Ja, Stefan Franzobel, ganz große Ehre, dass ich mit dir reden darf, vor allem über dieses neue Buch von dir, das mir unglaublich Vergnügen bereitet hat bei der Lektüre. Also ich habe einfach Spaß gehabt von der ersten bis zur letzten Seite. Das ist so erzählt, ich kann nur auf meinem Leseeindruck erzählen. Ja, es hat mich erinnert so ein bisschen wie an die alten Abenteuergeschichten, die man als Kind lesen musste und dann auch wahnsinnig gern gelesen hat. Wie geht es weiter? Wie geht es weiter? Das ist auch in deinem Buch. Das fängt schon damit an, wann kommt er endlich zu dem vorbissigen Karl V. in Valhalla-Luit? Das machst du auch so geschickt, dieses Retardieren immer wieder. Das ist eine Erzähltechnik, die aber einfach ein wahnsinniges Können hat. Und so hat mich dieses Buch immer an der Stange gehalten. Das sind 540 Seiten und es ist einfach unfassbar spannend geschrieben. Ich wollte dich eigentlich mit einem schönen Satz begrüßen, den der Ezra Pounce und T.S. Eliot mal gesagt hat über Wasteland. Als Kollege. Gratuliere, du Hund. Muss man einfach neidlos sagen, ein großartiges Buch, die Eroberung Amerikas in vielerlei Hinsicht und ich glaube, jetzt den Inhalt müssen wir nicht größer verbreitern, vielleicht kannst du darauf rekursieren. Aber mich hat immer wieder interessiert die Frage, nicht wie du auf diesen Stoff gestoßen bist, sondern warum war dir dieser Stoff ein Anliegen? Warum ich das geschrieben habe, das ist eine sehr schwierige Frage eigentlich, weil das bei mir keine bewusste Entscheidung ist. Es ist nicht so, dass ich mir denke, das ist jetzt ein Stoff, der sich strategisch gut verkaufen lässt oder der Verlage Freude hat damit oder so, sondern es ist so, wie man sich verliebt, ich vergleiche es immer damit, man hat irgendwie so das Gefühl, dass man damit mit einem Menschen oder mit einem Stoff viel Zeit verbringen möchte. Und das ist aber, das ist so mehr aus dem Bauch heraus. Man hat irgendwie, man begegnet einem Stoff oder einem Menschen und auf einmal weiß man, das ist es jetzt irgendwie. Da muss ich irgendwie, da muss ich jetzt dranbleiben. Das ist also eine Chance, die man das Schicksal vielleicht schenkt, die man nicht hergeben darf und dann stürzt man da rein. Und auf einmal ist man mittendrin und kommt nicht mehr raus. Das ist irgendwie so eine Sache, die mir eigentlich immer wieder passiert. Es gibt auch Stoffe, wo ich das Gefühl hatte, das wäre auch ein großer Stoff und der mir dann irgendwie während dem Schreiben verloren gegangen ist, wo man irgendwie das Gefühl hat, man kommt damit nicht zu Rande oder es gibt nicht so viel her, wie man sich gedacht hat. Und dann gibt es halt andere Stoffe, die vielleicht doch auch diese Schätze bergen. Es ist ja auch so, Schreiben ist ja so ein Eroberungszug. Man hat das Gefühl, man hat da irgendwie so einen unbekannten Kontinent, wo einem irgendjemand gesagt hat, da sollten Schätze liegen oder da sind Völker, die einen interessieren könnten, auf die man sich dann einlässt, dann macht man halt so die Vorbereitungen, so die Recherchearbeiten, diese ganzen Dinge, die man sich ankonditioniert hat und dann ist man irgendwann mitten in diesem fremden Land und weiß nicht, ob man da jemals heil wieder rauskommt. Also das ist immer so bei mir eine Begeisterung am Anfang, dann bin ich mittendrin und dann merke ich, das ist natürlich schon schweineviel Arbeit. Und dann hat man schon oft Lust, das irgendwie zu kübeln, das Ganze. Bis man dann irgendwann, es ist fast wie Corona, doch ein bisschen Licht am Ende des Tunnels sieht und das Gefühl hat, da muss man jetzt weitergraben und dann kommt man vielleicht, dann schafft man es, da heil rauszukommen wieder. Franz Obel, stimmt es, dass das Buch doppelt so dick war und der Ohrlinger geweint hat? Ich begrüße an deinen wunderbaren Verleger übrigens, er hat die allererste Rezension zu meinem ersten Buch geschrieben, 92, und der Ohrlinger dann dieses Buch gekürzt hat? Nein, er hat es nicht gekürzt, aber er hat irgendwie, also er macht nie einen Texteingriff oder so, dass er sagt, das muss weg, oder so, so streng ist er nicht, aber er hat halt gesagt, es ist einfach, es ist zu lang, also es war nicht doppelt so lang, aber es hat sicher 100, 200 Seiten hat es mehr gehabt wahrscheinlich. Du hast etwas ganz am Anfang angesprochen, was sich eigentlich nur bestätigt, diese Unsicherheit dem Text gegenüber. Das ist aus meiner Schreiberfahrung, man ist ja ganz merkwürdig disponiert, wenn man einen größeren Text schreibt. Zuerst ist man euphorisch, dann lässt man das ein bisschen liegen, dann denkt man, so etwas kannst du nicht publizieren. Dann ist man unglaublich irritiert und irgendwann, glaube ich, ist einfach der Punkt, wo man auch nicht mehr zurück kann. Gerade bei deinem neuen Buch ist ja eine, du hast es selber angesprochen, eine unglaublich recherchte Tätigkeit. Und zwar nicht nur allein das Reisen, das würde ich nur sagen, ist das wenigste. Aber wenn man sich das genau anschaut, da spricht ein Mann oder ein Erzähler, da hat man das Gefühl, das ist nicht gegoogelt, sondern der ist wirklich auf dieser Karavelle, der ist wirklich, der kalfaltert wirklich, der trinkt wirklich Brackwasser. Also diese ganzen Begriffe, nur allein der Seemannstechnik des 16. Jahrhunderts ist ein unglaublicher Genuss, das zu lesen, weil du hast als Leser das Gefühl, das stimmt. Vielleicht ein kleiner Einwand in der Musik, da bin ich jetzt nicht so ganz davon überzeugt, dass du da wirklich ein großer Kenner bist, weil nach einem Ton folgt nie ein Kontrapunkt. Aber das kann ich als Musiker sagen. Aber in so vielen Aspekten ist es so brillant recherchiert, so brillant gemacht, dass man einfach das Gefühl hat, das riecht, das duftet und das kommt wie selbstverständlich daher. Und das muss eine unglaubliche Recherche gewesen sein. Kostümkunde allein, die damals gekleidet waren, ein Ernährungswesen, auch unglaublich spannend. Wie hast du dich da vorbereitet? so in die Hände fällt. Das ist im Prinzip eine Sisyphus-Arbeit. Du hast dann nie alles gelesen. Ich habe mir, glaube ich, letztlich ungefähr drei Bücherregale voll gefüllt mit Büchern. Man liest ein Buch, dann sieht man irgendwie die Bibliografie am Ende, dann denkt man sich, das könnte interessant sein, das könnte interessant sein. Dann bin ich in irgendeinem Museum, im Weltmuseum in Wien oder so, das ist über die Eroberung von den A oder so, das ist über die Eroberung von den Azteken, das ist über die Eroberung von Peru, das sind alles Dinge, die ich irgendwie brauche, das ist was über die Ureinwohner, das ist etwas über die Seefahrer aus der Zeit, also ich habe Unmengen an Büchern gehabt, habe viele davon gelesen, nicht alle, also das wäre einfach nicht gegangen und dann ist es schon ein großer Vorteil für mich, sind diese Streaming-Dienste von Filmen mittlerweile. Meine Freundin hat irgendwie Netflix gehabt am Anfang, jetzt haben wir irgendwie Amazon oder halt diese DVDs kaufen, dass ich mir wirklich viele Filme der Zeit anschaue und dann entdeckt man halt so kleine Details, wo man das Gefühl hat, da ist irgendwie etwas drinnen. Und dann nach einer gewissen Zeit, also es dauert schon immer wahrscheinlich ein halbes Jahr oder ein Jahr, habe ich das Gefühl, ich sehe diese Handlung fast vor meinem inneren Auge wie einen Film. Und dann muss ich nur mehr mitschreiben. Das ist natürlich wunderbar, wenn das eintritt. Aber bis dahin ist eben schon sehr viel einlesen, sehr viel irgendwie, ja, auch... Ja, aber ich möchte noch mal darauf hinweisen, Franz Hobel, das ist ein Riesenunterschied, ob man sich eingelesen hat oder ob man es so vermitteln kann, wie jetzt in deinem Fall, dass das ganz wie selbstverständlich daherkommt. Das ist ein Riesenunterschied und das ist, glaube ich, auch eine Technik, die du wunderbar beherrschst. Ich hatte nie das Gefühl beim Lesen, oh, jetzt zeigt er mir, was der noch über Waffenkunde weiß, wie ein Kürass aussieht, wie eine Kartone aussieht. Ich hatte immer das Gefühl, er putzt die selber, er putzt den Kürast selber oder er legt selber die Schabracke über das Pferd. Das ist einfach brillant gemacht. Ja, danke. Du kennst die ungekürzte Fassung nicht. In der ungekürzten Fassung war natürlich schon, man ist schon versucht natürlich, dass man viel mehr da hineinbringt an Wissen, das man irgendwie spannend findet und das macht es natürlich lang. Und dann ist es gut, wenn er legt und sagt, du, das ist zu viel. Und dann überlegt man sich halt, was ist da wirklich notwendig und dann kann man wirklich streichen. Schon Dinge, um die man leid ist auch teilweise. Es gibt ja sehr viele kleine Details, wo man das Gefühl hat, zum Beispiel vom Karl V., ein unehelicher Sohn, Johann derhn, Johann der Austria, Johann von Österreich, der ist irgendwie gefallen in den Niederlande und weil man mit Frankreich verfeindet war, hat man versucht, sein Leichnam nach Spanien zu bekommen und das hat man so gemacht, dass man den zerteilt hat. Der ist total tranchiert worden und hat ihn dann in Satteltaschen von einem Pferd verpackt und hat ihn irgendwie so nach Madrid geschmuggelt. Also der Leichnam muss total wundgeritten worden sein. Und dann hat man ihn wieder zusammengesetzt und irgendwo da beerdigt. Solche Geschichten mussten dann leider rausfallen, weil sie mit der Geschichte nichts zu tun hatten, mit der eigenen Geschichte. Und das ist natürlich schade. als mit der Geschichte nichts zu tun hatten, mit der eigenen Geschichte. Und das ist natürlich schade, aber das ist eben schon so letztlich dann dieses Festschnüren wahrscheinlich, was man halt dann doch braucht als Erzähler, dass diese Dinge, diese Brösel, die zwar alle gut schmecken, aber das sind halt dann doch Brösel, die muss man dann vom Tisch wischen, damit der Kuchen als Kuchen bestehen bleibt. der Kuchen ist Kuchen, bestehen bleibt. Du sprichst jetzt auch einen Punkt an. Ich möchte gerne auf das Verfahren, auf das Erzählverfahren gerne ein bisschen zu sprechen kommen. Das ist ja eigentlich eine Entdeckung von dir, wie du es schaffst, einen wirklich unfassbar grausamen Inhalt letzten Endes so kulinarisch schön zu präsentieren. Es ist ja ein unfassbar lustiges Buch. Und ich habe mal irgendwo gelesen, ich habe ein bisschen die Rezeptionen angeschaut, die also meines Wissens überwiegend nur euphorisch sind, italienische Verhältnisse. Man würde einen starken Magen brauchen. Das ging mir überhaupt nicht so. Sondern ich habe zwar diese Grausamkeit gesehen, aber die wurde ja immer wieder gebrochen durch die Ironie. Und durch das Zeitgemäße, durch den Blick, wie du auch richtig sagst in einem Interview, von heute. Wie ein Zuschauer, der mit dem Wissen von heute sagt, das ist ein Paul Newman lächelnder, ist wie der Ben Kingsley oder die haben Möbel gebaut, Ikea vorweggenommen damals schon und so weiter und das bricht es. Kannst du mir ein bisschen was über dieses Erzählverfahren sagen? Ja, ich weiß gar nicht, ob es ein Erzählverfahren ist. Das ist so mein Weltzugang wahrscheinlich. Ich könnte schon Dinge, also die Foltermethoden der Zeit, also diese Leibstrafen der Zeit waren natürlich unglaublich brutal. Also dieses, wenn du dir das vorstellst, wie man Menschen auseinandergeschnitten hat bei lebendigem Leib. Einfach Staatsverräter sind mit einer Säge in der Mitte auseinandergeschnitten hat, bei lebendigem Leib. Einfach Staatsverräter sind mit einer Säge in der Mitte auseinandergeschnitten worden. Oder die Münsteraner wie der Täufer gehäutet. Ja, oder solche Dinge. Unvorstellbar natürlich. Und das kann man schon so beschreiben, dass da den Magen umdreht. Aber das ist, glaube ich, für mich zum Schreiben auch so, dass ich das nicht so schreiben will. Also ich meine, es ist schon immer, man kann darüber, so wie ich schreibe, man kann darüber lachen, aber natürlich ist es doch so grauslich, dass einem das Lachen auch ein bisschen im Hals stecken bleibt, im geglückten Fall. Und es ist wahrscheinlich mein einziger Zugang, wie ich so etwas bewältigen kann, auch so ein Thema. Also mir ist es total wichtig, das drinnen zu haben, auch um dem heutigen Leser zu zeigen, wir haben uns schon entwickelt, wir haben schon einen anderen Stellenwert der menschlichen Würde bekommen. Der Humanismus hat schon eine Aufgabe auch teilweise erfüllt. Wir haben doch eine größere Wertschätzung vor jedem Individuum, vor jedem Menschlichen, das lebt, oder zumindest theoretisch, aber auch praktisch. Also da ist in den letzten 500 Jahren schon sehr viel passiert. Es gibt schon eine Gleichheit der Menschen vielleicht, also nicht wirklich praktiziert, aber auch die Allerärmsten werden jetzt nicht mehr so körperlich transchiert und hingerichtet, wie man das damals gemacht hat. Also das ist so ein moralischer Impetus, der mir wichtig ist beim Schreiben. Darum habe ich diese Themen wahrscheinlich oder greife ich diese Themen immer wieder auf. Und ich will es aber dann nicht so schreiben, dass der Leser nach einer halben Seite sagt, das kann ich nicht lesen, weil es einfach, das schafft man irgendwie nicht. Also man braucht immer noch ein bisschen einen starken Magen, aber es ist eben schon so lustig, dass man auch darüber lachen kann. Es ist natürlich in der Literatur sehr viel intensiver wie im Film. Also es gibt ja enorm viele Menschen, die sich Horrorfilme anschauen und in jedem Tatort hast du was wie viele Leichen. Und das ist ja, Fernsehen und Film ist ja wahrscheinlich sehr viel brutaler oder da ist man viel abgestumpfter wie in der Literatur. Und für mich ist das halt irgendwie der Weg, damit so umzugehen, mit ein bisschen am Augenzwinkern vielleicht. Wird jetzt dadurch, dass das ironisch immer wieder gebrochen wird, im Grunde genommen nicht etwas erzeugt, dass man es dann nicht mehr ernst nimmt. Da muss man wahnsinnig aufpassen. Das ist eine unglaubliche Gratwanderung, glaube ich. Es gibt jetzt auch sicher Leser, denen das zu viel ist. Es gibt die euphorischen Kritiker, und dann gibt es aber ein paar, die sagen, das ist mir jetzt zu viel Kahl, das ist mir zu verwitzelt. Und dass man da so einen Mittelweg findet, der halt für eine größere Menschenmenge funktioniert, kann natürlich auch nur von mir ausgehen, wie das halt irgendwie bei mir wirkt, ist sicher eine Gratwanderung. Also man kann da sowohl in die eine als auch in die andere Richtung sehr schnell kippen. Es gibt wahrscheinlich Kapitänrezepte. Es ist wahrscheinlich auch für jeden Menschen unterschiedlich, wann er so ein Buch zu was für einem Zeitpunkt liest. Also ich glaube, wenn ich jetzt gerade weiß, ich bin krankgelegen im Spital, dann will ich so ein Buch wahrscheinlich, oder vielleicht gerade deswegen, dann ja, aber wahrscheinlich eher nicht. Also da will man wahrscheinlich eher was Erbauliches lesen oder was einen in eine andere Sphäre des Lebens treibt. Stefan, es gibt eine unglaubliche Geschichte in deinem Buch. Da ist mir wirklich, da kam der Atem ins Stocken. Und das ist diese Geschichte, du weißt wahrscheinlich, was ich meine, als diese Eroberer in dieses Dorf kommen, wo sich alle Eingeborenen erhängt haben. Ich nehme an, das ist historisch. So, jetzt ist die Frage, wo hört die Historie auf? Ich habe eine Vermutung, weil da wird der Text für mich erst unheimlich schön, im Sinne aber auch des unheimlich Entsetzlichen, als die Geräusche hören. Und nicht wissen, woher diese Geräusche hören. Und nicht wissen, woher diese Geräusche kommen. Das ist bestimmt nicht historisch. Nein, das ist nicht historisch. Kannst du das mal kurz erzählen? Und das ist nämlich ein unglaublicher Einfall, auf die Idee muss man kommen, dass man jetzt einfach nicht nur die Grausamkeit beschreibt, also da hängen einfach Kinder und Frauen und Männer an Bäumen, sind tot, aber was passiert dann? Kannst du das nochmal kurz schildern? nicht nur die grausamkeit beschrieb also da hängen einfach kinder und frauen und männer an bäumen sind tot aber was passiert dann kannst du das noch mal kurz schildern ja also die geschichte ist die das ist historisch ist dass besotten seine obere in kuba ankommen und relativ schnell die nachricht bekommen dass ich ein ganzes dorf hat kollektiven selbstmord gemacht was an sich erschreckend ist, sie haben das deswegen gemacht, weil sie Angst davor hatten, versklavt zu werden. De Soto und der Gouverneur von Kuba und ein paar Leute reiten dann in dieses Dorf, um das irgendwie zu sehen, was da passiert ist, sehen eben in diesen Mangrobenwäldern oder Dschungelbäumen oder Palmen, was halt da so rumsteht, diese hängenden, toten, nackten Indianer, das ist die Historie. Und was ich dann quasi hinzugedichtet habe, ist, dass sie Geräusche hören und diese Geräusche für Geister halten, denken, da sind jetzt Seelen, die da davon defilieren, davon gehen, da sind irgendwelche Kräfte am Werk, die ihnen unheimlich vorkommen und alle springen auf die Pferde und wollen eigentlich flüchten und haben irgendwie Angst, weil sie das Gefühl haben, da passiert etwas, was außerhalb ihres Machteinflusses ist und dann kriegt einer einen unglaublichen, ein mitgereister Arzt, Kurt Fenk, bekommt dann einen unglaublichen Lachausbruch und alle denken sich, der spinnt jetzt komplett. Und dann merkt man eben, das sind eigentlich Blähungen oder Gase, die aus diesen toten Körpern entweichen. Und dann kam sich eben auch das Gefühl, die hängen da wie Orgelpfeifen oder wie Windspiele. Und dann bekommt das Ganze eine doch so groteske Situation, dass man auch darüber lachen kann. Ja und auch eine Magie. Also ich musste da jetzt nicht lachen, sondern das ist eine erstens geniale Beobachtung, fast eine medizinische Beobachtung und zweitens erzeugt das natürlich einen unglaublichen innigen Moment, auch mit diesem an sich schrecklichen Bild. Aber dieses Innehalten, das ist eine der großartigen Stellen überhaupt, die ich in deinem Buch gelesen habe. Das hat mich richtig gepackt. Ja, ich versuche ja immer so Stellen ein bisschen, das macht glaube ich dann das Literarische aus. Du hast eine historische Geschichte und die kann man jetzt mal so eins zu eins runter erzählen, aber wenn man es quasi wie beim Billard über Bande spielt oder über einen Spiegel anschaut, also irgendwie so eine zweite Dimension oder vielleicht nur eine dritte Dimension dazu bringt, dann hat es irgendwie einen Mehrwert für für ein leser oder auch für wenn man darüber nachdenkt das ist irgendwie ich versuche prinzipiell habe ich alles was ich erzähle hat immer ein bisserl diese zweite perspektive noch die das ist immer noch immer noch etwas über die bande geht oder in wien sagt man über die maschig seite es geht immer so hinten darum gibt es nur so eine zweite perspektive von dem Ganzen und das finde ich irgendwie sehr spannend. Also es ist auch, man kann es auch nicht erzwingen, aber es ergibt sich halt manchmal beim Schreiben. Ja, dann ist für diesen Buch auch mindestens eine sehr, sehr schöne Liebesgeschichte. Es sind viele, die meisten Liebesgeschichten sind unerfüllt, aber eine, wie ich finde, wunderschöne Liebesgeschichte, die du immer wieder aufnimmst, paraphrasierst und ins Gegenteil verkehrst und dann wieder fallen lässt. Das ist ja sowieso auch ein sehr, sehr schöner Trick, den du ganz bewusst einsetzt, Dinge aufzunehmen, wieder fallen zu lassen. Könnte man glauben, der Autor hat es vergessen. Du vergisst nie etwas. Also mir ist nichts aufgefallen, dass du irgendwas vergessen hättest. Man sieht natürlich auch immer, das haben wir alle natürlich, wir können nicht mehr schreiben, wie ein Stefan Zweig geschrieben hat. Wir sind mit der Schnitttechnik des Fernsehens, mit des Films aufgewachsen. Das ist ganz klar. Kannst du kurz diese Liebesgeschichte etwas beschreiben? Ja, du musst mir nur sagen, welche du meinst. Das kann man ja wirklich mehrere... Isabella. Mit Isabella. Isabella, es ist eine interessante Liebesgeschichte, weil... Eine sehr schöne Liebesgeschichte. Das ursprünglich in den Wikipedia-Artikeln so heißt, dass sich dieser De Soto 16-jährig in Isabella verliebt hat. Dann ist er in die Kolonien gegangen, nach Darien, also ins heutige Panama. War immer ganz verzehrt nach dieser Isabella und ist dann zurückgekehrt und hat sie geheiratet und hat sie dann mitgenommen auf Kuba, wo sie geblieben ist, während er Florida erobert hat. Und diese Isabella de Popatija ist auch nach wie vor in Kuba zu sehen, so als Wetterfahne auf einem Turm. Und sie ist auch am Havanna-Club rum, diese Etikette. Da ist eine Frau abgebildet, das ist angeblich auch diese Isabella de Popatisha. Und jetzt habe ich aber im Zuge meiner Recherchen mit einer Doktorandin gearbeitet, die mir dann erzählt hat, dass der 16-jährig weggegangen ist und sich bereits verliebt hat. Das geht sie leider nicht aus, weil die war damals erst acht oder sieben. Und jetzt musste ich das irgendwie umschreiben, quasi diese ganze Geschichte, und bin dann auf Isabellas Schwester gekommen, auch eine historische Figur, die Maria. Und jetzt war er quasi in diese Maria zuerst verliebt und hat dann die Isabella, wie er zurückgekommen ist, weil die Maria war nicht mehr zu haben, also hat er die Isabella genommen. Das war zuerst eine große Liebe, er hat sich schon irgendwie auch als erfolgreicher Oberer, der aber aus niedrigem Adel gekommen gekommen ist so einen stand erheiratet also sie war doch ihr aus dem groß großadel aus dem spanischen und dann hat er natürlich so ist bei beziehungen die beziehung ist ein bisschen auseinandergebrochen er ist da aufgebrochen von kuba nach florida und je größer die entfernung war umso mehr es eine Sehnsucht und umso mehr hat er sich dann auch in eine eigentlich eingebildete Eifersucht hineingesteigert, die ihn dann letztlich dazu gebracht hat, dass die ganze Eroberung eigentlich scheitert, weil er mehr und mehr liebes wahn geändert hat diese suche nach dem gold land was er ihren roter faden natürlich durch dieses buch sich zieht das ist ja im grunde genommen auch eine ganz ganz tragische komponente die wunderbar darstellst in dem du darauf möchte ich jetzt kommen die natur so herrlich beschreibst also ganz sitzen hat wo man auch wieder das gefühl hat der war da der war da vor ort und die die plündern und morgen dahin einen ideostamm nach dem anderen kommen an naturschauspiel vorbei die die sie nicht genießen können. Das ist auch eine ganz, ganz besondere Tragik. Das Goldland ist, sie stehen eigentlich im Goldland, nur sie können das nicht erkennen. Wie waren diese Recherchen, allein diese Naturrecherchen? Naja, ich habe halt versucht, diesem Eroberer, dem De Soto, wirklich hinterherzureisen. Ich war zuerst in Spanien in der Extramatura, dann auf Kuba und dann in diesen ganzen Südstaaten der heutigen USA. Und weil ich dort relativ wenig Kontakt hatte mit Indigenen, bin ich noch in Kolumbien gewesen und in Panama. Und in Kolumbien habe ich so einen viertägigen Marsch gemacht in diese versunkene Stadt, Lost City, das ist ein Gebiet, das von Indigenen verwaltet wird, so das Machu Picchu von Kolumbien heißt es. Und da sind wir wirklich von sechs Uhr morgens bis sechs Uhr abends durchmarschiert. Also ich bin mit einer ganz kleinen Gruppe von Spaniern unterwegs gewesen, also wir waren sechs Leute und das war ziemlich anstrengend. Wir haben Kontakt mit diesen Indigenen gehabt und ich habe immer mein Notizbüchlein dabei gehabt und habe immer versucht, was mir auffällt. Durch dieses Gehen und durch dieses Schauen sieht man halt ständig Dinge, die man nicht googeln kann, die man jetzt bei Google Maps irgendwie nicht erfahren kann, also die man irgendwie schon riechen muss, die man angreifen muss, wo man dann irgendwie denkt, das ist irgendwie so ein spanisches Moos, diese komischen Flechten, die da an den Bäumen oben sind, oder diese Spinnengassee, durch die man manchmal durchläuft. Also diese ganzen Eindrücke, die halt irgendwie dann im Buch teilweise eingeflossen sind, die habe ich schon erlebt, ständig mitgeschrieben natürlich auch. Und dafür muss man wirklich vor Ort sein. Also dieses Gefühl irgendwie, wie die Erde sich anfühlt, wenn man geht, oder wie es ist, wenn es auf einmal zu Regen anfängt und einem das Wasser und der Schlamm entgegenkommt und was das für eine Art von Schlamm ist und das merkt man erst, wenn man reingefallen ist und solche Dinge. Dafür sind diese Reisen schon ziemlich unerlässlich, muss ich sagen. Ich bin ja eher reisefaul, ich bin fast eine Reisephobik eigentlich. Ich habe immer ein bisschen Angst, wenn ich so die Wohnung verlasse, weil jetzt ist so ein Text halb fertig oder fast ganz fertig und dann hat man es wie irgendeine Reise ausgemacht und dann denkt man, scheiße, wenn jetzt das Flugzeug abstürzt oder keine Ahnung, wenn ich da in Kolumbien überfallen werde oder wenn die mir alles nehmen, dann wird der Text nie erscheinen. Also mein Leben ist mir dann eigentlich unwichtig, aber ich habe immer die Angst, dass der Text dann irgendwie nicht fertig wird. Und ich muss mich immer wirklich zwingen und rausreißen, wohin zu fahren und merke aber dann, wenn ich vor Ort bin, einfach, das sind so viele Impressionen, so viele Eindrücke, die dann irgendwie den Text einfach lebendiger machen und irgendwie dem einfach was geben, was ich mir zu Hause in Wien in einer Wohnung nie ausdenken könnte. Stefan, jetzt habe ich eine abschließende Frage zu dem Buch. Oder vielleicht sind es zwei Fragen. Vielleicht provozierend. Hast du dieses Buch nur zum reinen Vergnügen für dich geschrieben? Ich gehe mal davon aus, dass wir auf dem selben Level sind. Wir kennen den Leser nicht. Wir wissen nicht, wer unsere Leser sind. Auch wenn unsere Verleger das Gegenteil behaupten, der Leser verlangt, sage ich immer zu meinem Verleger, bitte zeig mir einen Leser, der was verlangt. Und das wird tausendfach verschieden sein. Hast du das Buch nur zu deinem Vergnügen geschrieben oder gibt es, das klingt jetzt ein bisschen groß und pathetisch, wie es meine Art ist, gibt es eine Absicht dahinter, eine Sehnsucht dahinter? Ja, natürlich gibt es die Sehnsucht, irgendwie aufklärisch zu wirken wahrscheinlich. Also jetzt irgendwie den Leser zu unterhalten, ihm einiges an geschichtlichen Fakten zu vermitteln, ihm aber auch schon insensibler zu machen. Wenn so ein Buch glückt, dann geht der Leser anders aus dem Buch heraus, wie er hineingegangen ist. Er hat eine Reise unternommen, er hat sich menschlich vielleicht ein kleines bisschen, man weiß ja nicht wie viel, aber ein kleines bisschen hat er sich vielleicht entwickelt und ist menschlich mitgereift auch, wenn es glückt. Es wird sicher nicht bei jedem Menschen funktionieren, aber er ist ein bisschen sensibler für Naturvölker, für die Natur, für geschichtliche Ereignisse, für den mitmenschlichen Umgang, also für all die Dinge, die mir wichtig sind. Das will ich schon vermitteln und ich hoffe, dass es ein bisschen glückt. Natürlich habe ich beim Schreiben auch einen Spaß dabei, es ist auch viel Arbeit, aber so dieses, den Glauben, dass die Welt ein bisschen besser wird durch das, was man macht, der ist natürlich schon wichtig. Das ist schon ein Antrieb. Ja, wunderbar, Stefan. Also die Eroberung Amerikas, dieses wirklich herrliche Buch, hat mich ein Stück nachdenklicher gemacht, ich persönlich als Schriftsteller. Das Buch hing mir lange nach, was immer ein gutes Zeichen ist. Das ist ja wie mit einem Film, wenn man den gleich vergessen hat am Morgen und nachdenken muss drüber, was habe ich denn gestern gesehen? So ging es mit der Rohbruch von Amerikas nicht. Ich glaube, das ist das schönste Kompliment für jeden Schriftsteller, wenn man auf einen Leser trifft, der sagt, das hat mich richtig beschäftigt noch. Das sind Bilder gewesen, die mich verfolgt haben. Und solche Bilder sind in deinem Buch wirklich zuhauf. Und ich kann einfach nur abschließend sagen, bitte, es muss wirklich jeder dieses Buch lesen. Ich setze jedem die Pistole an die Brust, allen meinen Freunden, weil es erstens ein unglaublich vergnügliches Buch ist, ein grandios geschriebenes Buch und auch ein zutiefst menschliches Buch. Danke dafür, Stefan. Ich danke dir, lieber Robert, großartig, danke. Prima. you