Wenn man sich fragt, bei der immer einsteigen, steigt dann immer die Banal-Neinwiss. Was für einen Kulturbegriff verwendest du eigentlich? Das ist doch nicht banal! Das ist ja die Schwierigste überhaupt! Da plappert man dann immer was von einem weiten Kulturbegriff. Kann man schon machen. Soziokultur? Ja. Ja? Beziehungsweise Subkultur. Ist schon völlig aus der Mode gekommen, das Wort Subkultur. Kann nur bestehen, wenn es Hochkultur gibt. Fände ich jetzt vom künstlerischen Inhalt schwierig, allerdings von den Arbeitsformen wiederum leichter. Also das, was dem Staat zur Repräsentation dient und von ihm auch ausreichend finanziert wird, kann man dann vielleicht zur Hofkultur und vielleicht auch jenes, wo dann so Exzellenz gefordert wird, schon in der Ausbildung. Möglicherweise sind das Abgrenzungsmöglichkeiten. Also das kulturelle Feld, in dem wir arbeiten, bezieht das Publikum sehr stark mit ein. Ein großer Teil der Projekte spielt mit dem Publikum und mit den Resonanzen aus dem Publikum. Trotzdem gibt es innerhalb der Kultur, für die wir stehen, ganz einfache Veranstaltungen, Kinofilme, Hier stehen ganz einfache Veranstaltungen, Kinofilme, wo dann weniger ist mit Partizipation. Es gibt einfach einen sehr großen Bereich, der in dieses Soziokulturelle hineinspielt. Und selbst wenn es zum Beispiel ein Kino ist, wie unsere Programmkinos, die sich dann wiederum bemühen, jenseits vom Mainstream etwas zu zeigen, dann vielleicht so Kinofrühstücke zu machen, wo es dann doch wieder ums Publikum geht. Also so ein bisschen das Stärker-zum-Publikum-sich-Neigen. Die Arena ist so irgendwie der Kasusbelli. Ja. Also für ganz Österreich. Der Bereich ist sicher aus einem Mangel entstanden, wie so vieles. Also ich habe gehört, in den 70ern gab es in Wien nichts wo du hingehen konntest und das scheint sich ja für den ganzen, also auch für Deutschland, für den ganzen deutschsprachigen Raum, wie es in anderen Ländern war weiß ich natürlich jetzt nicht, aber hier gab es in Wien zwei Lokale wo du abends vielleicht noch hingehen konntest und die ersten musikalischen Gehversuche außerhalb Amerikas auf österreichischen Boden, was nicht jetzt volkstümliche Musik war. Und dann gab es dieses große Festival in der Arena im Alten, im großen Schlachthof. Und da hat sich glaube ich ziemlich stark manifestiert, dass es eigentlich ein Publikum gibt und dass es Menschen gibt, die auch noch was bieten können. Und als dieses Festival vorbei war und es geheißen hat, der Schlachthof wird abgerissen, dann wissen wir eh den Rest, wie es weitergegangen ist. Die Leute haben sich dann doch zusammengeschlossen und gesagt, nein, wir brauchen sowas, haben die andere Arena, oder nein, eigentlich die Arena besetzt und die andere dann bekommen. Die Anfangszeit, war jemand von dieser Hausbesetzer-Szene und dieser Geschichte geprägt oder waren das so die Ersten? Ich glaube, die ist ganz stark geprägt, weil es die Räume einfach nicht gab. Also du kannst ohne Raum, kommst du in einem Land, in dem es einen Winter gibt, sechs Monate lang, halt einfach nicht sehr weit. Und im öffentlichen Raum war auch nicht sehr viel möglich. Insofern waren Räume was ganz Wichtiges zu der Zeit. Extrem unterdotiert. Dann hat sie, glaube ich, sehr viel Neuland betreten. Da war viel möglich. Es ist sehr unverstanden. Obwohl der Beirat dort ja auch zusammengesetzt war zum Großteil aus der Szene, aber sie waren noch nicht gut vernetzt, sie haben nicht alle gewusst, was die anderen machen. Und wenn was sehr experimentell war, dann war es auch wirklich schwierig, etwas zu vermitteln, also sowohl dem Beirat als auch uns im Ministerium. Und schon auch zu dem Zeitpunkt noch stark dominiert von Häusern, also von Vereinen, die auch ein Lokal haben, einen Raum haben. Und nur über diese Schiene der spartenübergreifenden Projekte haben sie dann auch so Initiativen ein bisschen manifestieren können, die eigentlich über keinen Raum verfügt haben und dann doch länger zusammenarbeiten konnten oder wollten. Ich glaube, sie hat sich sehr stark professionalisiert, sie hat sich teilweise internationalisiert. Also für manche ist das nicht wichtig, für manche ist es sehr wichtig. Es hat gleich am Anfang ganz wichtige Player gegeben, die am internationalen Markt sehr gut vernetzt waren, die ganz tolle Leute hergeholt haben. Aber es waren Einzelne und das hat sich verbreitet. Und was dann kam mit der Zeit, sind die Themen, die in der Gesellschaft aufgepoppt sind und wie schnell werden die wahrgenommen oder wahrgenommen vielleicht schon, aber wie schnell kann man die in einer Kulturinitiative dann wirklich umsetzen. Migration, Frauenfragen, ähnliches. Da hat es immer wieder Verschiebungen gegeben, aber immer sehr offen und interessiert. Also eine starke Professionalisierung und immer dieses Pionier-Sein für neue Fragen, das hat sich kaum verändert. Wie bist du eigentlich zu IG Kultur gekommen? Ich habe in dieser Abteilung für Kulturinitiativ und Förderung gearbeitet im Ministerium und habe den Spirit, dass die Menschen, die hier kommen, nur als lästige Antragsteller empfunden werden, extrem unangenehm empfunden und mich deshalb dann karanzieren lassen und habe bei einer Medieninitiative gearbeitet und während ich dort gearbeitet habe, kam diese Ausschreibung von der IG Kultur und ich fand das extrem spannend, weil ich in erster Linie politisch gerne arbeiten wollte. Also jetzt weniger dieses Finanzmanagement, das ich für die Medieninitiative gemacht habe, als politisch zu arbeiten und habe mich beworben. Die Andrea hat den Laden gerade von Salzburg nach Wien übersiedelt und so diese klassischen Professionalisierungsschübe, also man hat jetzt einen Außenauftritt, man ist intern relativ gut vernetzt, es gibt die richtigen Tools für die Organisation, wie eine Mitgliederinfo, eine regelmäßige. Das heißt, ich habe ihn wahrgenommen als Mitglieder, die sich schon sehr gut wissen, was wir hier tun, die man auch ganz gut erreicht. Für das gibt es das richtige Tool. Damals haben wir nur die Briefe geschrieben, kopiert und verschickt. Und es gab ein paar politische Themen, die schon vorbereitet waren oder sogar schon im Laufen waren. Der wirklich große Unterschied, den ich dann hineingebracht habe, war, dass man politische Themen sortiert danach, welche man vielleicht in nächster Zeit am ehesten umsetzen kann und welche nice to be werden und welche man halt jetzt leider inzwischen einmal liegen lassen muss, weil man die wenigen Ressourcen, die man hat, nicht darauf verschwenden sollte, sondern auf die, die man umsetzen kann. Und es waren halt dann nicht unbedingt gerade die brennendsten, aber es ist halt schwierig. Wir haben immer mit sehr, sehr wenig Ressourcen gearbeitet. Wie ist denn die Politik damals mit euch umgegangen? Naja, es war so, dass die Gespräche in erster Linie auf den Beamten-Ebenen stattgefunden haben zu dieser Zeit, weil das relativ vielversprechend sich angelassen hatte. Also dieser erste Abteilungsleiter, bei dem ich auch noch angefangen habe, hat da regelmäßig Gespräche geführt und man hatte auch das Gefühl, dass er das dann halt weiter in die Politik trägt. Direkt mit den Politikern zu sprechen, also mit dem Minister, Ministerin, das kam erst später dazu. Ja, Schwarz-Blau 1 hat uns sehr erschreckt. Ich habe relativ schnell den Vorstand gebeten, sich zu überlegen, in welcher Form wir jetzt arbeiten sollen. Und ich glaube, wir haben innerhalb von zwei Vorstandssitzungen tatsächlich entschieden, dass das alles ganz anders aussehen muss. Es gab die Donnerstagsdemos, die sich von selbst organisiert haben, wo wir einfach teilgenommen haben und das gefeatured, soweit man featuren konnte. Das hat eh jeder gewusst, dass es ist. Aber wir haben gewusst, dass wir Themen zur Verbesserung der Situation jetzt bei der Politik nicht landen können und haben versucht, das was wir tun können, zum Beispiel interne Vernetzung, wieder ein bisschen Weiterbildung vermehrt, es gab ja dann wieder Gesetzesänderungen inzwischen zum Steuerrecht und Inferenzrecht, dass wir da wieder auf Professionalisierung, also möglichst wenig mit außen zu tun haben. Wir haben ja auch wirklich geglaubt dass das schnell vorbei geht also das war wir wollten uns in der phase wo wir geglaubt haben dauert vielleicht ein jahr halt auf das konzentrieren was wir ungestört machen können und das war die innere vernetzung und das zusammenhalten zu schauen, welche Themen wichtig sind. Vermutlich kam dann auch in dieser Zeit so langsam, noch nicht manifestiert, aber so langsam dann das VRP-Thema innerhalb der Szene auf, was auf jeden Fall damals passiert und begonnen wurde, war die erste große Kampagne, die zur Kofinanzierung der EU-Fördermittel. Wir haben die Mitglieder vermehrt aufgefordert, bei der EU einzureichen. Das ist aber das Problem, dass dann die nationale Finanzierung fehlt, eben unter Schwarz-Blau. Und auf der anderen Seite aber der Vorteil wäre, wenn es einen zentralen Topf gibt, dass die Länder entlastet sind. Und da haben wir wirklich so eine Kampagne aufgebaut, wo wir versucht haben, den Ländern, die wir in Wien, damit die dann wieder auf die Bundesregierung und nicht wir direkt. Und es ist damals auch tatsächlich gelungen, diesen Fördertopf einzurichten, der ist jetzt bei 300.000 Euro bei der EU-Abteilung, wo diese Sachen gefördert werden. Es war die erste richtige Kampagne, die er konzertiert mit unseren Landesorganisationen. Damals, ich weiß jetzt nicht, ob es in der Zeit umgesetzt ist, glaube ich nämlich nicht, aber begonnen haben wir sie ganz bestimmt im ersten Schwarz-Blau. Und wir haben dann sehr viel gemacht zu dieser Neuwahl, wo leider nochmal Schwarz-Blau gekommen ist. Aber da haben wir verschiedenste Aktivitäten gesetzt. Da haben wir uns wesentlich mehr erhofft. Wir haben gedacht, da wird einiges von dem passieren, was wir so vorbereitet haben. Aber wie das der Großen Koalition nachgesagt wird in vielen Belangen, da ist das Budget ein bisschen erhöht worden, da ist ein ist ein kleiner Schwerpunkt gesetzt worden, der ist aber nicht mit uns besprochen worden. Die Minister haben immer wieder gewechselt und die Ministerinnen. Ich habe es eher so empfunden, dass wir nicht vom Fleck gekommen sind in der Zeit. Und da haben wir dann dieses Fair-P aufgebaut, eben auch in der Hoffnung, dass man sozialdemokratische Ministerinnen und Minister da gut ins Boot holen kann. Und das ist halt dann immer größer geworden, die VRB-Kampagne. Es war wesentlich gefährlicher. Also es hat von Anfang an gleich mit dem Regierungsprogramm wesentlich gefährlicher gewirkt. Wir waren aber auch schneller. Also beim ersten sind wir relativ lange wie das Kaninchen vor der Schlange gesessen, beim zweiten auch noch ein bisschen, aber nicht mehr so lange. Und die Angst war größer als beim ersten Mal, weil sie ja auch dazugelernt haben, Bevölkerung auch ein bisschen breiter nach rechts gerutscht ist. Also ich würde sagen, die Angst war größer, dass da jetzt ganz viel und schnell zerstört wird. Wir haben es ja auch in Kärnten gesehen gehabt, wie schnell man Strukturen zerstören kann und wie man es geschickt macht. Wie siehst du die Zukunft der freien Kultur? Ja, hoffentlich gut. Also ich hoffe, dass einerseits wirklich die Budgets jetzt steigen, was jetzt mit dem Post-Corona, wo so viel Geld ausgegeben wird, das ist natürlich jetzt ein bisschen unwahrscheinlich klingt, aber trotzdem ist der Kulturbereich so ein kleiner Bereich. Einerseits bin ich ja neugierig, was diese Fridays for Future, also diese andere Bewegung, was die eigentlich entwickelt dann im Kulturbereich. Ob sie dann tatsächlich so antwortet oder ganz was Neues entwirft. Es werden sich einige Häuser weiter professionalisieren, wo ich nicht immer weiß, ob das gut ist. Je stärker du halt dann nur mehr Veranstaltungsschienen fahren kannst, desto weniger kannst du in die Gesellschaft hineinwirken. Aber das heißt ja nicht, dass es passiert. Es gibt ja auch Organisationen, die sich professionalisieren und dann trotzdem was anderes auch noch machen. Aber ich bin mir jetzt post Corona gar nicht sicher. Ich glaube, dass das jetzt schon Auswirkungen haben wird, wie man Veranstaltungen grundsätzlich konzipiert. Was passiert eigentlich mit den ganz großen Sachen? Werden die smashed into pieces viele kleine und entstehen dann, wenn ich keine großen Konzerte mehr machen kann, entstehen dann viele, ich weiß es nicht. Also ich hätte vielleicht vor Corona andere Antworten gegeben als jetzt. Ich kann zwar sagen, ich würde mir wünschen eine stärkere Vern Vernetzung mit Schulen, Kindergärten. Der ganze Bildungsbereich ist eine einzige Katastrophe in der Verknüpfung zur Kultur. Da haben viele Leute in den letzten 20 Jahren viel gearbeitet und waren erfolglos bei der Politik. Wir hatten da nie einen Schwerpunkt, weil das eben so etwas Aussichtsloses war. Aber es ist eines von diesen Sachen, die weiter nach hinten gerutscht sind. Aber da stellt sich zum Beispiel die Frage, ob die Kulturarbeit in den nächsten 20 Jahren nicht verstärkt in den Bildungsbereich hinein könnte. Jetzt gerade auch was eben Post-Corona. Da gibt es jetzt Möglichkeiten, wo du relativ sicher und gut Kulturarbeit machen könntest. Das könnte man durchaus als Chance und als tatsächlichen Wandel. Worauf denkst du, sollte sich die IG Kultur vielleicht noch einstellen? Ich glaube, die IG Kultur ist ganz gut eingestellt. Aber ich denke, das sagen einem die Mitglieder einerseits. Und dann, was halt immer spannend war, waren die internationalen Treffen, wo ich auch nicht weiß, wie wird es mit der Internationalisierung sein? Was wird die EU jetzt ausspucken an Zielen für ihre Förderungen? Wie wichtig ist das dann noch? Aber da waren doch immer ganz spannende Best Practices, die die IG dann übersetzen kann für die eigenen Leute, die IG dann übersetzen kann für die eigenen Leute, eigenen Bedürfnisse, eigenen Entwicklungen. So wie das mit dem Zirkus damals passiert ist, was zwar aus Österreich kam, aber das Best-Practice einfach aus Frankreich, um der Förderstelle zu vermitteln, da schaut das schon ganz anders aus. Aber ich glaube, sie ist ganz gut aufgestellt.