Herr Bürgermeister, wir befinden uns in der sogenannten dritten Welle der Corona-Pandemie. Nichtsdestotrotz soll auch in Linz im September dieses Jahres ein neuer Gemeinderat gewählt werden. Wie viel Wahlauseinandersetzung, wie viel Wahlkampf ist denn Ihrer Meinung nach da überhaupt möglich? Ich glaube, dass jetzt schon ersichtlich ist, dass traditionelle Formen von Wahlkämpfen, das heißt Großveranstaltungen auf dem Hauptplatz beispielsweise oder Massenveranstaltungen auch in den Stadtteilen, in Sporthallen, in Versammlungssälen derzeit nicht stattfinden. Wie insgesamt glaube ich derzeit die gesamte Gesellschaft andere Sorgen hat als direkt sich mit Wahlprogrammen auseinanderzusetzen. Aus meiner Sicht wird das erst in der Sommerhälfte passieren, ab August wahrscheinlich. Wenn am 26. September gewählt wird, dann bleibt spätestens von Mitte August noch genug Zeit, um Wahlkampf zu führen. Je nachdem, mit den Methoden, die dann coronamäßig erlaubt sind. Aber jetzt geht es vielmehr darum, eine Arbeitslosigkeit von 11 Prozent zu bekämpfen, zu schauen, wie es weitergeht mit 20.000 Menschen in Kurzarbeit, auch weiterhin Maßnahmen zu treffen, die besonders gefährdete Gruppen in der Gesellschaft Perspektiven geben. die besonders gefährdete Gruppen in der Gesellschaft Perspektiven geben. Das sind Künstler, intellektuelle Musikerinnen, aber auch Teile der Gastronomie, der Eventveranstalter und viele andere mehr. Ich glaube, da steht derzeit, zumindest bei denjenigen, die Regierungsverantwortung haben, viel mehr im Fokus als Wahlkampf bei der Opposition ist das naturgegeben auch anders. Die können ja nicht durch Regierungsmaßnahmen derzeit Beiträge leisten, die müssen ihre Oppositionsrolle wahrnehmen. Jetzt blicken wir schon auf ein Jahr Pandemie-Erfahrung zurück. Wahlen hier in Österreich, aber auch außerhalb, wie etwa gerade Landtagswahlen in Deutschland, haben gezeigt, dass von dieser Ausnahmesituation bei Wahlen vor allem die Regierungsspitzen profitieren. Wie viele Hoffnungen dürfen Sie sich machen? Natürlich will jeder, der kandidiert, für sich selbst bei einer Persönlichkeitswahl, wie die Bürgermeisterdirektwahl das ist, und auch für seine Partei, wie das bei der Gemeinderatswahl ist, das Beste herausholen. Ich glaube, dass derzeit alles noch Spekulation ist. Die Erfahrungen beispielsweise der Wahlen in der Bundesrepublik Deutschland in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz haben diesen Trend eindeutig bestätigt. Ich glaube jedoch auch, dass eine Situation auch für Regierende, denke ich vor allem an den Bund, entstehen kann, wo die Stimmung kippt, nämlich dann, wenn die Bevölkerung überhaupt kein Verständnis mehr für Maßnahmen hat und ich fürchte, dass wir derzeit auf diesem Weg sind, dass nicht schon ein Teil der Bevölkerung verloren gegangen ist, sondern dass inzwischen die wenigsten diesen Zickzack-Kurs, das Drohen mit Sanktionen auf der einen Seite, das Hoffnungserwecken mit Lockerungen, die dann nicht kommen auf der anderen Seite, das ist politisch sehr volatil und ich glaube, das soll am heutigen Tag niemand, die die schlechten Umfragen haben, brauchen nicht depressiv zu werden und die, die möglicherweise gute Umfragen haben, sollen den Tag auch nicht vor dem Abend loben. Wie sehr schmerzt Sie der Verlust von Lorenz Potocznik als politischer Gegner? Es ist sehr bekannt, dass ich Herrn Potocznik von seiner Persönlichkeitsstruktur als sehr destruktiven Menschen erleben musste, der alles und jeden und viele dauernd kritisiert, hat auch sehr persönlich, untergriffig, was nicht nur meine Person betrifft, auch andere Regierungsmitglieder so gesehen ist, dieser Stil, wenn das in Zukunft vor allem von den Neos weniger ist, durchaus angenehm. Dann glaube ich auch, dass die Neos eine Chance haben, dass sie sich so positionieren, wie sie als liberale bürgerliche Partei eigentlich sein wollten. Persönlich wird die Typologie, die Herr Podocznik vertritt, wahrscheinlich immer irgendwo im politischen Spektrum sein. Das muss man auch akzeptieren und aushalten. Und wir werden ja sehen, ob er den Mut hat, mit einer anderen Liste zu kandidieren. Und dann entscheiden die Wählerinnen und Wähler, ob die Typologie eines Herrn Podocznek im Linzer Gemeinderat überhaupt vertreten sein soll und wenn ja, mit welchem Ausmaß. Das habe ich zu akzeptieren. Da geht es nicht um eine persönliche Empfindlichkeit, die bei jedem Menschen da ist, auch bei mir. Abschließend, letzte Frage, mit welchen Kontrahenten möchten Sie am liebsten in die Stichwahl gehen? Ich werde mir das nicht aussuchen können. Wir werden das im Herbst sehen, aber ich glaube, dass im Spektrum der Parteien von ÖVP, FPÖ und Grüne die jeweiligen Spitzenkandidaten wahrscheinlich alle drei sehr gute Chancen haben, dass wir in den nächsten Monaten entscheiden, wer hier in eine allfällige Stichwahl kommt.