Ja, es ist schade. Ich finde gerade diese Zufallsbegegnungen, das fehlt halt momentan. Es ist alles so ganz gezielt, man zoomt mit Bewegung. Da fällt man jetzt nicht mehr hoch. Ja, aber wirklich, momentan ist der Zug gar nicht durch. Unterwegs in Linz Teil 3. Heute sind wir am Mühlkreisbahnhof in Linz-Urfahrt zu Gast und neben mir steht die Sarah Rinderer, die sich diesen Ort ausgesucht hat, um ihn zu erkunden, gemeinsam mit mir, mit uns. Schön, dass du da bist. Danke für die Einladung. Sehr gerne. Warum hast du denn den Ort ausgewählt? Damit man im Vorhinein recht viel Gedanken macht, welchen Ort wir denn im Rahmen dieses Formats eben besuchen könnten. Und da habe ich mir dann gedacht, es wäre vielleicht eine schöne Idee, dieses Format Unterwegs in Linz dafür zu nutzen, mal mich länger an einem Ort aufzuhalten oder einen Ort genauer anzuschauen, an dem ich eigentlich gerade in meinem letzten Studienjahr wahnsinnig oft vorbeigeeilt bin. Also quasi während des Pendelns zwischen Kunstuniversität und Bruckner Uni. Genau, und da Bahnhöfe oder das Unterwegssein, aber auch Zwischenräume für mich generell interessant sind, haben wir gedacht, da lassen sich schöne Bezüge zu meiner Arbeit, aber auch zu meiner Wahrnehmung von Linz knüpfen. Dann beginnen wir doch gleich damit, wenn wir schon da mitten auf einem der Bahnsteige stehen. Welcher Weg hat dich denn da vorbeigeführt oder was hast du da für Arbeiten verfolgt? Ja, zu Linz pflege ich eigentlich schon lange eine schreibende Verbindung. Also ich tatsächlich seit ich zwölf oder 13 bin eine E-Mail-Freundin in Linz und das hat mich eben das erste Mal nach Linz geführt im Kulturhauptstadtjahr 2009. Genau da war ich eben das erste Mal in der Stadt und habe die sehr touristisch wahrgenommen mit Pöstling, Bergbahn und natürlich allen möglichen Events im Rahmen vom Kulturhauptstadtjahr. Als Studienort bin ich sehr lange gar nicht auf Linz aufmerksam geworden. Dazu ist vielleicht gut zu wissen, ich habe eine höhere Schule in Innsbruck besucht. Also weil man da gerade an einem Bahnhof stehen war, Zug fahren damals schon für mich sehr wichtig, weil ich jedes Wochenende von Vorarlberg aus nach Innsbruck gebändelt bin. Und ich hatte dort einen sehr aufmerksamen und engagierten Deutschlehrer und Klassenvorstand. Und der hat eben zu mir gemeint, wenn er irgendwo noch einmal studieren dürfte oder könnte, dann würde er an der Kunstuni in Linz experimentelle Gestaltung studieren. Das hast du dir gleich zur Inspiration genommen. Genau, ich habe mich dann in den Zug gesetzt und bin zum Tag der offenen Tür. Und die Klasse hat mich dann dort so überzeugt, dass ich mich gleich dort beworben habe. Also du bist Künstlerin und Literatin, beziehungsweise beides zugleich und oder. Also diese Zweigleisigkeit, wenn sich das Sprachbild hier anbietet. Wie siehst du das jetzt auch nach dem Studium und in deiner jetzigen künstlerischen Arbeit? Wo vor Ort ist du dich da? Mehr dort, mehr da oder mehr dazwischen? Ich glaube das Zwischen ist für mich eigentlich eine ganz gute Bezeichnung oder ein ganz gutes Wort auch, weil ich mich da nicht beschränken möchte. Also ich möchte jetzt, ich tue mir schwer zu sagen, ich bin jetzt Künstlerin oder Literatin, weil ich eben beides mache und das auch sehr genieße. Also die zwei Bereiche befruchten sich gegenseitig, gehen ineinander über sich gegenseitig, gehen ineinander über und in Zukunft ist es so mein Ziel, diese beiden Bereiche noch mehr ineinander übergehen zu lassen und noch mehr eben zusammen zu denken. Ich glaube, ich mag es schon sehr gerne in Räumen zu lesen. Ich glaube, gerade weil dieses genaue Beobachten und auch mit allen Sinnen beobachten gerade in meinen Texten eine sehr wesentliche Rolle spielt. Vielleicht passt es gerade auch gut an diesen Ort, weil eben diese Zuchtgeräusche so laut sind oder es hat ja auch diesen ganz speziellen Geruch da. Also ich liest da gerne mit allen Sinnen quasi in Räumen und finde, ja, finde die erzählen darüber ganz ganz viel. Das was mir eben auffällt, ich war mir davor gar nicht so bewusst, dass man wirklich so viel sieht von diesem Freiraum aus. Also die Spitzen der Böstlingbergkirche oder die Bruckner Uni zwischen den Bäumen. Und davor dieser City Chat im Vordergrund, das alte Bahnhofsgebäude. Man hat verschiedenste Geräusche, so einen Hubschrauber hört man auch im Hintergrund. Und sind für dich Bahnhöfe grundsätzlich ein interessantes Thema, literarisch oder künstlerisch oder eben in dieser Kombination? Es gibt ja einen ganzen Haufen, kann man wahrscheinlich fast Bibliotheken füllen mit Bahnhofs, Bahnhof als Schauplatz oder überhaupt in der Literatur. Hat es für dich auch deswegen jetzt die Affektion gehabt oder die Entscheidung, den Ort zu wählen, weil der Bahnhof als Ort interessant ist? Ich finde Bahnhöfe und Züge als Orte total spannend und habe auch schon viel darüber geschrieben. Eines meiner ersten Gedichte war ein Gedicht über den Blick aus dem Zugfenster. Du schreibst ja schon sehr lange, oder? Du hast, glaube ich, es geht wirklich in deine frühe Jugendzeit zurück. Ich habe immer sehr gern geschrieben und habe so ein bisschen das Glück gehabt, dass meine Lehrer und Lehrerinnen mich immer schreiben lassen. Und habe dann mit circa 14 so einen Flyer in die Hand gedrückt bekommen mit Workshops von der Literatur vor Adelberg. Und ich würde sagen, seit ich ungefähr 14 bin, arbeite ich so an Texten. Also dass ich die überarbeite, dass ich die einreiche, dass ich die öffentlich präsentieren möchte, vorlesen möchte. Einer der ersten Texte war eben zu einem Bahnhof, worum ist da gegangen? Das war quasi ein Gedicht, wo es darum gegangen ist, was sich eben alles in dieser Zugfensterspiegelung überlagert. Das ist nämlich auch das Zugfahren, für mich zumindest und für dich vielleicht auch, so eine Musezeit, wo man genau solche Beobachtungen, die ja normalerweise eher so beiläufig sind, dass man sie gar nicht macht, wo man Zeit für sowas hat. Ja, ich finde das auch einen wahnsinnig schönen Zustand, das dazwischen sein. Man ist so ein bisschen losgelöst von seinen Aufgaben, habe ich immer das Gefühl. von seinen Aufgaben habe ich immer das Gefühl. Also man ist halt weder am Abfahrtsort noch ist man schon quasi dort, wo man hin möchte. Und dieses Dazwischensein, das genieße ich dann eigentlich. Für dich war ja der Mühlkreisbahnhof kein wirklicher Abfahrtsort oder Ankunftsort, weil du ja als Choralbergerin bzw. jetzt mit Hauptlebensmittelpunkt in Wien die Westbahnstrecke nutzt und den Hauptbahnhof. Aber bist du da mal gefahren? Kennst du das quasi als wirkliche Bahnnutzerin, diesen Bahnhof auch? Ich bin tatsächlich nur zweimal von hier abgefahren und zwar einmal nach Ottensheim und einmal zu einer Wanderung ins Mühlviertel. Sonst bin ich tatsächlich immer mit der Straßenbahn vorbeigefahren, beziehungsweise habe ich eben den Ort wahrgenommen, weil ich zwangsläufig drüben am Bahnübergang warten musste. Was mich interessieren würde, es geht ja in der Serie Unterwegs in Linz auch ein bisschen darum, festzumachen, was ist Linz, was ist typisch Linz und eben das war auch immer unsere oder das ist auch unsere Idee dabei die Orte zu wählen oder die Orte kennenzulernen. Also würde mich jetzt interessieren so deine halb Außenperspektive, halb Innenperspektive, ist der Ort bezeichnend für Linz? Ist das was für dich, wo du dir denkst, das ist charakteristisch? Gehen wir vielleicht ein Stück weiter. Wo Linz typisch Linz ist? Für personenbefördernde Züge immer entweder Anfangs- oder Endpunkt. Ich glaube, über Endpunkte müsste man wahrscheinlich in vielen Jahren mal sprechen. Aber für mich war Linz auf jeden Fall ein sehr, sehr guter Anfangspunkt. Und das macht die Stadt für mich bis zu einem gewissen Grad aus, dass es Möglichkeiten gibt, etwas Neues zu beginnen. Oder ich finde, ihr zumindest immer dieses Gefühl vermittelt kriegt, in Linz ist noch ganz viel möglich. Da können neue Inputs kommen und man baut sich was auf. Nicht alles definiert und nicht alles besetzt, sondern es gibt Freiräume. Ja, genau. Und das habe ich immer sehr genossen als Kunststudierende. Gleichzeitig hat man eben ein sehr verlässliches Publikum in Linz, weil es eben nicht so viele Veranstaltungen gibt und dadurch keine so große Konkurrenz entsteht. Und das habe ich eben als junge Künstlerin total genossen in meiner Studienzeit, dass man was ausprobieren kann mit diesem Publikum. Und dass es doch wirklich städtische Qualitäten gibt, um es so zu sagen, großstädtische, zumindest ein dichtes Kulturleben und so, aber trotzdem eine gewisse Kleinheit, die einfach einen entspannten Austausch und gute Netzwerke ermöglicht. Genau, also immer sehr produktiv. Und jetzt im Vergleich, du warst schon, also in Vorarlberg natürlich bist du aufgewachsen, bist immer noch viel dort, lebst in Wien, warst aber auch in anderen Städten, also in Reykjavik habe ich gelesen. So im Vergleich, wo ist da für dich Linz? Also ist das so ein Ort, wo du dir denkst, da wirst du dein Leben lang ein Bezugspunkt bleiben oder ist das eher was, was so eine Zwischenstation eben war. Wie wichtig ist dir Linz? Ich muss sagen, ich habe Linz immer aus der Distanz sehr geschätzt. Also eher jetzt als, also wenn ich da war, habe ich dann oft schon ein bisschen überlegt, wo es als nächstes hingehen könnte oder wo ich als nächstes eben hin möchte. Und ja, habe dann irgendwie dieses kulturelle Umfeld, das sehr überschaubar, aber doch sehr dicht ist, finde ich, dann doch immer aus der Ferne sehr geschätzt. Ich finde, dass Reykjavik bis zu einem gewissen Grad Ähnlichkeiten hat mit Linz. Das ist jetzt auch nicht die allergrößte Stadt. Und was ich dort ebenfalls schön gefunden habe, ich habe da ein bisschen außerhalb wohnt,, in Reckjewick, da war gleich Natur und Naturschutzgebiet und gleichzeitig waren wir eben so nah an einem kulturellen Zentrum und das ist mir persönlich total wichtig und ich habe es in Linz auch so erlebt, dass es irgendwie nah beieinander ist. Und Linz wird ja oft beschrieben so als Stadt mit ein bisschen herben Charme oder halt diese Industriegeschichte oder es ist nach wie vor eigentlich eine Industriestadt und der Mühlkreis Bahnhof zeigt dir das auch so ein bisschen, dass ja ein Gesicht, das nicht nur lieblich ist, sondern eben auch graue Seiten hat. Ist das etwas, was dich auch anspricht an diesem Ort und an Linz generell? Ja, auf jeden Fall. Gerade diese unterschiedlichen Qualitäten. Dass sich überall etwas noch entdecken lässt in Linz. Genau, da tun sich immer viele Möglichkeiten auf. Was mich interessieren würde in deiner Arbeit jetzt oder was du seither gemacht hast, seit du Linz kennst, für dich so dein Arbeiten als Stadt jetzt meine ich, beeinflusst oder so was, was als Bild quasi vorkommt jetzt in deinen Texten zum Beispiel. Also wenn man quasi Sarah Rinderer dann liest oder deine Werke anschaut, merkt man da irgendwo, diese Linz hat Spuren hinterlassen oder ist das eher was vielleicht Beiläufig passiert? Oder gibt es da Dinge, wo sich das wirklich niederschlägt, wo das manifest wird, die Stadt Linz? Ich glaube, in meinen Texten lässt sich Linz zumindest jetzt so im Wortlaut noch nicht lesen. Aber wenn ich so drüber nachdenke, habe ich eigentlich häufig erst über Orte geschrieben, als ich eben nicht mehr dort gelebt habe. Das heißt, vielleicht gibt es ja bald dann einen Linz-Text, weil ich es jetzt eben aus der Distanz für mich besser fassen kann. Aber gleichzeitig glaube ich schon, dass mich diese Zeit in Linz sehr geprägt hat und dass sich das eben auch in meinen Arbeiten widerspiegelt. Gerade dieses über eigene Arbeiten sprechen, reflektieren, diskutieren, also gerade auf der Kunstuni. Ich glaube, das schwingt zwischen den Zeilen auf jeden Fall mit. Und ja, meine künstlerischen Arbeiten sind ja eigentlich, ja doch eigentlich alle hier entstanden. Und Linz im Vergleich zu Wien? In Wien lebst du ja jetzt schon wie lange? Seit Herbst. Das heißt, meine Erfahrungen in Wien sind sehr auf meinen Wohnraum beschränkt. Durch die Lockdowns, also die Hausfassade gegenüber kenne ich mittlerweile ganz gut und auch die Baustelle. Aber eben sonst habe ich das Gefühl, da muss ich noch ganz viel aufholen, wenn es dann wieder möglich ist. Aber das, was ich schon an Linz sehr zu schätzen weiß, wenn ich herfahre,, sind auf jeden Fall die kurzen Wege und wie nah alles beieinander ist. Relativ. In Linz gibt es immer diesen Kernbereich mit der Innenstadt, wo wirklich alles nah ist. Aber auf die gesamte Fläche gesehen ist Linz dann doch wieder eine große Stadt. Das stimmt. Ich bin oft mal wieder überrascht, wie lange man unterwegs sein kann. Auf jeden Fall, vor allem wenn man abweicht von dieser Straßenbahnlinie, die ja dann doch vier Nummern befahren. Sobald man dann mit dem Bus irgendwo abzweigen möchte, ist man gleich einmal lang unterwegs. Gehen wir da über die Schienen, oder? Dann schauen wir es uns von der anderen Seite an. Und wie schätzt du die Baukultur ein in Linz? Bei diesem schönen Blick hier lässt sich da vielleicht auch darüber gut nachdenken. Ist dir das wichtig, wie die Stadt räumlich ausschaut, also was sie quasi für bauliches Inventar hat oder geht es dir eher um die Menschen, um die Beziehungen, um die Dinge, die du tust einfach an einem Ort? Ich glaube, in Linz ist für mich vor allem Letzteres, was die Stadt ausmacht und für mich besonders macht. Ich glaube, architektonisch habe ich oft das Gefühl, dass alles sehr zusammengesetzt ist. Oder zumindest ergibt sich das in diesem Blick auch. So Bricolage, so gebastelt irgendwie. Das stimmt, ja. Diese verschiedenen Fassaden und Strukturen. Ja, zeigt sich an dem Platz besonders schön. Aber eben, es hat ja trotzdem auch, was du vorhin angesprochen hast, hat auch seinen Charme. Ja, und dieser Freiraum ergibt sich natürlich genau daraus auch. Und ich finde in Linz ganz schön, dass eben nicht alles so gestaltet quasi ist. Also diese Zusammensetzungen passieren und lassen irgendwie den Raum selber noch was zu machen. Also vor allem denke ich im Kontrast zu Vorarlberg ist es schon auch etwas, das man dann als Qualität empfindet, wenn es nicht so ist. Vorarlberg ist ja wirklich jeder Müllkübel und jeder Aschenbecher irgendwie meistens durchgestaltet. Das kann auch zu viel werden, dass es einfach beengend wirkt oder oder ja eben diese Freiheiten, dass man selber noch etwas ändert oder verbessert oder modifiziert, schränkt das natürlich auch ein. Ja, also ich finde in Linz ist es total stark spürbar, diese Freiräume. In Vorarlberg geht es mir da ähnlich. Ich finde, auch dort ist noch viel möglich. Aber es hat einen gewissen einengenden Rahmen. Aber es gibt wahrscheinlich auch irgendwo eine Grenze, wo man sagt, jetzt ist es einfach hässlich. Also man kann sich natürlich auch schön reden, so Stadträume. Ja. Oder bist du tolerant? Ich bin da sehr tolerant, vor allem sind ja doch häufig auch die hässlichen Räume sehr inspirierend, weil sie irgendwie anregend sind, was drin zu entdecken. Ich kann vielleicht noch daran anschließend sagen, dass ja mein Startbahnhof quasi Bregenz der nachweislich hässlichste Bahnhof Österreichs ist und insofern tun wir wahrscheinlich schwer, andere Bahnhöfe so als hässlich einzustufen. Ja, und ich finde, es gibt so eine generelle Entwicklung, dass die meisten Bahnhöfe werden ja eher zu Haltestellen. Also gerade der Mühlkreisbahnhof ist ein sehr gutes Beispiel, der eigentlich eine Haltestelle mit einem ehemaligen Bahnhofsgebäude ist. Und Bregenz zum Beispiel soll ja auch eigentlich eher sich in die Richtung entwickeln. Also irgendwo ja auch, weil wir am Anfang über Bahnhöfe als interessante Orte gesprochen haben, sicher auch ein Verlust eigentlich. Den Bahnhof so als Ort der Interaktion, das geht zwar ein bisschen abhanden eigentlich. Also es gibt schon, aber dann eher so als Konsumtempel. Das stimmt und mir fällt auch oft auf, dass diese Sitzmöglichkeiten, die haben sich ja auch stark verändert an Bahnhöfen, also wo irgendwie man das Gefühl hat, wenn da die Sitzbank quasi nur mehr mitten von Zugluft oder mit unbequemen Armlehnen irgendwie steht, dass es gar nicht einladet, da wirklich Zeit zu verbringen. Und ganz bewusst, dass sich auch niemand hinlegen kann. Es wird zunehmend kontrolliert und reguliert, diese Räume, und auch kommerzialisiert. Das sieht man wirklich gerade am Bahnhof Wien zum ein Beispiel oder Linz natürlich auch. Ja, dass es mehr zum Einkaufszentrum geht. Das was man so unter dem nostalgischen Bahnhofsscharum oft versteht, das gibt es eigentlich fast nicht mehr. Das verschwindet zunehmend. Und ich glaube... Der da auch einfach eigentlich wieder ganz andere Geschichten erzählt. Der ist mir gar nicht so bewusst aufgefallen eigentlich, also so was Neues, was ich heute entdecke. Ja, weil da hat dann eigentlich einfach ländlicher Raum dann schon wieder fast. Beziehungsweise ist es ja eigentlich immer noch so, dass Richtung Böslingberg dann wird es eh schnell weniger dicht. Das stimmt auch. Na immerhin, dann haben wir jetzt wirklich was Neues entdeckt. Auf jeden Fall und es ist ein sehr schöner Kontrast irgendwie zu den moderneren Wohnblöcken auf der anderen Seite oder eben die Hochhäuser, die wir vorher in der Ferne gesehen haben. Es kommt eigentlich viel zusammen an diesem Ort. Und die Akustik hat sich total gewandelt, also mittlerweile sehr Vogelgezwitscher, Die Akustik hat sich total gewandelt, also mittlerweile ist ja Vogelgezwitscher hörbar, im Vergleich zum Po. Ja, wirklich ein ländliches Ambiente plötzlich mit der Kapelle. Das stimmt. Und gibt es in Städten, wenn du jetzt neu in eine Stadt kommst zum Beispiel, sei es jetzt als Besucherin oder für längere Zeit, hast du da bestimmte Strategien, wo du als erstes hingehst oder was du dir als erstes anschauen würdest? Ich gehe total gerne auf Märkte, also auch auf Flohmärkte, in meinem Fall natürlich besonders gerne auf Bücherflohmärkte, also wenn ich die Sprache vielleicht nicht lesen kann. Und in Wien, muss ich sagen, habe ich irgendwie ein bisschen eine neue Strategie entdeckt im letzten halben Jahr und zwar habe ich da viel auf Willhaben gekauft und habe das jetzt ein bisschen als Strategie verwendet, mal in unterschiedliche Stadtteile zu kommen und andere Gegenden kennenzulernen. Genau. Und was sind da für Erlebnisse möglich? Es sind auf jeden Fall, ja man kommt an Orte, an die man so vielleicht eben auch nicht gekommen wäre, also eben an die Stadtränder, in die Wohngebiete. Und ja, für mich setzt sich dann so ein bisschen die Stadt auch ein bisschen zusammen, weil vorher war das für mich eher so von U-Bahn-Station zu U-Bahn-Station gedacht und so sehe ich dann ein bisschen mehr die Verbindungen. Ja, weil es pendelt sich ja dann relativ schnell ein, dass man nur mehr so bestimmte Wege verfolgt. Also man hat bestimmte Orte halt zu Hause, Arbeit oder Studium oder so und dann braucht man eigentlich extra Anreize, um überhaupt diese Gewohnheitswege noch zu verlassen? Ja, mir fällt es dann eher immer auf, wenn ich an einem neuen Ort bin, weil mir es dann dort so Spaß macht, irgendwie die Gegenden kennenzulernen und mir auch Zeit zu nehmen, wirklich diese unterschiedlichen Räume wahrzunehmen und jetzt so im Alltag bin ich dann auch ganz schnell so auf meinen fixen Wegen unterwegs und möglichst schnell immer ans Ziel und ja, nehme mir das eigentlich immer wieder vor, dass ich dann doch mehr innehalten sollte und vielleicht einmal wieder ein bisschen ziellos und beobachtend umhergehen. Ich bin seit letztem April Universitätsassistentin in der Abteilung für Kunstgeschichte und Kunsttheorie an der Kunstuni und bin eben im Zuge von diesem Job auch als Lehrende tätig. Ich habe dort so eine Schreibwerkstatt zwischen theoretischem und literarischem Schreiben oder auch zum Schreiben zur Kunst. Im Idealfall würde natürlich hier in Linz auch vor Ort stattfinden, aber momentan ist es eben nur in digitaler Form möglich. Und spielt da in der Auseinandersetzung mit den Studierenden die Auseinandersetzung mit dem Raum auch eine Rolle? Also sowas wie jetzt so die Reefivartige Stadtspaziergänge oder so, ist das eine Methode, die du generell nutzt? Ja, tatsächlich sind wir zum Anfang vom letzten Semester, da war quasi die erste Sitzung in Präsenz möglich und da habe ich eben die Aufgabe gestellt, rauszugehen und im öffentlichen Raum ein textliches Foto zu machen. Also in meiner Lehrveranstaltung im letzten Semester ging es eben um so Text-Bild-Verbindungen. Genau, also das war auf jeden Fall, stand da eine Raumwahrnehmung ganz zu Beginn. Und du hast ja in einer deiner Arbeiten, für die du den Vorarlberger Literaturpreis erhalten hast, Mutterschrauben, glaube ich, hast du ja auch eigentlich den öffentlichen Raum so als Ausgangspunkt genommen oder eigentlich also digital vermittelt über Street View. Was war das für ein Projekt oder wie hat man sich das vorzustellen? Ich glaube, wir haben eh vorher noch über die Bedeutung von Architektur gesprochen. Und das ist eben auch so ein Projekt, wo sich das eben nach und nach so herausgestellt hat, dass es eben eine wichtige Bedeutung hat. In dem Text, also es ist momentan vorderrangig ein Textprojekt, aber es ist gerade offen, in welcher Form sich das noch weiterentwickeln wird. Da ging es eben darum, dass Großmutter und Enkelin am Küchentisch... Autobiografisch oder fiktiv? Oder autobiografisch angeregt zumindest? Oder autobiografisch angeregt zumindest. Es ist autobiografisch angeregt und hat da ganz viele Bezüge, aber es ist sehr stark gekürzt, neu zusammengesetzt. An manchen Stellen wurde was hinzugefügt, neu arrangiert. Letztlich ist es eben die Geschichte von der Großmutter, die damals nach dem Zweiten Weltkrieg aus dem ehemaligen Sudetenland vertrieben worden ist. Und gemeinsam mit der Enkelin besucht sie ihren Geburtsort wieder auf Google Street View. Und genau, also die zwei kommen dann einfach in einen Dialog, während sie sich durch diese Straßen klicken. Und ja, es ist vielleicht eher spannend, diese Architektur, die ich dort auf Street View gesehen habe, ist eben auch ganz stark so zusammengesetzt. Also eigentlich auch wieder, zwar indirekt, aber doch wieder die Raumwahrnehmung so als Ausgangspunkt, als Inspirationsquelle für einen Text oder? Ja, ich glaube in meinen Texten ist Raum immer sehr wichtig für die Atmosphäre. Also mir ist es schon immer sehr wichtig, dass meine, dass die Geschichten eben, die ich erzählen möchte, entsprechend verortet sind. Okay, liebe Sarah, wir sind wieder beim Ausgangspunkt gelandet, unseres Spaziergangs. Du hast vorhin erwähnt, einer deiner Lehrer an der HTL, glaube ich, in Innsbruck, hat dir Linz schmackhaft gemacht oder die Kunstuniversität schmackhaft gemacht. Jetzt bist du Lehrende. Würdest du auch Linz empfehlen können? Linz als Stadt und natürlich als Ausbildungsort? Auf jeden Fall. Zum einen, weil es mich ja auch nicht loslässt, Linz. Ich freue mich ja auch in Zukunft immer noch viel zu tun zu haben. Und ja, ich kann eigentlich gerade jungen Kreativen nur empfehlen, herzukommen. Einfach, weil ich dieses Umfeld auch von der Kunstuni und die Stadt mit all dem, was eben möglich ist, als sehr inspirierend und sehr produktiv so erlebt habe. Und auch als einen Ort, an dem man sich sehr gut entfalten kann und uns selber ausprobieren kann. Ja, ein schönes Lob oder schönes Kompliment für die Stadt, würde ich sagen. Und speziell jetzt der Ort, an dem wir uns getroffen haben, der Mühlkreis Bahnhof. Ich hoffe, es hat ein bisschen den Effekt gehabt, den du dir erhofft hattest, dass du im Zug des Gesprächs den Ort näher kennenlernen kannst. Was wäre jetzt dein Resümee nach der halben Stunde Rundgang? Ich war jetzt eigentlich überrascht, wie abwechslungsreich dieser Freiraum oder das, was diesen Freiraum umgibt, eigentlich ist. Ich habe das Gefühl, ich habe jetzt schon einige neue Verbindungen erkennen können. Gerade jetzt der Rückweg auf der anderen Seite, den fand ich auch total faszinierend, gerade auch akustisch, was das für eine andere Raumwirkung war. Eben diese spannende Durchmischung von fast ländlichen Räumen herüben, hier doch deutlich städtisch, fast ländlichen Räumen herüben, hier doch deutlich städtisch. Der Bahnhof selber natürlich, die Baustoffhandlung. Und eigentlich genau in der Durchmischung ist, glaube ich, auch so eine Form von Raum, oder du nennst es jetzt Freiraum, in gewisser Weise ist es ein Freiraum, die am Aussterben sind, habe ich sich gefühlt. Also so, wo noch alte Lagerflächen herumstehen, wo man nicht ganz weiß, ist da überhaupt irgendwas drin oder nicht. Es wird ja immer alles, also alles nicht, aber man hat auch das Gefühl, es definiert sich immer stärker aus, wird sauberer, klarer, funktional geteilt. Ich glaube, das ist so auch der Charme, so ein bisschen was fast, irgendwer hat gesagt vorhin an Passant, Vintage, so Nostalgie. Ich habe das Gefühl, oder gerade diese Fassade da beim Band, so ein bisschen 80er Jahre halt. Also das ist meine frühe Kindheit natürlich, aber trotzdem, man nimmt ja das auf als Kind. Und das habe ich in Linz öfter als in anderen Städten, dieses Gefühl von Zeitreise zurück. Und ich finde gerade dieses eben nicht ganz ausdefinierte, das ist was, was mich zumindest ganz stark anregt oder inspiriert, künstlerisch oder literarisch zu arbeiten, weil es einfach gewisse Räume noch offen lässt. Die du dann mit Text erschließen kannst oder ausfüllen kannst. Ja, mit eigenem auffüllen kann, ja. Ja, vielen herzlichen Dank für das Gespräch. Dankeschön. Ja, und gute Reise in dem Fall weiterhin nach Wien und Tussi eben überhaupt. É uma ave no céu, é uma ave no chão, é um regato, é uma fonte, é um pedaço de pão, é um mundo que não está bem a caminho. É um corpo desgosto, é um corpo sozinho, é um estreco, é um prego, é um ponto, é um pingo, é um gado, é uma conta, é um ponto, é um peixe, é um gesto, é uma prata brilhando, é a luz da manhã, é o tijolo chegando, é a lenha, é o dia, é o fim da pitada, é a garrafa de cana, estilhaço na estrada, seu projeto da casa é o corpo...