.............................. Ein dankbares Grüß Gott, dass Sie sich zu unserem Gespräch zum Thema Bildung zugeschaltet haben. Das Gespräch ist Teil von Fernsicht, entwicklungspolitische Film- und Dialogabende, die sich zwischen dem 8. April und dem 7. Mai 2021 mit dem Schwerpunktland Afghanistan auseinandersetzen. Veranstaltet wird Fernsicht von Welthaus Linz, der Unterstützungsplattform der katholischen Kirche in Oberösterreich für Entwicklungszusammenarbeit und Mission. Mit diesem Hintergrund dürfen wir Sie im Studio ganz herzlich begrüßen. Wir, das sind mein Moderatorenkollege Philipp Bruckmeier vom Institut für Orientalistik an der Universität Wien und ich, Martin Stöbig, Projektleiter von Fernsicht und Mitarbeiter im Welthaus in Linz. Ganz besonders freuen wir uns über unsere heutige Gesprächspartnerin Katrin Morales. Katrin Morales absolvierte nach dem Studium Betriebswirtschaft ein freiwilliges soziales Jahr als Jesuit European Volunteer in Leipzig, danach einen freiwilligen Einsatz und eine Arbeit bei den Jesuiten in Venezuela. Seit 2007 ist sie Mitarbeiterin in der Jesuitenmission in Wien, wobei sie seit 2018 die Geschäftsführung inne hat. Das Gespräch hätte eigentlich im Kinosaal des Movimento in Linz stattfinden sollen, aber aufgrund der aktuellen Covid-19-Restriktionen müssen wir den Beitrag nun vom Kinosaal in den digitalen Bereich verschieben. Einen Dank dem Team vom DorfTV, dass wir ins Studio ausweichen dürfen. Und gerade deswegen, weil es ein bisschen anders ist als geplant, freuen wir uns sehr, liebe Katrin, dass du diesen Distance Talk mit uns halten wirst. Nach dieser Einleitung möchte ich aber dann gleich das Gespräch eröffnen und darf gleich zum heutigen Schwerpunkt kommen. Ein wesentlicher Teil, mit dem wir uns heute auseinandersetzen wollen, ist ja eines der nachhaltigen Entwicklungsziele, und zwar das vierte, das Thema Bildung. Seit 15 Jahren führt die Jesuitenmissionen der ländlichen Region rund um Herat, ich hoffe ich bin richtig dort, das werden wir gleich nochmal besprechen können, ob ich da richtig liege, Bildungsarbeit durch. Katrin, magst du uns kurz die Eckpunkte eurer Arbeit in Afghanistan vorstellen? Sehr gerne. Erstmal danke, dass ich online mit dabei sein darf. Freut mich sehr. Gerne erzähle ich euch, was die Jesuiten sind seit dem Rückzug der Taliban, also dann im Endeffekt seit 2005 in Afghanistan tätig. Wenn ich sage die Jesuiten, meine ich natürlich Jesuiten und vor allem Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen vor Ort. Und zu der einen Seite der Jesuitenflüchtlingsdienst, weil wir ja eine klassische Flüchtlingsinternvertriebene Thematik da auch haben. Und zum anderen seit einigen Jahren Jesuit Worldwide Learning, das heißt eine unserer Bildungseinrichtungen. Und wir als Jesuitenmission, wir unterstützen das. Finanziell darüber, dass wir darüber sprechen, Leute informieren, einfach mit dabei sind. Aber grundsätzlich machen wir Arbeit unserer Leute vor Ort. Und zwar ist für Jesuiten, für uns ist Bildung was ganz, ganz Wesentliches, wenn es um langfristige Veränderungen geht und um ein gutes Leben für alle. Wir machen vor Ort, wir sind in einer technischen Schule in Herat, so hat das auch angefangen. Der Jesuiten Flüchtlingsdienst macht sehr viel Englischkurse. Englisch ist ja die Sprache, die auch wichtig ist für die Leute, wenn sie auch höhere Bildung anstreben wollen. Es geht darum, vor allem auch Mädchen- und Frauenzugang zur Bildung zu ermöglichen. Und wir geben nach, also nach den Englischkursen geht es auch weiter mit der Möglichkeit, online oder gemischt online und präsent auch Universitätsstudien abschließen zu können. Da geht es immer nicht nur, sage ich, um Bildung, sondern immer auch grundsätzlich um Veränderung. Also unsere Absolventen sagen dann zum Beispiel, einer hat gemeint, ich habe im Laufe des Studiums festgestellt, es geht ja auch darum, dass ich Verantwortung für meine Gemeinschaft übernehme, dass ich da weiter mithelfe. Oder andere dann sagen, ja, ich habe jetzt so viel gelernt, ich möchte das weitergeben. Ich gehe mein Dorf zurück und unterrichte dort selbst Englisch. Also uns geht es, wenn wir sagen Bildung, auch immer um diesen langfristigen Aspekt. Ich würde gerne ein bisschen nachhaken, weil du gerade unterschiedliche Zielgruppen, die diese Schule besuchen, angesprochen hast. Wie finden diese Schüler oder diese Teilnehmerinnen an diesen Lehrgängen oder Ausbildungen euch? Seid ihr da aktiv auf der Suche oder haben die irgendwo gehört? Oder wie werden die an euch vermittelt oder wie kommen die zu euch? Genau, ganz viel ist, man kennt wen, der wen kennt, der mal bei den Jesuiten und der das weiter empfiehlt. Der Vorteil oder was uns natürlich wichtig ist, wir sind lokal gut vernetzt. Wir, ich sage immer wir, also unsere Partner, unsere Jesuiten, unsere Mitarbeiter, Mitarbeiterinnen vor Ort sind da ja schon lange. Das heißt, man kennt sich, die Leute haben Vertrauen. vor Ort sind da ja schon lange. Das heißt, man kennt sich, die Leute haben Vertrauen. Zum Teil ist es auch so, dass wir von der lokalen Regierung unterstützt werden, weil die sehen, da kommt was Vernünftiges, da kommt gute Bildung. Das heißt, man ist dann schon zum Teil bekannt und eben unsere Absolventen, Absolventinnen gehen zurück in die Dörfer, erzählen das weiter, führen das weiter. Also im Prinzip brauchen wir keine große Werbung machen, sondern die Leute wissen das schon und mit der Zeit spricht sich das um. Der Zugang für die Schülerinnen, ich sage jetzt einmal so salopp, ist der kostenlos? Genau, das ist eines der wichtigen Vorteile und auch eines unserer Ziele. Also wir gehen dorthin, wo sonst niemand ist sozusagen oder wo sonst Bildung schwierig ist. Und für die Leute ist das kostenlos, beziehungsweise wenn sie einen Beitrag zahlen können, ist natürlich gut. Aber uns geht es vor allem darum, auch die Leute zu erreichen, die sich das sonst nicht leisten können. Was unserem Projektpartner auch wichtig ist, ist, dass die Leute aber schon involviert sind. Das heißt, wir machen das immer schon involviert sind. Ja, das heißt, also wir machen das immer so, wir stellen zum Beispiel Lehrer, wir stellen das Online-Programm, die Regierung oder die Gemeinschaft vor Ort stellt den Raum, stellt das Internet. Also es soll immer ein Zusammenspiel sein, das ist auch ein wichtiger Ansatz für die Nachhaltigkeit. Also es geht nicht darum, dort hinzukommen, den Leuten was zu schenken sozusagen und wenn wir dann wieder weg sind oder wenn das Geld weg ist, dann geht es nicht mehr, sondern es geht immer darum, auch lokale Strukturen aufzubauen. Wir haben sozusagen sogenannte lokale Lernzentren, die dann auch von den Absolventen, von den Absolventinnen geführt werden. Also das ist uns ganz wichtig im Zusammenhang. Spielt da die Religion auch eine Rolle bei euch oder ist da allen Religionen die Teilnahme möglich? Genau, also ich würde sagen, Religion spielt für unsere Motivation, also für das, was wir selbst tun, eine Rolle. Was ganz wichtig ist, gerade wenn wir auch in Ländern arbeiten, wo andere Religionen, also wo nicht das Christentum vorherrscht, ist, darum geht es erstmal nicht. Es geht uns natürlich motiviert vom Evangelium um Leben in Fülle für alle. Da gehört Bildung denke ich für Entwicklung sehr, sehr, sehr dazu. Aber grundsätzlich ist das nicht so, dass wir das an irgendeiner Religionszugehörigkeit festmachen. Sonst könnten wir in Ländern wie Afghanistan auch gar nicht arbeiten. Also ich habe vor ein paar Tagen noch mit dem internationalen Leiter vom Chesil Worldwide Learning gesprochen. Das ist ein Jesuit. Der sagt auch nochmal, es geht uns nicht darum zu missionieren, es geht darum, sich korrekt zu verhalten innerhalb der Spielregeln auch eines Landes, die Menschen zu respektieren, so wie sie sind und sich für das gemeinsame Ziel Bildung einzusetzen. Eine von unseren Absolventinnen, da gibt es auch einen kurzen Film dazu, hat dann auch gemeint, eines der wichtigen Dinge, die Leute das verstehen, das ist ein guter Schritt. Aber grundsätzlich geht es uns nicht darum, welche Religion sie jetzt angehören. Um ein wertschätzendes, liebevolles Miteinander, denke ich, darum geht es. Wenn ich noch etwas nachfragen darf. Es hat sich jetzt so angehört, es wäre die Zielgruppe in erster Linie jetzt im ländlichen Bereich. Also das heißt, es ist zwar das Zentrum sozusagen der Organisation in Herat beheimatet, aber ihr zielt speziell jetzt auf den ländlichen Raum ab. Habe ich das richtig verstanden? Ja, also es gibt sowohl einen Jesuitenkomitee als auch einen Standort in Kabul. Wir sind eben an dieser Technischen Schule in Herat. Vor allem sind wir in Bamian und in der Provinz Taikundi. Das ist tatsächlich ländliche Bevölkerung. Der Jesuitenflüchtlingsdienst sagt, sie gehen dahin, auch mit der Schulbildung, wo es einfach sonst für die Kinder schwierig wäre, in die Schule zu gehen. Und dort, wo sozusagen die Not am größten ist oder der Zugang zur Schulbildung auch gering ist. Und der größte Teil der Menschen in Afghanistan lebt ja tatsächlich im ländlichen Raum. Und das ist auch noch wichtig, das hat mir auch der Peter Ballas, eben der Leiter von Chesed Worldwide Learning, noch gesagt, es macht schon Sinn, dort hinzugehen, wo auch das Arbeiten möglich ist. also wo die Leute das auch wollen und wo man auch in einer halbwegs sicheren Situation auch gut arbeiten kann und das ist an diesen Orten das. Ja, das Sicherheitsthema, auf das werden wir jetzt eh auch noch gleich dann zu sprechen kommen. Die andere, und es ist sowieso schon bemerkenswert, weil eben mit dem Gast, mit dem wir letzte Woche gesprochen haben, die hat eben auch gesagt, dass die meisten NGOs in Afghanistan ja praktisch nur in Kabul aktiv sind und sozusagen jenseits der Hauptstadt sich sowieso wenig tut. tut, wenn dann jenseits der Hauptstadt dann noch eher in den größeren, in den anderen größeren Städten, eben wie Herat oder Masar-e-Scharif, aber so richtig in den ländlichen Raum reingehen tun natürlich nur wenige. Und gerade solche Gebiete wie Bamian sind ja eben in jeder Hinsicht, was jetzt die Infrastruktur betrifft, noch sehr schlechte entwickelt. Gerade dort ist sicherlich der Bedarf natürlich sehr groß. Abgesehen vom ländlichen Raum, habt ihr einen dezidierten Fokus jetzt auch auf Mädchen- und Frauenbildung oder eher ganz allgemein? Es ist ganz klar, dass Mädchen, dass Frauen da eine große Rolle spielen, dass es wichtig ist, besonders Mädchen und Frauen zu involvieren. Von daher ist, ich habe jetzt die letzte Statistik gelesen, also es sind ein bisschen über 50 Prozent Mädchen und Frauen. Natürlich ist das ganz klar wichtig, weil das auch eine Vorbildwirkung für andere Mädchen und Frauen hat. Wir wissen ja alle, unter den Taliban war es für Frauen sehr schwierig, an Bildung zu kommen. Da gibt es natürlich Aufholbedarf. Von daher ist das wichtig. Und das kennen wir auch von unseren Projekten im Prinzip überall auf der Welt. Es sind die Frauen, es sind die Mütter, die die Gesellschaft aufbauen, die tatsächlich da auch was voranbringen. Bei aller Liebe zu den Männern. Aber oft sind es Frauen, die da tatsächlich auch Gas geben und was tun. Und das wollen wir natürlich auch fördern. Spiegelt sich das auch schon bei den Lehrkräften wieder? Also wie hoch ist da ungefähr die Frauenquote, kann man das sagen? Ich müsste jetzt lügen, wenn ich Zahlen nennen würde. Aber natürlich, wir haben Absolventen und Absolventinnen und die gehen da genauso weit zurück und unterstützen. Also ich habe mir jetzt noch gerade einen unserer YouTube-Filme dazu noch angeschaut. Da hat auch eine junge Dame gesagt, also sie hat jetzt Betriebswirtschaft studiert mit Chesil Worldwide Learning. Sie möchte jetzt in ihrer Dorfgemeinschaft eine kleine Firma gründen, einen kleinen Betrieb gründen, in dem sie nur Frauen anstellen wird, um eben auch Frauen Arbeitsplätze und ein berufliches Vorankommen zu ermöglichen. Danke. Wir haben ja eben auch zu dem Themenabend zwei Filme. Der eine geht sozusagen zurück in die Zeit vor der Taliban-Ära, also noch zu der Zeit, als die sozialistische Partei zumindest Kabul und einige andere Gebiete noch regiert hat. Bildungskonzepte inklusive natürlich gewisse Form der Indoktrinierung mit Sowjetgedankengut und Schüleraustausch und so weiter. Das heißt, da haben wir jetzt natürlich weniger Anknüpfungspunkte, aber der zweite Film bietet sehr viel Anknüpfungspunkte zu eurer Arbeit, weil da geht es eben, also der heißt Schulen für Afghanistan, wo es eben um eine deutsche Initiative geht, die auch von einer christlichen Organisation finanziert wurde, die dann aber, also der Film ist aus dem Jahr 2017, die Finanzierung eingestellt hat. Vor allem auch mit Verweis auf die prekäre Sicherheitslage, was dem deutschen Ehepaar, die das seit 20 Jahren vor Ort organisiert haben, eher unverständlich war. verändert? Ist es beobachtbar gewesen, dass sich in den letzten Jahren viele Bildungsanbieter international da zurückgezogen haben aus Afghanistan und seid ihr deswegen da jetzt mehr oder weniger relativ allein auf weiter Flur oder ist da schon noch mehr los in diesem Bereich? Also zum Ersten, ich sehe da auch sehr viele Anknüpfungspunkte von dem Film, einen beeindruckenden Einsatz von dem Ehepaar. Zum einen, was ich auch genauso unterstreichen würde, es ist wichtig, lokale Partner zu haben. Also so wie die beiden gesagt haben, wir gehen in die Moscheen, wo wir unterstützt werden, hängen uns da an. So versuchen wir auch, lokale Partner zu haben, weil das dann einfach nachhaltiger ist. Oder wie die jungen Lehrerinnen in dem Film gesagt haben, sie unterrichten jetzt selber, sie möchten das weitergeben, was sie gelernt haben. Genau das erleben wir auch. Ich glaube, darum geht es auch. Was jetzt die Finanzierung betrifft. Ich habe versucht, dem so ein bisschen nachzugehen. Ich habe unsere Partner gefragt. Von dieser deutschen Organisation wurden wir nie finanziert. Wir werden von anderen finanziert. Wir werden sehr viel von privaten Spendern finanziert. Das geht auch weiter. Ich habe mich mal so ein bisschen umgeschaut. In Österreich höre ich auch von Partnern, dass sie nicht mehr finanziert werden, dass Afghanistan irgendwie nicht mehr auf der Liste steht. In Deutschland, da bin ich jetzt echt keine Expertin, ich habe gesehen, die deutsche Regierung tut ja noch einiges. Ich denke, es ist so eine Mischung aus, natürlich ist es gefährlich, aber andererseits ist es, glaube ich, auch, ist es, was wir in den Medien auch erleben. Es gibt Dinge, die sind interessant, die sind neu. Da ist die Krise in den Medien, dann ist auch plötzlich Geld da. Dann hat die Krise irgendwann sehr lange gedauert, dann ist sie vielleicht nicht mehr ganz so interessant. Ich weiß es nicht. Aber dadurch, dass wir tatsächlich viel von privaten Spendern finanziert werden, die uns dankenswerterweise weiter unterstützen, kann ich da jetzt nicht so viel dazu sagen. Aber ich denke schon, dass es wichtig ist, tatsächlich mit den Menschen vor Ort zu arbeiten, Kooperationen vor Ort aufzubauen, auch lokale Unterstützung zu haben, eben damit man nicht so abhängig ist von ausländischen Geldgebern. Ja, das ist sicher richtig. Was dieses Ehepaar Schwittek in dem Film immer wieder betont, ist natürlich, dass oft die Rede ist von Hilfe vor Ort. Und wenn dann natürlich genau solche Bildungsprogramme dann irgendwie eingespart werden, ist die, dass natürlich ein großes Korruptionsproblem weiter besteht in Afghanistan oder das in gewisser Weise natürlich sogar noch potenziert worden ist durch die internationalen Gelder, die dann hineingeflossen sind nach 2001. Also insofern ist natürlich auch dafür alle, egal in welchem Bereich man arbeitet, internationale NGOs, sozusagen verlässliche lokale Partner, ganz wichtig. Was den Sicherheitsaspekt betrifft, würde ich auch gerne noch nachfragen. Also von 2018 gab es zum Beispiel Zahlen vom afghanischen Unterrichtsministerium, wonach in 24 von 34 Provinzen insgesamt 1000 Schulen irgendwie schließen mussten, vor allem eben auch auf Druck sozusagen der wiedererstarkenden Taliban. Ich meine, diese Zahlen sind natürlich schon sehr erschütternd. Vor allem zeigt es, dass von 34 Provinzen sozusagen nur 10 da anscheinend verschont sind vor solchem Druck. Spiegelt sich das auch in der Entwicklung eurer Arbeit in den, sagen wir mal seit 2015 wieder, dass immer wieder Sachen geschlossen werden mussten oder ist es eher nicht dazu gekommen, weil ihr in den richtigen Gebieten aktiv seid sozusagen, wo diese Bedrohung weniger vorhanden ist. Ja, ich habe bei unserem Partner nachgefragt. Also zum einen gerade der Flüchtlingsdienst, die müssen schon sehr aufpassen. Wir sitzen in Kabul, da ist es natürlich die Sicherheitslage nochmal eine andere. Und vor allem, wir arbeiten ja auch mit Rückkehrern. Also Leute, die aus Afghanistan geflüchtet sind, zurückgekommen sind. Die sind grundsätzlich natürlich immer auch nochmal gefährdet, gerade wenn dann irgendwie so der Verdacht im Raum steht, vielleicht sind die im Ausland Christen geworden, sind dann wieder zurückgekommen, sind sehr verwestlicht. Also da ist die Sicherheitslage schon eine schwierige. Wir hatten Projektpartner, die dann vor Ort Besuche machen wollten, das geht manchmal, geht manchmal nicht. Muss man sich natürlich auch immer anpassen. Was unsere Partner sonst sagen, ist, wir hatten tatsächlich einmal einen Fall 2014. Da wurde ein Jesuit entführt. Der war acht Monate in Gefangenschaft, bis er dann Gott sei Dank nach vielen Gesprächen, Verhandlungen auch wieder freigelassen wurde, ohne dass wir Lösegeld zahlen mussten. Das heißt, es passiert natürlich schon auch viel, aber grundsätzlich hatten wir eben noch mit unserem Projektpartner, der Pater Baller, vor Ort gesagt, nein, es geht, man muss natürlich aufpassen, man muss dorthin gehen, wo es geht, man muss sich an Spielregeln halten sozusagen, aber dadurch, dass wir einfach schon so, also wir, unsere Partner, schon so lange vor Ort sind, geht das eigentlich ganz gut. Ja, und ist eben sicher regional eben unterschiedlich, wo das leichter umsetzbar ist und wo nicht. Und wir arbeiten ja sehr, sehr viel mit lokalen Leuten. Also es ist ja nicht so, dass wir jetzt haufenweise Jesuiten oder so aus Deutschland, Österreich dahin schicken, sondern wir arbeiten ja sehr viel mit unseren Absolventen, mit den Menschen vor Ort. Ja, davon bin ich eh ausgegangen. Also es ist eh auch ähnlich wie in dem Netzwerk von den Schwitteks, wo ja eigentlich auch im Wesentlichen außer Ihnen eigentlich eh, zumindest praktisch alle, die man in dieser Dokumentation sieht natürlich afghanen sind und aufgaben wird jetzt ganz gerne mehr ein schritt zurückgehen dass du das dann schnitten hast mit dem an dem zweiten filmbeitrag wo es um diese kommunistische jahre geht und daneben so die das aufkommende tal Taliban und so bis zur Gegenwart. Bei mir ist mir sogar lange aufgetaucht, Bildung als politisches Brainwashing. Und für mich ist immer noch nicht ganz nachvollziehbar, wo ist das Problem der Taliban mit Schule,ule bildung allgemein oder in bezug frauen was du da kannst du mir vielleicht eine antwort darauf geben für afghanistan ich was ich denke ist oder was auch unsere partner sagen natürlich ist bildung oder ist das Gedankengut, ist die Jugend was ganz, ganz Wichtiges? Habe ich die Jugend, die informiert ist, die kritisch denkt, die sich selber ein Bild macht oder habe ich Leute, die eher wenig Horizont haben, die vielleicht auch nicht lesen und schreiben können, die erstmal das glauben, was ich ihnen erzähle. Ich glaube, das ist in jeder politischen Richtung so, dass es einfacher ist, wenn man Anhänger hat, die erst mal glauben, was man einem erzählt. Und von daher denke ich, ist natürlich Bildung, ist die Erziehung zu kritischem, zu einem selbstständigen Denken, zu einer Entwicklung, in der ich weiß, was ich für mich und für mein Leben möchte, in der ich Werte entwickle, in der ich ein Stück weit auch immer auch andere Menschen kennenlerne, anders Denkende kennenlerne, sodass auch die Führungskräfte sein können, desto weniger Vakuum habe ich sozusagen für politische Indrukination. Und von daher glaube ich auch, oder sagen unsere Partner vor Ort, auch die Situation ändert sich schon. Also es ist nicht mehr so leicht für auch die Taliban, die Leute zu überzeugen oder ihnen zu erzählen, was auch immer, weil tatsächlich eine Jugend daran wächst, die schon auch Bildung hat, die schon auch weiß, was sie will. Was wir auch erleben, ist natürlich eine Elterngeneration, die sagt, wir wissen, wie das damals war, wir konnten nicht zur Schule gehen, wir durften nicht, für unsere Kinder wollen wir das anders. Und von da ist da schon auch ein gewisser Wille von vielen Leuten da, zu sagen, okay, wir wollen das jetzt anders. Wir sind stolz, dass unsere Kinder Bildung haben, was lernen können, sich weiterentwickeln können. Aber ich glaube, das ist bei jeder Ideologie das Problem oder der Punkt, kriege ich die Jugend für mich? Was glauben sie mir, was glauben sie mir nicht? Ja, sicherlich. Und eben, wie du schon angeschnitten hast, es geht natürlich um eine Veränderung, eine gesamtgesellschaftliche und eine Bewusstseinsveränderung. Und ja, sozusagen, dass Mädchen und Frauen in weiten Teilen Afghanistans auch sozusagen vor dem Bürgerkrieg nicht zur Schule gegangen sind, kann man ja jetzt nicht den Taliban anlasten, die erst in den 90er Jahren sozusagen aufgetaucht sind. Aber sie haben sozusagen diesen Zugang eben Frauen zu sekludieren, natürlich dann noch einmal auf die Spitze getrieben. Und darum war deine Antwort, finde ich jetzt auch sehr gut, weil in der Dokumentation zum Beispiel ist das Ganze natürlich schon sehr einseitig. Da wird das Ganze eigentlich nur auf religiösen Fanatismus der Taliban geschoben, was sozusagen auch gut ins Bild passt, das man bei uns natürlich von den Taliban hat, die man einfach als irrationale religiöse Fanatiker sieht. Taliban hat, die man einfach als irrationale religiöse Fanatiker sieht. Aber aus ihrer Perspektive ist es natürlich auch nicht alles so irrational, weil wenn sie gerade jetzt sozusagen, wo sie wieder erstarken, so viele Schulen angreifen, machen sie das natürlich nicht nur aus religiösem Fanatismus, sondern vor allem, weil diese Schulen Symbole der Staatsmacht sind. Genau diese Staatsmacht, die sie bekämpfen, die eben für ein Bildungssystem steht, in dem nicht zwangsläufig die Geschlechter getrennt sind, in dem sozusagen nicht in erster Linie einmal sozusagen die religiöse Lehre steht. Das heißt, dadurch werden die Taliban auch nicht sympathischer, wenn sie sozusagen gern Schulkinder sozusagen als Opfer akzeptieren für ihren Kampf. Aber ganz so irrational ist es natürlich nicht. Das heißt, die Schulen werden nicht nur als sozusagen auf religiöser Basis angegriffen, sondern vor allem auch, weil sie Symbole dafür sind, dass jemand anders regiert als nicht sie. Also das ist sicherlich die zweite Komponente, die noch dabei ist. Und das wäre wieder der Bezug auch zu dem ersten Film, zu der Orphanage. In der Bürgerkriegssituation war natürlich die Stadt Kabul einfach am Schluss der letzte Feind, eigentlich der noch über war, der letzte Hort sozusagen der sozialistischen Regierung, gegen den die Mujahideen gekämpft haben. Praktisch gesehen waren Frauen in diesem Kabul sozusagen der Ende der 80er Jahre extrem wichtig. Sie haben den Bildungsbereich dominiert, die meisten Ärzte waren weiblich, natürlich auch aufgrund der Kriegssituation und dadurch, dass es sehr wohl eben eine Frauenbildungsoffensive vorgegeben hat. Das heißt, viele auch der Schandtaten, die dann passiert sind, in dem Film wird ja sozusagen repräsentativ dafür jetzt keine Frau, sondern einfach sozusagen der Direktor der Schule erschossen. Aber dabei ist es natürlich auch viel um Revanchismus sozusagen gegangen, unter dem dann, wie so oft, ganz besonders natürlich die Frauen zu leiden hatten. Das heißt, das sind diese Dynamiken, die da sicher noch mit hineinspielen, die über die sehr simple Erklärung, ja, das sind einfach sozusagen religiöse Fanatiker, ein bisschen hinausgehen. Dann müssen Sie es nicht mehr nachhaken, vielleicht kannst du es beantworten, weil in dem Film witzigerweise auch noch bürsten vorkommen also in diesen kabul kinderheim naja nur vorkommen stimmt nicht aber aber sie waren im heim sind natürlich getrennt sozusagen das war aber für die zeit wahrscheinlich auch ganz normal aber das wäre jetzt eben eine frage wie läuft es bei euch? Sind die Klassen Geschlechter getrennt oder ab einer gewissen Stufe? Oder kann man das überhaupt verallgemeinern? Oder ist das von Ort zu Ort unterschiedlich? Also ich spreche jetzt von Jazz Worldwide Learning. Das sind die Größeren, das sind die jungen Erwachsenen. Da weiß ich auf jeden Fall, dass es gemischt ist. das sind junge Männer und junge Frauen gemeinsam. Wie das jetzt bei den ganz Kleinen ist, müsste ich jetzt lügen, aber grundsätzlich gibt es gemischten Unterricht. Ja, dann wird es wahrscheinlich bei den Kleinen erst recht so sein, denn das ist ja sozusagen das Kritischere, dann wenn sozusagen Jugendliche und Erwachsene gemeinsam unterrichtet werden, wäre ja sozusagen das gesellschaftlich noch das Bedenklichere. Und das ist eben auch genau diese Form von Unterricht, die die Taliban beispielsweise strikt ablehnen. Also jetzt weniger Bildung für Frauen per se, aber das, was sie auch offiziell immer verlautbart haben, war das, dass natürlich sozusagen diese Form von gemeinsamer Bildung für sie undenkbar ist nach ihrer Auslegung. Weil wir gerade gemeinsam sagen, das ist noch ein Stichwort vielleicht, das für unser Programm auch sehr wichtig ist, also das ist ja ein internationales Programm, das zum größten Teil auch online basierend ist und da ist eines der spannenden oder wichtigen Punkte auch, also das ist zum Beispiel in Verbindung auch mit US-amerikanischen oder indischen Universitäten. Das heißt, wir haben dann vielleicht einen Professor von einer US-amerikanischen Universität in dem Online-Unterricht. Wir haben zugeschaltet Studierende aus einem Flüchtlingslager in Kenia oder in Malawi. Also diese Internationalität, dieses Voneinanderlernen, Voneinanderwissen, sich austauschen, das ist was ganz, ganz Wesentliches, denke ich, auch für die jungen Leute. jetzt digitaler Formate, die habt ihr schon zuvor verfolgt. Also es ist nichts, das jetzt erst durch Corona sozusagen durchgeführt worden ist, sondern das war schon länger ein Anliegen, höre ich daraus. Genau, das ist Teil des Konzepts, eben die Möglichkeit, Leute zu vernetzen, auch Leute, die sonst eher keinen Zugang zu Internet, zu irgendwelcher Vernetzung oder Bildung haben, da zu vernetzen. Das ist uns jetzt bei Corona natürlich sehr zugute gekommen, weil wir konnten das sozusagen vorher schon. Aber das ist Teil des Gedankens, genau. Dass plötzlich auch Leute eben in Flüchtlingslagern, in irgendwelchen Dörfern über diese Möglichkeit Zugang zu Universitäten zum Beispiel haben. Ja, dann wären wir jetzt aber eh noch natürlich beim Corona-Stichwort eigentlich. Was hat das jetzt für euch in der Arbeit in Afghanistan verändert? Also da, wo man es doch mit einem Staat zu tun hat, der natürlich jetzt nicht in einer Position ist, solche Maßnahmen zu setzen wie jetzt in Westeuropa. Aber eben gerade dort eigentlich, Herr Rath und so weiter, eigentlich ja das Virus mehr oder weniger in erster Linie über den Iran nach Afghanistan geschwappt worden ist. Würde mich das interessieren, musstet ihr temporär viel einstellen oder ist alles mehr oder weniger normal weitergelaufen? Wohl kaum. Wie hat sich das ausgewirkt über das letzte Jahr hinweg? Also was ich von unseren Leuten höre, ist es ähnlich wie bei uns. Viele Dinge, die halt rein präsenzorientiert waren, wie eben gerade die Englischkurse vom Flüchtlingsdienst oder so, mussten natürlich zum Teil auch ausgesetzt werden. Aber gerade diese Dinge, die über online gelaufen sind, die konnten gut weitergehen. Und da spreche ich jetzt von unseren weltweiten Erfahrungen. Die Leute haben begonnen, sich halt über WhatsApp zu vernetzen, statt sich in dem Lernzentrum zu treffen. Also vieles ging da auch gut weiter. Die wenigsten Dinge mussten komplett abgebrochen werden. Und wir haben auch gesehen, irgendwie organisatorisch läuft das Ganze, aber über eine indische Dependance ist diese Information richtig. Und wenn ja, warum gerade über Indien? Aufgrund der geografischen Nähe oder was steckt da dahinter? Also Jesuiten sind ja weltweit organisiert, in Provinzen, in Regionen. Und gerade beim Jesuitenflüchtlingsdienst ist es so, dass Afghanistan zu dieser asiatischen Region gehört, zu der auch Indien gehört und eben deshalb der Hauptsitz in Indien ist und es in Indien natürlich auch mehr Jesuiten gibt als jetzt im muslimischen Afghanistan. Von daher war es naheliegend, dass Jesuiten aus Indien da zur Unterstützung kommen. Warum jetzt nicht aus Europa? Wir haben natürlich auch Leute, zum Beispiel der Leiter des Francesca Worldwide Learning ist ein Deutscher, der sitzt aber nicht in Indien oder auch nicht in Afghanistan. Aber uns ist schon auch wichtig, so lokal wie möglich zu sein. Und da ist Indien das Lokalste, was wir sozusagen als Ordnung zu bieten haben. Also hat das nichts damit zu tun, dass Afghanistan nicht gerade ein Schwerpunktland der österreichischen Entwicklungszusammenarbeit ist. Das ist bei euch eine interne Struktur. Genau, richtig. Das ist von der Ordensstruktur her so. Ich habe nämlich auch noch mal nachgeschaut, das ist nur so eine Ergänzung zu dem Vorher. Es gibt momentan aus Österreich kein einziges Projekt in der EZA in Afghanistan. Da ist dann gar nichts vorhanden. Soviel zur Hilfe vor Ort. Oder vielleicht beschränkt ist das nur für Lesbos gemeint. Weiß man nicht. Welcher Ort. Genau. Ja. Ich habe jetzt momentan sonst keine Frage dazu. Ja, meinerseits glaube ich, wäre auch das Wichtigste geklärt. Außer du möchtest uns noch auf eine Komponente hinweisen, die vielleicht jetzt im Gespräch unterschlagen worden ist. Nein, ich glaube, das Wichtigste habe ich gesagt, eben mit den Menschen vor Ort langfristig. Die Internationalität, also das sich vernetzen, sich voneinander wissen, sich kennenlernen, ist einfach etwas, das Horizonte erweitert, Vorurteile abbaut und natürlich vor allem der Punkt Bildung dahin zu bringen, wo Leute sonst keinen Zugang haben. Aber ich denke, das habe ich gesagt, das ist unser Anliegen in Afghanistan und in dem Projekt, mit dem wir sonst weltweit tätig sind. Einfach weil Bildung tatsächlich das ist, was nachhaltig Veränderung und positive Veränderung bringt, unserer Meinung nach. Okay, und es bestehen eben auch Pläne dafür, sozusagen noch länger die Präsenz in Afghanistan und die Arbeit aufrecht zu erhalten, hört man da auch ganz klar heraus. Ja, das ist ganz klar. Ja und um das zu gewährleisten, glaube ich, kann man auch darauf hinweisen, ist natürlich, wie du gesagt hast, dass ihr privat finanziert seid, natürlich nach wie vor die Möglichkeit geboten, sozusagen auch einen Beitrag dafür zu leisten, dass diese Arbeit weitergehen kann. Ja, dafür sind wir natürlich immer sehr dankbar. Die findet man dann überall, die Webseite nimmst du mal an, diese Möglichkeit. Genau, sehr gerne. Ja, dann sage ich herzlichen Dank an meine Kathrin für das, dass du uns in diese Arbeitswelt eingeführt hast und auch dieses Projekt vor Ort vorgestellt hast, möchte ich jetzt einfach an meinen Programmhinweis an sich machen. Wie ich schon eingangs erwähnt habe, ist leider nicht möglich, dass gerade die Veranstaltungen in Linz eben im Kino stattfinden, sondern dass wir die auf online umstellen mussten, um diese Änderungen im Programm oder diese Möglichkeiten, wie man dennoch diese Filme sich ansehen kann, wie man diese Gespräche auch weiter verfolgen kann, auch mitzuverfolgen, laden wir euch ganz herzlich ein auf unsere Webseite auf www.fern-sicht.at. Dort steht das Programm, auch zu jedem Veranstaltungsort noch einmal detailliert eingeführt. Und ja, wir freuen uns, wenn wir natürlich auf diesem Weg Zuschauer gewinnen können. Freuen uns natürlich umso mehr falls sich gegen Ende bis Mai hin vielleicht noch eine andere Änderung ergibt und wir dann vielleicht doch noch vor Ort wirken dürfen. Dann freuen wir uns natürlich auch über den persönlichen Besuch unserer Veranstaltungen. Ansonsten sage ich nochmal herzlichen Dank dir Philipp und dir besonders auch Katrin. Auch danke, dass du dich darauf einlassen hast, dass wir diese Distance Talk-Reihe sozusagen starten und sage nochmal danke dem Team vom DorfTV für diese Aufzeichnung und dass wir diese Möglichkeit bekommen haben und wünsche einen schönen Abend.