Es reicht! Bestandsaufnahmestatus Covid-19 Nr. 52 am 23. Mai 2021. Wie bloß die letzte Depesche anlegen? Maximal distanziert und sentimental? Oder ur-ur-persönlich? Unbeeindruckt sachorientiert oder das Jahresprojektpaket garniert mit Feedbackschleifen abschließend? Einfach ein Best-of der Sätze aus 52 Bestandsaufnahmen? Ein poetisches Abschlussfeuerwerk vielleicht? Oder einfach nur erzählen? Erzählen, dass ich mein erstes offenes Bier nach sechs Monaten, zwei Wochen und drei Tagen am Mittwoch, den 19. Mai um 18 Uhr in Leonhards Café und Bar am Thomas-Morgenstern-Platz 1 in Seeboden am Kärntner-Millstädter-See trank, während Laura Brennigan »You take, you take, you take myself« »Control« für mich sang, was mich direkt ins Jahr 1984 zurückkatapultierte und mich daran denken ließ, dass ich 1984 mit einem 5-Kilo-Sack Fruchtzuckerl Frieden in der 4. Klasse Volksschule Nassereit herstellte, indem ich die zerstrittenen Parteien, da die Mädchen, dort die Buben, samt und sonders mit Zuckerlspenden besänftigte, quasi in Zuckerlpapieren einwickelte. Es waren keine Schokolinsen, keine Himbeerbonbons, keine Eiszapfen vom Engelhofer, keine Sugus und auch nicht die Klassiker Wiener Fruchtzuckerl von Heller, sondern bloß eine Billigvariante davon. von heller, sondern bloß eine Billigvariante davon. Das Papier war an sich weiß, drauf die Frucht, und je nach Frucht war das zugetrete Teil des Zuckerlpapiers dann grün bei Ananas, orange bei Orange, gelb bei Zitrone und rot bei Kirschen. Soll ich also erzählen, dass ich, während ich das erste After-Lockdown-Bier in mich goss, es war übrigens ein Stiegel, dass ich während des Stiegelbiergenusses Musik induziert, oh oh oh, oh oh oh, self-control, an die Friedensvermittlung des Jahres 1984 in der Volksschule via Fruchtzuckerl dachte, aber auch an den großen Blonden mit dem schwarzen Schuh, weil Leonhard, der mir das Premiere-Bier servierte, mich der Frisur wegen an Pierre Richard erinnerte? Soll ich so weiter und Schluss machen? Oder ist das vielleicht zu persönlich, zu süß, zu kindheitsnostalgisch, generell von zu geringem Interesse für alle, den Vergangenheit und Gegenwart auf Arbeitenden selbst ausgenommen? Was interessiert die leicht angelockerten ÖsterreicherInnen aktuell? Minus 25% auf Möbelhauseinkäufe-Gutscheine? Schweizer Hausanleihen? Running Sushi? Running Schnitzel? Running Beer? All you can drink wherever you can sit, der schnellste grüne Pass europaweit, die intransparenteste Politik europaweit, das Opferlamm kurz, das Vollopferkickel, was interessiert uns abgesehen von Fressen, Saufen, Schuppen und Schimpfen? Ein vernünftiger Neustart in bessere Zeiten? Wirklich klimafreundliches und nachhaltiges Handeln? Gemeinwohl, Ökonomie und das gute Leben für alle? Nein! Uns interessiert natürlich Autofahren, Autofahren, Jawohl, Autofahren! Brumm, brumm, suff, suff, geht schon, gehen wir vor die Gas. Für jeden Baum in der Stadt sterben zig Parkplätze. Jeder Baum am Land, am Straßenrand, ist ein potenzieller Mörder. Autos raus aus der Stadt, verdammt, sag ich. Und grüne Politik wieder rein in die Stadt, verdammt, sag ich. Und bundesweites 1-2-3-Ticket her, aber pronto, sag ich. Und dann vielleicht überhaupt mal Politik mit Weizig gemacht und nicht nur Faxen und PA. Nicht nur da, was versprochen und dort ein Sprachbild aufgestellt. Naja, wer im Schweizerhaus sitzt, soll nicht nicht mit Stelzen werfen. Wer im Schweizer Haus sitzt, muss krügerln und stelzen und koglern und köstingern und meiern bis zum Kurzen. Wo kommen wir denn dahin, wenn jetzt schon eine Stelze zu schwer wäre? Wie denn das Leben meistern, wenn schon an einer Stelze gescheitert wird? Wie gar regieren? Fleischlose Politik kann nur verkartoffelbuffern. Ist das zu apodiktisch, zu pessimistisch, zu defetistisch, zu irgendein negativ konnotiertes Fremdwort mit Tisch-Endsilbe? Wenn doch die Tische jetzt eh wieder so gut gedeckt sind in allen Gaskärten des Landes. Da muss doch Optimismus her jetzt, da muss doch Kopf hoch und Geld raus jetzt, da muss doch Öl in die Füße gegossen, um jetzt endlich wieder am Ende des Tunnelsbommes Schrankegenossen gehabt haben zu können. Da muss doch zügellose Syntax jetzt, da muss doch Aristoteles Lehre vom Satz jetzt, da muss doch Platz sein für Logik, Auszucker und berühmte letzte Worte wie wie Dekadenz war früher, Inzidenz ist jetzt. Oder es kehrt einfach mehr Gimpft. Oder wer hätte gedacht, dass sich ausgerechnet das sperrige Wort FFP2-Maske durchsetzen wird. Oder gurgeln, gurgeln, gurgeln. Können wir so enden? Ich weiß es auch nicht. Die Antwort, mein Freund, ist blow me in the wind. Und jetzt? Fliegero, schleicht die. Echt jetzt? Schleicht die als letzte Worte? Na gut, dann nicht, dann halt. Es reicht, es riecht, nach Neuanfang. Sagt Markus Köhle in der 52. und letzten Montagsdebesche am 23. Mai 2021. Danke Ihnen allen, Euch allen fürs Treubleiben und so oft dabei sein. Dieses Projekt endet jetzt.