stücken auch. Junge Autorinnen und Autoren glauben oft, okay, wenn ich einen Verlag habe, dann werde ich berühmt und sehen eigentlich dieses Verhältnis ein bisschen umgekehrt. Also der Verlag bietet ja dem Autor, der Autorin ein gewisses Service ab und dafür tritt man dann Prozente ab. Wenn der Verlag wenig tut für einen oder wenn der die Stücke, Texte in den Katalog nimmt und es passiert nichts damit, dann ist es und die auch oft dann zu mir sagen, okay, das Stück, so wie es jetzt ist, das funktioniert, das erkennt man schon, also ein Ferdinand Schmalz-Stück, aber hau noch mal drauf, schau noch mal, ob du eine neue Facette rauskriegst. Und das ist was, was man nicht so oft findet, habe ich das Gefühl, in dem Betrieb Leute, die halt nicht nur am Seriellen interessiert sind, sondern die auch wollen, dass es halt auf eine neue Ebene kommt. Der Text ist ja doch schon, an dem arbeiten Sie offensichtlich schon lang oder mit Unterbrechungen, denn für einen Auszug dieses Textes haben Sie ja den Bachmannpreis 2017 bekommen. Jetzt haben wir so viel über die Sprache gesprochen, möchten Sie vielleicht ein Stück lesen? Ja, kann ich gerne. Also ich lese mal so eine Seite vielleicht vor, dann hat man ein bisschen einen Begriff davon. Also das ist aus einem Kapitel, das heißt, der Herr Ingenieur, dieser Tiefkühlkostlieferant, von dem vorher die Rede war, Franz Schlicht, der begibt sich dann auf die, also angestellt von der Tochter von dem Dr. Schauer, der verschwundenen Leiche, auf die Suche nach Selbiger und fängt halt an bei einem Ingenieur, also der Herr Ingenieur heißt das Kapitel. Der Herr Ingenieur Huber, ein korrekter Mensch ist das, sagt er der Heinz. Und nochmal lauter jetzt, dass es da nichts gegeben habe, immer höchst korrekt sei der Herr Ingenieur gewesen, doch weil der Schlicht ihn immer noch nicht recht verstanden hat, was an dem Brummen von dem Staubsauger nun liegt, hebt sich der Heinz, hebt seinen wohlig eingerauschten Körper von dem Stuhl, schiebt ihn durchs grelle Neonlicht, das sie, die Tanja, hinter ihrer Theke von dem Wettcafé hat eingeschalten, um diese beiden ewig letzten Gäste, den Leitner und den Heinz, nun endlich auch nach Haus zu treiben. Stapft jetzt entschlossen auf das Dröhnen und zieht die Putzkraft zu, die ihn mit großen Augen gerade beobachtet, wie er den Zigarettenstummel sich da in den Mundwinkel reinschiebt, das Taschenmesser aus der Hosentasche fängt, um damit dann die Stromversorgung von dem Staubsauger zu kappen. Blechern noch ein letztes Röcheln, dann endlich Totenstille. Bis Tanja, den Blick nicht von der Illustrierten abgewandt, die vor ihr auf den Tresen liegt, nun die Stille bricht, hat das jetzt müssen sein. Woraufhin sie, die Putzkraft, schweigend das kaputte Arbeitsinstrument wegträgt, um sich in stiller Trauer dem stillen Örtchen noch zu widmen. So, sagt er der Heinz, man wird sich wohl um fünf Uhr früh noch etwas angeregter unterhalten dürfen. Und seinen Maurerkörper, wieder an den Tisch hinwuchtend, spricht es aus ihm heraus, dass er, der Huber, ein höchst intelligenter Mensch sei, das ein Bastler. Ja, danke. Also ich nehme an, der Bachmann-Preis hat Ihnen ja auch geholfen oder war das sozusagen, also der Start war es nicht, aber ich nehme an, das war schon ein sehr, sehr hilfreicher Preis. erstens, muss man sagen. Und der Bachmann-Preis war ja wirklich mein erster größerer Auftritt mit einem Poser-Text und der hat schon Tür und Tor geöffnet in dieses andere Universum rüber. Es war auch so, dass davor schon die Idee eigentlich gestanden ist, daraus einen längeren Text zu machen und dadurch, dass der Fischer Verlag ja meine Theaterstücke kennt und die schon verlegt hat, haben die auch gesagt, egal wie es ausgeht beim Bachmann-Preis, wir würden da auf jeden Fall gern daraus einen längeren Text publizieren. Also das war schon mal ganz schön, dass da so ein Commitment auch vom Verlag gegeben hat. Dass es dann doch eine Zeit lang gedauert hat, hat so ein bisschen daran gelegen, dass da natürlich Riesentrubel ist in Klagenfurt und dass er den Preis dann auch gewonnen hat, hat dann wirklich, also das ist nichts für Paranoika, weil plötzlich da in der Stadt allein schon kennt einem jeder. Also die Leute sind teilweise an der Kreuzung stehen geblieben und haben geschrien, da ist er, der Stein. Also es war absurd, was danach dann alles... Man wird immer wieder darauf vorbereitet, dass das schräg ist, wenn man das gewinnt. Aber es ist irre, wie viele Anfragen dann gekommen sind, wie viel Zuspruch natürlich, was schön war. Aber ich habe so gemerkt, dass irgendwie muss der Text jetzt ein bisschen zur Ruhe kommen. Das war das eine und das andere war, dass ich auch Vereinbarungen mit Theatern hatte für zwei Stücke schon und die auch nicht jetzt aufschieben wollte noch davor. Also ich habe so einerseits das Gefühl gehabt, ich überlegte auch, ob man da nicht mit den Theatern sprechen kann und sagte, jetzt kommt doch mal vorher der Roman. Habe dann aber das Gefühl gehabt, es braucht so ein bisschen Zeit, um wieder so den eigenen Blick drauf zu kriegen. Sie haben ja gesagt, Sie sind so leicht erkannt worden und das ist auch irritierend, aber Sie haben natürlich auch was dazu beigetragen, weil Sie inszenieren ja auch Ihr Äußeres. erkannt worden und das ist auch irritierend, aber sie haben natürlich auch was dazu beigetragen, weil sie inszenieren ja auch ihr Äußeres, also der Name ist auch ein Kunstname, sie heißen ja anders und ich nehme an, dass sie ihre beiden Kinder auch anders kennen, was die Kleidung betrifft. Gab es da einen Hintergrund für diese, wie soll ich sagen, Art der Inszenierung? Lustigerweise hat gestern mein Sohn zum ersten Mal gesagt, mein Papa ist auch ein Ferdinand. Ja, es hat ein bisschen, also ich weiß noch, wie ich diese Figur erfunden habe, wollte ich auch so ein bisschen markieren, dass das immer was Künstliches hat, so eine Autorexistenz, weil da wird dann immer ein Lebenslauf und welche Preise schon wer gewonnen hat, runtergeklappert und im Endeffekt macht es aber, glaube ich, jeder auf ganz natürliche Weise, dass man so eine Persona gestaltet oder so eine öffentliche Figur von einem gestaltet und ich habe mir gedacht, wenn man das schon macht, dann möchte ich das über diesen Künstlernamen auch markieren, dass das so mit mir selber nur bedingt etwas zu tun hat. Das ist das eine und das andere, was ich natürlich schon auch merke, ist, dass eine Öffentlichkeit immer Vor- und Nachteile hat. Also das ist schon eine ambivalente Angelegenheit und da merke ich schon auch, dass das einen gewissen Selbstschutz auch hat. Die Trennung auch, also so Privatfigur und Schriftsteller. Also man kann dann schon auch mal am Wochenende sagen, manchmal nehme ich dann den Hut runter und hänge den in den Sack und sage, jetzt bleibt der Pferd in der Hand damals draußen. Und das tut schon manchmal auch ganz gut, das für sich selbst getrennt zu haben. Zusätzlich, dass ich, weil jetzt wo wir im Dorf-TV sind, dass ich bei mir im Dorf auch nicht immer als der Künstler herumwandeln wollte. Darum habe ich da auch so ein bisschen gedacht, dass man da vielleicht mit einem Künstlernamen nicht so schnell erkannt wurde, aber natürlich dann gleich beim ersten Preis ist ein Foto in der Zeitung gewesen und dann hat es schon immer geheißen, ja, wo ist der Hut heute? Ja, klar. Es sind ja auch, wenn wir das Künstliche angesprochen haben, für mich waren die Figuren in ihrem Roman ja eigentlich eher nicht so Figuren aus Fleisch und Blut, also abgesehen davon, dass sie ja auch alle keine helden sind also keiner eigentlich sondern er eher kunstfiguren ja oder also wollten sie die auch in die richtung gestalten ja auf jeden fall also mir ist nicht an einer psychologischen einfühlung irgendwie gelegen also die figuren sind die haben was sie stellen ihre eigene eigene Gemachtheit immer aus, so würde ich das benennen. Das fängt schon an bei den Namen, die die Figuren haben, wie Franz Schlicht oder Dr. Schauer oder die Schimmelteufel gibt es auch, die Reinigungsunternehmerin. Also schon allein in den Namen steckt da was drinnen, was so eine Künstlichkeit untermalt und wie sie sprechen, wie sie sich hinter ihren Sprachdukti auch verstecken, hat auch was von einer starken Figürlichkeit. Ich habe mal in einem anderen Interview gesagt, sie kommen mir vor wie Puppen aus Sprache gemacht. Also so eine Idee interessiert mich an diesen Figuren mehr als jetzt irgendwie eine psychologische Einfüllung zu geben. Zusätzlich dazu verstecken sie halt auch dahinter immer größere philosophische, theoretische Konzepte, für die die Figuren auch modellhaft stehen. Also jetzt bis auf den Kerninger, den Korrupten, der ja eigentlich so einen eher normalen Namen trägt, wenn man es so sagen kann. Ja, aber auch da der Name Kerninger hat natürlich was mit so einer Einstellung dazu zu tun, wie man Identität denkt. Also das heißt, das haben Sie alles sehr genau überlegt. Ja, doch. Das ist das Längste, was ich noch überlege, wie die Namen zu setzen sind. Auf den ersten Blick. Also jetzt war es eher. Extremsituationen ist mir so, habe ich den Eindruck gehabt, interessieren Sie sehr. Also zum Beispiel so dieser Tiefkühltransporteur im Hochsommer, dann auch so die Kälte kehrt immer wieder. Da ist wirklich eine für mich sehr, sehr bildhafte, schöne Beschreibung, wie eben dieser Ministerialrat im Winterurlaub sozusagen in dieser Kälte, wie er die als Kraftquelle, glaube ich, bezeichnen, sie es auch sieht. Also so diese, ja eigentlich diese Extremsituationen auch. Ja, also das Buch wechselt schon auf jeder Seite so ein bisschen den Aggregatzustand. Also es geht von sehr heiß bis sehr kalt. Das war ein Versuch, da so eine Temperaturkurve reinzubauen, die natürlich auch mit dem Genre zu tun hat. Also auch der Detektiv, der immer wieder von hitzigen Situationen auf ganz abgekühlt runtergeht. Es hat natürlich auch, bis zu einem gewissen Grad, schwingt da auch der Klimawandel mit rein. Also gerade bei den Szenen, die in der Stadt spielen, wo es dann unerträglich wird oder wo der Asphalt schon Wellen schlägt. Also in so einer Stimmung habe ich das Gefühl gehabt, muss dieser Roman, der sowas Brenzliches auch hat, spielen, zwischen Kälteschock und Hitzestau, genau. Aber das ist mir auch aufgefallen, das kommt sehr dezent. Also so Zustandsbeschreibungen, kritische Zustandsbeschreibungen kommen sehr dezent. Irgendwann einmal sagen Sie eben so sinngemäß, also das muss man sich ja dann schon als Wüstenlandschaft vorstellen oder so, aber eigentlich eher so nebenbei. Ja, also das ist halt meine Vorgehensweise auch, dass man Dinge nicht so direkt aufs Parkett bringt, sondern immer den Umweg eigentlich über die Kunst geht, über Motive geht, dass eigentlich die Metapher mehr bewirkt als wie jetzt ein gesellschaftspolitisches Manifest, das man da schreibt. Also ja, den Versuch eher was zu erspüren, was zu erschmecken auch, wenn es um die Lebensmittel geht, als jetzt wen versuchen zu belehren, weil das hat schnell die Haltung, dass man die Scheuklappen hochzieht und sagt, naja, was will mir der sagen oder so. Aber wenn man über konkrete sensorische Erfahrungen geht, also in einem meiner ersten Stücke heißt es, die Butter schmeckt nicht mehr wie früher, dann schafft man es, dass der Leser, die Leserin da aus ihrer eigenen Erfahrung Dinge mit einbauen und vielleicht diese gesellschaftspolitischen Entwicklungen, die dahinter stecken, für die man vielleicht zehn Seiten bräuchte, um zu erklären, warum sie unsere Lebensmittelproduktionsweise so verändert hat, dass das natürlich nicht mehr wie die Bauernbutter auf der Alm früher schmecken kann, eigentlich ganz haptisch miterleben können. Also wie gesagt, wie erwähnt schon, also Sterben und Tod sind auch ein wesentliches Thema. Es beginnt ja auch das Buch in einem sehr skurrilen, als zwei Männer eben so einen großen Dinosaurierpark reinigen. Also auch hier eigentlich so das Aussterben eigentlich, auch wenn es nur Plastikdinger sind. Aber trotzdem ist es immer mit sehr viel Witz und Humor. Also ich habe so oft den Eindruck gehabt, sonst könnten Sie auch diese Themen gar nicht ertragen. Ist vielleicht sehr pathetisch, aber sonst würden Sie es gar nicht beschreiben wollen. so belächelt wird, als die kleine Schwester der Tragödie, eine wahnsinnige Durchschlagkraft hat. Oder dass man mit Humor an die Leute rankommt und gerade so ein bitterer Lacher, ein schwarzer Humor, eine Riesenerkenntniskraft hat. Ich meine, nicht umsonst sagt Hannah Arendt, dass das, was die Diktatoren am meisten fürchten, ist das Lachen der Untertanen. Und sonst sagt Hannah Arendt, dass das, was die Diktatoren am meisten fürchten, ist das Lachen der Untertanen. Weil dann hat der Untertan was verstanden und dann hat er die Machtverhältnisse durchschaut und macht sie darüber lächerlich im Endeffekt. Und darin liegt eine starke Erkenntniskraft, gerade so in Bezug auf das Thema Tod oder Endlichkeit, das vielleicht in den Roman auch gekommen ist, weil es mich natürlich selber beschäftigt hat in dieser Corona-Krise, in diesem Jahr, wo wir alle auf unsere Endlichkeit zurückgeworfen sind. Also ich habe sogar letztes Jahr dann zum Joggen angefangen. Also das muss schon eine wilde Seuche sein, damit man, dass mich mal was zum Laufen bringt, aber das hat halt damit zu tun, dass der Tod plötzlich, wenn es nicht uns selber betroffen hat, so zumindest, sehr nahestehende Verwandte betroffen hat, uns da stärker darauf zurückgeworfen hat. Und ich glaube ja irgendwie, dass gerade gerade im humor oder in der komik die tatsache dass der mensch nicht nur den tod vorwegnehmen kann darüber nachdenken kann sondern es schafft auch noch einen witz über den tod zu machen dass darin fast so eine leicht erlösende kraft liegt muss man ganz ehrlich sagen. Also wenn man das wirklich schafft, dann im letzten Moment noch über sich selber zu lachen oder die Situation, die man geraten ist, dann hat man schon einen anderen Umgang gefunden damit. Gibt es da eigentlich für einen Schreibenden Ihrer Meinung nach so etwas wie eine Grenze, eine Grenze dahingehend, dass man, also Sie schreiben zum Beispiel auch von lebend Begräbnissen, also wirklich sehr, sehr gut. Aber gibt es da auch eine Grenze, wo es dann irgendwie abgleiten könnte ins, ich weiß jetzt nicht, ich sage jetzt mal ins Geschmacklose oder so? Oder gibt es die in der Kunst, in der Literatur einfach nicht im gegensatz sozusagen zur realität ja natürlich gibt es das also ich habe mir auch in der arbeit gefragt ob dieses makabre ob das nicht auch zu weit gehen kann oder ob das auch jemanden treffen kann dann so in seinen eigenen gefühlen zum tod aber ich musste bis zu einem zu wissen grad sagen dann bin ich auch auf meine eigene gefühlswelt irgendwie muss ich da zurückgreifen und mir hilft so ein zugang damit umzugehen muss ich ganz ehrlich sagen also darf versuche also schlimmer wird es, wenn ich so das Gefühl habe, manchen Momenten, wie die Figuren handeln, möchte ich trotzdem immer verstehen, wie die dorthin kommen oder warum die gerade in dem Moment eben nichts anderes können, als über diese ausweglose Situationen, in der sie sich befinden, zu lachen und warum das was Befreiendes für sie hat. Ich habe auch zum Beispiel nach meiner Bearbeitbeitung fürs burgtheater jedermann stirbt das ja auch schon sehr um die frage von tod und endlichkeit dreht oder wie man da ein verhältnis findet dazu habe es wahnsinnig schön gefunden dass sie da in den publikumsgesprächen anders als bei anderen stücken sie leute ganz mit ganz intimen persönlichen erfahrungen zu wort gemeldet haben und sie teilweise bedankt haben dafür dass sie das in dem in dem text verhandelt gefunden haben obwohl ja noch nichts über deren situation weiß aber man merkt schon da da ist ein großes fragezeichen unserer gemeinschaft wie man wie man heutzutage mit dem tod umgeht man muss man überlegen die generation von unseren großeltern für die war es noch wichtig dass die auf die letzte öl und gekriegt haben dass die so vorbereitet wie möglich aus dem leben scheiden dass der körper in der richtigen Himmelsrichtung ausgerichtet ist, dass sie mit allen Verwandten auch noch gesprochen haben. So Dinge waren wahnsinnig wichtig heutzutage. Es gibt so Umfragen, sagt der Großteil der Bevölkerung, sie möchten so unvorbereitet, so plötzlich wie möglich aus dem Leben scheiden. so unvorbereitet, so plötzlich wie möglich aus dem Leben scheiden. Ich glaube auch, weil eben diese Sorge da ist, dass man eben in diese Zwischenstadien kommt, also dass der Tod lang hinausgezögert wird und von Maschinen umgeben, ohne Aussicht auf Verbesserung, dann in einem Krankenzimmer verbracht werden muss. Aber grundsätzlich zeigt es schon was, dass sich da in den letzten 50 bis 100 Jahren wahnsinnig viel verändert hat in diesem Verhältnis zum Tod. Ich möchte jetzt, weil Sie es auch angesprochen haben, bei Ihrem Stück Jedermann stirbt, also stirbt in Klammer, das war ja im Burgtheater zu sehen und dann auch hier in Linz in der Saison 2019-20, was ich mich erinnern kann. Und im Gegensatz zum Hoffmannstalchen Jedermann gestatten Sie ja Ihrer Figur keine Läuterung. Also ist das, weil es das einfach in einer kapitalistischen Welt, die Sie ja da auch anprangern, nicht mehr zulässt, diese Läuterung? Also das ist so spannend, weil diese Frage der Läuterung, die wird sehr unterschiedlich gelesen. Also für mein Gefühl oder wie ich es geschrieben habe, es ist natürlich schwierig. Ich finde so Situationen auch schön, wenn die Interpretationen auseinander gehen. Wenn ich jetzt als Autor natürlich sage, naja, meiner Meinung nach ist es so, dann ist es festgelegt. bewusst zum Schluss so eine gewisse Ungewissheit gelassen. Also die Frage, ob er geläutert ist, steht so zum Schluss. Sie würde eben nicht sagen, dass er nicht geläutert ist, weil gerade in diesem letzten Dialog mit dem Tod, den jedermann dann führt, ist so eine Art von Gelöstheit. Oder die witzeln dann auch so über den Tod. von Gelöstheit oder die witzeln dann auch so über den Tod. Und in dieser Gelöstheit liegt für mich sehr viel von einer Erlösung. Also ja, die Frage ist natürlich, wie es für ihn dann weitergeht und das lasst das Stück ganz klar offen. Aber ja, gerade da finde ich es interessant, wie die Blickrichtungen unterschiedlich sind auf ein Stück. Und das macht ja gerade im Theater gute Theaterstücke aus, dass die mehrdeutig sind. Also ich bin ja oft auf der Theaterprobe dann in dieser seltsamen Situation, dass die Schauspielerin oder Schauspieler zu mir kommt und sagt, ja, aber da an der Stelle, wie hast du es gemeint, so oder so? Und ich muss dann immer sagen, ja, es ist so oder so gemeint. Weil darum geht es, dass ihr als Theaterproduktion euren eigenen Weg durchfindet, dass ihr eine Interpretation findet von dem Text und drum braucht es gerade so diese Stellen, natürlich kann nicht alles frei entscheidbar sein, aber es braucht oft neuralgische Stellen, wo ganz klar erst im zweiten Schritt eine Entscheidung zu treffen ist und das ist vielleicht so eine Stelle, wo man jede Inszenierung des Stoffs nochmal für sich entscheiden muss. Ist der ein Erlöster zum Schluss oder wartet auf dem ewige Verdammnis? Ja, seltsamerweise. Also so wie ich mich erinnern kann, ist ja jetzt schon auch eine Weile her, habe ich es eben so gesehen damals, kann ich mich erinnern. Also ich stelle mir ja die Situation eines Dramatikers oder einer Dramatikerin auch dahingehend sehr schwierig vor. Denn wenn man dann drinnen sitzt oder auch schon bei den Proben dabei war und dann, ich sage jetzt einmal im Extremfall, sagt, nein, so wirklich nicht. Lässt man das dann reifen oder greift ein? Oder wie gehen Sie vor? Also grundsätzlich bin ich immer so fasziniert davon, dass da dann wirklich 30, 40 Leute sitzen, die jeder eine Fantasie dazu entwickeln. Also für mich gibt es da keine falschen Fantasien oder so dazu. Also eher die Fantasielosigkeit, das wundert mich dann. Also wenn irgendwo dann was nicht gemacht wird und ich mich frage, aha, warum ist der Teil jetzt rausgelassen worden? Es gibt schon so Dinge, wo ich dann aber auch ganz konkret nachfrage, aha, wie kommt es dazu oder wie seid ihr auf diese Fährte gekommen? ein leipziger hat alles so in so fell kostüme gesteckt bei der herzfresser war das und eben gefragt warum tragen alle schauspielerinnen auf der bühne so ganzkörper fellanzüge ja der bei dir in den alpen in diesen dörfern da gibt es ja viel inzucht und wir haben dann so mutter hat er dann gesagt. Da habe ich schon gesagt, naja, gut, wenn das deine Interpretation ist. Und das blieb dann so, oder? Das blieb dann schon so. Also ich habe eigentlich nie irgendwo was ich nicht so ganz mag oder wo ich schon mag, dass mit mir gesprochen wird, wenn Fremdtexte mit reingenommen sind, weil ich so das Gefühl habe, der Text, der auf der Bühne gesprochen wird, das ist so bis zum gewissen Grad auch meine Verantwortung und gerade wenn es dann oft schwer auseinanderzuhalten ist, mag ich das nicht so, wenn ich überrascht werde, man kann mit mir auch sprechen und sagen, du, da gibt's ein Theorie-Teil, den würde ich gerne mit reinnehmen, das wäre noch interessant. Oder es hat mal in Bremerhaven eine Inszenierung gegeben, wo ein Regisseur ein Bärenmärchen in ein Beispiel der Butter reinmontieren wollte. Da habe ich gesagt, ja, wenn das für dich... Und da war überall klar, dass das in einer ganz anderen Sprache... Also, dass das nicht von mir kommen kann. Weil das war klar sichtlich. Komischer ist es dann, wenn so Fremdtexte reingenommen werden und so nach mir gedichtet und mir wird es sofort klar, dass das nicht ich sein kann, aber es vermischt sich dann halt so. Da finde ich es ein bisschen schade. Also innerhalb der Hamburger Poetik-Vorlesungen plädieren Sie ja für eine, ich sage mal entschleunigte, ich finde das schon so einen abgegriffenen Begriff, aber mir fällt jetzt nichts ein, Entstehung des Textes. Denn, also ich zitiere jetzt einmal, um Figuren mit einem Eigenleben großzuziehen, braucht der Theatertext eine intime Abgeschiebenheit. Finden Sie diese Bedingungen noch vor als Dramatiker? Naja, es ist ein bisschen schwierig, weil die Häuser alle Uraufführungen wollen und dadurch wird wenig nachgespielt. Oft geben die Häuser Aufträge raus, die speziell für eine Stadt zugeschnitten sind. Das heißt, dass die dann, also so Sidespecific nennt man das dann, die können dann auch schwer in einer anderen Stadt nachgespielt werden, weil das halt klar dann an Linz gebunden ist oder Wien gebunden ist oder wo auch immer hin gebunden ist. Das macht es den Dramatikerinnen schwierig, da dann, also wenn es nicht nachgespielt wird, die Stücke, dann fehlt einem so ein bisschen ein Zeitpolster auch zwischen den Arbeiten. Das hat dazu geführt, dass manche Leute relativ schnell getaktet schreiben, dass die zwei oder drei Stücke im Jahr schreiben müssen und die funktionieren dann oft nach einem gewissen Rezept oder man sieht dann halt ähnliche Sachen, wenn man ein bisschen rumkommt und Theater schaut von Leuten, die das Rezept dann noch mehr auf die nächste Stadt übertragen. Ich glaube eben, dass dieser Schreibprozess auch gerade in einer Zeit, die immer schnelllebiger wird und die durch die neuen Medien auch immer mehr dahin geht, dass man immer Zugriff haben muss auf das Material, immer in Echtzeit nachschauen kann, wo steht der Text gerade, wenn man so diesen Schreibakt auch ein bisschen verteidigen muss, einfach als heiligen Raum fast, würde ich sagen. Aber grundsätzlich muss ich dieses Zitat vielleicht noch ein bisschen erweitern, weil ich das Gefühl habe, diese Arbeitsrhythmen im Theater sind auch, was die Kürze anlangt, sehr unflexibel. Also manche Kollegen von mir zum Beispiel, gerade jetzt in diesen politisch doch recht turbulenten Zeiten, entwickeln jetzt Formate, die sehr schnell lebig sind und sehr schnell Antwort geben auf politische Ereignisse. Auch das wäre schön im Theater zu sehen. Man hat ja das Problem, dass diese doch recht hölzernen Strukturen im Theater so ausschauen, dass die Häuser sagen, welches Stück auch immer, sechs bis acht Wochen Probenzeit und dann kommt es raus und dann wird gespielt. Man müsste viel mehr da von den Inhalten, von den künstlerischen Fragestellungen ausgehen und sagen, was braucht der Künstler, die Künstlerin? Wie viel Zeit braucht die? Braucht die vielleicht mal eine Probenzeit ganz am Anfang von der Schreibphase, dass man sagt, man hat mal ein, zwei kleine Texte, probiert die mit Schauspielerinnen und arbeitet dann nochmal über ein halbes Jahr und dann wird nochmal geprobt. Also da müsste es mehr entgegenkommen oder mehr Flexibilität geben. Manche Häuser probieren das, das funktioniert an manchen Häusern schon besser, wo die halt auch Hausautorinnenschaften machen und da enger zusammenarbeiten mit Schreibenden. Aber da ist auf jeden Fall ein weiter Weg noch zu gehen. Ja, da wäre es wahrscheinlich eine hohe Flexibilität auch gefordert in so einer Struktur wie zum Beispiel in einem Landestheater. Als letzte Frage möchte ich Ihnen noch stellen, hätten Sie sich eigentlich auch woanders sehen können? Also zum Beispiel als Drehbuchautor fürs Kino oder fürs Fernsehen? Oder war das so etwas, was Ihnen vielleicht auch einmal überlegenswert gewesen wäre oder gar nicht? War das immer das Theater und eben dann der Roman? Ja, also über den Film habe ich auch schon öfters nachgedacht. Aber es hängt halt mit dieser Frage des Realismus zusammen. das nachgedacht habe, es hängt halt mit dieser Frage des Realismus zusammen oder das, was man dann so Film- oder Fernsehrealismus nennt, finde ich einfach eine Form, die mich nicht so wahnsinnig interessiert. Ich habe jetzt ein paar Filme gesehen, wo ich so gemerkt habe, okay, es geht auch andere Sprachformen, man kann auch mit rhythmisierter Sprache im Film arbeiten, aber da gibt es halt andere Sprachformen. Man kann auch mit rhythmisierter Sprache im Film arbeiten, aber da gibt es halt weniger Bereitschaft von den Produktionsfirmen, da Risiken einzugehen, die man eigentlich dafür eingehen müsste, habe ich das Gefühl. Also man bräuchte da ein bisschen mehr Experimentierfreude, weil eigentlich mehr funktionieren wird, glaube ich. Also ich als grenzenlose Optimistin habe manchmal das Gefühl, dass sich ja dann doch irgendwann einmal so in dem ganzen Mainstream vielleicht auch so Nischen auftun, weil ja die Sehnsucht ist ja da, nicht? Also nicht bei vielen, aber bei einigen ist einfach die Sehnsucht da. Nicht bei vielen, aber bei einigen ist einfach die Sehnsucht da. Also ich habe mich mal mit einer Drehbuchautorin unterhalten und die hat halt gesagt, das Schwierige im Film ist halt diese vielen Produktionsmeetings, die halt auch sehr stark zugreifen können auf den Text. Also da sind ja auch die Verträge anders gestaltet im Film und Fernsehen. Da liegt das Stoffrecht immer bei den Produktionsfirmen. Das heißt, wenn ein Autor, eine Autorin eine Krise hat oder nicht weiterkommt mit dem Text oder nicht in dem Tempo arbeitet, wie es die Produktionsfirma möchte, dann sitzt ein anderer Autor oder eine Autorin dort. Und das ist halt auch ein gewisses Problem. Und dann finden sich halt Strukturen auch in den Drehbüchern, die einfach auf den Reißbrettern der Produktionsmeetings, man muss nur dran denken, man kennt das ja eh aus Kriminalfilmen oder aus Tatorten, immer wieder dieselbe Szene, wo sie in der Mitte des Films dann an so einem Reißbrett stehen und sagen, na jetzt fassen wir nochmal zusammen, welche Hinweise wir jetzt schon haben. Das ist einfach so eine Szene entsteht in einem Produktionsmeeting, wo gesagt wird, wir müssen jetzt für die, die bei der Hälfte eingeschaltet haben, nochmal alles zusammenfassen. Das ist einfach, das ist sehr simpel gebaute Informationsverteilung, die mich sprachlich immer so ein bisschen abschreckt. Ja, dann wünsche ich Ihnen auf Ihren Gebieten alles, alles Gute. Ich bedanke mich ganz, ganz herzlich fürs Kommen und alles Gute. Also zu Gast bei Literatur im Dorf war heute Ferdinand Schmalz. Wir haben über seinen Debütroman Mein Lieblingstier heißt Winter gesprochen und über vieles andere, auch über seine Dramen, über seine Arbeit als Dramatiker. Silvana Steinbacher wünscht Ihnen noch eine schöne Zeit. Machen Sie es auf jeden Fall gut. you