Wir haben jetzt fast zehn Jahre Fair Play. Was gab denn den Kurs, so eine Kampagne zu starten? Ich glaube, es war dieses sich sehr stark mit sich selbst beschäftigen in der Zeit, wo du wenig nach außen tun konntest. Und wenn bis zu dem Zeitpunkt das Hauptthema immer war, wir müssen die Budgets erhöhen, damit wir eine Erförderung kriegen, Thema immer war, wir müssen die Budgets erhöhen, damit wir eine Erförderung kriegen. Und als es so plötzlich vom Tisch war, gab es die Möglichkeit, mal ein bisschen tiefer zu schauen. Und dass die Menschen in prekären Verhältnissen leben, das haben wir zwar gewusst, aber es ist immer die Frage, weiß man es oder schreibt man es auch mal wohin. Was war denn das zentrale Ziel dieser Kampagne? Das zentrale Ziel der Kampagne war tatsächlich, zu schauen, dass die Arbeitsverhältnisse mit einem Mindestlohn, und zwar die Arbeitsverhältnisse im Kulturbereich und natürlich dann für die Künstlerinnen, mit einem Mindestlohn honoriert werden. Einerseits, dass es den überhaupt gibt. Wir sind sehr oft gefragt worden, bitte was soll ich verlangen, bitte was soll ich zahlen. Wir hatten keine validen Zahlen, die mal zu bekommen. Und dann ist man natürlich wieder beim Budget, die Vereine auch in die Lage zu versetzen, es zu bekommen. Und das ist nicht nur immer Budget, es gibt auch Bundesländer, die erlauben keine Eigenhonorare einem Verein. Da wäre dann vielleicht das mit dem Budget gar nicht so das Problem, wie dass sie mir erlauben, dass man das abrechnet. Also das ist dann sehr vielfältig, die Problemlage. Aber die hat sich halt dann so ausgefaltet, als man die Zeit hatte, sich damit verstärkt. Und da haben ja dann alle mitgemacht. Also alle Bundeslandorganisationen haben hineingearbeitet in dieses Thema. Wie sah es an, wie Sie über die Zahlen kommen, von denen wir gerade geredet haben, die du Arbeitsgrundlage gehalten hast? Ja, die Hertha Schuster hat den Vorschlag gemacht, sich an ein Gehaltsschema für Vereine von der Gewerkschaft, von der GPA zu halten. Das haben wir zwar zwei Jahre probiert, aber dann haben wir festgestellt, das wirft viel mehr Fragen auf für unsere Kulturinitiativen. Wo reiche ich die Leute ein? Was mache ich mit diesen Biennalsprüngern? Und dann haben wir zu einer Sitzung einen Workshop eingeladen, haben das WUK und andere Häuser zu einem bestimmten Termin bei uns im Büro versammelt und sind die Sachen durchgegangen. Wie würdet ihr einzelne Stufen beschreiben an Arbeit, die ihr habt und wo seht ihr, wo in dieser Gewerkschaftslogik ungefähr kann ich das verankern, sollen wir Biennalsprünge machen, überhaupt keine Sprünge, ein bisschen Sprünge. Wir haben uns auf ein bisschen Sprünge geeinigt, aber rausgekommen ist das, was alle noch am ehesten für sich selbst durchführbar fanden. Daraus haben wir eine Formel entwickelt und jetzt wird jedes Mal von dieser Gewerkschaftstabelle mit der Formel umgerechnet in unsere Tabelle. Wenn die Kampagne jetzt circa zehn Jahre läuft, bei was würdest du sagen, was wurde dabei erreicht? Was ist offen? Ja, erreicht wurde, dass es mal diese Empfehlungen gibt und dass jeder weiß, was seine Arbeit wert ist. Ich glaube, das hat sich schon zumindest bei allen unseren Mitgliedern durchgesprochen. Es gibt in einzelnen Bundesländern sogar bereits bei den Einreichungen den Hinweis, ob man Honorarempfehlungen der IGs anwendet oder nicht. Das ist jetzt nicht sehr viel, aber es ist relativ schwierig, weil es war auch in der Szene umstritten. Es herrscht ja die große Angst, dass wenn tatsächlich jetzt alle so viel Geld bekommen, dass sie anständig zahlen können, dass dann nur mehr die Hälfte der Einrichtungen ein Geld kriegt, weil dann nicht mehr so viel da ist. Dieses Problem muss natürlich die Förderabteilung lösen, indem sie mehr Budgets bekommt, also vom Finanzministerium und die dann auch entsprechend umleitet. Aber ich glaube, das Bewusstsein ist entstanden. Es steht im Regierungsprogramm erstmals und es ist das Bewusstsein in den Förderabteilungen, noch nicht in allen, aber doch in Theaterkulturinitiativen, Musik, ist es da, dass es durchaus auch mit der Förderpolitik zusammenhängt. Das große Problem sind dann noch die Bundesländer, weil wir ja eine subsidiäre Förderung beim Bund haben. Und da ist noch jede Menge zu tun. Aber das Schwierigste war, das Thema tatsächlich mal zu verankern, dass überhaupt mal daran gearbeitet wird. Was würdest du denn sagen, würde es noch brauchen, bis man sagen könnte, das ist jetzt erledigt, das Thema kann man ad acta nehmen? Ja, es braucht zwischen Bund und Ländern mal diese Vereinbarung, dass beide nur dann fördern, wenn auch ordentlich bezahlt wird, dass das eine Fördervoraussetzung ist. Also diese Vereinbarung und dann eine entsprechende Mittelaufbringung. Klingt relativ einfach, ist es halt dann nicht.