Herzlich willkommen an diesem verregnet kühlen Freitagvormittag bei einer weiteren Ausgabe der Sendereihe Wassermeyer sucht den Notausgang hier aus dem Studio von DorfTV in der Kunst-Universität Linz. Ja, allen Corona-Pandemie-bedingten Unwägbarkeiten zum Trotz ist es jetzt Anfang Juni doch endlich soweit. Dann wird hier in Linz wiederum das renommierte Filmfestival Crossing Europe starten. Genau genommen von 1. bis 6. Juni. Üblicherweise war ja der Festweltzeitraum immer im April eines Jahres, aber diese vielen Unwägbarkeiten haben dazu geführt, dass die Organisatoren und Organisatoren umdisponiert haben. Und jetzt sieht es ja ganz gut aus, dass dieses Festival auch tatsächlich stattfinden kann und ich habe mir gedacht, ich nehme das doch gleich auch zum Anlass, die Leiterin dieses Festivals mal hier im Rahmen meiner Gespräche zu Politik und Kultur in Krisenzeiten einzuladen, nämlich Christine Tollhofer, ja ohnehin vielen sehr bekannt hier in Linz und auch bei den Zuseherinnen und Zusehern von DorfTV. Frau Tollhofer, ich freue mich sehr, dass Sie heute hier sind. Und bevor wir dann so richtig ins Gespräch gehen, denke ich, dass ich vielleicht doch so ein paar kurze biografische Auszüge auch zu Ihrer Person sagen darf. Sie haben Theaterwissenschaft und Publizistik in Wien studiert. Sie haben auch dann in Wien von 1993 bis 1997 das Programmkino Filmcasino in Wien geleitet. Von 1997 bis 2003 waren Sie auch Kointendantin der Diagonale des Filmfestivals in Graz und leiten bereits seit 2004 hier in Linz eben das internationale Filmfestival Crossing Europe. Und diese Ausgabe, die jetzt im Juni doch über die Bühne gehen kann, ist ihre letzte Ausgabe, denn, und da dürfen wir auch alle gratulieren, sie sind jetzt ab Herbst nach Wien berufen, als neue Geschäftsführerin des Filmfonds Wien. Und das ist ja auch der Anlass, warum ich Sie ersucht habe, heute nochmal bei mir auch im Studio vorbeizukommen, weil ich denke, es gibt rund um Kino und Film, vor allem auch vor dem Hintergrund Ihrer immer wieder auch betonten Anliegen einer gesellschaftlichen und politischen Kontextualisierung des Filmschaffens, ja eine ganze Menge zu diskutieren. Und ja, ich freue mich, dass Sie heute hier sind. Herzlichen Dank für die Einladung, ich freue mich. Ja, wir haben 50 Minuten Zeit, damit drücke ich auch gleich mal auf die Tube. Frau Dollhofer, im Vorfeld der heutigen Sendung sind sehr, sehr viele Menschen an mich herangetreten und haben gesagt, du musst die Christine Dollhofer unbedingt fragen, wie es mit dem Festival weitergeht. Kann das Festival überhaupt bestehen bleiben ohne sie? Sie war so eine tragende Figur. Ich gebe diese Frage gleich mal gleich zu Beginn an Sie weiter. Wie geht es mit dem Festival weiter, wenn Sie dann nicht mehr als Leiterin diesem Festival zur Verfügung stehen? Ja, das ist eine gute Frage. Ich bin natürlich noch bis Herbst hier vor Ort. Ich werde noch das Festival jetzt abwickeln und dann sozusagen die ganzen nacharbeiten und auch natürlich versuchen, alle Dinge gut zu übergeben. Es ist ganz gewiss, dass das Festival natürlich weitergehen soll. Es ist super verankert in der Stadt. Es hat einen guten Ruf international. Und es hängt immer an einem Team und nicht nur an einer Person. Jede Person ist ersetzbar. Also ich denke, es ist sehr gut, auch nach 18 Jahren wieder mal neue Stimmen sozusagen in eine Leitungsposition zu bringen und einen neuen Wind auch ins Festival zu bringen. Veränderung ist das Stichwort. Also ich glaube, das ist immer gut und gemeinsam mit unserem Hauptgesellschaft, der Movimento GSMBH, die ja sozusagen federführend auch bei der Crossing Europe gemeinnützigen GSMBH ist, werden wir jetzt in Absprache auch mit dem Team uns die sozusagen Nachfolge überlegen. Das werden wir rechtzeitig bekannt geben, aber ganz wichtig ist mir zu betonen, dass es mit meinem Weggang auf keinen Fall, damit auf keinen Fall ein Ende des Festivals gesetzt ist. Also das wäre ja sehr schade und die Aufbauarbeit jetzt die letzten 18 Jahre möchte ich ja auch sozusagen in gute Hände geben und wäre ja schade das auch abzuwürgen. Ich meine, es, glaube ich, hat sich auch niemand gedacht, dass das Festival nicht weitergehen kann, weil es, glaube ich, sehr wichtig im Linzer Kulturkalender ist, aber auch für Österreich und darüber hinaus, auch mit den europäischen Themen, sich zwischen Vianale und Diagonale sozusagen positioniert hat und ein wichtiges Festival in Österreich ist. Und Sie haben da auch ein klares Bekenntnis der Fördergeber seitens der Kulturpolitik, dass dieses Festival auch in diesem Umfang auch weiterhin gewünscht und gewollt ist. Die Förderung ist ja nicht an Christine Tollhofer gegangen, sondern an Crossing Europe, die Organisation. Und insofern denke ich und da bin ich auch zuversichtlich, dass auch die Fördergeber und Geberinnen da mitziehen werden. Und ich habe keine Stimme gehört, die jetzt gesagt hätte, jetzt werden wir das Festival nicht mehr unterstützen. Aber wie gesagt, wir werden das intern besprechen und lösen. Es ist ja noch sehr frisch, diese Bestellung. Und da werden wir sicher eine gute Lösung finden. Der künstlerisch gestaltete Trailer zum diesjährigen Festival, der ist ja jetzt auch schon rund um die Uhr auf DorfTV zu sehen, dauert eine Minute. Ich habe genau hingesehen, weil aus diesen Trailern ja oft sehr, sehr viel herauszulesen ist. Und der Trailer zeigt eine Situation, wo man richtig schön sieht, naturbelassen, einen Wasserfall, alles schön in grün gehalten, davor steht eine digital geschaltete Ampel, bei der ein Countdown läuft von 10 auf 0. Das schafft auf den ersten Blick, und das denke ich mal, ist von Ihnen auch so intendiert, ein gewisses Unbehagen. Es schafft Verwirrung oder irgendetwas, wo man das Gefühl hat, das ist jetzt so nicht mehr ganz stimmig. Ist das etwas, wo Sie eigentlich auch die Leute abholen wollen, auch in einem gewissen Unbehagen mit der Zeit, die Sie erleben, mit der Gesellschaft, in der Sie leben? Ist das Unbehagen etwas, was für Sie fast so wie ein Appetizer jetzt auch sozusagen fast mitzubringen ist in das neue Festival? Appetizer jetzt auch sozusagen fast mitzubringen ist in das neue Festival. Also vorangestellt sei, dass der Trailer von Laurien Bachmann gemacht wurde mit künstlerischer Freiheit. Wir wussten ja nicht, was sie produzieren wird, aber er passt einfach wahnsinnig gut in unsere Zeit. Diese Ampel ist sozusagen fixiert vor einem Wanderweg zu einem Staudamm, wo immer normalerweise sehr viel Besucherandrang ist und damit nicht alle gleichzeitig diesen Pfad raufgehen, ist es mit einer Ampel mitten in der Natur geregelt, was ja schon mal absurd an sich ist. Und natürlich dieser Countdown, wann wird es grün, passt natürlich jetzt auch sehr gut in unsere Zeit, sozusagen in die Corona-Zeit, wo sozusagen auch die Ampelregelungen und die Länder, die in verschiedenen Farben eingefärbt sind, wo man dann hinreisen darf oder nicht. Also das ist natürlich, das Unbehagen ist da und der Subtext dieses Trailers bietet sehr viele Angebote, wie man das interpretieren kann. auch in dieser ungewissen Zeit, die wir jetzt durch die Pandemie auch erleben, bietet das Festival jetzt zwar keine Pandemie-Filme per se, aber immer wieder Auseinandersetzungen mit gesellschaftspolitischen Themen und Zerrüttungen und Disruptionen, die unsere Gesellschaft auch sozusagen bewegen und mit der wir uns auseinandersetzen müssen. sozusagen bewegen und mit der wir uns auseinandersetzen müssen. Einer der Eröffnungsfilme zum Auftakt am 1. Juni widmet sich dem Ibiza-Video. Das ist eine Dokumentation über die Vorgehensweise auch dieser beiden mittlerweile berühmt gewordenen Redakteure der Süddeutschen Zeitung, wie sie sozusagen an dieses Video herangegangen sind, wie sie es dann letztendlich auch publik gemacht haben. Das Ibiza-Video oder die große Aufregung liegt mittlerweile auch schon wieder zwei Jahre zurück. Inwieweit ist das für Sie heute doch noch so relevant, dass Sie es zum Eröffnungsfilm ausgewählt haben? Oder glauben Sie, dass das Thema Ibiza und das Straucheln von Heinz-Christian Strache und der FPÖ sozusagen ein Evergreen ist, den man auch in drei bis fünf Jahren noch immer weitgehend ausbeuten kann? Vielleicht nur zur Erklärung, es ist kein Eröffnungsfilm, sondern ein Highlight während des Festivals, der eben sehr aktuell ist. sehr aktuell ist. Es ist ein klassischer Arbeitsweltenfilm. Es geht um Investigativjournalismus, wie funktioniert das sozusagen mal hinter die Kulissen zu schauen, wie arbeiten Journalisten und Journalistinnen, wie langwierig sind solche sozusagen Recherchen und wie lange hat es auch gedauert, dieses Video dann auch öffentlich zu machen, also es wurde Faktencheck und ist das jetzt eine Quelle, die auch glaubwürdig ist und so weiter und so weiter. Das sieht man in dem Film sehr gut. Es geht nicht nur um das Ibiza-Video, sondern es geht auch um die Ermordung von Journalisten und Journalistinnen in Europa. Wie gefährlich Journalismus heute auch zum Teil auch in Europa sein kann und darüber hinaus. Also es ist ein Thema, das sehr breit ist, aber mitten in diese Dreharbeiten kam eben dann auch diese Zuspielung von diesem Video und hat dann die Arbeit dieser Redaktion auch sehr stark beschäftigt. Und das finde ich ein sehr wichtiges Thema. Aber ich glaube natürlich, es ist ein klassischer Anlassfall, Aber ich glaube natürlich, es ist ein klassischer Anlassfall, wie leicht auch in Österreich Politik zur Farce einerseits wird und wie schnell Machtaneignung auch in Machtpositionen passieren kann. Also ich glaube, das ist kein österreichisches Phänomen, das ist sozusagen, dass alle Länder dieser Welt sind damit befasst. Aber es ist natürlich, es war eine Bombe, die da geplatzt ist und es ist irgendwie wirklich spannend zu sehen, wie in den Redaktionen mit solchen Zuspielungen von Informationen auch gearbeitet wird. Ich denke, es würde jetzt doch sehr wohl den Rahmen unserer Sendung heute hier sprengen, sozusagen über die Funktion von Film und Filmschaffen zu debattieren, aber dennoch, wenn man so eine Funktion mal näher in das Blickfeld rückt, nämlich auch tatsächlich auch das Zeitgeschehen in einer gewissen Form kritisch, reflexiv wiederzuspiegeln, dann poppt bei mir aus aktuellem Anlass gleich mal auch die Frage auf, weil wir alle hier in Österreich stehen ja in diesen Tagen ganz massiv unter dem Schock dieser vielen Femizide, dieser tödlichen Gewaltakte gegen Frauen hierzulande. Seit Jahresbeginn sind das immerhin elf. Ich habe jetzt verglichen, die Zahlen in Deutschland sind seit Jahresbeginn 59, in Frankreich sind es 39. Also das ist eine unglaubliche Entwicklung. Wenn der Film für sich auch beansprucht, eine gewisse Wirkmacht zu erzielen, was kann der Film in einer derart schwierigen Situation, wo so viele auch nicht nur tatenlos sind, sondern auch tatsächlich ratlos sind, was kann der Film da überhaupt leisten? auf Themen, die passieren. Aber grundsätzlich, glaube ich, ist Film natürlich auch ein Aufklärungsinstrument. Er soll halt nicht didaktisch sein. Es ist immer die Frage, von welchen Filmen sprechen wir. Sprechen wir von Dokumentarfilmen, von Spielfilmen? Ich glaube, Themen, die jetzt sehr edukativ wirken, die funktionieren jetzt im klassischen Unterhaltungskino natürlich nicht. Aber die Subtexte, die eingewebt sind und gesellschaftspolitische Phänomene, die eingebaut werden und auch Empowerment, aber auch Männerbilder und Frauenbilder, die transportiert werden, ich glaube, das ist ganz wichtig und nicht umsonst ist das Thema Repräsentanz und auch sozusagen Geschlechtergerechtigkeit, Diversität im Film auch ein sehr starkes Thema seit vielen Jahren. Und ich glaube, es ist ganz wichtig, sozusagen auch in den Bildungseinrichtungen, nämlich schon im Kindergarten, in den Schulen, auch in den Familien, auch Rollenbilder von Männern und Frauen auch sehr stark zu diskutieren und hier nicht patriarchale oder auch matschoide Tendenzen zu befördern. Und ich glaube, da sind wir als Gesellschaft insgesamt gefordert. Und der Film kann halt einen Teil dazu leisten, dass er auch sozusagen in den Inhalten, die er transportiert, jetzt eben nicht antifeministisch, diskriminierend und frauenfeindlich agiert, antifeministisch, diskriminierend und frauenfeindlich agiert, sondern hier auch sozusagen vorbildhaft agiert. Ich hatte die Ehre, in den Jahren 2019, 2020 in Wien an der Angewandten eine Diplomarbeit zu betreuen, einer Studierenden, die aus Oberösterreich ist, Theresa Reisinger, ihr Name sei hier gerne erwähnt, die hat eine spannende Arbeit geschrieben zum Thema Abwesenheit von aktiven Frauenrollen in österreichischen Filmen. Sie hat österreichische Filme, sehr populäre Filme im Zeitraum von 2000 bis 2010 herangezogen und näher untersucht und hat bewusst fünf männliche Regisseure und deren Arbeiten gewählt und fünf weibliche Regisseurinnen und deren Arbeiten und hat die verglichen, ob dann gerade auch in der Frage des Frauenbilds und der Rollenverständnisse hier Veränderungen zu erkennen sind. Und ja, die Veränderungen sind zu erkennen, aber dennoch ist da noch sehr, sehr viel Luft nach oben. Vor allem das, was sie auch als Methodik herangezogen hat, das können wir ja alle, wenn wir noch vor den Fernsehschirmen sitzen, anwenden, dieser sogenannte Bechtol-Wallace-Test, der nichts anderes besagt, ist jetzt keine tiefgründig wissenschaftliche Vorgehensweise, aber sozusagen zu überprüfen, gibt es mindestens zwei Frauenrollen im Film? Unterhalten sich diese zwei Frauen auch tatsächlich miteinander und haben sie auch ein anderes Thema, als nur um gemeinsam über einen Mann zu sprechen? Das ist der ominöse Bechtel-Wallace-Test. Da ist tatsächlich noch sehr viel Luft nach oben. Sie werden den Film von Wien übernehmen, an maßgeblicher Verantwortung. Was sind denn Ihre Fragestellungen, um tatsächlich auch im österreichischen Film schaffen, hier noch weiter vorzugehen, tatsächlich auch dafür zu sorgen, dass hier quasi von Stereotypen immer mehr auch abgerückt werden kann? Also grundsätzlich vielleicht der Film von Wien, der ist ja so strukturiert, dass es eine Auswahlkommission, also eine Projektkommission gibt. Das heißt, ich entscheide ja dann, und das ist ja jetzt auch schon so, die derzeitige Leiterin Gerlinde Seitner, davon war immer sozusagen auch mit einer Kommission besetzt, die die Projekte beurteilt. Und man muss natürlich auch vorausschicken, dass nicht wir die Filme schreiben, produzieren, sondern man immer nur das beurteilen kann, was eingereicht wird. Tatsache ist natürlich, dass man als Förderinstitution Anreize schaffen kann. Die werden auch durch Richtlinien dargestellt und dass natürlich auch immer wieder gesellschaftspolitische Entwicklungen, ob das jetzt Green Filming ist, also auch mehr ökologische Bewusstmachung beim Filmen, beziehungsweise auch gendergerechtes Budgeting und so weiter, das ist jetzt ja auch beim Österreichischen Filminstitut als neue Richtlinie durchgegangen, dass hier auch die Geldvergabe sozusagen auf Basis der Teams, wie sie bestückt sind, als Punktesystem auch berücksichtigt werden. Also da werden sehr viele Anreize geschaffen mit Maßnahmen, um auch neue Türen zu öffnen. Und ich glaube, Stoffe, die entwickelt werden, das hängt natürlich von den Filmschaffenden selbst ab, aber es ist auch hier wieder ein gesamtgesellschaftliches Phänomen. Die Themen Gendergerechtigkeit, Diversität, Inklusion und so weiter und so weiter, das findet auch immer mehr Abbild in den Filmen, die entwickelt werden. Aber ich glaube, man muss auch aufpassen, dass man nicht zu didaktisch wird und es muss sozusagen auch künstlerisch sehr breit etwas möglich sein. Nichtsdestotrotz glaube ich, und eine Gesellschaft entwickelt sich weiter und so werden sich auch die Stoffe im Film weiterentwickeln. Sie sind ja auch bekannt, aufgrund Ihrer Konsequenz, auch was feministische Positionierungen betrifft. Ich habe anlässlich des heutigen Gesprächs, habe ich mir die der Kulturgeschichte auch der feministischen Filmtheorien kurz Einblick genommen. Das ist ja hochinteressant. Die feministische Filmtheorie geht ja in die 70er Jahre, 80er Jahre zurück. Natürlich aus den USA, sehr stark unter dem Eindruck des unglaublich wirkmächtigen, sehr patriarchalen Hollywoodfilms, wo man ja schon sehr früh erkannt hat, dass hier auch Identifikationen geschaffen werden, die quasi ja doch sehr erdrückend wirken und sehr einengend wirken und Frauen dann irgendwie schon auch dazu übergegangen sind, so Befreiungsüberlegungen anzustellen. Und damals stand die feministische Filmwissenschaft auf dem Standpunkt, dass man eine distanzierende Haltung einnehmen muss. Man muss den Film sehen, sich dann sozusagen aus dem Film, aus der Rezeption herausnehmen und dann quasi objektiv beurteilen, aus der Distanz heraus, dass man dann zu einem kritischen, feministischen Urteil findet. Das ist mittlerweile ganz anders. Ich habe da auch nachgelesen, dass eher rezentere Filmwissenschaftlerinnen, feministische Filmwissenschaftlerinnen die Meinung vertreten sind, na ja, sehr wohl auch einen lustvollen Zugang zu finden, dass sich eigentlich der Feminismus jetzt gar nicht so sehr aus der distanzierten Analyse definiert, sondern eher auch aus einem ästhetisch orientierten Hinsehen. Wo stehen denn Sie da in dieser Frage? Wo positionieren Sie sich selbst als Feministin? Ich habe ja in den 80ern, Ende der 80er, eine Diplomarbeit geschrieben, Dunkle Lust, Schaulust, Frauen im Männerkino, aufgezeigt anhand der Nachkriegsfilme im deutschbild wieder sozusagen aus der Mottenkiste herausgezaubert und die Frauen wieder zurück an den Herd gesetzt und natürlich auch immer das Love Interest und die Unterordnung sozusagen sehr stark propagiert. Das hat sich ja wirklich glücklicherweise sehr stark geändert und ich glaube, das ist natürlich auch geschuldet, dass es dann in den 80er Jahren ein Filmfördergesetz gab, wo man dann auch sozusagen den künstlerischen Film wieder mehr in den Vordergrund gerückt hat und wo es auch sozusagen aus österreichischer Perspektive viele Frauen gab, die dann vorgerückt sind, aber nichtsdestotrotz haben wir natürlich noch immer weniger Regisseurinnen als Regisseure. Also ich finde, jetzt nochmal zurück auf diese Frage, also dunkle Lust, Schaulust, ich finde, Kino soll auch Lust machen. Und ich glaube, jede Frau, jeder Mann ist bei der Rezeption natürlich gefordert, sich das rauszuholen und auch zu reflektieren, was er sieht. Ich finde sozusagen zu viel akademischer Überbau, wenn man jetzt ins Kino geht, ist vielleicht zu viel Ballast, den man dann mitnimmt. Aber in der wissenschaftlichen Arbeit ist es natürlich total wichtig, dass man sich dann auf unterschiedlichen Ebenen den Themen aneignet. Und die feministische Filmtheorie ist ja mittlerweile total etabliert, also die hat ja auch lange gekämpft, um hier mal auch Fuß zu fassen. Oder auch Gender Studies und alles, was sozusagen jetzt auf Universitäten auch möglich ist. Das ist ja nicht schon immer möglich gewesen. Aber ich finde schon, also wenn man dann ins Kino geht, muss man nicht wirklich immer sozusagen mit dem Lehrbuch gehen, sondern kann sich dann auch durchaus auch einmal politisch unkorrekten Themen hingeben und das auch, wenn es jetzt sozusagen nicht zu massiv ist, auch hingeben. Und man hat ja immer trotzdem eine kritische Distanz. Das führt mich gleich zu einem weiteren Thema, das ja überhaupt jetzt schon seit Jahren im politischen Diskurs für unglaublich viel Aufregung sorgt. Die Rede ist von der sogenannten Identitätspolitik oder Identitätsdiskursen, einem spannenden Trend auch in der politischen Debatte, dass gerade auch Menschengruppen, die quasi sich nicht konventionellen Zuschreibungen unterordnen wollen, eben auch zusammenschließen, politisch organisieren und damit eine Vielheit auch von gesellschaftlichen Teilen schaffen, sorgen damit auch für große Unruhe sowohl bei Rechten wie auch bei Linken, die da die Welt untergehen, sehen. Aber gerade auch jetzt im Zusammenhang mit dieser Bewegung, die ja an Raum gewinnt, wenn ich da jetzt blicke auf die LGBTIQ-Debatte, inwieweit hat der Film oder auch das Kino diesen Bestrebungen der Identitätspolitiken einen Raum, um nicht zu sagen auch Freiraum schaffen können? Ich glaube, das war ganz wichtig, dass auch durch den Film LGBTIQ-Bewegungen in den Mainstream angelangt sind. Man braucht jetzt nur das Line-Up von Netflix anschauen, da gibt es unglaublich viele Angebote oder Serien wie Orange is the New Black oder Pose oder was auch immer. Also es gibt sehr viele Filme, die Diversität und auch identitätspolitische Themen aufgreifen. Aber es geht jetzt nicht nur um Gender, es geht natürlich auch um eine Serie wie Rami, wo es um muslimische Familien in Amerika geht und auch womit zu Vorurteilen aufgeräumt wird, wie man sozusagen, dass man sich trotzdem auch in einer Gesellschaft integrieren kann und auch mit diesen unterschiedlichen Identitäten auch jetzt nicht in so eine Klischee-Kiste reinfällt. Ich glaube, das finde ich sehr spannend, dass gerade am Serienmarkt und sehr stark auf Diversität und identitätspolitische Themen eingegangen wird. Identitätspolitik, geht es jetzt sozusagen um meine eigene persönliche Identität, wo sehe ich mich? Oder geht es um eine geopolitische Identität, also ethnische Fragen, die ja dann schnell auch sozusagen zu Kriegerischen Konflikten sein können. Es ist immer die Frage, ist sozusagen Identitätspolitik jetzt in Weißrussland, Ukraine, wo man sich gegen ein Unrechtsregime zur Wehr setzt, und aber mit nationalistischen Parolen auch natürlich agiert. Also es sind so viele Grauzonen und das ist so eine Gratwanderung, wie man Themen aufgreift. Aber ich finde ganz toll, dass LGBTIQ wirklich im Mainstream angekommen ist. Auf der anderen Seite merkt man wieder in Ungarn, Polen, wo das sozusagen total politisch unterdrückt wird, wo auch Gender Studies sozusagen total kritisiert werden, wo gleichgeschlechtliche Ehen sozusagen nicht möglich sind usw. Europa hat so viele unterschiedliche Problemfelder und deswegen kann man das nicht so global beantworten und auch weltweit nicht global beantworten. Deswegen ist hier der Film sicher ein Role Model und ob das jetzt Serien sind, und ich möchte jetzt auch nicht nur amerikanische Serien zitieren, diese Serien werden ja auch in Europa produziert und man merkt auch, dass in den Fernsehstationen hier viel mehr Bedacht darauf gelegt wird, auch Repräsentanz unterschiedlicher Gruppen vor und hinter der Kamera zu haben. Es gibt Gleichberechtigte und auch Beauftragte in großen Fernsehanstalten, also da bewegt sich einiges im Moment. Sehr persönliche Frage, wie viele Stunden am Tag müssen Sie eigentlich Filme schauen, um der Festivalleitung gerecht zu werden? Tagsüber gar nicht so viel, das passiert eher abends und am Wochenende und da gibt es jetzt wirklich, es gibt glaube ich kaum Tage, wo ich jetzt keinen Film sehe. Ich bin sehr breit aufgestellt, mich interessiert sehr viel, aber natürlich für die Vorauswahl des Festivals ist gerade in den Moment ein bisschen schwierig, passiert alles online. Also man verbringt sehr viel Zeit vor einem Screen, also vor einem Fernsehschirm, um die Filme zu sichten, aber es macht nach wie vor Spaß und es sind immer wieder Überraschungspakete, die man öffnet, die sozusagen toll sein können, die enttäuschend sein können und das ist wirklich ein großer Teil meiner Arbeit, aber nicht tagsüber während der Arbeitszeit, weil es sind eher die organisatorischen, strukturellen Dinge zu erledigen, als jetzt Filme zu schauen. Jetzt ist es unbestritten so, Frau Tollhofer, dass die Corona-Pandemie, die globale Pandemie, die wir jetzt auch schon seit mehr als einem Jahr sehr unmittelbar in Österreich erleben, dass die uns natürlich in einem sehr umfangreichen Ausnahmezustand manövriert hat. Viele Entbehrungen, das Aufgeben von Grundrechten, Freiheiten, natürlich auch sehr, sehr viel damit verbundene soziale, ökonomische, aber auch gesundheitliche Konsequenzen. Dieser Ausnahmezustand hat natürlich auch dazu geführt, dass dieser Kulturbetrieb, so wie wir ihn in seinen Konventionen kennen, einmal ordentlich auf den Angeln gehoben wurde und der dann natürlich auch ebenfalls in die große Krise geraten ist. Aber ich möchte heute keinen Raum hier schaffen, um sozusagen die vielen Probleme des Kulturbetriebs jetzt nochmal aufzuwühlen, sondern eher den Blick darauf zu richten, ob diese Krise nicht auch oder eigentlich der Ausnahmezustand an sich, den man ja auch als Metapher nehmen kann, eigentlich sehr, sehr viel an Impulsen geboten hat. Gerade auch für das Filmschaffen, aber natürlich auch für den Kulturbetrieb, ist es nicht so, dass eine der ganz zentralen Lehren eigentlich daraus ist, dass man diesen Kulturbetrieb, der immer nur so publikumsorientiert ist, der immer nur so konsumorientiert ist, eigentlich völlig radikal neu zu denken ist, so auch in Richtung neue Formen von Partizipation, Konfrontation, einfach sozusagen, dass man diese Grundlagen radikal erneuert. Ja gut, die neuen Formen der Partizipation sind im Moment leider sehr schwierig, weil alles ja noch sehr restriktiv ist. Grundsätzlich ist eine Krise natürlich, so schlimm sie auch ist, macht sehr viele Dinge deutlich. Entwicklungen, die sozusagen schon im Raum standen, sind viel schneller passiert. Also vielleicht beginne ich mal sozusagen im Filmbereich. Die Digitalisierung ist ja auch sozusagen schon im Vorfeld sehr stark vorangeschritten. Und dadurch, dass jetzt ein physischer Filmbesuch ja kaum möglich war, hat sich sehr viel sozusagen ins Netz verlagert. Die Plattformen haben unglaublich viele neue Mitglieder werben können. Also die sind natürlich die großen Gewinner. Es haben sich sehr viele Filme quasi angestaut, die nicht verwertet werden können, die nicht gesehen werden können, die noch auf einen Kinostart warten. Auf der einen Seite. Auf der anderen Seite waren natürlich auch die Drehbedingungen sehr schwierig. Vergleicht das immer so ein bisschen mit diesem Schiff, das sich da im Suezkanal quergelegt hat und jetzt ist sozusagen auf der Produktionsseite von den Filmen, die fertig sind, die warten jetzt sozusagen das Publikum entlang des Kanals zu erreichen. Und auf dem anderen Ende ist es einfach so, dass die Dinge einfach jetzt viel schneller passieren. Also die Verwertungsfenster werden sich sicher verkürzen. Also sprich, Filme, gerade die großen Major-Produktionen, gehen dann sofort ins Netz oder starten gleichzeitig im Kino und im Netz. Also da gibt es jetzt sehr viele rasante Entwicklungen. Und jetzt, um nochmal diesen Faden aufzunehmen, was Partizipation betrifft, also beim Festival war uns das immer wichtig, auch so mit den Jugendlichen, haben wir ja diese JAS-Jugendschiene, wo es auch Workshops und Face-to-Face Formate gab, wo sie auch Filshops und Face-to-Face-Formate gab, wo sie auch Filme produziert haben, die dann am Ende präsentiert werden, wo die Young Programmers Filme aus- Ich glaube, es ist ganz wichtig, immer wieder auch das Publikum und auch eine junge Generation einzuladen, sich für das Medienfilm und für kritische Auseinandersetzungen mit Filmen zu beschäftigen, auch zu spüren, was es bedeutet, einen Film zu produzieren, was dahinter steckt. Auch vielleicht Arbeitsfelder im Film und auch Beschäftigungsfelder zu entdecken, die vielleicht für junge Menschen interessant sind. Da mal ein bisschen mehr hinter die Kulissen zu schauen. Also Partizipation ist wichtig und ich glaube, jetzt ist natürlich für die Kinos, wenn sie wieder aufsperren, Jetzt ist natürlich für die Kinos, wenn sie wieder aufsperren, die sind jetzt sehr gefordert, ihr Publikum wieder einzuladen. A, sozusagen auch die Angst zu nehmen, wieder ins Kino zu kommen und B, sozusagen die jetzt über eineinhalb Jahren erworbenen Rezeptionsverhaltensweisen, nämlich lieber zu Hause am Sofa sich einen Film nach dem anderen reinzuziehen und wieder sozusagen auf das kollektive Filmschauen einzuladen. sondern auch rund um den Film auch Angebote zu schaffen, ob das jetzt darin besteht, dass man die Regisseure, Regisseurinnen zu Gesprächen einlädt, aber auch bestimmte Zielgruppenarbeit macht. Und natürlich glaube ich auch, dass Festivals immer größere Bedeutung gewinnen werden, weil sie oft die einzigen physischen Verwertungsfenster von Filmen sind, weil sehr viele Filme einfach gar nicht mehr ins Kino kommen. Und durch die Verdichtung und auch durch die diskursiven Angebote und durch die kuratorische Arbeit hier auch noch intensivere Auseinandersetzung mit Filmen möglich ist. Österreich ist ein kleines Land. Der Filmmarkt ist zugegeben ein sehr kleiner im internationalen Vergleich. Der Filmmarkt ist zugegeben ein sehr kleiner im internationalen Vergleich. Wir haben hier auch die Besonderheit, dass der österreichische Film, übrigens auch was immer das ist, das können wir auch gerne noch klären, dass der eigentlich kaum ohne öffentliche Zuwendung existieren kann. Das ist auch ein Novum oder eine Einzigartigkeit, ein Unikum hierzulande. Aber ich möchte darauf hin, wir verstehen uns ja schon auch als ein Teil dieser Weltgemeinschaft. Wo steht denn der österreichische Film international? Wo findet ihr Anschluss? Wo kann er auch mit anderen sozusagen wechselwirkend in Erscheinung treten? Also wir wissen alle, wir haben sehr renommierte Regisseurinnen und Regisseuren in Österreich, die international auf den großen A-Festivals in Cannes, Venedig, Berlin und so weiter wirklich auch Erfolge feiern konnten, international verkauft wurden. Und es ist ja immer sozusagen die Diskussion in Österreich, auch Publikumsfilm versus künstlerischer Film. Eine Komödie, die sozusagen in Österreich viele Besucherinnen erzielt, hat in Summe vielleicht weniger Publikum als ein Film, der weltweit verkauft wurde, auf vielen international angesehen. Wir sind ein sehr kleines Filmland, wir sind ein sehr kleiner Filmmarkt, sehr stark auch an Deutschland und auch an die deutschsprachige Schweiz angeknüpft, auch wegen der Sprache, um hier nicht synchronisieren zu müssen. Und das Tolle an Österreich ist, dass wir vom experimentellen Film bis zum dokumentarischen Animationsfilm bis hin sozusagen zu den großen Dokumentarfilmen und Spielfilmen und Regisseuren wie Jessica Hausner, Ulrich Seidel, Haneke, wir wissen, es gab auch schon Oscar-Gewinner. Also es ist ja nicht so, dass wir nichts vorzuweisen hätten in Österreich. Ich glaube, das Wichtige ist auch das Ansehen des österreichischen Films auch beim Publikum immer wieder sozusagen anzukurbeln und auch zu vermitteln, dass Filme, die hier gemacht werden, wirklich auch sehenswert sind und dass das gilt auch bestand zu haben neben den klassischen blockbustern die sozusagen jetzt hier kasse machen auch sich für die nationale cinematografie zu interessieren ein film auch in finanzieller hinsicht lässt sich ja nur realisieren durch eine breite auch finanzielle trägerschaft können sie noch mal kurz darstellen, wer hier die Big Player auch sind in Österreich? Ich will dann auch konkret auf die Rolle des ORF noch zu sprechen kommen, der ja hier eigentlich eine maßgebliche Verantwortung übernehmen sollte. Aber können Sie es mal kurz darstellen und wo sehen Sie eigentlich noch Luft nach oben? Wo kann noch mehr passieren, dass man da auch tatsächlich den österreichischen Film auch weiterhin entsprechend fördern und unterstützen kann? Ich glaube, es ist ganz wichtig, dass der österreichische Film gefördert wird. Das passiert auch europaweit. Also es gibt ja auch europäische Fördereinrichtungen, Creative Europe Media fördert Film, Eurymage fördert auch österreichische Filme, wenn es Co-Produktionen sind. Also es gibt auch außerösterreichische Förderinstitutionen, die hier mitwirken. In Österreich ist sozusagen die größte finanziell stärkste Einrichtung das Österreichische Filminstitut. Dann die regionalen Fördereinrichtungen, also wie der Wiener Filmfonds, der Filmfonds Wien, Aber dann die regionalen Fördereinrichtungen, also wie der Wiener Filmfonds, der Filmfonds Wien, aber auch in Oberösterreich, in Tirol, in der Steiermark in Niederösterreich gibt es Fördertöpfe. Die sind zumeist dann sozusagen auch an Effekte gebunden, sprich man muss vor Ort das Geld ausgeben oder vor Ort auch drehen, also um auch die regionale Filmindustrie und die Branche sozusagen auch anzukurbeln, also auch eine quasi Strukturförderung im zweiten Schritt beinhaltet. Und natürlich, ganz wichtig ist natürlich auch der ORF mit dem Film-Fernseh-Abkommen, aber auch mit den Eigenproduktionen, die natürlich dann auch die österreichische Branche beschäftigt. Das ist immer die Frage, redet man jetzt von der Branche, die in Arbeit stehen sollen und beschäftigt werden soll oder reden wir jetzt sozusagen von künstlerischen Filmen, die auch beim Bundeskanzleramt, also jetzt nicht mehr Bundeskanzleramt, sondern die kleine Filmförderung beim Bund, die sozusagen jetzt eher den experimentellen, innovativen Film fördert, Kurzfilme und so weiter. Also es gibt ja sehr viele Töpfe, die hier angezerft werden. Es gibt auch natürlich dann die Steuerbegünstigungen und so weiter. Also es ist ein Dschungel auch auf eine gewisse Art und Weise. Und man ist wirklich, glaube ich, als Produktionsfirma sehr gefordert, hier alle Richtlinien und alle Töpfe dementsprechend ausgeklügelt auszuschöpfen. Aber ich denke, so wie im Theaterbereich oder im Konzertbereich oder im Musikbereich, es ist eine künstlerische Förderung und auch in anderen Kunstsparten, die werden auch öffentlich gefördert. Also ich denke, ein Land wie Österreich, ein Kontinent wie Europa, muss sich eine lebendige Filmkultur auch leisten können und auch finanzieren. Und wir wollen jetzt ja nicht das amerikanische Studiosystem, das funktioniert in Europa auch in dem Maße nicht, weil Europa vielsprachig ist, weil es territorial unterschiedliche Traditionen pflegt, weil die Strukturen auch anders ausschauen und natürlich auch jetzt sozusagen von der Filmhistorie her gesehen sich auch ganz anders entwickelt hat bleiben wir noch bei der kulturpolitik wobei ich ja immer geneigt bin über kulturpolitik sprechen heißt kulturpolitik in zeiten ihrer in existenz denn tatsächlich dass wir da von vielen beklagt beobachten wir ja noch regelrecht nur noch Bestandsverwaltung sozusagen. Aber es gibt ja nach wie vor in Österreich zwei so Denkrichtungen oder zwei Traditionen auch der Kulturpolitik. Die Konservative, die halt doch auch sehr stark auf Tradition braucht, um uns Repräsentation setzt, darum auch dieses starke Fokus auch auf das sogenannte Kulturerbe, dann der eher sozialdemokratische Zugang, der ja dann auch sehr stark in den 70er Jahren dazu übergegangen ist, Kunst und Kultur für alle zugänglich zu machen, gegebenenfalls auch mit Gratiseintritten, um tatsächlich viele Menschen dafür zu gewinnen. Was auf der Strecke bleibt und das ist wirklich zu beklagen oder auch massiv zu kritisieren ist, dass es ja eigentlich keine starke Rückkopplung mehr gibt, auch zu gesellschaftlichen Erfordernissen. Also ich erinnere daran, dass etwa Ursula Basterk noch in den 90er Jahren als SPÖ-Kulturstaaträtin in Wien gesagt hat, Kulturpolitik ist Ideologiepolitik, es ist Gesellschaftspolitik. Solche Töne hören wir mittlerweile schon ganz und gar nicht mehr. Aber wo würden denn Sie auch die Notwendigkeiten sehen, wenn wir jetzt davon ausgehen, wir hätten die Möglichkeit, Kulturpolitik zu repolitisieren, anhand welcher gesellschaftlichen Paradigmen müsste sich denn Kulturpolitik neu erfinden? Ich habe eher das Gefühl, Kulturpolitik wird von den sozusagen kulturpolitischen Playern, nämlich auch den Veranstalterinnen und Veranstalter, den Initiativen, den Interessensvertretungen sozusagen immer angeschoben. Also es kommen sozusagen immer die Impulse aus der Szene und aus den Kulturschaffenden. Kulturschaffende ist ja auch wieder ein Wort, das schon so auch im Verruf geraten ist. Ich sage es jetzt trotzdem nochmal, und wir strahlen sozusagen oder wir funken an die Politik und versuchen dann unsereischen Bereich findet mehr bei den Menschen statt, die Kultur machen oder die Kunst umsetzen, als jetzt in der Kulturpolitik selbst. Auf der anderen Seite habe ich das Gefühl, es hat sich natürlich speziell in den 80er, 90er Jahren, da ist wahnsinnig viel passiert, es sind viele Initiativen entstanden, 90er Jahren ist wahnsinnig viel passiert. Es sind viele Initiativen entstanden, die jetzt mittlerweile sozusagen etabliert sind. Und es ist dann so ein bisschen schwierig gewesen als Newcomer oder Newcomerin wieder was Neues, weil eben, sage ich jetzt einmal, sozusagen die Szene schon sehr breit aufgestellt war. Und das habe ich auch immer beklagt, dass es wahnsinnig schwierig ist für eine jüngere Generation mit Ideen, die sie haben, auch umsetzen zu, dass immer auch Töpfe frei sind für den Nachwuchs, für neue Ideen und Projekte. Das ist Kulturpolitik, dass man hier auch schafft. Und dass natürlich auch Diskurse, ob das jetzt ideologische Diskurse oder kulturpolitische Diskurse sind, dass die geführt werden. Jetzt in der Pandemie ist das sowieso in den Hintergrund getreten, weil jetzt einfach, jetzt geht es nur ums Überleben und wieder aus diesem Tief rauszutauchen und wieder sozusagen Luft zu schnappen und auch wieder Energien zu sammeln, um durchzustarten. zu starten, aber ja, ich gebe Ihnen recht, es ist gerade ab den 2000er Jahren da so ein bisschen, das ist einfach eingeschlafen, ja, also auch diese großen Kämpfe oder so, die gab es ja auch nicht mehr, ja, diese großen Auseinandersetzungen, aber vielleicht auch, weil eh alles ganz gut funktioniert, alle sich in ihrer Nische gut eingerichtet haben. Man merkt es ja auch, die Kämpfe finden jetzt woanders statt. Das ist jetzt Fridays for Future oder anderer Aktivismus, der auf der Straße ausgetragen wird. Und das hat sich ein bisschen verlagert, glaube ich auch. Wir haben jetzt gar nicht mehr so viel Zeit auf der Uhr. Ich muss dann schon allmählich an den Schluss und den Finaleinlauf denken. Aber ich habe zuvor aufgeschnappt, Sie haben das so betont, nochmals dieses Bild, das Bedürfnis so vieler Menschen nach dem Kino als ein Bedürfnis nach dem kollektiven Erlebnis. Da komme ich jetzt zu sprechen auf die Zukunft des Films, von mir aus auch auf die Zukunft des Kinos, denn die digitale Entwicklung hat natürlich auch in diesem Bereich sozusagen des Audiovisuellen sehr, sehr viel, sehr grundlegend verändert, beschleunigt und wir erleben daher quasi eine parallele Entwicklung einerseits der digitalen Technologien, die etwa auch für uns im Fernsehen ist das auch sehr relevant, etwa jetzt dieses non-lineare Fernsehen ermöglicht, das Fernsehprogramm ist de facto irrelevant geworden, alles ist verfügbar durch Streaming-Services, wann immer ich es sehen will. Auf der anderen Seite erleben wir gesellschaftlich schon auch noch immer auch Momente der Entsolidarisierung, der Vereinzelung. Wo bleibt denn dann noch dieses kollektive Erlebnis? Oder wird das wieder stärker Renaissance erfahren, weil eben so viele Menschen, und die Pandemie hat das sicherlich auch verstärkt, sehr isoliert leben, sehr zurückgeworfen sind auf sich selbst und ihre Probleme, dass sie eigentlich kaum mehr noch Gehör oder Wahrnehmung bei anderen finden. Ich glaube, eben dieser Wust an Content, den wir sozusagen täglich konsumieren könnten, das ist eine totale Überforderung. Und ich glaube, das Gute ist und das Wichtige ist, dass Festivals, Kinos quasi kuratieren, also für das Publikum Auswahl vornehmen mit einer ganz eigenen Handschrift, das auch sozusagen sehr spezifisch auch für eine bestimmte Haltung stehen. Und ich glaube, das wird die Aufgabe sein, dass auch die Programmkinos, die Kinos, die Festivals sozusagen ein bestimmtes Profil umreißen, das auch dem Publikum sozusagen das Signal gibt, wenn ihr zu uns kommt, wisst ihr, da habt ihr die und die Filme. Und was jetzt sozusagen die Rezeption betrifft, was mir einfach auffällt, dass viele Leute das gar nicht mehr aushalten, sich einen Film, der vielleicht ein bisschen langsamer, ruhiger erzählt ist, 90 Minuten anzuschauen, weil sie das durchzeppen. Und ich glaube, das muss man wieder lernen, dieses Konzentrierte, sich auch auf etwas einlassen, eintauchen. Und das geht nur in einem dunklen Raum. Und was das Kollektive betrifft, es geht nicht nur um das gemeinsame Schauen, es geht um das Davor-Das-Danach, die Möglichkeit, man sitzt vielleicht mit Verbündeten in einem Raumisch sein oder über Gott und die Welt sprechen. Also ich finde, das Kino schafft einen Begegnungsort. Da geht es nicht nur darum, dass man Filme schaut, sondern dass man die Möglichkeit hat, andere Menschen zu treffen, niederschwellig. Das ist auch sozusagen ein wichtiger Aspekt dabei, dass ich mich jetzt nicht rausputzen und kann jetzt einfach mit dem Trainingsanzug schnell mal ins Kino gehen, wenn ich möchte. Abschließend kommen wir nochmal zurück auf das Festival in diesem Jahr von 1. bis 6. Juni hier in Linz. Im Augenblick befinden wir uns in einer Situation, wo wir doch weitreichenden Lockerungen entgegensehen können. Aber wie darf man sich das jetzt konkret vorstellen? Nochmals zurück zum kollektiven Erlebnis. Sitze ich dann im Kinosaal, alles sozusagen um mich abgeriegelt, zwei Meter Abstände, alle mit der Maske, doch auch wieder sehr anonymisiert. Wie wird das ablaufen, um den Covid-Präventionsanforderungen zu entsprechen und worauf ich auch noch hinweisen möchte ist, auch da wird es natürlich spannend, weil viele erleben ja quasi das Festival auch dann sehr lustvoll, wenn dann im Anschluss an die Filme immer wieder gemeinsame Veranstaltungen sind, DJing oder was auch immer, so ein Come-Togethers, was wird da überhaupt möglich sein? Ja, Stand heute, was wir heute wissen, werden wir folgende Präventionsrichtlinien befolgen. Das heißt Schachbrett, also jeder zweite Sitzplatz bleibt frei, FFP2-Maske, Abstand natürlich, Weihmaske, Abstand natürlich, Zutrittsschleuse, sprich getestet, geimpft, immun. Also man braucht irgendeine Bestätigung, dass man sozusagen eintreten darf ins Kino. Es wird personalisierte Tickets geben. Also wir haben auch sehr stark in ein Online-Ticketing jetzt Men- und Womanpower hinein investiert. Das heißt, das Ticketing findet zum großen Teil online statt, also man kann sich online die Tickets schon kaufen. Es wird aber auch eine Outdoor-Ticket-Container geben, wo man sich Outdoor- und auch Last-Minute-Tickets besorgen kann, aber es müssen die Menschen registriert sein. Also wir müssen wissen, wer wann in welchem Kinosaal sitzt, dass wir dann, dass dann unser Corona-Beauftragter ganz schnell sozusagen die Nachverfolgung auch weiter vermitteln kann. Also es müssen alle Auflagen erfüllt werden. Was jetzt sozusagen das soziale Momentum betrifft, ja, es ist ja bekannt niederschwellig, unkompliziert, alles geht last minute. Das Publikum ist heuer wirklich sehr gefordert mitzumachen, hier auch wirklich die nötige Disziplin, das ist so ein blödes Wort, aber das braucht man glaube ich dieses Jahr. so ein blödes Wort, aber das braucht man, glaube ich, dieses Jahr. Und ich hoffe, dass sich da alle auch dran halten werden und mit uns gemeinsam das so gut wie möglich sozusagen dann auch über die Bühne bringen können. Aber ich glaube, man wird dann schon auch belohnt. Es werden auch Filmgäste da sein, es wird Gespräche geben im Kinosaal unter diesen schon skizzierten Maßnahmen. Danach wird man halt die Regeln befolgen müssen, die eben gelten. Also Abstand, in Restaurants kann man ja auch nur mit Tests gehen und auf Outdoor mit nötigem Abstand und so weiter, also keine großen Gruppen. Es wird bitter, aber es wird auch ein paar Online-Angebote geben. Es wird Studiotalks eben hier auch bei DorfTV geben. Es wird auch eine Online-Edition geben nach dem Festival vom 6. Juni bis 7. Juli. Werden wir einen Teil des Programms auch wieder über den Kino-VOD-Club anbieten. Also auch als inklusives Angebot für Leute, die vielleicht noch Angst haben, ins Kino zu gehen und lieber sich dann die Filme online anschauen. Also ich hoffe und ich lade alle ein, dieser Qual des Online-Ticketings und diesen Schleusen, bis man dann einmal am Kinositzplatz Platz genommen hat, aber wenn dann das Licht ausgeht und der Trailer läuft und der Film startet, ich glaube, dann sind wir alle glücklich. Ja, dann wünsche ich alles Gute. Wir sind nämlich am Ende der Sendezeit. Damit auch ein großes Dankeschön, dass Sie heute hier waren bei mir zu dieser spannenden Diskussion im Rahmen von Wassermeyer sucht den Notausgang. Ja, ein großes Dankeschön natürlich auch an die Zuseherinnen und Zuseher von DorfTV, die wieder mit Interesse dabei waren. Die nächste Ausgabe im Rahmen der Senderei der Gespräche zu Politik und Kultur in Krisenzeiten gibt es dann schon ganz bald, nämlich am Dienstag, 25. Mai um 16 Uhr. Dann ist die junge Schriftstellerin und Aktivistin Kassia Ntona bei mir zu Gast. Ich würde mich freuen, wenn Sie wieder dabei sind. In diesem Sinne darf ich schließen, wie so oft, mit dem Ersuchen. Bleiben Sie dem Sender Ihres Vertrauens, nämlich DorfTV, auch weiterhin gewogen. In diesem Sinne noch einen schönen Tag und auf Wiedersehen.