Meine sehr geehrten Damen und Herren, ich möchte Sie sehr herzlich zur heutigen Veranstaltung begrüßen. Sie steht in der Reihe Grundbücher der österreichischen Literatur seit 1945, unserem Kooperationsprojekt mit der Alten Schmiede in Wien und dem Literaturhaus Graz. 2001 begonnen gibt es diese Reihe nun, also bereits 20 Jahre. Ich begrüße wie immer sehr herzlich den Gesamtmoderator der Reihe, Prof. Dr. Klaus Kasperger. Herzlich willkommen. Prof. Dr. Klaus Kasperger. Herzlich willkommen. Wir sind wirklich sehr froh, dass die Veranstaltung heute stattfinden kann. Sie musste schon dreimal verschoben werden. Angesetzt war sie erstmals am 8. Juni 2020, drei Tage vor Franz Riegers 15. Todestag am 11. Juni 2020. Im Mittelpunkt des Abends steht Franz Riegers 1985 im Styria Verlag veröffentlichter Roman Schattenschweigen oder Hardtime, wieder aufgelegt wurde er 2002 vom Verlag Bibliothek der Provinz. Ich bedanke mich ganz herzlich bei den Mitwirkenden für ihre Geduld und dass sie die Veranstaltung heute möglich gemacht haben. Ich begrüße sehr herzlich den Autor Reinhard Kaiser-Müller, er wird aus Schattenschweigen oder Hartheim lesen und die Literaturwissenschaftlerin seit 2014 Leiterin des Brenner-Archivs an der Universität Innsbruck, Prof. Dr. Ulrike Tanzer. Sie wird ein literaturwissenschaftliches Referat halten. Ebenfalls herzlich willkommen. Mit Franz Rieger sind und fühlen wir uns vom Adelbert-Stifter-Institut hier im Stifterhaus in mehrfacher Weise verbunden. Zum einen war er langjähriges Institutsmitglied. Er wurde genau am Tag der Neueröffnung unseres Hauses am 28. Jänner 1993 zum Institutsmitglied ernannt. Zum anderen liegt in unserem Literaturarchiv sein Nachlass, der unter anderem sein wirklich wunderbares und wundersames handschriftliches Manuskript zu Schattenschweigen oder Hardtime enthält. 1999 erhielt Franz Rieger zudem vom Land Oberösterreich die höchste literarische Auszeichnung des Landes, den nach unserem Genius Lozi benannten Adelbert-Stifter-Preis. Franz Rieger hat viele Male bei uns gelesen. Seine letzte Lesung war für 9. Juni 2005 anlässlich des Stifterjahres zum 200. Geburtstag Adelbert-Stifters geplant. Leider war es Franz Rieger nicht mehr möglich, an dieser Veranstaltung teilzunehmen. Sein Tod zwei Tage nach der Veranstaltung hat uns dann wirklich sehr betroffen gemacht. Franz Reger wurde 1923 in Riedau im Bezirk Scherding im Innviertel geboren. Er besuchte zunächst das bischöfliche Gymnasium und Knabeninternat Betrenum in Linz, er hat auch einen Roman geschrieben, Internat in Elb, 1938 nach dem Anschluss an Österreichs, an das Deutsche Reich, wurde das Betrenum aufgelöst und Franz Rieger kam in das humanistische Gymnasium in Passau, wohin die Familie übersiedelt war. in Passau, wohin die Familie übersiedelt war. geriet er in amerikanische Kriegsgefangenschaft. Nach seiner Rückkehr 1946 arbeitete er zunächst erneut im Finanzdienst, von 1955 bis 1983 war er Bibliothekar in den Büchereien der Stadt Linz. Im selben Jahr, 1983, verfasste Franz Rieger den Roman Schattenschweigen oder Hardtime. Auf dem Manuskript ist das Ende der Niederschrift mit 23. November 1983 datiert. Bereits zwei Wochen später beginnt er laut eigener Aufzeichnung mit der Korrektur- und Schreibmaschinenreinschrift. Kurze Zeit später schreibt das Dürer Verzeichnung mit der Korrektur- und Schreibmaschinenreinschrift. Kurze Zeit später schreibt das Dürer Verlag gemeinsam mit der Wochenzeitschrift Die Furche einen Wettbewerb für christliche Literatur in der Sparte Roman aus. Und auf Drängen des befreundeten Rundfunkredakteurs Alfred Bittertschapter reicht Franz Rieger den Anforderungen entsprechend anonym das Manuskript ein und zwar unter dem Titel September. Aus 98 Einsendungen wird September schließlich 1984 als bestes Manuskript ausgewählt, 1985 erscheint es dann im Styria Verlag unter dem Titel Schattenschweigen oder Hardtime. Franz Rieger hat sich wiederholt und zwar schon vor Schattenschweigen oder Hardtime, zum Beispiel in den Romanen Feldwege und Der Kalfakter mit geistiger Verstörung oder Erkrankung, auch nur vermuteter oder zugeschriebener oder rein neurologischer Erkrankung und der gesellschaftlichen Ächtung bis hin zur Verfolgung in der Zeit des Nationalsozialismus auseinandergesetzt. Klaus Kasperger wird nach Lesung und Referat mit Reinhard Kaiser-Müllecker und Ulrike Tanz ein Gespräch führen. Ich bedanke mich sehr für Ihre Bereitschaft, die Corona-Schutzmaßnahmen mitzutragen. Wir wissen, dass das lange Tragen der FFP2-Maske nicht angenehm ist, daher wirklich besonderen Dank. Ich wünsche uns einen anregenden Abend und übergebe das Wort an Reinhard Kaiser-Müller. Guten Abend, vielen Dank für die Einladung. Ich musste das Buch jetzt auch schon einige Male lesen, weil ich zumindest vergesse ja immer wieder alles nach dem Lesen, zumindest den Inhalt. zumindest vergesse ich ja immer wieder alles nach dem Lesen, zumindest den Inhalt. Das Motto zu dem Buch heißt, in der Welt habt ihr Angst, aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden. Ich lese ein paar Stellen und dann ein paar Anmerkungen zu dem Ganzen. Valérie, die alte Frau, rief den Namen mit der Betonung auf dem Zwielaut am Ende. Valerie, mit Abständen drei bis vier Mal hintereinander. Es klang wie der Lockruf nach einem Tier, das entlaufen war oder zur Fütterung kommen sollte. Die alte Frau stand unter der Haustür an einem Türpfosten. Mit einer Hand stützte sie sich an den gegenüberliegenden Pfosten und schaute angestrengt in die Mulde hinunter, die, je mehr sie abfiel, breiter wurde und unten in einem flachen Graben ausging, den ein Bach durchfloss. den ein Bach durchfloss. Die Ufer waren mit Kopfweiden, Eschen und Erlen bestanden. Die alte Frau schien nichts zu bemerken, denn sie beobachtete angestrengt weiter. Geduldig oder daran gewöhnt, auf ihre Rufe keine Antwort zu erhalten, bindete viel Zeit auf, als sei das Ausschauen und Rufen nach einem Lebewesen, das Valerie hieß, eine notwendige Tätigkeit. Sie trat von einem Fuß auf den anderen, nahm die Hand vom Türpfosten, schaute wieder in die Mulde hinunter, nachdem ihr Blick abgeschweift war und tastete Stück für Stück den Baumbestand am Bachufer ab. Dann hörte sie hinter dem Ruf her, der kaum in die Mulde zu dringen schien und ließ den Blick auf einen Punkt ruhen. Dort bewegte sich etwas. Der Kopf einer Frau tauchte aus dem spärlich hängenden Herbstlaub. Sie hatte etwas in Händen, da sie es über dem Boden vorstoßend auf dem Boden zu sich heranzog, mit gleichmäßigen Bewegungen, während sie nach rückwärts ging. Sie rächte Laub. Die alte Frau unter der Tür schaute ihr eine Weile zu. Die alte Frau unter der Tür schaute ihr eine Weile zu. Sie wusste, dass die andere den Ruf gehört hatte und auch, dass diese nicht darauf antworten würde. Es war wie ein abgemachtes Spiel, das sich oft wiederholt. Die eine wie die andere kannte den Ausgang. Sobald die alte Frau ins Haus zurück trat, war sie gewiss, dass ihre Schwiegertochter der Aufforderung folgte und den Rechen auf einer Schulter die Mulde heraufkäme. Die Schwiegertochter war etwa 30-jährig, dunkel, von schwächlicher Konstitution und litt seit einem Jahr fallweise an Wahnvorstellungen. Der Arzt sagte Paranoia und die Ärzte in der Klinik, in der sie ein paar Wochen zugebracht hatte, bestätigten die Krankheit zwar als eine noch leichte Form, die aber konstant zu bleiben scheine, sagten sie, und wie in allen diesen Fällen unbeeinflussbar sei. Die Klinik hatte vom Hausarzt einen Bericht über die persönlichen Verhältnisse von Frau Valerie Doblauer, wie sie hieß, angefordert. Der Hausarzt hatte sich in einem inneren Zwiespalt befunden. Einerseits lebte man in einer Zeit, da ein Regime herrschte, das im Volk um der Erhaltung und Gesundheit willen keine solchen Menschen duldete und auch um der Vererbung vorzugreifen sie ausmerzte, was der Hausarzt wusste und damit rechnete. Andererseits regte sich in ihm Mitleid, weil er die Art mit Menschen so zu ver, als Unrecht, ja als Verbrechen ansah. Wieder aber wusste er, dass er diese Regung nicht merken lassen durfte, um sich selbst nicht zu gefährden. Somit verfasste er den Bericht möglichst sachlich und kurz. Im Süden liegt die langgezogene Hügelkette vor mir, unterschiedlich formiert mit jähen, kurzen Steigungen in den hochflächensanften Mulden, in denen sehr vereinzelt Vierkanthöfe stehen. Sehr vereinzelt deshalb, weil zu den Höfen ausgedehnte Gründe gehören, die um die Höfe herum angeordnet sind. Baumgruppen umgeben die Gebäude oder ziehen in Reihen von Mulde zu Mulde bis zu den höchsten Anhöhen hinaus. Und oft sehe ich nur die wuchtigen Dächer, ziegelrot zwischen dem Astwerk. Nach Osten und Westen eine weite Ebene. Der Lauf der Bäche ist erkennbar an den Baumreihen, die die Ufer säumen. Die Höfe in der Ebene, selbst wie Schlösser, sind besser einzusehen als die in den Hügeln. Doch weiter vom Schloss entfernt bilden auch mehrere zusammen einen Weiler. Am dunstigen Horizont im Westen und Osten umrundet die Hügelkette die Ebenen, schließt sie ab, was aber eine perspektivische Täuschung ist. Die äußersten Ränder der Talsohlen heben sich, bilden so einen scheinbaren Abschluss und stoßen in die im Dunst verschwindende Hügelkette hinein. Jenseits sehe ich nur Umrisse, in der Sonne dunstverschwommen, teils glitzernd, bei Schlechtwetter schattenhaft. Man ruft mich zu einer Kranken in einem der Höfe in der Hügelkette. Ein Kind richtete mir die Bitte der Großmutter aus, sie sei sehr krank, ich möchte zu ihr kommen. Sie sterbe vielleicht, setzte es von sich aus hinzu. Sie sterbe vielleicht, setzte es von sich aus hinzu. Das stehe in Gottes Willen, wollte ich dem Kind antworten, sagte es aber nicht. Gestern hatten wir eine Taufe, ein Mädchen, Gudrun. Ich erwähne es, weil es ungewiss war, ob es dazu käme. Der Vater des Kindes, sein Funktionär der Partei, war dagegen. Seine Frau, die Mutter, kam zu mir in den Fahrhof und sagte, sie hätten ein Mädchen zu taufen, aber ihr Mann, der Vater, sei dagegen. Es hatte keinen Sinn, Fragen zu stellen, denn die Frau sagte alles eindeutig. Und aus ihrem Benehmen erkannte ich, dass sie sich keinen Rat mehr wusste. Ich riet ihr zu warten. Sie könne in der nun folgenden Zeit guten Einfluss auf ihren Mann ausüben. Sie sagte, das glaube auch nur ich. Sie habe es zwei Monate lang versucht, es sei zwecklos. Ich sagte, dann würde ich mit ihrem Mann reden. Sie stellte keine Frage, verabschiedete sich, machte zweifelnde Bemerkungen und ich ging in mein Zimmer zurück und dachte, jetzt müsse ich mir etwas einfallen lassen. Zwei Wochen lang dachte ich nach, es war, als stehe ich vor einer Mauer. Dann versuchte ich, diese Mauer mit meinem Gebet zu untergraben oder zum Einsturz zu bringen. Vor jeder sachlichen und praktischen Überlegung scheute ich zurück. An den Mann heranzukommen schien mir unmöglich, solange die Mauer da stand. Auf dem Weg zu einem Kranken sah ich die Frau des Funktionärs auf mich zukommen. Ich blieb erschrocken stehen und dachte, verteidige dich nicht, du hast versagt. Bei mir angelangt, lächelte sie und sagte, es habe etwas genützt. Und ich wusste, dass wir jeder etwas anderes meinten, sagte aber nichts. Ihr Mann sei einverstanden. Dann machten wir den Tag der Tauffeier aus und gestern, wie gesagt, tauften wir das Kind. Der Vater war nicht dabei, nur die Mutter und die Patin. In der kleinen Predigt sagte ich nicht, dass Gott die Mauer niedergerissen habe, deutete nur an, dass es für Gott die Zeit nicht gebe, dass er aber wisse, wann sie komme, für jeden von uns. Darf ich so unbescheiden sein und die Umstimmung des Mannes auf mein Gebet zurückführen? Ich will nicht daran denken, doch das Ereignis gibt mir wieder Kraft und Auftrieb. wieder Kraft und Auftrieb. Maria Doblauer trug den roh geflochtenen Reisekoffer in der rechten und mit der linken hielt sie die Hand ihrer kleinen Tochter. Die versuchte sich loszureißen, als sie sich umdrehte und zurückschaute. Ihre Mutter hielt sie fest und schaute sich nicht um. An ihrer Seite ging Valerie. Maria hatte zu Valerie gesagt, ob sie ein Stück mit ihr und Clara gehe. Valerie war sofort dazu bereit gewesen, als sei sie entschlossen und habe darauf gewartet, von ihrer Schwägerin aufgefordert zu werden und selbst nichts gesagt, um nicht die Einwände ihres Mannes oder der Mutter auszulösen. Eine Zeit lang gingen sie schweigend nebeneinander, hörten auf das Geplauder des Kindes, das aussprach, was es sah und dachte, fragte und sich die Antworten selbst gab, wenn es sie nicht bekam. Dann sagte Valerie, Maria werde wohl nicht mehr zurückkommen. Da habe sie recht, sagte Maria, es sei besser so. Und Andrea sagte Clara, was werde er ohne sie machen? Es dauerte eine Weile, bis sie von ihrer Mutter die Antwort bekam, der gehe schon zur Schule und dort habe er viele Kinder. Ob es auch einmal zur Schule gehe, fragte das Mädchen. Ja, es gehe in der Stadt zur Schule, dort gäbe es noch mehr Kinder. Valerie seufzte laut und murmelte hinterher ein paar Worte. Maria betrachtete sie von der Seite, wollte stehen bleiben, da aber Valerie weiterging, sagte sie beschwichtigend, es werde alles beim Alten bleiben. Valerie brauche sich keine Sorgen zu machen. Die Mutter habe eingesehen, dass sie bei ihrem Sohn, dem sie alles habe durchgehen lassen, auf die falsche Karte gesetzt habe. Ihr Bruder, sagte Maria, habe alles an sich gerissen und müsse nun zusehen, wie alle Brücken hinter ihm einstürzten. Sie gingen schweigend weiter. Das Mädchen wandte sich um, das Haus sei noch zu sehen, sagte es. Niemand gab ihm Antwort. Dann blieb es plötzlich stehen, als wollte es nicht mehr weitergehen. Seine Mutter zog es mit sich. Das Kind sagte, nun könne es das Haus nicht mehr sehen. Es werde viele und große Häuser sehen, sagte seine Mutter. Wo? fragte das Mädchen. Und seine Mutter sagte, in der Stadt. Was die Stadt sei, fragte das Kind. Seine Mutter sagte, in der Stadt. Was die Stadt sei, fragte das Kind. Ein großer Platz, auf dem viele Häuser stünden, in denen viele Menschen wohnten. Ob die Menschen böse seien? Es gebe überall gute und böse Menschen. Tante Valerie sei ein guter Mensch, sagte das Kind. Es erhielt keine Antwort. Valerie sah das Mädchen an und lächelte. Warum Tante Valerie nicht in die Stadt mitkomme? Sie müsse bei Onkel Andreas bleiben. Onkel Andreas sei kein so guter Mensch wie Tante Valerie. Aber sie sei seine Frau. Ob sie, die Mutter, auch eine Frau sei? Ja, aber sie habe doch keinen Mann. Nicht jede Frau habe einen Mann. Aber Andreas habe einen Vater. Ja, das sei richtig, aber es können noch nicht alles verstehen, sagte seine Mutter. Valerie blieb stehen, auch die anderen blieben stehen. Valerie hockte sich vor das Kind hin und sagte, es werde in der Stadt, wo es viel zu sehen und zu hören gäbe, alles hier vergessen. Das Kind sagte, auch dich? Auch mich, sagte Valerie. Das Kind fiel der am Boden hockenden Frau um den Hals. Sie müssten weitergehen, sagte Maria. Valerie erhob sich und das Kind ließ los. Sie gingen durch einen Hohlweg, der zu beiden Seiten von Birnbäumen bestanden war. Valérie ging langsamer und blickte um sich. Einmal sei er hier hinter einem Baum gestanden und habe ihr aufgelauert, sagte sie plötzlich. Maria antwortete nicht gleich, sagte dann ruhig, Andreas werde ihr nichts tun, die Mutter werde sie schützen. Sie wisse nicht, sagte Valerie, warum sie das Dorf verlassen habe. Nun könne sie nicht mehr zurück und niemand komme von dort zu ihr. Maria suchte nach einer Antwort, blickte auf das Kind, das einen Schmetterling zu fangen versuchte und sagte, Valerie dürfe nicht meinen, sie, Maria, habe es leicht. Was sie in der Stadt, in dem Gasthaus erwarte, wisse sie nichts. Sie sei gefasst, ganz von vorn zu beginnen und das sei hart, denn niemand schenke einem etwas. Man sei unter lauter fremden Menschen. Warum sie fortgehe, sagte Valerie. Es sei kein Platz für sie daheim, sagte Maria, insbesondere seit der Vater weggegangen sei. Alles ein, sie nun weg, sagte Valerie. Der Vater sei der Bauer gewesen, sagte Maria und zum Knecht geworden. Und sie, Maria, habe der Bruder wie die niedrigste Magd behandelt. Valerie sagte nichts. Maria merkte, dass sich hinter der Stirn Valeries etwas zusammenbraute. Es tat ihr leid, dass sie Valerie zum Mitgehen aufgefordert hatte. Es war schwierig mit ihr. Man konnte sie treffen, wo man es nicht vermutete und oft war es unvermeidlich, weil das Valeries Verhalten nicht zu entnehmen war, was sie dachte oder im nächsten Augenblick sagen würde. Am besten sei zu schweigen, dachte sie. Valerie ging mit gesenktem Kopf neben ihr her, die Hände vorne unter der Schürze gefaltet. Maria wusste, Valeries Angst vor dem Bruder war zur Zwangsvorstellung geworden und die konnte niemand abschwächen als der Bruder selbst. Doch er war grob und gewalttätig, Eigenschaften, die Maria durch ihr Verhalten ihm gegenüber herausgefordert hatte. Bei Valerie war es die Unbestimmtheit, die ihrer Krankheit entsprang, die ihn grob und gewalttätig machte, womit er seine Schwäche verdeckte. Von Montag bis Freitag dieser Woche, soweit ich Kontrolle hatte, stieg dichter, giftgelber Rauch aus dem Schornstein des Schlosses. Es herrscht Westwetter, zeitweise fällt nieselnder Regen, der in Eisrieseln übergeht, mit ständigen Windböen, die den Rauch, der nach dem Verlassen des Schornsteins sich pilzartig ausformte, nach Osten trieben, hin und wieder die Richtung änderten, südwärts gegen den Hügelzug oder umgekehrt nach Norden ins offene Tal gegen den Strom, den er nach meiner Einschätzung nicht erreichte. Doch das Schätzen der Entfernungen von der Höhe des Kirchturms, gerade in diese weite offene Talsohle hinein, wobei das Überschaubare sich mehr und mehr verkürzt, faltenförmig zusammenschiebt, ist unmöglich. Und bis die Rauchwolke die Augebiete dort erreicht, hat sie sich aufgelöst. Diese Woche also blieb das Dorf dank des Westwinds vom Rauch verschont. Gegen Osten in dieser Talsohle ist die nächstgrößte Ansiedlung weit weg. Es gibt nur vereinzelt Höfe oder Weiler, ein paar Einfamilienhäuser entlang einer Straße. Am Montag steige ich, einer inneren Nötigung folgend, gleich nach der Frühmesse auf den Turm. Ich bin nicht überrascht über die Nötigung, aber über die sich mir aufdrängende Feststellung. Es raucht schon lange so, vielleicht die ganze Nacht. Der äußere Anlass, dies festzustellen, ist der unabweisbare Eindruck. Das, was ich sehe, ist die oftmalige Wiederholung. Mit einem Blick überschaue ich den Hergang der Wiederholung, den stets sich erneuernden Ansatz zum Pilz über dem Schornstein, den die Windböen nicht zulässt, eine Fahne bildet, sie zerfetzt und abtreibt und immer mehr verdünnt, lang hinzieht und endlich auflöst über dem nicht mehr überschaubaren Terrain. Am Dienstag stelle ich am Nachmittag das Gleiche fest. Das Wetter hat sich nicht verändert. Wieder der Eindruck, dass seit gestern kein Abbruch erfolgt ist. Was mich weiter folgen lässt, es handelt sich um einen Großeinsatz. Und ich versuche, weiter zurückzudenken, um Anhaltspunkte zu finden. versuche weiter zurückzudenken, um Anhaltspunkte zu finden. Wann war ich vor diesem Montag auf dem Turm? Am letzten Donnerstag erinnere ich mich und dazwischen konnte viel geschehen sein, was ich nicht festgehalten habe. Da der Wind auch in die andere Richtung weht, trägt er den Geruch nicht ins Dorf. Nach der Überwältigung durch diesen äußeren Eindruck überfällt mich die Wirklichkeit als Halluzination, ein Turm aus Leichen. Ich falle in der Glockenstube auf die Knie und bin unfähig, etwas anderes zu denken oder nur zu beten. Langsam komme ich zu mir, spreche halblaut ein langes Gebet. Und als ich mich erhebe, direkt vor der Turmluke, bin ich zu einer neuen Beobachtung gezwungen. Ein Konvoi von vier Lastkraftwagen verlässt das Schloss, fährt aber nicht Richtung Dorf, sondern nach Osten, dann die Zufahrtsstraße, die zur Reichsstraße führt, nach Norden, überquert die Reichsstraße, fährt ein Stück Richtung Osten und schwenkt wieder nach Norden in eine Nebenstraße ein, von der ich weiß, dass sie unter vielen Kehren und an einschichtigen Höfen vorbei an den Strom führt. Mein erster und wahrscheinlich richtiger Gedanke ist, man bringt die Verbrennungsreste, die Asche an den Strom, um sie ins Wasser zu schütten. Ich kenne den Weg von der Reichsstraße bis zum Strom, bin ihn zwar mit einem Auto noch nicht gefahren, nur mit dem Fahrrad und berechne, wie lang die Lastkraftwagen auf dieser kurvenreichen Straße hin und zurück brauchen, einschließlich der Entladung und Entleerung der Gefäße in den Strom. schließlich der Entladung und Entleerung der Gefäße in den Strom. Und meine paar Anmerkungen zu dem Buch beginnen auch mit einem Zitat oder mit einer längeren Stelle eigentlich aus dem Buch. aus dem Buch. Will ich den Kirchturm hinaufsteigen, muss ich durch den Friedhof, wo zur wärmeren Jahreszeit sich Leute aufhalten, die an den Gräbern arbeiten. Ich kenne sie alle. Sie grüßen mich und wir reden miteinander. Manche übersehen mich, auch die kenne ich gut. Die mit mir reden sind freundlich, während ich denke, eigentlich heuchelst du, redest Belangloses und verbirgst hinter wohlwollender Mine den Gedanken an das Schloss. Und zwar so perfekt, dass es aussieht, als existiere es nicht oder gehe dich nichts an. Ruhig sperre ich die Tür zur Seitenkapelle auf und hinter mir wieder ab und auch das erscheint mir eine provozierende Handlung. Ein Pfarrer, der seine Kirche betritt, kann doch keine Geheimnisse vor dem haben, der auch eintreten will. Betroffen bleibe ich stehen, lausche, gehe im Kirchenschiff nach vorne, sehe mich am Hochaltar um, richte einiges, alles nur Gesten der Verzögerung des schlechten Gewissens. Gehe ins Turmhaus und die Stufen der Stiege hinauf. Ich kenne jede Stufe, übersteige laut Knarrende, nehme die Hand vom Geländer, wo es locker ist, schaue immer auf dieselben schadhaften Stellen an den Mauern. Die Holzschalusinen über den Fensterluken sind halb geöffnet. Vorsichtig spähe ich hinaus. Oft zähle ich die Stufen, obwohl ich die Anzahl kenne, nur um meine aufgewühlten Gedanken auf etwas Festes zu richten. Auf jedem der sechs Stiegenabsätze bleibe ich stehen, höre die Turmuhr ticken, das Rasseln der Zahnräder, wenn sie zum Schlag ansetzt. Die Geräusche von draußen werden schwächer, vermischen sich, meine Tritte sind lauter geworden und ich dämpfe sie. In der Glockenstube angelangt, trete ich vor die letzte und große Luke, die nach Süden schaut und durch die ich das Schloss beobachten kann. Die Jalousien habe ich an dieser Luke stärker angehoben. Über die durch die Lamellen getrennten Spalten hinaus im Licht der Landschaft kann ich die ganze Umgebung sehen, die Zufahrtsstraßen und Wege, die unter den steilen Mauern angelegten Gärten, die weiter abliegenden Felder. Das ist das Bild oder mein Bild zu Franz Riegers Roman Schattenschweigen oder Hartheim aus dem Jahr 1985. Der auf dem Glockenturm stehende und auf die Euthanasieanstalt Schloss Hartheim hinüber und zugleich in die oberösterreichische Voralpenlandschaft hinausschauende Pfarrer. Hat er eigentlich einen Namen oder ist er der ohne Namen? Einem Freund schrieb ich, während ich das Buch zum ersten Mal las, und irgendwie steht er da oben wie so ein zweiter oder anderer Gott. Aber das ist natürlich falsch, denn er ist ja ein Gottesmann und denkt vielleicht nur in einem Wort, dein Wille geschehe, während sein Gewissen etwas anderes sagt. Mein Bild, er steht da und schaut und tut weiter nichts. Trotz allem, am Ende tut er nichts. Aber was sollte er auch tun? Der Stein rollt. Und er sagt es selbst über sich. Wie beeinflussbar ich bin. Nicht anhaltend und tief. Bin nur wehrlos auf freiem Feld. Die Geschichte in zweifacher Bedeutung wird nicht nur aus zwei Perspektiven erzählt, sondern auch auf zwei unterschiedliche Weisen. Die Abschnitte, die aus der Perspektive des Pfarrers erzählt sind, sind wirklich romanhaft, erzählunghaft. Oft haben sie etwas Weites, Offenes, das, wie mir scheint, durch Langsamkeit, Genauigkeit erreicht wird. Die anderen Abschnitte oder Kapitel, die von der Familie Doblauer sprechen, kommen mir eigentlich gar nicht recht wie Prosa vor, oder fast nicht wie Teile eines Romans, sondern fast wie welche einer Studie, durchsetzt von leitmotivischen und poetischen Elementen. Der Schatten ging ihr voraus und streifte die offene Stubentür. Überhaupt, die Schatten, der oder die sich schon im Titel finden, kaum eine Seite ohne Schatten, kaum eine Seite ohne Schweigen. In diesem Buch ist alles aufgeladen mit Bedeutung und Schwere versehen. Man könnte manchmal schon auch sagen, auf Wirkung geschrieben, aber so empfinde ich es nicht. Vielleicht auch ist nichts daran ein Roman, vielleicht ist alles Studie, Forschung mit dem Titel. Was ist der Mensch? Wer seid ihr, neben denen ich gelebt habe und lebe? Mehr als Tiere? Und wenn ihr nicht mehr seid, wenn ihr sogar weniger seid oder wart, warum seid oder wart ihr es? Das Kind lockerte mit seinem Geplauder die Stimmung, die beim Mittagessen, wenn das Kind nicht am Tisch saß, gespannt war. Und schon, sobald das Kind fertig angezogen und mit der Schultasche auf dem Rücken hinausgegangen war, zwischen den Erwachsenen zurückkehrte. Bis Andreas Doblauer draußen an die Arbeit ging. Zuerst hörte man ihn im Stall nebenan mit dem Vieh reden. Mit den Tieren kann man reden, bedenkenlos, gefahrlos. Sprache erscheint immer auch als etwas Gefährliches, Gefahr in sich bergendes, ein ewiger Schwall unsichtbarer Wolken. Schatten und Schweigen ist zunächst einmal sie, Valerie Doblauer, die Kranke, die Wahnsinnige, auf die dieses Wort doch so wenig passt und die im Verschwiegenen lebt, wie der mit dem Pfarrer befreundete Pastor einmal sagt. Er sagt, sie lebt im Verschwiegenen und im Kreis der Familie. Wo Licht ist, ist auch Schatten, aber wo ist da das Licht? Wenn Elisabeth, Valeries Schwiegermutter, neben ihr hergeht auf dem Weg nach Hause und ein Pferdeschlitten nähert sich, sucht die Alte, die Junge zu verbergen. Und schweigen, weil es doch nichts zu reden gibt. Alles ist Bestimmung, alles ist Schicksal und sei es nur, weil keiner es anders sieht, keiner es anders sehen kann. Und der Vater verlässt den Hof, geht weg, geht in den Schatten. Er kam nicht zu Wort, heißt es. Alles wird verschwiegen, sogar Zuneigung, auch wenn sie einmal zur Sprache kommt. Der Vater sei gut gewesen, sagte Valerie, die alte Frau antwortete nicht. Außerdem schrieb ich an den Freund, sehr schöne Landschaftsbeschreibungen, immer wieder die Landschaft, die Vierkante, die Felder und Wiesen rund um das Schloss. Er schreibt, als durchschreite er die Landschaft oder als wolle er das tun. Riegers Buch ist knapp 40 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs, dem Zerfall des Dritten Reichs, dem Ende des Holocaust und der Vernichtung von möglichst allem, was als unwertes Leben bezeichnet wurde, erschienen. Was uns heute als großer Abstand erscheint, war keiner. Was sind 40 Jahre, wenn man sich selbst an Lebenszeit einmal überschritten hat? Was war der Wind, der durch ein Schlüsselloch pfeift? Alles war doch gerade erst gewesen, nur eine Erinnerung weit weg. Da kann man wohl sagen, ohne etwas über sein Leben zu wissen, ohne zu wissen, inwieweit er an irgendeiner Art Kriegsgeschehen beteiligt war, dass Rieger nicht über etwas Vergangenes schrieb. Alles Reden geschieht wie aus dem Schatten heraus. Vieles von dem, was der Pfarrer weiß, erfährt er im Beichtstuhl, dem Ort der sicheren Nachrichtenübermittlung, wie es heißt. Auch dort Schatten. Sogar die Menschen begegnen sich oft als Schatten, wie hier auf Seite 133 dem Pfarrer. Im tiefsten und dunkelsten Einschnitt begegnet mir ein Radfahrer. Er kommt den Hang herab, wir erschrecken beide, das merke ich, doch dann ist er vorüber, sein Schatten an meinem. Schatten und Schweigen und auch er selbst, der Pfarrer, ist eigentlich stumm. Ihm stehen Phrasen zur Verfügung, feste Sätze, nicht sehr viel mehr. Im Anfang überlegte ich, einen Feldstecher mitzunehmen, habe aber eine Scheu vor solchen Hilfsmitteln. Ich bin überzeugt, letzten Endes deutlicher, doch nicht mehr zu sehen. Der Feldstecher würde mich hindern, während mein Blick auf einen Punkt eingeengt wird, dessen Umgebung und besonders ein Gesamtbild im Auge zu behalten. Ist das Gottesfurcht? Nicht nur nicht handeln, sondern sogar nicht genau hinsehen aus Gottesfurcht. Angst vor dem eigenen Gewissen. Dein Wille geschehe. Er starrt in den Rauch des Krematoriums und betet halblaut. Ich kenne die Toten nicht, sagt er. Was soll das heißen? Zugleich sagt er, er habe oder spüre eine Bereitschaft für alles in sich. Und doch schaut er hin, das Wort Großeinsatz, Ergebnis einer Schlussfolgerung wegen des unablässig aus dem Schornstein steigenden, dichten Gift gelben Rauchs, detailreiche, nüchterne Sprache, mit der es einem manchmal die Kehle zusammenschnürt, Rauch und Asche und Schweigen. Der Pfarrer sucht das Gespräch mit seinem evangelischen Kollegen Pastor Wohlschläger. Er erzählt ihm, was ihn belastet. Er sei, sagt er, gezwungen, alles genau zu verfolgen und als Chronist zu wirken, schweigend wie der Mönch in seiner Zelle, trüge mich aber mit dem Gedanken, eines Tages zu sprechen. Und er warte diesen Tag nicht, um mich für das Aufgezwungene zu rächen oder diesem ohnmächtigen Tun ein Ende zu setzen, als vielmehr unser Dasein in Sünde zu bestätigen. Der Pastor sagt nur der Steinrolle. Zugleich sagt er, er bewundere den Pfarrer. Wofür aber, dass er Zweifel hat für dir, dass er sich schämlich folge diesen Gesprächen, diesen Gedankengängen, aber wirklich nachvollziehen kann sie vielleicht nur ein tiefgläubiger Geheimnis des Glaubens. Und angebunden sind sie daran, an ihren Glauben, an ihr dein Wille geschehe. Warum denkt der Pfarrer denn überhaupt über all das nach? Seines Glaubens wegen, um diesen Willen zu ergründen. Doch dann geht er zur Exzellenz, seinem Vorgesetzten, und nennt die Dinge beim Namen, worauf ihm gesagt wird, was zu tun sei, was er zu tun habe. Auszuhalten, wie wir es alle täten, an jeder an der ihm bestimmten Stelle. Beim Wiederlesen kommen im Radio die Meldungen über Weißrussland, das gerade wieder in die Schlagzeilen geraten ist, wird es nicht auch heute manche geben, denen auszuhalten, angeraten wird, dort oder sonst wo auf der Welt. Es ist in manchen doch auch ein beispielhaftes Buch. Zusammen mit Elisabeth Doblauer ist der Pfarrer die interessanteste Figur in dem Text. Beide sind sie zerrissen und scheinen im Grunde nicht so ganz zu wissen, auf welche Seite sie sich schlagen sollen oder auf welcher Seite sie stehen. Der Widerstreit zwischen Loyalität und Gewissen machen aus ihnen Zerrissene, während die anderen Figuren recht eindimensional erscheinen und rasch langweilen, weil man sie bereits nach wenigen Seiten kennt und nichts Neues dazu kommt. Der gewalttätige Säufersohn Andreas, der gute, nachgiebige Vater Matthäus, die sanfte, unschuldige Valerie, die sich in die Krankheit flüchtet und so weiter. Freilich, es ist nicht Riegers Schuld, wenn man Figuren wie den Arzt, der im Auftrag handelt, seine Pflicht tut, auch wenn es keine angenehme Pflicht ist, allzu satt hat. Mir kommt vor, als wollte Rieger etwas Bestimmtes zeigen, nur komme ich nicht dahinter, was es ist. Ich hätte es vielleicht gewusst, hätte ich das Buch zu seiner Zeit lesen können, wollte Rieger an etwas rühren, war es das, dass Anfang der 80er, Riga an etwas rühren, war es das, dass Anfang der 80er, dass alles hierzulande immer noch ein Tabu war und im Geschichtsunterricht in der Schule, soweit ich weiß, nicht vorkam. Wollte er zugleich zeigen, wie wenig man gegen diese Maschinerie, die alles sah, der nichts entging, ausrichten konnte. Und rührte er also daran, zeigte er es. Das kann gut sein. Und dann ist mein Gedanke wertlos, wonach es zu dieser Zeit doch schon sehr viele Texte gegeben hat, die sich mit der Menschenvernichtung in der NS-Zeit auseinandergesetzt hatten. Und freilich weiß ich, dass das für den, der schreibt, kein Kriterium ist und sein kann. Und bei uns, Ende der 80er, stand in der Garderobe der Volksschule mit schwarzem Filzstift zwischen zwei Kleiderhaken geschrieben, der Hitler war ein guter Mann, er baute uns die Autobahn. Eine Bekannte, die in der Gegend lebt, kennt das Schloss gut und auch ihre Familie kennt es gut. Sie hat mir ihre Geschichte erzählt, die kurze Fassung, da waren zwei Behinderte auf dem Hof, Geschwister des Vaters, und wäre da nicht der Arzt gewesen, wären sie in Hartheim gelandet. Und auch ich kannte schließlich eine sehr gut, die im Wahn bisweilen schrie, bringt mich nach Niedernhardt. Und deren dauerhaft wahnsinnige Tag und Nacht wie ein Vieh schreiende Schwestermann zu Hause ankettete, Tag und Nacht wie ein Vieh schreiende Schwester man zu Hause ankettete, damit sie nicht herumlief und bei den Höfen ringsum in die Ställe einstieg und aus den Sautrögen fraß, bis sie eines Tages die Nahrungsaufnahme verweigerte und verhungerte. Oder habe ich das geträumt? Nein, nein, es war schon so. Und auch das ist noch nicht so lange her, dass man sagen könnte, Schnee von gestern. Oder mit mir hat das nichts zu tun. Kontaminierte Landschaft, wie Martin Pollack das nennt, den auch Frau Tanzer zitieren wird und dann gibt es auch mit solchen Geschichten kontaminierte Familien. Selbstverständlich bin ich auf Sprache aus. Zugleich ist mir Sprache nichts, wenn sie nur für sich da ist. Mir erscheint sie da als Spielerei und für Spielerei ist mir, zumindest auf Dauer, zumindest meistens, die Zeit zu schade. Und es stimmt nicht, dass Riegers Buch kein Roman sei, keine Erzählung. Und ich weiß schon nicht mehr, wie ich den Eindruck bekommen konnte. Schließlich schafft er, was mir an Literatur das Kostbarste ist. Er macht mir eine Lebenswelt, eine Gedankenwelt und eine historische Zeit erfahrbar, zu der ich ohne ihn so keinen Zugang hätte. Eine historische Zeit, die, wie der Pfarrer sagt, eine Ausnahmezeit ist. Und die mich auch deshalb so interessiert, weil auch bei uns darüber das Schweigen herrschte, obwohl ich wusste, obwohl es anfangs ja nur ein Ahnen gewesen sein konnte, da war etwas, es war nicht nichts. Und erfahrbar macht es mir diese Welt und Zeit nicht durch Zahlen, wie ein Sachbuch es täte. Ein literarischer Text ist für die meisten, wie auch für mich, vor allem eine emotionale Angelegenheit. Man liest sich selbst mit, auch die eigenen Erwartungen an die Figuren. Nacherzählbarkeit ist nicht das Zentrale, sondern die Frage, ob eine Empfindung beim Lesen entsteht, welche auch immer. Aber eine möglichst einzigartige, die wiederkehrt beim sich erinnern an das Gelesene. Fakten verbinden sich mit dem Verstand durch die Seele, aber rieseln sie meistens wie Sand. Durch die Seele aber rieseln sie meistens wie Sand. Und beim Wort verbinden denke ich an das Wort berühren und frage mich, ob Berührungen, zärtliche meine ich, in der gezeigten Welt, einer Welt der Angst, überhaupt wirklich vorkommen. Was mich besonders beschäftigt, ist die Darstellung der bäuerlichen Lebenswelt in diesem Buch. Einer Welt, die nur in ihrer Schicksalsergebenheit jener der Priester ähnelt. Sind die Figuren da aber überhaupt Menschen? Wie schon einmal gefragt, ist es nicht eher Vieh, das da gezeigt wird, das sich von dem in den Stellen fast nur dadurch unterscheidet, dass es, wenn es sich dazu durchringen vermag oder dazu gezwungen wird, sprechen kann. dazu durchringen vermag oder dazu gezwungen wird, sprechen kann. Die Umstände sind es, die den Menschen nicht zum Menschen werden lassen, ihnen Niederungen dahingrundeln, dahinvegetieren lassen, das als Frage. Oder ist es der Mensch selbst, weil er so entscheidet, weil er nichts will, als das Niedrigste, Primitivste, der zuschlägt, wenn niemand ihn daran hindert, der zuschlägt, weil niemand ihn daran hindert. Als Valérie ihn zur Tür hereinkommen sah, hatte sie das Gefühl, er hole sie mit Gewalt. Die Gestalt und Einzelheiten daran mit einem Blick erfassend, Blick erfassend, band sie sich ab, lauschte auf seine Stimme, die, wie ihr schien zu verbergen, suchte, was seine Erscheinung ausdrückte, Gewalt. Sie wollen nicht raus, nicht einmal die Bedrohten, nicht einmal Valerie oder das Wollen spielt keine Rolle. Sie sei, heißt es einmal, bereit hinzunehmen, was auf sie zukam. Das Leben dieser kleinen Bauern bewegt sich entlang des Jahreskreises und auch da gibt es nur ein Reagieren, auch das hat nichts Eigenes. Es geschehen die immer gleichen Dinge. Und so sind auch die Beschreibungen nicht sehr weitreichend, aber diese nicht sehr weitreichenden, kreisenden Beschreibungen zeigen sehr viel. Sie zeigen eindringlich, diese Leute wollen es so. Sie wollen nicht raus, sie wollen im immergleichen Leben, wollen keine Fragen haben und keine Antworten. Und sogar das Gebären schaut man sich von den Kühen ab. Paradox eigentlich, über eine Welt ohne Sprache zu schreiben. Andreas Doblauer war nicht der Erste, der zum Heimweg aufbrach. Er hatte eine bestimmte Zeit und auch die war nicht immer gleich. Oft erhob er sich unmittelbar, legte seine Karten auf den Tisch und niemand sagte ein Wort. Er machte dem Wirt ein Zeichen, bezahlte und ging hinaus. Über das Schreiben selbst kann man beim Lesen dieses Textes auch trefflich nachdenken, darüber, wie schwer es ist, langsam zu schreiben. Der Steinrolle heißt es einmal, und das gilt auch von Anfang an für diesen Text, auch er ist eine Maschinerie auf seine Weise. Zugleich, und auch das passt zum Wort Maschinerie, ist es eine atemlose Prosa, eingebettet so stark in die Geschichte, die Historie, dass die eigene Fantasie fast keinen Raum mehr hat. Und das ist womöglich auch der Grund, weshalb es mir eher schwerfällt, darüber etwas zu sagen. An der Leine des Erzählers geht man von Anfang bis Ende. Es ist ein grausames Buch. Am Ende meines E-Mails schrieb ich, was ich auch nach mehrmaliger Lektüre noch so schreiben könnte. Es ist ein sehr merkwürdiges Buch, das ich in einer Langsamkeit lesen muss, die ich fast schon quälend finde. Aber es lässt sich nicht anders lesen. Aber hinterher, im Nachhinein, geht es mir wie mit dem Eisschloss von Tarja Wesers, bei dem ich Doris Lessing recht geben muss, ob ich will oder nicht. Es ist unvergesslich. Vielen Dank. Applaus Auf der Website des Oberösterreichischen Landesarchivs findet sich eine digitale Karte mit KZ-Gedenkstätten und Grabdenkmälern, die an Opfer von Konzentrationslagern erinnern. Das Konzentrationslager Mauthausen mit seinen zahlreichen Außenstellen wie Gusen, Ebensee und Melk sowie die organisatorisch davon unabhängige Tötungsanstalt Hartheim gehören zu den prominentesten Orten einer, Zitat, kontaminierten Landschaft, um mit Martin Pollack zu sprechen. Nach Jahrzehnten des Vergessens und Verdrängens haben sich vor allem Schriftstellerinnen und Schriftsteller mit den Verbrechen des NS-Regimes in Oberösterreich auseinandergesetzt. auseinandergesetzt. Zu nennen sind hier etwa Käthe Recheis, Elisabeth Reichert, Erich Hackl, Alois Hotschnig, Martin Pollack und Franz Rieger. 1985, wir haben es gehört, erschien im Waldviertler Verlag der Provinz Franz Riegers, Entschuldigung, Styria Verlag, Franz Riegers schmaler Roman Schattenschweigen oder Hardtime. Der titelgebende Name verweist auf das Renaissance-Schloss Hardtime bei Alkoven im Everdinger Becken, das als Ort der Euthanasie behinderter Menschen zwischen Mai 1940 und Dezember 1944 in das kollektive Gedächtnis eingegangen ist. 40 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs traf Rieger mit seinem Roman den Nerv der Zeit. Während der deutsche Bundespräsident Richard von Weizsäcker, selbst ehemaliger Wehrmachtsoffizier und Sohn eines hochrangigen Diplomaten, der wegen Kriegsverbrechen in den Nürnberger Prozessen verurteilt worden war, am 8. Mai 1985 vor dem Deutschen Bundestag eine Rede hielt, die in die Geschichtsbücher eingehen sollte, stand Österreich die politische Auseinandersetzung mit der Vergangenheit noch bevor. Die Schlagzeilen der österreichischen Medien waren vom sogenannten Weinskandal dominiert. Verteidigungsminister Friedhelm Frischenschlager von der FPÖ begrüßte den NS-Kriegsverbrecher Walter Reder, der als Befehlshaber beim Massaker von Marzabotto zu lebenslanger Haft verurteilt worden war, bei dessen Rückkehr nach Österreich per Handschlag. Ein Jahr später sollte die Affäre Waldheim die österreichische Innenpolitik erschüttern. Die Resonanz auf das Buch blieb zunächst zurückhaltend. Der Autor Franz Rieger hatte das Schicksal seelisch erkrankter Menschen bereits in früheren Romanen thematisiert. Im Roman der Landauer von 1974 etwa wird von einer Familie auf der Flucht vor den Geschehnissen des Zweiten Weltkriegs erzählt. Die junge Landauerin, die psychisch krank ist, verschwindet eines Tages. Der Vorfall wird aus der Perspektive eines Kindes erzählt, das sich später daran erinnert. Der Abtransport und der darauf folgende Tod werden nur angedeutet. Manfred Mittermeier sieht in dem Text das erste Beispiel für Riegers Beschäftigung mit der systematischen Ermordung vor allem psychisch kranker Menschen durch die Nazis. Auch die Romane Feldwege von 1976 und der Kalfakter von 1978 greifen die Thematik auf. Die Gründe dafür sind wohl biografischer Natur. Wir haben es schon in der Einleitung gehört, nur ganz kurz, eben der 1923 geborene Franz Rieger besuchte zunächst das bischöfliche Gymnasium und das Internat Petrinum in Linz, ab 1938 das ehemalige Jesuitengymnasium in Passau, 1941 eben Reichsarbeitsdienst, 1942 an die Front, wo er schwer verwundert wurde. Nach seiner Rückkehr aus der amerikanischen Kriegsgefangenschaft arbeitete Rieger zunächst im Finanzdienst und dann bis zu seiner Pensionierung als Bibliothekar bei den Büchereien der Stadt Linz. Sein langjähriger Wohnort, Oftering bei Linz, wo der Schriftsteller am 11. Juni 2005 auch starb, liegt in der Nähe von Schloss Hartheim. Riegers Oeuvre wurde mit einer Reihe von Preisen ausgezeichnet, unter anderem mit dem Förderungspreis für Literatur des Landes Oberösterreich 1966, dem Förderungspreis zum Staatspreis 1972, dem Kulturpreis des Landes Oberösterreich 79, dem Rauriser Literaturpreis 1979, dem Coref-Preis der Stadt Linz 1987, dem Heinrich-Gleisner-Preis 1993, dem schon erwähnten Adalbert-Stifter-Preis 1999 und der Kulturmedaille des Landes Oberösterreich 2003. Trotz dieser öffentlichen Würdigungen galt Rieger Zeit seines Lebens als einer der Stillen im Lande. Er musste mehrfach die Verlage wechseln, Europa, Benzinger, Styria, Bibliothek der Provinz und die Rezeption seines erzählerischen Werks blieb überschaubar. Der Schriftsteller und Germanist Alois Brandstätter stellte in einer Festrede anlässlich des 50-Jahr-Jubiläums des Oberösterreichischen Landtags am 13. Dezember 1995 fest, ich halte Franz Rieger für den bedeutendsten lebenden oberösterreichischen Schriftsteller. In seinen Büchern sind Land und Landsleute am tiefsten, am ernstesten, am gerechtesten, am echtesten und am schönsten beschrieben. Zitat Ende. Es mag spektakulärere Bücher über das Leben auf dem Land oder über die NS-Zeit in der österreichischen Literatur geben, dennoch ist es gut begründbar, Schattenschweigen oder Hardtime in den Kanon der Grundbücher aufzunehmen und damit den Schriftsteller Franz Rieger vielleicht wiederzuentdecken. Der Roman, der mit dem Literaturpreis für christliche Literatur ausgezeichnet wurde, beruht wie schon gesagt auf Aufzeichnungen des Pfarrers von Hartheim. Dieser bestieg regelmäßig den Kirchturm, um die Vorkommnisse rund um das Schloss zu beobachten. sieben Kapiteln erzählt. Die Erzählstränge sind klar geschieden. Aus der Perspektive eines objektiven Erzählers wird das Schicksal der jungen Bäuerin Valerie geschildert, die zusehends paranoid wird und schließlich der nationalsozialistischen Vernichtung zum Opfer fällt. In der ersten Person Präsenz zeichnet der Autor den Gewissenskonflikt des katholischen Geistlichen auf. Dieser ahnt die Vorkommnisse und weiß nicht, wie er sich verhalten soll. Beide Protagonisten bleiben allein und auf sich selbst zurückgeworfen. Die Sprachlosigkeit der kleinbäuerlichen Umgebung wird ebenso eindrucksvoll gezeigt wie die Einsamkeit des Geistlichen. Der Schauplatz ist nicht fiktiv, sondern Hartheim und seine unmittelbare Umgebung. Der historische Kontext ist also für das Verständnis des Textes von zentraler Bedeutung. Das Renaissance-Schloss Hartheim wurde Ende des 19. Jahrhunderts vom damaligen Besitzer Camillo Heinrich Fürst Stahenberg, dem Oberösterreichischen Landeswohltätigkeitsverein, zum Zweck der Pflege geistig und körperlich behinderter Menschen geschenkt. Dieser Verein richtete 1898 im Schloss die sogenannte Anstalt für Schwach- und Blödsinnige, Idioten und Kretinöse ein, in der bis zum Jahre 1940 unter der Obhut der barmherzigen Schwestern vom Heiligen Vincenz von Paul behinderte Menschen gepflegt wurden. Dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich 1938 und dem Gesetz über die Überleitung und Eingliederung der Vereine, Organisationen und Verbände vom 17. Mai 1938 wurde der Oberösterreichische Landeswohltätigkeitsverein am 10. Dezember 1938 aufgelöst und die Leitung der Anstalt der Fürsorgeabteilung der GAU-Selbstverwaltung übertragen. Im Frühjahr 1940 wurde innerhalb weniger Wochen das Schloss umgebaut und zu einer Euthanasieanstalt adaptiert. Die Bewohnerinnen wurden zu diesem Zeitpunkt auf andere Pflegeanstalten im Gau Oberdonau verteilt. Sie sollten zu den ersten Opfern der Tötungsanstalt Hartheim werden. Der erste Transport erreichte Hartheim am 20. Mai 1940. Zwischen 1940 und 1944 wurden im Schloss Hartheim rund 30.000 Menschen mit körperlicher und geistiger Behinderung sowie psychisch kranke Menschen ermordet. Sie waren teils Patientinnen aus psychiatrischen Anstalten und Bewohner, Bewohnerinnen von Behinderteneinrichtungen und Fürsorgeheimen, teils Häftlinge aus dem KZ Mauthausen, Gusen und Dachau sowie Zwangsarbeiterinnen. Die Anstalt stand unter der medizinischen Leitung des Linzer Psychiaters Dr. Rudolf Lohnauer, der für die Tötung der Opfer, die Bestimmung der Todesursache, die Führung der Krankenakten und für die Vertretung nach Opfer, die Bestimmung der Todesursache, die Führung der Krankenakten und für die Vertretung nach außen verantwortlich war. Er war zudem ärztlicher Direktor der GAU Heil- und Pflegeanstalt Niedernhardt in Linz, die als Zwischenstation für Opfer auf dem Weg nach Hartheim vorgesehen war. Rudolf Lohnauer nahm sich im Mai 1945 das Leben. Der stellvertretende medizinische Leiter Dr. Georg Renno konnte nach 1945 untertauchen. Er wurde 1961 festgenommen. Ein später eingeleitetes Verfahren wurde 1970 aufgrund des schlechten Gesundheitszustandes des Angeklagten eingestellt. Er starb 1997, ohne je für seine Verbrechen belangt worden zu sein. Die Todesurkunden wurden ausgestellt, Dokumente gefälscht und damit die Spuren verschleiert. Dies fand im sogenannten Sonderstandesamt der Euthanasieanstalt statt. Insgesamt waren etwa 60 bis 70 Personen in dieser Tötungsanstalt beschäftigt. Stammeron die sogenannte Hartheimer Statistik. Es handelte sich dabei um eine Broschüre mit monatlichen statistischen Angaben, zu denen in den sechs T4-Tötungsanstalten im damaligen Reichsgebiet erfolgten Vergasungen von Behinderten und Kranken. Daraus wurden auch die angeblichen Einsparungen an Lebensmitteln, Mietkosten, Personalkosten usw. errechnet. Die Webseite der nunmehrigen Gedenkstätte Hartheim nennt Opfer, Täter, aber auch die Personen, die Widerstand leisteten, wie etwa Franz Sitter, der als Pfleger aus Ibs an der Donau im Oktober 1940 nach Hartheim versetzt worden war. Er verlangte die sofortige Enthebung von der Dienstverpflichtung, wurde nach Ips zurückversetzt und im Februar 1941 an die Front einberufen. Er überlebte den Krieg und kehrte in seinen alten Beruf als Pfleger zurück. In Alkofen selbst gründete sich um die Brüder Karl und Ignaz Schumann und Leopold Hilgert eine Widerstandsgruppe, die durch Schmieraktionen und Flugzettel Parolen für den Widerstand gegen das NS-Regime ausgaben. Die Gruppe wurde verraten, Leopold Hilgardt und Ignaz Schumann wurden am 9. Jänner 1945 in Wien hingerichtet. Während der erste Handlungsstrang des Romans das tragische Schicksal einer jungen Frau nachzeichnet, die unaufhaltsam in die Mühlen der Vernichtungsmaschinerie gerät, ist die Frage von Mitwisserschaft und Widerstand für den zweiten Handlungsstrang im Roman bestimmend. Geschehnisse in seiner Umgebung. Er sieht den Rauch aus den Schornsteinen aufsteigen und riecht das verbrannte Fleisch. Er ringt mit seinem Gewissen und sucht nach einem Ausweg. Bei einem Besuch bei seinem evangelischen Amtskollegen Pastor Wohlschläger erfährt er zum ersten Mal vom Schicksal der jungen Bäuerin Valerie Doblauer. In wenigen Worten wird die Situation zusammengefasst. Komplizierte Familienverhältnisse, aus denen sie komme und in die sie hineingeheiratet habe, Diagnose Paranoia, Aufenthalt in einer Heil- und Pflegeanstalt sind überraschender Entlassung. Er spreche davon, so der Pastor, weil ihn die Sache bedrücke und um ein Beispiel zu erbringen für die Unmöglichkeit, dagegen etwas zu tun. Die Szene veranschaulicht einerseits die Offenheit der beiden Geistlichen, ein nicht selbstverständliches Vertrauen über konfessionelle Grenzen hinweg. Gleichzeitig zeigt sie auch deren Hilflosigkeit und Handlungsunfähigkeit. Gleichzeitig zeigt sie auch deren Hilflosigkeit und Handlungsunfähigkeit. Der katholische Pfarrer sucht schließlich Rat bei seinem Vorgesetzten. Er geht zum Bischof, der ihn zum Stillschweigen auffordert. Nüchtern und emotionslos wird ihm bei der Audienz mitgeteilt, dass er nicht zum Märterer tauge. Zitat, diesen Weg dürften nur charismatisch Berufene gehen, also Menschen, die sich durch außerordentliche Einsprechung von oben dazu bestimmt wissen. Zitat Ende. Seine Aufgabe sei, dies wird dem Untergebenen unmissverständlich mitgeteilt, Zitat, auszuhalten, wie wir es alle täten, ein jeder an der ihm bestimmten Stelle. Nach einem weiteren Versuch gegen das Tötungsverbrechen vorzugehen, wird der Pfarrer in eine andere Gemeinde versetzt. Der Schriftsteller Franz Rieger bleibt sehr nahe an den historischen Fakten. Das Verhältnis zwischen Kirche und Nationalsozialismus war von Anfang an schwierig und konfliktbeladen. Hitler strebte zu Beginn des Zweiten Weltkriegs im September 1939 eine Art Burgfrieden an, um die Unterstützung für den Krieg an der Heimatfront nicht zu gefährden. Zugleich rief die systematische Ermordung von geistig und körperlich Behinderten das sogenannte Euthanasie-Programm bald deutliche kirchliche Kritik hervor. Vor allem Bischof Clemens August Graf von Galen aus Münster wandte sich im Juli und August 1941 in drei berühmt gewordenen Predigten gegen das staatliche Morden. Als daraufhin auch in der Bevölkerung die Proteste gegen die Euthanasie immer mehr zunahmen, ließ Hitler das Programm am 24. August 1941 offiziell stoppen. Allerdings waren zu diesem Zeitpunkt bereits mehr als 70.000 Menschen umgebracht worden und im Geheimen ging das Morden weiter. Die Situation in der Diözese Linz während der NS-Zeit stellt sich insgesamt differenziert dar. Bischof Josef Kalasanz Flieser versuchte zwar mögliche Freiräume auszuloten, um die Seelsorge aufrechterhalten zu können, dennoch sah sich aufgrund der hohen Verhaftungsziffern im Klerus und den großen Einschränkungen in der Pastoral nicht in der Lage, offenen Widerstand zu befürworten oder gar selbst zu leisten. Der offene Protest von Gallens blieb die Ausnahme. Die Kirche verhielt sich bis zum Ende des Regimes weitgehend ruhig, ein Verhalten, das ihr viel Kritik einbrachte. ruhig, ein Verhalten, das ihr viel Kritik einbrachte. Widerstand gegen das Regime bliebe auf einzelne mutige Laien und Priester beschränkt. Bischof Flieser riet etwa auch den Bauern und Mesner Franz Jägerstetter aus Rücksicht auf seine Familie, den Diensten der deutschen Wehrmacht aus religiösen Gründen nicht zu verweigern. Der Konflikt mit dem Regime wurde vermieden, um eine Bedrohung für die Priester und die Kirche insgesamt möglichst zu verhindern. Diese Haltung ist auch nach Ende des Zweiten Weltkrieges im Bistum Linz und nicht nur dort, also ähnliches ist auch zum Beispiel in der Diözese Innsbruck, vorgefallen, diese Haltung ist festzustellen. Überlebende KZ-Häftlinge im Klerus erhielten von der Diözesanleitung keine besondere Anerkennung. Die internationale Bedeutung des Wehrdienstverweigerers aus dem Innviertel wurde durch Gordon C. Zahns Biografie in Solitary Witness, The Life and Death of Franz Jägerstätter, erschienen 1964 deutlich. Erst 1997 wurde der Seligsprechungsprozess für Jägerstätter auf diozesaner Ebene eingeleitet. Mittlerweile gibt es ja hier in Linz auch ein Jägerstätter Archiv und eine Auseinandersetzung mit der katholischen Kirche Oberösterreichs im Nationalsozialismus findet in den letzten Jahren verstärkt statt. Der Titel Schattenschweigen steht, so der Schriftsteller Erich Hacke, für die beiden Handlungsstränge. Schatten für das Schicksal der jungen Bäuerin Valerie, die aufgrund ihrer Erkrankung sich mehr und mehr zurückzieht und damit zur Außenseiterin wird, Schweigen für das Verhalten des Pfarrers und der übrigen Bevölkerung. Franz Rieger selbst hält zum Thema Schatten fest, dass das ganze Leben, Glück und Leiden, als ein Wechsel von Szenen auf der Bühne zu betrachten sei, als ein Wechsel von Szenen auf der Bühne zu betrachten sei, auf der sich nicht die Seele des Menschen beklage und sich freue, sondern sein äußerer Schatten und somit sei die ganze Erde als Bühne dieser Schattenwesen zu betrachten. Zitat Ende. Auch der Mensch selbst wird als Schatten bezeichnet, wenn mit ihm etwas Schlechtes verbunden wird. Valerie sieht etwa ihren Mann als Schatten, der vor ihrem Leben steht. Neben der Polarität der beiden Handlungsstränge fällt besonders die erzählerische Reduktionstechnik auf. Rieger kommt mit wenigen Personen aus, die Figurenrede wird sparsam eingesetzt, die wiederkehrenden Alltagsverrichtungen genau registriert, die Landschaft präzise geschildert. Das unablässige Beobachten und Protokollieren der Geschehnisse gehören zu den Stärken des Texts. Erich Hackl, der wenige Jahre später mit Abschied von Sidonie ein zentrales, vielleicht das zentrale Buch über die Verbrechen des Nationalsozialismus vorlegen sollte, hat auf Riegers Roman differenziert kritisch reagiert. Die Gedanken des Pfarrers scheinen ihm umständlich formuliert, um von der Naivität der katholischen Kirche abzulenken, während ihm die Umsetzung der Geschichte Valeries als authentisch und gelungen erscheint. ihm die Umsetzung der Geschichte Valeries als authentisch und gelungen erscheint. Die historischen Aufzeichnungen des Pfarrers von Hartheim sind wohl ein wichtiger Nukleus des Textes. Interessant sind aber auch die Lektüre-Schwerpunkte, die sich in der umfangreichen Nachlassbibliothek Franz Riegers festmachen lassen, die hier im Stifterhaus Linz aufbewahrt wird und wo mir dankenswerterweise eine Liste zugesandt wurde. Neben den Klassikern Johann Wolfgang von Goethe und Friedrich Schiller finden sich deutschsprachige, englische und amerikanische, französische, skandinavische und russische Schriftsteller und Philosophen darunter. Die österreichische Literatur nach 1945 wie Ingeborg Bachmann, Marlen Haushofer oder Thomas Bernhardt spielt kaum eine Rolle. Stark vertreten sind allerdings Werner Bergengrün, Georges Bernanos, Knut Hamsun, Thomas Mann, Ernst Jünger und William Faulkner. Die katholische Prägung ist hier ebenso festzustellen, wie der Konflikt zwischen Gut und Böse, Schuld und Sühne das zahlreiche Werk geprägt. Diese intertextuellen Bezüge scheinen aus meiner Sicht eine Spur zu sein, die es weiter lohnen würde zu verfolgen. Postscriptum. Das Schloss wurde 1948 wieder an den Landeswohltätigkeitsverein zurückgegeben. 1950 errichtete der Verband französischer Überlebender aus dem KZ Mauthausen an der Nordseite außerhalb des Schlosses ein erstes Denkmal. wurde für die Geschädigten des Hochwassers von 1954 Mietwohnungen eingerichtet. Eine erste kleine Gedenkstätte innerhalb des Gebäudes entstand erstmals 1969 durch den Oberösterreichischen Landeswohltätigkeitsverein. Diese Gedenkstätte war kaum zugänglich und weitgehend unbetreut, eine Aufarbeitung der Geschichte fehlte. Seit 1995 arbeitete ein Verein die Geschichte auf. Im Jahr 1997 wurde begonnen, das denkmalgeschützte historische Schloss zu restaurieren und eine Ausstellung zum Thema Wert des Lebens zu gestalten. Der Spatenstich dafür erfolgte 1999. Im Jahr 2002 wurden die bei Grabungen des Oberösterreichischen Landesarchivs gefundenen sterblichen Überreste der Opfer in einem vom Prägärtner Künstler Herbert Friedl errichteten Grabmal beigesetzt und am 7. Mai 2003 wurde der Lern- und Gedenkort Schloss Hartheim gemeinsam mit der Ausstellung Wert des Lebens eröffnet. Seither dient das Schloss als Städte der Begegnung und als Lern- und Gedenkort unter der Betreuung und Anleitung des Vereins Schloss Hartheim. Danke für die Aufmerksamkeit. Ja, herzlichen Dank, das war sehr intensiv, dieses doch sehr besondere Buch von Franz Rieger von zwei Perspektiven jetzt vorgestellt bekommen zu haben. Mir ist noch einmal der Titel durch den Kopf gegangen, es heißt ja nicht Schatten und Schweigen, sondern er macht ja ein Wort daraus, Schatten, Schweigen oder Hardtime. Und wenn ich an dieses Buch denke, denke ich immer eher an das Hardtime-Buch. Und bei den Vorträgen heute ist mir vorgekommen, ihr habt es da auch wirklich zwar in einigem euch überschnitten, aber doch zwei sehr unterschiedliche Perspektiven draufgelegt. Also in deinem Vortrag war sozusagen das Hardtime als historischer Ort, der auch mit Dokumenten, mit Dokumenten, mit nachvollziehbaren, mit Vernichtungszahlen verbunden ist im Vordergrund und in der Lektüre von dem Reinhard Kaiser-Müllecker habe ich das Gefühl gehabt, du hast zwar auch von Schatten gesprochen, aber das Schattenschweigen wurde da auch aufgegriffen als etwas, was die Erzählperspektive fundiert. Jetzt wollte ich euch beide zum Beginn einfach einmal gegenseitig fragen. Herr Kaiser-Mühlecker, haben Sie dieses Hartheim, also das das Hardtime ist sozusagen wirklich das historische Fakt, das man mittlerweile auch kennt und das sozusagen eines der Schreckensorte ist. Ich glaube, Sie haben nie das Wort Hardtime verwendet, ist aber auch egal. Also Sie haben sich sozusagen nicht von dem beirren lassen in Ihrer Lektüre und umgekehrt, Ulrike Tanzer hat eher diese historische Rahmung gemacht. Also was sagt ihr gegenseitig zu diesen Lektüre-Strategien, die doch irgendwie vielleicht am Titel auch die unterschiedlichen Akzente aufnehmen, das eine Hartheim und das andere das Schattenschweigen? Ich sage vielleicht ganz kurz, was fehlt wird es nie. Ich glaube, wenn man Strategie sagt, ist es vielleicht einfach ein Berufsblick oder so. Mir fehlt dann meistens, wir kommen dann beim darüber reden oder darüber nachdenken schon so Fragen, zum Beispiel jetzt mit dieser Lektüreliste, die ich nicht so ganz verstanden habe, wo die aufgetaucht ist, waren das seine Bücher? Ja, das waren seine Bücher, die Nachlassbibliothek, die sind hier im Stieferhaus. Was von ihm übrig geblieben ist an Büchern, das wird dann, na gut. Eine sehr umfangreiche Bibliothek, naturgemäß, er war ja Bibliothekar und hat auch selbst gelesen. Ja, aber dass zum Beispiel Nachkriegsliteratur oder das Bachmann und so weiter überhaupt nicht vorkommt, das fiel mir beim diesmaligen Lesen irgendwie auf, dass das praktisch sozusagen, das ist ja eher ungefärbt von der Anti-Heimat-Literatur, die ja in der Zeit eher stark war, kommt mir vor. Das ist ja eigentlich eine andere Herangehensweise als das, wie zum Beispiel zu den Zeiten, wo das veröffentlicht wurde, Bernhard oder so gemacht haben oder Ascher Jelinek vielleicht zu dem Zeitpunkt oder Lebert davor und so. Aber das ist der wissenschaftliche Blick, der mir völlig fehlt und beim Lesen auch gar nicht einfällt. Erst beim dritten Mal drüber nachdenken, kommt der erst. Ich glaube, mein Blick ist wirklich sehr wenig analytischer und vielleicht mehr so atmosphärischer auf dieses Schloss oder auf diese Geschichte und auf das Undurchdringliche. Also ich komme nie zu den Fakten, weil die ja im Buch auch keine Rolle spielen eigentlich. Natürlich schwingen sie mit, weil man sie ja irgendwie weiß oder manches davon weiß, aber so wenig, der im Buch in dieses Schloss oder in diese Anstalt da eingedrungen werden kann, so wenig, also sozusagen ich übernehme diese Empfindung, übernehmen ist ja falsch, aber bei mir entsteht genau diese Empfindung, dass da einfach eine Mauer ist, aus nicht das Übertreten können. Was da drinnen ist, ist die Maschine, die läuft. Aber darf ich nochmal nachfragen, und der Begriff Hardtime, das ist ja so ein stark punzierter Begriff, der mit so viel Elend und mit so viel Verbrechen auch verbunden ist. Also wenn man das Buch liest oder wenn Sie das Buch konkret gelesen haben, steht ja am Titel, ich glaube im Text kommt ja das Wort Hardtime nie wieder vor. Dröhnt das irgendwie, weil eigentlich stelle ich die Frage mir selber auch und will die Antwort von Ihnen haben, dröhnt das irgendwie mit? Also wenn man das Buch liest, hat man, also ich kann sagen, irgendwie dieses Hartheim lässt sich ja nicht losbringen irgendwie auch. Das ist ja irgendwie so stark wie Mauthausen fast irgendwie oder Auschwitz, wenn so ein Begriff einmal da ist. Also ist der dann im Hintergrund immer schon auch da oder grundiert der die Lektüre, so wenn Sie sich zurückerinnern, wie Sie das gelesen haben? Also das Schloss Hartheim ist in meinem Leben eher erst spät aufgetaucht, in meinem Bewusstsein, dass es das gab. Also sehr viel, obwohl es mir begegnet ist, aber nicht so wirklich als was begreifbar, oder sozusagen was da wirklich Mauthausen, das ist für mich eine ganz andere Kategorie, obwohl es es eigentlich nicht ist. Vielleicht in der Größenordnung eine andere. Aber ich bin mir nicht so sicher, ob das so bekannt auch ist. Wann ist das aufgetaucht, diese historischen Tatsachen? Eine Bemerkung, die Leute, die da geschildert werden oder deren Perspektive geschildert werden, für Perspektive geschildert werden, für die ist ja Hartheim total nahe. Das ist ja da und das ist ja vielleicht auch der Grund, warum man es gar nicht nennen braucht. Weil sozusagen sowohl der Pfarrer, also alle, es kann niemand, nachdem er das Buch gelesen hat, sagen, wir hätten nichts gewusst, die in der Umgebung gewohnt haben. Und das entspricht wahrscheinlich auch der Lebenssituation von Rieger. Das ist so präsent, dass man es gar nicht mehr benennen muss. Das Schloss, das ist Hardtime irgendwie und das steht halt nochmal am Titel drauf irgendwie, damit es die anderen auch noch nachvollziehen. Aber es ist unglaublich präsent und deshalb ist die Nennung gar nicht mehr nötig irgendwie. Aber dein Eindruck von dieser Lektüre vielleicht oder deine historische? Ja, zum meinen, also ich erstens mal denke ich, dass Aber dein Eindruck von dieser L Also es gibt ja eine historische Dimension und dieser historische Kontext kann aus diesem Buch nicht wegdiskutiert oder weggeblendet werden. Der ist für mich als Leserin natürlich total präsent. Man kann dieses Buch nicht ahistorisch lesen. Und wie du gesagt hast, für die Protagonisten ist die Kreisen um dieses Schloss, die Kreisen um diese Tötungsanstalt, das muss nicht benannt werden, es reichen Andeutungen, es kommt niemand hinein oder man erfährt nur von zufällig, was da drinnen vorgeht, aber alle wissen, was drinnen stattfindet. Und für mich war in der Vorbereitung einfach so wahnsinnig spannend, dass Oberösterreich, und das geht eigentlich bis ins niederösterreichische Mostviertel, bis Melk, dass dieses Lagermauthausen so viele Außenlager hatte, Hartheim, diese Euthanasieanstalt, dann die Geschichte von Linz, Braunau natürlich und nur 40 Kilometer davon entfernt von Braunau ist Ostermitting, wo diese Ausnahmefigur eines Franz-Sieger-Städter gelebt hat. Und dass es in Oberösterreich sozusagen auf engstem Raum so viele Plätze gibt, die historisch so geprägt sind, das finde ich unglaublich interessant. Also das macht ja auch etwas mit diesem Land. Das hat natürlich auch die Schriftsteller, die Schriftstellerinnen beschäftigt, beschäftigt sie noch immer. Das ist eine Geschichte, mit der dieses Land umgehen muss, sodass es so eine große Dichte auch gibt, eben an Vernichtungsplätzen. Das ist etwas, was mir noch einmal sehr stark aufgegangen ist. Auch, ich meine, ich komme aus dem Bezirk Amstetten, bin also an der Grenze zu Oberösterreich aufgewachsen, bin in Steyr geboren. Aber das war natürlich auch in meiner Familiengeschichte, gab es diese Erzählungen von den KZ-Häftlingen, die vorbeigetrieben wurden am Haus meiner Großeltern etc. So wie Klaus Kasperger gesagt hat, für viele, auch von innen, wird das aus den Familienerzählungen alles präsent sein. Und das ist, finde ich, bei Franz Rieger ein sehr, sehr starker Versuch, sich einerseits mit der Thematik der Vernichtung auseinanderzusetzen, auch wie schwierig es ist. Also auch der Arzt, finde ich, ist eine sehr interessante Figur. Das ist einer, der nicht kopflos dem Regime nachfolgt, der aber genau schauen muss, was kann er an Widerstand leisten. Also das ist eine ganz dosierte Geschichte. Auch die Schwiegermutter, die versucht, die Schwiegertochter zu verstecken, aber gleichzeitig wissen sie alle, reden darüber, das ist eine tickende Zeitbombe. interessant, weil er einfach in einem Gewissenskonflikt ist, er kann nicht raus und der Bischof fertigt den Knallhart ab. Also der versucht ja irgendwo von seinem Vorgesetzten eine Anleitung zu bekommen, wie kann ich mich dagegen wenden. Der Bischof sagt, ja, du bist eigentlich nicht gebaut für einen Märtyrer. Also das sind schon sehr starke Szenen und natürlich auch, wie diese beiden Geistlichen sich gegenseitig versuchen zu stützen, aber letztlich auch nicht gegen dieses Regime eine Handlungsfähigkeit entwickeln können. Und du hast diesen Vergleich jetzt zu Weißrussland gebracht. Natürlich, die Frage des Widerstands ist etwas, was nicht historisch abzuhaken ist. Jeder von uns muss sich täglich eigentlich eine Frage stellen, ob er bestimmte Handlungen mit seinem Gewissen vereinbaren kann oder nicht. Und das wird sicherlich manchmal einfacher fallen und manchmal weniger einfach. Also das stimmt sicherlich, diese unglaubliche Dichte von Schreckensorten in Oberösterreich, auch andere Bundesländer würden mir einfallen, aber spannend finde ich und das verbindet mit einer Frage, ich war auch erstaunt über die Bücherliste, dass da gar nichts drin ist von dem Vergleichbaren. Also es gibt unglaublich, es gibt eine wahnsinnige Dichte von Vernichtungsorten in Oberösterreich und wenn man jetzt nur in Oberösterreich bleibt, gibt es auch eigentlich fast von jedem Ort eine unterschiedliche literarische Strategie, damit umzugehen. Also Heimrat Becker, den wir übrigens in der Grundbuchreihe im Herbst haben werden, Also Heimrat Becker, den wir übrigens in der Grundbuchreihe im Herbst haben werden, der hat sein Lebenswerk, eine jahrzehntelange Auseinandersetzung mit dem Mauthausen gewidmet. Elisabeth Reichert ist genannt worden, die hat die sogenannte Mühlviertler Hasenjagd beschrieben mit völlig anderen Strategien, wenn man Lebert noch dazu nimmt, dann hat er das Nachleben gezeigt, die Jelinek macht es noch einmal anders, also der Kurt Neumann hat gezählt, es ist die 80. Grundbuchveranstaltung und ein Hauptthema der Österreichischen Literatur nach 1945 ist auch die Art und Weise damit umzugehen und je länger wir über den Riegler reden, wir haben ja auch die Veranstaltung in Wien gehabt, desto weniger, also desto spezifischer sehe ich eigentlich seinen Ansatz. Weil du hast ja auch sozusagen mit Hackel, Hackel hat eigentlich, ich weiß nicht, was ihn geritten hat, ich weiß nicht, also ich finde diesen Verriss von Hackel eigentlich völlig ungerecht. Weil der Rieger schreibt auch überhaupt nicht auf der Grundlage von dokumentarischem Material. Also man könnte irgendwie genauso gut wie man mit der Ästhetik von Hackel den Rieger kritisiert, könnte man mit größerem Erfolg dieses Rührstück von Hackel von Rieger aus kritisieren. Also das steht irgendwie kreuz. Und ich fand das auch total spannend, sich die zeitgenössische Produktionssituation anzuschauen in den 80er Jahren. Also ich habe es jetzt wirklich gut beschrieben. Also die Politik hat es noch nicht eingestanden gehabt, aber die Literatur, da war das schon in den 50er Jahren, da war das schon früher bei Ilse Eichinger und so weiter. Und auch die Geschichtswissenschaft hat schon gewusst und alle haben schon gewusst, nur die Politik hat noch Waldheim gebraucht und fünf Jahre später, um es einzugestehen. Also dass es so war und dass niemand es leugnen konnte, war eigentlich schon Konsensus, auch wenn noch nicht alle Parteien so weit waren, das zuzugeschieben. Und in diese Situation hinein macht der Rieger dieses Buch. Und das ist schon wirklich auch was ganz, ganz Spezielles. Und ich kenne eigentlich keine andere Art, so damit umzugehen. Und ich glaube, es gehört auch, ich fand das sehr spannend, was Sie gesagt haben, das ist so eine Maschine, die dann auch irgendwie läuft. Es ist auch erwähnt worden, dieses handschriftlichen Seiten ganz, ganz klein geschrieben. Und ich habe jetzt noch einmal nachgelesen, denn jedes dieser Blätter hat genau 111 Zeilen. Also das muss eine unglaublich perfide Planung gewesen sein. Das ist nicht einmal auf 110 oder auf 113, nein, 111 Zeilen. Und das ist ja nicht so, also der Hand gesagt auch, ich muss schreiben, weil es eine Verlaufsform ist. Aber dieses Buch hat ja noch ein Montageprinzip, weil es hat ja zwei Erzählstränge. Die eine ist mir vom Erzähler völlig klar, das ist der Pfarrerstrang. Der andere Strang, der diese Familie beschreibt, da weiß ich eigentlich bis heute nicht genau, wer da eigentlich erzählt. Weil sozusagen aus der Familie heraus, da wird es nicht eine alte Frau heißen für die, also das ist eigentlich eher dubios, wer da eigentlich was, welche Perspektive das eigentlich ist. Und was ich sagen will, also das handschriftliche Schreiben in einer Zeile geht ja normal voll und davon aus, also beim Handgehen geht es ja immer, sozusagen, der folgt immer einem Erzähler, also da braucht man eine Linie, ja, aber da ist ja nie ein Schnitt, aber er macht ja die Schnitte auch in dem Manuskript, also das heißt, im Kopf hat er beide Stränge eigentlich und schreibt die auch ineinander verflochten, also er macht nicht einen Strang fertig, wie vielleicht irgendwie Autoren auch operieren könnten und montiert das dann zusammen, sondern er setzt den Schnitt und setzt die Geschichte wieder fort. Und es hat auch so diese symbolische Zahl von sieben. Also das eine ist arabisch, das andere ist lateinisch gekennzeichnet. Also das ist ja komponiert, aber irgendwie schon im Kopf fertig, wenn er beginnt. Und dann, ich glaube auch, das rauscht dann irgendwie wie so eine Maschine ab, auch dass die Teile gleich lang sind. Also das ist wirklich eine extreme Planung und vielleicht hat das auch mit dem spezifischen Charakter zu tun oder, ich weiß nicht, wenn man es nochmal vergleicht mit Hakel oder mit den anderen. Also ich habe auch wirklich, dass da kein Leber drin ist, dass da kein Heimrat Becker drin ist, dass da keine vergleichbare Form der Aufarbeitung von nationalsozialistischen Verbrechen drin ist. Und eher, was hast du, Bergengrün oder irgendetwas? Bergengrün und Werner Noss. Also es sind natürlich sozusagen diese katholischen Autoren, die keiner mehr liest, aber gleichzeitig mit Fockner wahrscheinlich aus der amerikanischen Kriegsgefangenschaft, dass er sozusagen stärker die amerikanische Literatur dann rezipiert hat, also relativ wenig französische Literatur, ein bisschen Camus, relativ viel Sainte-Exuperie, aber interessant ist ja dann, dass er sich dann doch diese Bücher sehr stark auch mit Schuld und Sühne auseinandersetzen. Also gut und böse, diese Polarität findet man eigentlich auch in diesen Büchern. Aber er geht ganz stark in eine internationale Literatur und zum Teil natürlich auch Texte, die heute keiner mehr liest, wo er sozusagen natürlich aus seiner Generation heraus liest. sozusagen natürlich aus seiner Generation herausliest. Vielleicht noch zu dem, ich wusste ja biografisch überhaupt nichts von ihm, über ihn, habe das auch absichtlich so, weil wenn man liest, dann kommt man gleich zu irgendwelchen Auslegungen und kommt vom eigenen Denken weg, was manchmal ja ganz gut wäre, aber ich habe es nicht gemacht und wusste auch nicht, dass er zum Beispiel hier beschäftigt war oder was, oder Mitglied, also jedenfalls, der war irgendwie, saß nicht irgendwo und hat von seiner Welt oder von der auch literarischen Welt jetzt nichts mitgekriegt, kann man nicht annehmen demnach. Aber das war eher so mein Gedanke, der ist irgendwo und hat seine Sachen geschrieben. Ich dachte, der ist irgendwo und hat dort seine Sachen geschrieben. Und also aus dieser Perspektive heraus ist es für mich wieder nachvollziehbarer, dass man, weil nochmal zu der Frage vom Hardtime oder wie einem das begegnet, mir ist es einfach biografisch nicht begegnet durch die Familie. Also das gab es einfach nicht, das ganze Thema gab es nicht. Warum auch immer, hat sicher seine gründe hat er sicher seine gründe aber das war einfach das erfährt man dann in der schule in der schule ist es auch sehr weit weg noch dazu wenn man dann vielleicht die ordnung erkennt dass das wirklich um die ecken wenn man einfach keinerlei das ist keine erfahrung trotzdem wenn man in der schule was lernt das ist einfach zumindest für ein Kind oder einen Jugendlichen eher doch so. Später kann es vielleicht manchmal anders werden. Also mir ist es nicht begegnet als Erzählung von irgendwelchen Flüchtlingsträger. Das gab es nicht. Oder Gefangenentransporte oder so. Oder auch die Hasenjagd, das muss man ja irgendwie gewusst haben, dass da Ebensee gab oder eben auch Hartheim. Aber ich glaube schon, dass diese Bücher, also das Buch Hartheim von Rieger und auch von der Reichert, die haben schon damals mit dazu beigetragen, dass auch diese Orte bekannt werden und das ist glaube glaube ich, ja deshalb im Titel drinnen. Also ich glaube, wenn ich mich erinnere, glaube ich, war Hartheim auch nicht so unmittelbar eines der vordringlichsten Orte der Vernichtung, aber mit dem Buch ist es schon irgendwie vor den Vorhang geholt worden auch. Und deshalb ist ja auch gut, dass er das Hartheim dann doch in den Titel hinein nimmt, Weil wenn das fehlen würde, dann würde ihm auch diese historische Verankerung, die einfach in der Erwähnung dieses einen Ortes ist, fehlen. Dann wäre es irgendwie nur mehr Schadschweigen und das wollte er ja auch nicht. Aber es geht so irgendwie, die Regina Binder sitzt da und kennt sich aus und ich würde fast irgendwie diesen Fragenhorizont, der da aufgetaucht ist, an dich noch einmal geben oder dich einmal fragen. Weil wenn das so ist, ich meine, so eine Bibliothek kann auch Zufall sein. Aber das ist schon erstaunlich, dass da kein Paul Celan, dass da irgendwie kein Bachmann, dass da, wenn es so ist, dass er das wirklich nicht gekannt hat, hat, dann musste mit dem Buch, unabhängig von dem, was da war, an Aufarbeitungsliteratur das neu erfinden. Und das war es so. Hat er für sich diese Art, mit diesen Verbrechen umzugehen, neu erfunden? Oder hast du da mehr Informationen, wie er mit diesen ganzen anderen Autoren und Autorinnen, die ja ähnliche Themen hatten und auch in Oberösterreich ja vor Ort waren. Also der Becker war ja, also er wusste doch ganz Oberösterreich oder die ganze Welt, dass der Becker mit Mauthausen sich auseinandersetzt. Also wie war er da? War er wirklich so einzelgängerisch, dass er da keinen Kontakt hatte oder wie würdest du das einschätzen? hatte oder wie würdest du das einschätzen? Ich glaube nicht, dass er die gekannt hat, weil er war ja Fibrikat. Er war ja sicher am Puls der Zeit, also die Bibliothek, muss ich sagen, in den Büchereien der Stadt, in denen sie gekannt haben. Warum er sie selbst nicht hat, das ist jetzt eine Frage, der muss man einfach wissenschaftlich nachlesen. Nachlassbibliotheken sind ja interessante Felder, sozusagen. Ich glaube aber schon, dass er in gewisser Weise, er war Institutsmitglied, das heißt nicht, dass er hier mitgearbeitet hat, sondern es war mehr so deren Halber, dass er im offenen Sinne für sich gearbeitet hat. Also das ist ein bisschen einzelgängerisch, darum kann man dann trotzdem so Französisch sagen. Aber dass er es von sich aus erfunden hat, ich glaube, dass es bei ihm ganz schön um dieses christliche geht. Er hat sich da eingereicht bei diesem christlichen Wettbewerb und diesen anderen Blick, wie hat sich die Kirche verhalten. dieses Anliegen und das Warten der Orts auch im Buch. Dass sie sagen, was tut eigentlich die Kirche? Und ich habe mich dann bei der Kirche gefragt, der Arzt hat ja auch ein Gewissen und eine Verantwortung. Die Vatersstellung, was der Kind mit ihm antut, in diesem speziellen Buch, glaube ich, das ist besonders. Ich weiß nicht, geht es an alle, oder kannst du das auch als Bibliothek noch sagen? Ja, die Bibliothek, wenn man sich die Sachen anschaut, davon geht es ja nicht. Deswegen ist es sehr sparsam, dass die Bibliothek betreten wird. sehr sparsam war, auch aus der Bibliothek betreten. Also er hat auf der Tabulaturpapier geschrieben, auf das du da alles hinkennst, irgend eine Kursschrift oder sonst was bei den Notizblättern, er hat halbe Zettel klein geschnitten verwendet und auch die Nachricht der Bibliothek zeigt, dass er häufig ausgeschnitten in der Bibliothekssitzung, da er beispielsweise übernommen hat, dass er Mietbücher auch nass gekauft hat. Also das in späterer Zeit, wo Verlage, die auch etwas zur Verfügung gestellt haben, das ist ja eine Tendenz, die man mit denen nachher im Bibliotheken sieht, auch bei der Art und Weise, in der Geheime, da explodiert es dann, der Moment, wo die Verlage ihr halbes Programm, da kann man nicht ganz halber ein Buch dazuschicken, man kann es nicht mehr auspacken. wo die Verlage ihr halbes Programm dann auch manchen derzeit mal in den Kulissen schickt, manche sind ja ausgepackt. Bei Meder war es so, dass er in der amerikanischen Kunstmannschaft begonnen hat, die erste Miniatur-Bibliothek zusammenzustellen, er hat auch einen kleinen Katalog dazu schon verpasst, mit quasi vorgekriegkarischen Methoden und alles, was an Büchern gesessen hat, hat er, glaube ich, sorgsam bemangelt, zum Teil auch in Folie eingeschlagen, sehr, sehr pulmonisch und sehr sparsam, sehr sorgsam damit umgegangen. Und das mag vielleicht die eine oder andere Fehlstelle erklärte, weil er unter Umständen nicht mehr dachte, das in seiner Bücherei zu lesen und musste es nicht damit besitzen. Aber man kann sich dieser Frage noch sehr ausgiebig beschäftigen, hat er mal in der Ausstellung zum Kanzühne-Rieger hat natürlich auch eine wichtige Rolle gespielt, dass es die Sammelschäle sind, die man hier, die man hier, die Sie mit der Mutter und der Kindersucht haben. Aber alles genau, was Sie hier sehen. Also es gibt diese Sondernummer der Rampe, ich weiß nicht, ob die noch im Verkauf ist, aber zumindest in der, also da gewinnt man auch wirklich einen Zugang auch zu diesem peniblen Ordnungssinn von dem Rieger. Und ich glaube, das erklärt schon etwas auch von dieser Planung auch dieses Buches. Also der Schreibtisch ist wirklich aufgeräumt bei dem irgendwie. Ich wollte aber das eigentlich gar nicht als Vorwurf formulieren, dass das andere nicht gekannt hat, sondern egal ob er es gekannt hat oder nicht, er hat mit diesem Buch wirklich einen ganz spezifischen Weg zu der Aufarbeitung gefunden. Und ich glaube, in eurer beiden ist das ja auch wirklich schon auf den Punkt gebracht worden. Also es lässt sich eigentlich auch irgendwie schon sagen, aber nicht so klar sagen, worin die Qualität besteht. Weil du hast auch des Öfteren, ich habe heute ganz besonders zugehört, die eigentlichen oder die spektakulären Bücher über diese Zeit. Natürlich ist es Jelinek und zu sagen, ihr scheiß Österreicher. Natürlich ist es Thomas Bernhardt mit diesem heftigen Gestus. Und natürlich ist es die Strategie von Erich Hackl, mit diesen unendlich großen Augen von der Sidonie sozusagen die Welt schmelzen zu lassen, oder vom Bäcker sozusagen sich lebtaglang von dieser Verirrung, die er selber nicht trennen zu lassen. Also es ist irgendwie so eine Heftigkeit. Natürlich war da Riga auch in anderer Form verwickelt. Es war Kathet oder er hat sich nicht verführen lassen vom Nationalsozialismus. anderer Form verwickelt. Das war Kathet oder er hat sich nicht verführen lassen vom Nationalsozialismus. Aber das ist eine ganz eigenständige Position, deren literarischen Qualitäten man auch noch benennen müsste. Und für mich besteht sie eigentlich gerade in der Konfrontation der beiden Perspektiven. Also zu sagen, wie der Hackel, ja der Pfarrer ist schon ganz gut gelungen, weil der zeigt irgendwie, wie schlimm die Kirche war. Also ja. Und das andere ist nicht gelungen, weil der zeigt irgendwie, wie schlimm die Kirche war, also ja und das andere ist nicht gelungen, weil das ist irgendwie so eine Bauerndreckfamilie da irgendwie, was ja sozusagen die dumme, dummes Vieh eigentlich, ja, aber das ist ja gerade die Kunst, diese beiden Dinge so im Balance zu halten und der katholische Hintergrund, glaube ich, spielt schon eine Rolle, weil das Buch ja auch überhaupt nichts, Jelinek und Bernhard sind unversöhnlich, unverzeihlich, das ist nie zu sühnen irgendwie und in dem Buch, ich würde sagen, dass es ein verzeihendes Buch ist, aber das zeigt doch irgendwie auch, für mich ist gar nicht die Frage, dass die damals keinen Widerstand geleistet hat, die zeigt ja die Beschränktheiten auch, der Pfarrer hat seine Möglichkeiten genutzt, hat das beobachtet und die Familie verstrickt in sich selbst und ihre bäuerliche Herkunft hat gar kein Potenzial gehabt, eigentlich da groß einzugreifen. Ja, also das scheint man so da anzusehen, dass sowas versöhnlich, also nicht so versöhnlich, aufdringlich, aber irgendwie so, also es hat sowas, ich weiß nicht, also nicht sowas Endgültiges zu sagen. Nein, er spielt sich nicht als Richter auf. Er steht woanders, glaube ich, ganz einfach. Er steht woanders. Ja, er spielt sich nicht als Richter auf, sondern der Leser, die Leserin wird mit hineingezogen, also es entwickelt ja auch einen Sog, dieses Buch, wird hineingezogen und ist in diesem Dilemma gefangen. Und man wird auch nicht erlöst aus diesem Dilemma. Es ist eine Sache, die ganz eindringlich beschrieben wird und es wird kein Urteil gefällt. und es wird kein Urteil gefällt. Und das ist, glaube ich, auch eine Qualität, die dieses Buch hat und darum lässt es einen ja auch nicht los, das muss man ja auch sagen. Es hat ihn wahrscheinlich diese Frage sein Leben lang beschäftigt und das wird auch in diesem Buch, gerade was diese Figur des Pfarrers anbelangt, finde ich sehr, sehr eindrücklich beschrieben. Und Hackel findet ja den Pfarrer schlecht getroffen, also zu geschwätzig. Aber natürlich hat Rieger versucht, sozusagen diese zwei Welten auch zu trennen. versucht sozusagen diese zwei Welten auch zu trennen. Der Pfarrer ist artikulierter, ist gebildeter, während die Familie, so wie Innerhofer an die Heimatliteratur geschrieben hat, die schweigen, die können nicht miteinander reden. Da gibt es ein ganz großes Aneinander-Vorbeileben eigentlich. Und auch eine Familie, die keine Gefühle zulassen kann, wo es Gewaltausbrüche gibt. Also eine dysfunktionale Familie. Und das wird mit anderen Mitteln beschrieben. Also darum denke ich, dass es ganz klar ist, dass der Pfarrer elaborierter, die Pfarrerstellen elaborierter sind. Und dieser katholische Hintergrund war natürlich auch 1985 nicht mehr sozusagen in Mode. Das muss man einfach festhalten. Er war schon auf einer Linie unterwegs. Die christliche Literatur hatte da ihren Höhepunkt überschritten. Aber es ist ja auch kein christliches Buch in dem Sinne. Es gibt ja Bücher, die den Preis für Christliche, die kann man immer anschauen. Hat er ja bekommen. Ja, hat er bekommen, aber das heißt nicht, dass man das Buch, also in vielen Fallen wäre so ein Preis sozusagen ein Ausschließungsgrund einer modernen Lektüre. In den Fallfällen wäre so ein Preis sozusagen ein Ausschließungsgrund einer modernen Lektüre. Also vielleicht hat er ihn auch sozusagen nicht in der punzierten Form bekommen. Es kehrt in den Zusammenhang, aber es ist ja kein katholischer Grundansatz. Hier hat man jetzt gerade noch einmal, es schadet ihm nicht. Der Preis schadet ihm nicht, während er vielleicht anderen geschadet hätte. Hier hat man jetzt noch einmal diese beiden Erzählstränge angeschaut, von wo bis wo die Hände führen. schadet hätte. Ich habe mir jetzt nochmal diese beiden Erzählstränge angeschaut, von wo bis wo die Hände führen, weil Sie ja gesagt haben, in Ihrem Referat, der wendet schon ein ziemliches Arsenal an sehr wirkungsvollen rhetorischen Mitteln an. Und ich habe mir jetzt nochmal angeschaut, der Pfarrerstrang beginnt mit der Frage, warum kann Gott sowas zulassen? Also das ist eine zentrale Frage. Warum kann Gott sowas zulassen? Und er endet damit, dass der Pfarrer dann herum, also das ist ja eh beschrieben worden, er testet sozusagen innerhalb der Kirche die Möglichkeiten aus, etwas zu sagen und es endet mit einer Versetzung. Also es ist warum konnte Gott das zulassen? Ende ist Versetzung. Und der andere Strang, also der Strang am Bauernhof, in dieser Kleinhäuslerfamilie, der beginnt mit der Valerie, das ist ja gelesen worden, also die Valerie ist nicht da, am Türpfosten, also die alte Frau sieht, die Valerie macht wieder irgendwas und ist da in einem Hang unten und es endet mit einem unglaublichen katholischen Mittel, nämlich mit einem Bild, das niemand mehr aus dem Kopf kriegt, es endet nämlich wieder im Türpfosten und die Valerie wird abgeführt und die alte Frau geht dann in den dunklen Gang zurück und sie kriegt das Bild von dem Gesicht von der Valerien immer raus. Und das ist ja sozusagen, das ist ja die katholische Technik. Die Bilder sollen dir nicht mehr aus dem Kopf gehen und insofern haben dann die Stränge doch wieder von der Rhetorik was miteinander zu tun, weil es beide eigentlich auf die, weil sie haben es ja auch gesagt irgendwie, das Buch kriegt man nicht mehr so richtig aus dem Kopf, wenn man es einmal gelesen hat. Und das hängt, glaube ich, mit diesen Bildern zusammen. Also so malen wir uns das Fegefeuer aus. Das vergisst man ja auch nie mehr, wenn es uns einmal erklärt worden ist. Also das hat schon von der... Aber das wäre vielleicht sogar noch etwas, was den Rieger mit der gesamten österreichischen Literatur verbindet, weil das können ja die ganzen katholisch geprägten Autoren, auch wenn sie dagegen sind. Das kann der Josef Winkler, die Bilder so vor Augen zu führen, dass du es nie wieder vergessen kannst irgendwie. Und ich glaube, das steckt in beiden Strängen vielleicht auch gleichermaßen drinnen. Wer erzählt denn das Erste? Wer erzählt diesen Strang auf der Bauernfamilie? Wie stellt ihr euch das vor, wer da eigentlich redet und wer da der Erzähler ist? Das ist ja unwissenschaftlich wie bei allem und nehme das hin als Erzählung. Aber ja, keine Ahnung. wie bei allem und nehme das hin als erzählung und aber ja keine jeden fall sehr nahe glaube ich daran an dem und deshalb auch meine frage zudem wie er gelebt hat oder mein unwissen darüber dann vielleicht sehr genau gewusst dass die gesellschaft in der, dass es diese Themen unaufgearbeitet gibt, nämlich anders vielleicht als wer, der in anderen Kreisen nur sich bewegt hat und das viel zu wenig vielleicht auch wusste, wie tatsächlich das in diesen Familien war, dass da sehr viel auch nicht darüber geredet wurde. Also ja, es ist nicht erklärend, aber eigentlich für mich eine Güte, weil er mir das sozusagen nahe bringt, ohne dann zu sagen, oder möglichst eigentlich zu sagen, das ist jetzt verdammenswert oder die sind einfach zu... gibt es am Büchertisch, glaube ich. Die Rampe gibt es auch noch. Also das Buch lohnt auch eine mehrfache Lektüre. Vielen herzlichen Dank, dass Sie da waren, dass Sie alles befolgt haben. Danke die Referenten, danke Frau Dalinger und Pinter. Es ist nicht alles gesagt, aber für heute reicht es. Danke.