Was für einen Kulturbegriff verwendest du eigentlich? Es hat Diskussionen sogar gegeben zum damaligen Zeitpunkt, wo es eine ziemliche Ablehnung gegenüber dem Begriff des Autonomen gegeben hat. Nennen wir es jetzt eher Autonomikulturarbeit oder eher Freikulturarbeit. Ich war damals, und das bin ich halt noch wie vor der Meinung, dass man nicht unbedingt einen Begriff besetzen muss, der angefeindet ist oder der bestimmte Assoziationen weckt, die nicht wirklich das ausdrücken, was man eigentlich ausdrücken will und war damals eher für den Begriff der freien Kulturarbeit, wobei es natürlich auch immer die Frage ist, was ist denn frei eigentlich, wovon sind wir denn frei? In Wirklichkeit ist auch der freie Kulturbereich natürlich überhaupt nicht frei, er ist natürlich auch nicht autonom. Insofern kann man eigentlich nur zwischen Hilfsbegriffen wählen, die alle schlecht sind. Und ein besserer ist mir noch nicht eingefallen. Natürlich war mein Wunsch, und ich glaube, den habe ich auch geteilt mit einigen anderen, eine Politisierung der Kulturarbeit, eine verstärkte Politisierung. Die Kulturarbeit ist politisiert in vielen Bereichen, aber das war schon immer irgendwie so mein Zugang, dass ich mir gedacht habe, man kann und könnte mit Kulturarbeit wirklich sehr viel leisten. Also sehr viel ist natürlich jetzt auch wieder unter Anführungszeichen, weil wir dürfen natürlich nicht übersehen, Es ist ein kleiner Bereich, der ist auch eingebettet in ein gesellschaftliches System. Wir sind ja jetzt nicht so, dass wir von außen drauf schauen und da jetzt was verändern können, aber wir können trotzdem Widersprüche sichtbar machen, wir können auf Ungerechtigkeiten hinweisen, Ungerechtigkeiten auf Ungerechtigkeiten hinweisen. Wir können Visionen produzieren, entwickeln. Wenn ich mich so zurück erinnere, glaube ich, dass sehr wichtige Dinge passiert sind in der freien Kulturarbeit damals. Es war ja auch noch nicht so, dass die freie Szene sehr, sehr alt war. War ja praktisch auch noch ein bisschen in den Kinderschuhen. Und natürlich hat es da verschiedene Strömungen gegeben, einfach um auszutesten, wo will man denn eigentlich hin, was ist denn das, was man anfühlt. Es war sehr oft eben auch getragen von dem, was fehlt einem als kulturelles Angebot. Manche haben aber auch schon zum damaligen Zeitpunkt sehr stark in Richtung Politisierung gearbeitet, quasi gegen die damals ziemlich starke Rechtsentwicklung in Österreich. Wir haben es ja mit einer Erstarkung von der FPÖ und der Haider zu tun gehabt, die alles andere als politisch akzeptabel oder angenehm war. Und da hat es doch auch einige gegeben, die sich da sehr stark positioniert haben. Ich habe angefangen in dem Bereich mit dem Einstieg in die IG Kultur-Geschäftsführung. Ich habe vorher eigentlich überhaupt keinen Kontakt gehabt zur freien Kulturarbeit. Ich habe ganz ehrlich gesagt überhaupt nicht gewusst, was das eigentlich sein soll. Es ist nur durch einen Zufall zustande gekommen, weil damals eben der Gerald Gröchenegg aufgehört hat. Ich war zufällig zu diesem Zeitpunkt im Kulturmanagement-Lehrgang bei Herwig Pöschl und Günter Stockinger, der mich aus dem Kurs gekannt hat, also wir waren gemeinsam im Kurs beim Herwig Pöschl, hat dann die Idee geboren, mich zu kontaktieren. Und die haben dann beide irgendwie gesagt, sie nehmen mich, obwohl ich jetzt relativ unbeleckt bin, was die freie Kultur betrifft. Mein größtes Problem war, dass damals, zum damaligen Zeitpunkt, die IG Kultur zerstritten war. Es hat quasi auch durch einen Streit dazu geführt, dass der Gerald Gröchenegger aufgehört hat. Es war eigentlich nicht so, dass man sagen kann, man hat gemeinsam da wirklich an einen Strang gezogen, sondern man hat irgendwie ein bisschen das Gefühl gehabt, es waren so Lager innerhalb dieser kleinen, damals sehr kleinen IG Kultur. Dazu ist natürlich auch eine gewisse Unerfahrenheit meinerseits, jetzt nicht nur was den Bereich der freien Kulturarbeit betrifft, sondern auch natürlich ganz generell was Geschäftsführung betrifft, Umgang mit Differenzen etc. oder auch Umgang mit Behörden. Ich war von diesen allen Dingen eigentlich relativ unbeleckt und das war für mich ein riesiger und zum Teil auch schmerzhafter Lernprozess. Ich würde sagen, hätte ich jetzt die Geschäftsführung oder ein paar Jahre später die Geschäftsführung der IG Kultur, hätte ich vieles anders gemacht. Allgemeinpolitische Lage, wie zuerst schon gesagt, war natürlich dieser Rechtsruck schon auch ein Druck auf die Kulturarbeit. Wir sind natürlich in den Fokus geraten, erinnert mich da an die FPÖ in Oberösterreich, die unter abstrusen Geschichten irgendwie so ein Netzwerk quasi der linken Kulturarbeit konstruiert hat und das in Zusammenhang mit verbrecherischen Aktivitäten gebracht hat. Also damals war Oberwart, damals waren auch verschiedene Geschichten, wo die Kulturarbeit schon darauf reagiert hat. Also Oberwart sehr stark, wie damals die Roma in den Tod gebombt worden sind. in den Tod gebombt worden sind. Also ein Angriff, der glaube ich auch das politische Klima der damaligen Zeit sehr gut zum Ausdruck gebracht hat. Es war extrem damals romafreundlich. Also heute würde ich sagen, es würde gegen Geflüchtete und Migrantinnen gehen. Damals ging es eben gegen Randgruppen, gegen Roma. und Migrantinnen gehen. Damals ging es eben gegen Randgruppen, gegen Roma. Und sehr stark hat damals zum Beispiel das Offene Haus Oberwart versucht, da ein Bewusstsein zu schaffen, dieses Thema aufzugreifen, diese Romafeindlichkeit zu bekämpfen. Also es hat einfach wirklich da verschiedene Dinge gegeben, wo die Kulturarbeit das sehr gut sofort aufgeriffen hat und versucht hat, da politisch etwas zu bewirken. Man kann jetzt zwar rückblickend sagen, dass die IG-Kultur damals quasi an moralischem Antirassismus verhaftet war, so jetzt im Widerspruch zu dem politischen Antirassismus. Nur darf man halt nicht übersehen, was das für eine Zeit damals war und dass die IG KULTUR da eigentlich Großes geleistet hat, dieses Thema, das damals eben unter Haider sehr stark geworden ist, aufzugreifen und einfach sich dagegen zu wehren. Als IG Kultur und auch als freie Kulturarbeit. Glaubst du, dass die Kulturarbeit immer noch so politisch ist? Ich glaube, dass es sehr viele Initiativen gibt, die politisch sind, oder viele Initiativen, lassen wir das sehr vielleicht weg. Ich muss auch sagen, ich bin keine Kennerin mehr der freien Kulturszene. Ich bin selber jetzt Geschäftsführerin vom Festival der Regionen und da versucht man halt sehr wohl, sehr stark im Zusammenhang mit der Bevölkerung, also sehr partizipativ, auch zu analysieren, wie funktioniert denn die Gesellschaft jetzt, wo sind die Probleme, was gibt es für Visionen, was könnte man verändern. Was greift da auf oder was ergibt sich da für neue Perspektiven? Naja, also das ist jetzt so, dass man zum Beispiel, dass er alleine findet, also wir sind das nächste Mal im Salzkammergurt. man zum Beispiel, dass er alleine findet. Also wir sind das nächste Mal im Salzkammergurt. Das Salzkammergurt ist mit Massentourismus konfrontiert. Also natürlich hat Corona da einen gewissen Einbruch gebracht, vor allem was chinesische, in dem Fall chinesischen Tourismus betrifft, ist aber trotzdem noch sehr touristisch. Wobei halt gerade in so Tourismusregionen sehr oft vergessen wird auf das, was sind die Bedürfnisse der Bevölkerung. Also leistbarer Wohnraum, Möglichkeiten der Entfaltung, auch kulturelles Angebot zu produzieren und wahrzunehmen, das nicht unbedingt auf Tourismus ausgerichtet ist. Und ich glaube, dass das Festival der Regionen zum Beispiel durchaus wertvolle Arbeit leisten kann, indem man da einfach einmal schaut, was sind die Bedürfnisse und wie können wir die Weiterentwicklung abdecken und auch für die Zukunft quasi auf einen Weg bringen, wo vielleicht die Politik oder die Bürgerinnen und Bürger selbst das einfordern oder unterstützen? Naja, also ich fürchte, Antirassismus wird über Jahrzehnte hinaus relevant sein. Da müsste schon so ein wirkliches Wunder passieren. Da muss man auch sagen, dass die FPÖ seit den 90er Jahren da wirklich leider verderblich gute Arbeit geleistet hat. Rassismus ist mittlerweile in der Gesellschaft so was von fest verankert, dass es im Prinzip gar nicht unbedingt mehr die treibende Kraft der FPÖ braucht, weil Rassismus manifestiert sich ja mittlerweile auch schon in anderen Parteien, in anderen Organisationen. Also da ist wirklich vieles kaputt gegangen, was in den 90er Jahren eigentlich nur zu einem Aufschrei geführt hat, ist mittlerweile eigentlich mainstream und akzeptiert. Insofern glaube ich, dass diese Hoffnung, dass das Thema Rassismus, Antirassismus sich erledigen wird. Nur weil jetzt die FPÖ ein bisschen am abstinken ist, fürchte ich es illusorisch. Wir haben natürlich auch, was den Umweltschutz betrifft, extreme Nachlässigkeit mit den Ressourcen, die uns zur Verfügung stehen. Da gibt es auch sehr starke Bewegungen, also Friday for Future oder auch... Das ist allerdings nicht aus dem Kulturbereich gekommen. Ist nicht aus dem Kulturbereich gekommen, aber es hat auch immer wieder Kulturinitiativen gegeben, die auf diese Umweltproblematik aufmerksam gemacht haben. Aber ich finde alleine die Tatsache, sich mit diesen Themen einmal zu beschäftigen und sich daran abzuarbeiten, dadurch auch zu lernen, finde ich einfach enorm wichtig. Und ich würde nicht unterschätzen, was das für ein Potenzial hat, weil die Kulturarbeit hat die Möglichkeit, sich mit diesen Dingen auseinanderzusetzen. Und ich glaube, je mehr Leute das tun, desto mehr werden diese Themen diskutiert werden in der Gesellschaft und wird vielleicht da die eine oder andere Lösungsmöglichkeit geboren werden.